Demolition Man

Steven Seagal, Jean-Claude Van Damme und Jackie Chan verabschiedeten sich allesamt von diesem Projekt, fürchteten sie doch um ihren guten Schauspielerruf, da ihnen nach und nach nur die Rolle des Antagonisten angeboten wurde. Schließlich wurden zwei Männer ins Boot geholt, die sich definitiv für nichts zu schade sind. Sylvester Stallone und Wesley Snipes bekriegen sich in dieser futuristischen Actionkomödie, die in gleich mehrfacher Hinsicht ein ziemliches Kuriosum ist.

Story

Detective John Spartan ist ein Mann der Tat, ein kompromissloser Haudrauf, wie er im Buche steht und außerdem erklärter Erzfeind des wahnsinnigen Kriminellen Simon Phoenix. Nach Jahren des Katz-und-Maus-Spielens hat Spartan seinen Widersacher 1996 endlich aus der Reserve gelockt. Doch ein kurzer Moment der Unbedachtheit verursacht den Tod vieler Zivilisten inmitten des großen Showdowns. Bösewicht Phoenix ist zwar gefangen, doch Spartan landet neben ihm auf der Anklagebank, da der tödliche Ausgang des Unterfangens seiner fahrlässigen Vorgehensweise zugeschrieben wird. Wie es 1996 nun mal Brauch ist, werden beide zu einer langen Haftstrafe im Kälteschlaf verdonnert, während derer sie mit mentalen Botschaften berieselt werden, die ihre Resozialisierung fördern sollen.
Im weit entfernten Jahre 2023 wird Phoenix aufgetaut, das Resozialisierungsprogramm gilt als geglückt. Keine 10 Sekunden später sind die Wärter ermordet und Phoenix befindet sich mit der fixen Idee auf freiem Fuße, sein kriminelles Regime schnell wieder instand zu setzen.
Die geordnete Welt der Zukunft weiß sich nicht gegen diesen anarchistischen Anachronismus zu behaupten und so wird auch Raubein John Spartan aus dem Eis gekratzt, um Feuer mit Feuer zu bekämpfen.
Dieser muss sich aber erst einmal in einer Stadt zurechtfinden, die mit seinem L.A. kaum noch was gemein hat. Dass fast alle, die er kannte, mittlerweile verblichen sind, ist eine Sache. Dass restlos alles, was Spaß macht, unter Strafe verboten ist und selbst harmlose Kraftausdrücke mit Geldbußen geahndet werden, ist eine ganz andere.

Kritik

Trügerisch deutet der Filmstart an, dass nun ein ganz normales Actionfilmchen anrolle, das rasch geschnitten ist, Testosteron versprüht und in jeder Einstellung den Geist der 80er inhaliert. Die Startsequenz zeigt Sly Stallone tatsächlich auch so, wie man ihn kennt. Rücksichtslos walzt er gleich einer Naturgewalt durch das zu infiltrierende Lagerhaus, um sich den schurkischen Phoenix vorzuknöpfen.
Erst nach diesem Vorgeplänkel beginnt der wahre Film und wirft auf den humorlos erscheinenden Anfang schließlich ein ganz anderes Licht. Denn sobald die Handlung knappe 3 Dekaden in die Zukunft springt, wird klar, dass Demolition Man eigentlich kein routinemäßiger Actionfilm, sondern in erster Linie eine sehr vergnügliche Variante von Generationskonflikt ist. Der alte Knochen Spartan findet sich in einer durch und durch pazifistischen Gesellschaft wieder, die den großen Traum vom großen Frieden derart radikal umsetzt, dass jeder ihrer Auswüchse hochgradig irrational wirkt. Alles, was irgendwie Aufregung verspricht, wird der Öffentlichkeit vorenthalten. Körperkontakt ist ebenso tabu wie Gewürze und kritisches Denken. Primär wird der Reiz des Filmes daher aus der enormen Diskrepanz zwischen der ungehobelten Lebenseinstellung des Protagonisten und den Zuständen der überdrehten Dystopie gewonnen. Glücklicherweise beinhaltet das Drehbuch viele große und kleine Ideen, dieses komödiantische Potential optimal auszuschöpfen, sodass Demolition Man in seinen besten Momenten eine gut funktionierende Komödie mit vielen absurden und denkwürdigen Momenten ist.
Das Ensemble ist sich dessen voll bewusst und spielt dem Umstand permanent in die Hände. Sowohl Wesley Snipes als schriller Psychopath als auch Silvester Stallone als mürrischer Neandertaler trumpfen mit deftig überzogenem Overacting auf. Gleichauf damit ist das Schauspiel Sandra Bullocks, die in der schönen neuen Welt ein naives Küken im Polizeidienst mit Sehnsucht nach brachialer Abwechslung verkörpert und über die gesamte Lauflänge ein sagenhaft debiles Grinsen zur Schau trägt, das der klebrigen Süffisanz ihrer biederen Gesellschaft ein ständiger Spiegel ist. Dass sie hierfür (nicht zum letzten Mal) mit der Goldenen Himbeere geadelt werden sollte, kann nur mit einer fatalen Fehlinterpretation der Foundation zu erklären sein. Trotzdem ist es genau dieser Streifen gewesen, dem sie all ihren anknüpfenden Erfolg zu verdanken hat.

Anerkennenswert ist außerdem die Fülle an Details, die sich auf den ersten und zweiten Blick entdecken lassen. Mehr oder minder offensichtliche Anspielungen auf andere Filme, ein hämischer Seitenhieb Richtung Schwarzenegger, womit sich Stallone für einen Witz auf seine Kosten in Last Action Hero revanchiert, und omnipräsente Parallelen zu Aldous Huxleys Brave New World lassen erahnen, dass Demolition Man für die Beteiligten beileibe keine Fließbandarbeit gewesen ist.

Leider besinnt sich der Film nicht in ausreichendem Maße auf seine Stärken. Immer dann, wenn die komischen und sehr selbstironischen Gefilde verlassen werden und es zu einer Konfrontation kommt, sinkt die Qualität rapide ab. Die Handgreiflichkeiten zwischen Spartan und Phoenix kommen in ihrer eintönigen Banalität nie über unteren Genredurchschnitt hinaus und führen dazu, dass jene Passagen sich redundant und überlang anfühlen, obwohl rein objektiv nur selten zur Waffe gegriffen wird. Dies kommt immer wieder im Film – oben erwähnte Anfangssequenz ausgenommen – und ganz besonders beim Finale zum Tragen, welches den Zuschauer mit einem Geschmack von Überflüssigkeit in den Abspann entlässt, der dem Gesamtwerk im Grunde nicht gerecht wird.

Fazit

Bei Demolition Man handelt es sich um eine so amüsante wie harmlose Science-Fiction-Satire, die sich letztlich von ihrem eigenen uninspirierten Actionanteil sabotieren lässt. Die Action ausgerechnet bei einem Stallone-Werk als Schwäche anzuführen, mag im ersten Moment etwas wunderlich erscheinen, zeigt aber auch auf, wie ideenreich und unbeschwert der zwanglose Science-Fiction-Film auf inhaltlicher Ebene daherkommt.