Monsters: Dark Continent

Jemand, der quasi ausschließlich durch die Serie Misfits bekannt ist, dreht einen zweiten Teil zu Monsters, dem Film, mit dem Gareth Edwards (Godzilla) zurecht in Hollywood wie eine Bombe einschlug.
Ein Kriegsfilm als Sequel zu einem stillen Liebesfilm vor Sumpfkulisse. Mit längerer Laufzeit als das Original. Wenig verwunderlich, dass Fans und Presse Tom Greens Film gierig zerfleischen.
Was hingegen verwunderlich ist: Sie tun ihm Unrecht.

Why am I here!?

Story

10 Jahre sind vergangen, die Monster haben sich ausgebreitet, sind aber auch zum Teil des menschlichen Alltags voller Feindbilder geworden.
Vier Freunde ziehen zum ersten Mal in den Nahen Osten in den Einsatz, wo die außerirdischen Riesen genaugenommen nur ein Nebenproblem darstellen. Zusammen mit den Offizieren Forrest und Frater werden sie auf eine Rettungsmission geschickt, die sie direkt ins Herzen des pulsierenden Nahost-Konflikts bringt. Immer im Schatten der durch die Wüste wogenden Ungetüme.

Kritik

Monsters – Dark Continent ist ein Kriegsfilm; und damit nicht unbedingt die logische Fortsetzung zu Edwards Indie-Perle, die auf eine Handvoll Personen und viel Grün setzte. Und irgendwie doch. Zum einen ist dem Film zu danken, dass er das Rezept des ersten Teils nicht einfach noch einmal kocht und damit schon Vorhandenes in schlecht aufgewärmt abliefert. Zum anderen sind sich die Filme, auf das Wesentliche reduziert, beim näheren Hinsehen keineswegs so unähnlich wie behauptet. Erneut befinden wir uns in einer lebensfeindlichen aber brisanten Umgebung, die Herd eines Konflikts ist. Wieder sind die Monster eigentlich nur die bedeutungsschwangere Kulisse dafür, dass sich vor ihr etwas dezidiert Menschliches abspielen kann. Nur dass dieses in Monsters – Dark Continent der Krieg ist.

Anfangs lernen wir Michael kennen, der von seiner fadenscheinigen Motivation berichtet, gegen die Aliens in den Krieg zu ziehen. Was er dabei zwangsläufig auch erzählt, ist, wie der Zustand der dargestellten Welt ist.
Viel Zeit vergeht nicht, bis klar wird: Die Hauptperson ist genau wie alle anderen seines Trupps ein dümmlicher Widerling Wir folgen keinem Helden und stetig tritt stärker hervor, dass Michael ein reichlich verblendeter Fan seines Arbeitgebers ist. Die Idee, in der Armee zu sein, ist für ihn ohne Konkurrenz.
Und an diesem Punkt nimmt der Film sich die Zeit für Orientierung – etwas, das er ebenso vom Zuschauer einfordert. Denn nach einer Weile kann man skeptisch werden.
Wieso werden die so kritisch anmutenden Szenen blindwütiger Soldaten mit fetziger Rockmusik unterlegt? Wieso bekommt die Harte-Männer-Sind-Freunde-Romantik, die zum Militär als Tempel der Jungenfreundschaften gehört, keinen einzigen richtigen Riss? Werden hier vielleicht doch auf die dreisteste Art und Weise die weißen Soldaten als Friedensengel und Philanthropen inszeniert; handelt es sich um einen eigentlich gar nicht getarnten Propogandafilm?
Wäre dem so, dann wäre dies das Perverseste, was man aus der Prämisse von Monsters machen konnte.

Was irritiert, ist, dass immer wieder klingen Zwischentöne anklingen. Soldaten sind dann plötzlich doch arme Würstchen und nervliche Wracks, außer Kontrolle geratene, aber auch alleingelassene Kinder. Die Selbstsicherheit, Weltpolizei zu sein, eine gefährliche Droge, Krieg kein keimfreies Zuckerschlecken. Entsprechende, teils sehr schockierende Szenen gibt es als Beweis in erschreckend effizienter Inszenierung, die eine markerschütternde Eindringlichkeit an den Tag legen kann. Tom Greens Händchen für intensive Atmosphäre ist ohne Zweifel bemerkenswert, auch abseits von drastischen Schockszenen.
Orientalische Gesänge, zwischen von Sand zerriebenen Häusern huschen in einer Welt der Braun- und Orangetöne durch körniges Bild finster blickende, dunkelhäutige Männer mit Turbanen. Tonnenschwere Ungetüme aus dem All stampfen über die Erdoberfläche, aber die wahren Kernprobleme zwischen den Menschen sind eigentlich unverändert, als wäre der ewige Zank und Symbole etwas untilgbar Athropologisches. Die Bilder sind staubig, die Gesichter ängstlich, das Gefühl von Fremde und Verlorenheit wächst schnell. Monsters: Dark Continent ist ein stimmungsvoller Streifen, der viel aus seinem Nahost-Setting holt und damit ein stark trauriges Bild zeichnet. Dass man, wenn man es konnte, gut sichtbar auf handwerkliche Effekte setzte, macht die Sache außerdem angenehm anzusehen.
Bedient wurde sich an einer großen Tugend, die Gareth Edwards Monsters ausmachte: Die außerirdischen Besucher sind meist nur kurz und verschwommen im Hintergrund, mal aus großer Höhe, mal knapp in Miniaturversionen zu sehen, bleiben sie aber immer seltene Gäste. Nicht nur von dem Soldatenteam, auch vom Film wird die Tatsache, dass es überhaupt eine Alienbedrohung gibt, zeitweise kaum noch bemerkt. Trotzdem bleibt sie präsent – allem voran das macht den Film zu einem letzten Endes irgendwie doch sehr außergewöhnlichen. Dadurch, dass die fremdartigen Titanen nicht ständig das Bild dominieren, stellen sie stets eine Besonderheit dar und teilen etwas von der geheimnisvollen Aura ihrer Verwandten aus dem Erstling.
In solchen Momenten meint man zu wissen, wieso gerade solch ein Film den Indie-Hit Monsters fortsetzt. Die Titelgebenden Monster sind mehr denn je die Menschen, unfähig, aus ihrem Käfig zu kommen, sich in ihm selbst zugrunde richtend und selbst in Gefahrensituationen, die die gesamte Spezies betreffen, bleiben sie kleben an ihren belanglosen, aufgesetzten Konflikten, als bräuchten sie sie, um sich selbst zu erkennen. Kommt mal ein Alien vor, wird es verhöhnt, verachtet, überfahren. Road Kill! Auf eine Weise, die gänzlich unerwartet ist, hat Monsters: Dark Kontinent eine subtile Seite, ein starkes Konzept das dem Vorgänger auf sehr aufrichtige Weise treu bleibt, obwohl doch bis über das Genre hinaus so viel verändert wurde.
Lange Zeit ist unklar, ob der Film sich für die extraterrestrischen Einwanderer mit der fremdartigen, unangenehmen, aber auch seltsam anmutigen Anatomie mehr als nur als exotische Bedrohungskulisse schätzt. Schließlich wurde spätestens im Finale von Monsters überdeutlich, dass in den Wesen durchaus Potenzial steckt.
Das bedeutet aber nicht, dass es bei Monsters: Dark Continent keine Schauwerte gäbe. Der Film ist durchweg superb geschossen und liefert vor allem in der zweiten Hälfte einige fast schon poetische Shots.

