Galaxina

So richtig prominent ist William Sachs‘ Galaxina höchstens für eine Sache – dafür, dass die Protagonistin Dorothy Stratten, die hier mit zarten 20 Jahren einen sexualisierten Androiden verkörpert, ein Jahr zuvor zum Playmate des Jahres gekürt wurde und noch im selben Jahr, in dem Galaxina gedreht wurde, von einem Zuhälter und ihrem ehemaligen Ehemann aus Eifersucht niedergeschossen wurde, bevor er sich selbst richtete. Sieht man vom post mortem veröffentlichten They all Laughed ab, ist die Sci-Fi-Parodie das letzte richtige Zeugnis des jungen Sexsymbols gewesen – welches zuvor primär durch zwei einzelne Auftritte in den Serien Buck Rogers und Fantasy Island Schauspielerfahrung sammeln konnte.

Robot woman like clock: pretty face, pretty hands, pretty movement, but hard to regulate when she get out of order.

Story

Die Infinity ist ein Patrouillenschiff der menschlichen Weltraumpolizei. An Bord: eine Handvoll gelangweilter Typen und der hochmoderne und so weibliche wie aufreizende Androide Galaxina, der für die Steuerung des Schiffes verantwortlich ist.
Im Anschluss an einen turbulenten Tag bekommt die Infinty die Mission, zum weit entfernten Altair 1 zu reisen, wo Gerüchten zufolge der sagenumwobene Blaue Stern gesichtet sein soll. Das Problem: Die Gegend ist eine üble und die Reise dorthin dauert 56 Jahre.

Kritik

Galaxina tut – wie jede Parodie – gut daran, sich nicht zu stark auf die Verballhornung bekannter Klischees oder direkter Vorbildwerke zu fokussieren, sondern erst einmal eine eigene Geschichte erzählen zu wollen; mit Augenzwinkern, mit Seitenhieben auf die großen Science-Fiction-Trends, aber mit dem Wunsch nach erzählerischer Selbstständigkeit. Das richtige Vorgehen, um kein Scary Movie zu sein – auch, wenn natürlich klar ist, dass der Film gerne eine Art Barbarella wäre, was er – ebenso klar – für keine Sekunde ist.
Aber auch sonst ist der Film alles andere als anstrengend, vielmehr gestaltet er sich wie eine recht durchschnittliche Folge einer Serie. Ohne große Höhepunkte, ohne große Schauwerte, gemächlich, unaufgeregt und seltsam vertraut. Ja, Galaxina gibt sich derart unaufgeregt, das man schnell das Gefühl hat, schon einige betuliche Abenteuer mit der Crew erlebt zu haben. Auch mag es daran liegen, dass die Erzählung des Filmes ziemlich zerfahren präsentiert wird. Es passiert hier eine Kleinigkeit, dann da, alle speisen sie lustig, dann passiert wieder etwas, von dem man irrigerweise annimmt, es hätte Folgen und zwischendurch verliebt sich einer aus der Crew – natürlich – in den sexy Roboter. Die Seiten hiebe auf SF-Stereotypen sind bestenfalls charmant, in der Regel aber ebenso unaufgeregt und gemütlich wie der ganze Rest. Ähnlich verhält es sich auf dem generellen komödiantischen Sektor: Der Humor ist locker und unbeschwert, aber auch seicht – nicht unangenehm, aber auch nicht auffällig. Nur sehr vereinzelnd sorgen kuriose Spitzen für einprägsame Szenen.
Und so tuckert Galaxina für eine gute Stunde dahin, während sich der Film als Feierabendwunder entpuppt. Bis es auf einen Planeten gibt, wo sich nicht nur das niedrige Budgets der Produktion deutlich hervortut, sondern auch die zu offensichtlichen Anstrengungen, zumindest gen Ende noch etwas Spannung und Geschichte bieten zu wollen. Hätte man diese Ambitionen nur unterdrückt. Galaxina hüpft endlose Minuten über Screens, während ein völlig überdrehter Rotfilter das Bild gründlich verhunzt, teils sehr lieblose Puppen sollen als Aliens eine ideenarme Space-Cantina-Kopie bevölkern und nun ist sie doch da, die Selbstzweckhaftigkeit der Zitate. Ein sinnleerer Spock-Klon mit Ohren, die nach unten deuten und ein lieblos gebastelter Facehugger-Lappen, der gar nichts tut, stehen im optischen  Zentrum, ehe Galaxina ohne viel Federlesens auf den Oberbösewicht trifft (immerhin: in dem faden Schlafzimmer einer Herberge, bewusst unspektakulärer lässt sich derartiges kaum in Szene setzen). Hier agiert sie plötzlich, als hätte sie nicht einen Streifzug durch rotes Licht und einen unangenehmen Barbesuch hinter sich, sondern eine komplette Heldenreise, denn auf einmal ist der vormals noch unselbstständige Roboter eine vorlaute, listige Gaunerin und Meisterin der Manipulation. Gerade dieses Treffen ist in seiner antiklimatischen Ausgestaltung überraschend witzig und zudem der Höhepunkt eines vorher kurz etablierten Running-Gags – welcher auch der einzig nennenswerte Witz des gesamten Filmes ist.
Leider läuft die Geschichte nun noch 25 Minuten lang fort und beginnt dann einschläfernd Langeweileproblem auszubrüten.

Fazit

Dass Galaxina nur langsam in Fahrt kommt, ist nicht das Problem des Filmes, sondern sorgt, im Gegenteil, für eine nette Leichtfüßigkeit. Im letzten Drittel vergaloppiert sich der Film dafür plötzlich in episodischen Belanglosigkeiten, trifft immer seltener den richtigen Ton und verzettelt sich gehörig mit seinen Figuren. In Sachen Humor hat Galaxina nicht allzu viel zu bieten – und lässt sich genaugenommen auf einen pfiffigen Running-Gag reduzieren.

Rick and Morty – Staffel 1

Wie anders sähe die Cartoonwelt ohne die Simpsons aus. Sie waren der erste, initiierende Stein einer Lawine von sogenannten Erwachsenen-Animationsserien, die schließlich ein gewisser Trey Parker gemeinsam mit Matt Stone in Form von South Park endgültig in jene selbstironischen Vulgärgefilde lenkte, die einzig und allein ein volljähriges Publikum als Zielgruppe haben.
Neben Altbekanntem wie Family Guy folgten etliche weitere Epigonen wie z. B. die hinreißend-verstörende Showbiz-Abrechnung Bojack Horseman, aber eben auch zahlreiche Fehlzündungen, die neben immer unflätiger werdendem Humor wenig zu bieten hatten. Rick and Morty ist ein Vertreter dieser Strömung, der nachhaltig aufzeigt, dass diese auch weiterhin beachtliche Blüten treibt.

We’re gonna scam the scammers, Morty. And we’re gonna take ‚em for everything they’ve got.

Story

Familie Sachez hat den ältesten ihres Stammbaums bei sich unterm Dach aufgenommen: Den exzentrischen, egozentrischen, alkoholabhängigen, aber auch unvergleichlich genialen Wissenschaftler und Forscher Rick. Seitdem sind Konflikte zwischen ihm, dem Elternehepaar Beth und Jerry sowie der pubertierenden Summer und dem 14-jährigen, etwas einfältigen Rick an der Tagesordnung. Das liegt nicht nur an dem häufig rücksichtslosen Gebaren des älteren Herren, sondern vor allem dahan, dass dieser Rick zu seinem Sidekick erkoren hat und der Junge ihn treu auf jeder seiner Reisen durch das Weltall, fremde Dimensionen, obskure Parallelwelten und Monsterdärme begleitet und ihm assistiert. So wenden die beiden beinahe fast genauso viele Gefahren von der Erde ab, wie sie heraufbeschwören.

