Ink

Für seine Vision betätigte sich Jamin Winans als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent, Cutter und Komponist. Was leider dabei herauskommt, wenn all das aber nicht beherrscht, sieht man an Ink – so charmant die Idee und das persönliche Drumherum aus handsignierten BluRays und belohnter Romantik auch ist.

Hello dirt. How are we today?

Story

Es sind gruselige, in Latexkleider gehüllte Schattenwesen mit Puppengesichtern, die vor überbelichteten Schlafgemächern kleiner Kinder auf der Straße stehen und behäbig starren, während sie lange, lange Schatten werfen. Schatten, die Albträume finsterster Herkunft hervorrufen, wenn sie auf einen fallen.
Ein buckliger Typ mit vulgärem Riesezinken klaut das Mädchen Emma, um es zu seinen bedrohlichen Auftraggebern zu schleppen. Emma guckt wärehnd der Reise teilnahmslos und fällt alle paar Minuten hin. Das Portal, durch das der Entführer mit dem Namen Ink schlüpfen will, ist zerstört und ein längerer Weg muss genommen werden. Auf diesem Weg stellen sich ihm vier Storyteller und ein Pathfinder entgegen, um das Kind zu retten.

Kritik

Man erkennt es meist schon in der ersten Szene, ob das Werk, das untersucht und bestaunt werden will, von einem gelernten Fachmann oder von einem ungelernten Dilettanten stammt. Es wäre vielleicht auch schlimm, wenn dem nicht so wäre. Ink, diesen Eindruck erlangt man ohne Umschweife, ist ein Film von jemandem, der nie auf einer Filmschule gewesen ist. Das ist nicht schlimm, ungelernt ist ja nicht gleich unbegabt. Wenn man es kann, kann man es, so lautet eine in Stein gemeißelte Weisheit. Wenn man es nicht kann, sollte man es lassen oder aber einen Ort aufsuchen, wo einem Können vermittelt wird. Tatsächlich startete die Produktionsgeschichte Ink so, dass ein Film gedreht werden sollte, aber kein Cent Budget vorlag. Das hoffnungsfrohe und bis in die letzte Faser von sich selbst eingenommene Team spekulierte darauf, im Laufe der Produktion auf spendierfreudige Geldgeber zu stoßen, sobald andere die unverkennbaren Massen an Potenzial des Projekts entdecken.
Nun ja. Das, was schließlich dabei rauskam, ist, gelinde gesagt, eine halbgare Angelegenheit. Ein Strauß zumindest in der Theorie vorzeigbarer Ideen, ein Kübel unverwirklichter aber auch unverkennbarer Ambition und ganz viel Zeug, das bereits im Ansatz fundamental scheitert.

Es beginnt schon mit zahlreichen Effekten, die gleichzeitig schlecht und völlig deplatziert wirken. Und das ist, wie so vieles an diesem Endergebnis, elendig schade, denn ohne die ganze unnütze Effektüberladenheit, ohne die ekelhaft penetranten Farbfilter, ohne all das, was selbst den guten Wille, der zweifelsohne vorhanden war, zur Gänze verdeckt, könnte man besser von Ink reden, als es hier getan wird.
Überall deklariert der Film, er habe mehr gewollt als gekonnt. Man sieht ununterbrochen, dass man eine vage Idee, aber keinerlei praktikablen Plan zur Umsetzung parat hatte. In der zweiten Filmhälfte raschelt das namensgebende Glöckner-Ungetüm mit seinen 1 1/2 Gefangenen durch mehrere skurrile Stationen, die alle nur schräg um des Schrägseins willen sind. Das alles wirkt so unorganisch und zusammenhangslos, als wäre Ink eigentlich eine zusammengewürfelte Kurzfilmkompilation. Auch sind wir mittlerweile kulturell eigentlich so weit fortgeschritten, dass Bösewichte einen Grund dafür brauchen, schwarzen Kajal zu benutzen. Benutzen sie ihn nur, um mehr nach ihrer Gesinnung auszusehen, dann macht das eine Figur nicht plastisch und einen Film nicht gut. Bekämpft werden die Schurken von einem Superheldenquartett, von dem zwei Mitglieder aber absolut gar keine Funktion haben.
Die laienhafte Ausführung wird komplettiert durch chronisch dumpfe Soundeffekte, planlose Perspektiven, völlig verkochte Farbfilter und unangenehm hektische Schnitte, die zu kaschieren versuchen, dass niemand einen Kampf choreographieren konnte, geschweige denn sich in der Lage sah, eine theoretische Choreographie in die Praxis umzusetzen.
Zwar gibt es durchaus auch einige Szenen, die als teilweise gelungen empfunden werden können, der ständige unmotivierte Wechsel diverser Genres und Stimmungen macht das aber mehr als wett.
All das klingt streng und überheblich von Rezensentenseite, und beides ist es auch. Trotzdem macht einem der Film eine Bewertung nicht ganz so furchtbar leicht, wie es nach der langen Schimpftirade anzunehmen sein sollte. Der gute Punkt es Filmes ist, dass es nicht richtig schlimm langweilig wird, weil sehr viel passiert. Auch wenn natürlich alles das, was passiert, ist in der Regel sehr, sehr unbedarft ist. Das führt zu dem paradoxen Schluss, dass Ink nicht ganz so schlecht ist, weil er viele schlechte Szenen hat, die ihn einfach nur aufgrund ihrer unterschiedlichen Geschehnisse ein wenig aufwerten. Trashcharme erarbeitet sich das Werk dadurch aber keinen.

Fazit

Es ist nicht alles Mist, was stinkt. Und irgendwie möchte man Ink einen gnädigen Bonus verpassen. Einfach, weil es so wenige Sci-Fi-Filme gibt, die gleichzeitig auch düsteres Märchen sein wollen. Und fast wäre der Film auch wie eine dieser naiven Fantasy-Serien aus den naiven 90ern, eine von den mittelmäßigen, die durch ihre charmante Unbedarftheit und Harmlosigkeit punkten konnten und die Sonntagnachmittage rasend und süßlich machten.Doch das Projekt hat einige gar nicht so schlechte Ansätze und sehr viel schlechte Umsetzung zu bieten, sodass selbst besagter Charme es die meiste Zeit sehr schwer hat. Unterm Strich ist Ink überwiegend billig und nervt an furchtbar vielen Stellen durch seine gekünstelte Art.

Android Insurrection

Andrew Bellwares hat sich auf Mockbuster spezialisiert. Earthkiller hat hier einen gewissen Ruf, da ihn der deutsche Verleih frech mit dem Untertitel Blade Runner 2 auf den Markt warf. Dem Rest der Welt ist der Film mehr wegen seiner Qualität bekannt. Noch besser (Imdb-Wert 1,9) ist nur sein Vorgänger-Film Battle: New York, Day 2. Sein letztes Werk war Prometheus Trap, der in kleinen Kreisen sogar einen verhältnismäßig (auf diesem Wort liegt die Betonung) moderaten Ruf hat.
Doch hier geht es um sein erstes Werk aus dem Jahre 2012, namentlich Android Insurrection.


Das zweite Gesetz der Roboter: Suchen Sie keinen Streit.

Story

Wir schreiben das 26. Jahrhundert und gewisse Schnurrbärte werden endlich nicht mehr mit deutschen Diktatoren in Verbindung gebracht. Außerdem hat sich eine Armee aus bösartigen Roboter gebildet, die von Mensch und Android bekämpft werden will.
Eine Gruppe des Widerstands bekommt den heiklen Spezialauftrag, eine Gruppe ganz besonderer Roboter aus dem Einsatzgebiet in Sicherheit zu bringen.

Kritik

Kurze Richtigstellung am Anfang:

„Einsatzgebiet“ =  Lagerhallen, Heizungskeller, eventuell so etwas wie eine Werkstatt
„Widerstand“ = Gruppe verwirrter Laiendarsteller
„Roboterarmee“ = mäßig animierte Schrottspinne

Die Effekte sind überraschenderweise eine zweischneidige Angelegenheit. Wobei die eine Schneide merklich schartiger ist als die andere. Einige CGI-Konstrukte sehen anständig aus. Das große Kugelmonster aus der ersten Sequenz macht Spaß, die Außenaufnahmen einiger pseudo-futuristischer Fluggefährte gehen ebenso in Ordnung, so lange nicht zeitglich ein Mensch mit im Bild ist und darauf aufmerksam macht, wie armselig die Animationen eben doch sind.
Das ist auch der schmerzende Druckpunkt vieler Szenen: Die CGI-Kulissen sind schlimm und ungeheuer störend, da der Kontrast von Computerhintergrund und schlecht ausgestatteten Laiendarstellern immens ist. Das fällt aber kaum ins Gewicht, da der Hauptteil der Handlung sich schließlich in einem Keller abspielt.
Bewundernswert ist, dass die Darstellung von ausgerechnet kleinen und verhältnismäßig simplen, für die Glaubwürdigkeit aber enorm wichtigen Details, wie beispielsweise eines halbwegs authentisch wirkenden Mündungsfeuers, kolossal scheitert.
Das, was dann manchmal moderat aussieht oder aussehen könnte, weiß der Film aber mit verunglücktem Geschick zu verbergen. Bedrohliche Roboterspinnen und ähnliche Hindernisse, die sich dem unkoordinierten Heldentrüppchen in den Weg stellen, agieren in aller Regel außerhalb der Kamera und lassen häufig nur ab und an mal ein Beinchen von sich ins Bild ragen, damit der Zuschauer auch glaubt, dass da was sitzt und gefährlich ist. Stattdessen sieht man dann Menschen, die ballern. Und ballern. Und ballern. Und ballern. Bis das Gefecht beendet ist. Da man wohl ahnte, dass man in Spielfilmlänge nicht nur ballernde Witzfiguren zeigen kann, besteht der Hauptteil des Filmes aus Dialogen.
An sich keine verkehrte Idee. Wenn man kein Geld für teures Spektakel hat, besinnt man sich auf Dinge, die auch mit geringen Mitteln zu realisieren sind und lässt ein paar Nervenbündel, die im Herzen der Finsternis um ihr Leben fürchten, nervöse Gespräche über Loyalität, Maschinenethik und Hoffnungslosigkeit führen. Leider werden aber die meiste Zeit über platte Phrasen und transparente Lässigkeiten ausgetauscht. Dass die ganze Sache nie sehenswert, aber auch nie zermürbend furchtbar ist, liegt einzig am halbwegs gelungenen Schnitt und der Kamera, die sichtlich bemüht ist, Dynamik in das eigentlich hochgradig träge Geschehen zu bringen.

