Avengers: Age of Ultron

Da ist er nun. Begleitet von einem Kinoboykott startet Avengers: Age of Ultron immer noch weiter über dem sich träge reckenden DC-Konkurrenten und stellt damit zwischen Guardians of Galaxy und den im Juli schrumpfenden Ant-Man den (irdischen) Höhepunkt von Marvels Phase 2 dar.
Dass sich die zweite Teamarbeit der heterogenen Heldenkumpel mit dem großartigen Vorgänger schmücken kann, ist für das Ergebnis erwartungsgemäß Fluch und Segen gleichermaßen.

No matter who wins or loses, trouble always comes around.

Story

Als Lokis Zepter aus den Händen Hydras entwendet werden konnte, sieht Tony Stark endlich die Gelegenheit gekommen, seine ganz persönliche Vision einer ‚sicheren Erde‘ in die Praxis umzusetzen. Mit einem mysteriösen Stein, der sich im eroberten Artefakt befindet, kann er Ultron erschaffen, eine künstliche Intelligenz, die dazu dienen soll, Krieg – vornehmlich durch außerirdische Invasoren – von der Menschenheimat fernzuhalten. Da das Zeitfenster, das zur Forschung offensteht, sehr knapp bemessen ist, überredet er Bruce Banner zur Komplizenschaft und lässt den Rest des Teams über sein Vorhaben im Dunkeln; Zeit für Diskussionen über Ethik sei nicht gegeben, findet der Playboy.
Als Ultron dann aber seine ersten Gehversuche wagt, manifestiert sich der Verdacht, dass der ein oder andere Disput der Sache vielleicht doch gut getan hätte. Die forsche KI schlussfolgert etwas übereifrig, dass eine befriedete Erde nur dann möglich ist, wenn die kriegslüsterne Spezies Mensch von ihr verschwunden ist.
Als Handlanger des amoklaufenden Programms fungieren ausgerechnet die von Hydra ausgebildeten Geschwister Pietro aka Quicksilver, flinker als das Auge (als Figur bekannt aus X-Men: Zukunft ist Vergangenheit), und  Wanda Maximoff aka Scarlet Witch, eine Adeptin der Chaos-Magie.

