Robotropolis

Genaugenommen hat Christopher Hatton bisher nur wenig Gutes geschaffen. Filme wie Cyber War, den man nachträglich und ganz ohne Hintergedanken in Avatar umtaufte, entstammen seiner Feder. Auch zwei gar nicht so üble Episoden Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert sind ihm zu verdanken. Eine lobenswerte Treue zur Science-Fiction und wenig Talent, immer eine hervorragende Kombination. Was hat Robotropolis hat neben seinem wunderbaren Namen noch zu bieten?

Nooarrhoo!!!

Story

Die Ölfirma mit dem sympathischen Namen Meganational Industries ist ein ziemlich gewinnträchtiges Unternehmen. Deswegen hat sich der Unternehmenskopf und zweitreichste Mensch der Erde auch eine Insel gekauft und diese still und heimlich zum hochtechnisierten Roboterparadies geformt. Menschen und Androiden leben in Einklang und die metallenen Helfer stehen ihren fleischigen Herren bei jedweder Tätigkeit treu zur Seite.
Erstmalig ist es einem Fernsehteam gestattet, auf dem Eiland zu drehen. Reporterin Christiane Nouveau und ihr Team um den sensationslüsternen Regisseur Edward sind gerade im Begriff, die Idylle zu beweihräuchern, als urplötzlich ein Roboter vor laufender Kamera einen Menschen niederschießt. Was anfangs nach einem Einzelfall aussieht, entwickelt sich rasch zu einer Katastrophe, in der sämtliche Roboter zur Jagd auf ihre Herren blasen.
Während man in der Führungsetage erfolglos versucht, die Gründe für das plötzliche Aufbegehren aufzudecken, fahren die Journalisten unter Lebensgefahr mit ihrer Berichterstattung inmitten des Massakers fort.

Kritik

Schon in den Anfangsminuten wird klar, dass die Welt die Roboterapokalypse verdammt noch mal verdient hat. Die Menschheit der Zukunft besteht nur noch aus skrupellosen Milliardären, lüsternen Kameramännern, profitgierigen Regisseuren und Kameraden, die nach dem unerwarteten Tod ihres Freundes auf dem Fußballfeld aus dem Stehgreif politische Parolen ins Nichts brüllen, anstatt den Verlust zu betrauern. Was alle teilen, ist ein furchtbarer Humor. Dass all diese Leute dazu auch noch schrecklich beschränkt sind, zeigt dem Zuschauer, dem es schwerfallen dürfte, Sympathisanten auszumachen, vor allem eines: Die Spezies Mensch hat ihren Zenit überdeutlich überschritten. Zeit, die Evolution ihr Werk machen zu lassen. Soll Gott die Roboter-Sintflut über uns hereinbrechen lassen, so oder so sind wir verloren.
Was erwarten die Insulaner denn, wenn sie Haushalts- und Verkehrsroboter völlig grundlos serienmäßig mit tödlichen Schusswaffen und Flammenwerfern ausstatten. Wir schreien ja förmlich danach, endlich umgebracht  zu werden. Das sind Signale, die wohl selbst die Maschinen auf heutigem Stand rasch richtig deuten würden, Robotergesetze hin oder her. New City ist kein Ort, wo der Sinn zuhause ist.

Dabei ist die Prämisse und auch ihre Umsetzung jedenfalls im Prinzip gar nicht so blöde. Die ersten 40 Minuten von Robotrapolis sind die im Entstehen begriffene Reportage, etwa die Hälfte der Szenen sind identisch mit der Fernsehübertragung, während in der anderen Hälfte der böse Industriemagnat und die Nachrichtenleute hinter der Kamera zu sehen sind. Sabotiert wird das Konzept von zwei Problemen: Die Schauspieler sind zweit- und drittklassig (vor allem Kameramann Danny, der das Kunstwerk schafft, bereits nach nur einer Szene vollkommen unausstehlich zu sein und darüber hinaus die Mimik einer Mandarine besitzt) und die Dialoge derart planlos, dass die Darsteller mit jedem gesprochenen Wort automatisch noch schlechter dastehen. Gordon Standish als Milliardär (gespielt von Lani John Tupu, bekannt als schmieriger Rächer aus Farscape) bietet noch die beste Performance, ist gegen die geballte Kraft des Drehbuchs aber dennoch machtlos. Immerhin gelingt es ihm, mit höchst sonderbaren Verzweiflungsausbrüchen seiner Figur ein paar traurige Höhepunkte setzen. Immer dann, wenn er sich konvulsivisch aufbäumt und mit zusammengekrümmter Statur seine hemdsärmelige Pranke auf den Tisch sausen lässt, um entgeistert „Nooarrhoo!“ in sein steriles Büro zu brüllen.

Auch von in technischen Disziplinen ist keine übermäßig große Hilfe zu erwarten. Zwar war man sichtlich ambitioniert, viel Abwechslung einzubringen, schießt aber übers Ziel hinaus, wenn manchmal Gesichter, teilweise auch ganze Szenen gezeigt werden, die überhaupt nichts zur Handlung beitragen und dadurch bestenfalls für unfreiwillige Komik sorgen.
Es ist nicht dramatisch, dass Robotropolis abseits von „Roboter laufen Amok“ keine Geschichte zu erzählen hat, aber ein Film ohne Story benötigt nicht so viele Figuren, die alle in unterschiedlichen Räumen nichts anderes machen, als ratlos zu sein und Ratloses zu sagen. Allerdings muss man zugutehalten, dass der Science-Fiction-Film dies mit seinen beschränkten Mitteln recht sachverständig zu vertuschen versucht.

Die Effekte sind schwankend, im Gesamten aber in Ordnung. Man sieht ihnen ihre digitale Natur stets an, wirklich störend ist dies aber nicht. Der dicke Nebel in der Mitte des Filmes, der wohl so etwas wie Rauch darstellen soll, sieht hingegen so künstlich aus, dass jedes Sehvergnügen abhandenkommt, so aufdringlich macht er das Bild milchig. Überhaupt sind die Eindrücke von New Town nach der Katastrophe eher unbeholfener Art.
Die Roboter, auf die es schließlich ankommt, sind ebenso passabel animiert wie der Rest – wie gesagt: Bis auf ausgerechnet den Nebel –, für einen Film über Roboter aber etwas uninspiriert designet. Mit einer merkwürdigen Schwankung von Stärke und Konstitution haben sie darüber hinaus zu kämpfen. Wie sonst lässt sich erklären, dass sie einerseits furchtbar stark sind, sich andererseits aber widerstandslos von einer untersetzten Person mit einem Tischbein zerlegen lassen?

Fazit

Am Anfang noch unterhaltsam, wird Robotropolis mit zunehmender Laufzeit zu einer qualitativen Abwärtsspirale aus idiotischen Dialogen und zahlreichen mittelmäßigen Zutaten. Der Film hat zu viele Figuren für zu wenig Geschichte, endet im Nichts und bietet eine grotesk dämliche Auflösung. Da man bemüht ist, ständig irgendwas passieren  zu lassen – ob schlüssig oder nicht – wird es trotz durchgehend ärgerlicher Figuren aber auch nicht einschläfernd.