Das alles wäre nicht weiter schlimm. Die hatten wenig Geld und wollten gerne trotzdem ein bisschen Sci-Fi produzieren. Genaugenommen ist das ja was Gutes. Doch verhindern die Amateurdarsteller, dass man irgendeine Szene ernstnehmen kann, erwecken sie doch sämtlich den Anschein, man hätte sie direkt vom benachbarten Set eines drittklassigen Pornos wegrekrutiert. Wer diesen Eindruck festigen möchte, dem sei der Genuss der deutschen Synchronisation wärmstens empfohlen. Der Versuch, die Talentfreiheit mit Sonnenbrillen, enger Lederkluft, Nasenpiercings und hinter die Ohren geklemmten Zigaretten zu kaschieren, ist bestürzender weise nicht erfolgreich. Die hölzernen, unbeholfenen und bemüht pomadigen Dialoge machen auch genau das, was man beim lesen dieser Zeilen bereits vermutet.

Die Handlung besteht daraus, dass man fast die volle Laufzeit über durch einen Keller watschelt, sehr viel schwafelt und ab und zu von schlecht animiertem Mündungsfeuer verdeckt wird. Was woanders Warnschilder wären, sind hier handgeschriebene Buchstaben, die mit Kuli auf ein weißes Stück Papier gekritzelt wurden, das mit Paketklebeband an einer Tür befestigt ist. Android Insurrection ist nicht der langweiligste Film, den es gibt, aber es fehlt auch nicht sehr viel, um diese Trophäe einzuheimsen. Dass die taffe Protagonistin eigentlich ein Android ist, soll die große Überraschung am Ende sein, wird aber bereits von Anfang an so oft und vollmundig angedeutet, dass die Enthüllung zum Schluss so notwendig ist, wie ein Kronleuchter an einem Mittag in der Wüste.
Die kantige Dame mit dem The fifth Element-Gedächtnishaarschnitt, die einen anderen Roboter mimt, verdient aber durchaus eine Trophäe. Dass sie einen Androiden spielt, macht sie Kenntlich, indem sie genauso stockend und emotionslos spricht, wie die anderen, hierzu neckisch mit dem Kopf hin und her ruckelt und sich bemüht, in einem Rhythmus zu wandeln, den man auf dem Schulhof wohl als „robotisch“ empfunden hätte. Manchmal sind dabei surrende Geräusche zu hören, meistens aber nicht.

Fazit

Günstig produzierte Low-Budget-Science-Fiction mit viel Geschwafel, unansehnlichem Geballer und bemüht scheiternden Darstellern, die unentwegt so tut, als erzähle sie eine Geschichte. Nur dank der beherrschten Kamera verkommt der Film nicht zur Tortur.
Trotzdem: Ganz so hundsmiserabel, wie zum Beispiel der Sternedurchschnitt bei Amazon befürchten lässt, ist Android Insurrection nicht. Er ist nur einfach schlecht.

Eine ebenso große Mogelpackung wie das Postermotiv ist die angegebene Laufzeit von einer Stunde und 23 Minuten. Der Abspann nimmt einen bemerkenswert großen Teil des Filmes ein – und ist bemerkenswert lange einfach nur schwarz.
Warum so etwas synchronisiert auf den deutschen Markt geschleudert wird, Streifen wie Upstream Color aber nicht, weiß nur der Teufel.

Horrors of Malformed Men

Wunder beleidigen. Deshalb sprang der Filmexzess Horrors of Malformed Men von Fließband-Regisseur Teruo Ishii, der selbst einen Takashi Miike wie einen drehfaulen Müßiggänger aussehen lässt, quasi direkt nach Release auf die Indexe dieser Welt und erblickte erst viele Jahrzehnte nach Erscheinung – nämlich im August 2007 – in Form einer DVD-Veröffentlichung das Licht dieser bis dato viel zu normalen Welt.
Da Wunder aber nicht nur empören, sondern auch über die Dekaden hinweg Wunder bleiben, ist diese Mischung aus Frankenstein-Ekstase mit Hiroshima-Aufarbeitung, Detektiv-Groteske und Slapstick-Horror auch heute noch in der Lage, in Begeisterung zu versetzen.


A warped dream…

Story

Hitomi Kousuke ist Medizinstudent, wacht in einem Irrenhaus auf und hat so ziemlich keine Ahnung, warum er wer wo ist. Er bricht aus und besucht einen Zirkus, wo er eine Akrobatin trifft, die ebenfalls an Amnesie leidet, daraufhin aber recht bald das Zeitliche segnet, woraufhin der Unglücksrabe nun auch noch als Mörder gejagt wird. Folglich lässt sich erst einmal massieren – eine gute Idee, denn die Masseurin setzt ihn davon in Kenntnis, dass sich ein merkwürdiges Mal auf seiner Fußsohle befindet, das, ganz nebenbei, verblüffende Ähnlichkeit mit einer Swastika aufweist. Da ein kürzlich verstorbener und zudem sehr reicher Mann ihm bis aufs Haar ähnelt und selbiges Zeichen aufweist, nimmt er prompt die Identität des Doppelgängers an, indem er vorgibt, lediglich scheintot gewesen zu sein. Ein Beutelchen Intrigen und Verwicklungen später findet sich Hitomi auf einer geheimnisumwitterten Insel ein, wo ein wahnsinniger Wissenschaftler, der zugleich Vater seiner neuen Identität ist, gräuliche Ungeheuer erschafft, indem er die Körperteile verschiedener Menschen zusammenflickt und dabei finster lacht.
Irgendwo in dieser Armee aus Entartung wartet die verdrehte Antwort auf die Fragen, die sich Hitomi und Zuschauer stellen. Zum Beispiel, weshalb ihm dieses eine Schlaflied so verdammt bekannt vorkommt.

Kritik

Es ist eine Herausforderung, die Handlung von Horrors of Malformed Men (江戸川乱歩全集 恐怖奇形人間 Edogawa Rampo Zenshū: Kyoufu Kikei Ningen) anzudeuten, weil dieser Film in seinen weniger als 100 Minuten so wahnsinnig (hier steht absichtlich ‚wahnsinnig‘ und kein Synonym wie ‚unfassbar‘) viel ist, tut, will und kann.
Weise Zeitgenossen widmen sich einem Werk im besten Fall mit einem Minimum an Vorwissen, um für ein unbefangenes Erlebnis zu sorgen und kommen so sehr wie noch nie auf ihre Kosten: Trailer und Titel suggerieren ein bestimmtes Genre und bereiten damit niemanden auf das vor, was der Film tatsächlich zu bieten hat. Nach einem Vorspann aus wimmelnden Insekten kredenzt Szene eins vor Wahnsinn tanzende Geishas mit Hang zum Oberteilverlust, bevor im  Anschluss die kriminalistische Rekonstruktionsgeschichte und Doppelgängerkomödie beginnt, die erst nach einer ganzen Weile auf die Insel der namensgebenden Männer führt. Köstlich amüsieren tut man sich dabei von Anfang an, obwohl man sich dabei unentwegt im falschen Film wähnt. Durchsetzt ist das ganze mit herrlich skurrilem Humor der Marke Japan-Extrem-Situationsirrsinn. Während die üblichen Filme mit Doppelgängerthematik einen oder zwei Fehltritte zeigen, die den Schwindler bis kurz vor die Enttarnung führen, wartet man hier einfach mit allen nur Denkbaren aus dieser Richtung auf. Egal, ob Hände, Hunde oder Höschen – Hitomis Schwindel droht mit jedem Schritt aufzufliegen. Was den ganzen Film hinweg ungemein zur Erheiterung beiträgt, ist das ständig verdatterte Gesicht des Protagonisten, welches er bis zum konsequent inskonsequenten Ende nicht abzulegen gedenkt. Die Sympathiefigur schaut permanent so, als würde sie soeben aus dem Schlaf gerissen und ohne Übergang und Vorbereitung den immer abstruser werdenden Situationen ausgesetzt worden. Genaugenommen trifft das ja aber auch zu. Und genaugenommen kann der Zuschauer sich nur aus diesem Grund ein wenig in ihr wiederfinden.

Und gerade, wenn man sich anfängt heimisch zu fühlen in diesem vergnüglichen Wirrwarr, geht es auf die Insel und der Film schlägt eine Richtung ein, die jenseits von allem liegt, was man aufgrund von Titel, Trailer oder bisheriger Filmerfahrung erwarten könnte. Da wäre der Ausdruckstanz liebende Doktor (Japans Exzentriker-Größe Kichijirô Ueda) mit Spinnweben-Händen, der mit seinen bebenden, gedrungenen Bewegungen und ständigen Kurzauftritten immer wieder für zuckende Augenlider sorgt. Da wären seine Geschöpfe, die irgendwo zwischen purem Leid und neuer Daseinsfreude pendeln und dabei einer Spannbreite gerecht werden, die von billiger Maskenbildner-Knete bis hin zu wunderbarem Kreationen zwischen Jodorowsky und Tool reicht. Der Höhepunkt ist wohl eine gedehnte, surrealistische Sequenz kurz nach der Ankunft auf dem Eiland, in der verstörend-schöne Impressionen aus dem Moloch des Doktors vorgeführt werden. Jenseits von Trash und überzeichnetem (nie aber unangemessen übertriebenem) Humor finden sich immer wieder erschreckende und zugleich erschreckend eindringliche Szenen ein, die zusammen mit der beschwörenden Musikuntermalung eine seltsam erhabene Atmosphäre zwischen Anziehung und Abstoßung generieren.

Manch einer wird dem Drehbuch vorwerfen, ein lückenhaftes, aus Versatzstücken bestehendes Flickwerk zu sein. Aber gerade hier liegt das Geheimnis der tranceartigen Rhythmik des Filmes verborgen, der immer wieder von Neuem verblüfft und schockiert.
Das Ganze Abenteuer, in dem sich übrigens allen Gerüchten zum Trotz kaum ausgezogen wird, kulminiert schließlich in der wunderlichsten, unpassendsten und zugleich auch unnötigsten Pseudo-Aufklärung aus dem Reich des Unwägbaren, indem es in letzter Sekunde wieder auf die detektivische Szene springt und damit auch dem letzten Fass den Boden ausschlägt. Schlichtweg wunderbar.