Kritik

Wir schreiben das Jahr 2012, Marvel’s The Avengers kommt in die Kinos und die Welt ist skeptisch. Der Konzern kann sich doch nur übernommen haben, denn dass man die rebellischen Charakterköpfe Thor, Hulk, Iron Man und Captain America mit all ihren Side-Kicks und noch zu etablierenden Zusatzfiguren in einer einzigen Geschichte vernünftig unter einen Hut bekommt, wo doch schon die Soloauftritte relativ knapp bemessen schienen für derartige Schwergewichte der Comickultur, schien einfach zu schön, um wahr zu sein – und damit schlicht nicht praktikabel. Dann kam Joss Whedon und hat sein feines Drehbuch mit seiner pointierten Regie zu etwas gemacht, was ohne Übertreibung die gigantischste Blockbuster-Überraschung des vergangenen Jahrzehnts war.
Drei Jahre später läuft der zweite Teil in den Kinos an, wieder ist Joss Whedon Kapitän und Steuermann in Personalunion und als jemand, in dem immer noch das drei Jahre zurückliegende Kinoereignis nachwirkt, wünscht sich der Zuschauer einfach nur mehr vom Gleichen.
Doch das „Gleiche“, nach welchem man sich sehnt, ist nicht eine inhaltliche Erweiterung oder gar Erweiterung – tatsächlich sehnt man sich nach einer Wiederholung des psychologischen Effekts, den die Rächer mit ihrem ersten Ensemble-Abenteuer bewirkten. Die unerwartete Neuheit, die freche Leichtigkeit, mit der Undenkbares geschaffen wird und vier Figuren, die für sich nicht immer isoliert funktionierten, plötzlich eine Allianz schmieden, die besser, unterhaltsamer und bisweilen sogar cleverer ist, als es die einzelnen Recken in ihren Solofilmen je waren. Das ist natürlich etwas, dass der Film nicht zu leisten vermag, denn das – überaus gelungene – Experiment, das Marvel mit seinem Cinematic Universe wagte, hatte seinen phänomenalen Moment naturgemäß am Tag seines Aufkommens.
Nun kann erst einmal nur mehr vom Gleichen auf Inhaltsebene geliefert werden, was ja keineswegs Schlechtes bedeutet. Doch leider wirkt die liebgewonnene Heldentruppe in Avengers: Age of Ultron ein wenig steif in der Hüfte, als wüssten sie genau, dass ihr erstes Abenteuer einen Maßstab generierte, dem gerecht zu werden ist. Der Humor, der im ersten Film in seltener Lockerheit und wie natürlich funktionierte, wirkt nun fahrig und bemüht. Der mehr als maue Running Gag, dass Captain America keine Schimpfworte mag, aber selbst mal ein loses Mundwerk hat, ist symptomatisch dafür. Auch die Schauspieler wirken müder – oder einfach nur weniger inspiriert, weil auch der Film als Ganzes weniger inspiriert wirkt und gerade am Anfang etwas orientierungslos wirkend Szenen aneinanderreiht, ohne dass diese mit natürlich-dramaturgischer Konsequenz auseinanderhervorgehen würden. Gerade die Kampfsequenzen wirken somit einige Male wie arg selbstzweckhaftes Geschepper und darüber hinaus nur mit zweitklassigen Ideen umgesetzt. Auch so etwas gab es in Teil 1 noch nicht. Dessen ungeachtet lässt sich eine gewisse betörende Dynamik aber keiner Szene absprechen und auch der grundsätzliche Charme dieser selbstironischen Heldenarmee ist immer spürbar, das lodernde Feuer jedoch, das den Motor von Teil 1 fast 2 ½ Stunden auf Hochtouren laufen ließ, ist längst nicht mehr so majestätisch.
Genau deshalb ist es an der Zeit, Avengers: Age of Ultron aus dem Schatten seines Vorgängers herauszuziehen. Denn für sich genommen ist die Comicverfilmung natürlich immer noch mustergütiges Unterhaltungskino, das keine merklichen Längen aufweist, bildhübsch daher geritten kommt, stets bei Laune hält und vor allem die gute alte Truppe wieder zusammenführt. Gerade an diesem, dem wohl wichtigsten Punkt, wiederholt sich einer der zentralsten Errungenschaften des ersten Teils. In der Zwischenzeit ist die Mannschaft weitergewachsen und stellt mittlerweile eine Anzahl an Figuren in die erste Reihe, die andere, menschenähnlichere Regisseure als Joss Whedon nie harmonisch in einen Film bekommen hätten. Ganz unbeirrt davon gewährt das Drehbuch sämtlichen Charakteren genügend Raum, ohne dies je unnatürlich wirken zu lassen (nun gut, über Hawkeyes zusätzliche Figurendimension kann man sicher verschiedener Meinung sein).  Jeder hat seine Funktion und Aufgabe, jeder stellt ein bestimmtes Teil dar, ohne das das Gesamtteam spürbar ärmer wäre. Und das ist für sich genommen ein kleines Wunder. Dass Bruce Banners innere Zerrissenheit eingehender zum Thema wird, ist ein dankenswerter Bonus, weil der Hulk als einzige Figur keinen Film im Kanon für sich beanspruchen kann. Weitere solcher Momente, die über die kurze Andeutung von Romanzen hinausgehen, wären wünschenswert und wohl auch eine bessere Wahl als so manche Actionminute gewesen.