Dennoch setzen immer wieder auch befremdliche Zeitlupenmomente ein, während fast schon würdigende Rockmusik so manche Aufbruchs- und Konfliktsituation untermalt. Fast wirkt es so, als hätte man die Army als Sponsor gehabt und sich dadurch verpflichtet, ein gewisses Werbeniveau zu gewährleisten. Spätestens dann, wenn das Feindbild zwar bestätigt wurde, unsere Soldaten aber mit keinem Deut Heldenhaftigkeit, sondern in einer Drastik reagieren, die der der Gegner in gar nichts nachsteht, nimmt die Situation in ihrem schizoid anmutenden Darstellungskontext verstörende Ausmaße an.

Monsters: Dark Continent profitiert sehr von seinem Vorgänger. Von der Welt und dem Hintergrund, die aufgebaut wurden. Gleichzeitig tut es dem Film gut, wenn er nicht mit Teil 1 verglichen wird. Gemein ist den Filmen nicht ihr Setting, nicht ihr Genre, sondern einzig der Wille, etwas über den Menschen auszusagen. Dies, so könnte man argumentieren, war ja seit Anbeginn des Genres das Bestreben von Science-Fiction, doch drangen die eigentlichen Sci-Fi-Elemente selten so weit in den Hintergrund wie hier. So könnte man Monsters: Dark Continent einen Etikettenschwindel vorwerfen. Doch würde man dann eine flirrende Mischung aus Jarhead, Starship Troopers, Black Hawk Down, The Hurtlocker und sogar ein wenig Apocalypse Now versäumen, die Krieg auf eine ehrliche, irritierende, schlimme Weise darstellt, ohne je prätentiös zu wirken – einen Film, der eine durchaus beachtliche Reflektion auf das Thema Krieg liefert.

Fazit

Dass ausgerechnet dieser Film den Wahnsinn des Krieges mit solcher Nachdrücklichkeit offenlegt, war kaum zu erwarten. Zwar irritieren patriotisch anmutende Ausflüge, doch ist auch gerade diese Irritation, diese verstörende Ambivalenz von Monsters: Dark Continent, die die Kraft des Filmes ausmacht.
Mit außerirdischen Störenfrieden aber hat Tom Greens Sequel noch weitaus weniger zu tun als schon der sehr aufs Zwischenmenschliche konzentrierte Vorgänger. Hier dienen sie tatsächlich nur noch als Metapher und einnehmende Kulisse.

Edge of Tomorrow

Doug Liman hat sich mit Filmen wie Mrs. & Mr. Smith und Jumper nur wenige Freunde unter Kinogängern mit einer gewissen Erwartung an Quaität gemacht.
Dass Edge of Tomorrow sich keinewegs als Abbruch der Reihe guter Science-Fiction-Filme mit Tom Cruise herausstellt, sondern, ganz im Gegenteil, eine drastische Bereichung für den Durchschnitt darstellt, ist eine ziemliche Überraschung.

We should just reset.

Story

Die Mimics, eine aggressive Alienspezies, überrennen die Erdstreitkräfte mit einer Überlegenheit in allen Disziplinen.
Major William Cage ist ein Soldat, der in diesen Zeiten denkbar schlecht aufgehoben ist. Seine kämpferische Ausbildung ist ebenso mangelhaft wie sein dahingehendes Engagement. Stattdessen berät er das Militär in PR-Angelegenheiten und präsentiert sein gewinnendes Lächeln. Als er Fotos des anstehenden Gefechts liefern soll, weigert er sich, sich dieser Gefahr auszusetzen. In Folge wird er als Deserteur behandelt und von seinem Vorgesetzten inmitten eines Trupps aus Raubeinen gesteckt, der an vorderster Front die Invasoren aufmischen soll.
Der großangelegte Vergeltungsschlag scheitert jedoch kläglich – der Feind ist informiert, vorbereitet und zerschlägt die gesamte Armee. Auch Cage findet einen schnellen Tod.
Dessen ungeachtet erwacht er jedoch wieder am Anfang des Tages und erlebt die unsanfte Integrierung wider Willen in seinen Kampftrupp erneut. Alles spielt sich zum zweiten Mal exakt so ab, wie vor seinem Tod. Wieder stirbt er und wieder erwacht er am Vortag der Schlacht. Und wieder und wieder. Die hochdekorierte Kämpferin Rita Vrataski, die er auf dem Schlachtfeld trifft und wenig später sterben sieht, scheint etwas über dieses Rätsel zu wissen und fordert ihn auf, nach dem Erwachen zu ihr zu kommen.

Kritik

Gleich zu Beginn instrumentalisiert Tom Cruise sein Saubermann-Image in – für seine Verhältnisse eigentlich längst mehr überraschend – angenehmer Weise. William Cage ist ein aalglatter Tunichtgut, mehr Winkeladvokat als Soldat. Cage ist schlimmer als die Kriegstreiber, die in weichem Licht auf weichen Polstern Flaggen in Landkarten pinnen, die so abstrahiert sind, dass auch nur noch einer abstrahierten Vorstellung von Wirklichkeit entsprechen. Cage hingegen ist einzig darauf bedacht, eine möglichst sichere Position zu haben und von dort aus breit zu lächeln, während er Geld dafür bekommt, dass die Todeskämpfe anderer sich auf Hochglanzpapier gut machen und er selbst nie auch nur einen Fuß in ein Kriegsgebiet setzen würde. Er ist eine Made, die auch vor Erpressung nicht zurückschreckt, wenn es um die Sicherung des persönlichen Status quo geht.

