Alle Erwartungen belächelnde Quoten, immerhin 5 teure Staffeln, begeisterte Fans und massives Product Placement. Eureka ist eine Science-Fiction-Serie, die wie eine Forschungseinrichtung heißt, die wie ein Mars-Trojaner heißt, und war für den US-Sender SyFy ein einträgliches Unterfangen.
Warum eigentlich?
That’s some really sharp police work Carter.
Story
Wieder mal hat Marshal Jack Carter seine unkontrollierbare Tochter eingefangen und wieder mal hat sie so einiges auf dem Kerbholz, das den Gesetzeshüter alles andere als stolz macht.
Kurz falsch abgebogen, kurz ein Tornado-Warnschild übersehen und kurz einem Duplikat von sich selbst begegnet und schon baut der Justizvollzugsbeamte schwungvoll einen Unfall.
Um das Auto wieder fahrtüchtig zu machen, begeben sich die Beiden am folgenden Morgen in die nächste Ortschaft. Eureka ist eine Kleinstadt, die von der Regierung erbaut wurde, um den fähigsten Wissenschaftlern das perfekte Arbeitsumfeld zu gewährleisten. Vor den Blicken der Öffentlichkeit abgeschirmt, forscht und tüftelt die geistige Elite den ganzen Tag lang. Für den nächtlichen Unfall verantwortlich war eines von vielen fehlgeschlagenen Experimenten. In einer Siedlung, wo selbst die Kinder Genies sind, fehlt es offensichtlich ganz besonders an einem Pragmatiker, wie Jack Carter einer ist. Nachdem dieser erfolgreich das Geheimnis um den anfänglichen Versuch gelüftet hat und der eigentliche Scheriff der Wunderstadt stark in Mitleidenschaft gezogen wird, kürt man den Neuankömmling ohne Umschweife zum neuen Gesetzeshüter von Eureka, quartiert ihn im intelligenten Haus S.A.R.A.H.ein und sorgt dafür, dass er niemals gelangweilt ist, weil die Nerds ohne Unterlass Probleme erzeugen.
Kritik
Mit „Kleiner-Jungen-Charme“ wird das Auftreten von Carter in der Pilotfolge beschrieben und eigentlich trifft das die Sache ganz gut. Eureka bietet milde, unaufgeregte und völlig unproblematische Unterhaltung. Bereits die gefällige Titelmelodie „Eureka on my Mind“ stimmt einen darauf ein. Werden ein paar Folgen versäumt, läuft man trotzdem nie in Gefahr, den Anschluss zu verlieren, weil nach jedem Fall alles brav zurück zum Status quo findet. Dem Wesen der titelgebenden Stadt zum Trotz scheut die Serie Experimente wie der Teufel das Weihwasser und serviert Folge um Folge dasselbe Konzept mit minimalen Abwandlungen und stets gleichem Geschmack. Wenn doch mal Geschehnisse eintreten, deren Auswirkungen in spätere Folgen reinstrahlen, reicht die obligatorische Zusammenfassung am Folgenanfang absolut aus, um über alles Relevante informiert zu sein. Denn solche Ereignisse sind nicht nur sehr selten, sondern auch ziemlich mikrig.
Auf sein Konzept zu vertrauen, ist natürlich nichts Schlechtes, wenn es ein gutes ist. Bei Eureka ist es okay.
Ein zentrales Problem von Serien, das beinahe so alt ist, wie der Seriengedanke selbst, ist der Umstand, dass es irgendwann unglaubwürdig wird, dass ein und dieselbe Person unzählige Male zufällig in die aufregendsten Abenteuer stolpert. Also muss eine Welt geschaffen werden, in der es einleuchtend ist, dass all die wundersamen Erlebnisse in hundertfacher Ausführung auf den Protagonisten einstürzen.