Der wirkliche Dämpfer, den der Film neben seinem leider etwas bemühten Witz hat, ist daher nicht die banale Nichteinlösung der bizarren Forderung, noch einmal eine so plötzliche Revolution wie sein Vorgänger darzubieten. Das, was dem Film viel von seinen Möglichkeiten abzwackt, ist viel mehr die Geschichte, die er erzählt.
Dass sich der Rächerhaufen aus reinem Hochmut heraus die eigene Nemesis vor die Haustür setzt, ist fraglos eine attraktive Ausgangssituation, doch schon in der Comicvorlage bot die Geschichte um Handlung nur wenig Bemerkenswertes. Die Künstliche Intelligenz ist nicht etwa überlegen, weil sie dank ihrer bestechenden Logik entwaffnende Argumente anführt – tatsächlich verhält sich das Programm wie ein Dreijähriger –, sondern schlicht aus dem Grund, dass sie stark und, Internet sei Dank, allgegenwärtig ist. Weder der Antagonist noch der Weg, ihm das Handwerk zu legen, kann irgendwie überraschen. So unterbeleuchtet Loki seinerzeit war, hatte er doch einen großen Batzen Charisma und darüber hinaus ein fantastisches Reich in seinem Rücken. Ultron hat nichts davon und ist nur eine kurzsichtige Maschine mit im O-Ton eindrucksvoller Stimme.
Und nach den bisher bestandenen Prüfungen gönnt man den Helden eigentlich eine etwas angemessenere Herausforderung.
Zudem wirkt das Ende sonderbar gehetzt. Nach der Finalschlacht, die selbst etwas fragwürdiger Natur ist, werden alle offenen Enden innerhalb weniger Minuten provisorisch miteinander verknotet und dann zusammen in Richtung „Fortsetzung folgt“ geworfen. Gerade bei einem Film, der so viel Wert auf seine Figuren legt, ist das eine recht glanzlose Maßnahme. So zeigt sich dann zum Schluss in aller Deutlichkeit, dass die so oft verlachte Forderung, etwas vom Actiongewitter einzusparen und dafür mehr Raum für das Drama im Kleinen zu lassen, hier nicht ganz fehl am Platze ist.

Fazit

Avengers: Age of Ultron ist ein guter Film, der zu den fraglos besseren Marvel-Werken gehört, aber spürbar hinter The Avengers und vielleicht soger etwas hinter The Return of the First Avenger zurückbleibt.
Zwar sind Kämpfe dynamisch, das WG-Gefühl der Helden bleibt erhalten und beim Abspann drängt sich die Frage auf, ob der Film nicht viel kürzer war, als es die Laufzeitangabe prophezeite, aber man vermisst auch die unbekümmerte Ausgelassenheit des Vorgängers, seinen szenischen Einfallsreichtum und eine Einlösung des Versprechens, dass es in Sachen Größe und Wichtigkeit nun erst so richtig losgeht. Stattdessen macht Avengers: Age of Ultron einen zaghaften Schritt zurück und präsentiert eine Geschichte, die eher das Format eines Einzelabenteuers trägt, der geschichtsträchtigen Wiedervereinigung der Avengers aber nicht ganz gerecht werden kann. So scheitert der Film zwar am Unmöglichen, bietet aber immer noch Sommerkino der oberen Liga.

Außerdem: Die Sterne stehen gut, denn 2018 und 2019 steht mit dem Doppelabenteuer Avengers – Infinity Wars ein Projekt ins Haus, das viele Versprechen endlich einlösen kann.

Die Avengers – Die mächtigsten Helden der Welt – Staffel 1

Das Marvel Cinematic Universe züchtete mit seinem unvergleichlichen Erfolg auch wieder eine ganz neue Generation von Zeichentrickserien heran, die altgediente Helden auf neue Mission schicken. Die von Disney XD produzierte Avengers-Serie, welche 2010 startete und bis heute läuft, gehört zu den besten.

Prepare your monstrous head for my wrath!

