The Expanse – Staffel 1

Daniel Abraham und Ty Franck taten sich zusammen, bastelten aus ihren zweiten Vornamen das Pseudonym James S. A. Corey und veröffentlichten unter diesem eine Romanserie namens The Expanse, welche sowohl bei Kritikern als auch bei Fans fortan gefeiert wird. Ein knappes Jahr später kauft sich SyFy die Rechte, holt ein paar gute Schauspieler an Bord und verfilmt das erste Buch Leviathan Wakes in 10 Folgen..
Die Produzenten bilden ein illustres Gespann aus Verantwortlichen für The Book of Eli, Iron Man und Children of Men.

Shit just follow you around, don’t it kid?

Story

Das Sonnensystem ist im 23. Jahrhundert zu Teilen besiedelt. Die politisch stärksten Fraktionen sind Erde, der mittlerweile unabhängige Mars und der Mond. Aber auch die Belter, Bewohner eines Asteroidengürtels, der für die Gewinnung unabdingbarer Ressourcen bewohnt und bearbeitet wird, erheben langsam ihre Stimme, weil sie sich ausgebeutet fühlen. Dort wird eine militante Widerstandsgruppe gegründet. Inmitten dieser turbulenten Zeit wird der abgehalfterte Polizist Philipp Mogg damit beauftragt, die aufsässige Tochter eines Würdenträgers aufzuspüren. Der Fall stellt sich rasch als schwieriger und brisanter heraus als es eingangs noch den Anschein hat. Unterdessen muss sich die Crew der Canterbury von einer Katastrophe erholen und gerät zeitgleich zwischen die Fronten einer politischen Pattsituation, die sich als wahres Pulverfass herausstellt – für die die Besatzung das Streichholz darstellt.

Kritik

Man bedient sich sichtlich am Erfolg von Batttlestar Galactica: Es scheint keine Aliens zu geben, Politik spielt eine große Rolle, die Reibereien der Klassen und die aufgefächerten, synchron ablaufenden Handlungsstränge mehrerer gleichwertiger Protagonisten sind ebenso eminente Teile des BSG-Erfolgsrezeptes wie der Fokus auf Gesprächen statt auf Action. Dabei wirkt The Expanse aber nie so, als wolle es ein zweites Battlestar Galaactica sein, die Ähnlichkeiten lassen sich vielmehr nur formal feststellen, während die Serie ansonsten viel zu eigenständig ist, als dass es – vor allem negativ – auffallen könnte.
Der Hard-Boiled-Ermittler Philipp Moog (der Name sagt es eigentlich schon) ist ein ziemliches Abziehbild, wird vom tollen Thomas Jane aber rasch mit überraschend viel Leben und Charisma versehen und bleibt schon nach Minuten bereits als markiger, interessanter Typ in Erinnerung, der seinen eigenen Storyfaden ohne Probleme alleine spinnen kann.
Die rasch dezimierte Crew, deren Odyssee und Überlebenskampf im Weltraum gut 50 Prozent der Serie ausmachen, muss ihren Platz im großen Ganzen erst finden. Unterdessen überzeugt sie mit passender Dynamik, nachvollziehbaren Handlungen und einem durchaus spannendem Abenteuer.
In der Kerndisziplin, den Dialogen, funktioniert die Serie tadellos. Sie sind gut und glaubhaft geschrieben, die Figuren sind sinnvoll ausgearbeitet, haben klare Rollen, jedoch allesamt genug Raum für Geheimnisse, tote Winkel und Entwicklung. Die Konflikte und Probleme auf persönlicher wie auch auf politischer und gesellschaftlicher Ebene wirken nie aufgesetzt. Die verschiedenen Handlungsorte im Weltraum und in der schattigen, engen Minenkolonie sind darüber hinaus so unterschiedlich, dass nie Eintönigkeit Einzug hält – auch wenn beide Settings sich die räumliche Eingeschränktheit teilen, wenn auch auf anderen Ebenen: Das ist klug und geht als Idee wunderbar auf. .Der, deutlich geringere, Actionanteil zieht hier aber den Kürzeren. Zwar bemüht man sich merklich um Dynamik, doch einerseits fallen die Scharmützel grundsätzlich viel zu unübersichtlich aus und sind etwas spröde choreographiert, andererseits fällt hier wieder auf, was sich durch die gesamte Serie zieht: Die Effekte sind bestenfalls okay. Jede Aufnahme der Action wird früher oder später von etwas aus der Mode gekommenen Effekten gestört. Und dieser Makel findet sich überall wieder: Der Vogel, der dem Ermittler immer wieder vor der Nase herumfliegt, sieht so unecht aus, dass man sich zusammenreißen muss, um nicht unangenehm berührt zur Seite zu gucken, die Schiffe und Basen im Weltall können ihre animierte Natur ebenso wenig verbergen wie die im letzten Viertel der Serie zunehmenden Effekte in den Innenräumen. Eine so starke Betonung mäßiger Effekte mag übertrieben streng erscheinen, fällt aber deswegen so schwer ins Gewicht, weil sich The Expanse ansonsten sehr stilsicher gibt. Die nasse, schattige Welt voller Unzufriedenheit ist auf ihre Weise ebenso am Brodeln wie das glatte, bürokratische Pendant auf der Erde, wo man die Politkerin Chrisjen Avasarala regelmäßig Ranküne schmieden sieht, die sich auf die Serienhandlung bisher kaum auswirken, in Sachen Stimmung und Geschwindigkeit aber immer wieder das Gesamtgefüge etwas erden.

In unregelmäßigen Abständen gibt es außerdem immer mal wieder blutige, eklige Einschübe, die sich allerdings sauber ins erwachsene Szenario einfügen, ohne aufgesetzt und effektheischend zu wirken. Das ist per se natürlich nicht schlimm, kann den Zuschauer aber auch kurzzeitig aus der Welt und lässt sie dadurch „löchrig“ wirken, was schade ist, da die effiziente Inbesitznahme des Zuschauers Blut und Wasser für die Serie ist.
Irgendwann nach etwa Zweidritteln der Serie wird klar, dass der Plot – jedenfalls bisher – recht gängigen Mustern folgt. Was da passiert, um was es geht und wie damit umgegangen wird, ist alles andere als innovativ, sondern Teil des Grundsatzbaukastens für SF-Geschichten. Wie es aber erzählt wird, ist derart erfreulich, dass man dies der Serie kaum länger als ein paar Minuten vorwerfen möchte. Denn die erfreulich gut aufgesetzten Schauspieler in ihren interessanten Rollen und die wunderbar muffige und intensive Atmosphäre kreieren eine charakterstarke Diegese, in der jeder Winkel seinen ganz eigenen Reiz hat. Da verzeiht man auch, dass zwei der insgesamt 10 Folgen qualitativ sehr im Durchschnitt stecken, ehe es danach wieder langsam bergauf geht.

Fazit

Bei The Expanse handelt es sich um eine Serie, die vor allem durch ihre Stimmung und die kantigen Figuren besticht. Die Geschichte wird toll erzählt, ist selbst aber nichts Besonderes – aufgrund der formalen Umstände, aufgrund der Liebe, mit der die Romanwelt in die Serie übertragen wurde, ist man aber gerne geneigt zu glauben, dass die erste Staffel nur der Anlauf war, um daraufhin später kopfüber ins Potential zu springen, das zweifelsohne da ist. Die sechsteilige Buchvorlage dürfte schließlich nicht grundlos so preisbehangen sein.

Star Trek Beyond

50 Jahre. 13 Filme. Sechs, in ein paar Monaten sieben Serien. Einfluss, den man sich größer kaum vorstellen könnte. Eine gewaltige kulturelle Säule also, gegenüber der der Zorn über eine neue Ausrichtung des Franchises wie eine Brise des Zeitgeistes wirken muss. Und dennoch – und zum Glück – Star Trek erhitzt die Gemüter, gerade wegen seiner Generationen umschließenden Wirkmacht. Nachdem J.J. Abrams quasi als Hebamme einer frischen Reinkarnation bei Star Trek und Star Trek Into Darkness fungierte, ist es nun ausgerechnet Justin Lin, der durch 4 Episoden Fast & Furious zu Ruhm kam, der in diesem Jahr das das Steuer der Enterprise übernimmt und sie in windigere Gegenden bringen soll.

My dad joined Starfleet because he believed in it. I joined on a dare.

Story

Die Halbzeit ihrer fünfjährigen Mission knapp überschritten, läuft die USS Enterprise in den Hafen der Sternenbasis Yorktown ein. Gerade angekommen, ereilt das interstellare Zentrum der Föderation prompt ein Hilferuf: Eine Mannschaft sei auf einem Planeten bruchgelandet, der von biestigem Staub umgeben ist. Wie der Zufall es will, ist nur die Enterprise für diese Mission gewappnet. Und so begibt sich die Crew zu den angegebenen Koordinaten. Das Problem ist jedoch nicht der Staub, sondern eine bisher unbekannte und der Enterprise überlegene Waffe, die das Schiff auf dem unbekannten Planeten bruchlanden lässt.
Ein Großteil der Mannschaft ist tot oder entführt, ein fieser Schurke namens Krall zieht die Strippen und ist auf der Jagd nach einem Artefakt, das sich im Besitz der Enterprise befand, und nur ein kleines Grüppchen der Crew operationsfähig und in Freiheit.

