Death Trance

Irgendwann scheint jeder Stuntkoordinator und Stuntman genug davon zu haben, immer nur so aussehen zu müssen, als wäre er jemand anderes. In Folge hört diese Berufsgruppe häufig die Stunde dafür läuten, höchstselbst als Regisseur tätig zu werden. So auch Yuji Shimomura, der mit Death Trance so tut, als wäre es die Fortsetzung von Versus. Das ist Unfug. Schlecht macht das den Film nicht.

He must be stopped at any cost.

Story

Seit Urzeiten lagert ein Sarg im Tougan-Tempel und wird von den dortigen Mönchen bewacht. Als der geheimnisvolle Grave die Anlage stürmt und die Relique dem Tempeloberhaupt einfach unter der Nase weg klaut, erreicht er prompt Legendenstatus. Unbezwingbar und ein Monster, zumindest aber groß wie eines soll er sein. Während sein Ruf eine Eigendynamik annimmt, schleift der Dieb den Sarg quer durch das unbenannte Land einem fernen Ziel entgegen. Ein kleines Mädchen trabt der klobigen Beute dabei unablässig hinterher.
Es heißt, wer den Sarg öffne, dem würde jeder geäußerte Wunsch erfüllt. Somit wird Grave nicht nur von einem reichlich schlecht vorbereiteten Novizen der beraubten Tougan-Stätte verfolgt, sondern auch anderen Parteien haben ein Auge auf das mystische Relikt geworfen haben. Und im zu durchquerenden Wald soll ein gewaltiges Ungetüm hausen, dessen Begegnung noch kein Mensch überlebt hat.

Kritik

Death Trance gibt vor, eine Art Fortsetzung von Versus zu sein und beruht auch auf der entsprechenden Mangavorlage. Zu verstehen ist der Film auch ohne Kenntnis des inoffiziellen Vorgängers, mit der er sowieso absolut gar nichts zu tun hat, weswegen die Betitelung „Versus II“ auch eher marketingtechnische Gründe haben dürfte. ‚Verstehen‘ ist hier aber vielleicht eh der falsche Ausdruck. Weder die Motive aller Figuren werden klar, noch erfährt man erschöpfend, wer oder was diese Figuren eigentlich sind. Sie handeln inkonsequent und oftmals recht merkwürdig und sind ganz grundsätzlich ziemlich verwirrte Gesellen. Verkürzt gesagt: Unterm Strich sind doch alles Tölpel und das Werk zieht seiner eigenen Mythenbildung damit eine lange Nase.

Ja, nicht einmal die Geschichte selbst ist kohärent und entweder nonexistent oder reichlich doppelbödig, vermutlich aber ersteres mit der steifen Hoffnung, wie letzteres zu wirken. Viele Details werden gar nicht erst geklärt und der Twist am Ende ist nicht bloß latent wunderlich, sondern bringt Figuren wie Zuschauer zudem um das erhoffte Finale, von dem man sich eigentlich viel Zunder und Radau versprach.
Doch das soll nicht abschrecken, denn Death Trance ist so unterhaltsam, dass man die meisten dieser Problemchen, gar nicht bemerkt. Und wenn man es doch spitzkriegt, ist es einem aus demselben Grund bestenfalls einfach egal.
Ebenso scheitern muss eine konkrete Genrezuordnung. Irgendwie hat sich der Film zwischen Martial Arts, Fantasy, Persiflage auf beide Genres, Anime-Hommage, Komödie, Horror, Trash und Endzeit gelümmelt und ist doch einfach sitzengeblieben.