Story

Da sich Nick Furys Organisation S.H.I.E.L.D. immer häufiger als falsche Wahl herausstellt, wenn die Erde mal wieder schnell und in kompakter Gruppe gerettet werden muss, schließen sich Iron Man, Hulk, Thor, Henry Pym und Wasp zu der Avengers-Formatoin zusammen, die als unabhängige Stoßtruppe gegen die mächtigsten Feinde antritt. Trotz persönlicher Tragödien im Hintergrund und ebenso persönlicher Rebereien innerhalb des Teams, gesellen sich mit der Zeit auch Captain America, Black Panther und schließlich Hawk Eye hinzu.
Während die aus den vier Gefängnissen ausgebrochenen Superschurken wieder eingefangen werden müssen, scheint sich die Schlinge die Erde stetig fester zu ziehen. So effizient die Einsätze der Avengers auch sein mögen, die Antagonisten, die im Hintergrund ihr Fäden ziehen, sind so zahlreich wie uneinschätzbar.

Kritik

Alle Figuren erhalten ihre standesgemäße Einführungsepisode, die zugleich auch geschickt die Weichen für den Staffelplot legt, wichtige Konflikte etabliert und nach und nach mehr Fenster zur Hauptstory öffnet, ohne dabei je gezwungen zu wirken. Schön ist, dass die einzelnen Geschichten dabei manchmal auch einen eigenen, in sich schlüssigen Zeichenstil besitzen. Bereits früh offenbaren sich all die Gründe The Avengers: Earth’s mightiest Heroes, zu schauen. In jeder Folge steckt Wissen und Herzblut, die Storys sind nett arrangiert, wirken immer relevant und niemals dumm. Die Action ist einfallsreich und logisch aufgebaut, es droht nie die Übersicht verlorenzugehen und ebenso wenig verkommen die Scharmützel zur blinden Materialschlacht. Die charismatischen Recken haben stets einen (meist) flotten Spruch auf den Lippen, der überraschend häufig die Erhoffte Wirkung hat, sind ihrer Superkräfte zum Trotz fehl- und auch mal verletzbar, und können alle ihre eigene Nützlichkeit für sich verbuchen. Einen kleinen Bonuspunkt erhält die Serie, weil sie gerade in Zeiten allgegenwärtiger Mythosmodernisierung den Mut beweist, Kostüme mit klassischen 60er-Flair mit einzubringen.
Warum aber ausgerechnet Playboy Tony Stark nun als Anführer fungiert, ist allein durch die Serie nur am Rande verständlich. Er ist der einzige extrovertierte, risikobereite und zugleich steinreiche Dandy der Truppe, der felsenfest mit der Gegenwart verwurzelt ist – aber auch einer der defizitärste Vertreter, körperlich wie moralisch. Natürlich ist es gerade all das, was ihn für diese Rolle prädestiniert, aus der bloßen Geschichte heraus wird diese unangefochtene Leitungsbefugnis aber nicht plausibel.

Es ist immer was los, ständig gibt es mehr als nur einen Brandherd zu bekämpfen und trotz des nie versiegenden Flusses an Superschurkenmassen, wirkt der Hauptteil der zahlreichen Gegenspieler, die mit Vorliebe selbst in Gruppen auftreten, immer stimmig in das Geschehen eingebunden. Fast alle der kleinen und größeren Geschichten machen für sich und auch im Zusammenhang Sinn, denn die Geschehnisse scheinen sich fast immer mit ein wenig angestrengter Logik herleiten lassen, wodurch The Avengers’s: Earths mightiest Heroes nie zu einer bloßen und endlosen Schießbuden-Fahrt verkommt, bei der sich jedes Mal nur umgefärbte Pappfiguren umkippen lassen. Die TV-Adaptiopn hat Respekt vor den Bildern, die Stan Lee und Jack Kirby einst gestalteten, und lässt ihren Visionen ihr Grundgefühl erhalten bleiben. Das Kernstück der Serie ist somit auch die vorbildliche Balance zwischen Charakterentwicklung, Gruppendynamik und Actionanteil, die fast immer mustergütig umgesetzt wird. Auch sollte man sich von der Zeichentrickpräsentation nicht täuschen lassen, die Serie ist nämlich keineswegs nur für Kinderhaugen. Häufig sind die Storys recht komplex miteinander verwoben und man scheut sich auch nicht, sprachlich mal etwas anspruchsvoller zu werden. Aus irgendeinem Grund hat allerdings jede Episode ihre kleine Kalauer-Sekunde, in der es für den Augenblick einer Szene kurz dümmlich-albern wird. Daran hat man sich zwar schnell gewöhnt, befremdlich bleibt diese Gepflogenheit aber bis zum Schluss. Trotzdem: Natürlich ist dies in erster Linie eine Serie für Heranwachsende, so viel Spaß sie auch den Mündigen bereitet. Und so wird sie bewertet.