Kritik

Statt weiter an der Derbheitsschraube zu drehen, überzeugt Rick and Morty mit einer hohen Konzentration aus Chaos, sich überschlagenden Ereignissen, pikanten Charakteren und einer all das überziehenden Kreativität, die in den besten Folgen über die volle Laufzeit begeistert. Dabei produzieren die Situationen so viele dicht aneinandergedrängte Witze, dass die weniger gelungenen von den brillanten einfach mitgerissen werden. Die große Bandbreite an Humor, die die Serie schamlos und scheinbar ebenso mühelos abdeckt, ist dabei das Alleinstellungsmerkmal Nummer eins. So ist einer der beiden Protagonisten ständig am Rülpsen und Saufen – woanders wäre das womöglich schon alleine Grund genug, die ganze Serie zu zerstören, bei Rick and Morty hingegen ist das so unerhört überzogen und so konsequent zu Ende gedacht, dass es regelmäßig für Lachlawinen sorgt. Das wirkliche Zugpferd ist demnach der beachtliche Einfallsreichtum, mit der hier pro Folge vorgegangen wird, indem nicht nur auf nichts und niemanden Rücksicht genommen wird, sondern auch gerne mal voraussetzungsreichere Geschichten geschaffen werden. Jede Episode ist voll von großen und kleinen popkulturellen Anspielungen – allem voran zu nennen ist der schier unerschöpflich scheinende Fundus aus cleveren Filmzitaten, die von am Rande auftauchenden Mise-En-Scéne-Referenzen bis hin zum kompletten Nachspielen der Handlung reichen und dabei wirklich so inspiriert und bekloppt eingesetzt werden, dass man das einfach loben muss.
Das beginnt schon bei der coolen, sehr an Doctor Who angelehnten Titelmusik und erstreckt sich über die das Nerdherz höher schlagen lassende Tatsache, dass auch kleinere Klassiker wie Zardoz auf würdigende Weise ihr Fett wegbekommen. Mal nicht die x-te Star Wars– oder Back to the Future-Hommage zu sehen, ist sehr erfrischend. Die Serie schafft es dabei weitestgehend, Zitate nicht um ihrer selbst Willen einzubringen, sondern erfährt mit ihnen immer mindestens eine humoristische Aufhübschung. Natürlich sind nicht alle Folgen so genial wie die besten Vertreter, einige sind nur gut, aber jede hat mindestens ihre kleinen brillanten Momente. Sei es nun in Form einer gescheiten Wendung oder dramaturgischen Entscheidung oder als charmantes Hervorholen eines Elements, das vor einigen Folgen beiläufig eingeführt wurde und nun seinen unerwarteten großen Moment bekommt.
Was man der Serie neben der latent schwankenden Folgenqualität ankreiden könnte, ist die Veranlagung, manchmal etwas zu „meta“ zu sein. Häufig entsteht innerhalb der verstrickten Geschichten dank des angespannten Verhältnisses zwischen Rick und Morty nämlich eine unverhoffte Dramatik, die dem verspielten Durcheinander kurzzeitig eine fesselnd-emotionale Note verleiht. Und in solchen Momenten ist es schon ein wenig schade, wenn eine Figur die vierte Wand durchbricht und mit irgendeiner Blödelei den unerwarteten Ernst, der der Serie gerade als Kontrast blendend zu Gesicht stünde, postwendend wieder relativiert. Aber das ist angesichts des wirklich enormen Unterhaltungswerts der Animationsserie eigentlich Erbsenzählerei.

Fazit

Es handelt sich bei Rick and Morty um eine der Auskopplungen der „Cartoon-Ära der Geschmacklosigkeiten“, die die als „Erwachsenenelemente“ verkauften Anstößigkeiten nie selbstzweckhaft, sondern tatsächlich mit starkem humoristischem Konzept darbieten. Denn nie hat man so viel Liebe für die (Film-)Historie des Science-Fiction-Filmes mit einem solchen Maße an Respektlosigkeit kombiniert gesehen, während sich all das Chaos, das die Figuren verbreiten, sich jedes Mal auch noch zu einer sinnvollen Geschichte entwickelt.
Bleibt zu hoffen, dass die Serie auch in Zukunft genug Einfallsreichtum und Energie aufrechterhalten kann, um den Erfolgskurs beizubehalten.
Im Augenblick ist es schwerlich zu glauben, dass dieser sprudelnde Quell an Ideen unerschöpflich ist. Andererseits steht dem kauzigen Abenteurer-Duo natürlich jede nur erdenkliche Welt offen.

Deadpool

16 Jahre lang dauerte das Drama um Deadpool und seinen von vielen ebenso geforderten wie gefürchteten Leinwandauftritt. Der Stoff ging durch die Hände vieler Regisseure, bis es ausgerechnet in denen des Regieneulings Tim Millers landete – und dort mit großer Leichtfüßigkeit unter Beweis stellt, dass die Zeit in der Vorproduktionshölle ihm gut getan hat.

All dinosaurs feared the T-Rex!

Story

Es hat lange gedauert, bis das Ex-Special-Forces-Mitglied Wade Wilson seinen Platz in der Gesellschaft gefunden hat. Nun verbringt er die eine Hälfte des Tages in der Kneipe seines Kumpels Weasel und die andere Hälfte als Teilzeit-Söldner für den kleinen Mann zwielichtiger Herkunft. Noch länger dauerte es, bis Wade eine Frau fand, deren loses Mundwerk dem seinen in nichts nachsteht. Mit Vanessa an seiner Seite scheint sich sein Leben mit so etwas wie Sinn zu füllen – bis er von seiner Krebserkrankung erfährt und die Illusion der Idylle sich aufzulösen droht.
Aus Verzweiflung und Alternativlosigkeit beantwortet er das Gesuch einer Organisation, die damit lockt, seinen Krebs mit einer künstlich hervorgerufenen Mutation vielleicht heilen zu können. Zu spät kommt die Erkenntnis, dass Wade dem perfiden Plan des Laborleiters Francis ausgeliefert ist, dessen sadistische Experimente schlussendlich zum Erfolg führen. Wade hat den Krebs besiegt, ist aber so entstellt, dass er Vanessa nicht unter die Augen treten kann.
Er entkommt Francis, näht sich ein Kostüm mit Zipfel, nennt sich Deadpool und sinnt auf Rache. Dass sämtliche Verletzungen sofort zu heilen beginnen und er somit eine Quasi-Unsterblichkeit erlangt, kommt ihm durchaus gelegen.

