Star Trek Beyond

50 Jahre. 13 Filme. Sechs, in ein paar Monaten sieben Serien. Einfluss, den man sich größer kaum vorstellen könnte. Eine gewaltige kulturelle Säule also, gegenüber der der Zorn über eine neue Ausrichtung des Franchises wie eine Brise des Zeitgeistes wirken muss. Und dennoch – und zum Glück – Star Trek erhitzt die Gemüter, gerade wegen seiner Generationen umschließenden Wirkmacht. Nachdem J.J. Abrams quasi als Hebamme einer frischen Reinkarnation bei Star Trek und Star Trek Into Darkness fungierte, ist es nun ausgerechnet Justin Lin, der durch 4 Episoden Fast & Furious zu Ruhm kam, der in diesem Jahr das das Steuer der Enterprise übernimmt und sie in windigere Gegenden bringen soll.

My dad joined Starfleet because he believed in it. I joined on a dare.

Story

Die Halbzeit ihrer fünfjährigen Mission knapp überschritten, läuft die USS Enterprise in den Hafen der Sternenbasis Yorktown ein. Gerade angekommen, ereilt das interstellare Zentrum der Föderation prompt ein Hilferuf: Eine Mannschaft sei auf einem Planeten bruchgelandet, der von biestigem Staub umgeben ist. Wie der Zufall es will, ist nur die Enterprise für diese Mission gewappnet. Und so begibt sich die Crew zu den angegebenen Koordinaten. Das Problem ist jedoch nicht der Staub, sondern eine bisher unbekannte und der Enterprise überlegene Waffe, die das Schiff auf dem unbekannten Planeten bruchlanden lässt.
Ein Großteil der Mannschaft ist tot oder entführt, ein fieser Schurke namens Krall zieht die Strippen und ist auf der Jagd nach einem Artefakt, das sich im Besitz der Enterprise befand, und nur ein kleines Grüppchen der Crew operationsfähig und in Freiheit.

Kritik

Wie so oft verrät auch bei Star Trek Beyond der Anfang schon eine Menge über den ganzen Film. Die erste Sequenz leitet den dreizehnten Film der Reihe – eigentlich in guter Tradition – mit komödiantischem Gerangel sein. So richtig witzig ist das aber nicht, dafür sehr mittelprächtig einem Computer entrungen. Aber es zeigt, wohin die Fahrt gehen soll: Kurz, hektisch, unterhaltsam – fern vom Epos und Pathos der beiden Vorgänger.
Die Witze bleiben auf mäßigem Slapstick-Niveau und schnell stellt sich der Verdacht ein, dass sie auch gar nicht wirklich darauf aus sind, bahnbrechend komisch zu sein, sondern sich bescheiden am Rand halten; zu klein, um fad zu sein, zu dumm, um gut zu sein. Und damit ist die Kategorie Humor in dieser Rezension abgehakt. Er ist da, er ist weder pointiert oder einfallsreich noch gut getimt. Er ist einfach nur da und sorgt dafür, dass die Angelegenheit nie zu düster wird. Reines Mittel zum Zweck.
Ansonsten präsentiert sich Justin Lins Version von Star Trek wenig überraschend als ein Fest für Schaulustige. Opulente Raumstationen werden zu schwelgender Orchestermusik ausgiebig von der Kamera umschmeichelt, die Kreaturen sind comikhafter, noppeliger und schleimiger als bisher. Star Trek war schon mit Abrams‘ Taufe längst kein linientreuer Besonnenheitstest, jetzt aber wird es wirklich wild, schnell und kunterbunt. Die Bilder werden munter rein- und rausgezoomt, verkantet und mit Effekten überkleistert. Das macht dann und wann was her, hat aber selten Sinn. Wäre 2009 nicht Star Trek, sondern Star Trek Beyond der Serienneustart gewesen, die Fangemeinde hätte sich eine Version à la Abrams sehnlichst herbeigesehnt. So wurde sie darauf vorbereitet und erhoffte sich nicht allzu viel Stiltreue. Anfangs war James T. Kirk ein Rebell, dessen Verhalten mit Welt nicht zusammenpassen wollte. In Justin Lins Version ist diese Welt viel angepasster an den Raufbold-Captain. Und hier sind wir nun.
Die Action aber kann durchaus was. Als die Enterprise recht zu Beginn von etwas Unbekanntem invadiert wird, stimmen Inszenierung und Spannungsaufbau, die Lichtstimmung macht einiges her und auch einige Bilder wissen zu beeindrucken. Ebenfalls fällt hier erstmals auf: Es wurde sich große Mühe mit der Musikuntermalung gegeben. Außerdem bleibt das Chaos übersichtlich, die Schnitte überschlagen sich nicht und die Abfolge der Szenen ist inhaltlich wie dramaturgisch nachvollziehbar – mit einer Ausnahme. Nichts davon ist für die Ewigkeit, doch aber für ein paar kurzweilige Minuten Action gut.
Dass man mit der aus dem Trailer schon zu genüge bekannten Zerstörung der U.S.S.  Enterprise so hochstapelt, ist fast schon schade, denn es untergräbt den eigentlichen Kern des Filmes: Ein kleines Abenteuer, bei dem mal nicht die ganze Föderation auf dem Spiel steht, sondern die Crew ein „einfaches“ Abenteuer erlebt. Das, was der Enterprise-Besatzung ja eigentlich in der Regel widerfährt. Zudem funktioniert die Destruktion USS Enterprise NCC-1701 als Symbol überhaupt nicht, weil es inhaltlich schlicht nicht zum Rest des Filmes passt – ganz im Gegenteil zu dem Ende dem Schiff der originalen Zeitlinie in Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock. Es scheint ein wenig so, als würde die Zerstörung hier primär herbeigeführt worden, um eine Parallele zu dem „ersten dritten Teil“ von 1984 heraufzubeschwören.
Doch zurück ins Jahre 2016: Es geht in Wahrheit natürlich schon um die ganze Föderation und die wirklich großen Dinge, aber immerhin nur auf dem Papier. Prinzipiell aber gibt es endlich eine richtige, wenn auch durch Fremdeinwirkung aufgezwungene Außenbordmission, endlich eine fremde Planetenoberfläche, die für mehr als nur eine Actionsequenz zu herhalten darf, sondern hier eben Schauplatz einer langen Abfolge von Actionsequenzen ist. Denn Charakterentwickung passiert hier nur am Rande. Auch hier bleibt Star Trek Beyond also, wenn man so möchte, einer „Standard-Mission“ treu. Dazu passt, dass sich als Antagonist ein stumpfer Bösewicht mit fadenscheinigen, kaum im Ansatz ausgearbeiteten Motiven präsentiert. Auch hier gilt: Mittel zum Zweck.
Optisch dominieren Mittelklasseeffekte, gerade bei kurzen Ausflügen zu räumlich beschränkteren Handlungsstätten, wo die CGI-Horizonte nicht auffällig die Stimmung löchern, kommt dann und wann tatsächlich ein wenig das Außenbord-Feeling der originalen Serie auf.
Nur wirklich spannend ist das Ganze nicht – leidlich unterhaltsam auf jeden Fall, doch die Dringlichkeit der Situation wird nie zureichend transportiert. Und so bleibt Star Trek Beyond ein kleiner Action-Happen für zwischendurch, ehe nächstes Jahr mit Star Trek Discovery endlich wieder eine Serie an den Start geht.

