RoboCop

Das Thema RoboCop und seine wenig rühmlichen Nachfolger und Auskopplungen neu aufzulegen, das war ein lang gepflegter Plan. Darren Aronofsky war im Gespräch und auch kurz vor der Umsetzung. Sein Ersatz sorgte dann für Erstaunen – ausgerechnet der Brasilianer José Padilha, der dato nur durch seine beiden Tropa de Elite-Filme von sich Reden machte, sollte dem ikonischen Cyber-Bullen eine Frischzellenkur verpassen. Und irgendwie ist es ihm ganz anständig gelungen.

It’s not a suit, it’s you.

Story

2028 ist das Jahr des Friedens, wenn auch nicht in den USA. Der Megakonzern OmniCorp versorgt die Welt mit Polizeirobotern, die die Verbrechensrate in kürzester Zeit auf mikroskopisches Niveau schrumpfen. In Amerika verbietet das Dreyfus-Gesetz aber den Einsatz nichtmenschlicher Ordnungshüter.
Um es zu umgehen und die Vereinigten Staaten schleichend an automatisiertes Militär zu gewöhnen, ersinnt OmniCorp einen Kompromiss. Ein Hybrid muss her, halb Mensch, halb Maschine. Da kommt es gerade recht, dass Polizist Alex Murphy von korrupten Kollegen beinahe getötet wird.
Einige Monate später sind die kläglichen Überreste Murphys mit neuster Technologie verschmolzen und erlebt als Marketingmaschine RoboCop seine Wiedergeburt.
Die Motive des gesetzestreuen Stahlmannes, der die Liebe seiner Familie ebenso wie die Verursacher des Anschlages auf ihn sucht, lassen sich mit den monetären Interessen OmniCorps allerdings kaum vereinen. Daher wird der menschliche Anteil in RoboCop einfach drastisch reduziert.

Kritik

Die Technikkonzeption ist natürlich hervorragend – aber das ist bei einem Film, der sich RoboCop nennt, ja irgendwie auch zu erwarten. Wenn man zu Beginn sieht, wie Mechs und Blechsoldaten durch die engen Straßen donnern, hat das etwas intuitiv unangenehmes. So muss Dystopie funktionieren.
Doch irgendwie fragt man sich auch, wieso die Polizei Gerät zur Wahrung des Friedens herstellt, das aussieht, wie das Invasionswerkzeug einer bedrohlichen Alienrasse. Prävention durch Furcht scheint das Motto zu sein, aber so richtig nachvollziehbar ist diese Entscheidung trotzdem nicht. Schließlich sollte das Ziel sein, ein Gefühl von Sicherheit und nicht ein Gefühl ständiger Bedrohung hervorzurufen. Dass die Übertragung des eingangs gezeigten Auslandeinsatzes unter dem Motto „Operation Freedom“ läuft und natürlich in kürzester Zeit gewaltig eskaliert, ist etwas plump und vorhersehbar, trotzdem ist die Welt in sich stimmig und die Atmosphäre dicht.
Die Inszenierung wird ihr aber nur dann gerecht, wenn aus mittlerer bis großer Distanz das Szenario vorgeführt wird. Hier spürt man besonders, dass Regisseur José Padilha seine Wurzeln im eher nüchtern-dokumentarischen Fach hat. Sobald die Action losgeht, wird es sofort wackelig und unübersichtlich, vor allem aber uninteressant. Gerade die Feuergefechte werden mit frappanter Inspirationsarmut dargestellt. Der Ur-RoboCop konnte damals nicht nur mit entschieden mehr Ideen aufwarten, sondern bereicherte seine zynische Welt mit gekonnt ausgesuchten Gewaltspitzen. Die meisterhafte Gratwanderung zwischen Ernst und bitterer Satire hätte so natürlich auch kein zweites Mal geklappt und von daher ist es nicht allzu dramatisch, dass der modernisierte Robocop ein FSK 12 verpasst bekommen hat.
In vielen Szenen sieht man Potenzial hervorschimmern, sieht man, was aus dem Film hätte werden können, wenn man mehr Zeit und weniger Angst investiert hätte. Mehr Zeit für ein besseres Script, ein besseres Storyboard und ausgefeiltere Choreographieüberlgeungen. Weniger Angst vor einer zu hohen Altersfreigabe und verprellten Zuschauern. Das subversive Element, mit dem das Original groß rauskam, wird hier einfach ausgespart.

