Deadball

Yūdai Yamaguchis Filme können ohne Ausnahme zum Genre der japanischen Splatterkomödie gezählt werden. Die einzige Variation findet auf der Skala zwischen Horror und Klamauk statt, wobei er in der Regel als Autor auftritt. Zu seinem bekanntesten Filmen gehören Versus, Alive, und Meatball Machine. Seine erste Regiearbeit von 2003 namens Battlefield Baseball hat in entsprechenden Kreisen durchaus Kultcharakter. Deadball soll nicht nur thematisch an diesen Erfolg anknüpfen.

Story

Als der junge Jubeh Yakyu mit seinem übermenschlich starken Wurf versehentlich seinen Vater beim Baseballtraining tötet, schwört er, nie wieder diese Wurfpraktik anzuwenden. Jahre später ist Jubeh ein aufsässiger Erwachsener und wird infolge von Selbstjustiz in eine Justizvollzugsanstalt eingewiesen.
Er landet in einem Gefängnis unter der Leitung von Ishihara Enkelin eines deutschen Kriegsverbrechers im zweiten Weltkrieg. Diese wiederum zwingt Jubeh, der von ihr aufgestellten Gefangenenmannschaft beizutreten und mit dieser Baseball zu spielen. Dieses Team höchst unterschiedlicher Spieler tritt in einem Turnier gegen andere Gefängnismannschaften an.
Rasch stellt sich heraus, dass diese Veranstaltungen eine perfide, abgekartete Sache sind.

Kritik

Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass Deadball thematisch direkt an Yudai Yamaguchis Kultnachlass Battlefield Baseball anschließt. Auch hier spielt die Sportart absolut gar keine Rolle, auch hier ist ihre bloße Nennung Auslöser einer Geschichte, die beim leisesten Windhauch in sich zusammenzufallen droht, auch hier die Rechtfertigung für allerhand blutigen Blödsinn.
Für wen ist dieser Film? In erster Linie natürlich für Fans des Regisseurs und seiner Stilverwandtschaft – diese Sorte japanischer Kunstblutalbernheit, wie sie seit Jahrzehnten Hochkonjunktur haben. Wobei, so ganz stimmt das nicht – denn wie so viele aus dieser Sparte setzt Yudai Yamaguchi nicht auf Gallonen roter Farbe, sondern auf Körpersäfte und andere Mensch-Zutaten aus dem Rechner. Und das sieht man. Natürlich sind die Effekte bewusst durchschaubar gehalten, de facto ist es aber sehr selten, dass ein CGI-Blut-Film mit dem Charme liebevoller Handarbeit mithalten kann.
Ansonsten mangelt es dem Drehbuch an kreativen Spitzen eigentlich nicht. In den 99 Minuten steckt so viel Unfug, dass der Film über die volle Laufzeit durchaus bei der Stange zu halten weiß. Am bemerkenswertesten ist dabei, wie viele Gags man um den Hitlergruß herumbauen kann.
Der an Italo-Westerner angelehnte Protagonist Yakyû Jubei hat genügend krude Charaktereigenschaften, um den Film zu tragen – dank dem für diese Filme quasi gepachteten Tak Sakaguchi, der zusammen mit dem Regisseur durch Versus Bekanntschaft erreichte und in gefühlt jedem trashig angehauchten, semi-reflektierten östlichen Unfug mitspielt.
Nun steht und fällt ein solcher Film nicht nur mit seiner Kreativität, sondern auch mit der Qualität seines Humors. Und hier gerät Deadball einige Male ins Straucheln. Denn erst einmal muss gesagt werden, dass kein Witz oder Running Gag wirklich vom Hocker haut, stattdessen gibt es viele passable, einige nette und wenige sehr nette Späße, die primär durch ihr Timing zu überzeugen wissen. Doch ist hier eben auch Platz für Blödeleien, deren Plumpheit auch durch den Reflexivitäts-Stempel nicht aufgewertet werden und bestenfalls die Augen verdrehen lassen, meist aber zum partiellen Verabschieden des Grundinteresses führen.

Fazit

Letztlich ist Deadball natürlich genau das, was man von Yudai Yamaguchi erwartet und vermutlich auch erwünscht. Bewusst schrottiger Splatterblödsinn, der durch zahlreiche Absurditäten zusammengehalten wird und in seiner überhöhten, aber nie völlig abgehobenen Weise auch zu befrieden weiß. Die arg tumben Witze der Marke Flatulenzkadaver werden aber vermutlich nur den ganz harten Kern der Fanbase des Filmemachers zum Jubeln bringen.

Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel

Nach dem Überraschungs- und Achtungserfolg des ersten Mad Max folgte der bis heute in Sachen Endzeitszenario Maßstäbe setzende Mad Max II – Der Vollstrecker. Das Bindeglied zwischen diesem Kultfilm und dem gigantischen Mad Max: Fury Road ist Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel. Ein Film, der einerseits recht gut in die sich über die Filme entwickelnde Welt passt, andererseits ob seines überdrehten Gestus von vielen in die Zone des Vergessens verdrängt wurde.

But how the world turns. One day, cock of the walk. Next, a feather duster.

Story

Nach einer kurzen Auseinandersetzung mit Schergen der berühmt-berüchtigten Aunty Entity wird Max in die großgewachsene Wüstensiedlung Bartertown gebracht. Die angehende Matriarchin sieht in ihm schnell den richtigen Mann, um die Stadt endgültig unter ihre Kontrolle zu bringen. Denn sie braucht ein menschliches Werkzeug, das in einem Gladiatorenkampf gegen das lästige Duo Master und Blaster erfolgreich absolviert, damit ihrem Machtanspruch nichts mehr im Wege steht.
Die zu erzwingende Auseinandersetzung ist für Max Rockatansky aber erst der Anfang der Abenteuer in und um Bartertown.

Kritik

Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel hat verschiedenartige Stellenwerte inne, weil er so auffällig aus der Filmreihe herausfällt. Damit ist er natürlich nicht alleine, denn der erste Mad Max war natürlich mindestens ein ebensolcher „Ausreißer“, ist der Seriengrundstein doch mehr Drama bzw. tragischer Thriller denn tatsächlicher Endzeitfilm nach der Formel, die Mad Max eben zugeschrieben wird. Die große Auffälligkeit von Jenseits der Donnerkuppel ist aber nicht seine Ästhetik und auch nicht der Plot, sondern sein Tonfall. Bereits im zweiten Teil zeichnete sich eine neue, etwas grobschlächtig-komödiantische Ader ab, die sich primär aus dem Irrsinn einiger Figuren speiste. Die Geschichte um Tina Turners Donnerkuppel ist beileibe kein Schnellschuss, liegen doch immerhin 4 Jahre zwischen ihm und seinem Vorgänger – und somit doppelt so viele als zwischen Teil eins und Teil 2. Trotzdem wirkt alles an dem Film so, als sei es einer.

Erst einmal ist aber die erstaunlich gut gealterte, weil eben zeitlose Ästhetik zu loben. Bartertown ist, „klassisch Mad Max“. Der blanke Wahnsinn, der als Gerippe der Zivilisation übrig blieb, wird eindrucksvoll dargestellt. Die Stadt ist ein halbzivilisatorisches Provisorium, das tatsächlich so aussieht, als wäre diese Siedlung nach und nach durch immer neue Schrottanbauten zu dieser Wüstenmetropole erwachsen. Sie bietet viele architektonische Ideen und beachtenswerte Randdetails und verströmt generell eine wenig einladende, trotzdem aber faszinierende Atmosphäre – wie ein heruntergekommener, etwas unheimlicher Zirkus.
Zirkus ist in vielerlei Hinsicht auch das Stichwort, denn Figurentechnisch ist Mad Max III nun tatsächlich zur Freakshow verkommen. Schrille Körperbilder, aufgeblähte Bäuche, überproportionale Muskelgebilde bestimmen das  – im doppelten Sinne – Menschenbild des Films. Die comichafte Gestaltung macht nicht Halt bei der Architektur, sondern schwappt auch auf die Menschen über. Überzeichnung überall. Auch beim Titelhelden selbst.
Um glaubhaft zu machen, dass 15 Jahre seit den Ereignissen des zweiten Teiles vergangen sind, hat sich Mel Gibson eine wallende Mähne wachsen lassen, mit der er aussieht, als wäre er direkt aus einem Barbarenfilm gefallen. Tatsächlich scheint seine Figur eine passende Wandlung erlebt zu haben – vom Cowboy zum mythischen Barbaren mit clownesken Facetten, denn ein Teil der ursprünglichen Verbissenheit wurde gegen einen zappeligen Schalk im Nacken eingetauscht. Trotzdem scheint die Figur weiterhin Anspruch auf ihren Status als Antiheld zu erheben, bekommt zusätzlich zur neuen, weniger ernsten Seite aber spätestens durch die miterzählte Geschichte über traurige Endzeit-Waisen (später mehr dazu) ein übertrieben weiches Herz, sodass seine Figur gleich mehrfach zerrissen wirkt – und das ausnahmsweise im schlechten Sinne.
Tina Turner als machtversessene Despotin macht sich unterdessen ohne Rücksicht auf irgendwas zum Affen und es ist erstaunlich, dass sie in manchen Szenen tatsächlich so etwas wie Würde zum Ausdruck bringt.

