Japan-Filmfest Special 2
Ein halbes Jahrzehnt arbeitete der 70-Jährige Ippei Nishihara an seiner Vision von einer düsteren, erdrückenden Zukunft, in der Menschen nicht mehr ortbar und die Welt nicht mehr wiederzuerkennen ist.
Die gleiche einfache Frage, die der Film stellt, begegnet schnell auch dem Zuschauer: Warum?
The world I created unfolding before my eyes.
Story
Körper sind nicht mehr in Mode. Die Menschen haben ihr Bewusstsein auf Computerchips transferiert und existieren nur noch als kaltes Daten-Denken. Zusammen mit der Leiblichkeit und Sterblichkeit verloren sie auch die Fähigkeit zur Emotion.
Im Jahre 7369 wird ein Klon erschaffen und diesem ein Bewusstsein implantiert. Der Neugeborene trägt die Erinnerungen eines Menschen in sich, der vor 5000 Jahren in seinem Körper gelebt hat. Diese werden als virtuelle Umgebung rekonstruiert, wo der Klon die abgespeicherten Geschehnisse in aller Intensität erlebt.
Es ist die Geschichte einer entstehenden Liebe zu einer Frau, während eine unheilbare Krankheit die Menschheit befällt.
Kritik
Das Jahr 7369 wird für ein paar Minuten gezeigt. In gut gemeinten, tricktechnisch aber auf ganzer Linie versagenden Bildern wird eine Zukunft gezeigt, die durch die Unendlichkeit virtueller Räume geprägt ist, die irgendwo tief unter der Erdoberfläche für über Jahrtausende gereifte Bewusstseinsdaten erschaffen wurden. Die Idee gilt es zu würdigen, doch die Umsetzung ist ausgesprochen mäßig. Sobald der Klon in seine Erinnerungen abtaucht, wünscht man sich trotzdem schnell an jenen visuell gescheiterten, aber zumindest konzeptuell interessanten, wenn auch inhaltslosen Ort zurück, denn die der Gegenwart sehr nahen Zukunft, aus der das Bewusstsein stammt, ist weitaus schlimmer. Der Sepia-Stich der Computerrealität bleibt beibehalten, das Interessante verschwindet.
Das Schauspiel ist so dürftig, dass es in seiner Laienhaftigkeit an einigen Punkten für ungeplantes Schmunzeln sorgt, die eingefangenen Bilder wirken willkürlich und überhaupt erweckt die gesamte technische Seite den Anschein, als wären die Beteiligten vollkommen überfordert und bar jeder Einfälle gewesen. All das wird in den Schatten gesetzt von dem nur selten pausierenden minimalistischen Geklimper der Filmmusik, die dem Ganzen wohl einen melancholischen Anstrich verleihen soll, nach einigen Minuten aber in solchem Maße nervt, dass man sich kaum mehr auf die Geschichte konzentrieren kann. Zum Glück scheint man wenigstens hier mitgedacht zu haben, denn so sehr man sich auch ablenken lässt, verpassen kann man eigentlich kaum etwas, da das ganze Liebesleiden vollkommen uninteressant inszeniert ist und das Drehbuch nicht eine anerkennenswerte Idee aufweist.
Dabei mag der Grundgedanke durchaus in der Lage sein, einen Film zu stemmen, würde er nicht alle Naselang über die zahllosen Unzulänglichkeiten seiner Umsetzung stolpern.
Da macht man schon eine Geschichte über einen Klon, der sich erinnert, wie er sich erinnert, und das Ergebnis ist eine Minutenlange Sequenz, die zwei Menschen zeigt, welche sich gegenübersitzen und Kaffeetrinken. Wie man es auch dreht und wendet, so etwas hebt nicht die Spannung.
Kurz vor Schluss fällt der Film dann tatsächlich in ungewollte Komik und gipfelt in einem nicht enden wollenden Schwall aus total leerem Gerede, das sich – ohne übertreiben zu wollen – anfühlt, als würde es sich über weitere zwei Stunden erstrecken.
Fazit
Ein Film, der erst nichts erzählt, nur um später zuzugeben, dass er einfach nichts zu erzählen hat, um einen am Ende dennoch mit irrelevanten Wortkolonnen in den Wahnsinn zu treiben.
Fünf Jahre Arbeit, um eine reizvolle Idee umzusetzen. Leider ist das Ergebnis mehr als dürftig. Weder die Figuren und ihre Geschichte noch die Art, wie sie erzählt wird, weisen positive Eigenschaften auf. Zäh wie Baumharz und genauso genießbar, sodass auch die spannende Ausgangsidee nichts mehr zu retten vermag. Das geringe Budget mag die Optik entschuldigen, nicht aber das Gesamtwerk rechtfertigen.