Spacehunter: Jäger im All

Michael Ironside als orkischer Weltraumvampir mit Hang zu Lüsternheit und Wahnsinn? Braucht man mehr? Spacehunter: Abenteuer im All beweist: Nein, nicht viel.

I’m made of substances you never dreamed of, Earther.

Story

Ein Raumschiff geht in Flammen auf und in einer Rettungskapsel können sich drei ansehnliche Damen auf die nächstbeste Planetenoberfläche retten. Kaum angekommen, werden sie erst von Wüstenpiraten (samt Piratenkahn auf Schienen) gekidnappt, nur um im Anschluss von den Schergen des hungrigen und bösen Overlord geschnappt zu werden. Doch der verwegene Tunichtgut Wolff ist mit seiner Weltraum-Schaluppe ganz in der Nähe, hört den Notruf, wird von der Belohnung über 3.000 Mega-Credits überzeugt und landet schließlich auf dem Wüstenplaneten.

Kritik

Es gab eine Zeit, da hatten amerikanische Rip-Offs gegenüber ihren europäischen – sprich: primär italienischen – Pendants die Nase vorn, auch dann nicht immer, aber doch mit einer halbwegs zuverlässigen Regelmäßigkeit; eine Zeit, in der alle mehr Star Wars und mehr Mad Max wollten, sowohl auf der Produzenten wie auch auf der Konsumentenseite. Es war auch eine Zeit, in der diese beiden Seiten sich zunehmend zu vermischen begannen. In dieser Zeit also hatten die amerikanischen Produktionen aufgrund gutgläubiger Studios mehr Geld zur Verfügung, mehr Disziplin bei der Arbeit und beizeiten auch genügend Stolz und Reflexionsvermögen, um ihren schamlosen Plagiatismus sehr wohl zu wissen und die Filme daher mit entsprechend viel Selbstironie auszustatten.
Einer dieser Filme ist Spacehunter: Jäger im All und hier verspricht der schillernde Name bereits eine ganze Menge. So abgedreht wie der Titel verhoffen oder befürchten lässt, wird es zwar nie, trotzdem bemüht sich der Film aber, einiges an Schauwerten zu liefern. Auf dem Mad-Max-Planeten scheppert es immer wieder ordentlich, Dinge fliegen in die Luft, mal mehr mal weniger aufwendig kostümierte Freaks tummeln sich im Bild und einige wirklich beeindruckende Fahrzeugkonstrukte gibt es auch zu bestaunen. Am Ende macht sogar die Architektur großen Spaß und ein Herr-Der-Ringe-Ork-Oberschurke sowie ein an Takeshi’s Castle erinnernder Todesparcours bringen immer wieder frische Luft in den Film. All die optischen Spielereien erklären sich wohl vor allem dadurch, dass Spacehunter: Jäger im All zu der Welle an Früh-80er-Filme gehörte, die in und eben auch für 3D gedreht wurden, was den Streifen noch in einer weiteren Kategorie zum Trend-Schmarotzer macht.
Konterkariert werden die Schauwerte nicht nur durch die erwartbar maue Story, vor allem aber durch den Helden, der als unglaubwürdig auf „schmutzig“ getrimmter Saubermann, wie ihn etwas später Kevin Sorbo (Herkules, Andromeda) mit hölzerner Freude gemimt hat, über den Planeten stapft und die moralische Überlegenheit gepachtet hat, in seiner arroganten Überheblichkeit aber immer wieder sehr fragwürdige Seiten aufblitzen lässt, ohne dass der Film dies kommentiert oder überhaupt bemerkt. Somit ist er das Gegenteil des Han-Solo-Verschnitts, der die Figur gerne wäre. Ihre etwas kohärenter erscheinenden Begleiter verblassen angesichts dieser aufdringlichen Überpräsenz ein ums andere mal. Da der meiste Humor in Form von Witzen aus seinem Mundwerk kommt, lässt sich auch darüber leider nur wenig Gutes sagen: In ganz seltenen Fällen frisch, überwiegend uninspiriert und schal, manchmal richtiggehend ärgerlich.
Immerhin aber wechseln die Schauplätze sich so schnell ab, dass das Auge sich nicht am ewigen Sand der extraterrestrischen Postapokalypse sattsieht und man, selbiges zur Hälfte geschlossen und vielleicht ein Bier in der Hand, mit Spacehunter Adventures in the Forbidden Zone halb so viel Spaß haben kann wie mit seinem Namen – und das ist letztlich doch einiges.

Fazit

Inhaltlich karg, weiß Spacehunter: Jäger im All doch ästhetisch zu überzeuge – schmissige „nur ein paar Töne neben Star Wars“-Musik, viel Feuerwerk und sehr beschauliche Konstruktionen wissen die maue Story und vor allem den schier unerträglichen Protagonisten namens Wolff tatsächlich immer wieder verschmerzen.
Auch wenn der Film nie so zackig und vergnüglich ist, wie er gerne wäre – aber da, wie auch in anderen Belangen, nimmt er ironischerweise dann Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel vorwegnimmt.

Robot & Frank – Zwei diebische Komplizen

Die Idee für Robot & Frank begann schon 2002 ihre Entwicklung. 10 Jahre später kam der Film als erster Langfilm von Jake Schreier und Christopher D. Ford als eine Mixtur aus Buddy-Movie, Heist-Movie, Science-Fiction und Tragikomödie.

You two are funny.

Story

Frank ist ein älterer Herr, der zunehmend dementer wird, sich aber weigert, diese Entwicklung zur Kenntnis zu nehmen. Er lebt alleine in einem etwas abgeschiedenem Haus in ländlicher Gegend, geht seine täglichen Wege ab, flirtet mit der Bibliothekarin und vergisst regelmäßig, dass sein Lieblingsrestaurant seit Jahren geschlossen ist.
Sohnemann Hunter fährt einmal die Woche hunderte Kilometer, um nach seinem alten Herren zu sehen, und wird angesichts der verwahrlosten Bleibe von Franks verzweifelter und ungeduldiger. Eines Tages platzt ihm der Kragen – gegen die Willen seiner technophoben Schwester und Franks stellt er letzterem einen Altenpflegeroboter zur Seite.
Nach der anfänglich zu erwartenden mürrischen Reaktion auf seinen aufgezwungenen neuen Alltagsbegleiter fängt Frank jedoch an, einen Freund in dem überambitionierten Robotergefährten zu sehen. Und die Freundschaft geht so weit, dass Frank, der außerdem erfolgreicher Juwelendieb im Ruhestand ist, mit seinem neuen Begleiter Raubzüge zu planen beginnt, was gleich mehrere Verwicklungen mit sich bringt.