Fazit

Vor allem beim ersten Trailer, der Speerspitze der Werbekampagne zu Star Trek Beyond konnte man nicht zu Unrecht etwas Übles befürchten. So schlimm kam es nicht, nicht einmal annähernd. Ein Geniestreich hat sowieso niemand erwartet und so bietet der dreizehnte Kinoausflug von Star Trek ordentliche Außenbord-Action ohne Tiefgang oder weitreichende Folgen. Sicher, ein 50. Geburtstag einer solch altehrwürdigen Begleiterin der Popkultur hätte vielleicht eine bessere Feier verdient. Aber letztlich ist es nur ein Fragment eines narrativen Netzwerks, das selbst schon fast in die Unendlichkeit gewachsen ist.
Kein großer Wurf, aber auch kein Rohrkrepierer, sondern simple Unterhaltungskost, die sich selbst nicht zu wichtig nimmt.
Nur „Beyond“, wie der Titel suggeriert ist hier rein gar nichts – auch bei Einnahme abenteuerlicher Perspektiven mag sich die Bedeutung dieses Wortes nicht erschließen.

10 Cloverfield Lane

Cloverfield von 2008, der dank der starken Präsenz von Bad Robot Productions einzig J. J. Abrams zugeschrieben wird, obwohl Matt Reeves inszenierte und Drew Goddard das Buch beisteuerte, war vor allem dank der großen viralen Kampagne ein enormer Erfolg.
Vom Sequel 10 Cloverfield Lane darf man endlich mal zurecht behaupten, dass es wirklich alles anders macht: Quasi keinerlei Werbung, eine Ankündigung kurz vor Filmstart, ein anderes Genre, kein Erfolg und besser als sein Vorgänger, der im Herzen eigentlich nur ein verwackelter Monsterfilm gewesen ist.

Santa Claus!

Story

Michelle nimmt Reißaus. Sie sitzt in ihrem Wagen, fährt davon von ihrem Freund Ben, ihrem alten Leben, vielleicht auch vor ihrer Verantwortung. Dann plötzlich bringt irgendwas das Fahrzeug ins Schleudern und Michelle verunfallt.
Als sie aufwacht, ist sie an ein Bett gekettet. Der kaum einzuschätzende Howard begrüßt sie und erwartet ihren Dank, weil er sie am Unfallort aufgefunden habe und in seinen Bunker brachte, kurz bevor draußen die große Katastrophe ausbrach. Aufgrund eines chemischen, biologischen oder atomaren Angriffs, erklärt er ihr geduldig, könne man den Bunker nicht verlassen, für mindestens zwei Jahre. Dritter im Bunde ist Emmett, ein etwas naiver junger Mann, der Howard damals bei der Konstruktion des Bunkers half und sich nun dankend einquartiert hat.
Doch vieles an Howard ist verdächtig. Ist er der Wohltäter, als den er sich ausgibt? Ist er einfach nur ein Spinner? Oder ist er ein gefährlicher Psychopath, der Wahnvorstellungen und üble Absichten vereint?

Kritik

Noch etwas ist besonders an 10 Cloverfield Lane: Es ist von Vorteil, wenn man den ersten Teil nicht gesehen hat. Denn ob und, falls ja, was da draußen vor sich geht, steht durch den Film von 2008 ja halbwegs fest. Wobei dem Team hinter dem Film zugutegehalten werden muss, dass es selbst ein Mysterium daraus macht, inwiefern die beiden Filme verknüpft sind. Ob das vorgebliche Sequel überhaupt im selben Universum spielt wie Cloverfield, wurde von den kreativen Hintermännern ähnlich oft bestätigt wie in Zweifel gestellt.
All dies ändert aber erst einmal nichts an der bedrohlichen Ambivalenz von Howard, gespielt von Schauspielschwergewicht John Goodman, den man hier endlich mal wieder in einer großen Hauptrolle bewundern darf und der auf so gekonnte Weise den unangenehmen Patriarch der unterirdischen Minifestung spielt, dass man schon nach der ersten Szene mit ihm sein Image als Schauspieler vergessen hat und nur noch Howard sieht, den bedrohlichen Howard mit der kurzen Lunte, dem negativen Charisma  und seiner Neigung  zu Verschwörungstheorien jeder Facion. Er ist das zementierte Zentrum des Filmes. Das weiß auch der Film, der primär die Geschichte erzählt, wie Michelle sich daran abarbeitet, sich dieser Naturgewalt anzupassen. Mary Elizabeth kann hier nun auch erstmals ein großes Zeichen, das es verdient hätte, in ihrer sehr bunten Filmographie zwischen Stirb Langsam – Ein guter Tag zum Sterben, Death Proof und Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt heraus zu leuchten. John Gallagher, Jr. als leicht einfältiger Emmett ist da eher das fünfte Rad am Wagen. Der Charakter wirkt in seinen Anlagen unentschlossen und teils fast widersprüchlich angelegt und vor allem neben den beiden starken Hauptfiguren blass und letztendlich verzichtbar. Abseits seiner Funktion als Informationsspender für Michelle hat er keine zwingende Daseinsberechtigung – und es darf gemutmaßt werden, dass 10 Cloverfield Lane ein noch einmal deutlich intensiverer Film geworden wäre, wenn das Duell zwischen Michelle und dem Bunkermonarchen ohne ein solches Anhängsel stattgefunden hätte.