Eureka löst das Problem fast schon frech einfach: Die Ortschaft ist die Stadt der Genialen, Verrückten und Weltfremden. Die neuste Technik wird hier geboren und ausprobiert. Egal ob Zeitreiseversuche, Alienartefakte, die perfekte künstliche Intelligenz, Superwaffen oder smarte Miniroboter, die die Welt mit einer Armee aus Klonzombies bedrohen, wenn man sie kurz unbeaufsichtigt lässt; wenn so etwas geschieht, dann hier.
Ob man diesen Schachzug als Blankovollmacht für die täglichen Verrücktheiten akzeptieren möchte, muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden.
Aber so richtig verrückt sind die Verrücktheiten sowieso nicht. Obwohl die Prämisse sich gerade in dieser Beziehung vor Möglichkeiten gar nicht retten kann, wirken die meisten Problemstellungen ideenlos und aufgewärmt, als hätte man Angst, den Zuschauer mit wirklich Neuem zu verschrecken.
Mit rauem Charme und Pragmatismus wird der frische Dorfscheriff Problemen Herr, die die Eierköpfe verzweifeln lassen. Nur lässt das nicht den Scheriff gut, sondern die Eierköpfe schlecht aussehen, weil die Komplikationen so offensichtlich wie ihre Auflösungen sind. Der Zuschauer weiß schon früh, was falsch läuft und was getan werden muss, damit sich alles wieder zum Guten wendet, während Carter schleichend und die Wissenschaftler nie oder selten auf die Lösung kommen. Wenn man aber schon in den ersten Minuten ahnt, wie die der Rest der Folge verlaufen wird, dann kann es schnell passieren, dass dieser Rest einem sehr lang vorkommt.
Aus diesem Grund hätte dem Löwenanteil der Geschichten ein halbstündiges Episodenformat einfach besser zu Gesicht gestanden, in den 45 Minuten wirken sie nicht nur verloren, sondern oftmals auch ein wenig einschläfernd.
Nicht nur die meisten Ereignisse, auch das Figureninventar ist überwiegend von Stereotypen bevölkert. Das reicht vom narzisstischen Wissenschaftler mit Weltherrschaftsfantasien bis zum schusseligen Assistenten, der seinen Vorgesetzten eigentlich überragt. Man muss aber anerkennen, dass wirkliche Totalausfälle ausbleiben und sich bei einigen Charakteren abzeichnet, dass da noch weitaus mehr im Busch sein könnte, als in der ersten Staffel verraten wird. Zudem muss lobend hervorgehoben werden, dass nicht ein aufgeplusterter Jungspund, sondern ein Mann in den besten Jahren für Recht und Ordnung sorgt. Eine willkommene Abwechslung.
Durchschnittlich sind auch die Witze, die immer unbeschwert albern daherkommen und manchmal gar nicht so übel, viel zu oft aber auch arg willkürlich sind.
Der eigentliche Star ist aber sowieso die geheime Stadt, die mit jeder Folge durch die vielen kleinen und am Rande gezeigten Details lebendiger wird. Auch hier sind die Einfälle selten wirklich toll, entfalten in ihrer unaufgeräumten Anhäufung aber einen gewissen Reiz.
Und wie bei vielen durchwachsenen Serien ist es dann nach einem gelungenen Einstieg wieder die letzte Folge, die einen ordentlichen Zahn zulegt, coole Elemente einführt und auch sonst alles besser macht als der vorangegangene Durchschnitt. Denn: Zeitreisen! Und alles, was mit Zeitreisen zu tun hat, ist zwangsläufig gut.
Fazit
Für verregnete Sonntage und als Lückenfüller ist Eureka – Die geheime Stadt eigentlich optimal geeignet. Die Serie gibt nicht sehr viel, aber fordert auch nichts vom Zuschauer. Staffel 1 ist eine schadstofffreie Berieselung mit seltenen Ausschlägen nach oben und unten.
Unnützes Wissen am Rande: Pro 7, wo die Serie in Deutschland von Anfang an zu sehen war, entstand aus dem von 1987 bis 1988 für ein halbes Jahr laufenden Eureka TV.