Fantasy-Filmfest-Special: Haunter

Wenn man ganz ehrlich ist, sollte man Vincenzo Natali eigentlich als tragisch-klassisches One-Hit-Wonder abtun. 1997 ging Dank Cube ein Raunen durch die Kinowelt. Dann geschah Übliches: Hohe Erwartungen und keine praktische Entsprechung. Cypher war da noch das ambitionierteste Projekt, aber viel zu unausgereift, Splice – Das Genexperiment generisch und ebenfalls nur Durchschnitt, Nothing ein definitiver Tiefpunkt und sein Paris, je t’aime-Beitrag nicht schlecht, aber eben auch nur kurz. Und dann geht’s plötzlich wieder zurück zum Horror – wenn auch ohne Sci-Fi-Elemente und auf völlig anderer Ebene als sein Würfel-Durchbruch, allerdings wieder auf engstem Raum.

Story

Lisa ist ein ganz normales Mädchen in den 80ern. Ihre Familie nervt, ist aber in Ordnung und Musikgeschmack und Kleidung haben die Tendenz zu Dunkel. Außerdem wird sie in einem Tag 16 – und das seit gut einer Woche. Denn derselbe Tag scheint sich wieder und wieder zu wiederholen, was aber nur sie merkt. Im Haus läuft die gleiche Routine immer aufs Neue ab und kann nicht gebrochen werden, und drinnen wogt dicker Nebel mit der Konsistenz von Sahne, der Lisas Handlungsspielraum weiter einschränkt. Als wäre das nicht genug, entdeckt der Teenager immer größere Seltsamkeiten im Haus – und des nachts schleicht etwas Grausiges durch die Flure, während unheimliche Stimmen aus dem Dachboden hallen.
Als Lisa versucht, den Merkwürdigkeiten auf eigene Faust auf den Grund zu gehen, sucht sie ein furchteinflößender Herr heim, der ihr unmissverständlich klarmacht, dass ihr und ihrer Familie schreckliches Leid wiederführe, wenn sie die Dinge nicht sofort auf sich beruhen ließe.
Aber welches 15-jährige Mädchen lässt schon Dinge auf sich beruhen?

Kritik

Man mag es gar nicht glauben, aber Herrn Natali ist doch tatsächlich wieder ein patentes Filmchen gelungen. Kein Überflieger, aber ein solider Genrebeitrag mit großer Freude am Hakenschlagen und bodenständigem Budenzauber.
Anfangs scheint Haunter das Und täglich grüßt das Murmeltier-Rezept um ein paar Haunted House-Zutaten zu bereichern und der aus Little Miss Sunshine bekannten Abigail Breslin ein neues Image verpassen zu wollen. Leider halten sich die Inhaltsangaben dieser Welt nicht zurück und geben unverblümt den ersten großen Twist preis, was das anfängliche Viertel des Filmes ein wenig seines Reizes beraubt. Ganz sicher kann man Haunter attestieren, dass er genau das schafft, was er erreichen will. Es schauert wohlig, man rätselt, wie die Sache wohl aufgelöst wird (und hofft dabei, dass jene Auflösung nicht allzu platt daherkommt) und schaut das ein oder andere Mal vielleicht sogar ein bisschen gespannt aus der Wäsche, weil der Film sich bemüht, stets etwas freaky und unberechenbar zu sein. Auch wenn eigentlich nur altbekannte Spuk-Elemente neu arrangiert werden: Gruselige Kinder, knarrende Dielen und unheilvolle Männer mit grinsender Fratze – Natali scheint in den letzten Jahren recht viel Zeit in diesem Genre verbracht zu haben.
Eine gesonderte Erwähnung verdient Stephen McHattie (Lexx) als ‚Pale Man‘, dessen böse Erscheinung mit starrem Grienen einem tatsächlich Schauer über den Rücken jagt. Aber auch der Rest des Casts glänzt mit überdurchschnittlicher Performance.
Wenn die Katze kurz nach der Mitte dann endgültig aus dem Sack ist, ist der Film aber noch nicht zu Ende, sondern bemüht sich, seine Geschichte schlüssig bis zum Schluss zu erzählen. Und eigentlich ist diese Geschichte natürlich gar nichts Dolles. Was den Film so angenehm spannend und schauderhaft macht, das ist das gute Drehbuch und die Regie, welche viel Fingerspitzengefühl in Gruselszenen beweist und den Alltag umgekehrt sehr beunruhigend darzustellen weiß.

Fazit

Eine schöne Schauermär, die ohne viel Krach und Aufwand eine wohlige Atmosphäre generiert und bis zum Ende gut unterhält. Dass der Plot an sich eine typische B-Movie-Idee ist, macht überhaupt nichts, weil die Sache so geschickt zusammengebaut wurde, dass der Film dort sympathisch wirkt, wo andere des Genres einfältig sind.

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