Apropos intensiv. 10 Cloverfield Lane beginnt unerwartet kräftig mit dem wirkungsvollsten Anfang seit langem. Danach begeistert der Film für eine ganze Weile durch eine großartige Inszenierung. Scheinbar unwichtige Details kommen plötzlich in mehrfacher Weise sehr einfallsreich in den Fokus, indexikalische Zeichen werden kunstvoll als Mininarrationen in das Bild eingeflochten und was die Kamera aus mit Räumen macht, wie sie Winkel und Ecken nutzt, eigenständig Fluchten generiert oder die Enge mit betont nahen Einstellungen zugleich verstärkt und nimmt, ist auf einem Level mit den Monumenten der Kammerspielgeschichte – so muss man e sagen. Die Verunsicherung von Michelle, die Verunsicherung der gesamten Situation wird dadurch verstärkt, dass Komik und Terror in diesem Film Nachbarn sind, die sich gerne einmal besuchen. Mehrere Was-Wäre-Wenn-Gedankenspiele sorgen unterdessen dafür, dass die klaustrophobische Anspannung gehalten wird.
So klug, kunstvoll und ergreifend wie in der ersten Hälfte bleibt es aber nicht. Mit steigender Laufzeit nimmt die Dichte der zündenden Ideen und das Kunstvolle des Umgangs mit dem reduzierten Setting etwas ab. Zwar gibt es noch eine Handvoll Szenen, die dem irgendwann vorhersehbarem Fortgang Elan verleihen, dass das anfänglich außerordentlich hohe filmische Niveau im Fortlaufe stetig ein wenig abfällt, ist trotzdem nicht von der Hand zu weisen. Keinesfalls soll das aber heißen, der Film würde schlecht oder langweilig werden, er ist ab einem bestimmten Punkt einfach nur nicht mehr so perfekt und durchkomponiert. Was das gern gescholtene Ende anbelangt: Ja, hier findet ein erwartbarer Bruch statt, der an sich jedoch nicht wirklich schlecht ist, sondern der Geschichte wie auch der Charakterentwicklung eine logische Klimax verabreicht. Einzig einige konkrete Handlungen Michelles lassen stutzen, weil sie in ihrer Heftigkeit zum bisher etablierten Charakter wie auch Genre nicht passt – Entwicklung hin oder her.  Andererseits steht die sehr standardisierte Weise, wie dies passiert, aber auch fast schon bildlich dafür, dass der Film es am Ende eben nicht ehr mit seinem Anfang aufnehmen kann.

Fazit

10 Cloverfield Lane beginnt so stark, so mächtig, so eindrucks- und zugleich kunstvoll wie schon lange kein Genrefilm mehr. Narrativ und handwerklich spitzt sich die Situation weiter zu und John Goodman ist eine Naturgewalt. Die stimmige Dichte an Ideen kann leider nicht gehalten werden, weshalb der Film nach und nach in etwas durchschnittlichere Gefilde klettert – und in einem passend durchschnittlichen Schluss sein Ende findet. Bis dahin ist das unorthodoxe Sequel zum 8 Jahre alten Monsterfilm jedoch ein absolut sehenswertes Erlebnis, das sich auch im Ganzen nicht nur, aber fraglos auch wegen seines prächtigen Anfangs lohnt.

Star Wars: Das Erwachen der Macht

Es ist immer noch sehr schwer zu fassen, ja, skandalös. Da kommt ein junger New Yorker daher und haucht erst dem vor sich hin darbenden Star Trek neues Leben ein, um sich dann umzudrehen und in derselben Bewegung das untote Star Wars zu revitalisieren.
J. J. Abrams‘ Star Wars: Das Erwachen der Macht läuft heute in den Kinos an.

That’s not how the Force works!

Story

Nach der Zerstörung des Todessterns ist viel geschehen. Luke Skywalker verschwand in ein selbstgewähltes Exil und alle Welt sucht ihn vergebens. Das Imperium erstarkte erneut, die Splittergruppe Erste Ordnung ist radikaler und entschlossener unter der Führung eines mysteriösen Wesens namens Snoke.
Poe Dameron ist der beste Mann des Widerstands und gerade dabei, die vielleicht heißeste Spur zu Skywalker seit Dekaden zu verfolgen, als eine Division Stormtrooper unter dem Kommando des Anführers Kylo Ren angreift und Poe inhaftiert, der die wichtigen Informationen nur in letzter Sekunde seinem treuen Droiden BB-8 übergeben konnte.
Während Poe in der Zentrale der Ersten Ordnung auf einen desertierenden Stormtrooper trifft, der ihm zur Flucht verhelfen will, kugelt BB-8 der jungen Frau Rey über den Weg, die bald feststellen darf: Die Macht ist stark in ihr.