Edge of Tomorrow beginnt mit einem launigen und dennoch beunruhigenden Einstieg. Auch deshalb, weil Cruise einen wahnsinnig unsympathischer Anti-Helden spielt. Und irgendwie steht er damit auch für die ganze Menschheit. Der Film bietet zu Beginn viele Figuren, von denen keine die Liebe des Zuschauers verdient. Auch wenn Cage, der von seiner Arroganz auf fatalistische Weise in immer größere Fettnäpfchen getrieben wird, nicht zuletzt aufgrund seiner zentralen Position im Film, natürlich schon etwas Empathie einheimst.
Zugleich fungiert der Start als formidabler Countdown für eine Art futuristischen D-Day, der audiovisuell und ohne Zurückhaltung aus den Vollen schöpft.
Die Schlachtensequenzen, die gerade im ersten Drittel durch die ständigen Wiederholungen des Tages eine eminente Rolle einnehmen, überzeugen durch stimmige Musik einen durchdachten Schnitt und nicht zuletzt eine beachtenswerte Technikkonzeption auf Seiten menschlicher wie auch außerirdischer Fronten. Das Ganze streift mehrmals und sicher nicht ganz zufällig das Gebiet, in dem auch Starship Troopers zuhause ist.
Hinzu kommen Aliens, die vom Charakterdesign her direkt aus der Hölle zu kommen scheinen, dabei aber nicht maßlos von der Kamera begafft werden, sondern effektiv ins Bild preschen und als wirbelnder Tot nie die Hoffnung aufkommen lassen, dieser Gefahr Herr werden zu können. Die martialischen Kämpfe tun ihren Rest, wobei dankenswerterweise niemals die Übersicht verloren geht, denn die Kamera ist stets beherrscht und liefert gestochen scharfe Bilder.
Bemerkenswert ist außerdem die Verzahnung von dramatischen, durchaus schmerzhaft-tragischen Bildern in Verbindung mit humorvollen Spitzen. Ein Gleichgewicht, das nur schwer zu konstruieren ist. Umso stärker ist zu würdigen, dass Edge of Tomorrow diese Herausforderung mit Bravour besteht.
Das Murmeltier-Schema wird konsequent ausgeschöpft, es gibt keine einzige Phase, die sich nach Leerlauf anfühlt, und die Story bleibt auf unentwegt spannendem Niveau. Dass der große Umschwung dann durch einen halbstarken Deus ex machina vollzogen wird, trübt das Sehvergnügen marginal, tut dem Spaß im Gesamten aber keinerlei Abbruch. Einzig der Umstand, dass man das Dilemma mit Zeitschleife und Weltenrettung eigentlich auf eine lachhaft pragmatische Weise hätte lösen können, steht dem ansonsten feinen Drehbuch nicht übermäßig gut zu Gesicht. Mit einem einzigen Satz wäre dies auszuhebeln gewesen. Doch auch hier handelt es sich letztlich nur um ein schiefes Detail in einem ansonsten tadellosen sehvergnügen.
Zum Ende hin ergibt sich der Film zudem ein wenig zu sehr seiner Actionseite, da man sich wohl den Erwartungen an ein Blockbusterfinale verpflichtet fühlte. In den letzten Minuten der Auseinandersetzung schleicht sich dann doch noch das schmerzhafte Gefühl von Beliebigkeit ein, das der Science-Fiction-Film bis dahin so kunstvoll vermieden hat.
Aber das ist Gejammer auf hohem Niveau. Edge of Tomorrow ist nichtsdestotrotz eine durchgängige, erstaunlich kompromisslose Freude.

Fazit

Edge of Tomorrow ist ein dynamischer Reißer mit außergewöhnlichem Szenario, intensiver Perspektive und einer angenehmen Kompromisslosigkeit geworden, die einzig zum Schluss kurz einbricht. Damit ist der Film nicht nur ein weiterer Achtungserfolg in den Reihen der Science-Fiction-Produktionen mit Tom Cruise an der Spitze (Minoroty Report, Krieg der Welten, Oblivion) seit Anbeginn des Jahrtausends, sondern zweifelsohne auch der bisher beste Film von Regisseur Doug Liman geworden.

Android Insurrection

Andrew Bellwares hat sich auf Mockbuster spezialisiert. Earthkiller hat hier einen gewissen Ruf, da ihn der deutsche Verleih frech mit dem Untertitel Blade Runner 2 auf den Markt warf. Dem Rest der Welt ist der Film mehr wegen seiner Qualität bekannt. Noch besser (Imdb-Wert 1,9) ist nur sein Vorgänger-Film Battle: New York, Day 2. Sein letztes Werk war Prometheus Trap, der in kleinen Kreisen sogar einen verhältnismäßig (auf diesem Wort liegt die Betonung) moderaten Ruf hat.
Doch hier geht es um sein erstes Werk aus dem Jahre 2012, namentlich Android Insurrection.


Das zweite Gesetz der Roboter: Suchen Sie keinen Streit.

Story

Wir schreiben das 26. Jahrhundert und gewisse Schnurrbärte werden endlich nicht mehr mit deutschen Diktatoren in Verbindung gebracht. Außerdem hat sich eine Armee aus bösartigen Roboter gebildet, die von Mensch und Android bekämpft werden will.
Eine Gruppe des Widerstands bekommt den heiklen Spezialauftrag, eine Gruppe ganz besonderer Roboter aus dem Einsatzgebiet in Sicherheit zu bringen.

Kritik

Kurze Richtigstellung am Anfang:

„Einsatzgebiet“ =  Lagerhallen, Heizungskeller, eventuell so etwas wie eine Werkstatt
„Widerstand“ = Gruppe verwirrter Laiendarsteller
„Roboterarmee“ = mäßig animierte Schrottspinne