Kritik

Science-Fiction, wenn – was für gewöhnlich der Fall ist – in der Zukunft spielend, ist zwangsläufig eine Hochrechnung der Gegenwart. Die Welt von  Robot & Frank unterscheidet sich nur in Details von der unsrigen. Die Autos sind schmaler, Kommunikation noch etwas hipper und es existieren eben die etwas schlichten und klobigen Roboter, die nach und nach den Menschen einfache Arbeiten aus der Hand nehmen. Eine dieser „einfachen Arbeiten“ ist Altenpflege. die einfachen Arbeiten von Robotern übernommen wurden. Allein das sorgt natürlich schon für ausreichend Zunder, um einen Film zu tragen. Robot & Frank ist ein glaubhafter Ausblick nicht nur, weil er sehr zögerliche SF-Elemente bei ansonsten unveränderter Gesellschaft hat, sondern vor allem, weil er geschickt mit ihnen und seinen sensiblen Themen umgeht.
Frank ist ein Mann, der durchmacht, was viele durchmachen. Er sieht, wie er sich verändert, wie ganz ohne sein Zutun seine Persönlichkeit in eine Richtung entwickelt, die er nicht bestimmen, sondern nur akzeptieren oder beklagen kann. Auch das kann als Kommentar auf subtile Veränderungen im Leben und Umgang mit diesem angesichts einschneidender technischer Veränderungen gesehen werden: Die zunehmende Technisierung des Alltags ist da, weder gut noch böse, aber eklatant in ihrer Auswirkung. Was uns bleibt, ist darauf zu reagieren, während wir immer schon von ihr beeinflusst sind. Wächst man mit ihr auf, existiert kein Unterschied zur Natur oder gesellschaftlichen Konventionen – sie bildet uns zwangsläufig mit und wenn wir sie hinterfragen, dann immer schon implizit unter ihrem Einfluss.
Unter allem räkelt sich ein trockener Humor, der dem Thema nicht den Ernst, durchaus aber das bedrückende Moment nimmt. Es sind fast ausschließlich Franks Kommentare, die für Heiterkeit sorgen – gerade diese Sprüche sind es aber, die ausnahmslos geschickt erdacht und vom vom begnadeten Charakterdarsteller Frank Langella perfekt vorgetragen werden, der die perfekte Besetzung für die tragisch-komische Hauptfigur darstellt und für einige hinreißende Momente sorgt. Frank ist ein liebenswerter, angenehm selbstironischer Griesgram, der das Spiel liebt. Mit dem Bild, das andere von ihm haben, dem Bild, das er von sich hat, und der Gefahr.

Unterm Strich ist Robot & Frank ein durch und durch typisches Buddy-Movie mit allem, was dazugehört. Der etwas verbitterte Alte, der sich nichts und vor allem bloß keinen Partner wünscht, der Junge, der überambitioniert in sein starres System kommt und es zu verändern versucht. Und die goldene Mitte, die beide letztlich erreichen müssen, indem sie sich gegenseitig bereichern. Der Clou, dass es sich beim „jungen Partner“ nicht um einen Menschen, sondern um eine Maschine handelt, beschert der Geschichte eine weitere Ebene, die sie angenehm unprätentiös zu nutzen weiß.
Das Verhalten des Roboters ist zwar nicht sonderlich glaubwürdig, so spart sich der Film aber auch Leerlauf und hangelt sich recht elegant von einem Plotpoint zum nächsten. Dazu gehören auch die obligatorischen Fragen über künstliche Existenz, Bewusstsein und Willensfreiheit, die keinesfalls Neues zum Thema beitragen können, aber wenigstens im selben charmanten Tonfall vorgetragen werden wie der Rest des Filmes.
Zum Ende hin überraschen dann gleich zwei kleine Wendungen, die beide alles andere als hieb- und stichfest sind, aber dafür unerwartet starke Effekte erzielen.

Fazit

Ein Spielfilmdebut, das auch nicht einen Hauch von Unerfahrenheit an sich hat. Zwar werden hier einige der sympathischen Genres kombiniert, im Grunde ist Robot & Frank aber ein klassisches Buddy-Movie mit kleinem Twist. Das Besondere, neben dem offensichtlichen Sci-Fi-Einschlag, ist jedoch die immer wieder thematisierte Demenz, das Damoklesschwert, das über allem baumelt, dessen Bedrohung durch Witz und Leichtfüßigkeit aber so weit abgeschwächt werden, dass Robot & Frank stets lebensfroh und heiter daherkommt.
Im Grunde ist der Film nicht übermäßig besonders – durch seinen sympathischen Tonfall und den Mut, richtige Entscheidungen auf Drehbuchebene zu treffen und dafür auch ein paar Schwächen in Kauf zu nehmen, machen ihn jedoch zu einem frühlingshaften Sehvergnügen.

Rick and Morty – Staffel 1

Wie anders sähe die Cartoonwelt ohne die Simpsons aus. Sie waren der erste, initiierende Stein einer Lawine von sogenannten Erwachsenen-Animationsserien, die schließlich ein gewisser Trey Parker gemeinsam mit Matt Stone in Form von South Park endgültig in jene selbstironischen Vulgärgefilde lenkte, die einzig und allein ein volljähriges Publikum als Zielgruppe haben.
Neben Altbekanntem wie Family Guy folgten etliche weitere Epigonen wie z. B. die hinreißend-verstörende Showbiz-Abrechnung Bojack Horseman, aber eben auch zahlreiche Fehlzündungen, die neben immer unflätiger werdendem Humor wenig zu bieten hatten. Rick and Morty ist ein Vertreter dieser Strömung, der nachhaltig aufzeigt, dass diese auch weiterhin beachtliche Blüten treibt.

We’re gonna scam the scammers, Morty. And we’re gonna take ‚em for everything they’ve got.

Story

Familie Sachez hat den ältesten ihres Stammbaums bei sich unterm Dach aufgenommen: Den exzentrischen, egozentrischen, alkoholabhängigen, aber auch unvergleichlich genialen Wissenschaftler und Forscher Rick. Seitdem sind Konflikte zwischen ihm, dem Elternehepaar Beth und Jerry sowie der pubertierenden Summer und dem 14-jährigen, etwas einfältigen Rick an der Tagesordnung. Das liegt nicht nur an dem häufig rücksichtslosen Gebaren des älteren Herren, sondern vor allem dahan, dass dieser Rick zu seinem Sidekick erkoren hat und der Junge ihn treu auf jeder seiner Reisen durch das Weltall, fremde Dimensionen, obskure Parallelwelten und Monsterdärme begleitet und ihm assistiert. So wenden die beiden beinahe fast genauso viele Gefahren von der Erde ab, wie sie heraufbeschwören.