Gerade das große Duell in der titelgebenden Donnerkuppel, bei dem die Kontrahenten  an schlabberigen Gummiseilen hängend durch die Arena springen, kann schwerlich ernstgenommen werden und stellt auch den Höhepunkt der Nähe zum Comic dar – auch wenn es zugleich natürlich eine ganz eigene Dramaturgie besitzt und so eindrucksvoll gefilmt ist, wie man so einen Kindergeburtstag eben filmen kann.
Der Film funktioniert wie eine Oper. Eine schlechte, aber opulente. Der Bombast, die Verschwendungssucht, die bizarren Comic-Reliefs, die durch den mageren Plot tanzen. Die Missgestalteten, Verkümmerten, Hässlichen und Aussätzigen sind Sensation. Fort ist die durch und durch ernste Welt des ersten Teiles und die sich mühsam an der Normalität festklammernde des zweiten Teils. Stattdessen hat man aufgegeben, erinnert sich aber noch an das, was man aufgab (zur Erinnerung: In Mad Max: Fury Road ist dann selbst das vergessen). Die Musik tölpelt vor sich hin, die Figuren quieken, Gesichter entgleisen in völligem Overacting, die Kamera hangelt sich von Actionstation zu Actionstation. Zusammen mit der bisweilen absolut grotesken Musikuntermalung ist es im Komplettpaket völlig überzogenes Theater.
Das große Spektakel  rechtfertigt aber eben nur so halb, dass Mad Max III oftmals ziemlich albern ist und sich in seiner Handlungslogik nicht selten auf das Niveau eines Kinderfilms begibt.

Immerhin: George Miller hat sich nie ausgeruht und das Mad Max-Universum stetig weiter ausgebaut, verändert, mit ihm gespielt und experimentiert. Das Ergebnis von Teil 3 ist dabei das Ergebnis das plumpste, bräsigste. Trotzdem ist dieser Teil rückblickend ein logischer Schritt zwischen zwei und vier.
Es gibt auch vereinzelte Szenen, die auf sehr positive Weise einprägsam sind. Zum Beispiel die Begegnung mit dem friedlichen Volk in der Mitte des Filmes, die auf markante Weise eine bestimmte Geschichte erzählt.
Leider stellt sich der sowieso schon sehr wackelige Film dadurch ein Bein, dass er sich selbst in zwei Teile schlägt, indem er ab der Hälfte vermeintlich endlich eine richtige Richtung einschlägt, damit aber eigentlich die bessere Richtung aufgibt. Und so wirkt der Film ähnlich zerrissen wie seine Hauptfigur.
Diese Zweiteilung ist rückblickend vielleicht das Schlimmste des Filmes, sie macht die gesamte Erzählung undynamisch und lässt sie fahriger wirken. Vielleicht ist sie integriert worden, damit der Film massentauglicher und nicht zu nihilistisch wirkt.

Unabhängig von einzelnen positiven Momenten und der unsterblichen Ästhetik: Man merkt Mad Max–  Jenseits der Donnerkuppel an, dass die Luft einfach raus war. Alles, was überdreht und irre sein mag und auch ist, ist eben auch schrecklich klamaukig und deswegen immer etwas störend. Vom Ernst vergangener Tage keine Spur mehr.
Auch die überlange Verfolgungsjagd des Finales bleibt ohne große Wirkung und  versucht einfach nur, den legendären Schluss des zweiten Teiles zu übertrumpfen, ohne aber je seine Dynamik und Intensität zu erreichen. Letztlich kann nur spekuliert werden, ob die vielen Unsauberkeiten des Filmes der Co-Regie von George Ogilviec geschuldet sind, welcher sich vornehmlich um die Storyszenen kümmerte, während Miller die Spektakelszenen zukamen. Definitiv trägt aber der Umstand Schuld, dass der dritte Mad Max niemals der dritte Mad Max werden sollte, sondern als unabhängige postapokalyptische Herr der Fliegen-Geschichte gedacht war. Mad Max als Protagonist wurde ungelenk hineingeschrieben.

Fazit

Man hat den dritten Teil der Mad MaxSaga in der Regel zwiespältig in Erinnerung. Eine erneute Sichtung bestätigt dies leider. Die Geschichte pendelt von einer spielshowartigen Situation zur nächsten und findet seine Mitte irgendwo zwischen Schlag den Raab, Takeshi’s Castle, Peter Pan, der Ewok-Serie und Herr der Fliegen. Das klingt abenteuerlich, ist in den meisten Momenten aber nur leidlich interessant, wirkt an vielen Stellen zu bemüht und bestätigt letztlich: Es war gut, dass so viele Jahre ins Land ginge, ehe George Miller zum Schlag ausholte, der Mad Max: Fury Road schließlich werden sollte.

Dark Matter – Staffel 1

Mit Dark Matter hat SyFy Universal eine Space Opera auf Basis des gleichnamigen Comics veröffentlicht, die sich anschickt, viel Gutes und von vielen Vermisstes ausgelaufener Sci-Fi-Serien zu vereinen – und sich mit diesem Konzept über die 15 bisherigen Folgen hinweg eine sehr loyale Fanbase aufgebaut hat.


I’m pretty sure the least we can do is nothing.

Story

Nach und nach erwachsen sechs Menschen aus dem Kälterschlaf. Sie sind alleine an Bord eines Raumschiffs, wissen nicht, wie sie dorthin kamen, wissen nicht, wer sie sind. Sie benennen sich nach der Reihenfolge ihres Erwachens. Was ihnen aus ihrer Vergangenheit bleibt, ist eine Art „Muskelgedächtnis“ – fünf von ihnen können außergewöhnlich gut kämpfen, ein jeder in eigenem Stil. Nummer 5, ein ängstliches Mädchen, bildet die Ausnahme.
Mit an Bord ist ein weiblicher Android, der das Schiff wartet und nach anfänglichen Schwierigkeiten Teil der Mannschaft wird, welche nicht nur mit den Widrigkeiten ihrer ihnen abhandengekommenen, sie aber jagende Vergangenheit, sondern vor allem auch mit der eigenen Gruppendynamik hadert. Abgesehen davon, dass grundverschiedene Moralvorstellungen aufeinandertreffen, muss einer der Crewmitglieder verantwortlich für die kollektive Gedächtnislöschung sein und Böses im Schilde führen.
Und auch das Schiff mit seinem verzweigten Schachtsystem birgt Geheimnisse.

Kritik

Nach einer sehr starken Einstiegsfolge drosselt Dark Matter wie so viele andere Serien auch erst einmal Geschwindigkeit und Qualität. Lange erweckt die Serie den Eindruck, schrecklich gerne wie Firefly sein zu wollen, sich darüber hinaus aber kaum Gedanken gemacht zu haben.
Sogar die Figuren wurden weitestgehend übernommen. Das liebenswerte, junge, bodenständige, niedliche, selbstständige Mechanikerin, die
taffe, raubeinige Dame, die mit der Philosophie des Patriarchs fusionierte, der grobschlächtige Unhold mit seiner Liebe für ebenso grobschlächtige Wummen und plumpen Humor und der etwas naive und zarte, aber rechtschaffene Schönling, der mit Vorliebe brenzlige Situationen hilfreich analysiert. Ja, nicht nur dass die Charaktere übernommen wurden, die Schauspieler wurden ohne Zweifel auch mit der Vorgabe gecastet, so auszusehen wie in Joss Whedons kurzlebiger Kultserie.
Doch lassen wir Milde walten. Wem kann es verübelt werden, in
Firefly verliebt zu sein? Und eine so falsche Idee ist es ja nicht, das Erbe dieser Serie antreten zu wollen. Formal hat dieser Plan auch gute Chancen, denn bestimmte Parameter sind anders und Dark Matter bemüht sich redlich um eine gewisse Eigenständigkeit. Vor allem die erwähnte erste Folge macht diesbezüglich neugierig, geizt sie doch nicht mit Geheimnissen Plottwists und Andeutungen, sodass man kurzzeitig meinen kann, auf ein wahres Fernsehjuwel gestoßen zu sein.
Bereits Episode 2 lässt aber befürchten, dass sich die Serie auf ihrem Piloten ausruht und sich nun erst einmal lahmen Einzelges
chichten zuwendet, die bestenfalls ein paar Alibientwicklungen für das große Ganze mitbringen. Und diese Befürchtung bewahrheitet sich teilweise – wobei aber gesagt werden muss, dass Dark Matter auch in seinen mittelmäßigen Stellen immer noch ordentliche Unterhaltung bietet.
Bezeichnend für
Dark Matter wie auch für Firefly ist es, dass die Syfy-Serie gerade an den Stellen schwächelt, die sie von Firefly unterscheiden. So ist das Geschehen an Bord der Serenity gerade deshalb so besonders gewesen, weil die Crew trotz der disjunkten Persönlichkeiten im Grunde eine harmonisch funktionierende Familie war, in der es wie in jeder guten Familie mal einen Streit gibt, die abends aber dennoch gemeinsam am Küchentisch sitzt und über die Launen des Tages blödelt. Die Crew in Dark Matter hingegen ist ein zerstrittener Haufen, in dem keiner den anderen über den Weg traut. Schlecht ist das keineswegs, denn das Konzept bietet natürlich mannigfache interessante Ansätze, das originäre aber Firefly-Feeling, das die Macher der Serie offenbar anstrebten, wird dadurch aber konsequent ausgeschlossen. Auch kommen die einzelnen Figuren viel zu selten über die eine, sie definierende Grundeigenschaft hinaus. Der tumbe Haudrauf mit Machismo-Humor, die kindliche Technikerin, die enger als alle anderen mit dem Schiff verbunden ist, die Androidin mit Hang zu Gefühlen, deren berechnende Art immer wieder für vermeintlich lustige Momente sorgt, der Farbige mit weichem Herz (eine Figur, die so langsam deutlich rassistisch Anklänge hat), der schweigsame „Ninja“ und eben der smarte Sunnyboy, der darauf angelegt ist, Sympathiezentrum zu sein. Das sind die Substrate des sozialen Mikorkosmos an Bord. Da Charakterentwicklungen und -vertiefungen aber nur sehr kleinschrittig vonstattengehen, sind die Möglichkeiten der Verbindungen und die damit einhergehenden Konflikte aber ebenso vorhersehbar wie an zwei Händen abzählbar.
Außerdem leidet die Serie gerade bei der inoffiziellem Hauptfigur
an einem schwerwiegenden Besetzungsfehler, denn Marc Bendavid macht seine Figur zum naiven Milchgesicht ohne Geberqualitäten, während ihn das Skript zur Hälfte mit Weinerlichkeiten nerven lässt und zur anderen Hälfte gerne einen erfahrenen Supersöldner hätte, der von dem Schauspieler aber einfach nicht dargestellt wird. Dass er eine Figur mit Tiefe und hartem Kern ist, dass er eventuell dunkle Geheimnisse hütet solche elementaren Eigenschaften, die ihm die notwendige Komplexität verleihen würden und laut Drehbuch auch sollen, funktionieren schlichtweg nicht befriedigend.
Wenn in Folge 10 eine ähnlich aufgebaute Crew die Bildfläche betritt, die aber viel interessanter als unsere Helden wirken, könnte man fast eifersüchtig werden, wenn man sich fragt, ob deren Erlebnisse nicht auch viel abenteuerlicher und
aufregender verlaufen.