Die Effekte sind überraschenderweise eine zweischneidige Angelegenheit. Wobei die eine Schneide merklich schartiger ist als die andere. Einige CGI-Konstrukte sehen anständig aus. Das große Kugelmonster aus der ersten Sequenz macht Spaß, die Außenaufnahmen einiger pseudo-futuristischer Fluggefährte gehen ebenso in Ordnung, so lange nicht zeitglich ein Mensch mit im Bild ist und darauf aufmerksam macht, wie armselig die Animationen eben doch sind.
Das ist auch der schmerzende Druckpunkt vieler Szenen: Die CGI-Kulissen sind schlimm und ungeheuer störend, da der Kontrast von Computerhintergrund und schlecht ausgestatteten Laiendarstellern immens ist. Das fällt aber kaum ins Gewicht, da der Hauptteil der Handlung sich schließlich in einem Keller abspielt.
Bewundernswert ist, dass die Darstellung von ausgerechnet kleinen und verhältnismäßig simplen, für die Glaubwürdigkeit aber enorm wichtigen Details, wie beispielsweise eines halbwegs authentisch wirkenden Mündungsfeuers, kolossal scheitert.
Das, was dann manchmal moderat aussieht oder aussehen könnte, weiß der Film aber mit verunglücktem Geschick zu verbergen. Bedrohliche Roboterspinnen und ähnliche Hindernisse, die sich dem unkoordinierten Heldentrüppchen in den Weg stellen, agieren in aller Regel außerhalb der Kamera und lassen häufig nur ab und an mal ein Beinchen von sich ins Bild ragen, damit der Zuschauer auch glaubt, dass da was sitzt und gefährlich ist. Stattdessen sieht man dann Menschen, die ballern. Und ballern. Und ballern. Und ballern. Bis das Gefecht beendet ist. Da man wohl ahnte, dass man in Spielfilmlänge nicht nur ballernde Witzfiguren zeigen kann, besteht der Hauptteil des Filmes aus Dialogen.
An sich keine verkehrte Idee. Wenn man kein Geld für teures Spektakel hat, besinnt man sich auf Dinge, die auch mit geringen Mitteln zu realisieren sind und lässt ein paar Nervenbündel, die im Herzen der Finsternis um ihr Leben fürchten, nervöse Gespräche über Loyalität, Maschinenethik und Hoffnungslosigkeit führen. Leider werden aber die meiste Zeit über platte Phrasen und transparente Lässigkeiten ausgetauscht. Dass die ganze Sache nie sehenswert, aber auch nie zermürbend furchtbar ist, liegt einzig am halbwegs gelungenen Schnitt und der Kamera, die sichtlich bemüht ist, Dynamik in das eigentlich hochgradig träge Geschehen zu bringen.

Das alles wäre nicht weiter schlimm. Die hatten wenig Geld und wollten gerne trotzdem ein bisschen Sci-Fi produzieren. Genaugenommen ist das ja was Gutes. Doch verhindern die Amateurdarsteller, dass man irgendeine Szene ernstnehmen kann, erwecken sie doch sämtlich den Anschein, man hätte sie direkt vom benachbarten Set eines drittklassigen Pornos wegrekrutiert. Wer diesen Eindruck festigen möchte, dem sei der Genuss der deutschen Synchronisation wärmstens empfohlen. Der Versuch, die Talentfreiheit mit Sonnenbrillen, enger Lederkluft, Nasenpiercings und hinter die Ohren geklemmten Zigaretten zu kaschieren, ist bestürzender weise nicht erfolgreich. Die hölzernen, unbeholfenen und bemüht pomadigen Dialoge machen auch genau das, was man beim lesen dieser Zeilen bereits vermutet.

Die Handlung besteht daraus, dass man fast die volle Laufzeit über durch einen Keller watschelt, sehr viel schwafelt und ab und zu von schlecht animiertem Mündungsfeuer verdeckt wird. Was woanders Warnschilder wären, sind hier handgeschriebene Buchstaben, die mit Kuli auf ein weißes Stück Papier gekritzelt wurden, das mit Paketklebeband an einer Tür befestigt ist. Android Insurrection ist nicht der langweiligste Film, den es gibt, aber es fehlt auch nicht sehr viel, um diese Trophäe einzuheimsen. Dass die taffe Protagonistin eigentlich ein Android ist, soll die große Überraschung am Ende sein, wird aber bereits von Anfang an so oft und vollmundig angedeutet, dass die Enthüllung zum Schluss so notwendig ist, wie ein Kronleuchter an einem Mittag in der Wüste.
Die kantige Dame mit dem The fifth Element-Gedächtnishaarschnitt, die einen anderen Roboter mimt, verdient aber durchaus eine Trophäe. Dass sie einen Androiden spielt, macht sie Kenntlich, indem sie genauso stockend und emotionslos spricht, wie die anderen, hierzu neckisch mit dem Kopf hin und her ruckelt und sich bemüht, in einem Rhythmus zu wandeln, den man auf dem Schulhof wohl als „robotisch“ empfunden hätte. Manchmal sind dabei surrende Geräusche zu hören, meistens aber nicht.

Fazit

Günstig produzierte Low-Budget-Science-Fiction mit viel Geschwafel, unansehnlichem Geballer und bemüht scheiternden Darstellern, die unentwegt so tut, als erzähle sie eine Geschichte. Nur dank der beherrschten Kamera verkommt der Film nicht zur Tortur.
Trotzdem: Ganz so hundsmiserabel, wie zum Beispiel der Sternedurchschnitt bei Amazon befürchten lässt, ist Android Insurrection nicht. Er ist nur einfach schlecht.

Eine ebenso große Mogelpackung wie das Postermotiv ist die angegebene Laufzeit von einer Stunde und 23 Minuten. Der Abspann nimmt einen bemerkenswert großen Teil des Filmes ein – und ist bemerkenswert lange einfach nur schwarz.
Warum so etwas synchronisiert auf den deutschen Markt geschleudert wird, Streifen wie Upstream Color aber nicht, weiß nur der Teufel.

Ender’s Game

Orson Scott Cards Roman, der 1985 aus einer deutlich älteren Kurzgeschichte entstand und bisher vier (je nach Auffassung auch 5) Fortsetzungen nach sich zog und weitere folgen lassen wird, galt lange Zeit als unverfilmbar. Gavin Hood (Wolverine: Weg des Kriegers) nahm das Ruder an sich, das mehrmals schon fast von anderen bedient worden wäre.


No. The way you win matters.

Story

Der Angriff der Formics, fiese insektoide Unholde aus dem Weltraum, konnte vor einem halben Jahrhundert nur mit großen Anstrengungen und dem unverschämten Glück eines Einzigen, der im richtigen Augenblick die richtige Entscheidung traf, zurückgeschlagen werden.
Die Menschheit hat sich wieder aufgerappelt, die Furcht vor einem erneuten Invasionsversuch ist aber allgegenwärtig.
Die Streitkräfte rekrutieren und trainieren Kinder, um besondere strategische Talente so früh wie möglich zu erkennen und zu fördern. Auf diesem Weg will man einen außergewöhnlichen Flottenkommandanten finden, um der außerirdischen Bedrohung Herr zu werden.
Colonel Hyrum Graff meint im Jungen Ender Wiggin das erhoffte Potenzial zu erkennen und schickt ihn von der Rekrutenschule direkt eine Raumstation, wo die Besten der Besten gegen- und miteinander trainieren.