Kritik

Wie so oft verrät auch bei Star Trek Beyond der Anfang schon eine Menge über den ganzen Film. Die erste Sequenz leitet den dreizehnten Film der Reihe – eigentlich in guter Tradition – mit komödiantischem Gerangel sein. So richtig witzig ist das aber nicht, dafür sehr mittelprächtig einem Computer entrungen. Aber es zeigt, wohin die Fahrt gehen soll: Kurz, hektisch, unterhaltsam – fern vom Epos und Pathos der beiden Vorgänger.
Die Witze bleiben auf mäßigem Slapstick-Niveau und schnell stellt sich der Verdacht ein, dass sie auch gar nicht wirklich darauf aus sind, bahnbrechend komisch zu sein, sondern sich bescheiden am Rand halten; zu klein, um fad zu sein, zu dumm, um gut zu sein. Und damit ist die Kategorie Humor in dieser Rezension abgehakt. Er ist da, er ist weder pointiert oder einfallsreich noch gut getimt. Er ist einfach nur da und sorgt dafür, dass die Angelegenheit nie zu düster wird. Reines Mittel zum Zweck.
Ansonsten präsentiert sich Justin Lins Version von Star Trek wenig überraschend als ein Fest für Schaulustige. Opulente Raumstationen werden zu schwelgender Orchestermusik ausgiebig von der Kamera umschmeichelt, die Kreaturen sind comikhafter, noppeliger und schleimiger als bisher. Star Trek war schon mit Abrams‘ Taufe längst kein linientreuer Besonnenheitstest, jetzt aber wird es wirklich wild, schnell und kunterbunt. Die Bilder werden munter rein- und rausgezoomt, verkantet und mit Effekten überkleistert. Das macht dann und wann was her, hat aber selten Sinn. Wäre 2009 nicht Star Trek, sondern Star Trek Beyond der Serienneustart gewesen, die Fangemeinde hätte sich eine Version à la Abrams sehnlichst herbeigesehnt. So wurde sie darauf vorbereitet und erhoffte sich nicht allzu viel Stiltreue. Anfangs war James T. Kirk ein Rebell, dessen Verhalten mit Welt nicht zusammenpassen wollte. In Justin Lins Version ist diese Welt viel angepasster an den Raufbold-Captain. Und hier sind wir nun.
Die Action aber kann durchaus was. Als die Enterprise recht zu Beginn von etwas Unbekanntem invadiert wird, stimmen Inszenierung und Spannungsaufbau, die Lichtstimmung macht einiges her und auch einige Bilder wissen zu beeindrucken. Ebenfalls fällt hier erstmals auf: Es wurde sich große Mühe mit der Musikuntermalung gegeben. Außerdem bleibt das Chaos übersichtlich, die Schnitte überschlagen sich nicht und die Abfolge der Szenen ist inhaltlich wie dramaturgisch nachvollziehbar – mit einer Ausnahme. Nichts davon ist für die Ewigkeit, doch aber für ein paar kurzweilige Minuten Action gut.
Dass man mit der aus dem Trailer schon zu genüge bekannten Zerstörung der U.S.S.  Enterprise so hochstapelt, ist fast schon schade, denn es untergräbt den eigentlichen Kern des Filmes: Ein kleines Abenteuer, bei dem mal nicht die ganze Föderation auf dem Spiel steht, sondern die Crew ein „einfaches“ Abenteuer erlebt. Das, was der Enterprise-Besatzung ja eigentlich in der Regel widerfährt. Zudem funktioniert die Destruktion USS Enterprise NCC-1701 als Symbol überhaupt nicht, weil es inhaltlich schlicht nicht zum Rest des Filmes passt – ganz im Gegenteil zu dem Ende dem Schiff der originalen Zeitlinie in Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock. Es scheint ein wenig so, als würde die Zerstörung hier primär herbeigeführt worden, um eine Parallele zu dem „ersten dritten Teil“ von 1984 heraufzubeschwören.
Doch zurück ins Jahre 2016: Es geht in Wahrheit natürlich schon um die ganze Föderation und die wirklich großen Dinge, aber immerhin nur auf dem Papier. Prinzipiell aber gibt es endlich eine richtige, wenn auch durch Fremdeinwirkung aufgezwungene Außenbordmission, endlich eine fremde Planetenoberfläche, die für mehr als nur eine Actionsequenz zu herhalten darf, sondern hier eben Schauplatz einer langen Abfolge von Actionsequenzen ist. Denn Charakterentwickung passiert hier nur am Rande. Auch hier bleibt Star Trek Beyond also, wenn man so möchte, einer „Standard-Mission“ treu. Dazu passt, dass sich als Antagonist ein stumpfer Bösewicht mit fadenscheinigen, kaum im Ansatz ausgearbeiteten Motiven präsentiert. Auch hier gilt: Mittel zum Zweck.
Optisch dominieren Mittelklasseeffekte, gerade bei kurzen Ausflügen zu räumlich beschränkteren Handlungsstätten, wo die CGI-Horizonte nicht auffällig die Stimmung löchern, kommt dann und wann tatsächlich ein wenig das Außenbord-Feeling der originalen Serie auf.
Nur wirklich spannend ist das Ganze nicht – leidlich unterhaltsam auf jeden Fall, doch die Dringlichkeit der Situation wird nie zureichend transportiert. Und so bleibt Star Trek Beyond ein kleiner Action-Happen für zwischendurch, ehe nächstes Jahr mit Star Trek Discovery endlich wieder eine Serie an den Start geht.

Fazit

Vor allem beim ersten Trailer, der Speerspitze der Werbekampagne zu Star Trek Beyond konnte man nicht zu Unrecht etwas Übles befürchten. So schlimm kam es nicht, nicht einmal annähernd. Ein Geniestreich hat sowieso niemand erwartet und so bietet der dreizehnte Kinoausflug von Star Trek ordentliche Außenbord-Action ohne Tiefgang oder weitreichende Folgen. Sicher, ein 50. Geburtstag einer solch altehrwürdigen Begleiterin der Popkultur hätte vielleicht eine bessere Feier verdient. Aber letztlich ist es nur ein Fragment eines narrativen Netzwerks, das selbst schon fast in die Unendlichkeit gewachsen ist.
Kein großer Wurf, aber auch kein Rohrkrepierer, sondern simple Unterhaltungskost, die sich selbst nicht zu wichtig nimmt.
Nur „Beyond“, wie der Titel suggeriert ist hier rein gar nichts – auch bei Einnahme abenteuerlicher Perspektiven mag sich die Bedeutung dieses Wortes nicht erschließen.

Killjoys – Staffel 1

Parallel zu Dark Matter zäumte der SyFy-Channel noch ein zweites Serienpferd auf: Killjoys. Die Grundkonstellation ist in beiden Serien erst einmal recht ähnlich: Irgendwo zwischen Farscape, Firefly und irgendeiner Crime-/Fantasyserie siedeln sich die beiden Geschichten an. Doch macht Killjoys vieles deutlich besser als der Bruder Dark Matter.

Perfection is a process.

Story

Die abgebrühte Dutch und ihr Partner John Jaqobis sind Killjoys – Angehörige einer neutralen, aber von der Regierung gebilligten Kopfgeldjägerorganisation. Sie gelten als effizientes, eingespieltes Team, das im wendigen Schiff Lucy ihren Quadranten nach verschiedenen Klassen von Kriminellen durchforstet und es dabei selbst nicht so genau nimmt mit der Moral.
Als eines Tages D’avin Jaqobis, Johns Bruder, überraschend zu der kleinen Crew stößt, verändern sich die Dynamiken im Team.
Zugleich suchen Dutch düstere Schatten aus ihrer nebulösen Vergangenheit heim und Vorahnungen eines anstehenden Putschversuchs schweben wie stumme Vorzeichen über allem.
Zwischen Persönlichem, Politik, ambivalenter Moral und Fragen an und von Vergangenheit wie Zukunft muss sich das Trio in immer kritischeren Situationen behaupten, wächst zusammen, wird auf die Probe gestellt und erhält nach und nach den Überblick über ein erschreckendes Gesamtbild.