Dass es trotzdem auch schwächere Episoden gibt, steht bei der satten Anzahl von 26 Folgen trotzdem außer Frage. Doch selbst das formelhafte ‚459′ oder die Ideenarmut bei ‚Widow’s Sting‘ ist immer noch recht unterhaltsam, zudem die fehlende Substanz bei 20 Minuten Nettospielzeit weniger schadet als bei 50 und selbst hier wenigstens ein paar frische Oneliner für ausreichende Unterhaltung sorgen. Zudem ist diese Art von Episode klar in der Unterzahl, während die ansprechend geschriebenen Geschichten, die stets mit ein paar cleveren Einfällen garniert sind, eindeutig die Regel darstellen. Wenn dann Folgen wie ‚The Man who Stole Tomorrow‘ direkt an solche relativen Durchhänger anschließen, um Überlegungen aufzuwerfen, die vollends klarmachen, dass diese Zeichentrickserie nicht ausschließlich für Teenager produziert wurde, ist man rasch wieder mitten im begeisternden Sog von The Avengers: The Mightiest Heroes.
Die Dichte der qualitativ nachlässigeren Folgen nimmt gegen Ende dann leider merklich zu. Geduld und Toleranz des Zuschauers drohen in den finalen Abenteuern erstmalig ein wenig einzubrechen, da sich schließlich doch so etwas wie Ermüdung einstellt und das Konzept durch eine strukturelle Wiederholung angegriffen wird. Vorrangig mag das daran liegen, dass man sich etwas zu bemüht um einen finalen Konflikt bemühte, der möglichst groß und einmalig daherkommen soll, was beides aber nicht so recht aufgehen mag. Stattdessen wird ausgerechnet am Ende doch noch etwas zu konstruiert und überworfen. Der wirklich schlimmste Aspekt der Serie ist allerdings der Vorspann, der bereits beim ersten Mal enorm nervig auffällt und mit seinem geschmetterten Pathos-Lied so ekelhaft wirkt, wie kaum ein Intro der letzten Jahre. Zum Glück ist so etwas überspringbar.
Ein weiterer Schwachpunkt der Serie ist dort zu finden, wo er auch in Joss Whedons Realfilm-Adaption liegt. Da der Fokus auf den Rächer-Charakterköpfen liegt (und auch hier nicht immer von absolutem Gleichgewicht gesprochen werden kann), kommen die Schurken zu kurz und wirken im Vergleich zu den Protagonisten häufig eindimensional. Das wird durch ihre schiere Masse etwas ausgeglichen, doch wären weniger und dafür ebenbürtigere und vor allem mehrschichtigere Gegenspieler wünschenswert gewesen. Dafür führt der vorhandene Kompromiss zu einem sehr illustren Katalog schräger Vögel aus dem ganzen Marvel-Inventar.

