Farscape – The Peacekeeper Wars

Wie bei Serien üblich, die etwas auf sich halten, endete die vierte Staffel Farscape mit einem Ungeheuer von einem Cliffhanger. Und wie viele Serien, die etwas auf sich halten, wurde Farscape, Auge in Auge mit diesem Ungeheuer, einfach abgesetzt.
Wirklich gute Dinge macht aus, dass sie beharrliche Fans haben. Nach langen und heftigen Protesten gab der Sci-Fi Channel nach und bestellte drei weitere Stunden Farsacape. Eine Gnadenfrist, um Anhänger zu beglücken und – vielleicht – der Serie noch eine Chance zu geben, wenn die Zahlen stimmen.
Ersteres gelang.

Prepare for Starburst, people.

Story

Wir erinnern uns. Ein ziemlich kräftiges Schiff mit ziemlich hässlichen Faltaliens machte Johns Heiratsantrag einen frostigen Strich durch die Rechnung. Das Paar wurde kristallisiert, zersprang in Tausende von Splitter und versank im Meer. Ein typischer Crichton. Außerdem tobt der Krieg zwischen Scarrans und Peacekeepern, nur damit der Sieger sich den – laut Plan noch menschen- und nicht würfelförmigen – Erdenpiloten schnappen und ihm endlich die allmächtige Wurmlochtechnologie entreißen kann.
Nachdem das Unglück mit den geborstenen Protagonisten bereinigt wurde, trifft man auf die eigentlichen Bewohner des Wasserplaneten: Eidolons, fortschrittliche, auffällig bängliche Wesen, bei denen die Hochzeit zwischen den nun offiziell Verlobten endlich zelebriert werden soll, bevor der nächste Zwischenfall von galaktischer Dringlichkeit wieder aller Leben bedroht.
Doch seit der Kristallisierung und Rekonstruktion von Aeryn ist die herangewachsende Leibesfrucht einfach fort. Und das ist beileibe nicht das einzige Problem, das auf die Crew von Moya und eine Schiffsladung Ehemaliger wartet.

Kritik

Liebes Farscape, danke Für 4184 Minuten voller Irrsinn und Schönheit. Ach du Wunder dramaturgischer Schreibarbeit. Selbst die olle Kamelle der gescheiterten Hochzeit funktioniert als Running Gag noch wie beim ersten Mal. Und nein, man lächelt nicht nur, man ist auch jedes Mal aufs Neue berührt. Immer noch.
Auch Staffel Nummer 5, die eigentlich eine Miniserie ist, die eigentlich ein langer Film ist, der auf zwei Fernsehfilme aufgesplittet wurde, holt die vertrauten Zutaten wieder in den fast noch vertrauten Topf und braut etwas daraus, das schmeckt, als wäre es das Frischeste und Beste, was man seit über einem Zyklus (Für Uneingeweihte, die sowieso nicht bis hierhin lesen durften: 4,8 Zyklen sind etwa fünf Jahre) gefrühstückt hat.

The violent path to peace.

The Peacekeeper Wars als Name zu wählen ist eine eigentlich überdeutliche Anssage. Die Ereignisse spielen sich vor dem Hintergrund eines gewaltigen interstellaren Krieges ab. Dementsprechend laut ist die Serie, die in den meisten Regionen ihres Hauptkorpus so grazil und entschleunigt daherkam. Das stille, betuliche, behutsame Vorgehen ist nicht vollkommen verbannt, das fehlt doch zu sehr, um den Glanzstunden der genialen Science-Fiction-Serie wirklich zur Gänze ein durch und durch würdiges Denkmal zu setzen. Es ist, wie gesagt, nicht alles wüst, es gibt die etwas stilleren und dringend notwendigen Momente, wo sich Figuren, Geschichte und Zuschauer entspannen dürfen, doch werden sie sehr oft von sehr langen Kämpfen unterbrochen. Aber das ist wohl ein Eingeständnis, das unvermeidbar war, da die Essenz von 22 Folgen in die Länge von zwei Filmen gebracht werden musste.
Ausstattungstechnisch bleibt sich Farscape bis zum Ende treu, einzig am Anfang findet sich eine für die Serie ungewöhnliche, aber liebevoll animierte Szene. Ansonsten wirkt Problempartei 1, als wäre sie einem Power Rangers-Film entsprungen und Problempartei 2, als würde sie von einer Messe für Regenjacken kommen. Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Das ist gut so, das gehört so. Es klingt blöd, aber dies ist essenzieller Bestandteil der empfindlichen Farscape-Zusammensetzung.