Fazit

Es grenzt an Anstrengung, Horrors of Malformed Men mit einer angemessenen Synopsis einzufangen. Eine passende Kritik zu verfassen, ist unweit schwieriger, das Ganze dann mit einem Fazit zu vollenden, schlicht unmöglich. Die einzigartige Atmosphäre des Filmes, der mehr als 50 Jahre nach seinem Erscheinen auch heute noch Einmaliges zeigt, zu beschreiben, ist Worten kaum möglich. Filmische Irritation als Schnittmenge von zig dekonstruierten Genres und irgendwo zwischen Trash, Kunst, Überheblichkeit und Wahnsinn – vor allem und ganz nebenbei aber ein Meiststück in Sachen Kurzweil.
Schauen, nein: Erleben. Nicht lesen.

Die einfachste Methode, an dieses viel zu lang verpönte und deswegen entschieden zu unbekannte Schmuckstück zu gelangen, ist der Umweg über einen Import aus Amerika.

Ultraviolet

Ultraviolet ist eine britische TV-Serie aus den 90ern, die niemand kennt. Genau wie in Kurt Wimmers Spielfilm von 2006 geht es um modernisierte Vampire. Hier enden die Gemeinsamkeiten.


What?

Story

Irgendwann in der Zukunft entdecken irgendwelche Forscher ein uraltes Virus, das die Menschen zu vampirartigen Monstern macht. Es beginnt ein Krieg und die Partei mit den Fangzähnen wird fast ausgerottet. Violet gehört zu den Überlebenden und ist im Kampf gegen die Menschen ganz vorne mit dabei.
Als eine vermeintliche Superwaffe gegen die Vampire von ihr entwendet wird, steht sie plötzlich zwischen den Fronten und muss mit einem unerträglich passivem Balg ganz viele Leute töten. Außerdem kann sie an der Decke laufen, weil sie ein Schwerkraft-irgendwas-Gerät hat, das sie nach 20 Minuten aber einfach nicht mehr benutzt. Sie kämpft in Stöckelschuhen.

Kritik

Ultraviolet hat einen eigentlich vielversprechenden Start. Der Vorspann besteht aus den Covern von Comics der nicht existierenden Vorlage zum Film. Teile der Titelblätter entpuppen sich als Namen der Beteiligten. Das clever zu nennen, wäre ein Affront gegen wirklich clevere Filme, aber nett ist es irgendwie. Dann enden die Opening-Credits und am Anfang ist das Wort von Violet. Und diese Violet spricht zu dem Zuschauer, erklärt ihm, dass er ihre Welt vielleicht nicht verstünde. Das ist schräg. Es ist schräg, wenn die Hauptfigur einer Geschichte, welche in einer anderen, zukünftigen Realität spielt, vom Zuschauer und seiner Realität weiß. Das ist verstörend. Wieso spricht sie zu der Vergangenheit? Wie macht sie das? Ist sie irre? Wenn sie es nicht ist, sind dann Zeitreisen möglich? Wen dem so ist, liebe Violet, nutze diese Technik doch, um dein Problem zu lösen. DU MUSST NICHT ALLE TÖTEN und dein Leben riskieren. DU KANNST NÄMLICH DURCH DIE ZEIT REISEN!
Was? Nein, kannst du nicht? Steht davon nichts im Drehbuch? WIESO SPRICHST DU DANN ZUM ZUSCHAUER UND ERZÄHLST VON DEINER FREMDEN WELT?
Ok, viele Großbuchstaben. Aber ja, Violet, du hast schon Recht. Deine Welt ist tatsächlich nicht zu verstehen. Verstehst du sie?

Violet, nun gut. Violet. Aber wieso Ultra? Ist UV-Licht gemeint? Nein, das ergibt keinen Sinn. Fügt man ein „n“ hinzu, wird vielleicht ein Schuh draus. Ultra Violent. Oho! Aha! Doch schon die Einführung lässt die Stirn in Falten legen, denn da sind zwar coole Kugel-Ninjas, die während eines Synchrontanzes mit ihren Säbeln Forscher niederstrecken, doch wirkt das Ganze mehr wie Kegeln als ein martialischer Kampf. Die Opfer klappen einfach so in sich zusammen, wenn eine Waffe ihnen den Garaus gemacht hat, verlieren aber keinen Tropfen Blut – geschweige denn noch größere und festere Teile ihres Körpers. Ihr strahlend weißer Anzug bleibt über ihr eigentlich grausames Ableben hinaus ohne Makel. Das ist der Film. Ein strahlend weißes, fast schon blendendes Stück Designerkleidung. Dies in einer Story, die nicht nur „Ultraviolence“ minus ’n‘ heißt, sondern deren in mehrfacher Hinsicht zentrales Thema zudem auch noch Blut ist. Und das, liebe Violet, ist ähnlich bescheuert wie eine in der Zukunft verankerte Protagonistin, die zum Zuschauer in der Vergangenheit spricht.
Die Bösewichter sitzen auf Plexiglasstühlen, tragen Siegelringe über ihren Gummihandschuhen und besabbern sich mit hohlen Phrasen. Milla Jovovich als besagte Meta-Zeitreisende Violet hat lila Haare, ein großes Mundwerk und hautenge Latexkleidung an ihrem Körper kleben, die von voyeuristischen Kameras abgetastet und in Nahaufnahme auf den Bildschirm des Zuschauers übertragen wird.
Formuliert man es freundlich, dann ist Ultraviolet wie ein Musikvideo. Die Dinge, die dort geschehen, haben keinen Sinn, der über sie selbst hinausweist. Ihr Zweck ist rhythmischer Natur, ganz tief im Jetzt versunken und ohne Bezug zur vorherigen oder folgenden Minute. Das, was man sieht, ist nicht mal Oberfläche, denn unter ihr ist nichts, das sie bedecken könnte. Es ist nur zwecklose, blendende Sinnesdekadenz. Formuliert man es weniger freundlich, dann ist Ultraviolet wie ein Porno, dem es nur darum geht, seine knapp umhüllte Hauptdarstellerin in aufregende Posen zu bringen.
Das ist nun irgendwie verwerflich, verheißt aber nicht automatisch einen schlechten Film. Dass solche Rechnungen aufgehen können, sieht man ja zum Beispiel an Filmen wie 300. Nur ist Frau Jovovich nun mal in erster Linie ein Ex-Model und dann irgendwann Schauspielerin. Eine Martial Arts-Expertin ist sie nicht, weshalb die Kämpfe nur dadurch ein Spektakel werden können, dass viele Schnitte und Kameraschwenks so tun, als würde tatsächlich flüssig gekämpft werden. Hinzukommt, dass – wie bei gewissen altehrwürdigen Klamauk-Prüglern – die (angeblich bis zur Perfektion gestählten) Gegnerscharen nur aus stupiden Taugenichtsen bestehen, die brav in Reih und Glied darauf warten, von der zarten Handkanten Violets aus dem Verkehr geknockt zu werden, anstatt effektiv und vor allem kämpfend in der Gruppe aufzutreten und den Film nach 8 Minuten zu beenden. Deswegen beschränkt sich Violet recht früh auch darauf, mit zwei MPs in alle Richtungen zu zielen, dabei teilnahmslos-lasziv zu gucken und nur ab und mit einem offensichtlichen Seil ein paar Meter tiefe Abgründe runterzugleiten. Gut, dass ihr ein Schwerkraft-Irgendwas erlaubt, auch an Decken und Wänden zu joggen oder Motorrad zu fahren. Das verspräche ein paar hübsche Perspektiven, wären die Computereffekte nicht so schrecklich durchschnittlich und lieblos. Trotzdem sind einige der Sequenzen ganz pfiffig komponiert. Wäre auch schade wenn nicht, denn das ist das einzige, was der Film hat. Wummernde Beats und eine arrogante Killer-Amazone, die zu ihnen tanzt.
Recht schnell wird das Ganze so bescheuert, dass man gar nicht weiß, wie man es bewerten soll. Ernstgenommen werden will dieser Film ganz offensichtlich nicht. Spannung erzeugen auch nicht, weil die alles niedermähende Power-Misanthropin selbst Gott in Stücke zucken könnte, ohne dabei eine Mine zu verziehen. Dass wirklich nicht mehr da ist, als das, merkt man immer dann, wenn für einen Augenblick mal kein Mündungsfeuer im Bild flackert und sich mit einem Schlag totale Langeweile einstellt. Etwas, das dann noch vor der Hälfte zum Dauerzustand wird. Die immer gleichen Kloppereien werden seltener und an ihre Stelle rückt eine andere Art von Nichts, die sich dadurch auszeichnet, die wahrgenommene Zeit während des Filmschauens zu verdreifachen.

Es ist tatsächlich nur Tanz um das Plastik, tatsächlich nur Porno. Bemüht schön gefilmte Intermezzi ohne Handlung, die dann irgendwann in einem unvermeidlichen Höhepunkt mit galliger Erlöser-Symbolik, die ebenfalls nur zum Selbstzweck besteht, enden. Nur: Wer braucht schon 90 Minuten Porno? Wer will ein 90-Minütiges Hochglanzmusikvideo auf MTV von irgendeinem völlig bedeutungslosen Elektroact sehen? Eben.
Genau deswegen wird hier auch kein Wort über die fragwürdigen Dialoge und den Schund, der hier anstatt einer Geschichte angeboten wird, verloren. Übrigens auch nicht über William Fichtner, ewig gezwungen, in den Feuern der B-Produktionen zu braten, der wie immer einen kleinen Lichtblick bedeuten würden, wenn da nicht sein viel zu riesiges Vampirgebiss wäre, das ihm kaum das Sprechen geschweige denn das Schließen seines Mundes erlaubt.

Dass das Drehbuch mehr dem Malbuch eines Dreijährigen gleicht, ist beileibe keine Überraschung, denn Regisseur und Autor ist Kurt Wimmer, seines Zeichens Vater der filmgewordenen Depression Salt (mit dem es neben der bescheuerten Art noch weitere schlimme Dinge teilt) und der heillos überschätzten Spiegelfechterei Gesetz der Rache, aber auch verantwortlich für den trashigen Semi-Kult um Equilibrium und das schmierige Total Recall-Remake.

