Squirm – Invasion der Bestien

Squirm – Invasion der Bestien brachte es als B-Horrorfilm zu bescheidenem Ruhm in der goldenen Ära des Tierhorrors. Es handelt sich um den ersten abendfüllenden Spielfilm des Amerikaners Jeff Liebermann, der später mit Blue Sunshine und Just Before Dawn seinen Hang zu speziellen Prämissen und Lokalitäten nachdrücklich unterstrich. Nach einer langen Pause war sein letzter Beitrag zum Horrorgenre das Späßchen Satan’s Little Helper. Wie die meisten seiner Filme brachte auch dieser es nur zu einer kleinen, aber umso überzeugteren Anhängerschaft.

There’s a lot of spaghetti here.

Story

Das begehrte Kleinstadt-Mädchen Geri Sanders hat sich ihren neuen Freund Mick ausgerechnet in der großen Stadt gesucht. Als dieser zu Besuch kommt, eckt er mit seiner Manier sofort bei einigen der weniger toleranten Bewohner des Kaffes Fly Creek an. Das wurmt Mick, der sich neben ignoranten Gesetzeshütern und Dorfklischees verkörpernden Nebenbuhlern zusätzlich mit einer Invasion von Menschenfleisch liebenden Würmern rumschlagen muss, welche die Stadt in Schrecken versetzen, nachdem ein schweres Unwetter dazu führte, dass einige Hochspannungsmasten ihre zu transportierende Energie in die Erde umleiteten.

Kritik

Hauptdarsteller Don Scardino spielt einen Horror-Protagonisten der besonderen Art, welcher nicht durch (männlich-starke oder weiblich-blickfangende) Körperlichkeit auffällt, sondern viel eher in die Klasse des durchschnittlichen Nerds fällt, der ein wenig weltfremd, keineswegs auf gewohnte Wiese attraktiv und noch weniger heroisch daherkommt. Dies ist besonders bemerkenswert, da das Bild des Strebers in den 70ern bekanntermaßen keinesfalls so gut war, wie es heute der Fall ist. Sein irgendwie befangenes Spiel passt zu dieser unkonventionellen Figur, sorgt aber auch für eine unüberbrückbare Distanz zwischen ihm und Zuschaue. Den Part größerer Körperpräsenz übernehmen der wie ein bockiger Collegestudent aussehende und agierende Redneck-Sheriff, welcher in der Geschichte lediglich die Aufgabe hat, sehr aufbrausend zu sein, und der mit ihm um die Herzensdame buhlende Roger Grimes, dessen Spiel mit Abstand am deutlichsten in Erinnerung bleiben dürfte. Mit Liebe zum Stumpfsinn mimt er den tumben Hinterwäldler, der Frauen mit seinem sorgsam geformten Oberkörper um den groben Finger wickelt, dabei aber weder denken noch vernünftig sprechen kann. Auf sein Konto gehen die meisten Lacher und er ist – neben den Würmern, versteht sich – auch der beste Grund, sich Squirm zu Gemüte zu führen. Dies war die einzige Rolle, die R.A. Dow je innehatte, und womöglich ist hier ein kleines Talent verschüttgegangen. Patricia Pearcy als das zu erobernde Mädchen fällt erwartungsgemäß gar nicht auf, was aber auch an ihrer Rolle liegen wird, die sich vornehmlich dadurch auszeichnet, ausgesprochen leicht eroberbar zu sein.
Die Würmer selbst sind, wenn sie denn mal auftauchen, ein ordentlicher Blickfang, der für das ein oder andere Ekelgefühl sorgen mag. In der breiten Masse sind sie ein fast schon surreal anmutender Teppich aus wabernden Schnüren, der wie ein ganz eigenes großes Wesen wirkt, das mehr ist, als seine kleinen Leiber. Das sind einprägende, effektive Bilder, doch haben die schmierigen Fleischfresser ihren ganz großen Auftritt erst ganz zum Schluss. Von einer anderen Szene abgesehen, tauchen sie sonst fast nur einzeln und darüber hinaus sehr selten auf. Als singuläre Fressmaschinen wirken die Tiere aber nur mäßig beängstigend und führen so eher die Figuren mit ihren teils etwas willkürlich anmutenden Handlungsdrängen vor. Erwähnenswert ist aber die Inszenierung der wirbellosen Gesellen, denn es handelt sich bei ihnen um unerklärlich geräuschvolle Würmer, die bisweilen käferartige Laute beim Bewegen von sich geben, ab und an aber auch einfach mal mit großer Bedrohlichkeit im Chor kreischen.
Damit ist Squirm eigentlich mehr skurriles Drama zwischen wunderlichen Menschen als Tier- oder Natur-Horrorfilm.
Auch die musikalischen Qualitäten sind ein Wechselbad, das einem in dieser Art nur selten widerfährt. Mal tölpelt ein Lied völlig unpassend über eine Szene und sorgt für eine Befremdung, die nur mit sehr viel Anstand und Wohlwollen noch als positiv zu werten ist, an anderen Stellen funktioniert die nicht immer nachvollziehbare Wahl der Musiktitel aber auch ganz gut. Ihren Höhepunkt erreicht diese Eigenart zweifelsohne mit dem Abspannlied, das – selbst wenn man auf durch diesen Text vorbereitet ist – einen gar nicht anders als völlig kalt erwischen kann.
Technisch gibt sich der Film eigentlich keine Blöße – die wenigen Effekte funktionieren gut und das erwähnte Finale beeindruckt gar mit ungeahnt dichtem Masse-Terror (in Ermangelung eines Äquivalents zu ‚Schwarm‘). Liebermans Regie ist gut, verträgt sich aber nicht immer mit dem ebenfalls von Lieberman geschriebenen Drehbuch.