It’s kind of a twisted story.

Einer der Höhepunkte ist ein spektakulärer Ausbruch mitsamt einer Rückbefruchtung, doch Höhepunkte bei einem dreistündigen Finale aufzuzählen, ist in einer Besprechung eigentlich der eindeutig falsche Weg. Und obwohl es laut ist und obwohl viel passiert, stehen die die Tugenden der gloriosen Sci-Fi-Serie wie Monolithen unverrückbar im Zentrum von allem. Witzig ist es, melancholisch ist es, spannend ist es und selbst im gröbsten Getümmel entwickeln sich die Figuren ein kleines Stücken weiter. Und das für viele vielleicht wichtigste geschieht auch. Man gibt sich redlich Mühe, die großen Fragen zu beantworten. Aber auch so manche kleine bekommen endlich ihre Auflösung. Fragen, von denen man womöglich schon vergessen hatte, dass sie existieren.
Da darf es auch nicht fehlen, dass viele wichtige Gesichter noch einmal vor die Kamera geschoben werden. Der coolste Doktor des ganzen verdammten Universums ist ebenso mit von der Partie wie so mancher Überraschungsgast. Und viele springen auf gewohnt unorthodoxe Weise aus der Jubiläumstorte.

Everybody hang the frell on!

Die Glocke läutet. Die letzte Runde für die Crew der Moya. Ein letztes Mal wird Vertrauen getestet, werden Rechnungen beglichen, wird Wahnsinn zelebriert, Liebe gelebt, Freundschaft gepflegt und erneuert. Es wird gelacht, geweint und geschwiegen. Vor allem wird gefeuert.
Es wird Abschied genommen, weil einige sterben müssen und weil alle ihren Weg gegangen sind, weil für manche einfach kein Platz mehr gewesen ist oder das blaue Ganzkörper-Make-Up die Gesundheit angriff und, vor allem, weil die wunderbaren Irren des Farscape-Universums nach diesem finalen Ritt nur noch in Comicform weiter wildern durften.
Dich, Moya, mit deinen wuseligen, bis in den Tod treuen DRDs werden wir nicht vergessen.
Abschied zu nehmen galt auch es von einer Priesterin, einem Magier, einem schmierigen Ex-Captain der Peacekeeper und vielen weiteren, die alle auf ihre Weise vom Zuschauer liebgewonnen wurden. Genaugenommen war diese Erkenntnis bei fast sämtlichen Figuren erst einmal eine Überraschung, weil Farscape seine Recken stets so einzuführen wusste, dass man ihnen überwiegend Befremdlichkeit entgegenbrachte, ehe man sie später und ohne es zu merken in sein Herz aufnahm.
Nun geht auch der Rest.

Zwar hoffte man lange Zeit noch auf Moyas Rückkehr auf die große Leinwand und ein Kinofilm wurde zumindest auch in Betracht gezogen. Doch obwohl der Sci-Fi-Channel für die zwei Tage lang alleine die Sportsender vor sich hatte, reichten die Zuschauer trotzdem nicht, dieses finanzielle Wagnis zu rechtfertigen. Im Hause des Senders hat man nämlich hohe Erwartungen an seine Miniserien.
Aus rein monetären Gesichtspunkten sicherlich auch eine gute Entscheidung. Denn wer nicht tapfer Folge für Folge mitgefiebert hat, der kann bei einem Experiment wie Farscape nun einmal nicht mal eben quer einsteigen. So viel auf die Serie auch zutreffen mag, Kompromissbereitschaft gehört sicher nicht zu den ersten Dingen, die einem bei einer Rückbetrachung in den Sinn kommen.