Damit ist die Basis der Geschichten natürlich nicht die beste, wird jedoch dadurch gerettet, dass die restlichen Charaktere alle etwas vielversprechender und ansprechender daherkommen.
Wie schon angerissen wurden, strengt sich
Dark Matter sichtlich an, immer genügend Schauwerte und Tempo zu liefern. In Folge sind die Geschichten meist straff und unterhaltsam inszeniert, trotz passabler Prämissen inhaltlich aber auch in einigen Fällen kläglich dumm, teils nahezu albern. Das beste Beispiel dafür ist Folge 6, die Geschichte mit der Träumerin.
Was die Serie letztlich ziemlich elegant rettet, ist die Verkettung und Fortführung von Themen über die Folgen hinweg. Die relevanten und durchgängig fortgeführten Storystränge werden nicht brav nacheinander abgespult, sondern überschneiden sich permanent und nehmen in ihrer Anzahl tendenziell zu. Auch, wenn sie für sich genommen, alles andere als originell ausfallen, besitzen sie in ihrer Masse spätestens im letzten Drittel ausgewogene Abwechslung.
Der Kreis, begonnen von der tollen Einstiegsepisode, schließt sich mit der finalen Folge, die vielleicht nicht die größten Antworten liefert, dafür aber überraschend durchdacht und sehr keck inszeniert ist.

Über die kleineren und größeren Schwächen muss man hinwegsehen können, um die Qualitäten der SyFy-Produktion als Dank der Mühe genießen zu können.
Das kurze Intro erinnert
nämlich immer wieder daran, dass Dark Matter nie mehr sein will als ein kleines Guilty Pleasure, das für latent selbstironische Frühabendunterhaltung sorgt und quasi nebenbei die langfristige Ambition hat, ein größeres Universum aufzubauen, das nicht so schräg ist wie das von Lexx, nicht so süß ist wie das von Firefly und auf keinen Fall so ernst wie das von Battlestar Galactica. Dark Matter ist eine Räuberpistole, die nicht davor zurückschreckt, mal blöd und peinlich zu sein, im Gegenzug dafür aber eine Form von unbekümmerter Unterhaltung liefert, die sich nicht scheut, Experimente zwischen gut und schlecht, trashig und passabel budgetiert, sympathisch und nervig, dumm und clever zu wagen. Und wer weiß,
Die letzten paar Folgen überraschen mit einem Rückgriff auf d
ie temporeichen Pulpanleihen der ersten Episode und sorgen unverhofft für spannende Wendungen und gesteigertes Stilbewusstsein; immer im Rahmen der Möglichkeiten, versteht sich, und gerade deshalb auf eine angenehm bewusst-trashige Weise durchkomponiert, sodass sich Dark Matter in diesen Momenten wie der kleine, wenn auch ein wenig nervige Bruder von Farscape schauen lässt.

Fazit

Dark Matter legt wert darauf, keine großen Längen zu haben, was die Serie vorrangig durch eine schnittige, bisweilen unnötig hektische Inszenierung löst. Langeweile kommt dadurch tatsächlich keine auf, da auch die berühmten Füllerepisoden nicht in zu großer Anzahl anzutreffen sind.
Mit einigen Schwächen und der nicht immer glücklichen Vermählung von Klischee, Epigonentum und Pulp-Charme muss man sich allerdings erst einmal anfreunden, ehe man die Serie als das schätzen kann, was sie ist: Angenehm leichte Unterhaltung, nicht zu glatt, nicht zu spröde, sondern ein Rotzlöffel, der zwar regelmäßig mit seinen allzu typischen Jungenspäßen anstrengt, aber in seinen besten Momenten trotzdem ein liebenswerter Bengel sein kann, dessen naive Art die eigene Geduld belohnt.

Eine zweite Staffel steht in Bälde an.

Dracula 3000

Der Südafrikaner Darrell Roodt hat seit 1983 mehr oder wenig konstant Erfolg mit afrikanischen Dramen – 1992 flimmerte sein Sarafina! auf Cannes und 2012 schrammte er sogar kurz an einer Nominierung für den Auslands-Oscar vorbei. Immer wieder wagt sich Roodt auch in die USA… um dort Filme zu drehen, die schlechter kaum sein könnten. Dracula 3000 ist das wohl bekannteste Werk dieser Art, da es auf IMDB Platz 26 der schlechtesten Filme aller Zeiten belegt, was ihn noch schlechter dastehen lässt als Sternenstunden á la Die Maske 2 oder Titanic – La leggenda continua.


Did I ever tell you how many times I’d see you and want to ejaculate all over your bazonkas… 

Story

Wir schreiben das Jahr…. 3000. Der Rettungskreuzer Mother III, dessen Besatzung sich an einer Hand abzählen lässt, stößt auf die verschollen geglaubte Demeter, welche ziellos im All umhertrudelt.
Um es kurz zu machen: Transportgut ist der Staub des Grafen Dracula (Herkunftsplanet Transsilvanien, Karpatensystem). Die saublöde Crew blutet in den Sarg, der Fürst der Finsternis schlägt die Augen auf und die Crew wird noch blöder.

Kritik

Casper Van Dien, Udo Kier, Coolio und Alexandra Kamp in einem Film. Eigentlich reicht das ja als Einschätzung. Doch es geht nichts über einen ausufernden Text zu einem Film, den niemand sehen will.

Dabei schlägt sich Roodts Sci-Fi-Filmchen gar nicht übel. Mit seinen sicherlich völlig unbeabsichtigt trashig karikierten Figuren der Marke Kraftschleuder, Sonderling, Intelligenzwunder, Sexbombe und legerer Playboy mit Führungsqualitäten bemüht sich Dracula 3000, einen laschen Mikrokosmos zu kreieren, von dem leichtfüßig erzählt wird und der dabei voller Details ist. Das hält 6 ½ Minuten an und dann bewegt der Sci-Fi-Horror überraschend eine ganze Reihe an Levels nach unten, wenn die unbeholfenen Darsteller plötzlich damit anfangen, ganz viel Unsinn zu reden und zu machen. Und das ist der Film.
In dunklen, blau ausgeleuchteten Gängen, durch die die Darsteller mit ihren umfunktionierten Schnorchelmasken wieder und wieder stolpern, huschen geisterbahnartig Schatten durchs Bild. Das ist, abgesehen von bedeutungslosen Außenaufnahmen des Schiffes, auch das einzige, was man an Sci-Fi zu sehen bekommt. Ein paar Laserpistolen, anfängliche Ausführungen über das Leben in der Zukunft und kilometerweise die immer gleichen Gänge, die Aufschluss darauf geben, dass Raumschiffe zukünftig von Innen aussehen wie Fabrikgänge aus der Vergangenheit.

Nur sehr wenigen Filmen gelingt es, das wichtigste, Ihren tiefsitzenden Kern, in einem Nebensatz gekonnt auf den Punkt zu bringen. Dracula 3000 gelingt dies mit den Zeilen „My name is Abraham van Helsing“ ganz ohne Anstrengung.