Kritik

Die Star Wars-Komponenten:

  1. Kleine Helden einer kleinen Widerstandsgruppe, die gerade erst damit beginnen, ihre „Macht“ zu entdecken, während sie ins Erwachsenenalter übergehen.
    Sie treten, moralisch gefestigt, ansonsten aber von großen Orientierungsschwierigkeiten geplagt, als Menschen aus einfachsten Verhältnissen gegen eine Technokratie an, die alles zu überwuchern droht und ihre Sporen aggressiv in alle Richtungen spuckt.
  2. Ihre Heldenreise führt sie zu Schauplätzen, die unvergleichlich reich sind an schillernden Figuren, skurrilen Details und exotisch-verspielten Nuancen. Schauplätze, die lebendig sind und keinen Zweifel daran lassen, nur ein kleines aber stellvertretendes Partikelchen einer großen Welt im großen Weltall voll mit weiteren großen Welten zu sein.
    Sie sind das Versprechen, dass das Abenteuer, das Fantastische, das zum Staunen Einladende nie aufgebraucht ist.
  3. Musik von John Williams, die nur Anlauf von wenigen Augenblicken benötigt, um einen tief in die dargestellte Welt zu saugen.
  4. Ein Schnitt im Einklang mit dieser Musik, der Establishing Shots für die Ewigkeit kredenzt. Es muss nicht Paul Hirsch sein. Aber wie von Paul Hirsch, das wäre in diesem Fall schon wichtig.
  5. Die Geschichte wird als Märchen erzählt. Das Märchenhafte: Ein Science-Fiction-Film, in dem die ‚Science‘ in ihrer Ausprägung nicht einfach nur Dystopie ist, sondern der komplette Gegenentwurf zum schwierigen, manchmal auch entbehrungsreichen, in jedem Fall bescheidenen, aber auch romantischen Leben in der Idylle. Die unterstützende Kraft ist etwas Fantastisches, eine Macht, die sich nicht erklären lässt – und wer etwas anderes behauptet, bezieht sich auf andere Star Wars-Filme -, aber das Substrat von allem ist. Die Technik der Guten ist morsch, überholt, zweckmäßig und spartanisch. Schrott, der aber eine Seele besitzt. Und selbst die Lichtschwerter sind Teil einer Tradition, mehr Symbol als Technik.
  6. Putzige Roboterflegel
  7. Laserschwertduelle

Star Wars ist nicht der Heilige Gral. Auch wenn das Franchise als Ausgangs- und Bündelungspunkt bizarr vieler popkultureller Phänomene als solcher behandelt wird. Es sind die aufgezählten Punkte, die in ihrer konkreten Kombination aber nicht einfach nur abgehakte Formalien sind, sondern von einer besonderen Leidenschaft für Filme zusammengehalten werden – die Magie, die der Filmreihe innewohnt. Und, aller Häme zum Trotz, wohl das, was George Lucas alleine zu verdanken ist.

Heute läuft Star Wars: Das Erwachen der Macht in den Kinos an. Das Embargo für Kritiken ist gefallen und die ganze Welt spuckt aus, was sie von einem der meisterwartetsten Werke aller Zeiten hält.
Der Film befindet sich in einer günstigen Position. Lucas‘ Prequel-Trilogie hatte es gleich doppelt schwer. Die Erwartungen waren aufgrund des Kults um die originalen Teile völlig überhöht und die Filme selbst missraten. Damit fiel das 99 angepeilte Sternenkrieg-Revival gleich zweimal rabiat aufs Gesicht.
Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass man heuer weitaus vorsichtiger an den neuesten Teil der Reihe geht. Und da J. J. Abrams das Erbe zu einem wirklich sehenswerten Film geballt bekommt, ist es gleich doppelt besser um Star Wars: Das Erwachen der Macht bestellt als seinerzeit bei Die Dunkle Bedrohung.