Fazit

Die kuriose Figurenkonstellation und das eigenwillige Kleinstadt-Drama sind nicht leicht zu mögen, auch wenn man dem Konzept eine gewisse Liebenswürdigkeit nicht absprechen kann. Neben ein paar gelungenen Lachern spricht vor allem das hypnotische Finale für Squirm, dessen Prämisse etwas in die Irre führt.

Eureka – Die geheime Stadt – Staffel 1

Alle Erwartungen belächelnde Quoten, immerhin 5 teure Staffeln, begeisterte Fans und massives Product Placement. Eureka ist eine Science-Fiction-Serie, die wie eine Forschungseinrichtung heißt, die wie ein Mars-Trojaner heißt, und war für den US-Sender SyFy ein einträgliches Unterfangen.
Warum eigentlich?


That’s some really sharp police work Carter.
Story

Wieder mal hat Marshal Jack Carter seine unkontrollierbare Tochter eingefangen und wieder mal hat sie so einiges auf dem Kerbholz, das den Gesetzeshüter alles andere als stolz macht.
Kurz falsch abgebogen, kurz ein Tornado-Warnschild übersehen und kurz einem Duplikat von sich selbst begegnet und schon baut der Justizvollzugsbeamte schwungvoll einen Unfall.
Um das Auto wieder fahrtüchtig zu machen, begeben sich die Beiden am folgenden Morgen in die nächste Ortschaft. Eureka ist eine Kleinstadt, die von der Regierung erbaut wurde, um den fähigsten Wissenschaftlern das perfekte Arbeitsumfeld zu gewährleisten. Vor den Blicken der Öffentlichkeit abgeschirmt, forscht und tüftelt die geistige Elite den ganzen Tag lang. Für den nächtlichen Unfall verantwortlich war eines von vielen fehlgeschlagenen Experimenten. In einer Siedlung, wo selbst die Kinder Genies sind, fehlt es offensichtlich ganz besonders an einem Pragmatiker, wie Jack Carter einer ist. Nachdem dieser erfolgreich das Geheimnis um den anfänglichen Versuch gelüftet hat und der eigentliche Scheriff der Wunderstadt stark in Mitleidenschaft gezogen wird, kürt man den Neuankömmling ohne Umschweife zum neuen Gesetzeshüter von Eureka, quartiert ihn im intelligenten Haus S.A.R.A.H.ein und sorgt dafür, dass er niemals gelangweilt ist, weil die Nerds ohne Unterlass Probleme erzeugen.