Kritik

Dark Matter ließ sich durchaus ein wenig Zeit, bis es ganz die Hüllen fallen lässt und klarmacht: „Ich bin Pulp! Trink ein Bier, wenn du mich schaust. Und sei nicht so aufmerksam, geh zwischendurch ruhig mal auf Klo!“, wodurch es sich einerseits in bester Tradition in die 90er-Jahre-Nachmittagsserien á la Stargate einreihte und sich andererseits abhob von all den High-Quality-TV-Auskopplungen des fluch- und segenreichen Netflix-Zeitalters. Und all das mit sämtlichen Vor- und Nachteilen.
Killjoys hat den Gürtel nicht so straff sitzen und zeigt schon ganz am Anfang, was es ist und wohin es will. Alles wirkt erst einmal eine Spur billig, eine Spur zu gewollt drei Spuren zu übertrieben, nimmt sich dabei aber nie so ganz ernst und bemüht sich vor allem ausreicheichend um Abwechslung.
Und, man mag es kaum fassen, der Vorspann ist noch mal eine Nummer liebenswert-schlechter als der von Dark Matter. Bescheuerte Bildaufteilungsspielereien zu völlig überholtem und ebenso lahmem Rock senden Grüße aus den 90ern zusammen mit den grimmig dreinschauenden, stur und steif umherlaufenden Protagonisten. Was ihn von nervigen Vorfahren abgrenzt, sind die wenigen Sekunden Laufzeit. Das ist der erste Eindruck, den Killjoys vermittelt, auch noch nach ein paar Folgen. Aber der Eindruck wandelt sich – zum Guten und immer Besserem.
Doch erst einmal kurz weiter mit den ersten Eindrücken: Das große Alleinstellungsmerkmal der Serie ist gewiss die Umkehrung der klassischen Geschlechterrollen, zumindest so ein bisschen. Chefin des Söldnertrios ist ein Actiongirl, das taffer, kampferprobter und gerissener ist als ihr männliches Beiwerk. Die Kleidung ist zwar immer noch eng und Schauspielerin Hannah John-Kamen (Game of Thrones) eindeutig viel zu klassisch sexy, andererseits kann man das auch als Zugeständnisse an das eigene Pulp-Herz sehen. Und an dieses Herz muss man auch glauben, wenn man der Serie etwas abgewinnen will. Zu jeder Action rüpelt irgendein (viel zu leise abgemischter) Metalsong vor sich hin. Und Action gibt es in klar definierten Abständen immer wieder. Barschlägerei, Lagehallenschießerei, Martial-Arts-Gekloppe. Dabei geht die Serie manchmal ein wenig zu verkrampft zu Werke, meist aber trifft sie den richtigen Ton und sorgt gekonnt für die Art von Unterhaltung, die sie bescheren will.
Was sie aber anders macht nicht nur als Dark Matter, sondern als viele andere aktuelle Serien, ist einfach: Sie wird besser von Folge zu Folge. Es wurde nicht in den ersten Episoden das magische Pulver zur Gänze verschossen, sondern alles wird passender, das Gesamtbild runder, die einzelnen Elemente umspielen sich stetig harmonischer, der Stil scheint sich immer stärker selbst zu finden und irgendwann muss man mitten in einer Episode in der ersten Staffelhälfte verblüfft auf Pause drücken und sich eingestehen, dass Killjoys überraschend einzigartig, überraschend charmant, überraschend gut ist – ehe man dann schnell wieder auf Play drückt, weil das Ganze nämlich auch überraschend spannend ist.

Die gewohnte Schere zwischen eher rückständischen Zuständen in Gesellschaft und am Boden und der Technik, die interplanetares Reisen zu einer Sache von gefühlten Minuten macht, ist in Killjoys besonders auffällig. Doch diese Schere verläuft nicht ins Nichts; die einzelnen Planeten bekommen Gesichter und ihre Kulturen beeinflussen die erzählten Geschichten. Der Start ist nicht so gut und dramatisch wie der von der Schwesterserie Dark Matter, dafür ist er aber ehrlicher. Hier köchelt alles lange auf kleiner Flamme, dafür aber beständiger und intensiver. Die großen, das Schicksal aller beeinflussenden Geheimnisse und Ranküne springen dem Zuschauer nicht sofort ins Gesicht. Dafür formt man die kleineren Konflikte mit größerer Intensität und größerem Geschick. Und das ist deutlich angenehmer.
Ebenfalls am Anfang könnte man glauben, dass die Figuren hier das Schwache Glied darstellen. Die Figur Dutch hat man schnell akzeptiert, da sie sich von den anderen beiden abhebt, viel Raum bekommt und lange Zeit als klares Serienzentrum markiert ist. Die Brüder John und D‘avin hingegen flachen im Vergleich erst einmal ab. John hat die typische Frauenrolle: Gut mit Maschinen, schwach im Kampf, sentimental, der insgeheime Schützling. Aaron Ashmore benötigt einfach ein paar Episoden, bis sich seine Figur etablieren und schätzenswert werden kann. D‘avin hingegen ist der archetypische Soldat mit geheimem Ziel und großem Trauma, der natürlich noch eine Rechnung zu begleichen hat und ansonsten fürs Grobe zuständig ist. Der Knackpunkt ist aber auch hier, dass alles für sich und zusammenwächst. Nach und nach offenbaren alle Figuren, inklusiver zahlreicher Nebencharaktere, markante, glaubwürdige, liebenswerte und spannende Eigenschaften, die sie plastischer und interessanter als erwartet werden lassen.
Darauf fußen zwischenmenschliche Entwicklungen und angedeutete Konflikte, die primär in den Psychen der Einzelnen und erst sekundär und deutlich seltener im Team ausgetragen werden. Überraschend ist, dass Killjoys vor allem hier unerwartet starke, gut abgestimmte Momente generiert, die einem die Figuren näher ans Herz bringen und aufregender machen. Und so wird die vermeintliche Pulp-Serie, die auf den ersten Blick nur für den schnellen Spaß zu haben ist, stückchenweise mehr als nur das. Sie wird eine tolle, bisweilen rührende, szenisch gut abgestimmte und vor allem überraschend clever geschriebene Serie, die man lieb gewinnt und deren Charme nicht aufgesetzt wirkt.
Die Drehbücher funktionieren, erzählen alle ihre relevante Geschichte und bringen jedes Mal neue Blickwinkel für das Team auf sein Schicksal und für den Zuschauer auf das Team. Und das Beste ist: Es sind nur drei Leute, nicht fünf, nicht sieben, nicht zwölf. Drei. Hier müssen nicht alle Eigenschaften auf eine große Gruppe verteilt werden, hier müssen nicht diverse Beziehungen ausgeleuchtet werden, auch auf dieser Ebene ist Killjoys eher klein. Und auch auf dieser Ebene ist das ein echter Glücksfall.
Insbesondere der sichere Stil und die – bisher – sauber geschriebenen Drehbücher machen einen großen Teil des Spaßes aus. Und dann gibt es immer mal wieder Momente, die beweisen, dass die Macher auch eine Hand fürs Poetische, Tragische, Schöne haben, wo andere gnadenlos in die Kitschfalle getreten wären.

Fazit

Das kommt unerwartet. Killjoys ist mitnichten ein weiterer Schnellschuss aus dem Standardgewehr des SyFy-Channels, sondern ein echtes Kleinod, das mit seinem rauen Charme ebenso zu begeistern weiß wie mit dem Worldbuilding und den glaubwürdigen Dynamiken.
Es ist lange her, dass einem ein Raumschiffteam ans Herz wachsen konnte. Und dann auch noch eines, das auf den ersten Blick gar nicht so besonders wirkt.

Staffel zwei ist gerade am Laufen. Und alsbald auch hier im Fokus.

Die Eroberung des Weltalls

Byron Haskin war einer der Tausendsassa goldener Kinozeit. Angefangen als Spezialeffekte-Profi, inszenierte er später Filme wie Die Schatzinsel, Kampf der Welten oder Robinson Crusoe auf dem Mars ebenso wie Folgen für The Outer Limits. Für die erste Star-Trek-Folge überhaupt (The Cage) war er als Produzent zuständig. Seinem Faible für das Spiel mit der optischen Wirklichkeit blieb er dabei immer treu. So ging er mit Der Schatz der Balearen in die Geschichte ein als derjenige, der den ersten Cinemascope-3D-Film überhaupt drehte (und das zu einer Zeit, in der 3D seine Hochphase schon lange hinter sich hatte). Auch in Die Eroberung des Weltalls spielen Illusionen und Effekte eine prominente Rolle.

Invaders? Of what, sir?

Story

Um die Erde rotiert ruhig eine gewaltige Weltraumstation. Sie dient als Stütz- und Ausgangspunkt für den ersten bemannten Weltraumflug zum Mond. Die Konstrukteure unter dem Befehl Samuel Merritts sind ein unterschiedlicher Haufen – und haben zugleich die besten Chancen, aufgrund ihrer Erfahrung im Weltraum auch als Crew für die Expedition zum Erdtrabanten gewählt zu werden. Zwischen der Hoffnung darauf, der Sehnsucht nach der Erde und den entbehrungsreichen Zuständen, die zur Vorbereitung der Mission dienen, sind sie hin- und hergerissen.
Dann erhält Merrit überraschende Order: Er soll aus seiner Crew die fähigsten Männer auswählen. Der Flug soll bereits am nächsten Tag stattfinden. Und: Es geht nicht zum Mond, der Mars ist das neue Ziel