Kritik

Auch nach starker Verkrümmung der Geschichte, um sie zu einem standardisierten Drehbuch zu verbiegen, bleibt der ambitionierte und interessante Grundgedanke der Story erhalten, liefert der Film doch eine recht ungewohnte Sicht auf die Führung eines martialischen Sternenkrieges. Der Feind ist eigentlich völlig unbekannt. Seine Flottenstärke, seine Motive, seine Strategien. Einfach alles von ihm. Was man tut, fühlt sich genaugenommen nicht richtig an, da man nur die eigene Seite kennt und genaugenommen im Dunkeln stochert. Da aber der Mensch seine elementaren Handlungsmuster nie verlieren wird, wird er  zur vor Angst um sich beißenden Bestie, sobald er bedrohlich in die Ecke gedrängt wird.
Es bleibt unklar, wer und was gut und böse ist. Einfach deswegen, weil Gut und Böse in dieser einfachen Form nicht existieren.
Während die Moral angenehm diffus und – egal, wie man sich entscheidet –  unangenehm klebrig bleibt, trifft das auf viele Charaktere leider nicht zu. Während Ender und Fords störrischer Colonel Hyrum spannende Figuren sind, lassen sich alle anderen allesamt auf eine einzige maßgebliche Eigenschaft reduzieren, die darüber hinaus lediglich dafür da ist, die klare Bahn zu definieren, die Ender zu nehmen hat. Das in Verbindung mit ein paar irritierend nachlässig geschriebenen Dialogen führt dazu, dass einige Figuren fast schon zu Witzen verkommen. Das lächerliche Harter-Ausbilder-Klischee mit peinlich provokanten Schreiphrasen oder der dämliche Schulrowdy, der neben seiner kindlichen Aggressivität keinerlei Qualifikation hat, die sein Dasein in der Ausbildungsstätte rechtfertigt, sind da nur die schlimmsten Beispiele.
Etwas kurios sind außerdem einige Handlungen, die von Grund auf nicht nachvollziehbar sind – zum Beispiel wenn die Kinder zum ersten Mal in einem Raum ohne Schwerkraft trudeln und anfangen, aus purem Spaß am Experiment, die noch unbekannten Waffen aneinander auszuprobieren. Nach dem Motto: „Was mag wohl passiere, wenn ich mir diese Gabel ins Auge drücke?“.
Ja, was mag da wohl passieren. Gut so Jungs, und dann rettet ihr die Menschheit. Sicher, das soll verdeutlichen, wie ahnungslos und verspielt die Rasselbande ist. Aber mal ernsthaft, ist das der beste Weg, dies zu tun?
Im Laufe des Filmes mit anzusehen, wie der  schmächtige Ender nach und nach zur emotionsarmen, kühl kalkulierenden Kampfmaschine wird, die Gegner und Situationen automatisiert auf Schwachstellen abscannt, ist dann aber wieder durchaus ergreifend.
Das liegt vor allem daran, dass gelungen vermittelt wird, wie unbeholfen, unschuldig und hilflos die Kinder in ihrem Umfeld tatsächlich sind. Die Umstände zwingen sie, sich als Erwachsene zu fühlen und aufzuführen, was ihnen aber unmöglich gelingen kann. Die ungewöhnlich engen, graugelben Anzüge führen dazu, dass die völlig überforderten Nachwuchs-Helden unsicher und verloren wirken. Ganz wie ein normaler Teenager also.

Interessante Kameraperspektiven (Predator-Kameramann Donald M. McAlpine, immerhin 80 Jahre alt, läuft noch mal zu Hochtouren auf) und ein sphärisch-melancholischer Soundtrack schaffen es glücklicherweise häufig, auch eigentlich platten Szenen eine Ahnung von Bedeutsamkeit zu verleihen. Die Inszenierung ist hier definitiv dem sehr ungeschmeidigen Drehbuch überlegen. So gelingen dem Film Akzente, die er allein durch seine Geschichte kaum hätte setzen können. Wobei es zu kurz gegriffen wäre, es so zu sagen. Die Geschichte an sich ist dank der klugen Romanvorlage natürlich keine schlechte, wenn auch der Film sich viele eklatante Änderungen erlaubte, um den Stoff publikumsverträglich auf die Leinwand zu befördern.
Nur die Darstellung der Figuren ist der große Schwachpunkt, der den Film immer wieder zum bluten bringt.
Ab der zweiten Hälfte endet die klassische Ausbildungsphase und mit ihr die Dominanz der Stereotypen, Tausendsassa Sie Ben Kingsley taucht auf und der Film gewinnt gehörig an Faszination dazu.

Fazit

Man merkt Ender’s Game natürlich überall an, dass der Stoff auf Hollywoodtauglichkeit heruntergebrochen werden musste, doch bleibt die Story im Kern aufregend und ungewöhnlich genug. Plumpe Nebenfiguren und ebenso plumpe Dialogausfälle machen aber leider auch vieles kaputt. Trotzdem entwickelt der Sci-Fi-Film seinen ganz eigenen Sog und fasziniert durch die ungewohnte Betrachtungsweise der Geschehnisse in besonderem Maße.
Ender’s Game könnte der Auftakt zu einer sehr ambitionierten Serie sein, sofern das definitiv vorhandene Potenzial der erkannt und genutzt wird. Es bleibt also zu hoffen, dass sich das Studio trotz des mauen Einspielergebnisses zu diesem Wagnis entschließt.

Gastkritik: Stargate Atlantis

Als man im Hause Showtime noch, die originäre Stargate-Serie nach Staffel 5 zu Grabe zu tragen, war ein abschließender Film angedacht, in dem das Expeditionsteam auf das legendäre Atlantis stoßen soll. Nach dem Wechsel zu Sci Fi erholten sich die Quoten aber, Stargate wurde fortgesetzt und aus der Atlantis-Idee sogar eine ganz eigene Serie geschaffen.

Story

Die Handlung führt (aufbauend auf die finale Folge der Staffel 7 von SG1) ein großes Expeditionsteam der Erde erstmalig in eine neue Galaxie. Die Wissenschaftler und Soldaten benutzen für ihre lange Reise ein sogenanntes Stargate, ein Tor, das mit Wurmlochtechnologie Menschen und andere Dinge über große Distanzen transportieren kann. Am anderen Ende des Sternentores liegt die geheimnisvolle und sagenumwobene Stadt Atlantis, die von den Antikern, einer extrem hochentwickelten Rasse, erbaut wurde. Zwar findet das Expeditionsteam in ihrer neuen Basis diese Spezies, welche das Stargate einst errichteten, nicht, aber dafür gibt es allerhand andere Dinge zu entdecken. Und gleich am Anfang müssen sie sich ohne mögliche Unterstützung von außen einem, nun ja, „Wasserschaden“ stellen.