Fazit

Wer Sachen wie „Symptom des kulturellen Niedergangs“ sagt, ist normalerweise ein Spinner. Hat derjenige aber Ultraviolet gesehen, besitzt er eine gewisse Legitimierung für seinen Satz. Ein Film, der auf alles verzichtet, was Geschichtenerzählen ausmacht, und sich stattdessen auf eine einzelne Disziplin spezialisiert hat, die er nicht beherrscht.
Das Schlechteste aus den Genres Porno und Musikvideo kommt in Ultraviolet mit einer Beliebigkeit und Inspirationsarmut zusammen, die einen tatsächlich daran zweifeln lässt, dass der Mensch noch zu retten ist.

Death Trance

Irgendwann scheint jeder Stuntkoordinator und Stuntman genug davon zu haben, immer nur so aussehen zu müssen, als wäre er jemand anderes. In Folge hört diese Berufsgruppe häufig die Stunde dafür läuten, höchstselbst als Regisseur tätig zu werden. So auch Yuji Shimomura, der mit Death Trance so tut, als wäre es die Fortsetzung von Versus. Das ist Unfug. Schlecht macht das den Film nicht.

He must be stopped at any cost.

Story

Seit Urzeiten lagert ein Sarg im Tougan-Tempel und wird von den dortigen Mönchen bewacht. Als der geheimnisvolle Grave die Anlage stürmt und die Relique dem Tempeloberhaupt einfach unter der Nase weg klaut, erreicht er prompt Legendenstatus. Unbezwingbar und ein Monster, zumindest aber groß wie eines soll er sein. Während sein Ruf eine Eigendynamik annimmt, schleift der Dieb den Sarg quer durch das unbenannte Land einem fernen Ziel entgegen. Ein kleines Mädchen trabt der klobigen Beute dabei unablässig hinterher.
Es heißt, wer den Sarg öffne, dem würde jeder geäußerte Wunsch erfüllt. Somit wird Grave nicht nur von einem reichlich schlecht vorbereiteten Novizen der beraubten Tougan-Stätte verfolgt, sondern auch anderen Parteien haben ein Auge auf das mystische Relikt geworfen haben. Und im zu durchquerenden Wald soll ein gewaltiges Ungetüm hausen, dessen Begegnung noch kein Mensch überlebt hat.

Kritik

Death Trance gibt vor, eine Art Fortsetzung von Versus zu sein und beruht auch auf der entsprechenden Mangavorlage. Zu verstehen ist der Film auch ohne Kenntnis des inoffiziellen Vorgängers, mit der er sowieso absolut gar nichts zu tun hat, weswegen die Betitelung „Versus II“ auch eher marketingtechnische Gründe haben dürfte. ‚Verstehen‘ ist hier aber vielleicht eh der falsche Ausdruck. Weder die Motive aller Figuren werden klar, noch erfährt man erschöpfend, wer oder was diese Figuren eigentlich sind. Sie handeln inkonsequent und oftmals recht merkwürdig und sind ganz grundsätzlich ziemlich verwirrte Gesellen. Verkürzt gesagt: Unterm Strich sind doch alles Tölpel und das Werk zieht seiner eigenen Mythenbildung damit eine lange Nase.

Ja, nicht einmal die Geschichte selbst ist kohärent und entweder nonexistent oder reichlich doppelbödig, vermutlich aber ersteres mit der steifen Hoffnung, wie letzteres zu wirken. Viele Details werden gar nicht erst geklärt und der Twist am Ende ist nicht bloß latent wunderlich, sondern bringt Figuren wie Zuschauer zudem um das erhoffte Finale, von dem man sich eigentlich viel Zunder und Radau versprach.
Doch das soll nicht abschrecken, denn Death Trance ist so unterhaltsam, dass man die meisten dieser Problemchen, gar nicht bemerkt. Und wenn man es doch spitzkriegt, ist es einem aus demselben Grund bestenfalls einfach egal.
Ebenso scheitern muss eine konkrete Genrezuordnung. Irgendwie hat sich der Film zwischen Martial Arts, Fantasy, Persiflage auf beide Genres, Anime-Hommage, Komödie, Horror, Trash und Endzeit gelümmelt und ist doch einfach sitzengeblieben.

Die Kämpfe sind sichtlich gelernt und nicht gekonnt. Die Choreographien gehen so weit, wie die Fähigkeiten der Akteure es erlauben. Und das ist nicht übermäßig weit. Aber es genügt, um das Auge nicht zu langweiligen. Die willkürliche Kombination von Schwertern und Schusswaffen aller Epochen sorgt für ausreichend Abwechslung. Und die ist auch nötig, denn das Gekloppe findet alle paar Minuten statt und ist sowieso nur im absoluten Ausnahmefall irgendwie vom Plot abhängig. Meistens stürzen aus dem Nichts Kämpfergruppen auf den Sargdieb und treten nach maximal 5 Sekunden kreischend zu E-Gitarren die unkoordinierte Flucht an, um dann Stück um Stück vom Reisenden erlegt zu werden. Sobald jemand ein Schwert berührt, pöbelt der Metalsoundtrack Dir en Grey los. Manchmal klappt das, passt sehr gut und macht Spaß, manchmal wirkt das Stilmittel aber auch billig und störend. Mit etwas mehr Einsatz hätte man von Samurai Fiction die tolle Idee abkupfern können, die Kämpfe als Tanz zum Soundtrack zu inszenieren. So ist es dann leider doch „nur“ Gezoffe  zu Geschrammel angereichert mit viel zu lauten Soundeffekten.
Geboten werden freche Ideen, eine Schubkarre mit skurrilen Momenten und ganz, ganz viel Comicstimmung. Allerdings auch viele kleine, dafür aber billige Scherzchen. Daz ein paar überraschend schöne Landschaftsaufnahmen und Perspektiven und ansonsten fühlbarer Spaß der Macher. Dass der Hauptpart des Filmes wie so viele Low Budget-Produktionen in einem Wald abläuft, stört kaum. Vor allem der wohlig hohe Fantasyanteil, der durch jede Menge bunte Mythologie ständig erweitert wird, lässt das Geschehen stets frisch daherkommen.
Nicht selten ist der Film auch einfach nur wunderbarer Quatsch, wenn wie aus dem Nichts Angreifer inmitten eines dichten Waldes auf Motorrädern anbrausen, Stop-Motion-Puppen aufkreuzen oder mal eben im Eifer des Gefechts eine Bazooka gebastelt wird.

Wer aufpasst, der stößt zudem auf allerhand liebevoll eingebettete Filmzitate. Offensichtliche wie zum Beispiel Django durch den sargziehenden Protagonisten/Antagonisten oder subtilere kleine Verbeugungen vor Kurosawa. Einmal gibt es gar ein Objekt, welches unverkennbar nach der verdammten Tardis aussieht! Auch wenn die Absichtlichkeit dieser Referenz in Zweifel gezogen werden sollte.

Fazit

Eine verwirrende Mischung aus Trash und professionellen Ansätzen, die mit viel Schminke,  Haarspray, Maskenbildnermatsch und Liebe zum Detail überzogen wurden. Ein Forst-Ragnarök-Road-Movie zum Grinsen, das im Geiste an Stormriders erinnert, welcher seinerzeit ja immerhin die Titanic in den Kinos zum Kentern brachte.

A Sound of Thunder

80 Millionen Dollar versickerten in A Sound of Thunder und doch wurde der Film zu einer der größten künstlerischen Niederlagen überhaupt. Schmähworte von Kritikern und Kinogängern, ein lachhaftes Einspiel und eine klammheimliche DVD-Premiere in Deutschland sind der Dank. Mit gutem Grund.

Today you stood shoulder to shoulder with Columbus discovering America.

Story

Die Firma Time Safari Inc. bietet gelangweilten Reichen die Möglichkeit, rückwärts durch die Zeit zu reisen und Dinosaurier zu erleben. „Rückwärts durch die Zeit zu reisen“ heißt Kreidezeit und „erleben“ heißt töten. Alles, um den Wunsch des Adels nach Exklusivität zu stillen. Weil man nicht einfach so wild in der Vergangenheit rumschießen sollte, werden nur Echsen erlegt, deren Ableben sowieso wenige Augenblicke später stattfinden würde, damit die feste Kausalität der Zeit möglichst unangetastet bleibt.
Aufgrund von technischem Versagens macht ein Safari-Teilnehmer einen falschen Schritt und die Vergangenheit ist hinüber. Monströse Zeitwellen rollen über die gegenwärtige Erde und bringen nach und nach beängstigende Veränderung. Die Städte sind mit aggressivem Gestrüpp überwuchert und in den Straßen regieren wütende Urzeitgeschöpfe.
Vom schlechten Gewissen getrieben, macht sich nun ein Team aus Wissenschaftlern auf den Weg, den Fehler irgendwie zu korrigieren.

Kritik

Was war da los? Regisseur Peter Hyams hat davor immerhin achtbare Sci-Fi-Filme wie Outland und 2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen verwirklicht. Sicher, es befinden sich auch Sachen wie End of Days auf seinem Kerbholz, aber nichts vom Kaliber eines A Sound of Thunder. Gerade die erbärmlichen Effekte scheinen erst einmal unerklärbar. Die Zukunftsstraßen sehen aus wie eingelaufenes Plastik und die Dinos sind derart miserabel animiert, dass Michael Crichton unter Garantie im Grabe rotiert.

Nicht das prager Jahrhunderthochwasser, weswegen sich die Veröffentlichung des Trauerspiels um 3 Jahre verzögerte, war Schuld, sondern simpler Größenwahn. Die Erkenntnis, dass die fürs Drehbuch erdachten Szenen vom vorhandenen Budget niemals getragen werden könnten, führte nicht dazu, kleine Brötchen backen zu wollen, sondern verursachte Trotzreaktionen bei den Verantwortlichen. Man wollte sich das Herzensprojekt nicht von fehlenden Dollarbündeln kaputtmachen lassen. Stattdessen nahm man es lieber in Kauf, jede gewollt pompöse Dino- und Großstadtuntergangsszene auf Teufel komm raus umzusetzen und sie im Gegenzug einfach grauenhaft aussehen zu lassen. Bei vielen verschiedenen Special-Effects-Firmen ging man hausieren, um das günstigste Angebot rauszuschlagen. Für jeden Effekt gab es einen festgelegten Finanzrahmen, der nicht verlassen werden durfte. Und entsprechend sieht das Unglück von einer Science-Fiction-Geschichte dann auch aus.
Aber schlechte Effekte und Kalkulationsverweigerung allein reichen vielleicht für einen gesunden Flop, aber nicht, um einen Film derart scheitern zu lassen. Es hakt auch an allen anderen Stellen im Getriebe.