Abrams‘ Version hält sich dabei beinahe schon sklavisch an das Erfolgsrezept der alten Filme, verfällt aber nicht in einen selbstzweckhaften Zitaterausch und weiß im richtigen Maße eigene Akzente zu setzen und Inhalte neu auszurichten.
Wieder ist es ein Niemand aus ärmlichen Umständen, der sich irgendwie durchs Leben schlägt und viel tagträumt, bis er schicksalshaft darüber stolpert, für die Machtnutzung prädestiniert zu sein. Schicksalshaft drüber stolpern, heißt in diesem speziellen Fall, dass gerade zu Beginn sehr viele Zufälle akzeptiert werden müssen, bis sich alle relevanten Figuren gefunden haben. Man mag das als „Macht-Fügung“ billigend in Kauf nehmen, kann aber mit Fug und Recht ebenso sagen, dass das Drehbuch hier ein bisschen nachlässig ist. Trotzdem flutscht der Film von Anfang an und wird tatsächlich mit jeder Szene etwas besser, bis sich die Geschichte in einem würdigen Schlussbild auflöst.
Apropos Bilder: Es wird, wie es zu erwarten war, viel fürs Auge geboten. Die Schauplätze sind ohne Ausnahme schön gewählt und ebenso schön gestaltet, auch wenn man aus ihnen mehr rausholen könnte. Die meiste Schönheit ist leider nur Kulisse, obwohl sie mehrmals das Potenzial hätte, auch aktiv ins Geschehen eingebunden zu werden. Dass man sich in Sachen CGI bewusst zurückgehalten hat und Sets und Figuren häufig von Hand entstanden sind, ist dabei allerdings die größte Wohltat. Nur bei wenigen Figuren fiel die Entscheidung doch zugunsten von CGI aus. Das charakteristische Art Design von Star Wars konnte ohne Schäden übertragen werden, auf die charmante Pappigkeit der Ausführung wurde dabei aber natürlich verzichtet. Dafür werden aber Variationen beliebter Schauplätze besucht, was auf dem Papier vielleicht nach feigem Recycling klingt, in Aktion dafür aber eine wahre Freude ist. Von der dunstigen Alien-Kneipe bis hin zum labyrinthischen Stahldarm eines gigantischen Imperiumflaggschiffs ist alles dabei.
Getrübt wird das Sehvergnügen manchmal von einer etwas zu zackigen Kamera, die mit weniger Schwenks und Fahrten einen stimmigeren Eindruck der Welt geboten hätte. Die Szenerien waren schon damals immer dann am erfreulichsten, wenn die Bewegung in den Bildern selbst entsteht und nicht nur die Perspektive. Ein wenig fehlt es der sich eh sehr schnell entwickelnden Geschichte hier an einem Ruhepol.
Hier merkt man aber bereits, dass bei allem nur auf hohem Niveau gekrittelt werden kann. Die Action-Sequenzen sind dafür durchweg übersichtlich und angenehm geschnitten, sodass nie die Orientierung verloren geht.
Die Geschichte selbst klappert, wie erwähnt, mehrere Stationen ab, wo immer ein Abenteuer darauf wartet, erlebt zu werden. Das ist durchaus durch die Star Wars-Tradition legitimiert. Auch The Empire Strikes Back ist genaugenommen nur eine ausgedehnte Actioneinlage gewesen, die von etwas Sumpf unterbrochen wurde. Deswegen kann man Episode 7 wahrlich nicht vorwerfen, hier einen falschen Kurs einzuschlagen.
Etwas schade ist es, dass der Film dafür gerade in Sachen Humor ein bisschen steif in der Hüfte ist. Denn neben einer Handvoll wirklich gelungener Reminiszenzen an alte Tage wird sich sehr auf den neuen Droiden-Begleiter DD-8 verlassen, dessen humorige Seiten sich aber in der Regel darauf beschränken, ganz ungeheuer putzig in der Gegend rumzukugeln. Auch sonst kommt der Film dann und wann etwas arg albern daher – die geistreichen, ins Schwarze zielenden Sprüche des Originals findet man nur vereinzelnd.
Daisy Ridley als neue Protagonistin und Macht-Hoffnung Rey macht ihre Sache ausgesprochen gut, kann aber auch mit starkem Spiel nichts daran ändern, dass die Lernkurve ihrer Figur ein bisschen sehr zackig vonstattengeht. Zwischen „Ich sammele und verkaufe Schrott, während ich mich selbst belüge“ und „Ich bin selbst dem stärksten Krieger der Dunklen Seite überlegen“ ist der Weg nämlich sehr kurz und die Entwicklung nicht so ganz nachvollziehbar.
Aber das ist nur Kleinkram. Die neue Generation der Machtjünger macht ihre Sache mehr als gut, die Anknüpfungspunkte zur alten Trilogie sind logisch und mit gut dosierter Sentimentalität eingebaut und auch ansonsten ist die Angelegenheit schweineunterhaltsam. Und trotz aller Freude darüber, dass es eine Art Wiedersehen ist, mit den Figuren, mit der Welt, mit Star Wars, ist es auch etwas Neues.
Laserschwertduelle gibt es dafür überraschend wenig. Und das ist vielleicht eine verblüffend gute Nachricht. Denn wenige wuchtige Konfrontationen mit wuchtigen Schlägen dieser tödlichen Lichtsäbel sind ehrfurchtgebietender als ausufernde Choreographien, bei denen die Waffen zu Tanzstäben verkommen. So bekommt auch der ganze Ritter-Aspekt wieder mehr Gewicht.

Vielleicht kann man in nerdiger Eingeschworenheit munkeln, dass man das Fehlen von George Lucas nichtsdestoweniger spürt. Denn der Flair, diese Quäntchen Magie, die halsstarrige Leidenschaft des Exzentrikers, die vermisst man an manchen Ecken dieses Abenteuers. Doch auch, wenn dies ketzerisch klingen mag – dass dies allein nicht reicht, sah man insbesondere bei Die Dunkle Bedrohung und Angriff der Klonkrieger.

Fazit

Star Wars. Neue Lieder, die nach alten Klingen, alte Gesichter, die mit der Zeit gingen, neue Helden, neue Abenteuer, eine neue Order. J. J. Abrams hat eine Saga wiederbelebt und dabei mit Bedacht alle Zutaten, die schon in der Vergangenheit funktionierten, wiederverwendet. Dass dabei Wiederholungen mehr Grund zur Freude als zur Klage sind, ist wohl das beste Zeichen, dass Star Wars: Das Erwachen der Macht eine würdige Fortsetzung ist. So wie die Originale ist auch der neueste Film nicht fehlerfrei. Eine Wiederholung des elektrisierenden Gefühls, das man damals beim ersten Star Wars-Kontakt hatte, ist weder zu erwarten noch zu leisten. Stattdessen ist auch Das Erwachen der Macht ein durch und durch unterhaltsames Sci-Fi-Märchen mit tollen Schauwerten und dem nötigen Respekt seinen Vorfahren gegenüber. Und das ist alles, was es sein muss.

Star Trek Into Darkness

Schritt zwei in J. J. Abrams‘  alternativer Star Trek-Zeitlinie, die alles erlaubt und dennoch versucht, Bewährtem treu zu bleiben, wenigstens aber mit Verbeugung Ehre zu erweisen.
Der Vorgänger, schlicht und vielsagend einfach Star Trek genannt, wurde nach großer Anfangsskepsis bei alten wie neuen Fans fast einmündig mit Zustimmung aufgenommen.
Für das Sequel zu seinem für vier Oscars nominierten Überraschungserfolg stand LOST-Schöpfer Abrams vor dem Problem, das jeder Sequel-Regisseur hat: Wie an den Ersterfolg anknüpfen, ohne eine leere, lautere, größere Kopie des Vorgängers zu kreieren?

Enjoy these final moments of peace.

