Resident Evil: Afterlife

Diese Woche läuft Resident Evil: Retribution als mittlerweile fünfter Teil der scheinbar endlosen Reihe in den Kinos an. Passend dazu gibt es unsere Rezension zum direkten Vorgänger, der wieder von Paul W. S. Anderson inszeniert wurde, welcher bereits 8 Jahre zuvor bei Resident Evil Regie geführt hat, und sein Franchise immer fürsorglich als Produzent und Drehbuchautor unterstützt hat.


Noch ergibt nichts einen Sinn.

Story

Alice löst ein in Resident Evil: Extinction gemachtes Versprechen ein, macht einen kurzen Abstecher nach Alaska, um sich vom vermeintlichen Arcadia, die vorgebliche Trutzburg inmitten der zombifizierten Welt, enttäuschen zu lassen und steigt – nun wenigstens mit einer alten Freundin im Schlepptau – wieder in ihren Flieger. Ihr nächstes Ziel ist Los Angeles, wo sie auf dem Dach eines Hochsicherheitsgefängnisses, das in einem Meer aus Zombies steht, bruchlandet und sich einem wackeren Güppchen Überlebender anschließt.

Kritik

Ja, keine Frage, ein echter Paul W. S. Anderson-Film. Nachdem der Dreh des Vorgängers in die Hände von Highlander-Regisseur Russell Mulcahy gegeben wurde, um ihm aus dem Sumpf der undankbaren Videopremieren zu helfen, ist Anderson zurück – und das sieht man. Resident Evil: Afterlife macht eigentlich da weiter, wo Teil 2 aufhörte und vergisst die atmosphärischen Endzeit-Ambitionen des etwas schleppenden, aber recht hübschen Vorgängerteils.
Zwar wird das offene Ende pflichtgemäß mit ein paar Szenen aufgegriffen, doch weder Klone noch die fortgeschrittene Verwandlung der Erde in einen Wüstenplaneten spielen eine nennenswerte Rolle.
Genauer gesagt wird eigentlich fast gänzlich auf eine Geschichte verzichtet. Wenn dann doch mal was passiert, fragt der Zuschauer meist ungläubig nach dem Warum. So zum Beispiel, wenn die Hauptfiguren gemeinsam eine offensichtliche Falle als ebensolche erkennen und dann trotzdem arglos hineinstolzieren.

Milla Jovovich spielt gewohnt und zum Film passend künstlich und ist selbstverständlich auch nach mehrfachem Weltuntergang ständig geschminkt. Aber nicht nur sie. Auch vormals verdreckte, zottelige Wilde müssen dafür lediglich in ein Flugzeug steigen, das augenscheinlich eine bordeigene Make-Up-Maschine besitzt.
Aber natürlich geht es in Resident Evil spätestens seit dem Trashtitan Resident Evil: Apocalypse schon längst nicht mehr um so etwas Unnötiges wie Story.
Daseinsberechtigung des Filmes sind einzig und allein die Schauwerte. Die leiderprobte Alice tobt grimmig durch die zahlreichen Gefechte, die sichtlich nur für den 3D-Effekt gemacht worden sind.
Der halbe Film findet in Zeitlupe statt und ergötzt sich an seinen Szenen wie an Heiligenbildern. Schon der Anfang klotzt nach allen Regeln der Kunst, hebt den Bodycount in den ersten menschenverachtenden Minuten bereits ins Maßlose und legt eine ganze Stadt in (etwas) Schutt und (viel) Asche. Das Ganze strahlt in platter Symbolik, ist voll mit dummen Ideen und wird mit einer exzessiven Coolness vorgetragen, sodass der ganze Schmarrn auch noch Spaß macht – selbst in 2D. Alles ist fett, durchgestylt, dämlich und wird von einem reichlich peinlichen Score begleitet, der nur pausiert, wenn die katastrophale deutsche Synchronisation einsetzt.
Unabhängig von der gewählten Sprache sind die Dialoge aber eine Sache für sich, da tatschlich nicht ein einziges gesprochenes Wort sitzt, notwendig ist oder sogar Sinn ergibt. Stattdessen schleudert man sich platte Phrasen und lasche Oneliner um die Ohren. Das lädt zum Schmunzeln ein, wird aber zur Geduldsprobe, wenn mehr als zwei Sätze nacheinander fallen.
Aber dafür entschädigen ja die Videoclip-Actionszenen, in denen mehr Kugeln verfeuert werden, als in so ziemlich jedem Kriegsfilm. Aber auch und ganz besonders hier gilt: Wer mit bleihaltigem Edel-Trash nichts anfangen und sich nicht in blankem Unsinn verlieren kann, wird jede Sekunde von Resident Evil: Afterlife als schlimmste Folter empfinden. Wer sich gerne auf Over-the-Top-Spektakel einlässt und sich nichts dabei denkt, wenn sich in Herkules-Manier Muskelkraft mit Propellerflugzeugen misst und Schwerter Beton durchstechen, kann mit diesem Werk aber durchaus kurzweilige 96 Minuten verbringen.
Schließlich sieht der grobe Unfug die meiste Zeit unverschämt nett aus. Die Effekte sind zwar kalt, glatt und – man sollte es nicht zu selten erwähnen – bis ins Bizarre überzogen, haben in ihrer überstilisierten Albernheit aber durchaus ihren Reiz. Der Film verliert aber auch beinahe alles, wenn die Optik eine der vielen Qualitätsschwankungen erleidet. Gerade die verschwommenen Hintergründe des verheerten Landes wirken oftmals wie lieblos hineinkopierte Kulissen. Außerdem wirkt das Gemetzel häufig viel zu aufgesetzt und die Zeitlupe fühlt sich weniger als Stilelement, sondern wie ein Hilfsmittel an, um die unbeholfenen Versuche der Schauspieler, ihre Choreographien vorzuspielen, zu tarnen.
Immerhin hat man versucht, mal wieder ein paar Spielereferenzen in die einstige Spieleadaption einzustreuen. Das geht nie über Elemente hinaus, die aus dem Zusammenhang geschnitten und wahllos in den Film gestreut sind, mag den einen oder anderen Fan aber dennoch beschwichtigen können.
Dass der Sci-Fi-Horror sich seiner Natur bewusst ist und auch ironisch kann, zeigt sich auch daran, dass Wentworth Miller anfangs im Knast sitzt.
Was bleibt, ist ein in jeder Hinsicht abstruser Blödsinn, der nie länger als für den Augenblick existieren kann, sein Programm aber so konsequent durchzieht, dass er trotzdem unterhält. Dass die ganze Sache mit einem unnötigen und schrecklich aufgesetzten Cliffhanger endet, stört dann auch niemanden mehr.

Fazit

Der vierte Teil der Resident Evil-Reihe bietet den erwarteten Quatsch und viele nette Optikspielereien, die nur fürs 3D entworfen wurden, allerdings auch in der zweiten Dimension überzeugen können – sofern man ein Herz für gnadenlos überzogenen Trash hat.
Für alle Jünger zelebrierter Oberflächlichkeit, Komplettisten und natürlich all jene, die nicht müde werden, sich über die unerhörte Untreue gegenüber der Spielevorlage zu mokieren.