Kritik

Filme haben ein Problem mit dem Alter. Das ist kein Geheimnis. Ganz im Gegenteil, das ist eine öffentliche, seit jeher grassierende Auflassung, die allem, was älter als ein paar Jahre ist, Zeitgemäßheit, Relevanz und letztlich jede Genießbarkeit abspricht. Und das nicht, weil Bildsprache sich schneller entwickelt als gesprochene Sprache (das Gegenteil ist der Fall), sondern weil technischer Fortschritt sich beeilt, unsere Sehgewohnheiten auf sich reiten lässt und die Filme stehen lässt. Statten wir ihnen einen Besuch ab, dann sind wir fernab unserer Gewohnheiten. Einige Filme haben Glück, sie befinden sich gänzlich abseits dieser Route, ihnen haftet das edle Attribut der Zeitlosigkeit an. Die Eroberung des Weltalls ist nicht unbedingt ein solcher Film. Verwunderlich ist das nicht, denn Science-Fiction-Filme sind in diesem schmutzigen Wettbewerb von Natur aus benachteiligt. Nicht nur beziehen sie sich verstärkt in ihrer Realisierung auf zeitgemäße Technik, sie haben sie bzw. ihre gedankliche Weiterführung auch inhaltlich zum Thema und ergreisen deswegen nur allzu oft mit doppelter Geschwindigkeit. Und dann gibt es da noch die unglückseligen Vertreter, welche eine fundamentale technische Innovation imaginieren, die unweit später tatsächlich in die echte Welt einbrechen. Filme, die vor 1968/69 Raumfahrt thematisierten, gehören ohne Zweifel in diese Kategorie. Denn nicht jeder kann so verblüffend authentisch daherkommen, wie Destination Moon.
Der Punkt ist hier aber: Na und? Mit den gleichen Argumenten könnte man auch gegen unzählige Abenteuergeschichten über Seefahrt wettern. Es ist doch eigentlich ein Vorteil: Es gilt, an- und hinzunehmen, dass eine fiktionale Narration natürlich nicht in unserer Welt spielt, sondern in einer anderen, die genauso beschaffen ist, wie es im Film zu sehen ist. Und da gibt es eben Seeungeheuer, unterirdische Städte, Nazis auf dem Mond, Dinosaurier in der Nähe des Erdkerns und bösartige Matriarchinnen in Marspalästen. Unser Anspruch an Realismus ist schädlich – unser Anspruch an Authentizität ist es nicht.
Was hat all das mit Die Eroberung des Weltalls zu tun? Ehrlich gesagt, gar nicht so viel. Es soll nur dafür sensibilisiert werden, dass Filme nicht schlecht sind, wenn sie nicht das abbilden, was wir für Realität halten. Und dass diverse Prä-Mondfahrt-Filme in ihren naiven Vorstellungen und ihren nicht minder naiven, teils tumben Ideen zur Umsetzung der Weltraumbereisung nicht minder gut sein müssen als zeitgenössisches Kino. Letztlich geht es darum, sich Fremde und ihre Gefahren vorzustellen – und natürlich den Menschen, der sich ihr und diesen stellt.

Bei Die Eroberung des Weltalls ist die Sache eigentlich auch gar nicht so problematisch. Die Effekte sind natürlich pappig, aber auch ungemein charmant. Die putzigen Modelle, die bemühten Simulationen von Schwerelosigkeit, der inkonsequente Einsatz von Magnetschuhwerk stören nicht die Illusion, sondern steuern sie: Die Welt da draußen ist befremdlich, merkwürdig, schwer einschätzbar, unheimlich und fremdartig. Besonders die Konfrontation mit einem plötzlich nahenden Kometen setzt hier einen starken Akzent. Und die Darstellung der Fliehkräfte bei 18.000 Meilen pro Stunde ist Gold wert. Wirklich gut gealtert sind dafür einige Designeinfälle. Und dann gibt es noch Situationen wie eine wirklich beeindruckende Raumschifflandung, die damals für offene Münder gesorgt haben dürfte.
Vor allem aber gelingt dem Film der Spagat zwischen Ernst und Heiterkeit, bei dem sich zahlreiche Regisseure bis heute (eigentlich sogar: umso mehr heute) verletzen. Der Pioniergeist, die Lust am Entdecken sorgen hier für nicht direkt für Übermut, aber eine Form von Gelassenheit, die von Übermut rühren mag. Dazu gibt es eine gut abgestimmte Dosis Galgenhumor. Während diese sonderbare Losgelöstheit herrscht, spürt man dennoch eine unterschwellige Unzufriedenheit in der Crew mit ihrer Ausgeliefertheit an die Vorgesetzten, der Nichtwürdigung ihrer Taten und natürlich der eigenen Entfremdung von der Menschlichkeit auf der Erde. Es sind vor allem solche Zwischentöne, die in der Rezeption dieses Filmes damals wie heute zu stark vernachlässigt werden, dabei aber ziemlich bemerkenswert sind. Interessant wird es dann, wenn eine Debatte darüber angestoßen wird, ob der Mensch überhaupt von der Erde runtersollte, ob er nicht in den Weltraum eindringt und sich gegen Gott erhebt. Hier nimmt sich der Film in Sachen Moralität außerordentlich zurück und lässt den allein von seinen Figuren austragen. Gerade so etwas verliert nicht an Aktualität, Begründetheit und Sinn – und ist demzufolge uneingeschränkt sehenswert.
Es ist natürlich alles holprig, häufig auch alles andere als feinsinnig gespielt und manchmal auch unverhohlen pathetisch, das Zusammenspiel all er genannten Komponenten sorgt aber trotzdem dafür, dass Langeweile auf gar keinen Fall aufkommt. Das liegt auch daran, dass in Die Eroberung des Weltalls unglaublich viel passiert, obwohl der Film gerade einmal 78 Minuten dauert.

Auf der anderen Seite stehen teils dümmliche Dialoge, die aber auch ihre guten Momente vorweisen. Gerade zu Anfang stochert Die Eroberung des Weltalls aber schon sehr penetrant in den Zuschauernerven, wenn die Figuren andauernd in den Wir-müssen-dem-Zuschauer-was-erklären,-das-wir-als-Figuren-eigentlich-jetzt-nie-sagen-würden-da-es-für-uns-doch-altbekannt-ist.“-Modus fallen. Was zunächst noch positiv auffällt, ist die Besatzung, die durch einen Asiaten schon vor Star Trek internationale Akzente zu setzen scheint. Dieser Eindruck zerbricht mit beispielloser Härte, als der Film mit rassistischer Breitseite erklären lässt, dass Asiaten ja deshalb so klein seien, weil sie in ihrem Land nicht richtig essen. Und der Asiate, der stimmt zu.

Fazit

Man könnte verkürzt sagen, Die Eroberung des Weltalls ist wie The Martian aus dem Jahre 2015, nur etwas kleiner. Doch auch, wenn das im Grunde zutrifft, wird es doch beiden Filmen nicht gerecht. Byron Haskins Weltraumfilm vor der Weltraumzeit setzt gekonnt eigene Akzente, bearbeitet interessante Fragenkomplexe und überzeugt mit Stimmungsabstufuungen, während in seiner recht kurzen Laufzeit mit den vielen Figuren allerhand geschieht.
Ein paar natürlich in die Jahre gekommene Effekte tun der Freude keinen Abbruch. Ein naiv-rassistisch anmutender Vortrag auf halber Strecke, darstellerischer Durchschnitt und eine etwas gehetzte Erzählweise gilt es vom Sichtungsspaß aber abzuziehen.

 

 

Eolomea

Erstaunlich ist es, was unter der Schirmherrschaft der DEFA alles entstanden ist. Neben famosen Dokumentationen wie Rangierer, Bergmänner oder Wer fürchtet sich vor’m schwarzen Mann gab es auch immer wieder Spielfilme aus dem Filmland DDR, die so überraschend, frisch, wagemutig und schlicht gut waren, dass man meinen könnte, all die Probleme dieses diktatorisch regierten realsozialistischen Staates irgendwo in Mitteleuropa hätten, wenn die Möglichkeit zum künstlerischen Ausgleich gegeben war, die Energien für großes künstlerisches Schaffen freisetzen können.
Unter diesen bemerkenswerten Filmen gibt es (gottseidank) auch Science-Fiction. Einer dieser Handvoll an Genreausflügen ist der poetische Eolomea von Regisseur Herrmann Zschoche.

Anmerkung: Es existiert im Augenblick leider kein angemessener Trailer im Internet, sondern nur eine mäßige Schwarzweiß-Version. Stattdessen gibt es hier die Anfangsszene zu bestaunen.
Er hat noch nie die Flüsse gesehen. Und die Wälder.

Story

Im direkten Umfeld der Raumstation Margot gehen Raumschiffe verschollen. Wieder und wieder. Als das achte Schiff in kürzester Zeit seinen Kontakt zur Erde abbricht, tritt ein Rat zusammen und erteilt ein Startverbot für sämtlichen interstellaren Verkehr. Interessengemeinschaften beharken sich gegenseitig, Theorien werden geboren und direkt wieder verworfen. Niemand hat eine Idee, was hinter dem mysteriösen Abhandenkommen der Schiffe samt Crew stecken könnte.
Dann bricht auch noch der Funkkontakt zur selbst Margot ab. Die Wissenschaftlerin Maria Scholl versucht, das intrigante Durcheinander zu durchschauen und macht sich auf die Suche nach Wahrheit.
Unterdessen, weit entfernt, schlagen sich Kapitän Danial Lagny und sein Lotse Olo Tal auf ihrem Raumschiff in der Nähe eines mit persönlichen Quälereien, Dienst nach Vorschrift und Regelverstößen rum.

Kritik

„Und nie wieder Kosmos! Nie wieder!“, johlt ein Mann und lässt sich rückwärts in die Wellen des Meeres fallen. Schnitt in den Vorspann: Sternennebel und ein Soundgewand, das sich irgendwo zwischen träumerischer Lounge.-Musik, Free Jazz und ein wenig Synthiegedudel austobt.
Was geschieht da? Die DEFA geschieht.