Kritik

Statt weiter an der Derbheitsschraube zu drehen, überzeugt Rick and Morty mit einer hohen Konzentration aus Chaos, sich überschlagenden Ereignissen, pikanten Charakteren und einer all das überziehenden Kreativität, die in den besten Folgen über die volle Laufzeit begeistert. Dabei produzieren die Situationen so viele dicht aneinandergedrängte Witze, dass die weniger gelungenen von den brillanten einfach mitgerissen werden. Die große Bandbreite an Humor, die die Serie schamlos und scheinbar ebenso mühelos abdeckt, ist dabei das Alleinstellungsmerkmal Nummer eins. So ist einer der beiden Protagonisten ständig am Rülpsen und Saufen – woanders wäre das womöglich schon alleine Grund genug, die ganze Serie zu zerstören, bei Rick and Morty hingegen ist das so unerhört überzogen und so konsequent zu Ende gedacht, dass es regelmäßig für Lachlawinen sorgt. Das wirkliche Zugpferd ist demnach der beachtliche Einfallsreichtum, mit der hier pro Folge vorgegangen wird, indem nicht nur auf nichts und niemanden Rücksicht genommen wird, sondern auch gerne mal voraussetzungsreichere Geschichten geschaffen werden. Jede Episode ist voll von großen und kleinen popkulturellen Anspielungen – allem voran zu nennen ist der schier unerschöpflich scheinende Fundus aus cleveren Filmzitaten, die von am Rande auftauchenden Mise-En-Scéne-Referenzen bis hin zum kompletten Nachspielen der Handlung reichen und dabei wirklich so inspiriert und bekloppt eingesetzt werden, dass man das einfach loben muss.
Das beginnt schon bei der coolen, sehr an Doctor Who angelehnten Titelmusik und erstreckt sich über die das Nerdherz höher schlagen lassende Tatsache, dass auch kleinere Klassiker wie Zardoz auf würdigende Weise ihr Fett wegbekommen. Mal nicht die x-te Star Wars– oder Back to the Future-Hommage zu sehen, ist sehr erfrischend. Die Serie schafft es dabei weitestgehend, Zitate nicht um ihrer selbst Willen einzubringen, sondern erfährt mit ihnen immer mindestens eine humoristische Aufhübschung. Natürlich sind nicht alle Folgen so genial wie die besten Vertreter, einige sind nur gut, aber jede hat mindestens ihre kleinen brillanten Momente. Sei es nun in Form einer gescheiten Wendung oder dramaturgischen Entscheidung oder als charmantes Hervorholen eines Elements, das vor einigen Folgen beiläufig eingeführt wurde und nun seinen unerwarteten großen Moment bekommt.
Was man der Serie neben der latent schwankenden Folgenqualität ankreiden könnte, ist die Veranlagung, manchmal etwas zu „meta“ zu sein. Häufig entsteht innerhalb der verstrickten Geschichten dank des angespannten Verhältnisses zwischen Rick und Morty nämlich eine unverhoffte Dramatik, die dem verspielten Durcheinander kurzzeitig eine fesselnd-emotionale Note verleiht. Und in solchen Momenten ist es schon ein wenig schade, wenn eine Figur die vierte Wand durchbricht und mit irgendeiner Blödelei den unerwarteten Ernst, der der Serie gerade als Kontrast blendend zu Gesicht stünde, postwendend wieder relativiert. Aber das ist angesichts des wirklich enormen Unterhaltungswerts der Animationsserie eigentlich Erbsenzählerei.

Fazit

Es handelt sich bei Rick and Morty um eine der Auskopplungen der „Cartoon-Ära der Geschmacklosigkeiten“, die die als „Erwachsenenelemente“ verkauften Anstößigkeiten nie selbstzweckhaft, sondern tatsächlich mit starkem humoristischem Konzept darbieten. Denn nie hat man so viel Liebe für die (Film-)Historie des Science-Fiction-Filmes mit einem solchen Maße an Respektlosigkeit kombiniert gesehen, während sich all das Chaos, das die Figuren verbreiten, sich jedes Mal auch noch zu einer sinnvollen Geschichte entwickelt.
Bleibt zu hoffen, dass die Serie auch in Zukunft genug Einfallsreichtum und Energie aufrechterhalten kann, um den Erfolgskurs beizubehalten.
Im Augenblick ist es schwerlich zu glauben, dass dieser sprudelnde Quell an Ideen unerschöpflich ist. Andererseits steht dem kauzigen Abenteurer-Duo natürlich jede nur erdenkliche Welt offen.

Stuff – Ein tödlicher Leckerbissen


Schon deutlich länger al sein halbes Jahrhundert treibt Larry Cohen sein Unwesen in der Filmlandschaft und schert sich weitestgehend kaum darum, eine gewisse Konstanz in Qualität und Thematik seines Gesamtwerks zu bringen. Irgendwo zwischen Maniac Cop und Nicht Auflegen! befindet sich The Stuff.  

I don’t think you’re quiet as dumb as you’re appear to be.

Story

Durch Zufall stößt ein Arbeiter auf eine merkwürdige Substanz auf dem Boden und, ein weiterer Zufall, kostet sie. Das Ergebnis ist umwerfend: Der joghurtartige Schleim schmeckt auf eine süßliche Art wie nichts anderes. Prompt wird der Fund als Speise auf den Markt gebracht und ein durchschlagender Erfolg. Überall schießt die Nachfrage nach dem „Stoff“ durch die Decke, jeder, der einmal davon kostete, ist hingerissen und will mehr.
Nur der Junge Jason ahnt, dass mit dem Fabrikat etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist, nachdem er beobachtete, wie es sich selbstständig im Kühlschrank bewegte, und schließt folgerichtig, es würde von langer Hand planen, allen Leckermäulern den Hals umzudrehen. Der ehemalige FBI-Agent und nun als Industriespion tätige David „Mo“ Rutherford wird auf seiner Suche nach den Ursprüngen der Substanz ebenfalls schnell skeptisch.

Kritik

Filme, die die damit beginnen, dass verwirrte Männer in den Schnee greifen und essen, was sie darin finden, beginnen ehrlich. Der Mensch ist Tier und es wird keine Motivation gesucht, es wird einfach genascht. Ein Film, der sich selbst The Stuff nennt, trägt diese Ehrlichkeit bereits im Titel, denn selten stand ein Film so schamlos dazu, sich um einen bloßen McGuffin zu drehen, wie es hier der Fall ist.
Wer mit der Arbeit von Larry Cohen vertraut ist, weiß aber sowieso schon grob, was ihn erwartet. Als Drehbuchautor verdanken wir ihm kleine Genre-Meilensteine wie Maniac Cop und It’s Alive. Seine Regiearbeiten hingegen werden immer wieder auffällig durch eine seltsame Nachlässigkeiten, als wäre das Buch für ihn viel wichtiger als dessen lästige  filmische Umsetzung.

Und so wirkt auch The Stuff, als wäre der Film nicht immer ganz vollständig, als hätte man hier und da Szenen rausgenommen oder verkürzt und auch die beizeiten recht wackelige Kamera wirkt manchmal äußerst verwirrt.
Es handelt sich um einen sehr sonderbaren Film, in dem vieles nicht so recht stimmen will, der aber einfach im Kleine so rund ist und so launig gut funktioniert, dass die großen Probleme zur Nebensächlichkeit verkommen. Michael Moriarty (der 2006 in der Masters-of-Horror-Episode Pick Me Up wieder mit Cohen zusammenarbeitete) spielt einen Rotschopf mit Südstaatenakzent, der eher durch die Handlung irrt als dass er einen Plan zu verfolgen scheint und dabei fast schon wahllos das restliche, nicht minder wunderliche Figurenset mit einbezieht, das gerne mal knapp an der Karikatur entlangschrammt und sich auch nichts daraus macht, unterwegs einfach mal eine Nebenfigur zu verlieren. Überhaupt: Was wann warum passiert, ist manchmal etwas wahllos. Auch hier wirkt das Drehbuch so, als hätte man viele tolle Ideen zu einem Thema gehabt, aber nicht die eine Idee, das alles auch kohärent zu verbinden.
Es gibt frisch wirkende, impulsive Witze und geschmackvolle Dummheiten, aber nie platt oder nervig, sondern immer angenehm verschroben sind. Der Humor ist situativ und bezieht stilvoll die Mise En Scène mit ein. Das Ganze ist die Verpackung für nicht unbedingt  filigrane Kapitalismuskritik. Natürlich. Ein recht bizarrer Auftritt von Coca Cola, bei dem nicht klar ist, ob es sich um Preis oder Hohn handelt, ist außerdem vertreten.
Dazu gibt es seltene, aber rohe Splattereffekte, die gar nicht zum sonstigen fast schon familientauglichen Ton des Filmes passen wollen, dadurch aber einen sehr eigenen Kontrast zu erzeugen wissen. Grundsätzlich, und hier lässt sich dann doch ein sonderbares Konzept erkennen, wird die Schraube des Abgedrehten im Laufe des Filmes immer fester gedreht.
So weit, dass man sich am Ende des Tages einfach eingestehen muss, dass es egal ist, wie viele Fehler eine Sache hat, solange sie Spaß macht.