Kritik

Mit „Kleiner-Jungen-Charme“ wird das Auftreten von Carter in der Pilotfolge beschrieben und eigentlich trifft das die Sache ganz gut. Eureka bietet milde, unaufgeregte und völlig unproblematische Unterhaltung. Bereits die gefällige Titelmelodie „Eureka on my Mind“ stimmt einen darauf ein. Werden ein paar Folgen versäumt, läuft man trotzdem nie in Gefahr, den Anschluss zu verlieren, weil nach jedem Fall alles brav zurück zum Status quo findet. Dem Wesen der titelgebenden Stadt zum Trotz scheut die Serie Experimente wie der Teufel das Weihwasser und serviert Folge um Folge dasselbe Konzept mit minimalen Abwandlungen und stets gleichem Geschmack. Wenn doch mal Geschehnisse eintreten, deren Auswirkungen in spätere Folgen reinstrahlen, reicht die obligatorische Zusammenfassung am Folgenanfang absolut aus, um über alles Relevante informiert zu sein. Denn solche Ereignisse sind nicht nur sehr selten, sondern auch ziemlich mikrig.
Auf sein Konzept zu vertrauen, ist natürlich nichts Schlechtes, wenn es ein gutes ist. Bei Eureka ist es okay.
Ein zentrales Problem von Serien, das beinahe so alt ist, wie der Seriengedanke selbst, ist der Umstand, dass es irgendwann unglaubwürdig wird, dass ein und dieselbe Person unzählige Male zufällig in die aufregendsten Abenteuer stolpert. Also muss eine Welt geschaffen werden, in der es einleuchtend ist, dass all die wundersamen Erlebnisse in hundertfacher Ausführung auf den Protagonisten einstürzen.
Eureka löst das Problem fast schon frech einfach: Die Ortschaft ist die Stadt der Genialen, Verrückten und Weltfremden. Die neuste Technik wird hier geboren und ausprobiert. Egal ob Zeitreiseversuche, Alienartefakte, die perfekte künstliche Intelligenz, Superwaffen oder smarte Miniroboter, die die Welt mit einer Armee aus Klonzombies bedrohen, wenn man sie kurz unbeaufsichtigt lässt; wenn so etwas geschieht, dann hier.
Ob man diesen Schachzug als Blankovollmacht für die täglichen Verrücktheiten akzeptieren möchte, muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden.
Aber so richtig verrückt sind die Verrücktheiten sowieso nicht. Obwohl die Prämisse sich gerade in dieser Beziehung vor Möglichkeiten gar nicht retten kann, wirken die meisten Problemstellungen ideenlos und aufgewärmt, als hätte man Angst, den Zuschauer mit wirklich Neuem zu verschrecken.
Mit rauem Charme und Pragmatismus wird der frische Dorfscheriff Problemen Herr, die die Eierköpfe verzweifeln lassen. Nur lässt das nicht den Scheriff gut, sondern die Eierköpfe schlecht aussehen, weil die Komplikationen so offensichtlich wie ihre Auflösungen sind. Der Zuschauer weiß schon früh, was falsch läuft und was getan werden muss, damit sich alles wieder zum Guten wendet, während Carter schleichend und die Wissenschaftler nie oder selten auf die Lösung kommen. Wenn man aber schon in den ersten Minuten ahnt, wie die der Rest der Folge verlaufen wird, dann kann es schnell passieren, dass dieser Rest einem sehr lang vorkommt.
Aus diesem Grund hätte dem Löwenanteil der Geschichten ein halbstündiges Episodenformat einfach besser zu Gesicht gestanden, in den 45 Minuten wirken sie nicht nur verloren, sondern oftmals auch ein wenig einschläfernd.

Nicht nur die meisten Ereignisse, auch das Figureninventar ist überwiegend von Stereotypen bevölkert. Das reicht vom narzisstischen Wissenschaftler mit Weltherrschaftsfantasien bis zum schusseligen Assistenten, der seinen Vorgesetzten eigentlich überragt. Man muss aber anerkennen, dass wirkliche Totalausfälle ausbleiben und sich bei einigen Charakteren abzeichnet, dass da noch weitaus mehr im Busch sein könnte, als in der ersten Staffel verraten wird. Zudem muss lobend hervorgehoben werden, dass nicht ein aufgeplusterter Jungspund, sondern ein Mann in den besten Jahren für Recht und Ordnung sorgt. Eine willkommene Abwechslung.
Durchschnittlich sind auch die Witze, die immer unbeschwert albern daherkommen und manchmal gar nicht so übel, viel zu oft aber auch arg willkürlich sind.
Der eigentliche Star ist aber sowieso die geheime Stadt, die mit jeder Folge durch die vielen kleinen und am Rande gezeigten Details lebendiger wird. Auch hier sind die Einfälle selten wirklich toll, entfalten in ihrer unaufgeräumten Anhäufung aber einen gewissen Reiz.
Und wie bei vielen durchwachsenen Serien ist es dann nach einem gelungenen Einstieg wieder die letzte Folge, die einen ordentlichen Zahn zulegt, coole Elemente einführt und auch sonst alles besser macht als der vorangegangene Durchschnitt. Denn: Zeitreisen! Und alles, was mit Zeitreisen zu tun hat, ist zwangsläufig gut.

Fazit

Für verregnete Sonntage und als Lückenfüller ist Eureka – Die geheime Stadt eigentlich optimal geeignet. Die Serie gibt nicht sehr viel, aber fordert auch nichts vom Zuschauer. Staffel 1 ist eine schadstofffreie Berieselung mit seltenen Ausschlägen nach oben und unten.

Unnützes Wissen am Rande: Pro 7, wo die Serie in Deutschland von Anfang an zu sehen war, entstand aus dem  von 1987 bis 1988 für ein halbes Jahr laufenden Eureka TV.