Die Kämpfe sind sichtlich gelernt und nicht gekonnt. Die Choreographien gehen so weit, wie die Fähigkeiten der Akteure es erlauben. Und das ist nicht übermäßig weit. Aber es genügt, um das Auge nicht zu langweiligen. Die willkürliche Kombination von Schwertern und Schusswaffen aller Epochen sorgt für ausreichend Abwechslung. Und die ist auch nötig, denn das Gekloppe findet alle paar Minuten statt und ist sowieso nur im absoluten Ausnahmefall irgendwie vom Plot abhängig. Meistens stürzen aus dem Nichts Kämpfergruppen auf den Sargdieb und treten nach maximal 5 Sekunden kreischend zu E-Gitarren die unkoordinierte Flucht an, um dann Stück um Stück vom Reisenden erlegt zu werden. Sobald jemand ein Schwert berührt, pöbelt der Metalsoundtrack Dir en Grey los. Manchmal klappt das, passt sehr gut und macht Spaß, manchmal wirkt das Stilmittel aber auch billig und störend. Mit etwas mehr Einsatz hätte man von Samurai Fiction die tolle Idee abkupfern können, die Kämpfe als Tanz zum Soundtrack zu inszenieren. So ist es dann leider doch „nur“ Gezoffe  zu Geschrammel angereichert mit viel zu lauten Soundeffekten.
Geboten werden freche Ideen, eine Schubkarre mit skurrilen Momenten und ganz, ganz viel Comicstimmung. Allerdings auch viele kleine, dafür aber billige Scherzchen. Daz ein paar überraschend schöne Landschaftsaufnahmen und Perspektiven und ansonsten fühlbarer Spaß der Macher. Dass der Hauptpart des Filmes wie so viele Low Budget-Produktionen in einem Wald abläuft, stört kaum. Vor allem der wohlig hohe Fantasyanteil, der durch jede Menge bunte Mythologie ständig erweitert wird, lässt das Geschehen stets frisch daherkommen.
Nicht selten ist der Film auch einfach nur wunderbarer Quatsch, wenn wie aus dem Nichts Angreifer inmitten eines dichten Waldes auf Motorrädern anbrausen, Stop-Motion-Puppen aufkreuzen oder mal eben im Eifer des Gefechts eine Bazooka gebastelt wird.

Wer aufpasst, der stößt zudem auf allerhand liebevoll eingebettete Filmzitate. Offensichtliche wie zum Beispiel Django durch den sargziehenden Protagonisten/Antagonisten oder subtilere kleine Verbeugungen vor Kurosawa. Einmal gibt es gar ein Objekt, welches unverkennbar nach der verdammten Tardis aussieht! Auch wenn die Absichtlichkeit dieser Referenz in Zweifel gezogen werden sollte.

Fazit

Eine verwirrende Mischung aus Trash und professionellen Ansätzen, die mit viel Schminke,  Haarspray, Maskenbildnermatsch und Liebe zum Detail überzogen wurden. Ein Forst-Ragnarök-Road-Movie zum Grinsen, das im Geiste an Stormriders erinnert, welcher seinerzeit ja immerhin die Titanic in den Kinos zum Kentern brachte.

Arrow – Staffel 1

Der große Erfolg von Marvels ‚Cinematic Universe‘ war ein Ruf, dem bereits viele Leinwandhelden aus deutlich kleinerem Hause folgten. Während Chronicle, Misfits und Konsorten auf der Superhelden-Welle ritten, gelang Comic-Riese DC nie so recht der Aufsprung. Batman ausgenommen, bleiben nur klägliche Versuche wie Green Lantern. Erfolgreich war DC nur mit kleinen Marken wie R.E.D. und Watchmen.
Das soll sich nach dem Abdanken des Nolan-Batman ändern. Nicht nur mit Man of Steel und dem Justice League-Film, sondern auch mit der TV-Serie Arrow, die aktuell im deutschen Fernsehen anläuft.


You know I would never willingly be a part of anything like this.

Story

Oliver Queen ist ein Playboy, wie er im Buche steht. Arrogant, dekadent und ohne respektlos gegenüber allem und jedem. Während er auf der Yacht seines Vaters gerade seine Freundin mit deren Schwester betrügt, bringt ein Sturm das Schiff zum Kentern. Oliver kann sich auf eine scheinbar menschenleere Insel retten.
Fünf Jahre später kann er ein Schiff auf sich aufmerksam machen und in die Heimatstadt Starling City zurückkehren. Der Totgeglaubte gibt sich nicht bloß ungewohnt introvertiert, sondern ist zudem ein perfekter Kämpfer mit Faust, Fuß, Pfeil und Bogen geworden. Seine Mutter teilt sicht mittlerweile mit einem ehemaligen Arbeitskollegen des verblichenen Vaters das elterliche Bett und Olivers damalige Partnerin Laurel hält nur wenig von dessen Rückkehr, schließlich betrog Oliver sie mit ihrer Schwester und brachte ihr anschließend den Tod.
Kurz vor seinem Ableben auf hoher See händigte Olivers Vater Robert seinem Sohn eine Liste aus, auf der die Namen aller stehen, die zusammen mit ihm Unglück über Starling City brachten. Und damit hat der ehemals sinnentleer vor sich hinfeiernde Snob plötzlich eine Mission.
Als Oliver sich ein grünes Kostüm schneidert und als maskierter Arrow anfängt, die Liste seines Vaters abzuarbeiten, stellt er fest, dass seine eigene Mutter bis zum Hals in den zwielichtigen Machenschaften steckt, die er zu beenden trachtet.
Darüber hinaus wird er von der Polizei wegen Selbstjustiz gejagt, insbesondere von Detective Quentin Lance, der Vater von Laurel und ihrer verstorbenen Schwester. Laurel selbst bandelt zwischenzeitlich mit Olivers bestem Freund Tommy an, mit dem Oliver einen Nachtclub aufzieht, um seine Operationen zu tarnen. Nach Außen hin muss Oliver weiterhin den hedonistischen Lebemann spielen, während er die Unterwelt Starling Cities in grünem Kostüm aufmischt und einer großen Verschwörung auf die Schliche kommt.