Kritik

Deadpool hat es nicht ganz leicht. Davon, dass das Kino in Bezug auf Superheldengeschichten völlig übersättigt ist, profitiert der Film insofern, dass er das Resultat dieses Zustandes darstellt. Doch mit Guardians of the Galaxy brachte Marvel vor nicht allzu langer Zeit bereits einen augenzwinkernden Gegenentwurf zum Standardcapeträger auf die Leinwand, dessen lustvolles Spiel mit Klischees und Erwartungen natürlich in derselben Liga stattfindet wie das Rüpelabenteuer Deadpool.
Und die stolprige WolverineGreen-Lantern-Vorgeschichte wird hierbei ebenso nicht mit einbezogen wie das lästige Rechtedebakel, mit dem sich Marvel dereinst quasi selbst aus dem cineastischen X-Men-Universum ausgeschlossen hat und seitdem unschlüssig vor der Tür steht. So richtig gut sind die Voraussetzungen also nicht.
Doch siehe da. Tim Miller (Thor – The Dark Kingdom) schafft es in seiner ersten Regiearbeit erfolgreich einen locker-leichtfüßigen Ton anzuschlagen, der sich durch den gesamten Film zieht – und bereits das ist die halbe Miete. Denn, und das ist die Grundlage für alles, Deadpool macht Spaß. Dabei wird humoristisch nicht immer das richtige Maß gehalten und manchmal ist es nicht geckenhaft-albern, sondern kurz auch mal auf dem Penis-Vagina-Rektum-Witz-Niveau. Unterm Strich handelt es sich aber um einen durchweg ausgelassenen Spaß, der mit seiner angenehmen Dreistigkeit erfreut, in gesunden Abständen zu überraschen weiß und genau weiß, in welche Richtungen er wann auszuteilen hat. Zwar funktionieren gut die Hälfte der Gags nur über Referenzen auf andere Helden und Filme oder durch popkulturelle Anspielungen, wodurch eine seltsame Komplizenschaft mit dem Zuschauer simuliert werden soll, indem er einen vermeintlichen Insider nach dem anderen serviert bekommt, doch das ändert nichts daran, dass es eben funktioniert, weil die Mischung der Pointen trotz allem sehr ausgewogen und durchaus clever ausgefallen ist.
Zudem fährt der Film gleich mit zwei bemerkenswerten Schritten über lange Zeit sehr gut: Ryan Reynolds Mut zur Hässlichkeit – auch lange vor der Verwandlung zum Matschgesicht – tut dem Film ebenso gut wie die aufrichtige Selbstironie des gesamten Projekts. Glücklicherweise verkommt auch die Origin-Story, die im Grunde identisch mit all den anderen langweiligen Heldwerdungsgeschichten des Marveluniversum ist, durch einen kleinen und klug gesetzten Erzählkniff nicht zur drögen Pflichübung. Und dann ist da noch die Liebesgeschichte, die tatsächlich funktioniert. Morena Baccarin (Firefly) mimt Vanessa Carlysle als glaubwürdige Frau, die keineswegs nur selbstzweckhafte Dekoqualitäten, sondern einen plastischen Charakter besitzt. So wird die Figur Deadpool zu mehr als nur einem roten Clown ohne richtige Motivation, sondern erhält genau das Stückchen Tragik, das benötigt wird, um sich auch um die Geschichte zu sorgen, die um all die Blödeleien stattfindet.
Leider geht Deadpool aber gerade in solchen Momenten kurz in die Knie. Ein innerlich wie äußerlich zerrissener Wade, der zu Streichern durch den Regen streift, ist ganz plötzlich überhaupt nicht mehr selbstironisch, sondern genau das Klischee, dem der Film so gerne die Stirn bieten und den Spiegel vorhalten möchte.
Und dann ist da auch noch Francis, der obligatorische Antagonist. Zwar ist es angenehm, dass der Film eine ganz persönliche Geschichte erzählt, die, gemessen an den sonstigen Abenteuern des Antihelden fast schon Anekdotencharakter hat, und nicht wieder mal den ganzen Planeten in Gefahr bringt. Doch Francis ist eben auch ein absolut uninteressanter Charakter, der – gerade im Kontrast zu den sonstigen Figuren – sehr, sehr lust- und einfallslos konzipiert ist, weder eine klare Motivation noch sonst irgendeine interessante Facette bietet und vom Film auch keinerlei Raum für eine Entfaltung zugesprochen bekommt. Hier teilt Deadpool plötzlich doch eine der größten und unnötigsten Macken des Superhelden-Genres in einem solch unreflektiert wirkendem Maße, dass man fast meinen könnte, auch das wäre eigentlich nur ein großer Spaß. Aber da traut man dem Film dann vielleicht doch zu viel zu.

Fazit

Wir alle wissen, wie groß die Zahl der scheiternden Komödien sind. Da ist es so überraschend wie ehrenwert, dass Deadpool es schafft, ganz unverkrampft sein Genre aufs Korn zu nehmen und primär einfach Spaß macht, was sich bei einer derart selbstreflexive Zitatemaschine der Postmoderne nun wirklich nicht von alleine versteht.
Die Momente, in denen der Film dann aber die Fehler seiner Genrekollegen wehrlos nachahmt, führen dazu, dass Guardians of the Galaxy auch weiterhin der Klassenprimus im Hause Marvel bleiben werden, was das komödiantische Spiel mit den Heldengepflogenheiten angeht.

Dabei sollte der Film nach Möglichkeit aber im O-Ton genossen werden. Denn der Ton des Humors litt in der Synchronisation merklich, was die Gratwanderung zwischen frech und dumm oft scheitern lässt, ohne dass der Film selbst was dafür kann.

Das zehnte Opfer

Wie die meisten Filme Elio Petris ist auch Das zehnte Opfer ein zu Unrecht vergessener Klassiker, welcher nicht nur wegweisende Impulse des Science-Fiction-Kinos vorwegnahm, sondern auch damit glänzen kann, auch heute noch ungetrübtes Vergnügen zu bereiten.


Leben Sie gefährlich, aber gesetzestreu.

Story

Abbau allgemeiner Aggression mit wirtschaftlichem Zugewinn. Mit der Erfindung einer Spielshow namens „Die große Jagd“ werden per Losverfahren eines Supercomputers in Genf Jäger- und Opferrollen an die Mitspieler verteilt. Jedem Jäger wird ein Opfer zugeteilt, welches es zu töten gilt. Die Aufgabe des Opfers ist nicht nur, zu überleben, sondern auch seinen Jäger zu identifizieren und dann selbst zum Jäger zu werden. Der Überlebende kommt in die nächste Runde. Gewinner ist, wer am Ende 10 Opfer auf dem Gewissen hat. Er wird Dekaton – ihm werden höchste Ehren zuteil. Eine Million Dollar gibt es obendrauf.
Betrachtet wird das Spektakel von Zuschauern aus aller Welt auf ihren TV-Bildschirmen.
Mit Carlonie Meredith (Ursula Andress, James Bond jagt Dr. No) und Marcelle Poiletti (8 1/2) stoßen in Rom zwei Kontrahenten aufeinander, die beide höchste Siegeschancen haben.
Und das Katz-Und-Maus-Spiel durch die Großstadt beginnt.

Kritik

Elio Petri war eigentlich immer auf irgendeine Weise revolutionär, trotzdem ist der linke Filmemacher in Deutschland nahezu vollkommen unbekannt.In diesem Fall: Eine dystopische Mediensatire, die davon erzählt, dass sich Menschen gegenseitig für die Einschaltquoten meucheln – noch lange vor Stepen Kings Todesmarsch (1982), dessen Verfilmung Running Man (1987, mit Arnold Schwarzenegger) und der traurigen Reality-TV-Realität, in der wir heute darben (2015, auch mit Arnold Schwarzenegger).
Nur dass Das zehnte Opfer vom Grundton her ein ganz offen ausgelassener Film ist, der mit exzentrischen Figuren (der Moderator der Show erinnert an Salvador Dali), grooviger Musik zwischen Strand- und Agentensoundtrack, kauzigen Teilnehmern und eigenwilligen Ideen, die Reih um Reih aus der Diegese tänzeln, zwar ein nihilistisches Zukunftsbild zeichnet, diese Zukunft aber nicht fürchtet, freiheraus belächelt. Nicht umsonst bediente sich z.B. Austin Powers ganz offen an Petris Sci-fi-Farce.
Inhaltlich stellt sich diese Entscheidung als weise heraus, denn nur so können das absurde Potenzial der zugrundeliegenden Idee und die bizarren Auswüchse gesellschaftlichen Verlangens dargestellt werden, ohne dass nicht sie lächerlich wirken, sondern der Film selbst.
Die meisten Witze speisen sich aus in Absurde getriebenen Übersteigerungen kultureller Phänomene. Ramsch ist teuer, Kunst so abstrakt, dass sie lächerlich wirkt und Mode bis zum Gähnen exzentrisch. Das etwas Überraschende: Dieser Humor steht der Groteske gut zu Gesicht, die lebt von ihren wilden schillernden Einfällen.
Wirklich beachtenswert ist der inszenatorische Einfallsreichtum des knallbunten Films. Besonders die elaborierte Splitscreen-Technik, die in dieser Form eigentlich noch gar nicht etabliert war, bleibt nachdrücklich als prägendes Merkmal im Gedächtnis.
Wie in den meisten Dystopien der 70er passiert das verachtenswerte Spektakel, um den Aufstand der großen Massen zu verhindern, weil durch die öffentliche Hinrichtung mit Spielcharakter – Heil Cäsar! – jedes Verlangen nach Gewalt befriedigt werden soll. Kopf der Sache ist ein Supercomputer in Genf, der atonal und mechanisch-stockend die Namen von Opfern und Tätern verliest.THX 1138 lässt grüßen.