Story

Die letzte Routinemission der Enterprise verlief riskant, endete glimpflich und missachtete die Hälfte der Regeln im Sternenflotten-Kodex. Unter anderem die oberste Direktive: Nimm keinen Einfluss auf die Entwicklung fremder Kulturen.
Als Strafmaßnahme wird die Crew der Enterprise aufgelöst, Spock versetzt und Kirk zurück auf die Akademie geschickt. Ein Plan, der jedoch nicht umgesetzt werden kann, weil in diesem Moment ein mysteriöser Terrorist, der sich John Harrison nennt, einen Anschlag auf die empfindlichste Stelle der Föderation verübt und viele hochrangige Mitglieder ihr Leben geben müssen. Unter ihnen auch ein enger Vertrauter Kirks. Harrison setzt sich auf einen leeren Planeten im klingonischen Reich ab. Eine Verfolgung wird dadurch schwierig, denn ein Grenzübertritt würde Krieg zwischen Klingonen und Föderation provozieren.
Admiral Marcus beauftragt Kirk mit einer geheimen Mission. Er soll mit vertrauter Crew und Enterprise zum Rand des klingonischen Territoriums durchdringen und von dort aus spezielle, nicht ortbare Torpedos auf den Planeten abfeuern.
Doch der Crew kommen Zweifel an der Richtigkeit der Operation. Sie beschreiten einen Weg, der sie direkt zum charismatischen Terroristen führt, hinter dem sich weit mehr verbirgt als anfangs vermutet.

Kritik

Spektakel. Röhrende Monster, brodelnde Vulkane, Ein Raumschiff im Ozean, auf der Suche nach Mr. Spock und eine Hatz durch Rot. Star Trek Into Darkness beginnt als steiles Tohuwabohu, ganz wie erwartet und noch ein bisschen mehr. Capt. James Tiberius „Jim“ Kirks Ruf als James Dean des 23. Jahrhunderts wird im Vorbeigehen gefestigt, es gibt Sex mit zwei Kzintis und am Rande wird auch der Bösewicht der Stunde eingeführt. Leute und Waffen werden gefeuert, es kracht, fliegt, schleudert, explodiert – und dann ist es erst einmal ruhig.
Der Crew, die im Vorgänger noch mühsam zusammengeführt und –geschweißt wurde, droht bereits die Zerspliterung, die Föderation ist ratlos und der Feind nicht nur übermächtig, sondern auch so undurchschaubar wie unsichtbar.

Uhura, Scotty, Pille, Chekov, Sulu und Konsorten werden zum Glück nicht abermals eingeführt, sondern bauen auf dem auf, was durch Teil 1 bekannt ist. Sie erfahren sämtlich eine respektvolle Weiterentwicklung und niemand wirkt überflüssig. Nur die Krise zwischen Spock und seiner Liebsten wirkt ein wenig aufgesetzt, da sie im Gesamtverlauf keinen Sinn hat. Ähnlich verhält es sich mit der tiefer werdenden Kluft, die zwischen dem rationalen Halbvulkanier und dem egozentrischen Kapitän mit Hang zu Kurzschlussreaktionen klafft. Die Thematisierung dessen ist wichtig, doch die Art und Weise wirkt zu aufgesetzt und losgelöst vom Rest der Geschichte. Das ist gerade deshalb bedauernswert, weil die Charakterarbeit des Science-Fiction-Filmes ansonsten durch perfekte Ausgewogenheit besticht.
Über viele Finten und falsche Fährten, die schon in den ersten Trailer sorgfältig ausgelegt wurden, stürmt der Film durch seine Geschichte. Das Bemerkenswerteste: Es ist gar nicht so wichtig, dass diese ich im Weltall abspielt, denn der eigentliche Konfliktort sind die Figuren. War es in Star Trek von 2009 noch relevant, dass von A nach B geflogen wurde, ist die Reise in die unendlichen Weiten hier eine rein charakterliche, während das Schiff im Hauptteil ohne wirkliches  Ziel im All herum mäandert. Das ist interessant und löst das Fortsetzungsproblem: Star Trek Into Darkness ist noch dasselbe wie in Teil 1, geht aber eine ganz andere Richtung. Eine gute Idee, die ebenso gut funktioniert.
In Sachen Witz hat man sogar ein wenig neukalibriert. Die Späßchen tauchen etwas seltener auf, dafür werden sie bei Stasttfinden aber auch groß zelebriert. Das ist manchmal zu viel des Guten und einige Pointen enden auch im Leeren, doch meist stimmen Timing und Idee. Etwas schade ist nur, dass ausgerechnet der traditionell trockene Pille ein paar wirklich platte Sprüche aufsagen muss.
Die Balance zwischen Ernst und Beschwingtheit ist dafür optimiert worden. War Teil 1 an einigen Stellen noch zu schwerelos, ist die Bedrohung nun präsenter. Am Ende wird der Witz sogar beinahe gänzlich rausgenommen. Die gestiegene Ernsthaftigkeit ist natürlich auch dem Schurken zu verdanken. Schließlich besagt eine alte Faustregel ja, dass ein Film nur so gut sein kann wie sein Antagonist. Und Benedict Cumberbatch gibt einen wirklich famosen Erzbösewicht, dessen doppelbödiges Gehabe gleichermaßen unter Protagonisten wie Zuschauern Verwirrung stiftet. Gefallen lassen muss sich die Figur aber, dass ausgerechnet ihre initiierende Handlung im Film kein Motiv hat, das sie wirklich rechtfertigt. Trotzdem ist der Gegenspieler hier mit großem Abstand besser als Eric Banas Nero aus Star Trek XI, der zwar viele Möglichkeiten andeutete, davon aber keine gebrauchte.