Eolomea fällt, abseits des zu lallenden und trotzdem schlecht einprägsamen Namens, weniger durch Einzeldinge auf als vielmehr durch deren geschickte Kombination. Weltraumfahrt ist an der Tagesordnung, fast täglich scheinen Schiffe jeder Art in die weite, aber auch schrecklich leere Schwärze des Alls aufzubrechen. Die Erde hat einfach nur den Bereich ausweiten können, in dem repetitive Arbeit unter fragwürdigen Bedingungen ausgeführt wird. Wecker stehen auf den Tischen dieser Schiffe und misslingender Funkverkehr quittiert sein eigenes Scheitern mit einem analogen Besetztzeichen. Die Szenenbilder sind teils putzig, die Ausstattung immer überzeugend, bisweilen aber nur gerade so noch glaubwürdig. Dass man nicht aus einem endlosen Geldfüllhorn schöpfen konnte, um den Film zu verwirklichen, ist ohne größere Mühe zu erkennen, aber keinesfalls ein Problem. Denn die Geschichte entspinnt sich nicht in üppigen Prachtbildern, sondern ganz natürlich aus vielen Gesprächen, die in tollen langen Einstellungen fotografiert sind und in erster Linie fantastisch geschrieben sind. Man hängt den Figuren schon in kürzester Zeit gebannt an den Lippen, wenn sie allesamt auf ihre charakteristische Weise Zynismus, Grübelei und Alltagsgeplänkel verbinden und mit philosophischen Exkursen versehen. Auf diese Weise vermittelt Eolomea immer mehr Details über den Zustand der Welt dieser Zukunft, sodass sich nach und nach ein erstaunlich klares Bild von Gesellschaft und politischer Situation ergibt, obwohl man von beidem nur Bruchstücke zu sehen bekam. Das mag trocken oder sogar aufgesetzt klingen, ist aber nichts davon, sondern einfach nur unaufdringliches, sehr angenehmes Konversationskino, das einen nach den ersten Sätzen mitzunehmen weiß.
Dabei springt die Erzählung hin und her zwischen den beiden Freunden Daniel und Olo an Bord ihres Raumschiffs, die eine sehr milde Form von Obrigkeitszweifel praktizieren, und der Erdprotagonistin Professor Maria Scholl, die dem Geheimnis auf den Grund zu gehen versucht. Aber nicht nur räumlich wird ein Spagat vollzogen, auch zwischen Gegenwart und Vergangenheit springt der Film immer wieder hin und her. Damit wird neben weiteren Einblicken in den Alltag und Zustand der Zukunft außerdem auch etwas Urlaubs- und sogar Agentenatmosphäre geliefert, die sich ebenso harmonisch ins Ganze fügt wie der Rest.

Sowohl an der Soundkulisse als auch an der Kameraführung von Günter Jaeuthes entzünden sich hie und da fantastische Ideen und immer wieder blitzen feine inszenatorische Einfälle durch, die das sowieso schon lockere Geschehen mit ästhetischem Fingerspitzengefühl noch weiter auflockern und manchmal sogar ein andächtiges Schaudern hervorrufen.
Das heimliche Highlight des Filmes ist aber ein Kurzauftritt des Roboters Nr. 0560, der nicht nur ein hinreißend provisorisches Aussehen vorzuweisen hat, sondern vor allem auch den insgeheimen Gipfel der sowieso schon alles andere als ironiebefreiten Dialoge erklimmt und darüber hinaus wohlig an Robby aus Alarm im Weltall erinnert.

Fazit

Stimmungsvolle Bilder, spannende Charaktere mit Profil, eine sich schlüssig entfaltende Geschichte und vor allem fantastisch geschriebene Gespräche, die all das zusammenhalte, sorgen auch heute noch für großes Sehvergnügen. . Eolomea ist also  dialoglastiger, aber nicht geschwätziger Science-Fiction-Film mit mutigen Ansätzen in einer gewieft erdachter Welt spielend – das ist tatsächlich etwas, das heute nur schwer vorstellbar ist.

Star Wars: Das Erwachen der Macht

Es ist immer noch sehr schwer zu fassen, ja, skandalös. Da kommt ein junger New Yorker daher und haucht erst dem vor sich hin darbenden Star Trek neues Leben ein, um sich dann umzudrehen und in derselben Bewegung das untote Star Wars zu revitalisieren.
J. J. Abrams‘ Star Wars: Das Erwachen der Macht läuft heute in den Kinos an.

That’s not how the Force works!

Story

Nach der Zerstörung des Todessterns ist viel geschehen. Luke Skywalker verschwand in ein selbstgewähltes Exil und alle Welt sucht ihn vergebens. Das Imperium erstarkte erneut, die Splittergruppe Erste Ordnung ist radikaler und entschlossener unter der Führung eines mysteriösen Wesens namens Snoke.
Poe Dameron ist der beste Mann des Widerstands und gerade dabei, die vielleicht heißeste Spur zu Skywalker seit Dekaden zu verfolgen, als eine Division Stormtrooper unter dem Kommando des Anführers Kylo Ren angreift und Poe inhaftiert, der die wichtigen Informationen nur in letzter Sekunde seinem treuen Droiden BB-8 übergeben konnte.
Während Poe in der Zentrale der Ersten Ordnung auf einen desertierenden Stormtrooper trifft, der ihm zur Flucht verhelfen will, kugelt BB-8 der jungen Frau Rey über den Weg, die bald feststellen darf: Die Macht ist stark in ihr.

Kritik

Die Star Wars-Komponenten:

  1. Kleine Helden einer kleinen Widerstandsgruppe, die gerade erst damit beginnen, ihre „Macht“ zu entdecken, während sie ins Erwachsenenalter übergehen.
    Sie treten, moralisch gefestigt, ansonsten aber von großen Orientierungsschwierigkeiten geplagt, als Menschen aus einfachsten Verhältnissen gegen eine Technokratie an, die alles zu überwuchern droht und ihre Sporen aggressiv in alle Richtungen spuckt.
  2. Ihre Heldenreise führt sie zu Schauplätzen, die unvergleichlich reich sind an schillernden Figuren, skurrilen Details und exotisch-verspielten Nuancen. Schauplätze, die lebendig sind und keinen Zweifel daran lassen, nur ein kleines aber stellvertretendes Partikelchen einer großen Welt im großen Weltall voll mit weiteren großen Welten zu sein.
    Sie sind das Versprechen, dass das Abenteuer, das Fantastische, das zum Staunen Einladende nie aufgebraucht ist.
  3. Musik von John Williams, die nur Anlauf von wenigen Augenblicken benötigt, um einen tief in die dargestellte Welt zu saugen.
  4. Ein Schnitt im Einklang mit dieser Musik, der Establishing Shots für die Ewigkeit kredenzt. Es muss nicht Paul Hirsch sein. Aber wie von Paul Hirsch, das wäre in diesem Fall schon wichtig.
  5. Die Geschichte wird als Märchen erzählt. Das Märchenhafte: Ein Science-Fiction-Film, in dem die ‚Science‘ in ihrer Ausprägung nicht einfach nur Dystopie ist, sondern der komplette Gegenentwurf zum schwierigen, manchmal auch entbehrungsreichen, in jedem Fall bescheidenen, aber auch romantischen Leben in der Idylle. Die unterstützende Kraft ist etwas Fantastisches, eine Macht, die sich nicht erklären lässt – und wer etwas anderes behauptet, bezieht sich auf andere Star Wars-Filme -, aber das Substrat von allem ist. Die Technik der Guten ist morsch, überholt, zweckmäßig und spartanisch. Schrott, der aber eine Seele besitzt. Und selbst die Lichtschwerter sind Teil einer Tradition, mehr Symbol als Technik.
  6. Putzige Roboterflegel
  7. Laserschwertduelle

Star Wars ist nicht der Heilige Gral. Auch wenn das Franchise als Ausgangs- und Bündelungspunkt bizarr vieler popkultureller Phänomene als solcher behandelt wird. Es sind die aufgezählten Punkte, die in ihrer konkreten Kombination aber nicht einfach nur abgehakte Formalien sind, sondern von einer besonderen Leidenschaft für Filme zusammengehalten werden – die Magie, die der Filmreihe innewohnt. Und, aller Häme zum Trotz, wohl das, was George Lucas alleine zu verdanken ist.

Heute läuft Star Wars: Das Erwachen der Macht in den Kinos an. Das Embargo für Kritiken ist gefallen und die ganze Welt spuckt aus, was sie von einem der meisterwartetsten Werke aller Zeiten hält.
Der Film befindet sich in einer günstigen Position. Lucas‘ Prequel-Trilogie hatte es gleich doppelt schwer. Die Erwartungen waren aufgrund des Kults um die originalen Teile völlig überhöht und die Filme selbst missraten. Damit fiel das 99 angepeilte Sternenkrieg-Revival gleich zweimal rabiat aufs Gesicht.
Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass man heuer weitaus vorsichtiger an den neuesten Teil der Reihe geht. Und da J. J. Abrams das Erbe zu einem wirklich sehenswerten Film geballt bekommt, ist es gleich doppelt besser um Star Wars: Das Erwachen der Macht bestellt als seinerzeit bei Die Dunkle Bedrohung.