Manchmal treibt der Stilregen von Das zehnte Opfer es aber auch zu bunt. Gerade die Omnipräsenz des Gedudels und Geklimpers, die anfangs noch sehr cool ist, zerrt dann und wann an den Nerven, was gerade dann auffällt, wenn der Film sie kurz weglässt.
Auch braucht man eventuell ein wenig, um seinen ganz persönlichen Gefallen an dem Film zu finden. Denn vor allem in der ersten Hälfte ist die eigentliche Erzählung nur mäßig spannend. Stattdessen sind es die kuriosen Triebe der verrohten Gesellschaft in ihrem funkelnden Putz, für die sich der Film immer wieder tolle Möglichkeiten ausdenkt, in Erscheinung zu treten. Ironischerweise ist es die Lust am Schauen, die das Gefallen lange Zeit lotst – in einem Film, der genau dieses Sensationsverlangen anprangert.
Im letzten Viertel nimmt dann aber auch die Handlung plötzlich rasant an Fahrt auf und wartet mit einer weiteren Sache auf, die 1965 keinesfalls der Normalfall gewesen ist: Einem ganzen Festtagsumzug an Storytwists.

Fazit

Das zehnte Opfer ist Film, bei dem vor allem das Entdecken und Schauen Spaß bereitet, während die Geschichte selbst erst recht spät Spannung entwickelt. Neben der schillernden Art, die Zukunft mit vielfachem Augenzwinkern zu erdenken, ist gar nicht genug hervorzuheben, wie frisch sich der frühe Science-Fiction-Film gehalten wird, wie bitterböse zynisch sein Subtext ist und wie richtungsweisend die technische Ausführung.

Der Große Japaner – Dainipponjin

Der Comedian Hitoshi Matsumoto hat gut 5 Jahre an seinem ersten Film gearbeitet. Der Große Japaner – Dainipponjin ist oberflächlich betrachtet eine Verballhornung japanischer Monsterfilme, sogenannter Tokusatsu-Sendungen, geworden, was bereits in seinen zahlreichen Sendungen sein Markenzeichen war. Wird man mit dem Film konfrontiert, präsentiert er sich schnell als einer der seltsamsten und keineswegs genießbarsten Filme des letzten Jahrzehnts.

Brustwarzen sind wichtig. Ja…

Story

Das Tolle an Regenschirmen ist, sie werden nur groß, wenn man sie braucht. Seegras ist aus ähnlichen Gründen ganz wunderbar. Fahrräder mag er eher weniger. Mit der achtjährigen Tochter läuft es dafür nicht so rund. Sie lebt bei ihrer Mutter, einmal im Monat gehen Masaru Daisato und sie ins Kino. Der schwermütige Tropf, der hier tagein tagaus von einem Kamerateam begleitet wird, ist in seinem Alltag ein ganz normaler Japaner. Zugleich ist er aber auch der Letzte einer langen Reihe von Menschen, die durch direkte Starkstromeinwirkung zu Hünen mutieren, um Japan wann immer es nötig ist vor haushohen Ungeheuern zu beschützen.
Doch brach die Heldenverehrung lange ab. Japan hat die Begeisterung für seinen kühnen Nationalhelden längst verloren und empfindet den Retter eher als Störenfried und Plage. Immerhin ist er ein Beschützer sechster Generation. Nun ist sein Leben armselig, sein Gehalt mickrig, die Einschaltquoten nicht nennenswert.

Kritik

20 Minuten lang sieht man Masaru Daisato atonal, verunsichert, etwas schusselig reden, gefilmt von einer amteuerhaft geführten Handkamera, inteviewt von einem nie zu sehenden Fragensteller, der nicht durchblicken lässt, ob seine Fragen gut überlegt oder unvorbereitet und ahnungslos improvisiert sind. Das Gespräch ist banal, seine Antworten sind laff.
Dann beginnt der erste Kampf gegen ein Ringmonster mit schütterem Haar und Seitenscheitel, das wie ein irre gewordener Wal klingt und wo es nur kann laicht. Vom Design her sind die Monstrositäten äußerst gelungen. Die riesigen Hybriden aus abstrakten Organismen mit menschlichen Gliedern und überproportional großen Köpfen, wie sie auf den Schultern eines jeden Bürgers nicht auffielen, sind zugleich bemitleidenswert und derart unästhetisch und vulgär, dass automatisch Unwohlsein auslösen. Dass die Animationen der Riesen fast schon laienhaft ausfallen, passt dafür erstaunlich gut ins Bild. Die Kämpfe sind bewusst träge, die absurde Bewaffnung unseres Hauptdarstellerhühnen in Form einer kurzen Eisenstange herrlich unangemessen – und seine knappe purpurne Unterhose genauso unangenehm wie jede anderfe Art von Körperlichkeit in Dainipponjin.

Der Humor ist sehr leise, ergibt sich nur aus der absonderlichen Situation und nicht aus direktem Witz. Der Film ist zum Glück diszipliniert genug, nicht albern zu werden und das zerbrechliche Gleichgewicht zwischen lakonischer Tristesse und bizarrer Parallelwelt zu gefährden.
Doch dabei ist es eigentlich nur selten wirklich komisch, mit fortschreitender Laufzeit, in der wir den einsamen, in sich gekehrten Melancholiker begleiten, erhält der Film erst eine Aura der Bedrohlichkeit, die sich im Hintergrund immer spürbarer auftut und wird dann plötzlich einfach nur noch leer und trostlos.

Das Problem des Filmes: Dainipponjin – Der große Japaner setzt sich zusammen aus sehr vielen ruhigen Interviewpassagen, die nur dann und wann von den skurrilen Monstermissionen abgelöst werden. Die einzelnen Geschehnisse sind vom Prinzip her groß, hängen aber in keiner Weise zusammen. Sobald klar ist, dass die Geschichte genaugenommen nur eine lose Kette unzusammenhängender Ereignisse darstellt, ist es schwer, den Film mit großer Aufmerksamkeit weiterzuverfolgen, da die Einzelheiten nicht interessant genug sind und im Kontext des Gesamten keine nennenswerten Verknüpfungen zueinander aufbauen.
Der Mockumentary-Stil entschuldigt in gewissem Maße zwar die sehr lieblos geführte Kamera, ganz vergessen machen kann er sie aber nicht.
Trotzdem lässt sich eine sonderbare Art der Anziehung nicht bestreiten. Es gibt witzige Momente, die davor bewahren, Langeweile entstehen zu lassen. Aber das ist nicht der ausschlaggebende Punkt. Bemerkenswert sind vielmehr die weitaus zahlreicheren Szenen, die höchst irritierend sind, ohne dabei wirklich verstörend zu werken. Sie sind einfach nur seltsam. Und sonst nichts. Irgendwo in der Schnittmenge aus Scham, Mitleid und peinlicher Berührtheit spielt sich der Film ab.
Das klingt eigenartig und das ist eigenartig. Dainipponjin baut eine ungeheuer eigene Atmosphäre auf, die definitiv keinen Spaß macht, aber fraglos was für sich hat und behaupten kann, höchst eigen zu sein.. Ob das genügt, sich auf den Film einzulassen, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Die letzten 15 Minute sind dann urplötzlich ein Feuerwerk des Einfallsreichtums, wunderbar absurd, überdreht und spritzig. Dadurch entsteht ein Kontrast zum restlichen Film, der so enorm ist, dass es das Gesamtwerk fast schon rund macht. Doch das soll und kann nicht verheimlichen, dass bis zu diesem Zeitpunkt die Satire nicht saftig genug ist, die Komödie nicht ausreichend witzig, die Tragödie zu zerfahren und nicht zuletzt auch das Spiel von Hitoshi Matsumoto nicht ausdrucksstark genug.