Fazit

The Stuff ist ein kleines Kuriosum, das wie die meisten seiner Art weitestgehend von der Zeit zurückgelassen wurde. Es ist ein heiterer Film, der sich immer wieder anschickt, den Zuschauer zu überraschen, und dabei darauf pfeift, ganz konventionell einen bleibenden Protagonisten zu haben, sondern wie ein Kind das zeigt, was gerade am Interessantesten scheint. Und das ist schön, auch wenn am Ende beileibe nicht alles aufgeht, toll ist oder Verbeugung einfordert.

Das zehnte Opfer

Wie die meisten Filme Elio Petris ist auch Das zehnte Opfer ein zu Unrecht vergessener Klassiker, welcher nicht nur wegweisende Impulse des Science-Fiction-Kinos vorwegnahm, sondern auch damit glänzen kann, auch heute noch ungetrübtes Vergnügen zu bereiten.


Leben Sie gefährlich, aber gesetzestreu.

Story

Abbau allgemeiner Aggression mit wirtschaftlichem Zugewinn. Mit der Erfindung einer Spielshow namens „Die große Jagd“ werden per Losverfahren eines Supercomputers in Genf Jäger- und Opferrollen an die Mitspieler verteilt. Jedem Jäger wird ein Opfer zugeteilt, welches es zu töten gilt. Die Aufgabe des Opfers ist nicht nur, zu überleben, sondern auch seinen Jäger zu identifizieren und dann selbst zum Jäger zu werden. Der Überlebende kommt in die nächste Runde. Gewinner ist, wer am Ende 10 Opfer auf dem Gewissen hat. Er wird Dekaton – ihm werden höchste Ehren zuteil. Eine Million Dollar gibt es obendrauf.
Betrachtet wird das Spektakel von Zuschauern aus aller Welt auf ihren TV-Bildschirmen.
Mit Carlonie Meredith (Ursula Andress, James Bond jagt Dr. No) und Marcelle Poiletti (8 1/2) stoßen in Rom zwei Kontrahenten aufeinander, die beide höchste Siegeschancen haben.
Und das Katz-Und-Maus-Spiel durch die Großstadt beginnt.

Kritik

Elio Petri war eigentlich immer auf irgendeine Weise revolutionär, trotzdem ist der linke Filmemacher in Deutschland nahezu vollkommen unbekannt.In diesem Fall: Eine dystopische Mediensatire, die davon erzählt, dass sich Menschen gegenseitig für die Einschaltquoten meucheln – noch lange vor Stepen Kings Todesmarsch (1982), dessen Verfilmung Running Man (1987, mit Arnold Schwarzenegger) und der traurigen Reality-TV-Realität, in der wir heute darben (2015, auch mit Arnold Schwarzenegger).
Nur dass Das zehnte Opfer vom Grundton her ein ganz offen ausgelassener Film ist, der mit exzentrischen Figuren (der Moderator der Show erinnert an Salvador Dali), grooviger Musik zwischen Strand- und Agentensoundtrack, kauzigen Teilnehmern und eigenwilligen Ideen, die Reih um Reih aus der Diegese tänzeln, zwar ein nihilistisches Zukunftsbild zeichnet, diese Zukunft aber nicht fürchtet, freiheraus belächelt. Nicht umsonst bediente sich z.B. Austin Powers ganz offen an Petris Sci-fi-Farce.
Inhaltlich stellt sich diese Entscheidung als weise heraus, denn nur so können das absurde Potenzial der zugrundeliegenden Idee und die bizarren Auswüchse gesellschaftlichen Verlangens dargestellt werden, ohne dass nicht sie lächerlich wirken, sondern der Film selbst.
Die meisten Witze speisen sich aus in Absurde getriebenen Übersteigerungen kultureller Phänomene. Ramsch ist teuer, Kunst so abstrakt, dass sie lächerlich wirkt und Mode bis zum Gähnen exzentrisch. Das etwas Überraschende: Dieser Humor steht der Groteske gut zu Gesicht, die lebt von ihren wilden schillernden Einfällen.
Wirklich beachtenswert ist der inszenatorische Einfallsreichtum des knallbunten Films. Besonders die elaborierte Splitscreen-Technik, die in dieser Form eigentlich noch gar nicht etabliert war, bleibt nachdrücklich als prägendes Merkmal im Gedächtnis.
Wie in den meisten Dystopien der 70er passiert das verachtenswerte Spektakel, um den Aufstand der großen Massen zu verhindern, weil durch die öffentliche Hinrichtung mit Spielcharakter – Heil Cäsar! – jedes Verlangen nach Gewalt befriedigt werden soll. Kopf der Sache ist ein Supercomputer in Genf, der atonal und mechanisch-stockend die Namen von Opfern und Tätern verliest.THX 1138 lässt grüßen.

Manchmal treibt der Stilregen von Das zehnte Opfer es aber auch zu bunt. Gerade die Omnipräsenz des Gedudels und Geklimpers, die anfangs noch sehr cool ist, zerrt dann und wann an den Nerven, was gerade dann auffällt, wenn der Film sie kurz weglässt.
Auch braucht man eventuell ein wenig, um seinen ganz persönlichen Gefallen an dem Film zu finden. Denn vor allem in der ersten Hälfte ist die eigentliche Erzählung nur mäßig spannend. Stattdessen sind es die kuriosen Triebe der verrohten Gesellschaft in ihrem funkelnden Putz, für die sich der Film immer wieder tolle Möglichkeiten ausdenkt, in Erscheinung zu treten. Ironischerweise ist es die Lust am Schauen, die das Gefallen lange Zeit lotst – in einem Film, der genau dieses Sensationsverlangen anprangert.
Im letzten Viertel nimmt dann aber auch die Handlung plötzlich rasant an Fahrt auf und wartet mit einer weiteren Sache auf, die 1965 keinesfalls der Normalfall gewesen ist: Einem ganzen Festtagsumzug an Storytwists.

Fazit

Das zehnte Opfer ist Film, bei dem vor allem das Entdecken und Schauen Spaß bereitet, während die Geschichte selbst erst recht spät Spannung entwickelt. Neben der schillernden Art, die Zukunft mit vielfachem Augenzwinkern zu erdenken, ist gar nicht genug hervorzuheben, wie frisch sich der frühe Science-Fiction-Film gehalten wird, wie bitterböse zynisch sein Subtext ist und wie richtungsweisend die technische Ausführung.

Critters

Knappe zwei Jahre nach Joe Dantes Gremlins – Kleine Monster fallen die nächsten ungezogenen Taschenmonster über die Erde her. Dieses Mal kommen sie aus dem All und müssen sich für ihre zerstörerische Form nicht erst verwandeln.

You have an seriuous attitude problem.

Story

Die Critters sind kindskopfgroße, fellige, gut bezahnte Kreaturen (hier schließt sich der Kreis, nuschelt man ‚Creatures‘ in betrunkenem Zustand, erhält man sowas wie ‚Critters‘) mit chronischem Heißhunger auf alles, die mit einem Gefängnisasteroiden (Eine Weiter- oder Rückentwicklung des Gefängnisplaneten, bei der nicht klar zu entscheiden ist, ob sie cool oder dusselig) ist getade durchs All transportiert werden. Bevor die Überschiffung dem Protokoll gemäß ablaufen kann, brechen die gefürchteten Biester aus, Kapern ein Raumschiff und nehmen Kurs auf die Erde.
Die Verantwortlichen, schlucken besorgt, fackeln dann aber nicht lange und rekrutieren zwei Kopfgeldjäger, die die Gefahr möglichst ohne Kollateralschäden eliminieren sollen.
Nur ein paar Kilometer vom Hof der Familie Brown landet das erbeutete Schiff und die Besatzung strömt aus.