Abrams‘ Version hält sich dabei beinahe schon sklavisch an das Erfolgsrezept der alten Filme, verfällt aber nicht in einen selbstzweckhaften Zitaterausch und weiß im richtigen Maße eigene Akzente zu setzen und Inhalte neu auszurichten.
Wieder ist es ein Niemand aus ärmlichen Umständen, der sich irgendwie durchs Leben schlägt und viel tagträumt, bis er schicksalshaft darüber stolpert, für die Machtnutzung prädestiniert zu sein. Schicksalshaft drüber stolpern, heißt in diesem speziellen Fall, dass gerade zu Beginn sehr viele Zufälle akzeptiert werden müssen, bis sich alle relevanten Figuren gefunden haben. Man mag das als „Macht-Fügung“ billigend in Kauf nehmen, kann aber mit Fug und Recht ebenso sagen, dass das Drehbuch hier ein bisschen nachlässig ist. Trotzdem flutscht der Film von Anfang an und wird tatsächlich mit jeder Szene etwas besser, bis sich die Geschichte in einem würdigen Schlussbild auflöst.
Apropos Bilder: Es wird, wie es zu erwarten war, viel fürs Auge geboten. Die Schauplätze sind ohne Ausnahme schön gewählt und ebenso schön gestaltet, auch wenn man aus ihnen mehr rausholen könnte. Die meiste Schönheit ist leider nur Kulisse, obwohl sie mehrmals das Potenzial hätte, auch aktiv ins Geschehen eingebunden zu werden. Dass man sich in Sachen CGI bewusst zurückgehalten hat und Sets und Figuren häufig von Hand entstanden sind, ist dabei allerdings die größte Wohltat. Nur bei wenigen Figuren fiel die Entscheidung doch zugunsten von CGI aus. Das charakteristische Art Design von Star Wars konnte ohne Schäden übertragen werden, auf die charmante Pappigkeit der Ausführung wurde dabei aber natürlich verzichtet. Dafür werden aber Variationen beliebter Schauplätze besucht, was auf dem Papier vielleicht nach feigem Recycling klingt, in Aktion dafür aber eine wahre Freude ist. Von der dunstigen Alien-Kneipe bis hin zum labyrinthischen Stahldarm eines gigantischen Imperiumflaggschiffs ist alles dabei.
Getrübt wird das Sehvergnügen manchmal von einer etwas zu zackigen Kamera, die mit weniger Schwenks und Fahrten einen stimmigeren Eindruck der Welt geboten hätte. Die Szenerien waren schon damals immer dann am erfreulichsten, wenn die Bewegung in den Bildern selbst entsteht und nicht nur die Perspektive. Ein wenig fehlt es der sich eh sehr schnell entwickelnden Geschichte hier an einem Ruhepol.
Hier merkt man aber bereits, dass bei allem nur auf hohem Niveau gekrittelt werden kann. Die Action-Sequenzen sind dafür durchweg übersichtlich und angenehm geschnitten, sodass nie die Orientierung verloren geht.
Die Geschichte selbst klappert, wie erwähnt, mehrere Stationen ab, wo immer ein Abenteuer darauf wartet, erlebt zu werden. Das ist durchaus durch die Star Wars-Tradition legitimiert. Auch The Empire Strikes Back ist genaugenommen nur eine ausgedehnte Actioneinlage gewesen, die von etwas Sumpf unterbrochen wurde. Deswegen kann man Episode 7 wahrlich nicht vorwerfen, hier einen falschen Kurs einzuschlagen.
Etwas schade ist es, dass der Film dafür gerade in Sachen Humor ein bisschen steif in der Hüfte ist. Denn neben einer Handvoll wirklich gelungener Reminiszenzen an alte Tage wird sich sehr auf den neuen Droiden-Begleiter DD-8 verlassen, dessen humorige Seiten sich aber in der Regel darauf beschränken, ganz ungeheuer putzig in der Gegend rumzukugeln. Auch sonst kommt der Film dann und wann etwas arg albern daher – die geistreichen, ins Schwarze zielenden Sprüche des Originals findet man nur vereinzelnd.
Daisy Ridley als neue Protagonistin und Macht-Hoffnung Rey macht ihre Sache ausgesprochen gut, kann aber auch mit starkem Spiel nichts daran ändern, dass die Lernkurve ihrer Figur ein bisschen sehr zackig vonstattengeht. Zwischen „Ich sammele und verkaufe Schrott, während ich mich selbst belüge“ und „Ich bin selbst dem stärksten Krieger der Dunklen Seite überlegen“ ist der Weg nämlich sehr kurz und die Entwicklung nicht so ganz nachvollziehbar.
Aber das ist nur Kleinkram. Die neue Generation der Machtjünger macht ihre Sache mehr als gut, die Anknüpfungspunkte zur alten Trilogie sind logisch und mit gut dosierter Sentimentalität eingebaut und auch ansonsten ist die Angelegenheit schweineunterhaltsam. Und trotz aller Freude darüber, dass es eine Art Wiedersehen ist, mit den Figuren, mit der Welt, mit Star Wars, ist es auch etwas Neues.
Laserschwertduelle gibt es dafür überraschend wenig. Und das ist vielleicht eine verblüffend gute Nachricht. Denn wenige wuchtige Konfrontationen mit wuchtigen Schlägen dieser tödlichen Lichtsäbel sind ehrfurchtgebietender als ausufernde Choreographien, bei denen die Waffen zu Tanzstäben verkommen. So bekommt auch der ganze Ritter-Aspekt wieder mehr Gewicht.

Vielleicht kann man in nerdiger Eingeschworenheit munkeln, dass man das Fehlen von George Lucas nichtsdestoweniger spürt. Denn der Flair, diese Quäntchen Magie, die halsstarrige Leidenschaft des Exzentrikers, die vermisst man an manchen Ecken dieses Abenteuers. Doch auch, wenn dies ketzerisch klingen mag – dass dies allein nicht reicht, sah man insbesondere bei Die Dunkle Bedrohung und Angriff der Klonkrieger.

Fazit

Star Wars. Neue Lieder, die nach alten Klingen, alte Gesichter, die mit der Zeit gingen, neue Helden, neue Abenteuer, eine neue Order. J. J. Abrams hat eine Saga wiederbelebt und dabei mit Bedacht alle Zutaten, die schon in der Vergangenheit funktionierten, wiederverwendet. Dass dabei Wiederholungen mehr Grund zur Freude als zur Klage sind, ist wohl das beste Zeichen, dass Star Wars: Das Erwachen der Macht eine würdige Fortsetzung ist. So wie die Originale ist auch der neueste Film nicht fehlerfrei. Eine Wiederholung des elektrisierenden Gefühls, das man damals beim ersten Star Wars-Kontakt hatte, ist weder zu erwarten noch zu leisten. Stattdessen ist auch Das Erwachen der Macht ein durch und durch unterhaltsames Sci-Fi-Märchen mit tollen Schauwerten und dem nötigen Respekt seinen Vorfahren gegenüber. Und das ist alles, was es sein muss.

Interstellar

Bisher war jeder Film von Christopher Nolan ein Erfolg bei Kritikern und Publikum. Entsprechend hoch sind jedes Mal die Erwartungen, wenn ein neuer Titel des Regisseurs und Drehbuchautors in den Startlöchern steht. Auch Interstellar macht da keine Ausnahme.

A frozen cloud.

Story

Wie viele anderen auch, ist der vormalige Astronaut Cooper Farmer. Die Welt von Morgen ist ausgesaugt und von Jahr zu Jahr verringert sich die Zahl anbaubarer Nutzpflanzen, während verheerende Staubstürme über das Land fegen.
Als seine aufgeweckte Tochter Murphy aufgrund eines sonderbaren Phänomens auf Koordinaten stößt, die Cooper zu einer längst aufgegeben geglaubten Institution führen, nimmt die Geschichte des Maisbauern, der mit seinen zwei Kindern und dem eigenen Vater auf dem Familienhof lebt, eine unvorhersehbare Wende.
Ein künstlich geschaffenes Wurmloch ist vor Jahren in der Nähe des Saturns aufgetaucht und könnte den Menschen ein Weg zu einer neuen Heimat sein. Cooper wird Teil des für die Reise zusammengestellten Expeditionsteams und trennt sich von seiner Familie, um für die Zukunft der Menschheit zu kämpfen.

Kritik

Die ersten Impressionen aus Interstellar sind wie die vorangegangenen Filme Christopher Nolans insgesamt. Schön, elegant komponiert, aber auch kühl und distanziert. Zu der The Dark Knight-Trilogie, seinem Remake Insomnia und dem Zaubererwettkampf Prestige passte diese unterkühlte Darstellungsweise seiner Geschichten durchaus, bei Inception verhielt es sich womöglich schon etwas problematischer, während bei Memento dadurch eine Verbindung zur Hauptfigur so sehr behindert wurde, dass man durchaus seine Probleme mit dem Film-Puzzle haben kann. Die pompösen Trailer zu Interstellar kündigten einen Richtungswechsel an. Es wird emotional im Kosmos Nolans, und das erfolgreich.
Matthew McConaughey schafft den zerknirschten Vater, der sich unter den Lasten der Gegenwart beugen muss als glaubwürdige, als warme Figur in einer glaubwürdigen, kalten Zeit. Sein Verhalten an sich und insbesondere sein Umgang mit der Vaterrolle ist zwar etwas befremdlich, trennt sich Cooper doch unerwartet entschieden und abgekürzt von seiner innig geliebten Familie, die er voraussichtlich nie wieder sehen wird, doch passt dies halbwegs zum andererseits beunruhigend obsessiven Kerl, der nur zum Erdenretter taugt, weil er sein Erdendasein hasst. Unter diesem Gesichtspunkt ist es auch vertretbar, dass vor allem er sich zu Beginn nicht mit pathetischen, platt symbolischen Sätzen zurückhält.
Ebenfalls schon durch den ersten Trailer ist es kein Geheimnis, dass Interstellar ein Vorbild hat, das größer kaum sein könnte und in welchem ebenso eine unbekannte, aller Wahrscheinlichkeit nach aber intelligente Wesenheit mittels eines Artefakts zu einer interstellaren Schnitzeljagd einlädt. Die aufgeladene Thematik, die epische Breite und der mutige Schritt über die Grenze hinaus, all das ist heutzutage nur schwer zu kombinieren, ohne als Kubrick-Epigone zu gelten.
Optisch lässt man sich natürlich nicht lumpen und liefert ein paar eindrückliche Bilder fremder Planeten ab, ohne den Zuschauer gleich mit Special-Effects zu überschwemmen.
Dagegen irritiert es, mit welcher Leichtfertigkeit die großen Pioniere der Menschheit sich auf einen völlig unbekannten Planeten verhalten, weshalb der weitere Verlauf auf diesen auch nicht sonderlich verwunderlich ausfällt, dafür aber ein angenehm donnerndes Spektakel verspricht. Hier gilt die Regel großer Studiofilme, die 10 Mark Logik zur Sicherheit dalassen und dafür 7 Mark Radau erhalten.
Dann aber gibt jemand im Film etwas sehr Kluges und Hochpoetisches von sich und versichert damit sogleich wieder, dass Interstellar eben nicht einfach nur irgendeine Studioproduktion ist.
Das Gegengewicht zum weiter oben bemängelten Pathos des Beginns sind eine Handvoll feiner und richtiger Sätze, die kurz ausfallen, aber nachdrücklich in Erinnerung bleiben.