Fazit

Japans Comedian Hitoshi Matsumoto in Personalunion als Regisseur, Autor, Produzent und Hauptdarsteller schafft mit seinem Regiedebut etwas einzigartig Spleeniges, das dennoch nicht zwangsläufig sehenswert ist, da über Dainiponjin bei besten Willen nicht gesagt werden kann, dass er Spaß macht. Die Tokusatsu-Filme werden durch die orientierungslose Dramatik in gewisser Weise zwar treffend aufs Korn genommen, das Bemerkenswerteste an diesem Kuriosum ist aber zweifelsohne seine kaum zu beschreibende Atmosphäre, die sich aus merkwürdig anstößig anmutenden Schlichtheiten selbst gebärt.

Turbo Kid

Der so großartige wie großartig benannte Kurzfilm T for Turbo schlug verdient Wellen. Und so strickten die Macher prompt einen abendfüllenden Spielfilm aus dem Stoff.

For Christ’s sake! Will you just the fuck up and let’s fight!

Story

1997, Endzeit. Die Welt ist Wüste. Ein raffgieriger Baron tyrannisiert die wenigen Überlebenden, Wasser ist knapp. In dieser Zeit lebt ein Teenager, der davon träumt ein Superheld zu sein. Als eines Tages plötzlich das seltsam aufgedrehte Mädchen Apple in seinem Leben auftaucht, schließt er zum ersten Mal seit langem Freundschaft.
Als der Tyrann Zeus und seine Handlager Apple entführen, kann der junge Held sich nur behaupten, weil er einen Anzug mit mächtigen Kräften findet.

Fazit

Turbo Kid ist ein Film, der eine Verbeugung vor den 80er-Jahre-Science-Fiction-Filmen sein möchte, welche sich die 90er – also die Zeit zwischen damals und heute – als eine Zukunft gelöster Sozialstrukturen, entwurzelter Sicherheiten, jeder Menge pervertierten Anarchismus und von totaler Desertifikation verschlungener Architektur vorstellten. Diese Vorstellung wiederum adaptierten unzählige vornehmlich italienische Filmemacher im Anschluss an den Erfolg von Mad Max, um eben diesen Film mit Etwas vom immer noch zu wenig beachteten A Boy and his Dog zu mixen. Turbo Kid will all dem huldigen, zugleich Ehrerbietung und Persiflage sein, Liebevoll und spöttisch zurückschauend, ironisch distanziert und zugleich originell. Eine Mischung aus Scott Pilgrim vs. The World, Mad Max: Fury Road, Kung Fury und, seien wir ehrlich, mindestens 22 weiteren listbaren Namen.
Darüber hinaus spielt ein radelnder Teenager die Hauptrolle, was aber keineswegs ausschließen soll, dass Turbo Kid ein Splatterfilm ist. Weil das alles ganz schön viel ist, gibt es gleich 3 Regisseure – allesamt blutjung, allesamt unerfahren. Kann das gut gehen? Nein. Tut es aber. Jedenfalls so halb.
Zwar merkt man immer mal wieder, dass hier eben Amateure am Werk sind und die Inszenierung dann und wann ein bisschen ratlos wirkt und offensichtliche Schnittfehler sich die Klinke in die Hand geben, doch hält sich dies nicht nur in absolut vertretbaren Grenzen, sondern wird vor allem von einer immensen Liebe zum Detail wettgemacht. Dass die Macher ihre Endzeitfilme gesehen haben, merkt man ihrem Werk an seinen zahlreichen Reminiszenzen in jeder Szene an. Bei all dem darf auch nicht vergessen werden, dass hier eine kleine Gruppe von Leuten etwas für Fans gemacht hat. Gerade für solch ein semiprofessionelles Kleinstprojekt (als Vergleichsgröße könnte vielleicht Six-String Samurai fungieren) ist die Angelegenheit sehr rund geworden.
Die 80er werden mit all ihren poppig-obszönen Geschmacklosigkeiten portraitiert, ohne dass der Film zu überladen oder selbstzweckhaft wirkte. Er ist schelmisch-verspielt, während er vom Rubik’s Cube bis hin zum knöcheltiefen Disco-Soundtrack in den Relikten dieser Vergangenheit wühlt, dabei aber nie boshaft oder völlig selbstvergessen.
Der durch Knie- und Ellenbogenschützer wie einen Helm gegen die Umwelt gewappnete Held wird ebenfalls lächerlich dargestellt. Genau wie die vielen auf BMX-Rädern für Kinder stattfindenden Verfolgungsjagden schafft es Turbo Kid auch im Ganzen, das notwendige Verhältnis zwischen Ernst und Augenzwinkern zu wahren.

Das Drumherum stimmt also. Die Geschichte kommt zügig voran, die Figuren machen miteinander Sinn, die ganze Struktur macht Spaß. Im Detail hapert es dafür an gleich mehreren Punkten. Manchmal ist Turbo Kid bei seiner Gratwanderung zwischen spitzbübischem Humor und Albernheit wahnsinnig sympathisch, dann aber auch einfallslos, weil einer von vier Witzen dann doch zu unoriginell und vorhersehbar ist. Während Munro Chambers als Held wider Willen den nerdig-verträumten Heranwachsenden glaubwürdig und charmant verkörpert, neigt seine Partnerin Apple mit ihrer grenzdebilen, aufgesetzt wahnsinnigen Art schnell zum Nerven – auch wenn der Charakter dieses Verhalten in Maßen rechtfertigt. So liebeswürdig, wie sie trotzdem sein soll, ist sie nicht – was hauptsächlich die Schuld von Darstellerin Laurence Leboeuf ist, die deutlich mehr als nur eine Spur zu viel an Overacting in den Film bringt.
Punkten kann dafür der unverkennbar an Dennis Hopper angelegte Bösewicht, der der facettenreichen Stimme Michael Ironsides (Total Recall, Starship Troopers) und dem ausgewogenen Spiel aus Wahnsinn, Kalkül und Brutalität einen Ödlandherrscher zum Niederknien abgibt. Dass Er wie auch viele andere des Ensembles – und damit ganz im Gegensatz zu den Strippenziehern – kein unbeschriebenes Blatt ist, tut dem Film in Form von ein wenig Professionalität mehr als gut.
Doch leider erschöpft sich die Grundidee irgendwann. Der Plot ist in einem halben Satz gesagt, die Charakterentwicklung ist so knapp wie vorhersehbar und trotz erkennbarer Bemühungen ist auf Dauer leider nicht für große Abwechslung gesorgt. Langeweile macht sich keine breit, das Gefühl von Frische, das Turbo Kid in seinen ersten Zügen noch abgibt, ermattet nach der Hälfte aber zusehends.

Bezeichnenderweise hat Turbo Kid seine stärksten Augenblicke in den Szenen, wo sich der stets einfallsreiche Splatter auf dem Synthesizerteppich abspielt, Körper in rote Wolken zerplatzen, Kunstblutfontänen sprudeln und anorganische Dinge organische Dinge durchbohren. Etwas pointierter formuliert: Es ist immer dann am besten, wenn jemand stirbt. Ob das gegen den Film oder gegen den Geschmack des Rezensenten oder gegen alles andere oder gegen alles zusammen spricht, soll jeder für sich eruieren.