Es ist schwer zu sagen, was schlimmer ist. Die Hampelmänner, die man dank ihren zotigen und völlig unmotiviert vorgetragenen Sprüchen schon ab Minute zwei nie-, nie-, niemals in die heiligen Hallen der Identifikation einladen wird, die unfassbar minderwertigen Dialoge oder die doch Tatsache, dass man mit Plastikgewehren auf furchtbar schlechte Spezialeffekte feuert.
Irgendwer hatte die blendende Idee, dass man nur einen renommierten Kopf wie den von Ben Kingsley auf dem Kinoplakat bräuchte, um automatisiert Einnahmen zu generieren. Wenn man ihm allerdings eine traurige Perücke mit Sean Connery-Frisur über den markanten Schädel stülpt und ihn wie einen wütenden Kobold immer das Gleiche sagen lässt, bis er in der Filmmitte dann einfach von der Bildfläche verschwindet, sabotiert man die eigene Idee doch beträchtlich. Zu seinem Glück werden auch die restlichen Charaktere mit einer außerordentlichen Schlechtigkeit dargestellt werden, für die sich sogar ein Schultheater schämen würde. Andere Ideen, wie eine ‚furchtbar lustige‘, rotzfreche Künstliche Intelligenz, erleiden dasselbe Schicksal. Nicht zu Ende gedacht, nicht vernünftig eingesetzt und noch weniger vernünftig umgesetzt.

Aber vielleicht ist auch gar nichts davon schlimm. Vielleicht ist es okay, weil es ein paar Minuten lang einen Heidenspaß bereitet, A Sound of Thunder beim Scheitern zuzusehen.
An jeder Ecke bemüht sich der Film, eine glaubwürdige Illusion von Zukünftigkeit zu errichten, um damit kolossal auf die Nase zu fallen. Nicht nur die Effekte digitaler Natur, sogar die normalsten Sets sehen unglaublich ramschig aus.
Ganz zu schweigen davon, dass die gesamte Diegese Murks ist, weil kein Mensch diese offenkundig idiotische Geschäftsidee von Time Safari Inc. ernstlich in Frage stellt und auf die Idee kommt, dass man sich damit in Höchstgeschwindigkeit selbst ein Grab schaufelt. Okay, ein paar protestieren schon. Die stürmen dann auf Galas, lachen irre und spritzen mit Blut herum, das eigentlich viel zu hell ist, um Blut zu sein. Tatsächlich funktioniert die ganze Geschichte von vorne bis hinten nicht. Überhaupt nicht. Informationen laufen in die falsche Richtung, an jeder Ecke wartet geduldig eine Wissenschaftslüge und in einer normalen Geschichte wäre keine der hier dargestellten Figuren auch nur überlebensfähig.

Über all dem Dilettantismus thront ein beschämendes, höchst kurioses Faktum. Die ganze Zeitreisekiste haut nicht hin, weil niemand der an diesem Machwerk Beteiligten sich je Gedanken über das Thema des Filmes gemacht hat. So wie in A Sound of Thunder funktionieren Zeitsprünge nämlich einfach nicht. Auch wenn es noch nie einen gab und geben wird: Nein.
Wenn man von Punkt Z1 ausgehend nach Punkt A1 reist und dort etwas variiert, sodass die gesamte Linie von A1 – Z1 beeinflusst wird, um schließlich in ein daraus resultierendes Z2 zu münden, dann existiert Z1 entweder gar nicht oder aber Z1 und Z2 bestehen beide als alternative Zeitlinien.
Die Idee, stattdessen Zeitwellen einzuführen, die nach und nach die Welt, nicht aber die Menschen verändern, ist derart fern von ‚naheliegend‘ und ‚leicht abzukaufen‘, dass ihr ein Ehrenplatz in den Annalen der Filmgeschichte sicher ist. Da kann die Musik noch so theatralisch-dumm durch die lahmen Szenen tröten. Und selbst WENN man diesen Unfug versuchsweise akzeptiert, macht es keinen Sinn, dass moderne Natur von prähistorischer ausgewechselt wird, alle Kulturgegenstände aber ungeschoren erhalten bleiben. In A Sound of Thunder kann die Zeit denken, das ist die einzige, alles andere als glücklich machende Erklärung für dieses hohle Brimborium. Die ganze innere Logik dieser Idee ist völlig plemplem. Und WIESO schleudern diese ominösen Zeitwellen bei Eintreffen die Menschen meterweit weg, während alles andere unberührt bleibt? Welchen Sinn hat das? So geht das einfach nicht, werte Drehbuchschreiber. Liebe Leute, selbst unaufmerksamste Zuschauer kriegt spitz, dass hier absolut gar nichts in sich schlüssig ist.

Was bleibt, ist die wunderbare Chance, die Fantasie mal so richtig am Rad drehen zu lassen und einen ganzen Zoo mit fantastischen Kreaturen zu entwerfen und auf die Menschheit loszulassen. Schließlich ist das Eiland Erde plötzlich bevölkert mit unbekannten Biestern, die sich in 65 Millionen Jahren aus allem Möglichen entwickelt haben können. Und was ist das Beste, auf das die Herren von der Kreativabteilung kommen? Muskulöse Paviane.
Nicht mal einen simplen Sturz aus einem simplen Fenster kriegt der Film inszeniert. Nichts, absolut gar nichts ist so, wie es sein sollte. Jeder Schritt ein furioses Stolpern.
Und genau deswegen ist der Film zwar durch und durch schlecht, aber nicht langweilig. Jeder mit einem Kügelchen Sadismus in sich wird seine Freude an den mangelnden Qualitäten dieses Zeitreisewunders haben.

Fazit

Schauspieler im Leerlauf, das vielleicht lumpigste Drehbuch aller Zeiten und Effekte aus einer Zeit, in der die meisten Leser vermutlich noch nicht geboren waren. A Sound of Thunder zeigt mit sichtlichem Stolz, was beim Filmemachen alles schieflaufen kann. Das soll aber nicht heißen, der Film würde keinen Spaß machen. Er ist dreist, schlecht und müffelt, doch das Langweilen hält sich trotzdem in Grenzen. Und bei allem, was der Film so falsch macht, begeht er doch nicht den größten aller Fehler: Gar nicht zu unterhalten.

Fantasy-Filmfest-Special: Frankenstein’s Army

Frankensteins Monster – nun auch im Plural. Richard Raaphorst lässt in seinem ersten Langfilm handgemachten Wahnsinn posieren, pfeift auf Charakterarbeit und Story und konzentriert sich ganz auf seine unikalen Fleisch-Maschine-Perversionen. Mit Erfolg.
http://www.youtube.com/watch?v=dOF8GiIXtGY
Things the Doctor makes.

Story

Der zweite Weltkrieg ist am Toben und Dimitri ein Filmstudent mit großem Engagement. Er und seine 16mm-Kamera begleiten einen kleinen Stoßtrupp der russischen Armee, um ein paar werbewirksame Propagandaaufnahmen einzufangen.
Als sie einen Hilferuf über Funk empfangen, folgen sie dem Signal und erreichen ein kleines Dorf, das wie ausgestorben scheint. Dass es dort nicht mit rechten Dingen zugeht, kündigt sich schon auf dem Hinweg an, wo höchst eigenwillige Kadaver von Kriegsgreuel zeugen, die jenseits des Vorstellbaren liegen. Die toten Körper werden entstellt durch merkwürdige Mutationen und mechanische Modifikationen.
Im Gangsystem unter einer zum Labor umfunktionierten Kirche stößt man schnell auf die Quelle dieser entmenschlichten Wesen: Wütende Kreaturen, von einem irren Doktor wiederbelebt. Von einem Nazi-Frankenstein der sich mit lascher Wiedererweckung nicht zufrieden gab, denn derartiges ist bekanntlich für Amateure. Stattdessen stattete er seine Geschöpfe mit dem Besten aus, was der gut sortierte Werkzeugschrank so hergab. Leiber mit viel Metall und noch mehr Waffen streifen durch die klaustrophobisch engen Gänge und machen Jagd auf die Eindringlinge. Frisches Baumaterial wird schließlich immer gebraucht.
Doch auch untereinander herrschen Spannungen, die durch die Extremsituation nur noch geschürt werden, bis Dimitri, nur mit seiner Kamera bewaffnet, sich plötzlich alleine in einem Strudel aus Körperteilen und Motoröl wiederfindet