Fazit

Ein toller Fanservice, der die offene Sendung innerhalb seiner zeitlichen Möglichkeiten abrundet und zu einem Ende bringt. Ein Ende, das all die positiven, aber auch die weniger guten Aspekte von Farscape neu und gleichzeitig das letzte Mal zum Erstrahlen bringt.
Ein wenig zu unruhig, nicht jederzeit so taktsicher wie in den goldenen Jugendjahren, aber ein absolut würdiger Abschied.

Das verschwundene Zimmer

Der Sci Fi Channel/SyFy ist berüchtigt für viele schlechte Filme und bekannt für viele gute Science-Fiction-Serien. Auch Hochkaräter wie Battlestar Galactica, Firefly, Babylon 5 und Farscape gehen auf das Konto des Senders. Weniger bekannt sind die produzierten Miniserien. Eine davon ist Das verschwundene Zimmer aus dem Jahre 2006, das bei Erscheinen einige  Nominierungen entete, unter anderem für den Emmy und den Writers Guild of America Award.

Timmy brought in a huge earthworm. I touched it.

Story

Detective Millers Frau ist über alle Berge und das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter droht ihm entzogen zu werden. Von seiner Ausweglosigkeit geplagt, stürzt er sich in Arbeit. Ein jugendlicher Kleinkrimineller, dem er früher geholfen hat, wieder auf die Beine zu kommen, stirbt vor seinen Augen – und hinterlässt ihm einen unscheinbaren Motelschlüssel, der sich in jedem beliebigen Schloss herumdrehen lässt. Dies getan, gelangt man durch die entsprechende Tür in ein mysteriöses Zimmer mit der Nummer 10, das abseits der Gesetze von Raum und Zeit zu existieren scheint. Von dort aus lässt sich jede vorstellbare Tür auf der ganzen Welt erreichen.
Gemeingefährliche Kriminelle eröffnen die Jagd auf den Detective und zu allem Überfluss verschwindet seine Tochter in dem Motelzimmer. Er wird der Entführung seines eigenen Kindes bezichtigt und Gut wie Böse sind daraufhin auf seinen Fersen.
Viele Parteien schlecken sich die Finger nach dem wertvollen Schlüssel und wie von selbst stößt der leiderprobte Vater auf weitere kuriose Artefakte. Von einem teleportierenden Fahrschein über eine eierkochende Armbanduhr bis hin zum todbringenden Kugelschreiber. Alle hängen sie irgendwie mit dem geheimnisvollen Raum zusammen, besitzen einzigartige Kräfte und haben fanatischen Sammler, die es um jeden Preis auf sie abgesehen haben.
Miller wird klar, dass er das Zimmer und die Objekte verstehen und beherrschen muss, um seine Tochter zurückzubekommen.

