Resident Evil: Retribution

Fast auf den Tag genau zwei Jahre ist es her, dass Paul W. S. Anderson zurück zu seiner Filmreihe Resident Evil gekehrt ist und mit Resident Evil: Afterlife ein durchaus spaßiges Comeback lieferte. Das Rezept war denkbar simpel: Geschichte, Atmosphäre, Charakterzeichnung wegrationalisieren, dafür durchkomponierte Action am laufenden Band.
Eigentlich also wenig Anlass zu Sorge, doch wenn nach so kurzer Zeit bereits eine weitere Fortsetzung ins Haus steht, ist das meist kein gutes Omen.


In allen Korridoren Vernichtungslaser aktivieren.

Story

Die Geschichte schließt nahtlos an das Ende von Teil 4 an. Ein riesiges Geschwader der Umbrella Corporation entert das das Schiff Arcadia. Alice wird geschnappt, Jill wird abermals gebrustkäfert und somit von der skrupellosen Organisation instrumentalisiert und der Rest der Besatzung fällt.
Mittlerweile hat der Zentralcomputer Red Queen die vollständige Kontrolle über die Firma übernommen und selbst die nicht totzukriegende Nemesis Luther West ist machtlos gegen die KI.
Dank der Hilfe von Ada Wong, die mittlerweile die Fronten gewechselt hat, gelingt Alice die Flucht. Zumindest fürs Erste, denn es stellt sich heraus, dass ein Entkommen aus dem geheimen Umbrella-Stützpunkt gar nicht so einfach ist.

Kritik

Von der beispiellos lächerlichen, unnötig langen, aber mittlerweile ja obligatorischen Einführungsrede abgesehen, beginnt der Film eigentlich vielversprechend.
Nicht nur wegen des fließenden Übergangs der Erzählung erweckt der fünfte Teil der Serie den Eindruck, dort weiterzumachen, wo der letzte Film aufhörte. Alice als Engelssilhouette und die gesamte Startsequenz rückwärts und in Slow Motion zu zeigen, entbehrt jeglichen Sinns, ist aber witzig und sehr stimmungsvoll. Direkt danach springt der Film zu einer Alice, die von Zombies, T-Virus und Weltuntergang nichts weiß. Als Familienmutter erlebt sie die Apokalypse zum ersten Mal. In diesem kleinen Einschub wird tatsächlich etwas geboten, das man in einem Resident Evil-Film nicht erwarten würde – richtige Horrorelemente.
Leider endet der gute Part des Filmes an dieser Stelle.

Was folgt, ist ein eintöniger Spießrutenlauf durch viele künstliche Stadteile, der den vollmundigen Slogan „Evil goes global“ als Mogelpackung enttarnt. Auf dem Papier ist das ein toller Aufhänger dafür, noch mehr und noch spektakulärere Actionexzesse aneinanderzureihen, in der Praxis entpuppen sich die einzelnen Gebiete aber als einander viel zu ähnliche Schauplätze immer gleicher Ballerorgien. Die imposanten Choreographien aus Afterlife, die mehr Ballett als Kampf waren, haben am Anfang des Filmes noch Platz, wiederholen sich dann aber zu oft und weichen recht bald ermüdenden Schusswechseln. Die einzig nennenswerte Variation ist die Größenzunahme der Monster. Und wenn ein Viech schon mal dagewesen ist, wird es nun einfach verdoppelt. Doch die röhrenden Untiere wirken nie bedrohlich, da Alice so gestählt ist, dass sie ohne ein Wimpernzucken durch die Gegnermengen pflügt. Zwar greift sie sich ein paar Mal im Film schwankend an eine Bauchwunde, doch bleibt auch diese absolut folgenlos. Irgendwann ist Resident Evil: Retribution nur noch laut, arm und egal – und erinnert damit frappierend an Sucker Punch.
Weder Schlampereien in der Filmlogik, z.B. dass man inmitten einer Zombieinvasion in einem Auto mit heruntergekurbelten Scheiben spazieren fährt, noch die übertriebene Selbstdarstellung des Filmes, die in Zeitlupe fliegende Pistolenmagazine mit Chören untermalt, stören. Nicht einmal die Pornodialoge, die es tatsächlich schaffen, den Vorgänger rückwirkend als wortgewandt dastehen zu lassen, sind ein wirkliches Problem. Der große Fehler ist einzig und allein, dass sich der Film in seinem einheitlichen Brei aus unaufhörlicher Action selbst erschöpft. Das, was hingegen immer noch recht gut funktioniert, ist der 3D-Effekt.
Einige werden sich freuen, dass sich Resident Evil hier zum ersten Mal wirklich wie ein Videospiel gibt. Die einzelnen Stadtabschnitte fühlen sich an wie Levels, die großen Monster wie Zwischengegner und es finden noch mehr Elemente aus der Vorlage Einzug in die Filmwelt. Mit der Wiederkehr von Red Queen in Form der schmollenden Göre, dem holprigen Zusammenlaufen von ein paar Handlungssträngen und der Wiedervereinigung einiger Charaktere wollte Anderson vermutlich die einzelnen Serienfragmente zu einem Ganzen zusammenfügen. Doch da es abseits der plötzlich auftauchenden Figuren gar keine Geschichte gibt und einem die ganze Angelegenheit nach der zwanzigsten Schießerei schon herzlich egal ist, gelingt auch dies nur bedingt.
Kurz vor dem traditionellen Cliffhanger strapaziert ein nicht enden wollender Schlusskampf ein letztes Mal die Geduld des Zuschauers, bis sich ein Rudel Tiefseezombies erbarmt und der Sache ein Ende setzt.