Der Zuschauer ist in der ungewohnten Situation, entscheiden zu müssen, was er da schaut. Denn die Horde unsympathischer Rohlinge, die als Protagonisten verkauft werden, sind so schwer zu ertragen, plump und dumm, dass die Filmerfahrung eine ganz besondere wird. Wann trifft man schon mal auf ein Pack, das sexuelle Übergriffe wie Rassismus verharmlost, gleich mehrere unverkennbare Merkmale von geistiger Behinderung aufweist und zugleich agiert wie eine Horde nervöser Besucher eines Kindergeburtstages, der aufgrund von angestauter Energie und Müdigkeit kurz vor der Eskalation steht? Genauso verhalten sie sich auch untereinander – unentwegt ist man am Nölen, foppt sich gegenseitig und streitet genervt. Um Missverständnisse zu vermeiden: Gemeint ist kein sympathisches Gekabbel unter Kumpeln, sondern blanke Aggression gegenüber einander, die in der Geschichte aber nie erklärt wird. Die Figuren sind schlichtweg Arschlöcher, basta.
Dass die Charaktere immer, wenn sie den Mund aufmachen, puren Müll fabrizieren, daran kann man sich im Laufe der 80 Minuten einfach nicht gewöhnen.
Weder der Sexbesessene, hochgradig vulgäre, nach Standardprotokoll aufmüpfige Schwarze noch der ehemals angeblich geniale, durch Marihuana aber verblödete und nun nur noch an Gras und schlechte Witze denkende andere Schwarze schaffen es, sympathisch zu sein oder den Film sympathisch zu machen. Nicht sind einem einfach nur die Figuren unsympathisch, was grundsätzlich nichts Schlechtes ist, sondern der Film selbst ist es, bei dem man gar nichts anderes kann, als ihn dafür zu verachten, dass er diese alle möglichen Vorurteile füttert und dabei auch noch wahnsinnig nervt.

Dieser Trupp gerät nun in ein mehr oder weniger klassisches Haunted-House-Szenario. Nur dass das Haus – zumindest auf der Behauptungsebene – ein umhertreibendes Raumschiff ist (nicht allzu originell) und der Spukaspekt natürlich etwas, das angeblich Dracula sein soll (immerhin ein wenig originell beziehungsweise derart unoriginell, dass es wieder originell ist). Zwischendurch erzählen Auszüge von Videologbüchern die Geschichte der vormaligen Crew des Geisterschiffes (wiederum nicht so originell).
Wenn dann die ersten Mitglieder gebissen und in Folge zu Vampiren wurden, haben sie sich unerträglich rote Kontaktlinsen besorgt, sind ansonsten aber eigentlich unverändert feindselig, aggressiv und streitsüchtig, nur dass sie dabei NOCH unerträglicher in ihrem Infantilismus sind. Das als „Verwandlung zum Vampir“ zu bezeichnen, lässt sogar das Eddy-Murphy-Vehikel Vampire In Brooklyn (immerhin von Wes Craven persönlich inszeniert) so wirken, als ehre es Bram Stokers Andenken. Nun ja. Und nach 40 Minuten kommt dann der titelgebende Dracula (weshalb man diese Info wohl auch nicht als großen Spoiler verstehen sollte) dann ins Spiel, der in klassischer Montur (inklusive Stehkragen und Fingerring aus dem EMP-Katalog) über den Särgen levitiert, zwischen denen plötzlich unerklärliche Nebelschwaden wehen, und einen Befehl ausspricht, wie er nur aus den adeligen Gehirnwindungen einer Kreatur stammen kann, die mehrere Jahrtausende Weisheit ansammeln konnte: „Kill ‘em all!“
Immerhin bemüht sich der Graf vom Planeten Transsilvanien aus dem Karpatensystem (in der deutschen Synchronisation: „Es ist der der Planet der Vampire“), etwas gesitteter zu sprechen, sich etwas eleganter zu bewegen. Dass sein Gebiss zu groß ist und seinen – wie den aller Vampire – Mund so die ganze Zeit offen stehen lässt, macht diesen Effekt souverän zunichte. Die Effekte sind dafür so etwas wie vielversprechend: Die erste auftauchende, eingefallene Leiche mit Sperrholz-Kruzifix ist handgemacht und erinnert entfernt an Geschichten aus der Gruft. Leider bleibt es bei diesem einen, höchst staubigen Effekt, der nicht negativ auffällt.

Fragen wie „Warum erforscht die gesamte Crew – samt Rollstuhlfahrer – das herrenlose Schiff und lässt dabei das eigene Schiff vollkommen leer, obwohl der vorzunehmende Eingriff doch eigentlich mit wenigen geschulten Handgriffen einer Person vorzunehmen sein müsste, sind hier selbstverständlich fehl am Platze. Es geht darum, einfältige Leute, die möglichst verschieden sein sollen, sterben zu sehen. Ganz im Sinne klassischen Teenie-Horrors, wobei positiv anzumerken ist, dass die Zahl der Teenies sich angenehm zurückhält.
Wieso Brecheisen griffbereit neben zur Sicherheit verschlossenen Särgen gelagert werden, ist übrigens auch eine solche Frage. Ganz zu schweigen von dem Missgeschick Orlocks, nicht einfach auch seine mitreisenden Vampirfreunde mit Blut wiederzuerwecken. Stattdessen spielen die restlichen Särge mit Vampirstaub einfach keine Rolle – weder im Plan des Grafen noch im Film als Ganzes.
Doch Dracula 3000 hat durchaus auch Aspekte, die lediglich unterdurchschnittlich, anstatt maßlos ärgerlich sind. Kamera, Musik und Soundeffekte gehören zu

Irgendwie, irgendwie ist da noch mehr. Neben den Ansätzen, eine Geschichte zu erzählen ist da noch eine Spur, eine winzig kleine Spur, die an Dracula 3000 reizt. Was auch immer es ist, das da gereizt wird. Sie und dieses eigentümlich süße Kitzeln, das man verspürt, wenn etwas untragbar schlecht ist und damit in Aussicht stellt, noch schlechter zu werden, machen einen der angeblich schlechtesten File aller Zeiten zu etwas, das immerhin nicht vollkommen ungenießbar ist. Wenn man sich aber erst mal nach über der Hälfte an die Figuren gewöhnt hat und selbst in die richtige Position für derartigen Trash gerutscht ist, unterhält der Film nämlich tatsächlich auf eine ganz gewisse Weise. Als wäre es eine zwar nicht gute, aber außergewöhnliche Folge einer totlangweiligen Sci-Fi-Serie der 90er. Bis wieder eine dieser Szenen kommt, die einfach nur durch und durch falsch sind, in denen sich eine Fürchterlichkeit an die nächste reiht und man zwar sonderbar hypnotisiert davon ist, den sich als durch und durch beschönigend herausstellenden Serienkommentar aber tief bedauert.

Fazit

Die unsympathischsten Filmfiguren, die man sich ausmalen kann, sind in gleich aussehenden Gängen ein konstant großes Ärgernis, während ein planloser Vampir ihnen viel zu lange den Garaus macht.
Trotzdem erträglicher als Jason X.

Cyborg 009 – The End of the Beginning

Power Rangers ist eine Serie, die es offenbar immer noch gibt. Unter dem Namen Power Rangers R.P.M retten ein paar bunt gerüstete Teenager immer noch die Welt mit ihren Zords. Wenn nun, Koichi Sakamoto, der Produzent dieser Serie, seinen ersten richtig großen Film inszeniert, ist es sicher interessant, an sich selbst zu beobachten, inwiefern sich die jeweils subjektiven Erwartungen verhalten.

J-Country.

Story

Der Kalte Krieg hält seit nunmehr 140 Jahren an und immer noch beäugen und beharken sich Osten und Westen mit ungebrochener Intensität. Bisher ist es kaum mehr als ein Märchen, dass der Westblock kaltblütige Cyborgs mit übermenschlichen Fähigkeiten für seine Operationen einsetzt. Mylene Hoffman ist einer dieser Agenten. Als sie den Auftrag bekommt, ihren entführten Erschaffer zu retten, gerät sie in einen Strudel aus Verschwörungen und ihrer eigenen Vergangenheit.

Kritik

Die Welt ist geteilt. Überall Probleme. Der Erzählerin steckt elektronisches Geflirre in den Augen, bla, bla, bla: Ärsche.
Cyborg 009 – The End of the Beginning ist die Verfilmung des Mangas 009-1 von Shotaro Ishinomori, der zwischen 1967 und 1974 veröffentlicht wurde. Wenn die Adaption des Grundstoffes seiner Vorlage auch nur zu einem Drittel die Treue hält, war sie ein sehr modernes Stück Literatur. Aber auch ein sehr sexistisches und inhaltsleeres.
Die Grundsituation ist einfach. Das Syndikat ist so furchtbar böse, dass es sich jedes nur denkbaren Verbrechens schuldig macht, solange es nur verachtenswert ist und die Kamera liebt Frauenkörper. In Nahaufnahme und mit Fokus auf den aufregendsten Partien.