Es ist beim Betrachten allerdings beinahe spürbar, wie man sich bemühte, das Drehbuch um klassische Spannungselemente zu bereichern. Dieser Umstand ist bedauerlich, denn aufgrund seiner inszenatorischen Souveränität hätte Interstellar gerade aus seiner Stille, der nackten Verzweiflung des Forscherteams und nicht zuletzt durch das tolle Ensemble eine viel tiefere Spannung erzeugen können, als durch die blanken Suspense-Elemente, die wie etwas willkürlich eingebrachte Stationen eines Filmes wirken, der ohne sie viel homogener geworden wäre. Auch ist man zu bemüht, die 169 Kinominuten mit obligatorischen Twists zu versehen, die das gleiche Schicksal haben, wie die Suspense-Elemente.
Somit wird das große Vorbild natürlich nicht abgelöst und bleibt unerreichbar. Während der offizielle Nachfolger 2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen gar nicht erst versuchte, in die Fußstapfen des übergroßen 2001 – Odyssee im Weltraum zu treten, und stattdessen lieber ein konventioneller, aber routinierter Science-Fiction-Film wurde, kann sich Nolans Werk nicht so ganz entscheiden und landet damit ein wenig zwischen den Stühlen. Es mag paradox klingen, aber wollte Interstellar weniger, hätte der Film mehr erreichen können. Zudem wird der Kniff, der vonnöten ist, um die Geschichte schlüssig zu beenden, schon früh und häufig als zentrale Problematik in der Handlung angedeutet, sodass die Auflösung letztendlich kaum überraschen kann. Wie sie innerhalb der Filmlogik ermöglicht wird, das ist hingegen wieder beachtenswert. Was sich beim ersten Überlegen als fad, aber an sich unproblematisch präsentiert, wirkt auf den zweiten Blick defizitär und unsauber durchdacht und erst beim dritten lückenlos schlüssig – es gilt einzig, den physikalistischen Kitsch, den Interstellar sich zur Grundprämisse macht (was keineswegs zwingend abwertend gemeint ist) zu begreifen.
Das Werk zeigt sich sehr bemüht, am Ende zu einer kreisrunden Sache zu werden. Dadurch gelingt ihm eine symmetrische Schönheit, richtiger Fortschritt wird so aber unmöglich. Damit ist der Film weit weniger Pionier als seine Figuren. Doch das Scheitern – wenn man es denn überhaupt so nennen möchte – ist eines auf verflucht hohem Niveau. Und, wer weiß, vielleicht nutzt ein anderer Film eines anderen Regisseurs genau diese kreisrunde Umlaufbahn ums Motivbündel des Sci-Fi-Genres, um wie ein John Crichton Schwung zu holen, und sich ins tatsächliche Wagnis des Unbekannten zu katapultieren.
Was dann nagend am Ende bleibt, sind einige Fragen, die der Film offen lässt und die sich auch mit mehreren Sichtungen und einem gehörigen Maß an Grübelei nicht klären lassen.

Fazit

Nolan liefert mit seinem zehnten Film ein formal prächtiges, trotz seiner Laufzeit verblüffend kurzweiliges Stück Arbeit ab, das zugleich als sein emotional ausgereiftester Film gelten kann. Die Regie ist aber besser ausgefallen als das Drehbuch, welches aufgrund zu vieler Eingeständnisse an klassische Spannungskonstellationen und eines Endes, das vielleicht ähnlich kontrovers aufgenommen wird, wie einst das von 2001 – Odyssee in Weltraum, genaugenommen aber recht konventionell ausfällt, letztlich sein eigenes Potenzial untergräbt.
Das ändert aber nichts daran, dass Interstellar ein toller Film ist, der einen Gang ins Kino ebenso wert ist wie Folgesichtungen.

Guardians of the Galaxy

Marvel pokert seit dem wachsenden Serienerfolg hoch und immer höher. Für die größten Filme holen sie sich Underdogs an Bord. Erst Jon Favreau, dann Joss Whedon und nun schließlich für
Guardians of the Galaxy James Gunn, der bisher ‚lediglich‘ durch die launige Sci-Fi-Komödie Slither und die verstörende Superheldenreflektion Super – Shut up Crime! von sich reden machte.
Ja, Marvel pokert. Und wieder verlassen sie den Tisch mit fast schon frech hohem Gewinn.

Where did you learn to do that?

Story

Nachdem Peter Quill in frühen Kindestagen quasi vom Sterbebett seiner Mutter hoch in ein Raumschiff gesogen wurde, wo er wider Erwarten nicht als Alienfutter diente, reist er als rebellischer Tagedieb durch die Galaxie, um im Auftrag von schmierigen Artefakthändlern Zeug aus Ruinen zu bergen, während er sich selbst großmäulig als Star-Lord betitelt.
Das neuste Zeug hat für viele Leute offenbar großen Wert, denn inmitten seines Einsatzes wird er von einer anderen Fraktion angegriffen, die das begehrte Artefakt ebenfalls einheimsen wollen. Es ist ein Orb, dem unermessliche Kräfte zugeschrieben werden.
Zwar kann Peter entkommen, doch endet das Treffen mit seinem Kontaktmann in einem unvorhergesehenen Chaos, bei dem ein bis an die Zähne bewaffneter Waschbär namens Rocket, ein wandelnder Baum namens Groot und der undurchsichtigen wie grünhäutigen Gamora mitwirken. Alle zusammen werden sie von den Ordnungshütern überwältigt und in ein Hochsicherheitsgefängnis verschifft.