Stören könnte man sich daran, dass der Film in unverkennbarer Traumfabrik-Manier die Action-Einlagen mit einer Regelmäßigkeit geschehen lässt, nach der sich die Uhr stellen ließe. Doch ändert das nichts daran, dass auf diese zutrifft, was sich auch über die Geschichte und eigentlich den Film als Ganzes mit Bestimmtheit sagen lässt: Es macht ungeheuren Spaß, das zu verfolgen. Besonders die Geschichte ist vorbildlich erzählt und wirft tatsächlich immer wieder aufs Neue die Frage auf, wohin das Ganze wohl führen wird. Zwar liegt das daran, dass Abrams tut, was er am besten kann, und einfach wichtige Informationen bis zum Schluss vorenthält, sodass etwas eigentlich gar nicht so Interessantes den Schein des Geheimnisvollen erhält, aber auch hier muss anerkennend zugestanden werden, dass der Plan des Filmes voll aufgeht. Nur wird Star Trek Into Darkness bei weiteren Sichtungen wohl oder übel schneller mit Abnutzungserscheinungen zu kämpfen haben, als noch sein Vorgänger. Die hervorragende Technik und die sympathische Chemie zwischen den Figuren werden aber auch dann noch ungebrochen Spaß bereiten, der bis zum großangelegten, mehrstufigen Finale anhält.

Fazit

Star Trek ist vielleicht der bessere Film, aber Star Trek Into Darkness die perfekte Fortsetzung. Eine gute Balance aller Elemente lässt die über 2 Stunden im Fluge vergehen.
Dass der zweite Teil unter Umständen nicht mehr ganz so frisch und fruchtig wirkt, liegt einfach am fehlenden Überraschungseffekt. Dieses Mal waren die Erwartungen enorm, bei Teil eins noch gediegen. Aber dieser Fehler ist nicht am Film zu suchen. Dass Abrams einen anderen Weg mit gleicher Stärke für seine Fortsetzung gewählt hat, stellt sich als perfekte Entscheidung heraus.

Star Trek

Schwierig ist es mit Reboots. Bewertet man sie unabhängig oder misst man sie am Ursprungswerk? Lässt man die eigene Meinung über die Notwendigkeit eines Neustarts mit in die Wertung einfließen? Wie befangen ist man, wenn man dem Original nahesteht?
Bei Star Trek ist es sogar noch ein Stück komplizierter. Nicht nur, weil es sich bei Star Trek um Star Trek handelt, sondern auch, weil dieser Serienneustart eigentlich gar kein reinrassiger ist. Um der modernen Version von J. J. Abrams gerecht zu werden, versuchen wir Star Trek nicht zwanghaft durch Geordi La Forges VISOR zu betrachten, unsere Kindheit mit Kirk außen vor zu lassen und den Film somit nicht mit den Erwartungen verschiedener Generationen zu belasten. Das Schöne am neusten Abenteuer der Enterprise ist aber, dass es auch ohne diese Sonderbehandlung bestens unterhält.


Tiberius? Are you kidding me?

Story

Im Jahre 2233 wird die USS Kelvin vom romulanischen Raumschiff Narada unter der Führung des verbissenen wie verbitterten Nero attackiert. Das Föderationsschiff ist chancenlos. Die Kelvin vergeht in einer unausweichlichen Explosion und mit ihr der 12 Minuten zuvor zum Captain beförderte George Kirk.
Seine in den Wehen liegende Angetraute kann in letzter Sekunde entkommen und bringt inmitten des Tumults ihren Sohn James Tiberius Kirk zur Welt.
Wenige Filmsekunden später ist dieser ein paar Jahre älter und eine Art junger James Dean der Zukunft. Trotz anfänglicher Weigerung lässt sich Kirk nach einer klassischen Barrangelei überzeugen, die Sternenflottenakademie aufzusuchen, um die Fußstapfen seines Vaters zu füllen.
Derweil hat ein jugendlicher Spock auf Vulkan mit seiner menschlichen Abstammung mütterlicherseits zu kämpfen. Auch er wird Mitglied der Akademie und findet im Querdenker Kirk schnell einen Gegenspieler.
Die Rivalität kann auch dann nicht beiseitegelegt werden, als Nero und sein Schiff plötzlich auftauchen und Spocks Heimatplaneten bedrohen.

Kritik

2009 war es tatsächlich so weit. Trotz inhaltlichen Scheiterns von Star Trek: Der Aufstand und teilweise auch Star Trek: Nemesis, trotz finanziellen Scheiterns der sehenswerten und ignorierten Serie Star Trek: Enterprise und trotz eines zwischenzeitlich klammheimlich von Paramount Pictures eingestellten neuen Filmes schaffte es endlich ein neuer Star Trek-Ableger in die Kinos. Fast schon anmaßend der Titel, der schlicht nur Star Trek lautet, und dann auch noch von J. J. Abrams inszeniert.
Doch der Science-Fiction-Film hielt, was die Trailer versprachen und bietet sogar noch etwas mehr, als man zu hoffen wagte. Tatsächlich ist es dem LOST-Schöpfer gelungen, die 43 Jahre alte Serie in ihrem elften Kinoabenteuer frisch, jung und unverbraucht wirken zu lassen.