Entsprechend lebt die Protagonisten in einem roten Latexanzug mit Push-Up-Funktion, der horizontale Reißverschlüsse an den Brüsten besitzt. Letzteres muss so sein, denn der sexy Cyborgagent kann seine sekundären Geschlechtsmerkmale schließlich dafür nutzen, maschinengewehrgleiches Dauerfeuer abzufeuern. Hier ist dann auch klar: Cyborg 009 – The End of the Beginning will nicht als Geschichte ernstgenommen werden, sondern einfach nur ein Erlebnis sein, ein sexistischer Spaß, der am Rande versucht, den lüsternen Blick auf die weibliche Anatomie und die Freude an brachialer Action in einer fadenscheinige Geschichte zu packen.
Wer auf Fragen kommt wie die, warum irgendwas davon überhaupt passiert, kann sich zum Kreise jener Personen zählen, die schon im Vorfeld die Finger von dem Film lassen sollten.
Dann könnte man ja auch direkt fragen, wieso die Agentin überhaupt in lasziv geschnittenem Lederdress samt Röckchen herumläuft und dazu passende High Heels(!) trägt, während ihre Kollegen in normalen, asexuellen Uniformen stecken und, im Gegensatz zu ihr, nicht unentwegt sinnlich in die Kamera blicken.
Dabei hätte man aus der Ausgangssituation, die immerhin eine halbwegs ungewöhnliche Dystopie darstellt, einiges machen können. Die Handlung spielt sich in einer gar nicht so uninteressant konzipierten Welt ab, die man mit ihren Geschehnissen gerne viel mehr im Fokus hätte als die verschiedenen Körperzonen verschiedener Damen.

Die Kameraarbeit hingegen ist eine überraschend kompetente und liefert in Ansätzen immer mal wieder stimmungsschaffende Perspektiven. Die Schnitte sind dafür teils zum Augenverdrehen platt und zuverlässig in Begleitung von höchst mäßigen Effekten. Sei es das immer mal wieder umher spritzende Blut oder die futuristische Technik, die jedes Mal Budget und Erfahrung des Teams entlarvt.
Naturgemäß kommt es also auf die Konfrontationen mit anderen Körpern an. In rein martialischem Sinne, versteht sich. Der Spaß des Filmes bemisst sich daran, wie einfallsreich die Kämpfe sind, wie schick die Choreographien und wie befriedigend Prügeldramaturgie.
Das Stichwort hier ist Mittelmäßigkeit. Schergen, meist hübsch aber gesichtslos, springen ins Bild und beharken abwechselnd die Protagonistin, die sie mit der Hilfe vieler Schnitte irgendwie bezwingt. Nur selten sind auch mal zwei, drei Schläge in einem einzelnen Shot gefilmt, wodurch eine eindrucksvolel Bewegung entsteht, in der Regel spielen sich die Kämpfe aber nach dem beliebten Muster „Halbe Drehung, Schnitt, Perspektivwechsel, Treffer“ ab. Etwas interessanter wird es dann, wenn ein ebenbürtiger Widersacher den Ring betritt, aber auch dann gewinnt das Gedresche keinen Blumentopf, zudem sich hier auch das primäre Einsatzfeld der mageren Effekte befindet, die nicht nur erwähnt schlecht aussehen, sondern überwiegend auch noch völlig unnachvollziehbar eingesetzt werden. Wenn dann auch noch Explosionen und Helikopter als drittklassige Spezialeffekte hinzukommen, verliert das Filmchen endgültig seine Bodenhaftung, weshalb sich auch die Kämpfe nicht mehr nach wirklicher, geerdeter Körperlichkeit anfühlen, sondern ebenso künstlich wie die Kulissenwelt, in der Cyborg 009 – The End of the Beginning spielt.

Die völlig unmotivierten Gefühlsregungen und die damit verbundenen Flashbacks nach Kitsch-Schema-F stören zusätzlich mehr als die Scharmützel Laune machen. Nicht nur wird der Zuschauer mit Kindheitserinnerungen belästigt, es werden auch alle paar Minuten in dramatischem Duktus kürzlich erst gezeigte Szenen wiederholt, als würde man es dem Zuschauer nicht zutrauen, ein funktionierendes Gedächtnis zu besitzen.
Dass sich die Kamelle im Laufe zu einer Selbstfindungsposse entwickelt, ist dabei herzlich egal. Weniger egal sind die verzweifelten Twists, die das Drehbuch auf dem Weg dorthin ins Gehege wirft, so beliebig und armselig sind sie geraten. Deren letzter großer wiederum ist abwegi, dass er schon wieder satirisch wirkt. Denn das 15 Minuten vor Schluss noch kurz ein paar Zombies eingeführt werden, ist jenseits von Beliebigkeit – das ist fast schon Nonsense-Kino. Nur dass man Cyborg 009 – The End of the Beginning nie so recht bescheinigen kann, bewusst witzig zu sein; von einer einzigen Szene abgesehen, die daher auch am stärksten in Erinnerung bleibt.

Auf ihrer Odyssee bleibt der attraktive Cyborg natürlich alle paar Meter stehen, um ein Kind zu retten und selbstverständlich ist das Einzige, was noch unzerstörbarer als ihr Körper ist, ihre knappe Kleidung, die auch das brausendste Inferno ohne Riss übersteht. Immer dann, wenn es nicht um Gewalt oder Spezialeffekte geht, sondern die Fleischbeschauuung wieder einsetzt, operiert der Film mit der Ästhetik eines Videoclips und fühlt sehr an wie der ja recht ähnlich gelegene Ultraviolet. Wenn Frauen nicht die kaltblütigen Amazonen, sind, die dank technischer Augmentierung über ihr natürliches Maß hinaus optimiert wurden, handelt es sich bei ihnen um unselbstständige Ausstellungsobjekte fleischgewordener Passivität, die sich beim ersten Anzeichen von Gefahr in eine Ecke rollen und hysterisch schreien – um Rettung bangend, den Tod erwartend, Spielzeug der Männerwelt und des Filmes.
Weshalb Cyborg 009 – The End of the Beginning dann nicht ganz so unterirdisch ist wie z.B. Ultraviolet, liegt einzig daran, dass diese Mischung aus Pathos, unverhohlenem Sexismus und Selbstüberschätzung, die nur selten von tatsächlich funktionierenden Szenen abgelöst wird, ein Etwas, das irgendwie knuffig ist in seiner Naivität.
Aber das ist wohl einer der am wenigsten rühmlichen Pluspunkte, die man sich vorstellen kann.

Fazit

Der Power-Ranger-Produzent Koichi Sakamoto hat mit seiner Verfilmung des Mangas 009-1 ein nicht gerade feministisches Begaffen von Frauenkörpern und mäßig in Szene gesetzten Actioneinlagen geschaffen, das weniger durch erzählerische oder optische Qualitäten unterhält, an denen man sich rasch sattgesehen hat, als durch seine abwechslungsreiche Unterdurchschnittlichkeit.

The Adventures of Bellring Girls Heart Across the 6th Dimension

Japan-Filmfest Hamburg 2015 Special 6

Andalusian Style

Story

Êigentlich will die aufstrebende Idol-Popband namens Bellring Girls Heart nur brav ihre Auftritte absolvieren. Als ihr liebenswerter Manager Butch jedoch von der Alienkönigin Remone in die 6. Dimension entführt wird, von wo aus die machtgierige Tyrannin sich der Erde bemächtigen will (und zwar mit einem interessanten Nachbau eben jener), können die aufgeweckten Mädels nicht einfach tatenlos rumsitzen.

Kritik

Manchen Filmen wird selbst eine Rezension von tausenden Wörtern nicht gerecht. Bei The Adventures of Bellring Girls Heart Across the 6th Dimension hingegen würde es fast schon genügen, den Titel für sich sprechen zu lassen.
Weil dies der Angelegenheit gegenüber dann aber doch nicht ganz fair wäre, soll an dieser Stelle der Versuch gestartet werden, dem Leser nahezubringen, wieso ein gutes Drehbuch, ein halbwegs dickes Budget und talentierte Darsteller keine unentbehrlichen Notwendigkeiten sind, um einen guten Film zu produzieren.
Es reichen stattdessen auch eine Idol-Group mit Mut zur Selbstzersetzung, ein paar weitere Darsteller, deren Schamgrenze nicht überdurchschnittlich niedrig angesetzt ist und die Dreistigkeit, in wenig mehr als einer Stunde Zeit alles unterzubringen, was einer Gruppe drogenaffiner Kreativer an Unvernünftigkeiten in den Sinn kommt.
So verbinden sich ewig lange Songs mit herrlich schiefem Gesang und von einer unbeholfenen Performance der Idol-Sängerinnen in Schulmädchenuniform in einem kargen Kämmerlein mit abgedrehten Invasionsfantasien, denen man liebevoll aus den simpelsten Alltagsgegenständen und etwas Kleber ein wundervoll albernes Gesicht verlieh . The Adventures of Bellring Girls Heart Across the 6th Dimension zelebriert das Dilettantische, feiert die Liebe zur idealistischen, auf alle fremden Urteile pfeifenden Billigproduktion und wirft dem Zuschauer massenweise in voller Absicht „schlecht“ gebastelte Kostüme und Requisiten vor die Augen. In Verbindung mit dem schrillen Humor und den abgedrehten Charakteren, die sich auch nicht zu schade sind, völlig sinnlos zu agieren, entsteht ein knallbuntes Schaulaufen wirrer und noch wirrerer Ideen, die sich spätestens dann zu sich selbst ins Quadrat setzen, wenn die draufgängerischen Mädels jeweils eine Handvoll Aliendrogen (als Platzhalter bedient sich der Film Jelly Beans) schlucken und damit das Tor zur 6. Dimension öffnen, die mit Modellbauten, Spielzeugfiguren und kreischend grellen Kinderzimmereffekten den gesamten Film sprengt und eine flotte Irrfahrt sondergleichen einleitet, die in ihren schillerndsten Momenten den besten Tripfilmen in nichts nachsteht.
So ist der Film eine ganze Weile ein herber Schwank, der lustig und unbeschwert bestens zu unterhalten weiß und viele losgelöste Lacher zu verantworten hat, weil seine gespielte Naivität am laufenden Band Kurioses produziert und man sich ganz nebenbei auch noch mit kolibrihaftem Augenzwinkern über sein eigenes Medium lustig macht, indem man eine ganze Handvoll selbstreflexiver Ebenen betanzt.
Nach dieser Verkettung von wahnsinnigen Höhepunkten werden Tempo und Verrücktheitsgrad gedrosselt, um gut 15 Minuten auf Sparflamme weiterzumachen. In dieser Zeit breitet sich Ermüdung wie eine Krankheit aus und die kurze Laufzeit wird tatsächlich von einer subjektiv empfundenen Länge verunreinigt. Wenn der Film dann endlich wieder fast zu alter Form zurückkehrt, um ins Finale zu purzeln, lässt sich dieser Eindruck nicht zur Gänze vertreiben.