Kritk

Das verschwundene Zimmer Startet ziemlich temporeich, aber auch ein wenig unbeholfen. Generell sind die darstellerischen Fähigkeiten nicht die Stärke der Serie und auch die Dialoge verdienen ganz gewiss keine Preise. Eine Ausnahme – jedenfalls was den ersten Punkt angeht – bilden Protagonist Miller und seine hinreißende kleine Tochter, gespielt von Elle Fanning, die 2001 mit J.J. Abrams 80er-Jahre-Sci-Fi-Hommage Super 8 weltweite Berühmtheit erlangte. Und das zu Recht.
Bemerkenswert ist, wie man mit einfachsten Mitteln so viel Mystery zu erzeugen imstande ist. Von ein paar simplen, sorgsam eingenähten Effekten abgesehen, kommt Das verschwundene Zimmer ohne großen Budenzauber aus. Was für das Verständnis und Glaubwürdigkeit benötigt wird, das wird auch gezeigt, doch entwickeln sich die meisten Verstrickungen und auch der Hauptteil der Spannung aus den Gesprächen und Begegnungen heraus.
Dies darf man nicht missverstehen. Zwar wird viel gesprochen, trotzdem geht es für eine Miniserie ausgesprochen turbulent zu. Ständig passiert irgendetwas und alles ist immer in Bewegung. Über Langeweile und ereignislose Durststrecken wird man sich bei der Sci-Fi-Mystery-Serie unter Garantie nicht beschweren. Der Preis hierfür sind natürlich massenhaft Zufälle. Dass dies nicht zu sehr zulasten der Plausibilität geht, liegt an der simplen Eigenlogik der Serienwelt, die die meisten aufkommenden Fragen mit mystischem Objektdeterminismus beantwortet. Dass man es sich hier sehr einfach gemacht hat, ist kaum von der Hand zu weisen. Gerechtfertigt wird das Schlupfloch aber durch die angenehme Tatsache, dass die Erzählung herrlich straff vorgetragen wird. Das sorgt nicht nur dafür, dass der Zuschauer ständig mitgezurrt wird, sondern kaschiert zudem geschickt die eine oder andere Ungereimtheit. Auch der trockene Humor trägt seinen Teil hierzu bei. Fragen wie „Wie zum Geier passt der Schlüssel in jedes Schloss?“  oder „Was geschieht, wenn man eine Tür als Ankunftsort auswählt, die bereits geöffnet ist und in der jemand drinsteht?“ sollte man dennoch nicht zu laut stellen.
Die Serie tut einfach gut daran, ihre Geschichte in nur 6 Episoden zu erzählen. Anderswo hätte man sich 18 Folgen für denselben Plot genommen und wäre gescheitert.
Vor allem die tragische Spirale, dass mit jedem scheinbar durchdachten Schritt alles ein klein wenig schlimmer wird, funktioniert für eine ganze Weile mustergütig. Die an sich mittelmäßige, aber geschickt eingesetzte Musik tut ihr übriges. Überhaupt ist die Sache technisch sehr solide umgesetzt – auch wenn man weiß, dass der Sci Fi Channel eigentlich zu mehr in der Lage ist. Besonders die Kamera überrascht an einigen Stellen mit einer interessanten Eigenwilligkeit.
Das Wichtigste ist, dass Das verschwundene Zimmer es gelingt, spielend eine sehr spezielle Atmosphäre heraufzubeschwören, die von Folge von Folge aktualisiert wird. Dadurch stellt sich bereits in den ersten Minuten ein markantes Gefühl ein – ein Individualismus, den die meisten Serien einfach nicht erreichen.
Nach Folge drei könnte man zu glauben beginnen, dass die kleine Produktion davor stünde, sich in einen Leerlauf zu begeben. In der nachstehenden Episode geht es aber wieder steil nach oben, das Tempo überschlägt sich fast und es folgen noch ein paar bemerkenswert unterhaltsame Ideen, bis man mit einem Finale endet, das die Sache nicht toterklärt, aber hinlänglich befriedigend abschließt.
Als richtiger Schandfleck stellt sich leider Dennis Christopher heraus, dessen Charakter Martin Ruber sich früh als niederträchtiger Schuft im Forensiker-Fell herausstellt. Hier ist derart viel Overacting im Spiel, dass man den Kerl zwar automatisch unsympathisch findet, aber aufpassen muss, dieses Gefühl nicht im nächsten Schritt auf die restliche Serie mit zu übertragen, so schmerzhaft neben der Spur ist sein Schauspiel. Und auch der anfangs so gerissene passionierte Sammler Karl Kreutzfeld scheint im späteren Verlauf aus irgendeinem Grund eine gehörige Portion Intelligenz eingebüßt zu haben, wird zunehmend passiver und unwissender und verspielt damit einen Gutteil seines Charismas. Gerade bei einer charakterbetonten Serie wie dieser fallen solche Patzer überdurchschnittlich schnell auf und schwer ins Gewicht.

Fazit

Das verschwundene Zimmer ist eine angenehme Sci Fi Channel-Produktion mit eigenem Charme, hübschen Ideen, einer charakterbetonten Umsetzung und hohem Tempo. Aufgrund der sehr konzentrierten Erzählung lässt sich die Miniserie perfekt an einem Wochenende beenden und bleibt trotz kleinerer Schwächen gut im Gedächtnis.

Übrigens ist eine Fortsetzung in Comicform geplant, wurde trotz des versprochenen 2011er Termins aber bisher nicht eingehalten. Red Five Comics beteuern, dass sich das Projekt weiter in Entwicklung befinde.