Fazit

Viel, sehr viel Lärm um nichts. Während Resident Evil: Afterlife mit Ästhetik und Abwechslung noch halbwegs überzeugen konnte, merkt man Ableger Nummer 5 der Endzeit-Saga die knappe Produktionszeit deutlich an.
Sobald der Film nur noch drittklassige Ideen hat, seine Action zu präsentieren, kentert das gesamte Konzept.

Resident Evil: Afterlife

Diese Woche läuft Resident Evil: Retribution als mittlerweile fünfter Teil der scheinbar endlosen Reihe in den Kinos an. Passend dazu gibt es unsere Rezension zum direkten Vorgänger, der wieder von Paul W. S. Anderson inszeniert wurde, welcher bereits 8 Jahre zuvor bei Resident Evil Regie geführt hat, und sein Franchise immer fürsorglich als Produzent und Drehbuchautor unterstützt hat.


Noch ergibt nichts einen Sinn.

Story

Alice löst ein in Resident Evil: Extinction gemachtes Versprechen ein, macht einen kurzen Abstecher nach Alaska, um sich vom vermeintlichen Arcadia, die vorgebliche Trutzburg inmitten der zombifizierten Welt, enttäuschen zu lassen und steigt – nun wenigstens mit einer alten Freundin im Schlepptau – wieder in ihren Flieger. Ihr nächstes Ziel ist Los Angeles, wo sie auf dem Dach eines Hochsicherheitsgefängnisses, das in einem Meer aus Zombies steht, bruchlandet und sich einem wackeren Güppchen Überlebender anschließt.

Kritik

Ja, keine Frage, ein echter Paul W. S. Anderson-Film. Nachdem der Dreh des Vorgängers in die Hände von Highlander-Regisseur Russell Mulcahy gegeben wurde, um ihm aus dem Sumpf der undankbaren Videopremieren zu helfen, ist Anderson zurück – und das sieht man. Resident Evil: Afterlife macht eigentlich da weiter, wo Teil 2 aufhörte und vergisst die atmosphärischen Endzeit-Ambitionen des etwas schleppenden, aber recht hübschen Vorgängerteils.
Zwar wird das offene Ende pflichtgemäß mit ein paar Szenen aufgegriffen, doch weder Klone noch die fortgeschrittene Verwandlung der Erde in einen Wüstenplaneten spielen eine nennenswerte Rolle.
Genauer gesagt wird eigentlich fast gänzlich auf eine Geschichte verzichtet. Wenn dann doch mal was passiert, fragt der Zuschauer meist ungläubig nach dem Warum. So zum Beispiel, wenn die Hauptfiguren gemeinsam eine offensichtliche Falle als ebensolche erkennen und dann trotzdem arglos hineinstolzieren.