Fazit

Was in 5 Minuten begeistern kann, kann in 18-facher Länge schnell ermüden. So schlimm ist es nicht, doch wie zu erwarten, transportiert Turbo Kid nicht die Energie des zugrundeliegenden Kurzfilmes. Sehenswert ist diese Hommage an Kindheitsfantasien aber allemal, zumal die eigentümliche Mischung aus anachronistischem Schabernack, 80er-Soundtrack, Fun-Splatter und Comig-of-Age-Story alles andere als alltäglich ist.

The Ninja War of Torakage

Japan Filmfest Hamburg Special 10

Well, our time is up for now.

Story

Sechs Jahre ist es her, dass Torakage sich von seinen Pflichten als Ninja entbinden ließ, um gemeinsam mit seiner Geliebten und dem gemeinsamen Sohn ein bescheidenes Leben in Abgeschiedenheit zu führen.
Nach einer Weigerung, in die Tätigkeit seiner Vergangenheit zurückzukehren, entführt seine vorherige Herrin den Sohn des Paares. Gemeinsam müssen sie sich auf den Weg machen, in Dreitagesfrist eine legendäre Schriftrolle aus einem gut bewachten Schloss zu entwenden.
Zusammen mit einer zweiten, ergänzenden Rolle soll sie den Weg zu einem unermesslich wertvollen Schatz weisen.

Kritik

Was für eine Stauung von Lärm und Unsinn. Nach den ersten Minuten unterbricht ein – vermeintlich – portugiesischer Erzähler das Geschehen und weiht den Zuschauer darüber ein, wieso seine Geschichte im Speziellen und Ninjas im Allgemeinen eine interessante Angelegenheit sind. Es scheint, als hätte Regisseur und Autor Yoshihiro Nishimura all das zusammengekehrt, was er in den zahllosen Arbeiten im Filmgeschäft – wenn auch meist in der zweiten Reihe – erlebt und mitgenommen hat.
Das bedeutet: Ausnahmslos Satirisches, Gutes wie weniger Gutes.
Von letzterem wird der Film zu Anfang immer mal wieder heimgesucht. Zwar sind dank der hohen Gagdichte auch hier bereits schon einige gelungene Witze zu verzeichnen, doch finden sich auch immer mal wieder Kalauer, die so dumm und plump sind, dass sie einfach keinen Spaß machen. Das geht so weit, dass man sich als Zuschauer dann und wann in solchen Momenten ängstlich die Frage stellt, ob es überhaupt noch einen erkennbaren Unterschied zu gängigen Spoof Movies vorhanden ist. Einzig die Tatsache, dass der Film überraschend professionell inszeniert ist, eben immer mal wieder auch zündende Gags vorhanden sind und zudem einige Schauwerte geboten lassen, lassen einen die Frage verneinen. Darüber hinaus spielt die Filmmusik, die ein einziges Ennio-Morricone-Zitat ist, sich in ihrer penetranten Weise schnell tot und fängt an, zu nerven.
Doch The Ninja War of Torakage hat eine Eigenschaft, die beim Geschichtenerzählen als sehr erstrebenswert angesehen wird. Immer weiter steigert sich der Film, immer schneller und enger werden die Kreise um den eigenen Stil, bis er sich irgendwann so sehr in sich selbst hineingesteigert hat, dass bei all dem dichten Wahnsinn und der wahnwitzigen Aneinanderreihung von Ideen und Absurditäten gar kein Platz mehr bleibt für dumme Witze oder auch nur ansatzweise langweilige Passagen. Selbst der Soundtrack verliert seine aufdringliche Wirkung und passt sich besser ans Geschehen an. Das ist dann eine Wandlung, die sich gewaschen hat, denn ein solches Urteil über einen Film abzugeben, ist alles andere als selbstverständlich. Dass sich The Ninja War of Torakage aber immerfort zu steigern versteht und dies auch bis zur allerletzten Sekunde mühelos fortsetzt, ist schon eine erstaunliche Leistung. Die Karikatur von Fantasy- und Samurai-Filmen ist eine einzige überdrehte Achterbahnfahrt mit zig irrwitzigen Schrauben, Loopings und Gruseltunnels, bei denen lediglich einige computergenerierte Effekte die Laune zu trüben vermögen. Abrupt einsetzende Musicalszenen (praktiziert von körperlosen Klonköpfen!), Scherenschnitt-Montagen und Erzählmonologen des japanischen Portugiesen-Ninjas lassen all das aber vergessen. Trotzdem ist dieses Potpourri in seinem Wahnsinn nie strapaziös, sondern vorrangig sehr, sehr unterhaltsam. Es sei denn natürlich, man kann mit japanischem Humor ganz und gar nichts anfangen.

Fazit

The Ninja War of Torakage ist ein Meta-Film mit absolut abstruser Geschichte und mehr als nur einem blödelnden Schalk im Nacken. Gerade im ersten Drittel steckt noch viel Selbstzweckhaftes und Dümmliches in der Geschichte, doch mit der Zeit wird der Film auf wundersame Weise reifer, wilder und witziger, sodass am Schluss ein eindeutig positives Gefühl zurückbleibt.
Beinahe hofft man, dass die augenzwinkernd mit einer herrlichen Szene angekündigte Fortsetzung tatsächlich realisiert würde – auch wenn man weiß, dass der Spaß hier wohl kaum noch einmal neu aufgekocht werden könnte, ohne seinen würzigen Geschmack zu verlieren.

 

The Adventures of Bellring Girls Heart Across the 6th Dimension

Japan-Filmfest Hamburg 2015 Special 6

Andalusian Style

Story

Êigentlich will die aufstrebende Idol-Popband namens Bellring Girls Heart nur brav ihre Auftritte absolvieren. Als ihr liebenswerter Manager Butch jedoch von der Alienkönigin Remone in die 6. Dimension entführt wird, von wo aus die machtgierige Tyrannin sich der Erde bemächtigen will (und zwar mit einem interessanten Nachbau eben jener), können die aufgeweckten Mädels nicht einfach tatenlos rumsitzen.

Kritik

Manchen Filmen wird selbst eine Rezension von tausenden Wörtern nicht gerecht. Bei The Adventures of Bellring Girls Heart Across the 6th Dimension hingegen würde es fast schon genügen, den Titel für sich sprechen zu lassen.
Weil dies der Angelegenheit gegenüber dann aber doch nicht ganz fair wäre, soll an dieser Stelle der Versuch gestartet werden, dem Leser nahezubringen, wieso ein gutes Drehbuch, ein halbwegs dickes Budget und talentierte Darsteller keine unentbehrlichen Notwendigkeiten sind, um einen guten Film zu produzieren.
Es reichen stattdessen auch eine Idol-Group mit Mut zur Selbstzersetzung, ein paar weitere Darsteller, deren Schamgrenze nicht überdurchschnittlich niedrig angesetzt ist und die Dreistigkeit, in wenig mehr als einer Stunde Zeit alles unterzubringen, was einer Gruppe drogenaffiner Kreativer an Unvernünftigkeiten in den Sinn kommt.
So verbinden sich ewig lange Songs mit herrlich schiefem Gesang und von einer unbeholfenen Performance der Idol-Sängerinnen in Schulmädchenuniform in einem kargen Kämmerlein mit abgedrehten Invasionsfantasien, denen man liebevoll aus den simpelsten Alltagsgegenständen und etwas Kleber ein wundervoll albernes Gesicht verlieh . The Adventures of Bellring Girls Heart Across the 6th Dimension zelebriert das Dilettantische, feiert die Liebe zur idealistischen, auf alle fremden Urteile pfeifenden Billigproduktion und wirft dem Zuschauer massenweise in voller Absicht „schlecht“ gebastelte Kostüme und Requisiten vor die Augen. In Verbindung mit dem schrillen Humor und den abgedrehten Charakteren, die sich auch nicht zu schade sind, völlig sinnlos zu agieren, entsteht ein knallbuntes Schaulaufen wirrer und noch wirrerer Ideen, die sich spätestens dann zu sich selbst ins Quadrat setzen, wenn die draufgängerischen Mädels jeweils eine Handvoll Aliendrogen (als Platzhalter bedient sich der Film Jelly Beans) schlucken und damit das Tor zur 6. Dimension öffnen, die mit Modellbauten, Spielzeugfiguren und kreischend grellen Kinderzimmereffekten den gesamten Film sprengt und eine flotte Irrfahrt sondergleichen einleitet, die in ihren schillerndsten Momenten den besten Tripfilmen in nichts nachsteht.
So ist der Film eine ganze Weile ein herber Schwank, der lustig und unbeschwert bestens zu unterhalten weiß und viele losgelöste Lacher zu verantworten hat, weil seine gespielte Naivität am laufenden Band Kurioses produziert und man sich ganz nebenbei auch noch mit kolibrihaftem Augenzwinkern über sein eigenes Medium lustig macht, indem man eine ganze Handvoll selbstreflexiver Ebenen betanzt.
Nach dieser Verkettung von wahnsinnigen Höhepunkten werden Tempo und Verrücktheitsgrad gedrosselt, um gut 15 Minuten auf Sparflamme weiterzumachen. In dieser Zeit breitet sich Ermüdung wie eine Krankheit aus und die kurze Laufzeit wird tatsächlich von einer subjektiv empfundenen Länge verunreinigt. Wenn der Film dann endlich wieder fast zu alter Form zurückkehrt, um ins Finale zu purzeln, lässt sich dieser Eindruck nicht zur Gänze vertreiben.