Kritik

Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich Stargate Atlantis damals wirklich fast hasste und das, obwohl ich es gar nicht gesehen habe. Warum kann man eine Sci-Fi-Serie hassen? Nun ja, die Serie war damals scheinbar so überaus reizvoll, dass der ein oder andere potentielle Partner sich lieber für den Fernseher statt für Dates mit mir entschied.
Fast 9 Jahre nach der deutschen Erstausstrahlung auf RTL2 habe ich diese deprimierende Ablehnung verarbeitet und Stargate Atlantis eine Chance gegeben. Und ich muss sagen, mich zu versetzen, um die Serie zu sehen, war eine ausgezeichnete Wahl (und ist es wohl immer noch).
Da SGA auf der Vorgänger-Serie Stargate SG-1 aufbaut, ist es natürlich überaus sinnvoll, diese auch zu kennen. Besonders spaßig ist es außerdem, dass die beiden Serien damals zeitgleich liefen und Ereignisse sich überschneiden bzw. gegenseitig bedingen und die Charaktere teils zwischen den Serien wechseln.

Neben der riesigen Stadt erkunden die Expeditionsteams aber auch andere Welten, die sie per Sternentor schnell erreichen können. Und wie das eben so ist, sorgen sie (natürlich ausversehen) für das Erwachen einer Rasse, die nicht nur die Erde, sondern auch alle Menschen der Pegasus-Galaxie in große Gefahren bringt. Die intelligenten Wraith können Menschen das Leben aussaugen und gewinnen dadurch wahnsinnige Heilkräfte, was sie umso gefährlicher macht.
Um sich und ihre neu gefundene Basis zu schützen, müssen die Expeditionsteams sich mit den anderen Völkern verbünden und außerdem sogenannte ZPMs, unglaublich starke Energiequellen, finden. Diese sind es auch, die ihnen überhaupt erst wieder erlauben, die Rückreise zur Erde anzutreten. Natürlich sind nicht alle Völker den Erdlingen wohlgesonnen und neben den Wraith bergen auch andere Rassen so einige Überraschungen.

Stargate Atlantis ist überaus unterhaltsam, wird selten langweilig und das, obwohl sich die Handlungen in gewisser Weise wiederholen (nicht zuletzt durch ähnliche Ereignisse in SG1). Die Charaktere bleiben zwar eher eindimensional und scheinen Klischees zu entsprechen, sind für sich genommen aber dennoch überzeugend.
Da haben wir den überaus selbstverliebten Wissenschaftler und meinen Favoriten Dr. Rodney McKay. Er ist brillant, genial und immer hungrig. Der ewig mutige John Sheppard und Anführer des Hauptteams hat einen Hang dazu, sich selbst zu opfern, und die sexy Kämpferin Teyla Emmagan, sorgt für ein wenig Exotik. Dr. Elizabeth Weir ist die Leiterin der Expedition und hat die Aufgabe, die schwierigen Entscheidungen zu treffen. Sie bleibt sich bis zum Schluss treu. Dr. Carson Beckett ist ein warmherziger Arzt, der vor allem seine eigene Mutter über alles liebt und immer darauf bedacht ist, den Ärztekodex zu wahren. In späteren Folgen gewinnt die Serie mit Ronnon Dex einen sprachfaulen Frauenhelden dazu und mit Dr. Jennifer Keller das Lächeln der schon aus Firefly bekannten Jewel Staite.
Aber wirklich gut wird die Serie vor allem durch die Wraith. Nicht nur, weil diese toll geschminkt und kostümiert sind, sondern auch, weil ein spezieller Wraith namens Todd die Grenzen zwischen Feind und Freund verschwimmen lässt und immer mal wieder einen Witz parat hat.
Zusätzliche Pluspunkte sammelt die Serie außerdem durch wirklich lustige Folgen wie „Vegas“, die wohl eine Hommage an CSI darstellt, und die Tatsache, dass sie sich selbst immer mal wieder auf die Schippe und nicht so ernst nimmt.

Fazit

Wer also eine Serie sucht, in der Charaktere sich durch ihre Entscheidungen immer weiter entwickeln und vielleicht auch unerwartet verändern, wird durch SGA vermutlich eher enttäuscht. Richtig große Überraschungen erwarten den Zuschauer, bis auf Einzelfälle, nicht. Dafür bietet Stargate Atlantis aber wirklich viele mögliche Sci-Fi Szenarien (Paralleluniversen, technische Wunderbarkeiten, Zeitreisen, moralisch verwerfliche Experimente, Auferstehung zu neuen Lebensformen, und, und, und…). Das ist es vermutlich, was die Serie in 100 Episoden nur so dahin rauschen lässt.

Autor: iuahd67

Robotropolis

Genaugenommen hat Christopher Hatton bisher nur wenig Gutes geschaffen. Filme wie Cyber War, den man nachträglich und ganz ohne Hintergedanken in Avatar umtaufte, entstammen seiner Feder. Auch zwei gar nicht so üble Episoden Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert sind ihm zu verdanken. Eine lobenswerte Treue zur Science-Fiction und wenig Talent, immer eine hervorragende Kombination. Was hat Robotropolis hat neben seinem wunderbaren Namen noch zu bieten?

Nooarrhoo!!!

Story

Die Ölfirma mit dem sympathischen Namen Meganational Industries ist ein ziemlich gewinnträchtiges Unternehmen. Deswegen hat sich der Unternehmenskopf und zweitreichste Mensch der Erde auch eine Insel gekauft und diese still und heimlich zum hochtechnisierten Roboterparadies geformt. Menschen und Androiden leben in Einklang und die metallenen Helfer stehen ihren fleischigen Herren bei jedweder Tätigkeit treu zur Seite.
Erstmalig ist es einem Fernsehteam gestattet, auf dem Eiland zu drehen. Reporterin Christiane Nouveau und ihr Team um den sensationslüsternen Regisseur Edward sind gerade im Begriff, die Idylle zu beweihräuchern, als urplötzlich ein Roboter vor laufender Kamera einen Menschen niederschießt. Was anfangs nach einem Einzelfall aussieht, entwickelt sich rasch zu einer Katastrophe, in der sämtliche Roboter zur Jagd auf ihre Herren blasen.
Während man in der Führungsetage erfolglos versucht, die Gründe für das plötzliche Aufbegehren aufzudecken, fahren die Journalisten unter Lebensgefahr mit ihrer Berichterstattung inmitten des Massakers fort.