Kritik

Ein junger Geldsack, der seine eigene Moralität entdeckt und mit Geschick und Technikeinsatz inkognito als Maskenträger die Straßen seiner Heimatstadt reinwäscht. Klingt, als hätte man das schon zwei oder gar dreimal irgendwo gesehen. Und das ist eigentlich auch eine schöne Meta-Synopsis von Arrow. Nach einem vielversprechenden Anfang rutscht die Serie schnell in die generischen Gewohnheiten einer durchschnittlichen Crime-Serie ab. Der Held hat austauschbare Probleme, die halbherzig ausformuliert werden und für das große Ganze völlig irrelevant sind. Zwischendurch sucht er sich ein Ziel und bringt es nach 45 Minuten auf die ein oder andere Weise zur Strecke. Das war’s. Das Ende von Staffel 1 möchte gerne rasant und spannend sein, ist aber weiterhin nur Mittelmaß und steht im Schatten der wirklich gelungenen ersten paar Episoden. Das Finale ist gerüstet mit dem guten alten Zeitbombe-hat-Digitalem-Countdown-Spannungstrick, mit dem man bekanntlich gar nichts falsch machen kann.
Der Punkt ist aber, dass Arrow trotzdem die meiste Zeit über gut zu gucken ist und selten richtig ärgert oder langweilt. Einige Plots sind hochwertiger und weniger löchrig als andere und einige Gespräche, Eingeständnisse und Erkenntnissvorgänge weniger doof und pathetisch als andere. Wenn es dann aber darum geht, Juwelendiebe ins Netz zu bekommen, haben die Plots trotzdem reinrassiges A-Team-Niveau erreicht.
Was die Serie interessant und in gewisser Weise auch merkwürdig macht, ist ihre Hauptfigur. Oliver Queen aka The Hood/Die Kapuze ist ein menschlicher Held mit scheinbar übermenschlichen Kampffertigkeiten. Bemerkenswert ist, dass die ihn verfolgende Polizei durchaus Recht hat. Er ist moralisch keineswegs überlegen, sondern fällt Urteile über Einzelpersonen nach seinem eigenen und selten vollständig nachvollziehbarem Kodex. Er tötet, weil es ihm an Anderem fehlt. Sein Sinn ist es, die Rechnungen eines Mannes zu begleichen, von dem er genaugenommen gar nicht weiß, warum er das tat und ob seine Motive rechtens waren.
Er ist charmant und schlagfertig – jedenfalls möchte die Serie das gerne vermitteln. Jemand, der durch intellektuelle oder gar ethische Überlegenheit punktet, das ist er jedoch nicht. Stattdessen vergleicht er seine Zielpersonen, oder besser Opfer, mit Krebsgeschwüren, die es zu entfernen gilt, um die Stadt zu revitalisieren. Oder zumindest nach seinen Vorstellungen zu gestalten.
Die Bösewichte haben die Stärke des Geldes auf ihrer Seite, der Held die Stärke des Körpers, nicht etwa die der Ethik. Die Ambivalenz seines Charakters ist dabei nur folgerichtig, denn der Junge, der auf der Insel zum Mann heranreifte, war kein guter Mensch. Er konnte dort stärker werden, aber nicht besser. Zudem die Regeln, nach denen er dort zu spielen hatte, um am Leben zu bleiben, ebenfalls keine sauberen waren.
Ob die Macher der Serie, die bezeichnenderweise mehr Krimiserien- als Comicerfahrung haben, das auch im Blick hatten, ist jedoch anzuzweifeln. Denn Arrow versucht den Möchtegern-Helden immer wieder als noblen Rächer mit weißer Weste zu rehabilitieren, indem sie ihn die Ausübung von Selbstjustiz aufs Schärfste zu verurteilen lässt. Nur dass ihn dies in Anbetracht seiner Taten und Motive mehr scheinheilig denn rechtschaffen dastehen lässt. Da Stephen Amell den bogenschießenden Jungspund darüber hinaus als kühlen, unnahbaren Burschen mit starren Gesichtszügen spielt, ist der Protagonist in erster Linie eines: Unsympathisch. Und das war dann ganz gewiss nicht die Absicht der Seriengründer, die hier definitiv ein Prime-Time-Produkt vor Augen hatten.