Die Debatte um die große Gretchenfrage – Patrouillen von Roboterwächtern ja oder nein? – birgt großes Potenzial und hätte dem Film mit einem Schlag eine höchst interessante Daseinsberechtigung verschafft. Eine Chance, die gnadenlos vertan wird. Stattdessen sind die wenigen Argumente, die das Drehbuch die beiden Parteien austauschen lässt, platt und unglaubwürdig. Die immer einen Deut zu stumpfen Dialoge sind etwas, das sich durch den ganzen Film zieht. Es schmälert nicht die Leistung des herausragenden Casts um Michael Keaton und Gary Oldman, nimmt den Schauspielern aber einiges an Wirkung, weil ihre Figuren sich ständig selbst diskreditieren. Selbst der mal wieder stark übertreibende Samuel L. Jackson als technophiler Fernsehprediger macht eine halbwegs gute Figur, wenn auch sein Charakter nichts Relevantes zur Geschichte beiträgt. Der Schwede Joel Kinnaman als Alex Murphy ist kein Peter Weller, gleicht ihm in vielen Einstellungen aber in erstaunlicher Weise und macht seine Sache auf ähnliche Weise gut.
Wie erwartet, wird dafür die Tragik des Mensch-Maschine-Dilemmas stärker betont. Ob das besser ist als im Original, ist wohl Geschmackssache. Der neue Alex Murphy ist meistens ganz er selbst, auch als Metallmann, Während sein 80er-Jahre-Pendant ja in erster Linie Maschine mit seltenen Persönlichkeits-Flashbacks gewesen ist. Die daraus entstehende Tragik, dass er seiner Familie nicht nur körperlich, sondern auch geistig fremd geworden ist, ist tendenziell eine größere als die des noch voll bei Sinnen seienden Polizisten in dieser Version. Bei der Modernisierung liegen die Dinge komplizierter, besser werden sie deswegen aber nicht zwangsläufig. Außerdem führt die Umgewichtung dazu, dass die eigentliche Krimi-Handlung kaum Raum einnimmt. Von zwei kurzen Ausflügen abgesehen, geht es in RoboCop nicht um die Bekämpfung von Kriminalität, sondern um RoboCop.

Dass man irgendwas entscheidendes ändern musste, war klar, denn Robocop ist ein Kultfilm, weil sein 80er-Jahre-Charme ihn die Essenz verleiht. Wenn das heutige Hollywood ein Remake dreht, lässt sich das nicht reproduzieren. Folglich muss das Robocop-Universum ernstzunehmender wirken, natürlich auf Kosten der unterkühlten Ironie des Originals.
Das mach den Film seriöser, aber auch austauschbarer. Ungeachtet solcher kleinerer Makel, muss man schlussendlich aber konstatieren, dass die Umgestaltung auf Auffrischung des blechernen Gesetzeshüters gelungen ist. José Padilhas Science-Fiction-Film ist nicht mehr die dystopische Copthriller-Version, sondern ein Drama in einem Setting, das der Gegenwart weitaus ähnlicher sieht als die ghettoisierten Unratberge, aus denen das ständig brennende Detroit der 80er-Jahre-Zukunft sich einst zusammensetzte.

Fazit

Nein, wie erwartet ist der RoboCop aus dem Jahre 2014 nicht besser als sein Ahne von 1987. Nichtsdestotrotz ist es ein gelungener Film geworden, der das vornimmt, wozu Remakes sich verpflichten: Er interpretiert den Ursprungsstoff neu, gibt der Materie eine völlig neue Richtung und schafft damit auf einem entliehenen Gerüst etwas eigenständiges. Und auch wenn der Film mitnichten fehlerfrei ist, kann man José Padilha für diese Leistung doch Respekt zollen.

Das ist das Ende

Wir schreiben das Jahr 2007. Ein semipopulärer Seth Rogen dreht mit seinem präsemipopulären Kumpel Jay Baruchel den Kurzfilm Jay and Seth versus the Apocalypse. In den 6 Jahren machten Filme wie Superbad und  Ananas Express Seth Rogen weltberühmt – auch wenn er genaugenommen stets nur dieselbe Rolle mit anderem Namen schlüpfte. Zeit also, den nie wirklich veröffentlichten Kurzfilmstoff fürs Kino aufzupeppen.