Kritik

Wenn die Filmwelt von Heute eines ganz gewiss nicht braucht, ist es ein weiterer Found-Footage-Streifen. Nun sehen wir uns also das – offenbar gefundene – Material des Kameramannes Dimitri an und merken schnell, dass sich das Konzept mit seinem Authentizitätsanspruch selbst ad absurdum führt, weil die vermeintlich echten Aufnahmen andauernd mit atmosphärischer Hintergrundmusik untermalt sind. Auch sonst wirkt es so, als wäre die Wahl dieses Präsentationsstils keine dramaturgisch, sondern eine finanziell motivierte gewesen. Wirre Kameraführung und wahllose Schnitte sind dadurch entschuldigt. Aber trotzdem gelingt Frankenstein‘s Army genau das, woran die meisten Handkamerafilme kläglich scheitern: Es stellt sich ein starkes Mittendrin-Gefühl ein. Selbst die Laiendarsteller, die in mindestens zwei Fällen auch viel zu jung für ihre Rollen aussehen, verhindern nicht, dass man sich als Zuschauer direkt im Geschehen wähnt. Neben erwähnter Musik und den toll gewählten Schauplätzen, auch vor und auf dem Weg zu der Kirche, ist das vor allem vielen Schummeleien der Regie zu verdanken: Der filmende Hauptdarsteller neigt dazu, in den gefahrvollsten Situationen einfach tatenlos stehenzubleiben und seine Kamera zudem so zu drehen, wie man den Kopf drehen würde – nur viel, viel langsamer. Wenn aus drei von vier Gängen grässlich grunzende Abscheulichkeiten anstürmen und das Kameraauge zwar zittrig, aber trotzdem ohne Eile erst einmal in alle drei Gänge reinfilmt, bevor sich der gute Dimitri dann vielleicht mal entschließt, in den einzig freiliegenden Schacht zu türmen, nimmt man den Protagonisten mit seinen geistigen Kapazitäten und auch dessen Überlebenstrieb zwar nicht mehr für voll, kann die aufkeimende Panik aber auch sehr gut nachempfinden. Ein ähnlicher Effekt tritt ein, wenn die Waffenarme der Scheusale niedersausen und es wegen der Kameraperspektive so aussieht, als müssten sie das Würstchen von einem Helden eigentlich zweiteilen. Doch stattdessen gibt es noch ein paar weitere Hiebe ins vorgebliche Nichts und der ambitionierte Filmstudent setzt seinen Weg fort. Wie gesagt, Manipulation sehr hohen Grades, aber es funktioniert, wenn man sich drauf einlässt.
Und der Rest? Ein Haufen trunksüchtiger Schandmäuler, denen das Leben der Genossen wenig und das aller anderen gar nichts wert ist. Kriegsverbrechen sind keine Ausnahme. Ein sonderbares Protagonistenpack ist es, das Frankenstein’s Army uns da vorsetzt. Und da man auch nicht davor zurückschreckt, den eigenen Kameraden bei nächstbester Gelegenheit schamlos in den Rücken zu fallen, fällt eine Identifikation nicht leicht. Aber so ist der Krieg nun mal, möchte uns der Film der Niederländer uns wohl sagen. Vor allem in Russland. Liebgewinnen sollte man eh niemanden der Herrschaften, denn die Soldaten fallen den in den Schächten lauernden Wiedererweckten schneller zum Opfer als man ihre Namen auswendig kann. Und die wahren Hauptdarsteller sind auch gar nicht die nichtsahnenden Militärs oder Kameramann Dimitri, sondern die schaurigen Gestalten, deren Körper Waffe ist. Das Geld, das eigentlich für Schauspieler und Drehbuch ausgegeben wird, floss hier zur Gänze in Kreaturendesign und Maske. Was Frankenstein’s Army auszeichnet und zu dem Spaß macht, der der Film ist, ist die unglaubliche Liebe zum Detail. Über 30 Biester wurden erdacht und in Handarbeit zusammengeklebt, -geschraubt und -genäht. Und sämtlich sehen sie zu niederknien gut aus. Von der mordenden Tauchglocke und der Schnapp-Kopf-Ab-Falle auf den Schultern bis hin zum Propeller als Kopfersatz hat man nichts ausgelassen, um den Freund altmodischer Effekte selig zu stimmen. Und das mit enormem Erfolg: Die Kuriositätenschau scheint kein Ende zu nehmen, jedes neue Ungeheuer überrascht mit seiner einfallsreichen Aufmachung und jede kommende Idee ist noch ein wenig irrer und abgefahrener als die vorangegangene. Bis zum Kochtopf auf Beinen. Doch nicht nur hier, auch an allen anderen Stellen zeugt jede Einstellung von liebevoll entworfener Ausstattung. Es werden Räume durchquert, die man nur für wenige Sekunden zu Gesicht bekommt, an deren verschwenderischer Steampunk-Einrichtung man sich aber gar nicht sattsehen kann. Dabei nimmt sich der Film ernst genug, um oben erwähnte Intensität zu wahren, aber weißt auch immer, dass er eigentlich großen Unfug darstellt. Die Spitze dieses augenzwinkernden Eingeständnisses ist fraglos das herrlich dämliche Vorhaben des für die Misere verantwortlichen Doktors, den Konflikt zwischen Nazis und Kommunisten auf ewig beizulegen.
Im Großen und Ganzen spiegelt der Film auf seine eigene bizarre Weise ein wenig den Wahnsinn wider, der in einem fanatischen Dr. Frankenstein wüten könnte. Und das Ganze bezeichnenderweise in und unter einer Kirche. Welcher Ort könnte passender sein, um einem Menschen das Feld zu bieten, sich als Gott aufzuspielen?
Am Ende gibt es zur Abrundung noch eine fies-schöne Reminiszenz an Mary Shelleys Roman.

Fazit

Frankenstein’s Army wirkt wie ein schelmischer Abgesang auf das Zeitalter digitaler Effekte. Alles ist handgemacht und alles sieht superb aus. Wer sich damit arrangieren kann, dass nicht irgendwelche inneren Werte wie eine Story zählen, sondern das furiose Schaulaufen eines obskuren Monsterkabinetts des Filmes Herzstück darstellt, erlebt eine 84-minütige Geisterbahnfahrt, wie es sie schon lange nicht mehr gab. Inklusive einem von Sinnen seienden Doktor, Bloßstellung von Naziideologie und herzhaftem Splatter.

Planet der Vampire

Nach einem halben Kunststudium fängt Mario Bava an, seinem Vater, der Maler, Bildhauer und Kameramann ist, zu assistieren. Der Veranlagung nach hat man Großes von Bava erwarten können. Und ja: Eine kleine Revolution im italienischen Horrorsektor mit Die Stunde, wenn Dracula kommt und ein paar achtbare Semi-Klassiker in der Nachfolge. Alle seine Werke hatten aber gemein, dass die Technik die Schwächen auf narrativer Ebene auszugleichen hatte.


Shiny

Story

Vom unscheinbaren Planeten Aura dringt ein Signal ins All, dessen Ursprung nicht natürlich sein kann. Mit der Hoffnung, außerirdischer Intelligenz zu begegnen, steuern die Schiffe Argos und Galliot auf Aura zu. Plötzlich versagt die Kommunikation zwischen den Raumschiffen. Während das Schicksal der Galliot ungewiss ist, wird die Argos zur Landung gezwungen. Die Anziehungskraft des Planeten ist deutlich größer, als sie sein dürfte, doch trotz des erwarteten Absturzes setzt das Schiff butterweich auf der Oberfläche auf. Doch damit nicht genug. Fast alle Besatzungsmitglieder werden kurzzeitig zu willenlosen Amokläufern und gehen aufeinander los. Nur die Besonnenheit von Captain Markary verhindert eine größere Katastrophe. Nach dieser beunruhigenden Phase kehrt das Bewusstsein in die Befallenen zurück, die sich jedoch an nichts von dem Vorgefallenen erinnern können.
Eine Expeditionstour auf dem unwirtlichen Planeten bringt Schritt um Schritt am Tageslicht, was mit der Galliot und dessen Besatzung geschehen ist und welches tödliche Geheimnis sich hinter dem Funksignal und dem sonderbaren Vorkommnissen verbirgt.

Kritik

Planet of the Vampires. Ein Titel, der nicht nur angemessen übersetzt wurde (was, zugegeben, auch keine große Kunst ist), sondern besondere Erwartungen weckt. Weltraumvampire! Spitze Zähne unter Astronautenhelmen, schwarze Capes, die im erhaben im schwerelosen Raum trudeln, Gallonen außerirdischen Blutes und obskure Zukunftslandschaften eines  Cyber-Siebenbürgen voll mit Fledermäusen, Weltraumknoblauch, interstellaren Kreuz- und Weihwasser-Pendants und einem echsenartigen Van Hellsing, der in Tentakeln seine riesige Strahlenkanone hält.
Großer, wundervoller Trash, so mag man mit gutem Recht hoffen, wenn man den Titel hört und das Cover betrachtet.
Ganz so einfach ist es leider nicht, denn der Titel ist in mehrfacher Hinsicht äußerst irreführend.
Zum einen nimmt sich Planet der Vampire selbst sehr ernst und erzählt eine ebenso ernste Geschichte. Zum anderen ist die Sache mit den Vampiren von vorne bis hinten erlogen. Stattdessen handelt es sich vielmehr um eine klassische Body Snatcher-Variation, die mit dem Erlangen des menschlichen Lebenssaftes gar nichts am Hut hat.

Leise kreischendes Synthesizer-Gewaber, pulsierende Zooms auf weltraumähnliche Lichtkleckse und ein verschwommenes, beinahe organisch wirkendes Ding mit Fenstern, das ganz unverkennbar ein winziges, furchtbar glatt wirkendes, detailarmes Raumschiffmodell ist. Die Besatzung trägt Anzüge aus Leder, die riesige Falten werfen, weil sie in ihrer riesigen Einheitsgröße niemandem wirklich passen. Sie wirken wie ein früher Prototyp der X-Men-Kluft und besitzen einen Kragen haben, dessen Größe (selbst die Ohren sind verdeckt) sogar einen Graf Dracula gelb vor Neid werden ließe. Alles ziemlich futuristisch, wenn der Raumschiffboden nur nicht so schmutzig und zerschlissen wie der einer schulischen Turnhalle wäre. Wie so oft wird die atemnehmende Technisierung der Zukunft durch wild blinkende Lämpchen auf ansonsten leeren Klötzen glaubwürdig gemacht.
Planet der Vampire macht es einem nicht leicht. Die dilettantischen Ansätze sind nicht von der Hand zu weisen. Wechselhaftes Schauspiel und eine phasenweise fast schon erbarmungswürdige Ausstattung (für den gesamten Planeten hatte man beim Dreh nicht mehr als zwei Felsen und eine Nebelmaschine zur Verfügung) treffen auf großes Bemühen auf vielen Ebenen. Besonders die erkennbaren Anstrengungen, Atmosphäre zu errichten, dürfen nicht ungeehrt bleiben, denn der Sci-Fi-Film zückt in dieser Angelegenheit alle ihm möglichen Register. Der Planet ist in seiner liebevollen Pappigkeit ebenso liebevoll ausgestaltet, bei der Landung prustet das Raumschiff wie ein übermütiger Drache Dampf und Staub aus seinem Antrieb und über allem dröhnt ein herrlich spaciger Geräuschesoundtrack aus ein paar Synthesizern der ersten Generation.
Die Seltsamkeiten, die den Rest des Filmes dominieren, kann man ihm als Unzulänglichkeit anlasten, doch wessen Filmherz nicht aus Stein ist, der erkennt die putzige Kindlichkeit des ganzen Unterfangens an und erfreut sich an sympathischen Wunderlichkeiten, wie etwa die Tatsache, dass Frauen bei der kleinsten Unwägbarkeit in tiefe Ohnmacht stürzen. Da ist es natürlich wenig verwunderlich, dass man ihnen nur mitleidig den Arm tätschelt, wenn sie versuchen, etwas Wichtiges mitzuteilen.
Die Kämpfe sind eine Sache für sich, da die sich Kabbelnden dauerhaft wie einander beharkende Marionetten wirken, so steif schlägt man nacheinander und so zärtlich fällt man sich in die Arme, wenn man bemüht ist, einen Ringkampf darzustellen.