Fazit

The Adventures of Bellring Girls Heart Across the 6th Dimension ist ein mit Heiterkeit behangener, von Anspielungen beschwipster Schalk, filmgewordene Selbstironie, die mit unzähligen verrückten Einfällen brilliert und durch die intendiert ärmliche Ausstattung eine außergewöhnliche Wachsmalstiftewelt auf die Leinwand kritzelt.
Wenn die knallbunte in der zweiten Hälfte für eine Weile verschossen scheint, macht sich eine Leere breit, die auch eine anschließende Wiederauferstehung der Tugenden nicht ganz vertreiben kann.

Space Station 76

Jack Plotnick hat in seinem Leben ausgiebige Erfahrung als Darsteller in allerhand renommierten Serien gesammelt. So nimmt es nicht wunder, dass sein erster eigener Langfilm Space Station 76, zu dem er auch das Drehbuch beisteuerte, nicht nur eine Verbeugung vor den Siebzigern, sondern auch eine vor dem Erzählformat Serie selbst ist.

I’ve always been amazed that asteroids can fly in groups for millions of years and never touch each other or connect.

Story

Jessica Marlowe ist eine aufgeweckte Aufsteigerin, die als Co-Chefin an Bord der Raumstation 76 beordert wird. Die aufgeweckte Dame stößt dort aber nicht auf das erwartete professionelle Team, sondern auf einen festgefahrenen Mikrokosmos sich aneinander reibender Charaktere, die ihre zwischenmenschlichen Alltagsprobleme nicht zu bezwingen wissen und sich allesamt in ihre ganz persönlichen Ersatzbefriedigungen flüchtete, die sich auf der großen Skala zwischen Autoaggression und Valiumabhängigkeit ansiedeln.

Kritik

Space Station 76 wirkt – beinahe – gänzlich so, als sei es aus einem längst verstrichenen Jahrzehnt gepurzelt. Mit Charakteren und Ideen aus den 80ern, mit Mode aus den 70ern – und mit Effekten und einem Satiververständnis aus den 90ern. Letzteres dient dazu, sich über die 70er zu belustigen.

Bereits der Titel schein t an die Namen vertrauter wie ergrauter Science-Fiction-Serien angelehnt und die Geschichte geht im Gleichschritt, ist doch auch sie inszeniert und erzählt wie eine Episode einer jener Serien; und das bis hin zum Schluss, der einfach die anschließende Folge erwarten lässt.
Dass man sich mitten im All befindet, spielt quasi keine Rolle (sieht man davon ab, dass die Isolation natürlich als für sich selbst sprechendes Motiv herhalten darf), denn für die Story relevante Entdeckungen außerhalb der Raumstation gibt es nicht zu machen. Die gesamte Handlung spielt sich in Fluren und Räumen ab, wo die Crewmitglieder mit-, gegen- und übereinander in bester Soap-Tradition schnattern, wettern, flöten und intrigieren. Erklärbar ist es vermutlich mit dem zugrundeliegenden Bühnenstück, das naturgemäß kammerspielartiger als ein Film daherkommt und für die vorliegende Adaption stilistisch auch nicht großartig abgeändert wurde.
Man braucht eine Weile, bis man in diese sonderbare Art von Universum geschlüpft ist und dort Orientierung gefunden hat. Nachdem man sich aber mit dem ungewöhnlichen Interieur, der vor sich hin groovenden Gitarrenmusik und der alles andere als üblichen Geschichte angefreundet hat, erfreuen schön ausdifferenzierte Charaktere und eine konsistente Ironie. Unterhaltsam ist der Film auch dann, wenn bei weitem nicht alle Witze zünden, zumal diese sowieso mehr zum Schmunzeln denn zum Lachen verleiten, und auch sonst nicht jede Szene mit Gold aufzuwiegen ist. Der Grundcharme der Idee und ihrer Umsetzung besitzt sein ganz eigenes Gewicht und Volumen.
Die anfangs noch befremdliche Kombination ist nach einer Weile in Fleisch und Blut übergegangen, in ihrer eisernen Konsequenz bewundernswert und Basis für eine völlig ungewohnte Art der Komödienerfahrung. Denn die Witze beziehen sich nicht auf die Optik und nicht direkt und herablassend auf die Kuriositäten und Verirrungen der 60er. All das ist vollkommen selbstzweckhafte Grundfläche, aber nicht Ziel des Humors. Dadurch wirkt das komplette Setting wie eine merkwürdige Mischung aus Ernst und Nicht-Ernst.
Und dann sind da ab und an diese dramatischen, nur für ein paar kurze Sekunden gänzlich vom Augenzwinkern entmantelte Szenen, die einen merkwürdigen, aber auch reizvollen Bruch hervorrufen, der Space Station 76, so geringfügig sie auch auftreten, eine besondere Note verleihen.

Im Zentrum steht aber unangefochten der ganz normale Alltagswahnsinn ein paar neurotischer Durchschnittsamerikaner. Dass man sich dabei in einer Zukunft befindet, die der übereifrigen Fantasie des Jahres 1976 entsprungen ist, ist genaugenommen absolut nebensächlich.
Zusätzlich funktioniert der Film aber auch auf eine feine Art als Lehrstück dafür, dass der Mensch weit mehr als anthropomorph denkt, er denkt egopomorph. Er erblick überall nur ein Spiegelbild seiner Erfahrungen, kann mit seinen Erwartungen nicht über den ganz persönlichen, furchtbar engen Horizont hinauskommen und führt damit unbeabsichtigt einen Zaubertrick auf, dessen Pointe darstellt, dass, nach Abzug des mystischen Rauches, sich ein jeder selbst als kleingeistiger Egoist enttarnt. Dazu passt auch, dass Sachen, die wir, stolz vor Edelmut, für unsere Nachfahren schaffen, von diesen womöglich gar nicht gemocht und gebraucht werden, weil diese völlig anders ausgerichtete Menschen sein könnten – der Film liefert ein passendes Beispiel hierfür.
Erfreulich ist, dass das niedrig budgetierte Projekt es sich nicht nehmen lässt, nicht nur motivisch den ein oder anderen Klassiker anzupreisen, sondern auch das Genre-Idol wie Keir Dullea kurz mal vor die Kameralinse schickt, um die Liebe zum Stoff zu unterstreichen.