Kritik

Schon in den Anfangsminuten wird klar, dass die Welt die Roboterapokalypse verdammt noch mal verdient hat. Die Menschheit der Zukunft besteht nur noch aus skrupellosen Milliardären, lüsternen Kameramännern, profitgierigen Regisseuren und Kameraden, die nach dem unerwarteten Tod ihres Freundes auf dem Fußballfeld aus dem Stehgreif politische Parolen ins Nichts brüllen, anstatt den Verlust zu betrauern. Was alle teilen, ist ein furchtbarer Humor. Dass all diese Leute dazu auch noch schrecklich beschränkt sind, zeigt dem Zuschauer, dem es schwerfallen dürfte, Sympathisanten auszumachen, vor allem eines: Die Spezies Mensch hat ihren Zenit überdeutlich überschritten. Zeit, die Evolution ihr Werk machen zu lassen. Soll Gott die Roboter-Sintflut über uns hereinbrechen lassen, so oder so sind wir verloren.
Was erwarten die Insulaner denn, wenn sie Haushalts- und Verkehrsroboter völlig grundlos serienmäßig mit tödlichen Schusswaffen und Flammenwerfern ausstatten. Wir schreien ja förmlich danach, endlich umgebracht  zu werden. Das sind Signale, die wohl selbst die Maschinen auf heutigem Stand rasch richtig deuten würden, Robotergesetze hin oder her. New City ist kein Ort, wo der Sinn zuhause ist.

Dabei ist die Prämisse und auch ihre Umsetzung jedenfalls im Prinzip gar nicht so blöde. Die ersten 40 Minuten von Robotrapolis sind die im Entstehen begriffene Reportage, etwa die Hälfte der Szenen sind identisch mit der Fernsehübertragung, während in der anderen Hälfte der böse Industriemagnat und die Nachrichtenleute hinter der Kamera zu sehen sind. Sabotiert wird das Konzept von zwei Problemen: Die Schauspieler sind zweit- und drittklassig (vor allem Kameramann Danny, der das Kunstwerk schafft, bereits nach nur einer Szene vollkommen unausstehlich zu sein und darüber hinaus die Mimik einer Mandarine besitzt) und die Dialoge derart planlos, dass die Darsteller mit jedem gesprochenen Wort automatisch noch schlechter dastehen. Gordon Standish als Milliardär (gespielt von Lani John Tupu, bekannt als schmieriger Rächer aus Farscape) bietet noch die beste Performance, ist gegen die geballte Kraft des Drehbuchs aber dennoch machtlos. Immerhin gelingt es ihm, mit höchst sonderbaren Verzweiflungsausbrüchen seiner Figur ein paar traurige Höhepunkte setzen. Immer dann, wenn er sich konvulsivisch aufbäumt und mit zusammengekrümmter Statur seine hemdsärmelige Pranke auf den Tisch sausen lässt, um entgeistert „Nooarrhoo!“ in sein steriles Büro zu brüllen.

Auch von in technischen Disziplinen ist keine übermäßig große Hilfe zu erwarten. Zwar war man sichtlich ambitioniert, viel Abwechslung einzubringen, schießt aber übers Ziel hinaus, wenn manchmal Gesichter, teilweise auch ganze Szenen gezeigt werden, die überhaupt nichts zur Handlung beitragen und dadurch bestenfalls für unfreiwillige Komik sorgen.
Es ist nicht dramatisch, dass Robotropolis abseits von „Roboter laufen Amok“ keine Geschichte zu erzählen hat, aber ein Film ohne Story benötigt nicht so viele Figuren, die alle in unterschiedlichen Räumen nichts anderes machen, als ratlos zu sein und Ratloses zu sagen. Allerdings muss man zugutehalten, dass der Science-Fiction-Film dies mit seinen beschränkten Mitteln recht sachverständig zu vertuschen versucht.

Die Effekte sind schwankend, im Gesamten aber in Ordnung. Man sieht ihnen ihre digitale Natur stets an, wirklich störend ist dies aber nicht. Der dicke Nebel in der Mitte des Filmes, der wohl so etwas wie Rauch darstellen soll, sieht hingegen so künstlich aus, dass jedes Sehvergnügen abhandenkommt, so aufdringlich macht er das Bild milchig. Überhaupt sind die Eindrücke von New Town nach der Katastrophe eher unbeholfener Art.
Die Roboter, auf die es schließlich ankommt, sind ebenso passabel animiert wie der Rest – wie gesagt: Bis auf ausgerechnet den Nebel –, für einen Film über Roboter aber etwas uninspiriert designet. Mit einer merkwürdigen Schwankung von Stärke und Konstitution haben sie darüber hinaus zu kämpfen. Wie sonst lässt sich erklären, dass sie einerseits furchtbar stark sind, sich andererseits aber widerstandslos von einer untersetzten Person mit einem Tischbein zerlegen lassen?

Fazit

Am Anfang noch unterhaltsam, wird Robotropolis mit zunehmender Laufzeit zu einer qualitativen Abwärtsspirale aus idiotischen Dialogen und zahlreichen mittelmäßigen Zutaten. Der Film hat zu viele Figuren für zu wenig Geschichte, endet im Nichts und bietet eine grotesk dämliche Auflösung. Da man bemüht ist, ständig irgendwas passieren  zu lassen – ob schlüssig oder nicht – wird es trotz durchgehend ärgerlicher Figuren aber auch nicht einschläfernd.

Fantasy-Filmfest-Special: Frankenstein’s Army

Frankensteins Monster – nun auch im Plural. Richard Raaphorst lässt in seinem ersten Langfilm handgemachten Wahnsinn posieren, pfeift auf Charakterarbeit und Story und konzentriert sich ganz auf seine unikalen Fleisch-Maschine-Perversionen. Mit Erfolg.
http://www.youtube.com/watch?v=dOF8GiIXtGY
Things the Doctor makes.

Story

Der zweite Weltkrieg ist am Toben und Dimitri ein Filmstudent mit großem Engagement. Er und seine 16mm-Kamera begleiten einen kleinen Stoßtrupp der russischen Armee, um ein paar werbewirksame Propagandaaufnahmen einzufangen.
Als sie einen Hilferuf über Funk empfangen, folgen sie dem Signal und erreichen ein kleines Dorf, das wie ausgestorben scheint. Dass es dort nicht mit rechten Dingen zugeht, kündigt sich schon auf dem Hinweg an, wo höchst eigenwillige Kadaver von Kriegsgreuel zeugen, die jenseits des Vorstellbaren liegen. Die toten Körper werden entstellt durch merkwürdige Mutationen und mechanische Modifikationen.
Im Gangsystem unter einer zum Labor umfunktionierten Kirche stößt man schnell auf die Quelle dieser entmenschlichten Wesen: Wütende Kreaturen, von einem irren Doktor wiederbelebt. Von einem Nazi-Frankenstein der sich mit lascher Wiedererweckung nicht zufrieden gab, denn derartiges ist bekanntlich für Amateure. Stattdessen stattete er seine Geschöpfe mit dem Besten aus, was der gut sortierte Werkzeugschrank so hergab. Leiber mit viel Metall und noch mehr Waffen streifen durch die klaustrophobisch engen Gänge und machen Jagd auf die Eindringlinge. Frisches Baumaterial wird schließlich immer gebraucht.
Doch auch untereinander herrschen Spannungen, die durch die Extremsituation nur noch geschürt werden, bis Dimitri, nur mit seiner Kamera bewaffnet, sich plötzlich alleine in einem Strudel aus Körperteilen und Motoröl wiederfindet