All dem zum Trotz sind die ersten 25 Minuten aber eine leicht zähe Angelegenheit. Auch das ist ein Markenzeichen von Regisseur Mario Bava. Von der Landung auf dem namensgebenden Planeten abgesehen, geschieht recht wenig und die an sich spannenden Vorfälle, werden leidlich unspannend in Szene gesetzt. Der Planet respektive die beiden Steine und der allgegenwärtige Nebel sind stimmungsvoll eingefangen, stellen vorerst aber wenig mehr dar als bloßen Weg zum nächsten Plot Point.
Ein zweischneidiges Schwert sind auch die Dialoge. Durchdacht und fast authentisch in einigen Szenen, dann aber immer wieder und überflüssiger Weise völlig Offensichtliches erklärend. Zudem werden permanent vermeintlich logische Schlussfolgerungen vorgetragen, die an Absurdität und Dummheit schwer zu überbieten sind und auf abwegigsten Spekulationen beruhen. Manchmal vermag man kaum zu bestimmen, ob die Charaktere gut geschrieben wahnsinnig oder schlecht geschrieben rational sind. Da hält man einander grundlos wichtige Informationen vor, was vom Film, wenn überhaupt, mehr als nur fadenscheinig zu begründen versucht wird. Dieser Umstand führt dazu, dass man die Charaktere, anstatt sich um ihr Schicksal zu sorgen, irgendwann regelrecht unsympathisch findet, wodurch es Planet der Vampire später an Empathiefläche fehlt, was der Filmerfahrung keineswegs zugutekommt.
Wenn die entstellte Gefahr nach der ersten halben Stunde aber aus einer Bodenluke in den Nebel steigt und sich in Zeitlupe Plastikplane vom Körper reißt, wird deutlich Spannung aufgebaut. Nach und nach werden sogar Elemente aus vielen späteren Klassikern wie z.B. Nightmare on Elm Street vorweggenommen. Auch wenn die allgemeine Ansicht, Alien hätte sich von einer der markantesten Szenen dieses Werks gehörig leiten lassen, eine kühne ist.

Am Ende wird das Geschehen durchaus interessant, bekommt aber auch einen bitteren Beigeschmack, weil die Handlungen der Protagonisten von einer merkwürdigen Selbstüberheblichkeit durchfasert sind, deren unreflektierte Fragwürdigkeit zumindest den gegenwärtigen Zuschauer gehörig irritieren kann. Dafür ist das Ende mit einem Twist versehen, der für die damalige Zeit wirklich beachtenswert ist.

Erzählerische Defizite hin oder her, auf audiovisueller Ebene gibt sich Planet der Vampire keine Blöße. Der beunruhigende Sound, mal bedrohlich brummend, mal hektisch klirrend, ist ein gewaltiges Atmosphäreplus. Doch Herzstück des Stils ist der Einsatz von farbiger Beleuchtung. Kaum ein Bild kommt ohne eigene Lichtstimmung aus, selten besitzt eine Ecke, Decke oder Kluft keine irgendwo befestigte Lichtquelle, die rot, blau, gelb oder grün schimmert, die ganze Umgebung anstrahlt und in Kombination mit den anderen Leuchten ein seltsam schönes wie gespenstisches Bild entwirft, das die Fremdartigkeit des merkwürdigen Planeten fantastisch unterstreicht. Der Weltraum ist einsam, aber kunterbunt.

Fazit

Erzählerisch nicht immer sauber umgesetzt, dank geschicktem Einsatz von Licht und Klang atmosphärisch aber mehr als anständig. So anständig, dass sich so mancher Meilenstein der Science-Fiction durch diesen Budenzauber inspirieren haben lassen dürfte, wenngleich sich Planet der Vampire auch nicht ganz unbeeinflusst von Alarm im Weltall zeigt.
Einmal mehr hat Regisseur Bava aus wenig sehr viel herausgeholt. Schade nur, dass die teils schwer nachvollziehbaren Handlungen der Figuren eine richtige Zuschauerbindung erschweren.
Trotzdem ein Sci-Fi-Scheibchen aus dem B-Regal, das man sich angucken kann. Auch ohne Vampire.

Andromeda – Staffel 1

Genesis II ist der Titel einer Serienschöpfung von Star Trek-Erfinder Gene Roddenberry, die es nie über ihren Pilotfilm von 1973 hinausschaffte. Fast 30 Jahre später und 9 Jahre nach dem Tod von Roddenberry kam Andromeda, um das Konzept erneut aufzugreifen und dieses Mal erfolgreicher zu werden. Die Serie brachte es auf 5 Staffeln.

Are you sure about that? I think that making pie is a lot harder than cake.

Story

Der Krieg ist geschlichtet, die bekannten Spezies des Universums fast gänzlich friedlich vereint unter dem sanft regulierenden Commonwealth. Dylan Hunt ist hochrangiges Mitglied der Ehrengarde von eben diesem und  Captain der Andromeda Ascendant, ein Schiff mit künstlicher Intelligenz und eigener Persönlichkeit, die sich (anfangs nur als Hologramm, später ganz körperlich) sogar manifestieren kann.
Als er und seine Crew zu einem Einsatz beordert werden, sehen sie sich nicht nur einer Übermacht der Nietzscheaner – die einzigen wirklichen verbliebenen Streithähne – sondern auch einer Meuterei ausgesetzt. Der Fluchtversuch endet am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches, wo die Andromeda samt Besatzung quasi in der Zeit einfriert. Erst als 300 Jahre später ein Bergungsschiff ihre Position verändert, kehrt das Schiff wieder in den normalen Ereignisverlauf zurück.
Der einzige Überlebende ist Dylan, welcher das bunt durchmischte Bergungsgrüppchen kurzerhand rekrutiert, als er feststellen muss, dass in den vergangenen drei Jahrhunderten so einiges passiert ist, das Commonwealth zerschlagen wurde und die Galaxis wieder in ihr zerstrittenes Chaos zurückstürzte.
Sein erklärtes Ziel ist der Wiederaufbau des Commonwealth, indem jede einzelne Spezies von dessen Wichtigkeit überzeugt wird und schlussendlich den bindenden Vertrag unterzeichnet.

Kritik

Mit der alten Serienkrankheit, dass es nach einem überdurchschnittlichen Beginnt steil bergab geht, ist auch Gene Roddenberry’s Andromeda infiziert. Der Einstig ist spannend, rasant und besticht durch verschiedene Tempi und Abwechslung, wodurch Erwartungen geweckt werden, die die Serie nicht halten kann und offenbar auch gar nicht will. Nach dem interessanten, über mehrere Episoden andauernden Anstieg, folgt repetitive Fleißarbeit für Crew und Zuschauer. Die einzelnen Völker werden abgegrast und von der famosen Idee des Commonwealth überzeugt, wobei natürlich an jeder Ecke ein durchschnittliches Weltraum-Abenteuer lauert. Dabei wird vorrangig das halbe Repertoire der Space-Opera-Mottenkiste hervorgekramt, ohne auch nur eine eigene, wirklich überraschende Idee zutage zu fördern. Das ist durchaus legitim und wird auch von z.B. Farscape nicht großartig anders praktiziert, doch fehlen Andromeda auch die wirklich interessanten Figuren und Rahmenbedingungen.  Cyborgs, Hologramme, TRON-artige Computerwelten, Nanobots , eine Maschinenintelligenz aus Schrott, die aussieht wie ein Borg, der R2D2-Geräusche plagiiert, und Zeitreisen sind nur ein paar der üblichen Handlungsschemata, die keineswegs nicht lieblos, aber häufig zu uninspiriert und voneinander gänzlich unbeeinflusst durchlaufen werden.
Bei der bunt durchmengten Interspezis-Crew sind Geschichten, in denen die verschiedenen Interessen aufeinanderprallen, natürlich an der Tagesordnung. Der Krieger will Zoff, der besonnene Captain jedes Schiffsmanöver mehrmals durchdenken und alle anderen siedeln ihre Interessen irgendwo im breiten Spektrum dazwischen an. Zugutehalten muss man hier, dass es tatsächlich gelingt, die Konflikte so einzufädeln, dass der Zuschauer nicht bereits vom der ersten Minute an weiß, wie das Ende aussehen wird. Wenn Crewmitglieder zweifeln, zweifelt meistens auch der Mensch vor der Mattscheibe; zumindest ein wenig. Die Figuren sind nicht sonderlich gut geschrieben, einige Drehbücher aber immerhin gut genug, um ihre Motive im entscheidenden Moment für ein Weilchen unter Verschluss zu halten.

Jeder Charakter hat mindestens eine Folge, die sich ganz ihm und seiner Vergangenheit widmet. Im Anschluss sieht man die Crew ein wenig anders, ist etwas vertrauter mit ihr. Das übliche Prozedere eben. Herauszuheben ist einerseits ein mythisches Zeug faselnder Magog, der ein wenig an eine Kreuzung aus Space-Ork und Alf mit Warzen erinnert, und wohl in erster Linie an Bord ist, weil jede Sci-Fi-Serie einen Repräsentanten einer Spezies braucht, die im ganzen Universum als gefürchtete Kriegergemeinschaft angesehen wird und nur an Deck des Serienschiffes ihr einziges friedliebendes Exemplar der ganzen Galaxie hat. Und andererseits ein Langhaariger mit Lederhose und Kettenhemd, der dem Bodybuildervölkchen der aus dem Zusammenhang zitierenden Nietzscheaner angehört.
Wirklich überdurchschnittlich ist keiner der Mannschaft, aber die knallbunte Mischung hat ihren Charme, sowie man auch der ganzen Serie eine Grundsympathie nicht verwehren kann. Die Crew als Meta-Charakter hat tatsächlich genügend Persönlichkeit, um dem Zuschauer alles andere als gleichgültig zu sein. Dazu stimmen die Geschichten einigermaßen – es ist erkennbar, dass man sich viele Gedanken über die Hintergründe des Universums gemacht hat. Und das spielt man auch aus.
Die Frage um die Loyalität des Einzelnen der Gruppe gegenüber ist häufig das Kernthema der Sci-Fi-Serie und findet hier natürlich keine auch nur im Ansatz überraschende Beantwortung, aber immerhin ein paar nette Zwischentöne in der Formulierung.