Dazu kommt, dass in fast jeder Folge unsauber gearbeitet wurde und abstruse Logikfehler, die sich ohne viel Aufwand hätten vermeiden lassen, der dargestellten Welt ihre Glaubwürdigkeit entreißen. In Arrow ist es keine Seltenheit, dass Polizisten am Feierabend enorm wichtige Beweisstücke auf ihren Schreibtischen liegenlassen und jeder Dahergelaufene ins Dezernat spazieren und ungestraft alles einsacken kann. Oder dass der neunmalkluge Held nicht zu wissen scheint, dass es nicht zur Ausbildung eines IT-Spezialisten gehört, die Herkunft von Pfeilspitzen herauszubekommen. Und dass der markierte Bogenschütze nie enttarnt wird, obwohl er lediglich eine Kapuze und manchmal ein wenig Makeup trägt, ist noch einen deutlichen Grad bemerkenswerter als bei z.B. bei DC-Kollege Batman, mit dem er sich außerdem auch noch die Popularität seines Playboy-Gesichts teilt. Nur dass Mr. Arrow sich zehnmal auffälliger verhält als die Fledermaus und in seinem Aufzug ständig vor Verwandten und Bekannten rumturnt.
Dass Figuren beizeiten völlig verquere Entscheidungen treffen und selten dumme Dinge sagen, ist ein Muster der Serie, das immer wieder anzutreffen ist.
Tatsächlich werden die Serie und ihr Protagonist Oliver Queen mit fortschreitender Laufzeit nicht komplexer, sondern weitaus flacher als sie Anfangs noch versprechen. Je mehr man über die Hintergründe in Erfahrung bringt, desto uninteressanter wird die Angelegenheit. Am Ende bleibt als einzig interessanter Aspekt die aufgesetzt wirkende Dichotomie zwischen Comicheld und Selbstjustizfanatiker bestehen. Alle Nebenplots sind blanker Durchschnitt, alle Figuren viel zu statisch. Einzige Ausnahme ist der manische Polizisten-Vater Quentin, dem Paul Blackthorne eine rauchige Noir-Bitterkeit verleiht. Nur leider wird die geschriebene Figur dem sympathischen Schauspiel niemals gerecht.
Später kriegt der Schütze Sidekicks an zur Seite gestellt, die nie mehr als klassische Sidekick-Aufgaben erfüllen. Meist sind sie moralische Instanz oder Stichwortgeber. In erster Linie scheinen sie aber dafür da zu sein, damit die Hauptfigur jemanden hat, mit dem sie Gespräche führen kann, weil die 45 Minuten sonst nicht gefüllt würden.

Fazit

Arrow hätte eine bemerkenswerte Serie werden können, wenn die Geschichte nicht über 23, sondern über 9 Folgen erzählt worden wäre. So gibt’s zwischen dem spannenden Anfang und dem lapidaren Ende viel, viel, viel Leerlauf und uninteressantes Füllmaterial.
Was bleibt, ist gediegene Sonntagnachmittag-Unterhaltung. Eine Crime-Serie, die so tut, als wäre sie ein Comic. Und ein Comicheld, der mit seiner Mischung aus weißem Ritter und gefährlichem Lokalpatriotismus eine ziemlich irritierende Mischung darstellt, von der dank des einschläfernden Spiels Stephen Amells aber nichts übrig bleibt.

Und wieso die Serie hier eine Kritik bekommt, obwohl ein bogenschießender CSI-Verschnitt mit Sci-Fi rein gar nichts am Hut hat? Nun, zum einen wegen dem Technikschnickschnack, der von Gut und Böse ins Feld geführt wird, zum anderen weil sie später unter Garantie ins Justice-League-Universum integriert wird.
Vor allem aber, weil in Staffel 2 Flash auftauchen und die Serie so ihre Sci-Fi-Präfix verleihen wird.