Kritik

Nach einem kurzen Blick auf ein paar bürokratische und englischsprechende Außerirdische mit schicken Designs, von denen man eigentlich gerne viel mehr sähe, geht es prompt in die intakteste Kleinfamilienidylle des Amerikanischen Provinztraums, die an sich nur vorstellen kann. Der fleißige Handwerkermann in Latzhose erzieht seine Kinder auf altmodische aber herzliche Art, die nicht minder fleißige Hausfrau in Schürze arbeitet eifrig in ihrer mintfarbenen Küche, die sich kabbelnden, aber liebenswerten und gewieften Geschwister kratzen an den beiden Seiten der Pubertät und die Familienpackung Orangensaft steht in der Mitte von allem, während es draußen grünt.
So unerträglich das sein könnt, es funktioniert und bereitet absolut Freude, für eine Weile in diesem Mikrokosmos zu weilen. Dabei liegt im Grunde eine durch und durch klassische Struktur mit durch und durch klassischen Spannungsfeldern vor. Was die für Freude sorgt, ist die enorm liebevolle Ausstattung, eine große Liebe zu Details und die rassige Regie von Stephen Herek, der neben etlichen Disney-Hits auch für Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit verantwortlich war. Und so ist diese Einführung der Figuren ohne eine Länge.
Ausgerechnet Billy Zane als schüchterner Lustobjekt von April ist etwas zu kurz gekommen – auch wenn das der Rolle vollkommen angemessen ist. Lediglich die Figur des Ug ist zu verwaschen in der unverortbaren Mitte zwischen Trinker, Schussel, Paranoia, Medium und geistig Zurückgebliebenem. Die Darstellung von Terrence Mann, dessen denkwürdigste Rolle er ausfüllt, sorgt aber dafür, dass dieses ziellose Mäandern nicht weiter stört. Und so vergeht ziemlich genau ein Drittel der Laufzeit, ehe die außerirdischen Hedonisten ins Bild zotteln – und man vermisst bis dahin nichts. Den häufigsten vorwurf, den man Horrorfilmen macht, muss sich Critters also nicht gefallen lassen.
Und auch dann geht es weiter ohne Längen, ohne Unterhaltungsstopp. Die Invasion erfolgt mit der erwartbaren Steigerung, verteilt aber ausreichend viele Leckerbissen, um den Zuschauer nie vor den Kopf zu stoßen. Auch Ernsthaftigkeit und Witz geben sich stilvoll die Hand, ohne dass das eines das andere zu schlucken versucht, womit der Film auch diese brenzlige Linie ohne Blessuren hinter sich lässt. Inhaltlich hebt sich Critters von ähnlichen Werken durch die Science-Fiction-Elemente ab. Durch die wenig unauffälligen Formwandler gesellt sich zum Puppenhorror eine weitere Ebene, die sich in den meisten anderen Filmen niemals mit dem ersten Handlungsstrang vertragen hätte, sich hier aber nahtlos einfügt.
Bei alledem ist Critters in höchstem Maße 80er – dass die außerirdischen Kopfgeldjäger im Weltraum nietenbesetzte Lederjacken tragen, erübrigt sämtliche weiteren Ausführungen.

Lästern lässt sich somit nur über Kleinigkeiten.
Zum Beispiel gehen die anfangs noch häufigen Point-of-View-Einstellungen der lauernden Critter nicht auf. Denn während die Kamera in klassischen, gemächlichen Kamerabewegungen und ihrer Größe entsprechend über den Grund „schwebt“, sind die trippelnden oder rollenden Viecher, deren blick sie eigentlich wiedergeben soll, wendig und geschwind, weshalb die Plausibilität der dargestellten Welt an dieser Stelle ein paar Sprünge in Kauf nehmen muss. Das ist aber nur ein kleines Detail, das im Gesamtbild nicht weiter stört. Was etwas schwerer ins Gewicht fällt, ist das recht unglaubwürdige Verhalten so mancher Charaktere in Gefahrensituationen. So schreiten Familienmitglieder nicht ein, wen der Vater in Gefahr schwebt, einfach nur, damit die Kamera mehr Zeit hat, Spannendes einzufangen.
Ebenfalls nicht ganz korrekt sind die zeitlichen Abläufe. Denn dass ein Akt zwischen Teenagern einen ganzen Abend andauert, ist naturgemäß alles andere als der Normalfall.

Ziemlich erheiternd hingegen ist das Bild der Behörden, die viel zu leiden haben und nur in sehr beschränktem Ausmaß in der Lage sind, zu agieren. Das trifft auf die gesamte Galaxie zu, auf die irdischen Cops und die extraterrestrischen Kopfgeldjäger. Heiter ist auch der Rest. Critters gelingt es hervorragend, Witz und Schauer zu vereinen, ohne jemals plump einfallslos oder albern zu werden. Da auch die Detailfülle ihr Niveau konstant beibehält, sind all die kleinen und mittelgroßen Fehler im Grunde kaum von Bedeutung, denn der Sehgenuss wird davon nie beeinträchtigt geschmälert. Viel zu spleenig und naiv gestaltet sind die – ebenso naiven und spleenigen – Kopfgeldjäger aus dem All, viel zu dynamisch die Erzählung. Und so gelingt es dem Film tatsächlich, einem Genre gerecht zu werden, das sich Familien-Sci-Fi-Horror nennen darf, weil das Gezeigte trotz teils nicht von der Hand zu weisender Brutalität immer auch klassisch 80er-Jahre-Charmant bleibt.

Darüber hinaus spielt der Film, so konventionell er in seiner eigenen Struktur ist, mit althergebrachten Systemtraditionen, lässt sowohl John Wayne verenden als auch den Jungen das Zepter in die Hand nehmen und seinen Mann stehen, während Paps akzeptieren muss, handlungsuntauglich zu sein. Die Initiative des Kleinen geht sogar so weit, dass Critters sich problemlos auch als Appell auffassen lässt: Das Fremde dringt in unsere Welt, die etablierten Ordnungshüter versagen vollends, die heranwachsende Generation aber obsiegt auch ohne hütende Instanz. Sie betätigt sogar das Licht am Fahrrad, wenn es um Leben und Tod gibt. In gewisser Weise wird die Menschheit hier mündig.
Und damit ist Critters um Längen besser als der sehr ähnlich gestrickte Invasion vom Mars von Tobe Hooper.

Fazit

Auch heute ist Critters noch der gut aufgelegte Film mit seinen gut aufgelegten Darstellten, der mit im richtigen Maß überzeichneten Charakteren und sympathischem Witz eine formschöne Verbindung mit seinen bereichernden Science-Fiction-Elementen eingeht und jede kleinere Schwäche unwichtig erscheinen lässt, weil die Gesamterscheinung durch und durch angenehm ist.

Und dass sich ein brennender Critter ins Wasser rettet und dort später doch seinen Tod findet, darf gewiss auch als Anspielung auf die Gremlins-Vorbilder gesehen werden.
Trivia: Während die Herkunft der Gremlins im Film nicht geklärt wird, ist das Buch auskunftsfreudiger. Auch sie kommen aus dem All – ein blauäugiger Wissenschaftler schuf dort die Mogwais. Ihre Verwandlung ist ein unerwünschter Nebeneffekt.