Schauspielerisch wird unteres Mittelmaß kredenzt. Kevin Sorbo zum Beispiel scheint seit Hercules in den 90ern noch deutlich weniger Talent zu besitzen. Vor allem ist er als gerissener Kampfveteran einfach kolossal fehlbesetzt, da jede Bewegung von ihm falsch und unbeholfen wirkt. Erschwerend kommt hinzu, dass der von ihm gespielte Saubermann-Captain in seiner süffisanten Arroganz zeitweise kaum auszuhalten ist. Das von Rush komponierte Titelthema trägt mit seiner überschwappenden Dramatik seinen Part dazu bei.
Raumschlachten kriegt man öfter, aber immer nur sehr kurz zu Gesicht. Das, was gezeigt wird, sieht aber cool aus. Die Welten und Kreaturen sind leider bei weitem nicht so exotisch und erinnernswert, wie es hätte sein können. An zu Spezielles hat man sich nicht getraut, zumindest sind die Kostüme alle handgemacht. Auch wenn das ein paar Mal zu oft bedeutet, dass ein Statist einfach in einen brauen Teppich gerollt wurde oder ein paar Klumpen Maskenbildnerrmatsch ins Gesicht geklebt bekommen hat. Ausgefallener sind die Schiffsmodelle, ohne dabei  übertrieben zu wirken, und so manches Waffendesign ist wirklich kreativ umgesetzt und offenbart eine sanfte Neigung zu Gothic und Cyberpunk, ohne je in schmierige Lexx-Regionen zu geraten. Auch als Thema ist der Kampf immer wieder geschickt angeführt. Abgesehen vom konfliktverliebten Nietzscheaner Tyr Anasazi,  dreht sich in Folge 4 zum Beispiel sich alles um eine einzige, permanente Auseinandersetzung – und das ist unerwartet spannend. Ebenso ist die letzte Folge genaugenommen kaum mehr als eine große Prügelei.
Wenn wir schon bei ‚Letzte Folge‘ sind: Wenigstens, so möchte man glauben, ein anständiges Finale wird geboten werden, die Serie jedenfalls kurzfristig zur Größe erster Folgen zurückkehren lassen und endlich mal den überfälligen Schritt Richtung überspannende Geschichte wagen, anstatt immer nur mit folgenlosen Einzelepisoden auf der Stelle zu treten. Doch der einzig richtige Unterschied zu den 20 Folgen im Vorlauf ist ein Cliffhanger. Für sich genommen ist das Finale zwar psychologisch interessant und eine wirklich gute Einzelfolge, einen starken Ansporn zum Weiterschauen bietet es aber nicht. Stattdessen tritt lediglich kurz mal ein Feind auf, bei dem nur überrascht, dass er es erst in Aktion tritt, während es in erster Linie zum x-ten Mal darum geht, dass ein Besatzungsmitglied verändert wird und unter fremdem Einfluss Unberechenbares tut, was alle in Gefahr bringt.
Andromeda hat ein vergleichsweise gesundes Gespür für Humor. Neben flachen Witzen, die aus keiner Folge ganz ausgegrenzt werden können, gibt es immer wieder ein paar flotte Sprüche, die unweigerlich zum Schmunzeln einladen, auch wenn diese stark in der Unterzahl sind.

Das, was möglicherweise der größte Fürsprecher der Serie ist, ist das Talent der Macher, Einzelgeschichten wenigstens manchmal mit dem serienübergreifenden Storykomplex zu verdrahten. Diese Rechnung geht jedenfalls bis grob zur Halbzeit von Staffel 1 auf. Obwohl Folge für Folge eine eigene Geschichte erzählt wird, zieht sich der rote Faden klar erkennbar durch die ganze Staffel. Permanente Charakterentwicklung und das intensive Weiterspinnen der Mythologie sorgen dafür, dass der Staffelanfang niemals zu sehr zerfasert. Trotzdem wirkt die Ordnung der Folgen paradoxerweise beliebig und ab der Mitte machen sich deutliche Ermüdungserscheinungen dieser Sonntagnachmittag-Serie bemerkbar.

Fazit

Die Dialoge sind nicht gut (auch wenn man ab und an ein bisschen aufgesetztes Technik-Fachgesimpel einbringt), die Effekte sind nicht gut und die Mann-zu-Mann-Kämpfe geradezu peinlich, trotzdem ist das Gesamtbild einigermaßen stimmig.
Dass manche Effekte ein wenig zu sehr nach Neujahrsfeuerwerk aussehen und die ein oder andere darstellerische Leistung etwas amateurhaft wirkt, gehört dazu und ist zu verkraften.
Die Stärken der Drehbücher abzüglich ihrer Schwächen in einer Geschichte mit besseren Charakteren, dann wäre aus Andromeda etwas viel Größeres geworden. Aber auch so ist es eine charmante Sci-Fi-Serie mit eigenen Ambitionen und Unterhaltungswert, die in Staffel 1 nur leider viel zu wenig wagt.

Japan-Filmfest Special: An Assassin

Japan-Filmfest Special 7

Go Ohara  ist seit den Albernheiten Geisha vs Ninjas und Gothic & Lolita Psycho als Regisseur tätig, während er sich zuvor hauptsächlich auf Stunt- und Actionchoreographien beschränkt hat.
Umso überraschender, dass neben allen anderen Dingen auch die Action in An Assassin vollkommen misslungen ist.

Story

Ryo und Misaki wurden von Kindesbeinen an zu Killern ausgebildet. Einer Organisation setzt sie auf Zielpersonen an, sie schnappen sich Lederkluft, Sonnenbrille, Haargel und Waffenset, um die Welt um ein Leben ärmer zu machen und kassieren am Ende das Kopfgeld. Sie sind die besten ihrer Art.
Doch die alte Freundschaft bekommt Risse. Ryos Gewissen wird tätiger, während Misaki von Tag zu Tag kaltblütiger wird.
Als bei einem Auftrag plötzlich ein Mädchen die Bildfläche betritt und die Zielperson mit einem Messer attackiert, läuft alles aus dem Ruder. Ryo schnappt sich die Täterin und nimmt sie mit in seine Wohnung. Von Misaki und den Auftraggebern gedrängt, sie zu eliminieren, beginnt der junge Assassine, sein eigenes Süppchen zu kochen.

Kritik

Es hätte eigentlich ganz amüsant werden können. Eine bis ins Letzte übertriebene Gangster-Mär, in der die Bösen so eiskalt sind, dass sie bei ihren diabolischen Pakten Eis essen, und die Guten so cool, dass in engen Lederkleidern Kette rauchen, während die Kugeln ihnen um die Ohren pfeifen, und ansonsten auf Häuserdächern Whiskey verköstigen.
Doch so sollte es nicht sein. Trotz literarischer Vorlage erzählt An Assassin eine Geschichte, die überraschungsarmer, langweiliger und ideenleerer nicht sein könnte. Von Vornherein ist klar, dass die einstigen Waisen und treuen Freunde zu Rivalen heranwachsen werden, dass Ryo Lamm im Wolfspelz ist und ein Herz für wehrlose Frauen hat. Das wäre nicht schlimm, wenn sich der Film selbst klar darüber wäre und stattdessen auf andere Stärken setzen würde. Zum Beispiel eine packende Inszenierung, selbstironische Reflektion oder einfach nur mitreißende Gefechte.
  
All das fehlt. Während zwischen den Kämpfen kaum etwas passiert und das, was passiert, beeindruckend langweilig in Szene gesetzt wird, stellen die Kämpfe tatsächlich einen fast noch größeren Schandfleck dar. Da niemand der gecasteten Schönlinge ein irgendwie geartetes Talent besitzt, beschränkt man sich darauf, wild an der Kamera vorbei zu feuern oder mit sinnlosen Schnitten zu versuchen, das abgehackte Gefuchtel der Konfliktträger wie einen Kampf aussehen zu lassen. Erschwerend kommt hinzu, dass offenbar niemand der Beteiligten – ob nun hinter der Kamera oder im Schneideraum – verbergen konnte, dass man nicht aufeinander einhaut, sondern meterweit aneinander vorbei.  Warum so häufig die unpraktischen Nahkampfwaffen einer effektiven Schusswaffe vorgezogen werden, ist sowieso eine ganz eigene Frage.
Das Resultat sind Kämpfe, die wahllos und frei von Logik in die matschige Handlung geworfen werden, nur ein paar Augenblicke andauern und nicht minder langweilen als der ganze Rest, durch ihre peinliche Umsetzung aber zum Schämen auffordern und die Blödsinnigkeit ihrer Ausgangssituation als gemeinsamen Nenner haben.
Zwar hat sich tatsächlich eine halbe Handvoll Witz eingeschlichen, der in gewissem Rahmen funktioniert, doch reicht diese Dosis lange noch nicht, um den Film erträglich, geschweige denn sehenswert zu machen.
Wenn dem Zuschauer auffällt, dass ein ständig pickender Vogel nicht etwa deshalb gezeigt wird, weil dies Teil eines irgendwie geartetem Stilkonzept ist, sondern weil es ersichtlich an besseren Einfällen mangelte, als eben diesen Vogel zu filmen, ist das bezeichnend für den ganzen Film.

Fazit

An Assasin ist eine Gurke, die mit formeltreue langweilt, mit Pseudo-Coolness ärgert und sich mit einer stümperhaften Umsetzung selbst immer wieder zu unterbieten weiß.
Ein paar funktionierende Gags können nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier versucht wurde, mit den schönen Gesichtern der Hauptdarsteller ein paar schnelle Scheine zu verdienen.