Fazit

The Adventures of Bellring Girls Heart Across the 6th Dimension ist ein mit Heiterkeit behangener, von Anspielungen beschwipster Schalk, filmgewordene Selbstironie, die mit unzähligen verrückten Einfällen brilliert und durch die intendiert ärmliche Ausstattung eine außergewöhnliche Wachsmalstiftewelt auf die Leinwand kritzelt.
Wenn die knallbunte in der zweiten Hälfte für eine Weile verschossen scheint, macht sich eine Leere breit, die auch eine anschließende Wiederauferstehung der Tugenden nicht ganz vertreiben kann.

Doctor Who – Siebter Doktor (Volume 3)

Auch Part drei der erstmaligen Veröffentlichung um die Erlebnisse des siebten Doctors von Pandastorm Pictures ist wieder eine reich befüllte Truhe. Nachdem Part 1 auf 4 DVDs geliefert wurde und sich der Mittelteil auf 5 Scheiben aufteilte, trumpft Part drei mit ganzen 7 bunt befüllten Silberlingen auf.

Get rid oft he deadwood, let the wasters go to the wall.

Story

Die gemeinsame Reise von Ace und dem Doctor neigt sich ihrem Ende zu, verliert deswegen aber nicht an Tempo. Das Gespann stolpert kreuz und quer in und durch die Pläne von König Artus‘ Rivalen, nautischen Fieslingen, Gespenstern aus der eigenen Biographie, Figuren aus diversen Mythologien und zu guter Letzt von einem seiner gefährlichsten Widersacher.

Kritik

Da die Turbulenzen des großartigen Achten Doktors mehr oder weniger willkürlich in drei Partitionen zergliedert wurden, um ihnen drei Veröffentlichungen zu gönnen, bietet der Abschluss des Finales erwartungsgemäß keine alles umgrabenden Überraschungen. Stattdessen heißt es: „Mehr vom Gleiche“, was bei der vergnüglichen End-80er-Produktion aber nichts Schlimmes heißt, wie man in den Rezensionen zu Volume 1 und Volume 2 honett nachlesen kann.
Die Symbiose zwischen Ace und dem Titelhelden vollzieht sich weiter, wenn auch nicht viel weiter, weil das Duo bereits sehr schön harmonierte und das getreue, wenn auch stets kindsköpfig bleibende Mode-Rockermädel sich nur noch graduell entwickeln kann.
Auch die Abenteuer bleiben gewohnt schillernd und darüber hinaus ihrer wegweisenden Konzeption treu, sich nicht mit 20 Minuten für eine Geschichte zu begnügen, sondern ihre narrativen Bögen über drei bis vier Episoden zu spannen, auch wenn letzteres häufiger mal bedeutet, dass es überflüssige Minuten gibt. Auch hier haben wir also ein paar Stories, die man als weniger gelungen bezeichnen muss und bei denen sich fortsetzt, was schon im Mittelpart der Veröffentlichungsreihe in Erscheinung trat: Einige Stränge scheinen anfangs viel tiefer und ansprechender als sie nach ihrer Auflösung tatsächlich sind. Aber auch die wenigen Ausflüge, die sich nach Lückenfüller anfühlen, haben ausnahmslos lohnende Momente und auch immer ein paar erinnerungswürdige Dialogzeilen im Gepäck – zudem es zuverlässig dann spritzig wird, wenn sich gerade das Gefühl einschleichen möchte, dass es den Geschehnissen etwas zu sehr an Bewegung mangelt.
Im Finale läuft es glücklicherweise andersherum, denn hier startet die Geschichte mau, wird nach einer viertel Stunde aber zu einem beeindruckenden, groß erzählten Abenteuer, das einen absolut würdigen Abschluss darstellt. Musikalisch hat das letzte Staffeldrittel auch die besten Ergebnisse vereint, die charmant-nervigen Ramschsounds sind nun seltener anzutreffen, die an die Szenarien angepassten Musikschnipsel deutlich atmosphärischer und durchachter. Immer noch sind die Folgen, die auf der Erde spielen, die schwächsten. Doch wenigstens macht sich das Finale – das eben auf der Erde spielt – genau hierauf einen Witz, der nicht sehr originell, immerhin aber vorhanden ist.
So lässt sich das paradoxe Fazit ziehen, dass sich die ein oder andere Verschleißerscheinung nicht verleugnen lässt, das Abenteuerpärchen sich auf der anderen Seite aber so geschickt ins Vertrauen des Zuschauers gemogelt hat, dass dieser sich bei der behäbigen Raum-Und-Zeit-Stolperei in wohlig-vertrauter Umgebung weiß. Es ist, um mal wieder einen hochgradig fragwürdigen Vergleich anzubringen, wie ein Besuch im Elternhaus, das man vor Urzeiten verlassen hat.

Die abschließende Rezension zur Veröffentlichungs-Trilogie aus dem Hause Pandastorm soll Platz dafür bieten, Lobendes zu Form und Drumherum zu sagen. Dass es den siebten Doctor nur als DVD- und nicht als BluRay-Veröffentlichung gibt, ist einerseits ein Rätsel, andererseits in Anbetracht des Ausgangsmaterials aber verschmerzbar. BBC hat bei der Restauration von Bild und Ton allgemein großartige Arbeit geleistet und ordentlich Staub von den alten Bänden geblasen – selbst die deutsche Synchronisation hat ein wenig Überarbeitung spendiert bekommen und Untertitel wurden neu übersetzt. Im dieser Box wirkt es vereinzelt so, als wäre das Bild in kurzen Momenten ein wenig körniger und verrauschter, doch hier mag der subjektive Eindruck des Autors täuschen. Hinzukommt, dass alle drei Veröffentlichungen mit allerlei Bonusinhalten anrücken und sämtlich ein liebevoll gestaltetes Booklet besitzen. In Version drei gibt es von zwei Geschichten (‚The Curse of Fenric‘ und ‚Battlefield‘) gar spezielle Filmversionen, die Handlung ohne Unterbrechung und mit längerer Laufzeit erzählen. Dass die drei Veröffentlichungen mit einem geschmackvollen Coverartwork daherkommen, ist die Sahne auf der Doktortorte.

Fazit

Die gewohnten Stärken werden auch hier noch einmal genutzt, um die Abenteuerfahrt von Doctor und Kompagnon zu einem (wie man weiß, recht offen daherkommenden) Ende zu bringen. Auch hier gibt es neben schwächeren Ausflügen Highlights der Staffel, die man als geneigter Fan nicht verpassen sollte. Und auch, wenn es hie und da zum Schluss an zündenden Ideen etwas mangelte, macht sich umgekehrt bemerkbar, dass man mit der handwerklichen Umsetzung von Episode zu Episode versierter im Umgang wurde.

Squirm – Invasion der Bestien

Squirm – Invasion der Bestien brachte es als B-Horrorfilm zu bescheidenem Ruhm in der goldenen Ära des Tierhorrors. Es handelt sich um den ersten abendfüllenden Spielfilm des Amerikaners Jeff Liebermann, der später mit Blue Sunshine und Just Before Dawn seinen Hang zu speziellen Prämissen und Lokalitäten nachdrücklich unterstrich. Nach einer langen Pause war sein letzter Beitrag zum Horrorgenre das Späßchen Satan’s Little Helper. Wie die meisten seiner Filme brachte auch dieser es nur zu einer kleinen, aber umso überzeugteren Anhängerschaft.

There’s a lot of spaghetti here.

Story

Das begehrte Kleinstadt-Mädchen Geri Sanders hat sich ihren neuen Freund Mick ausgerechnet in der großen Stadt gesucht. Als dieser zu Besuch kommt, eckt er mit seiner Manier sofort bei einigen der weniger toleranten Bewohner des Kaffes Fly Creek an. Das wurmt Mick, der sich neben ignoranten Gesetzeshütern und Dorfklischees verkörpernden Nebenbuhlern zusätzlich mit einer Invasion von Menschenfleisch liebenden Würmern rumschlagen muss, welche die Stadt in Schrecken versetzen, nachdem ein schweres Unwetter dazu führte, dass einige Hochspannungsmasten ihre zu transportierende Energie in die Erde umleiteten.