Raining Blood

Japan-Filmfest 2015 Special 5


Story

Naoto fischt eines Tages ein Päckchen aus der Post, das neben dem Roman Live eine ziemlich eindeutige Videobotschaft beinhaltet: Seine Mutter ist in den Fängen eines Entführers und Naoto soll sich an den Verlauf der Romangeschichte – dessen Protagonist ebenso heißt wie er – halten, wenn er nicht den Tod der Entführten verantworten will.
Als er sich zur ersten Station begibt, wo Trikot und Headset auf ihn warten, begegnet er zahlreichen anderen Menschen, die das gleiche Ziel haben und in der gleichen Situation sind.

Kritik

Raining Blood wäre gerne eine professionelle Rebellion gegen den guten Geschmack, perfektionierter Spaß, der einen dann doch das ein oder andere Mal heftig schlucken lässt, ehe sich der Kloß in schallendem Gelächter auflöst.
In erster Linie ist der Film aber eine menschenverachtende Fleischbeschau, der mit seinem offensiven Sexismus – so selbstironisch er sich auch darstellt – weniger Wut auf die hier unglücklich veräppelten Moralkonventionen, sondern eher auf den Film selbst macht, der die gähnend leere Selbstzweckhaftigkeit all seiner vorgetragenen Scheinargumente und Eskapaden nie auch nur ansatzweise verdecken kann.
Zwar sieht der Film gut aus und wirkt mit ausreichendem Budget ausgestattet, doch spielt er sich dann doch zur Hälfte in einem Lagerhaus ab. Zwar gibt es durchaus ein paar gelungene Splatter-Comedy-Szenen, die Spaß machen, doch können die Effekte nie ganz überzeugen. Anders als in Noboru Iguchis vorherigen Filmen ist die nicht zu verhehlende Computerherkunft der Gemetzelsequenzen nicht allzu störend, da die CGI-Natur einem dieses Mal nicht kräftig ins Gesicht springt, dafür fallen die wenigen handgemachten Effekte aber umso negativer auf, die genauso lieblos umgesetzt sind, wie die uninspirierten Slapstickeinlagen. Am meisten aber verärgert das Drehbuch, das oft etwas von angeblicher Relevanz einführt, um es dann einfach aus den Augen zu verlieren, sodass viele Dinge ergebnislos ins Leere verlaufen. Der von den zahlreichen Logikfehlern am offensichtlichsten herausragendste ist zweifelsohne die Tatsache, dass niemand auf die Idee kommt, gleich zu Beginn mal zu überprüfen, die die den Verlauf diktierende Geschichte von Live denn ausgeht.
Sowohl die blutrünstigen Bikini-Assassinen auf Rollerblades als auch einige verstreute, durchaus passable Einfälle sorgen zwar für Kurzweil, zwischendurch ist die Hatz aber nicht nur durchsetzt mit dämlichen Figurenentscheidungen, sondern auch mit Durststrecken und Wiederholungen, bei denen auch der wunderliche Soundtrack nichts zu retten vermag.
Bei der dümmlichen Auflösung des Ganzen kann man mit viel guter Absicht zwar auch unterstellen, dass sich der Film hier absichtlich erbärmlich anstellt, doch wäre auch diese Letztbegründung so selbstzweckhaft, dass man Raining Blood es eigentlich nicht gestatten möchte, sich so billig aus der Affäre zu mogeln.

Fazit

Ohne Frage gibt es launige Momente in Noboru Iguchis Raining Blood und auch die Idee, das Buch Live in der Verfilmung desselbigen eine Rolle spielen zu lassen, ist ein netter Kniff. Das schludrige Drehbuch und viele offenkundige Fahrlässigkeiten machen den Film dann aber zu nicht mehr als einer hysterischen, menschenverachtenden Olympiade für Voyeure, die die Herkunft des Regisseures aus dem Pornofach immer wieder aufblitzen lässt. Dabei ist es fast schon ein kleines Geständnis, dass man zugebeben muss, dass einige der Unterhaltungswerte trotzdem funktionieren und man auch durchaus Spaß an dem Film haben kann.

Samurai of the Dead

Japan-Filmfest Hamburg 2015 Special 3


It pups and you are gone.

Story

Die Edo-Zeit sieht ihrem Ende entgegen und das Leben in Kyoto verläuft in halbwegs beschaulichen Bahnen. Auch für Gesutaro Kuzuyama, der ganz in seiner frischen Liebe zu sich selbst und seiner neuen Angebeteten aufgeht, könnte das Leben schön sein, würde nicht ein Untoter, verkauft als Attraktion, von einem amerikanischen Geschäftsmann in die Gegend gebracht werden – und prompt ausbrechen.
Es dauert nicht lange und der Infizierte haut seine Zähne ins satte Fleisch des Samurais. Während man am rätseln ist, was zu tun sei und was überhaupt vor sich geht, erweist sich der Fremde Ryôma Sakamoto als hilfreich – denn wie der Zombie auch, spricht der Einzelgänger Englisch.

Kritik

Selbst der weichherzigste Genrefan hat angesichts der unkontrollierten Schwemme an Zombie VS […]-Filmen schon lange nicht nur den Überblick, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach die größte Lust verloren, sich an die x-te Variation des Themas heranzuwagen.
Umso schöner ist es, wenn einem eine Perle vom Kaliber eines Samurai of the Dead auf der Leinwand begegnet. Hier geht es nicht darum, dass sich eine Gruppe verschanzt und dann nach und nach verkleinert wird. Und es geht auch nicht darum, effektvoll die markantesten Markenzeichen der Gruppe gegen die Übermacht an untoten Stöhnschleichern im Einsatz zu sehen (was sich der Erfahrung nach binnen 3 Minuten erschöpft hat und in müder Wiederholung endet). Hier geht es nicht um Spektakel, hier geht es nicht um Trash. Hier geht es um ein überraschend gutes Drehbuch, in dem mehrere Figuren teils parallel, teils miteinander ein gemeinsames Abenteuer erleben und – hier haben wir im besten Sinne dann doch eine klassische Genre-Entsprechung – vorrangig miteinander auskommen müssen, bevor es dann den Wiedergängern an den Kragen geht.
Das Ganze ist im besten Sinne albern, wobei der Humor primär aus den Kontrasten zwischen den Figuren erwächst – und diese sind denkbar groß, prallen hier doch Eastern und Western aufeinander, während es der Film sich nicht nehmen lässt, beide Genres liebevoll durch den Kakao zu ziehen. Dass das Ganze von einem Funksoundtrack untermalt wird, der an klassische Agentenfilme erinnert, macht die Mischung perfekt. Der Zündstoff zwischen dem urkomischen Kuzuyama (gespielt von Comedy-Star Yûki Himura), der als so korpulenter wie selbstverliebter Draufgänger sowohl als Figur als auch in der Darstellung völlig überzogen ist – und ziemlich bald als eingesperrter Infizierter endet –, dem japanischen Westerner Ryôma, dessen anfängliche Coolness bald einer gutgläubigen Liebenswürdigkeit weicht, klassischen Samurai und einem skrupellosen Geschäftsmann aus dem teuflischen Amerika ist unablässig am knistern und gerät alle paar Meter zur Explosion.
Der gesellige Offtext-Sprecher, der das Geschehen unterlegt, verleiht dem Humor die nötige Trockenheit, während die Figuren sich in einem ständigen Tanz aus Vorsicht und Übervorteilung miteinander befinden, und der Spaß, den alle Beteiligten gehabt haben müssen, in jeder Minute spürbar ist. Auch handwerklich ist Samurai of the Dead nichts vorzuwerfen, wobei vor allem die Bildkomposition überzeugt. Die Maske der Zombies ist absichtlich etwas trashiger geworden – sie sind grün! –, spätestens, wenn sich herausstellt, dass dies keineswegs typische Vertreter ihrer Zunft sind, trägt aber auch dieses Stilmerkmal erfolgreich zur Stimmung bei.
Dass der Zombievirus von einem raffgierigen Kapitalisten aus Amerika ins reine Japan importiert wurde, ist natürlich ein nur schwer übersehbarer Seitenhieb auf die fortschreitende Verwestlichung des traditionsreichen Landes, die die Globalisierung zwangsläufig mit sich bringt. Machart und Inhalte des Filmes bezeugen aber ebenso, dass sich Regisseur und Autor Kazushi Watanabe (Als Schauspieler bekannt als Visitor in Miikes grandiosem Visitor Q, als Filmemacher seit 19 und Captain Tokio immer populärer) mit diesem Umstand sehr gut abgefunden hat.