Kritik

Hier ist er also, Marvels großer Abstecher in die Abenteuer der Galaxiewächter, die als Ensemble um Welten unbekannter sind als die mächtigen Rächer mit den Haupthelden des Comicimperiums, aber mindestens ebenso gut funktionieren.
Ausschlaggebend für das Gelingen eines Ensemblefilmes ist die Gleichwertigkeit der Figuren. Jede benötigt ebenso einen eigenen, unverwechselbaren Charakter, wie auch eine unaufgesetzte Relevanz für das Geschehen. Weder Waschbärenwüterich Rocket noch die grollende Ein-Satz-Pflanze Groot verkommen zu albernen Sidekicks und auch Gamora als Vierte im Bunde ist keineswegs nur eine leere Hülle mit der Aufschrift ‚Love-Interest‘. Drax der Zerstörer, welcher das Team später komplettiert, kann sogar mit einer unverwechselbaren Charaktereigenschaft punkten und fügt sich damit nahtlos ins Team, auch wenn er bezüglich seiner Notwendigkeit ein unmerkliches Bisschen hinter seinen Kollegen zurückbleibt, was aber alles andere als relevant ist. Chris Pratts Darstellung des großspurigen Anführers mit Indiana-Jones-Allüren hinkt den anderen Figuren sogar etwas hinterher. Die Verschrobenheit von Peter kann dies jedoch locker wieder ausgleichen.
Um auf den Punkt zu kommen: Es stimmt nicht nur die Team-Chemie, es stimmt einfach alles in Guardians of the Galaxy. Natürlich ist die Geschichte nicht preisverdächtig und nicht jeder Witz trifft ins Schwarze. Der Punkt ist aber, dass jene Witze, die dies doch tun, regelmäßig mit ungeahnter Sicherheit im Schwarz versinken, sodass alles andere hiervon in den Schatten gestellt wird.
Der Humor des Filmes ist auf eine Weise frech, unbekümmert und ungezwungen rüpelhaft, dass man binnen kürzester Zeit mitgerissen wird. Nur selten wirken Witze aus der Reihenfertigung, wie es bei größeren Produktionen oftmals der Fall ist, sondern, im Gegenteil, es wird andauernd versiert mit Erwartungen gebrochen. Dies geschieht mit so selbstverständlicher Fingerfertigkeit, dass es fern liegt, anzunehmen, dies würde aus irgendeinem kalten Kalkül heraus passieren. Guardians oft he Galaxy ist einfach aus sich heraus so unverfroren wie unverkrampft witzig; nein: zum Brüllen komisch.
Weil die Charaktere so behutsam ausgearbeitet sind und im Team einfach herrlich harmonieren, kommt man andererseits nicht für eine Sekunde auf die Idee, der Film wäre nichts weiter als Komik. Trotz der phasenweise überbordenden Absurdität nimmt er das Innenleben seiner Charaktere nämlich sehr ernst, ohne auch hier jemals angestrengt zu wirken. Gunn gelingt es, das Beste aus Slither und Super miteinander zu vermischen und all die Ecken und Kanten seiner kleinen Filme auszusparen.
Ein wenig erinnert Guardians of the Galaxy tatsächlich an den Leinwandausflug von Firefly. Wie auch bei Serenity kann man an einigen Punkten meinen, man sähe gerade einen kleinen Kinokompromiss, weil der Film einen Hauch zu teuer und familiär ist, um sich vollends seiner Anarchie hinzugeben. Die Filme teilen sich aber genauso das unbestreitbare Faktum, mit ganzem Herz gedreht worden zu sein – und das spürt man in jeder Szene. Tatsächlich ist Guardians of the Galaxy noch einmal deutlich gelungener als Serenity und muss sich auch vor Whedons Avengers in keiner Form verstecken. Zwar ist es schon der kleine Bruder dieses Filmes, jedoch bedeutet dies eben auch, dass er von seinem großen Bruder lernt, sich mehr Freiheiten erlauben kann und grundsätzlich nicht einfach nur ‚genauso bloß weniger‘ ist, sondern gänzlich andere Attribute aufweist als das Zugpferd des Hauses.
Nicht nur der grandiose Humor, auch das bewusst und stilsicher überzeichnete Figureninventar und die gekonnt auf altmodisch getrimmten Masken lassen darüber hinaus oftmals an die besten Momente von Farscape denken. Und damit stehen so viele Vergleichsnamen für diesen Film in einem Text, dass sich jedes weitere Wort über dessen Qualität eigentlich sofort erübrigt.
Auch die Action ist in der Regel gut gelungen und befindet sich meist in einem bemerkenswerten Zusammenspiel mit ruhigeren Momenten zum Atem schöpfen und – natürlich – treffsicheren Witzen, sodass sie nie ermüdend oder selbstzweckhaft wirkt, sondern sich trotz ihrer starken Präsenz immer perfekt in die Geschichte fügt. Lediglich die finale, mehrstufige Schlacht ist eine Spur zu hektisch geraten.
Was in der deutschen Fassung fehlt, sind die tollen Synchronsprecher des Originals. Tatsächlich wirkt die Übersetzung oftmals etwas billig und ihrer Materie überhaupt nicht gewachsen.

Fazit

Das erste Abenteuer von Marvels Randgruppen-Helden ist ein enormer Spaß mit erfreulich hohem Dreistigkeitsfaktor geworden, dessen Dramaturgie – im Vergleich zu vielen anderen Späßen – aber durchweg hervorragend funktioniert.
Ein Film, der genau wie seine Figuren rebellisch und liebenswert zugleich ist und sich damit ganz ohne Frage als bester Sommerfilm des Jahres empfiehlt, ungeachtet der Pejorativum-Natur, die diesem Begriff in den letzten Jahrzehnten anhaftete.
Und James Gunn empfiehlt sich mit diesem Streich definitiv für was Größeres, könnte man sagen, wenn Guardians of the Galaxy nicht bereits eine verdammt große Angelegenheit wäre.

Gastkritik: Stargate Atlantis

Als man im Hause Showtime noch, die originäre Stargate-Serie nach Staffel 5 zu Grabe zu tragen, war ein abschließender Film angedacht, in dem das Expeditionsteam auf das legendäre Atlantis stoßen soll. Nach dem Wechsel zu Sci Fi erholten sich die Quoten aber, Stargate wurde fortgesetzt und aus der Atlantis-Idee sogar eine ganz eigene Serie geschaffen.

Story

Die Handlung führt (aufbauend auf die finale Folge der Staffel 7 von SG1) ein großes Expeditionsteam der Erde erstmalig in eine neue Galaxie. Die Wissenschaftler und Soldaten benutzen für ihre lange Reise ein sogenanntes Stargate, ein Tor, das mit Wurmlochtechnologie Menschen und andere Dinge über große Distanzen transportieren kann. Am anderen Ende des Sternentores liegt die geheimnisvolle und sagenumwobene Stadt Atlantis, die von den Antikern, einer extrem hochentwickelten Rasse, erbaut wurde. Zwar findet das Expeditionsteam in ihrer neuen Basis diese Spezies, welche das Stargate einst errichteten, nicht, aber dafür gibt es allerhand andere Dinge zu entdecken. Und gleich am Anfang müssen sie sich ohne mögliche Unterstützung von außen einem, nun ja, „Wasserschaden“ stellen.

Kritik

Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich Stargate Atlantis damals wirklich fast hasste und das, obwohl ich es gar nicht gesehen habe. Warum kann man eine Sci-Fi-Serie hassen? Nun ja, die Serie war damals scheinbar so überaus reizvoll, dass der ein oder andere potentielle Partner sich lieber für den Fernseher statt für Dates mit mir entschied.
Fast 9 Jahre nach der deutschen Erstausstrahlung auf RTL2 habe ich diese deprimierende Ablehnung verarbeitet und Stargate Atlantis eine Chance gegeben. Und ich muss sagen, mich zu versetzen, um die Serie zu sehen, war eine ausgezeichnete Wahl (und ist es wohl immer noch).
Da SGA auf der Vorgänger-Serie Stargate SG-1 aufbaut, ist es natürlich überaus sinnvoll, diese auch zu kennen. Besonders spaßig ist es außerdem, dass die beiden Serien damals zeitgleich liefen und Ereignisse sich überschneiden bzw. gegenseitig bedingen und die Charaktere teils zwischen den Serien wechseln.

Neben der riesigen Stadt erkunden die Expeditionsteams aber auch andere Welten, die sie per Sternentor schnell erreichen können. Und wie das eben so ist, sorgen sie (natürlich ausversehen) für das Erwachen einer Rasse, die nicht nur die Erde, sondern auch alle Menschen der Pegasus-Galaxie in große Gefahren bringt. Die intelligenten Wraith können Menschen das Leben aussaugen und gewinnen dadurch wahnsinnige Heilkräfte, was sie umso gefährlicher macht.
Um sich und ihre neu gefundene Basis zu schützen, müssen die Expeditionsteams sich mit den anderen Völkern verbünden und außerdem sogenannte ZPMs, unglaublich starke Energiequellen, finden. Diese sind es auch, die ihnen überhaupt erst wieder erlauben, die Rückreise zur Erde anzutreten. Natürlich sind nicht alle Völker den Erdlingen wohlgesonnen und neben den Wraith bergen auch andere Rassen so einige Überraschungen.

Stargate Atlantis ist überaus unterhaltsam, wird selten langweilig und das, obwohl sich die Handlungen in gewisser Weise wiederholen (nicht zuletzt durch ähnliche Ereignisse in SG1). Die Charaktere bleiben zwar eher eindimensional und scheinen Klischees zu entsprechen, sind für sich genommen aber dennoch überzeugend.
Da haben wir den überaus selbstverliebten Wissenschaftler und meinen Favoriten Dr. Rodney McKay. Er ist brillant, genial und immer hungrig. Der ewig mutige John Sheppard und Anführer des Hauptteams hat einen Hang dazu, sich selbst zu opfern, und die sexy Kämpferin Teyla Emmagan, sorgt für ein wenig Exotik. Dr. Elizabeth Weir ist die Leiterin der Expedition und hat die Aufgabe, die schwierigen Entscheidungen zu treffen. Sie bleibt sich bis zum Schluss treu. Dr. Carson Beckett ist ein warmherziger Arzt, der vor allem seine eigene Mutter über alles liebt und immer darauf bedacht ist, den Ärztekodex zu wahren. In späteren Folgen gewinnt die Serie mit Ronnon Dex einen sprachfaulen Frauenhelden dazu und mit Dr. Jennifer Keller das Lächeln der schon aus Firefly bekannten Jewel Staite.
Aber wirklich gut wird die Serie vor allem durch die Wraith. Nicht nur, weil diese toll geschminkt und kostümiert sind, sondern auch, weil ein spezieller Wraith namens Todd die Grenzen zwischen Feind und Freund verschwimmen lässt und immer mal wieder einen Witz parat hat.
Zusätzliche Pluspunkte sammelt die Serie außerdem durch wirklich lustige Folgen wie „Vegas“, die wohl eine Hommage an CSI darstellt, und die Tatsache, dass sie sich selbst immer mal wieder auf die Schippe und nicht so ernst nimmt.

Fazit

Wer also eine Serie sucht, in der Charaktere sich durch ihre Entscheidungen immer weiter entwickeln und vielleicht auch unerwartet verändern, wird durch SGA vermutlich eher enttäuscht. Richtig große Überraschungen erwarten den Zuschauer, bis auf Einzelfälle, nicht. Dafür bietet Stargate Atlantis aber wirklich viele mögliche Sci-Fi Szenarien (Paralleluniversen, technische Wunderbarkeiten, Zeitreisen, moralisch verwerfliche Experimente, Auferstehung zu neuen Lebensformen, und, und, und…). Das ist es vermutlich, was die Serie in 100 Episoden nur so dahin rauschen lässt.

Autor: iuahd67