Milla Jovovich spielt gewohnt und zum Film passend künstlich und ist selbstverständlich auch nach mehrfachem Weltuntergang ständig geschminkt. Aber nicht nur sie. Auch vormals verdreckte, zottelige Wilde müssen dafür lediglich in ein Flugzeug steigen, das augenscheinlich eine bordeigene Make-Up-Maschine besitzt.
Aber natürlich geht es in Resident Evil spätestens seit dem Trashtitan Resident Evil: Apocalypse schon längst nicht mehr um so etwas Unnötiges wie Story.
Daseinsberechtigung des Filmes sind einzig und allein die Schauwerte. Die leiderprobte Alice tobt grimmig durch die zahlreichen Gefechte, die sichtlich nur für den 3D-Effekt gemacht worden sind.
Der halbe Film findet in Zeitlupe statt und ergötzt sich an seinen Szenen wie an Heiligenbildern. Schon der Anfang klotzt nach allen Regeln der Kunst, hebt den Bodycount in den ersten menschenverachtenden Minuten bereits ins Maßlose und legt eine ganze Stadt in (etwas) Schutt und (viel) Asche. Das Ganze strahlt in platter Symbolik, ist voll mit dummen Ideen und wird mit einer exzessiven Coolness vorgetragen, sodass der ganze Schmarrn auch noch Spaß macht – selbst in 2D. Alles ist fett, durchgestylt, dämlich und wird von einem reichlich peinlichen Score begleitet, der nur pausiert, wenn die katastrophale deutsche Synchronisation einsetzt.
Unabhängig von der gewählten Sprache sind die Dialoge aber eine Sache für sich, da tatschlich nicht ein einziges gesprochenes Wort sitzt, notwendig ist oder sogar Sinn ergibt. Stattdessen schleudert man sich platte Phrasen und lasche Oneliner um die Ohren. Das lädt zum Schmunzeln ein, wird aber zur Geduldsprobe, wenn mehr als zwei Sätze nacheinander fallen.
Aber dafür entschädigen ja die Videoclip-Actionszenen, in denen mehr Kugeln verfeuert werden, als in so ziemlich jedem Kriegsfilm. Aber auch und ganz besonders hier gilt: Wer mit bleihaltigem Edel-Trash nichts anfangen und sich nicht in blankem Unsinn verlieren kann, wird jede Sekunde von Resident Evil: Afterlife als schlimmste Folter empfinden. Wer sich gerne auf Over-the-Top-Spektakel einlässt und sich nichts dabei denkt, wenn sich in Herkules-Manier Muskelkraft mit Propellerflugzeugen misst und Schwerter Beton durchstechen, kann mit diesem Werk aber durchaus kurzweilige 96 Minuten verbringen.
Schließlich sieht der grobe Unfug die meiste Zeit unverschämt nett aus. Die Effekte sind zwar kalt, glatt und – man sollte es nicht zu selten erwähnen – bis ins Bizarre überzogen, haben in ihrer überstilisierten Albernheit aber durchaus ihren Reiz. Der Film verliert aber auch beinahe alles, wenn die Optik eine der vielen Qualitätsschwankungen erleidet. Gerade die verschwommenen Hintergründe des verheerten Landes wirken oftmals wie lieblos hineinkopierte Kulissen. Außerdem wirkt das Gemetzel häufig viel zu aufgesetzt und die Zeitlupe fühlt sich weniger als Stilelement, sondern wie ein Hilfsmittel an, um die unbeholfenen Versuche der Schauspieler, ihre Choreographien vorzuspielen, zu tarnen.
Immerhin hat man versucht, mal wieder ein paar Spielereferenzen in die einstige Spieleadaption einzustreuen. Das geht nie über Elemente hinaus, die aus dem Zusammenhang geschnitten und wahllos in den Film gestreut sind, mag den einen oder anderen Fan aber dennoch beschwichtigen können.
Dass der Sci-Fi-Horror sich seiner Natur bewusst ist und auch ironisch kann, zeigt sich auch daran, dass Wentworth Miller anfangs im Knast sitzt.
Was bleibt, ist ein in jeder Hinsicht abstruser Blödsinn, der nie länger als für den Augenblick existieren kann, sein Programm aber so konsequent durchzieht, dass er trotzdem unterhält. Dass die ganze Sache mit einem unnötigen und schrecklich aufgesetzten Cliffhanger endet, stört dann auch niemanden mehr.

Fazit

Der vierte Teil der Resident Evil-Reihe bietet den erwarteten Quatsch und viele nette Optikspielereien, die nur fürs 3D entworfen wurden, allerdings auch in der zweiten Dimension überzeugen können – sofern man ein Herz für gnadenlos überzogenen Trash hat.
Für alle Jünger zelebrierter Oberflächlichkeit, Komplettisten und natürlich all jene, die nicht müde werden, sich über die unerhörte Untreue gegenüber der Spielevorlage zu mokieren.