Fazit

Dass Samurai of the Dead keineswegs eine der unzählbar gewordenen Filme ist, in denen Zombiehorden gegen eine literarisch beliebte Gruppe antreten, konnte man bei dem Regisseur vielleicht schon erwarten, doch ist man dieser Tage bei diesem Genre zurecht sehr vorsichtig.
Die Optimisten bestätigend, liefert der Film mit seinem bunten Figureninventar und der miltiverspektivischen Herangehensweise neben einer – nicht so ganz Romero-tauglichen – Erweiterung des Zombiemythos‘ viele zahlreiche gelungene Gags und One-Liner, während die überraschend komplex erzählte Geschichte mit ihren lediglich 72-Minuten wie im Fluge vergeht.

Doctor Who – Siebter Doktor (Volume 3)

Auch Part drei der erstmaligen Veröffentlichung um die Erlebnisse des siebten Doctors von Pandastorm Pictures ist wieder eine reich befüllte Truhe. Nachdem Part 1 auf 4 DVDs geliefert wurde und sich der Mittelteil auf 5 Scheiben aufteilte, trumpft Part drei mit ganzen 7 bunt befüllten Silberlingen auf.

Get rid oft he deadwood, let the wasters go to the wall.

Story

Die gemeinsame Reise von Ace und dem Doctor neigt sich ihrem Ende zu, verliert deswegen aber nicht an Tempo. Das Gespann stolpert kreuz und quer in und durch die Pläne von König Artus‘ Rivalen, nautischen Fieslingen, Gespenstern aus der eigenen Biographie, Figuren aus diversen Mythologien und zu guter Letzt von einem seiner gefährlichsten Widersacher.

Kritik

Da die Turbulenzen des großartigen Achten Doktors mehr oder weniger willkürlich in drei Partitionen zergliedert wurden, um ihnen drei Veröffentlichungen zu gönnen, bietet der Abschluss des Finales erwartungsgemäß keine alles umgrabenden Überraschungen. Stattdessen heißt es: „Mehr vom Gleiche“, was bei der vergnüglichen End-80er-Produktion aber nichts Schlimmes heißt, wie man in den Rezensionen zu Volume 1 und Volume 2 honett nachlesen kann.
Die Symbiose zwischen Ace und dem Titelhelden vollzieht sich weiter, wenn auch nicht viel weiter, weil das Duo bereits sehr schön harmonierte und das getreue, wenn auch stets kindsköpfig bleibende Mode-Rockermädel sich nur noch graduell entwickeln kann.
Auch die Abenteuer bleiben gewohnt schillernd und darüber hinaus ihrer wegweisenden Konzeption treu, sich nicht mit 20 Minuten für eine Geschichte zu begnügen, sondern ihre narrativen Bögen über drei bis vier Episoden zu spannen, auch wenn letzteres häufiger mal bedeutet, dass es überflüssige Minuten gibt. Auch hier haben wir also ein paar Stories, die man als weniger gelungen bezeichnen muss und bei denen sich fortsetzt, was schon im Mittelpart der Veröffentlichungsreihe in Erscheinung trat: Einige Stränge scheinen anfangs viel tiefer und ansprechender als sie nach ihrer Auflösung tatsächlich sind. Aber auch die wenigen Ausflüge, die sich nach Lückenfüller anfühlen, haben ausnahmslos lohnende Momente und auch immer ein paar erinnerungswürdige Dialogzeilen im Gepäck – zudem es zuverlässig dann spritzig wird, wenn sich gerade das Gefühl einschleichen möchte, dass es den Geschehnissen etwas zu sehr an Bewegung mangelt.
Im Finale läuft es glücklicherweise andersherum, denn hier startet die Geschichte mau, wird nach einer viertel Stunde aber zu einem beeindruckenden, groß erzählten Abenteuer, das einen absolut würdigen Abschluss darstellt. Musikalisch hat das letzte Staffeldrittel auch die besten Ergebnisse vereint, die charmant-nervigen Ramschsounds sind nun seltener anzutreffen, die an die Szenarien angepassten Musikschnipsel deutlich atmosphärischer und durchachter. Immer noch sind die Folgen, die auf der Erde spielen, die schwächsten. Doch wenigstens macht sich das Finale – das eben auf der Erde spielt – genau hierauf einen Witz, der nicht sehr originell, immerhin aber vorhanden ist.
So lässt sich das paradoxe Fazit ziehen, dass sich die ein oder andere Verschleißerscheinung nicht verleugnen lässt, das Abenteuerpärchen sich auf der anderen Seite aber so geschickt ins Vertrauen des Zuschauers gemogelt hat, dass dieser sich bei der behäbigen Raum-Und-Zeit-Stolperei in wohlig-vertrauter Umgebung weiß. Es ist, um mal wieder einen hochgradig fragwürdigen Vergleich anzubringen, wie ein Besuch im Elternhaus, das man vor Urzeiten verlassen hat.

Die abschließende Rezension zur Veröffentlichungs-Trilogie aus dem Hause Pandastorm soll Platz dafür bieten, Lobendes zu Form und Drumherum zu sagen. Dass es den siebten Doctor nur als DVD- und nicht als BluRay-Veröffentlichung gibt, ist einerseits ein Rätsel, andererseits in Anbetracht des Ausgangsmaterials aber verschmerzbar. BBC hat bei der Restauration von Bild und Ton allgemein großartige Arbeit geleistet und ordentlich Staub von den alten Bänden geblasen – selbst die deutsche Synchronisation hat ein wenig Überarbeitung spendiert bekommen und Untertitel wurden neu übersetzt. Im dieser Box wirkt es vereinzelt so, als wäre das Bild in kurzen Momenten ein wenig körniger und verrauschter, doch hier mag der subjektive Eindruck des Autors täuschen. Hinzukommt, dass alle drei Veröffentlichungen mit allerlei Bonusinhalten anrücken und sämtlich ein liebevoll gestaltetes Booklet besitzen. In Version drei gibt es von zwei Geschichten (‚The Curse of Fenric‘ und ‚Battlefield‘) gar spezielle Filmversionen, die Handlung ohne Unterbrechung und mit längerer Laufzeit erzählen. Dass die drei Veröffentlichungen mit einem geschmackvollen Coverartwork daherkommen, ist die Sahne auf der Doktortorte.