Kritik

Wenn die Filmwelt von Heute eines ganz gewiss nicht braucht, ist es ein weiterer Found-Footage-Streifen. Nun sehen wir uns also das – offenbar gefundene – Material des Kameramannes Dimitri an und merken schnell, dass sich das Konzept mit seinem Authentizitätsanspruch selbst ad absurdum führt, weil die vermeintlich echten Aufnahmen andauernd mit atmosphärischer Hintergrundmusik untermalt sind. Auch sonst wirkt es so, als wäre die Wahl dieses Präsentationsstils keine dramaturgisch, sondern eine finanziell motivierte gewesen. Wirre Kameraführung und wahllose Schnitte sind dadurch entschuldigt. Aber trotzdem gelingt Frankenstein‘s Army genau das, woran die meisten Handkamerafilme kläglich scheitern: Es stellt sich ein starkes Mittendrin-Gefühl ein. Selbst die Laiendarsteller, die in mindestens zwei Fällen auch viel zu jung für ihre Rollen aussehen, verhindern nicht, dass man sich als Zuschauer direkt im Geschehen wähnt. Neben erwähnter Musik und den toll gewählten Schauplätzen, auch vor und auf dem Weg zu der Kirche, ist das vor allem vielen Schummeleien der Regie zu verdanken: Der filmende Hauptdarsteller neigt dazu, in den gefahrvollsten Situationen einfach tatenlos stehenzubleiben und seine Kamera zudem so zu drehen, wie man den Kopf drehen würde – nur viel, viel langsamer. Wenn aus drei von vier Gängen grässlich grunzende Abscheulichkeiten anstürmen und das Kameraauge zwar zittrig, aber trotzdem ohne Eile erst einmal in alle drei Gänge reinfilmt, bevor sich der gute Dimitri dann vielleicht mal entschließt, in den einzig freiliegenden Schacht zu türmen, nimmt man den Protagonisten mit seinen geistigen Kapazitäten und auch dessen Überlebenstrieb zwar nicht mehr für voll, kann die aufkeimende Panik aber auch sehr gut nachempfinden. Ein ähnlicher Effekt tritt ein, wenn die Waffenarme der Scheusale niedersausen und es wegen der Kameraperspektive so aussieht, als müssten sie das Würstchen von einem Helden eigentlich zweiteilen. Doch stattdessen gibt es noch ein paar weitere Hiebe ins vorgebliche Nichts und der ambitionierte Filmstudent setzt seinen Weg fort. Wie gesagt, Manipulation sehr hohen Grades, aber es funktioniert, wenn man sich drauf einlässt.
Und der Rest? Ein Haufen trunksüchtiger Schandmäuler, denen das Leben der Genossen wenig und das aller anderen gar nichts wert ist. Kriegsverbrechen sind keine Ausnahme. Ein sonderbares Protagonistenpack ist es, das Frankenstein’s Army uns da vorsetzt. Und da man auch nicht davor zurückschreckt, den eigenen Kameraden bei nächstbester Gelegenheit schamlos in den Rücken zu fallen, fällt eine Identifikation nicht leicht. Aber so ist der Krieg nun mal, möchte uns der Film der Niederländer uns wohl sagen. Vor allem in Russland. Liebgewinnen sollte man eh niemanden der Herrschaften, denn die Soldaten fallen den in den Schächten lauernden Wiedererweckten schneller zum Opfer als man ihre Namen auswendig kann. Und die wahren Hauptdarsteller sind auch gar nicht die nichtsahnenden Militärs oder Kameramann Dimitri, sondern die schaurigen Gestalten, deren Körper Waffe ist. Das Geld, das eigentlich für Schauspieler und Drehbuch ausgegeben wird, floss hier zur Gänze in Kreaturendesign und Maske. Was Frankenstein’s Army auszeichnet und zu dem Spaß macht, der der Film ist, ist die unglaubliche Liebe zum Detail. Über 30 Biester wurden erdacht und in Handarbeit zusammengeklebt, -geschraubt und -genäht. Und sämtlich sehen sie zu niederknien gut aus. Von der mordenden Tauchglocke und der Schnapp-Kopf-Ab-Falle auf den Schultern bis hin zum Propeller als Kopfersatz hat man nichts ausgelassen, um den Freund altmodischer Effekte selig zu stimmen. Und das mit enormem Erfolg: Die Kuriositätenschau scheint kein Ende zu nehmen, jedes neue Ungeheuer überrascht mit seiner einfallsreichen Aufmachung und jede kommende Idee ist noch ein wenig irrer und abgefahrener als die vorangegangene. Bis zum Kochtopf auf Beinen. Doch nicht nur hier, auch an allen anderen Stellen zeugt jede Einstellung von liebevoll entworfener Ausstattung. Es werden Räume durchquert, die man nur für wenige Sekunden zu Gesicht bekommt, an deren verschwenderischer Steampunk-Einrichtung man sich aber gar nicht sattsehen kann. Dabei nimmt sich der Film ernst genug, um oben erwähnte Intensität zu wahren, aber weißt auch immer, dass er eigentlich großen Unfug darstellt. Die Spitze dieses augenzwinkernden Eingeständnisses ist fraglos das herrlich dämliche Vorhaben des für die Misere verantwortlichen Doktors, den Konflikt zwischen Nazis und Kommunisten auf ewig beizulegen.
Im Großen und Ganzen spiegelt der Film auf seine eigene bizarre Weise ein wenig den Wahnsinn wider, der in einem fanatischen Dr. Frankenstein wüten könnte. Und das Ganze bezeichnenderweise in und unter einer Kirche. Welcher Ort könnte passender sein, um einem Menschen das Feld zu bieten, sich als Gott aufzuspielen?
Am Ende gibt es zur Abrundung noch eine fies-schöne Reminiszenz an Mary Shelleys Roman.

Fazit

Frankenstein’s Army wirkt wie ein schelmischer Abgesang auf das Zeitalter digitaler Effekte. Alles ist handgemacht und alles sieht superb aus. Wer sich damit arrangieren kann, dass nicht irgendwelche inneren Werte wie eine Story zählen, sondern das furiose Schaulaufen eines obskuren Monsterkabinetts des Filmes Herzstück darstellt, erlebt eine 84-minütige Geisterbahnfahrt, wie es sie schon lange nicht mehr gab. Inklusive einem von Sinnen seienden Doktor, Bloßstellung von Naziideologie und herzhaftem Splatter.