Kritik

Hauptdarsteller Don Scardino spielt einen Horror-Protagonisten der besonderen Art, welcher nicht durch (männlich-starke oder weiblich-blickfangende) Körperlichkeit auffällt, sondern viel eher in die Klasse des durchschnittlichen Nerds fällt, der ein wenig weltfremd, keineswegs auf gewohnte Wiese attraktiv und noch weniger heroisch daherkommt. Dies ist besonders bemerkenswert, da das Bild des Strebers in den 70ern bekanntermaßen keinesfalls so gut war, wie es heute der Fall ist. Sein irgendwie befangenes Spiel passt zu dieser unkonventionellen Figur, sorgt aber auch für eine unüberbrückbare Distanz zwischen ihm und Zuschaue. Den Part größerer Körperpräsenz übernehmen der wie ein bockiger Collegestudent aussehende und agierende Redneck-Sheriff, welcher in der Geschichte lediglich die Aufgabe hat, sehr aufbrausend zu sein, und der mit ihm um die Herzensdame buhlende Roger Grimes, dessen Spiel mit Abstand am deutlichsten in Erinnerung bleiben dürfte. Mit Liebe zum Stumpfsinn mimt er den tumben Hinterwäldler, der Frauen mit seinem sorgsam geformten Oberkörper um den groben Finger wickelt, dabei aber weder denken noch vernünftig sprechen kann. Auf sein Konto gehen die meisten Lacher und er ist – neben den Würmern, versteht sich – auch der beste Grund, sich Squirm zu Gemüte zu führen. Dies war die einzige Rolle, die R.A. Dow je innehatte, und womöglich ist hier ein kleines Talent verschüttgegangen. Patricia Pearcy als das zu erobernde Mädchen fällt erwartungsgemäß gar nicht auf, was aber auch an ihrer Rolle liegen wird, die sich vornehmlich dadurch auszeichnet, ausgesprochen leicht eroberbar zu sein.
Die Würmer selbst sind, wenn sie denn mal auftauchen, ein ordentlicher Blickfang, der für das ein oder andere Ekelgefühl sorgen mag. In der breiten Masse sind sie ein fast schon surreal anmutender Teppich aus wabernden Schnüren, der wie ein ganz eigenes großes Wesen wirkt, das mehr ist, als seine kleinen Leiber. Das sind einprägende, effektive Bilder, doch haben die schmierigen Fleischfresser ihren ganz großen Auftritt erst ganz zum Schluss. Von einer anderen Szene abgesehen, tauchen sie sonst fast nur einzeln und darüber hinaus sehr selten auf. Als singuläre Fressmaschinen wirken die Tiere aber nur mäßig beängstigend und führen so eher die Figuren mit ihren teils etwas willkürlich anmutenden Handlungsdrängen vor. Erwähnenswert ist aber die Inszenierung der wirbellosen Gesellen, denn es handelt sich bei ihnen um unerklärlich geräuschvolle Würmer, die bisweilen käferartige Laute beim Bewegen von sich geben, ab und an aber auch einfach mal mit großer Bedrohlichkeit im Chor kreischen.
Damit ist Squirm eigentlich mehr skurriles Drama zwischen wunderlichen Menschen als Tier- oder Natur-Horrorfilm.
Auch die musikalischen Qualitäten sind ein Wechselbad, das einem in dieser Art nur selten widerfährt. Mal tölpelt ein Lied völlig unpassend über eine Szene und sorgt für eine Befremdung, die nur mit sehr viel Anstand und Wohlwollen noch als positiv zu werten ist, an anderen Stellen funktioniert die nicht immer nachvollziehbare Wahl der Musiktitel aber auch ganz gut. Ihren Höhepunkt erreicht diese Eigenart zweifelsohne mit dem Abspannlied, das – selbst wenn man auf durch diesen Text vorbereitet ist – einen gar nicht anders als völlig kalt erwischen kann.
Technisch gibt sich der Film eigentlich keine Blöße – die wenigen Effekte funktionieren gut und das erwähnte Finale beeindruckt gar mit ungeahnt dichtem Masse-Terror (in Ermangelung eines Äquivalents zu ‚Schwarm‘). Liebermans Regie ist gut, verträgt sich aber nicht immer mit dem ebenfalls von Lieberman geschriebenen Drehbuch.

Fazit

Die kuriose Figurenkonstellation und das eigenwillige Kleinstadt-Drama sind nicht leicht zu mögen, auch wenn man dem Konzept eine gewisse Liebenswürdigkeit nicht absprechen kann. Neben ein paar gelungenen Lachern spricht vor allem das hypnotische Finale für Squirm, dessen Prämisse etwas in die Irre führt.

Stag Night

Das Mini-Genre des U-Bahn-Horrors ist eigentlich immer gern gesehen. Egal, wie der Film denn nun eigentlich ist – Klaustrophobie und eine ordentliche Atmosphäre im finsteren Gedärm einer Stadt gibt es eigentlich inklusive. Dass daraus aber nicht zwangsläufig ein netter Film entstehen muss, beweist Stag Night nachdrücklich.

We went on the wrong tunnel.

Story

Dass sich unterhalb von New York ein zweites New York befindet, ist hinlänglich bekannt. Ein unüberschaubares, teilweise aufgegebenes Netzwerk aus U-Bahn-Tunneln zieht sich hunderte Kilometer lang durch den Untergrund, lockt Aussätzige an und fungiert als Garten Eden für Ratten. Als sich ein klassisch aus dem Ruder laufender Junggesellen-Verabschiedungs-Verband in die verlassenen Tunnel verirrt, macht dieser schnell Bekanntschaft mit ein paar mordlüsternen Mutanten.

Kritik

Irgendwann musste es mal soweit sein. Stag Night von Peter A. Dowling (der bisher vorrangig als Autor des Langweilers Flightplan bekannt war und hiermit sein Regieudebüt abgibt) steht auf dieser Seite ohne richtigen Grund, denn Science-Fiction ist das weder im engeren noch im weiteren Sinne. In der Inhaltsangabe auf dem DVD-Rücken wird irgendwas von Mutanten gefaselt, doch eigentlich werden hier nur ein paar Dumpfbacken von mundfaulen Obdachlosen zerstückelt.
Aber tun wir mal so, als handele es sich um Mutanten, und besprechen den Film. In der dritten Person.

Die vorgeblichen Mutanten, wegen denen man sich das alles antut, sind allzu oft gar nicht zu sehen, sondern huschen in unglaubwürdigen Bahnen als blamabelste Kamera-Ego-Perspektive der jüngeren DVD-Geschichte durch die Kammern und Tunnel. Sie sehen aus wie der durchschnittliche Vagant und klingen wie der unterdurchschnittliche Ork.
Begleitet wird der Unsinn von billig produzierter, viel zu verrauschter Gitarrenmusik, die manchmal in Ordnung geht, manchmal aber auch jede Möglichkeit auf Atmosphäre zunichtemacht, weil sie rücksichtslos in das Geschehen hämmert. Die Kamera agiert wie im Zeitraffer, zuckt ständig hektisch umher und scheint keinerlei Fokus zu kennen. Man kennt die Klage bei diversen Filmen, seit Handkamera en vogue geworden ist, Stag Night treibt dies mühelos auf ein gänzlich neues Level.
Gefilmt ist das Ganze wie ein Amateurfilm der Mittelklasse. So hektisch die Schnitte auch sind, wirken sie doch alle etwas neben der Spur, als hätte der Cutter nicht gewusst, wie das alles eigentlich funktioniert. – Oder eben, als hätte der desorientierte Kameramann auch gleich den Schnitt vorgenommen. Die Introduktion der Charaktere fällt gleichsam hilflos aus. Der Versuch, ihnen Tiefe zu verleihen, ist so unbeholfen wie plump, die Dialoge streckenweise kaum zu ertragen und sorgen bestenfalls dafür, dass die Protagonisten als gestelzt redende Streitsucher erscheinen und sich im Laufe der Handlung auch einzig dahingehend entwickeln, dass sie zusätzlich auch noch reichlich dämlich sind und so einen hässlichen U-Bahn-Tunnel-Mord schon irgendwie verdient haben. Zum Glück wird das Körbchen mit all den Faulen Äpfeln schnell geleert.

Dass die Handlung voller Logikfehler ist, gehört bei allem anderen dann auch zum guten Ton. Da schlendern die vom Drehbuch verurteilten seelenruhig einen U-Bahn-Tunnel hindurch, während sie nicht wissen, wie weit die Stationen voneinander entfernt sind, ihnen durchaus aber bewusst ist, dass jede Stunde ein Zug durch die Tunnel rattert. Auch dass man unentdeckt plappern darf, der blutrünstige Untergrundbewohner aber sofort aufschaut, wenn der Fuß etwas berührt, ist ein Naturgesetz in Stag NIght. Das Grüppchen ist immer unnötig laut und quasselt sorglos vor sich hin, während es sich vor den nur wenige Schritte entfernten Jägern versteckt. Trotzdem wundert man sich immer wieder aufs Neue über den Tod. Wer sich, während er von Killern durch einen scheußlichen Irrgarten getrieben wird, darüber streiten will, ob er Trauzeuge irgendeiner Hochzeit ist, oder nicht, ist ohne Wenn und Aber von einem immensen Lebensüberduss befallen.
In einigen Momenten kommt dann doch kurz so etwas wie Spannung auf, so eine Untergrundwelt, die nur wenige Meter vom menschlichen Alltag entfernt liegt, aber doch kaum begreiflich fremd und fern ist, hat einfach Potenzial. Doch die stümperhafte Regie ist in diesen Momenten immer relativ schnell zur Stelle, um den Film wieder in sein Gebiet zurückzuholen.
Nun, man mag sagen, dass das alles schon zu billigen wäre, so lange die adretten Frauen auch nach einer Terror-Hetzjagd im Zentrum des New Yorker Drecks noch wie frisch aus den Ei gepellt aussehen und die Gore-Effekte stimmen. Diese sind aber im besten Fall Mittelmaß und auch alles andere als kreativ umgesetzt. Einen Blumentopf gewinnt der Film auch damit nicht.
Da das alles ziemlich blöde daherkommt und der Streifen nicht zulässt, dass man die ‚Guten‘ mag und die Bösen ernstnimmt, lässt Stag Night einen die volle Laufzeit über herzlich kalt. Man ist nicht gelangweilt, aber so leidlich unterhalten, dass man ebenso gut abschalten und über Eis nachdenken könnte. Zu allem Überfluss zeichnet der Film auch noch ein hässliches, feindseliges Bild von der ganz unteren Bevölkerungsschicht, sodass dieses Machtwerk am Ende nicht nur an seiner bedeutungslosen Mangelhaftigkeit krankt, sondern auch noch ein fragwürdiges Weltbild transportiert.