Fazit

Die gewohnten Stärken werden auch hier noch einmal genutzt, um die Abenteuerfahrt von Doctor und Kompagnon zu einem (wie man weiß, recht offen daherkommenden) Ende zu bringen. Auch hier gibt es neben schwächeren Ausflügen Highlights der Staffel, die man als geneigter Fan nicht verpassen sollte. Und auch, wenn es hie und da zum Schluss an zündenden Ideen etwas mangelte, macht sich umgekehrt bemerkbar, dass man mit der handwerklichen Umsetzung von Episode zu Episode versierter im Umgang wurde.

Doctor Who – Siebter Doktor (Volume 2)

Das silberne Jubiläum setzt sich fort. Mit Volume 2 der Spätachtzigerausgabe von Doctor Who werden die Abenteuer des siebten Doktors fortgesetzt.

Because it’s 1988.
Ha. That makes sense.

Story

Mit der neuen Begleiterin Dorothy ‚Ace‘ McShane an seiner Seite, die sich entschieden eigensinniger und rebellischer als Melanie Bush gebiert, gehen die Abenteuer des Siebten Doktors weiter. Es gilt dafür zu sorgen, dass ein Kampf zwischen Daleks nicht die Erde als Opfer einfordert. Auf einem Planeten aus der Zukunft, wo einzig Fröhlichkeit die Erlaubnis darstellt, nicht vom bizarren Kandyman vernichtet zu werden, muss ebenso der Frieden hergestellt werden wie in der Gegenwart unseres Heimatplaneten, wo Cybermen und eine Dame aus ferner Vergangenheit sich um die zerstörerische Allmacht von flüssigem Metall prügeln. Und während die Reise in einem sinstren Zirkus endet, wird langsam deutlich, dass der Doktor etwas zu verbergen hat, das unter keinen Umständen ans Tageslicht gelangen darf.

Kritik

Der Beginn der 14 neuen Episoden mit Silvester McCoy als schnippischem Doctor beginnen mit einem komplexen, teils auch unnötig verworrenen Kriegsvierteiler, in dem Elemente verschiedener Genres miteinander verrührt werden. Das hat gerade zu Beginn, wo alles ungewohnt mysteriös ist, großen Charme, versagt jedoch bei der Auflösung, die es sich viel zu einfach macht und feststellt, dass man das Ganze auch in einer einzigen Folge hätte erzählen können.
Ähnlich verhält es sich mit der Ausstattung. Dass ein paar leidlich eingekleidete Soldaten als Armee herhalten, ist sympathisch, und die kubistischen Bauten, aus welchen sich frisch gelandete Raumschiffe transformieren, wirken gar beeindruckend, da sie in angemessener Fremdartigkeit dargestellt werden. In der Summe passen die vielen kleinen Sonderbarkeiten aber häufig nicht so recht zusammen, weshalb sich auch formal sagen lässt, was für den ganzen Vierteiler gilt: Im keinen Gelungen, gerade anfangs sehr faszinierend, im Auslauf dann aber auch ein wenig ermüdend.
Die zweite Folgentrilogie namens Die Macht der Fröhlichkeit wirkt anfangs etwas spröde, doch ein paar Minuten später zeichnet sich ab, dass hier eine clever erdachte Analogie auf das Tabu Depression vorliegt. Das Vermächtnis der Nemesis, ebenfalls ein Dreiteiler, erinnert wieder stark an den Einstieg dieser Staffelbox und wartet mit eigentümlichen Gegnern auf, die mit den anderen Bösewichtern des Doctor Who-Universums leider nicht so recht mithalten können. Als ordentliche Serie der 80er darf freilich auch eine weitere Geschichte nicht fehlen, in der das Dritte Reich thematisiert wird, indem spielerisch über dessen Gründe und Auswirkungen spekuliert wird. Das Ende mit Die Todesmanege auf Segonax ist dann aber Unterhaltung auf höchstem Niveau und sondert ohne Unterbrechung eine so merkwürdige, beklemmende Stimmung ab, dass die vier Episoden, die eine in sich schlüssige Story mit interessanten Figuren erzählen, wirklich fesseln.

Die Entscheidung, wann Außenszenen – wie beispielsweise Stadtstraßen – on Location und wann im Studio gedreht wurden, ist zwar nachvollziehbar, trotzdem hätte eine andere Wahl manchmal Gutes mit sich gebracht. Wenn Straßen aus Linoleum bestehen, sehen die Sets insbesondere dann sehr nach Theater aus, wenn die Kostüme und Requisiten es auch tun. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit produziert dies aber auch eine spezielle Stimmung, die durch originale Drehplätze nie erzeugt worden wäre, da die man grundsätzlich auf Spielereien wie Farbfilter verzichtete. Dann und wann bricht man aber auch in großem Maße aus und lässt noch weit häufiger als in den ersten Erlebnissen des siebenten Doktors so viel explodieren, dass der Spaß der Pyrotechniker sich auch 27 Jahre später noch spüren lässt.
Die Serie pfeift mit einem derart frechem Frohmut auf ihre begrenzten Mittel, deren Einschränkungen zum Trotz sie einfach die Geschichten erzählt, die ihr im Sinn liegen – ganz ohne Eingeständnisse. Manchmal überstürzt es das Selbstbewusstsein von der Autoren und man nimmt das ein oder andere Mal einen erzählerisch so faulen wie feigen Weg, um sich aus Sackgassen zu mogeln. Das sind Momente, in denen man sich als mündiger Zuschauer nicht ernstgenommen fühlt. Und diese Momente sind der Feind jeder Geschichte.
Obwohl das Erzählerische manchmal ähnlich behelfsmäßig zusammengeschustert ist wie die Kulissen und Kostüme, macht sie fast immer Spaß. Und da der Doktor mittlerweile zu Genüge eingeführt wurde, wird die Zeit dafür genutzt, ihn mit zwar nur sehr kleinen, aber allemal interessanten Zügen zu charakterisieren. Und so, wie manche Effekte dann doch unverhofft gut aussehen, haben auch alle Erzählungen ihre Glanzmomente, die das Gesamtpaket als etwas erscheinen lassen, das unterm Strich in erster Linie sympathisch ist. Denn wirklich übelnehmen kann man dem Zeitreisenden in der Form des betulichen Silvester McCoy sowieso nichts.
Für alle Geschichte gilt: Sie blühen am Schönsten, so lange sie noch verheimlichen, von was sie erzählen und wie das Erzählte zusammenhängt. Zu Beginn wird inmitten von ein paar nicht offenkundig zueinander gehörigen Erzählsträngen geworfen und damit beschäftigt, Gemeinsamkeiten und Anknüpfungspunkte zu suchen. Man entwirft eine Theorie, freut sich darauf, sie am Kommenden zu messen… und wird immer bestätigt, weil die Storys, sobald sie ein paar Hinweise darauf gegeben haben, was ihr Angelpunkt ist, spätestens ab ihrer dritten Episode nicht mehr überraschen, sondern nur noch pflichtbewusst zu ihrem absehbaren Ende spulen – und das manchmal einen Ticken zu langsam.

Fazit

Die zweite von drei Veröffentlichungen, die sich mit den Abenteuern der siebten Doktorreinkarnation beschäftigen, flacht in Sachen Geschichten teils etwas ab, kann dank im Rücken liegender Introduktion dafür aber auch etwas mehr in die Tiefe gehen.
Dank spritziger Dialoge und Silvester McCcoy, der als Doktor weiterhin ein sehr unterhaltsamer Gnom ist, bereiten auch die weiteren Abenteuer Freude.