Fazit

Der Film ergibt ein erfrischend unverbrauchtes Gesamtbild, das völlig unaufgeregt und auf das Filmformat pfeifend seinen Blick einmal durch die Folge einer 70er-Jahre-Telelovela schweifen lässt und dann unbeschwert wieder davontänzelt.
Ein kleiner Scherz, mehr nicht. Und so fühlt sich Space Station 76 auch an, mit all seinen Vor- wie Nachteilen.

Buckaroo Banzai – Die 8. Dimension

The Adventures of Buckaroo Banzai Across the 8th Dimension, der Film, der tut, als sei er einem Comic entsprungen. Der Film, der eines der wunderlichsten Schauspieleraufgebote überhaupt hat. Der Film, der von einer überzeugten Gruppe frenetisch als Kult gefeiert wird.

The president’s calling.
The president of what?

Story

Buckaroo Banzai, Gehirnchirurg, Physiker, Kampfsportass, Debattiertalent, begnadeter Musiker, Besitzer eines Raketenautos, das es vermag, Dimensionsgrenzen zu durchbrechen, und zu alledem die zweifelsohne coolste Sau des ganzen Universums.
Mit seinem Rennschlitten gelingt es ihm erstmalig, die 8. Dimension zu betreten, mit der die Leere der Materie gefüllt ist. Eine fiebrige, sulzige Welt des Zwielichts, Heimat unheimlichster Monstrositäten, unbenennbarer Greuel und tiefster Mysterien.
Im Anschluss ist nichts mehr, wie es war. Der fiese Dr. Lizardo, der vor Jahrzehnten bei einem ähnlichen Experiment halb mit der 8. Dimension verschmolz und seither als Inhaber diverser Persönlichkeiten in einer Anstalt residiert, wittert seine zweite Chance und macht sich auf die Jagd nach Buckaroos Technik. Dieser hingegen ist plötzlich befähigt, die Ungetüme der sinistren Dimension auch in der unsrigen Welt wahrzunehmen – weil ihm ein paar schurkische Lectroiden vom Planet 10, die sich als Präsident ausgaben, via Telefon einen Blitz ins Ohr geschossen haben.
Verflixt und zugenäht, errette uns, Buckaroo Banzai!

Kritik

Buckaroo Banzai – Die 8. Dimension ist einer dieser pulpigen Kultfilme, die mit der Zeit ein bisschen in Vergessenheit geraten sind, aber niemals ganz den Schlund der Zeit hinabrutschen werden.
Die Witze werden einem nicht mit Nachdruck ins Gesicht gepresst, sondern sie passieren einfach. Damit vermeidet Buckaroo Banzai jenes Grundproblem, mit dem Komödien seit jeher geschlagen sind. Damit beweist der Film aber auch, wie zeitlos Komödiantisches ist, wenn man es denn richtig rüberzubringen vermag. Entweder man erkennt und versteht, was da am Bildrand für abstruses Zeug vonstattengeht, oder eben nicht. Der Film traut dem Zuschauer zu, selbst zu begreifen, was ihn zum Lachen bringt, und kommt dadurch nie in die peinliche Situation, mit großem Radau auf einen Gag hingewiesen zu haben, der dann nicht zündete. Deswegen ist der Film heute noch genauso gut genießbar wie zu seiner Erscheinungszeit 1984: Humor ist zeitlos, Moderationsgepflogenheiten sind es nicht. Der Spaß des Sci-Fi-Abenteuers ist abgedreht, ohne albern zu sein, ergibt sich herrlich natürlich aus den einzelnen Szenen, ist in höflicher Weise völlig respektlos, in höchstem Maße exzentrisch und kann, zusammengenommen, auch heute noch mit seiner großen Einzigartigkeit prahlen.
Aber auch von seinen amüsantem Kern abgesehen ist Buckaroo Banzai heute ebenso guckbar wie damals. Die Effekte schwanken zwischen herzallerliebst und im bestgemeintesten Sinne solide, fügen sich vor allem aber anstandslos in die dargestellte Welt, ohne wie pappige Fremdkörper hervorzuragen. Sämtliche Schauspieler des wahrhaft ansehnlichen Casts legen große Spielfreude an den Tag und bringen das nötige Quäntchen Selbstironie mit, ohne dabei albern aus der Geschichte zu purzeln. Sei es ein Jeff Goldblum, der hier schon ein Jahr vor Kopfüber in die Nacht in seinem selbstverständlich getragenen Cowboy-Outfit komisch sein darf, sei es Christopher Lloyd, der ebenfalls ein Jahr vor Zurück in die Zukunft Wissenschaftler sein darf oder natürlich der über alles erhabene John Lithgow, der 22 Jahre vor Dexter extrovertierter Schurke sein darf. Es ist, als hätte W. D. Richter selbst eine interdimensionale Reise unternommen, um zu ergründen, welche Darstellerkombination aus zukünftiger Perspektive wohl die bemerkenswerteste wäre.
Einen Helden wie Buckaroo, diese verwegene Mischung aus Bruce Banner, Han Solo und James Bond, gab und gibt es kein zweites Mal. Er ist alles auf einmal und nie zu viel. Ständig lässig gelassen, aber nie zu unbekümmert, immer seriös und zugleich pulsierend vor Energie. Und ja, dazu noch verdammt sexy und in seinem vor Selbstsicherheit strotzdenden Auftreten geradezu hypnotisch.
Man kann zurecht der Meinung sein, Peter Weller wäre der perfekte RoboCop, aber man muss mit gleich viel Recht zugeben, dass er auch der perfekte Weltenretter, Rockstar, Chirurg, Gentleman Superagent et cetera ist – 3 Jahre vor RoboCop.

Ab der Hälfte, mal wieder zu dem Zeitpunkt, an dem die Geschichte eigentlich in Schwung kommt, geht dem Film leider ein wenig die Puste aus. Die Witze sind, wenn sie da sind, immer noch gut, tauchen aber seltener auf. Die Handlung, die stattdessen mit größerer Stringenz in den Vordergrund tritt, ist zwar immer noch mit permanentem Augenzwinkern beschäftigt, aber nicht halb so spritzig, wie der vergnügliche Anfangspart. Ab hier wird etwas steifer in der Hüfte. Sonderlich schlimm ist das nicht, denn kurz darauf nimmt der Irrsinn wieder mehr an Fahrt auf und ulkt sich durch einen 40-minütigen Endspurt. Hier erhält der großartige Dr. Lizardo auch endlich eine angemessene Screentime, alles darf sich noch mal kräftig überschlagen und am Ende stolziert die Riege der Helden tänzerisch männlich zu den Closing Credits der 80er, während eine Texttafel neckisch verkündet, dass unser Held wiederkehren wird – in Buckaroo Banzai versus the World Crime League. Ein Versprechen, das durchaus ernstgemeint war, bis heute aber uneingelöst blieb.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Das bekräftigt auch Regisseur W. D. Richter regelmäßig in Interviews, wenn das Gespräch zwangsläufig auf diesen einen der zwei von ihm gedrehten Filme zusteuert.
Dass jemand, der unter anderem Big Trouble In Little China, Dracula und Die Körperfresser kommen geschrieben hat, meist ausgerechnet über Buckaroo Banazai ausgefragt wird, spricht eigentlich für sich.

Fazit

Ein Humor, der so eigenständig und unbekümmert hinsichtlich jeder Konventionen ist, dass er kein einziges graues Haar aufweist. Ein Protagonist, der ironisch alles in sich vereint, was Helden ausmacht, eine zügellose Erzählweise und die Tatsache, dass man die Freude, die alle Beteiligten beim Dreh haben mussten, in jeder Szene selbst erfährt, machen Buckaroo Banzai – Die 8. Dimension zu einem immer wieder sehenswerten Spaß.