Fazit

Stag Night ist ein hilflos inszeniertes B-Movie mit einem völlig gleichgültigen Drehbuch, in dem ein vertrottelter Trupp von Arschlöchern sich gegen verlotterte Grobiane zu Wehr setzen muss. Logik und Erklärungen bleibt der Film bis zum Ende schuldig. Allerdings ist er sich nicht zu schade, sich herablassend über Obdachlose, Frauen und den Zuschauer zu äußern.

Wer einen modernen U-Bahn-Schocker mit einem Hauch Science-Fiction, dafür aber auch in psychologisch kluger Ausführung und mit saftigem Splatter sucht, ist mit Midnight Meat Train definitiv besser bedient. Aber auch der Klassiker Tunnel der lebenden Leichen oder die kanadische Kleinstproduktion End of the Line bieten entschieden besseren U-Bahn-Horror als er hier geboten wird.

Doctor Who – Siebter Doktor (Volume 1)

Science-Fiction befand sich weltweit immer noch im Aufschwung. Weltweit? England war ein kleines Land am Meer, in dem es eine traditionsreiche Genre-Perle ungemein schwer hatte. Doctor Who sollte abgesetzt werden und hatte nur noch eine verschwindend geringe Chance: Den siebten Doktor.

Nachdem die immense Popularität der britischen Kult-Serie Doctor Who auch in Deutschland seit ihrer Reboot ungebrochen anhält, lässt es sich Pandastorm Pictures nicht nehmen, auch die vergangenen Doktoren dem deutschsprachigen Raum zugänglich zu machen. Den Anfang macht der siebte Doktor, dessen Abenteuer in zwei DVD-Boxen veröffentlich werden. Diese Besprechung widmet sich der ersten.
Nachdem die Neuauflage von 2005 hier nicht sonderlich gut ankam, konnte der Kinoausflug im Jahre 2013 umso mehr begeistern.

Everything is under control.

Story

Die Tardis wird von der Rani angegriffen und kann mehr schlecht als recht auf Lakertia bruchlanden. Durch die Heftigkeit der Erschütterung kommt der Doktor ums Leben und es folgt die Regeneration zum siebten Doktor. Nach der anfänglichen Phase der Desorientierung und Amnesie tut er sich wieder mit seiner Begleiterin Melanie zusammen, um den gefährlichen Plan seiner Jugendfreundin Rani zu durchkreuzen und im Anschluss wieder seinem Tagesgeschäft nachzugehen: Leuten zu jeder Zeit und an jedem Ort eine helfende Hand zu sein.

Kritik

Es steht wohl außer Frage, dass man sich bei dem Doktor der 80er noch mehr als beim Doktor der 2000er darauf einstellen muss, eine eindeutige Fernsehproduktion zu sehen, die zum Teil auf Jugendliche zugeschnitten ist, folgerichtig auch aussieht, wie eine Mischung aus einem NDR-Schwank und einer russischen Kinderserie und sich zudem auch noch einen Spaß aus ihrer günstigen Machart macht. Das ist es ja auch, was Doctor Who zu großen Teilen ausmacht.
Grobschlächtige Kostüme sind Zeuge bizarrer Modevorstellungen, die weibliche Begleitung sieht aus wie der gute Bibo von der Sesamstraße und ist viel zu oft am Kreischen, die Requisiten erwecken wie eigentlich das gesamte Szenenbild und auch das Schauspiel einen Anschein von Bühne. Dass Doctor Who im Grunde eine Kinderserie ist, kommt hier unentwegt zum Vorschein. Umso beachtlicher ist es, dass sich hinter diese Ebene gerade für die Zeit ein spannendes Konzept mit Anspruch, der sich eben auch klar an ein erwachsenes Publikum richtet, befindet, das auch hervorragend aufgeht. Sylvester McCoy als siebenter Doktor ist die wohl tollpatschigste, slapstickhafteste Reinkarnation des Timelords, doch sieht sich die Serie trotzdem nicht als reiner Klamauk, sondern nimmt ihre Figuren und deren Biographie ebenso ernst wie die behandelten Thematiken – und ist dabei dann bisweilen doch alles andere als kinderfreundlich.

Im Verlaufe der ersten Staffelhälfte fällt mehr und mehr auf, wie lässig die Science-Fiction-Serie eigentlich, den haarigen Produktionsbedingungen zum trotz, ist. Alles ist sehr heiter, nicht selten auch albern, aber doch nie ohne ironische Distanz. Eigentlich beobachtet man ein permanentes Augenzwinkern, das die Geschehnisse in ein bewusst naives Licht taucht, gute Dialoge liefert und das Ganze mit einer meist griffigen Musik unterlegt.
Dass man damals größere Ambitionen hegte und die Figur so sehr liebt, dass man mit gegebenen Mitteln und vorgegebenem Stil trotzdem mehr erzählen wollte, als man aufgrund von eben diesen Elementen eigentlich erwarten durfte, zeigt sich darin, dass sich Geschichten gerne über mehr, nämlich, bis zu 5. Folgen erstrecken, was in den 80ern für eine TV-Serie vor Twin Peaks als unerhört subversiv zu bezeichnen ist.
Dass jede fortzusetzende Folge damit endet, dass der schusselige Doktor und in manchen Fällen auch sein Companion in größter Lebensgefahr schweben, nur um in der Fortsetzung dann pfeifend aus er Gefahr zu tänzeln, als wäre nichts gewesen, ist angesichts dieser Umstände zu verschmerzen.
Bereits die zweite Geschichte ist eine Sammlung wunderbar kurioser Bestandteile und wohldosierten Unfugs. Eine Reihe hinreißend gestörter Figuren, ein total entrückter Doktor, ein ordnungsliebende Oberlippenbartträger in einem faschistoiden Mikrosystem, Kannibalen, Killerroboter und noch einiges mehr kreieren einen Budenzauber, der an kantenfreier Kurzweil nur schwer zu überbieten ist. Story Nummer 3 ist eine Zeitreise in die 50er Jahre mit allerlei Alien-Bonus, ein paar anerkennenswerten Einfällen und einem überraschendem Maß an kaltblütigen Morden mit Schusswaffen. Jede Geschichte im Einzelnen aufzuführen, brächte mehr Spannungsraub denn Zugewinn, so sei einfach gesagt, dass es unter der überschaubaren Anzahl an Geschichten keine Ausfälle gibt und selbst die schwächste Episode sehenswert ist. Die Episoden sind ausnahmslos einfallsreich und sehr rund erzählt und haben mit dem Mehrfach-Folgen-Format ihren idealen Erzählraum gefunden. Die Funktion der Begleitung ist in dieser Staffel, den Doktor nicht zu begleiten. Am Anfang der Hanldungen werden die beiden regelmäßig getrennt und erleben dann parallele Abenteuer., die sich alle paar Minuten mit Mini-Cliffhangern ablösen. Dieser episodische Charakter wirkt etwas aufgesetzt, stört aber nie und sorgt, wenn auch auf etwas einfache Weise, für konstante Spannung.
An der Geduld schabt die bis zu zweiminütige Vorschau am Ende einer jeden Episoden, zudem die nachfolgende nach dem ebenfalls recht behäbigen Vorspann auch mit einer Wiederholung der letzten Sekunden der Vorfolge einsteigt, sodass man gerade dann, wenn man mehrere Teile am Stück schaut, einiger Wiederholung ausgesetzt wird. Das ist grundsätzlich keine Katastrophe, da der Urzustand der Serie so beibehalten wird und all diese Para-Texte zum Seherlebnis dazugehören, eine optionale Abschaltbarkeit wäre dennoch eine zeitgemäße und rücksichtsvolle Maßnahme gewesen.

Fazit

Der tölpelhafte Doktor und seine naive Begleiterin geben ein komisches Gespann ab, das sich mit der Zeit erstaunlich nah ans Herz schleicht. Zusammen mit den knalligen Geschichten, ihren verschrobenen Bösewichten und vor allem anderen dem Umstand, dass die Geschichten so lange brauchen dürfen, wie sie eben brauchen, um erzählt zu werden, erweisen sich die Missionen von Doktor Nummer 7 als ein ordentliches Sehvergnügen, das manchmal ein wenig zu infantil geraten ist, dies aber mit viel Charme und der Liebe zu Überraschungen problemlos ausgleicht.