Der Prolog ist eine spektakuläre Schlacht, führt am Rande aber alle wichtigen Figuren ein. Dass nebenbei noch eine Geburt stattfindet, ist zwar etwas zu hoch aufgetürmte Dramatik, wird von Abrams aber tadellos in Form gegossen.
Die Schauspieler wurden allesamt hervorragend gewählt und sehen ihren Vorbildern – natürlich in jüngerer Form – verblüffend ähnlich. Auch machen sie ihre Job durchweg gut, wobei insbesondere den Hauptdarstellern Chris Pine und Zachary Quinto zu danken ist. Die beiden haben genug Merkmale vom Spiel ihrer Vorgänger übernommen, bewahren aber ausreichend eigene Persönlichkeit, um den Streithähnen Spock und Kirk gerade in gemeinsamen Szenen eine gut funktionierende und fast schon magisch vertraut wirkende Dynamik zu verleihen. Einzig das Heben der Augenbraue wirkt nicht annähernd so wunderbar wie bei Leonard Nimoy.
Im zweiten Prolog, der Kirks Jugend inklusive Nokia Product-Placement im Schnelldurchlauf erzählt, ist der halsstarrige Halbwaise etwas zu cool und lässig. Dies setzt sich in leicht gedrosselter Form auch auf der Akademie fort. Das ist in jeder Sekunde unterhaltsam, aber auch gewöhnungsbedürftig, wenn man das originäre Bild von Kirk verinnerlicht hat. Außerdem darf er im Laufe des Filmes gleich dreimal an einem Abgrund baumeln.
Die auffälligste Uminterpretation hat mit Sicherheit Spock erfahren, dessen Verhalten in den jungen Jahren deutlich weniger stark von Rationalität gelenkt wird. Dadurch wirkt er innerlich noch etwas zerrissener, trotzdem reagiert der Vulkanier in manchen Szenen ein wenig zu impulsiv. Der alte Spock wird zwar nie entehrt, ist manchmal aber nur schwer wiederzuerkennen. Der Höhepunkt dieser Veränderung ist sicherlich die radikale Verbannung von Kirk in einer Notsituation. Diese Aktion wäre selbst für einen volltrunkenen Chewbacca in höchstem Maße unlogisch.
Die Romulaner bleiben neben der ausführlichen Einführung der Enterprise-Besatzung leider etwas blass. Dass sie nicht zur Nebensache verkommen liegt an den außergewöhnlichen Motiven des Antagonisten und der würdevollen Wut, mit der Eric Bana den kriegerischen Romulaner darstellt. Eben diese spannenden Akzente sind es, die die Vernachlässigung der Aggressoren bedauerlich machen, was umso tragischer ist, da Nero dem legendären Khan aus Star Trek II: Der Zorn des Khan manchmal einfach zu ähnlich ist.

Dass einzelne Figuren jahrzehntealten Erwartungen nicht immer gerecht werden können, ändert aber nichts daran, dass die Chemie innerhalb des Ensembles sehr stimmig ist. Jeder hat seine großen und kleinen Momente, die in Erinnerung bleiben, die Dialoge sind voll von unbefangenem Witz (der einzig bei Simon Peggs Scotty manchmal zu sehr ins Alberne kippt) und der Respekt vor Gene Roddenberrys Originalwerk ist in jeder Minute deutlich spürbar. Das ist umso achtbarer, wenn man bedenkt, dass J. J. Abrams vor dieser Auftragsarbeit mit der Materie kaum vertraut gewesen ist.
Star Trek hat sich, wenn man so etwas schreiben darf, ein wenig mehr Richtung Star Wars bewegt. Ein Eindruck, den ein Abstecher auf einen gewissen Eisplaneten untermauert. Die Umorientierung zeigt sich auch daran, dass die USS Enterprise weniger Hauptfigur und sicherer Hafen denn je ist und kaum eigene Persönlichkeit besitzt. Das ist schade ein wenig Heimatgefühl und Verbundenheit mit dem Schiff hätte dem Charakter des Filmes gut getan und außerdem ein angenehmes Gleichgewicht zur sehr eiligen Inszenierung abgegeben.
Trotzdem: Star Trek wollte immer ein spannendes Abenteuer sein, das geheimnisumwitterte Weltall  mit seinen fantastischen Phänomenen mit größtmöglichem Zauber simulieren und den Zuschauer tief in fremde Welten ziehen. Dieser Devise bleibt auch J. J. Abrams Interpretation treu. Vom belehrend humanistischen Ton der Ursprungsserie ist erwartungsgemäß nicht mehr viel übrig. Andererseits ist fraglich, ob zu moralisierende Filme heutzutage überhaupt noch gewollt werden.

Der oben kurz angesprochene Eisplanet ist es aber auch, der die Toleranz selbst des größten Trekkies überstrapaziert, weil dort innerhalb zu kurzer Zeit einfach zu viele Zufälle aufeinandertreffen. Dass Person A in dieser gottverlassenen Gegend zufällig da eintrudelt, wo Person B in einer Höhle lebt, damit beide ein paar Meter weiter Person C treffen können, ist selbst dann ziemliche Drehbuchschummelei, wenn man die ganze Kiste Schicksal nennen möchte. Auch ansonsten ist die Geschichte nicht ganz frei von Merkwürdigkeiten, dafür aber interessant und im Großen gut durchdacht, sodass sie nicht mit dem bisherigen Kanon kollidiert, ihm aber trotzdem in gewissem Maße Tribut zollt.
Technisch ist Star Trek ein absoluter Leckerbissen. Das All ist farbenprächtig und die unterschiedlichen Planeten, die allesamt nur kurz bereist werden, abwechslungsreich. Das Schiffsdesgin der Enterprise wurde vorsichtig modernisiert und wirkt etwas zeitgemäßer. Die stets charmante, aber auch sterile Badezimmeroptik ist etwas in den Hintergrund gerückt und einem Gesamtbild gewichen, das organischer und glaubwürdiger wirkt. Außerdem ist der Ton des Filmes hervorragend abgemischt, sehr satt und gespickt mit Details.
Eine kleine und sehr subjektive Detailklage am Rande: Die neuen verwirbelten Beam-Effekte sind nicht so stilvoll wie das charmante Auflösen in glitzernden Partikelstaub.

Fazit

Alte Zutaten in ganz neuem Glas. Star Trek im Jahre 2009 ist laut, lässig, bisweilen hektisch, verliert die mühsam durch die Jahrzehnte tradierten Tugenden aber nie aus den Augen. Die frisch besetzte Crew harmoniert bestens, Abrams stellt sein Talent für mitreißendes Erzählen unter Beweis und ein jetzt schon legendärer Gastauftritt rundet das gelungene Gesamtbild ab.
Unverkrampft und in schönen Bildern wird das Franchise wiedergeboren. Dass einige eingefleischte Trekkies mit dem Resultat alles andere als zufrieden waren und sind, ist ob der zahlreichen Variationen dem Original gegenüber nur verständlich, bei einem Transfer in die Moderne aber unvermeidbar.
Nächstes Jahr wird Star Trek Into Darkness anlaufen und die neu angebrochene Zeitlinie fortführen. Aufgrund des gelungenen elften Teils der Serie sind wir in freudiger Erwartung.