We should make more sequels of our movies

Story

Eigentlich wollten Jay und Seth nur die alten Zeiten wieder aufleben lassen: Videospiele und Gras. Doch Seth will, dass sein alter Kumpel Teil der bunten Promi-Szene von Los Angeles wird. Murrend stimmt er ein und sie stürmen die Bude von Lebemann James Franco, der gemeinsam mit Jonah Hill, Rihanna und einem ganzen Kloß weiterer Berühmtheiten eine routiniert ausufernde Fete steigen lässt.
Anstatt noch mehr Drogen und Videospiele gibt es jedoch ein starkes Beben, Menschen werden mit seltsamem Leuchten in den Himmel gerissen und die Erde öffnet ihren Schlund, um wieder andere zu verschlingen. Ganz L.A. steht in Flammen – und Seth Rogen, Jay Baruchel, Jonah Hill, Craig Robinson, Gastgeber James Franco und der eigentlich gar nicht eingeladene Danny McBride haben nicht nur mit der hungrigen Apokalypse, sondern vor allem mit der stotternden Dynamik ihrer dysfunktionalen Gruppe zu kämpfen.

Kritik

Stars, die sich selbst spielen, sind mittlerweile gebräuchlicher Standard-Gag eines jeden Filmes, der unmissverständlich klar machen möchte, dass er sich selbst nicht ganz für voll nimmt. Eine Art routiniertes Augenzwinkern. Dass die sich selbst mimenden Stars nicht als kurze Cameos durchs Bild tänzeln und sich in wenigen Frames durch den Kakao ziehen, sondern sämtliche Rollen besetzen, ist eher ungewöhnlich.
Gerade Seth Rogen, der sich den Vorwurf gefallen lassen muss, sich sowieso immer nur selbst zu spielen, beweist eine beachtliche Portion Selbstironie, indem er sich nun tatsächlich selbst spielt und dabei sogar sein klassisches „Seth Rogen-Lachen“ anerkennt. Stars wie Michael Cera und Emma Watson nutzen die Gelegenheit ebenfalls mit sichtbarer Freude, sich und ihr Image mit breitem Grinsen zu persiflieren.
Diese kichernde Selbstreflexivität ist der große Trumpf von Das ist das Ende – und auch der mit Abstand beste Witz. Der Rest ist altbekannte Seth Rogen-Standardkost, von der man mittlerweile einfach weiß, ob sie einem bekommt oder nicht. Soll heißen: Viele Sex- und Kifferwitze, die anderswo einfach nur peinlich wären, sich im Rogenschen Kosmos aber irgendwie auch selbst auf die Schippe nehmen und damit eine drollige Metaebene des geschmacklosen Humors darstellen. Witzig finden muss man das freichlich trotzdem nicht, sein Gespür für humoristisches Timing ist aber unabhängig davon zu loben. Trotzdem: Hätte man das Gaspedal des derben Humors nicht ganz so oft bis zum Anschlag durchgedrückt und im Gegenzug ein paar frischere Ideen Richtung Ananas Express verwendet, hätte der aberwitzige Ausflug mehr Klasse gehabt. So sind einige Gags sehr gelungen, andere wiederum erwecken den Eindruck von Lückenfüllern.
Die Geschichte hat ausreichend viele Einfälle, um über die Laufzeit zu unterhalten, obwohl sie sich fast ausschließlich in einem Haus abspielt. Die Auflösung des Ganzen ist keine Überraschung (und, zugegeben, eigentlich auch gar keine richtige SciFi) und soll es auch gar nicht sein. Allen Beam-Effekten zum Trotz ist schon sehr früh eindeutig, welche Art von Weltuntergang da gerade praktiziert wird.
Wie bei einer richtigen Party, bekommt man zum Schluss auch bei Das ist das Ende das Gefühl, dass die Sache zu keinem angemessenen Ende kommen wird, sondern zu fortgeschrittener Stunde einfach einschläft, woraufhin der Letzte dann beschämt das Licht löscht.
Bevor sich diese Ahnung endgültig einnisten kann, schüttelt der Film noch ein rettendes Ass aus dem Ärmel und man wird mit einem breiten Grinsen in den Abspann entlassen.

Fazit

Seth Rogen spielt Seth Rogen in einem Film von Seth Rogen. Ob Das ist das Ende gefallen wird oder nicht, sollte man nach diesem Satz eigentlich schon entscheiden können.
Viele Schenkelklopfer, kaum Rohrkrepierer und eine ganze Menge „Geschmackssache“. Weniger wäre an einigen Stellen mehr und „anders“ wäre sogar noch besser gewesen – doch wozu viele Worte verlieren: Der Film ist exakt der ungehemmte Partyspaß, der er sein möchte.