Fazit

Allem voran bereitet die neue Marvel-Zeichentrickshow einen Mordsspaß. Sämtliche 26 Folgen sind enorm kurzweilig, die Balance zwischen Anspruch und Jugendtauglichkeit ist stets gelungen und ein jeder, der die perfekte kurzweilige Begleitung zum sonst so heldenfreien Mittagsmahl sucht, dürfte endlich gefunden haben, wonach er sich sehnte.
The Avenger’s: Earths mightiest Heroes ist in jedem Sinne hochwertige Zeichentrickserie, die fesselnde Unterhaltung auf den Bildschirm zaubert und dabei hervorragend die Möglichkeiten- und den Facettenreichtum des Marveluniversums illustriert.

Iron Man 3

Eine große Überraschung war Iron Man, eine ebenso große Enttäuschung war Iron Man 2. Nach dem innovativen, unfassbar frischen Start, der sich allen Befürchtungen zum Trotz mit Leichtigkeit von Konventionen und Erwartungen absetzte, folgte ein müder Schnellschuss, der hektisch, aber arm an Substanz war.
Hoffnung, dass Teil 3 an alte Tugenden anknüpfen kann, war neben dem wunderbaren Ensemble-Bombast The Avengers auch die Bekanntgabe, dass niemand geringeres als Shane Black (Drehbuchautor: Lethal Weapon 1, 2 und 3, Regie: Kiss Kiss, Bang Bang) den Dirigentenstab führen wird.


Stop stopping.

Story

Nach seiner ungewollten Teamarbeit mit den Avengers ist Tony Stark ausgebrannt. Hammerschwingende Göttersöhne, Außerirdische und wohl nicht zuletzt die Erkenntnis, nicht die einzige Übermacht mit guten Absichten auf Erden zu sein, treiben ihn an nervliche Grenzen und lassen Schlaf zur Ausnahme werden. Ablenkung und Flucht findet er im Ertüfteln neuer Anzüge, während Herzensdame Pepper Potts kaum noch zu ihm durchdringen kann.
Dann beginnt ein Terrorist mit einer Reihe grausamer Anschläge auf amerikanische Ziele. Er nennt sich ‚Mandarin‘ und ist nicht nur voll Entschlossenheit, sondern auch in der Lage, jede Sicherheitsvorkehrung der USA mühelos zu unterwandern. Als ein Freund Tonys zu Schaden kommt, schwört er in einem Fernsehinterview kurzentschlossen Rache und fordert den Mandarin offen heraus. Eine Tat, die absehbare Folgen nach sich zieht.

Kritik

Nur ein maßlos peinlicher und sicher nicht die gewollte Wirkung erzielender Autowerbespot mit Robert Downey junior muss durchgestanden werden und schon beginnt Iron Man 3. Der Film, auf dem viele schwere Erwartungen lasteten, denn er ist der erste Schritt nach Josh Whedons monumentalem The Avengers, er läutet Phase 2 von Marvels cineastischem Mammutprojekt ein. Und vor allem beantwortet er eine große Frage: Wie soll es nach der großen Zusammenkunft der Helden funktionieren, dass trotzdem noch jeder für sich die Welt rettet. Die Antwort, die Iron Man 3 auf diese Frage gibt, ist vielleicht das enttäuschendste Moment des Filmes. Nicht, weil sie katastrophal schlecht wäre (sie ist nicht sehr befriedigend, nicht wirklich logisch, aber sie geht in Ordnung), sondern weil der Film schlichtweg gut ist und den Erwartungen durchaus gerecht werden kann.
Den Regieposten mit Shane Black zu besetzen, war ein ähnlich großes Wagnis wie die Wahl von Joss Whedon für The Avengers. In beiden Fällen macht sich der Wagemut bezahlt. Auch hier ist die Handschrift des Regisseurs sofort erkennbar und auch hier tut sie dem Film gut und sorgt für die nötige Menge an Frische, um den Mann in der rot-gelben Rüstung auch zum dritten, respektive vierten Mal zu einer interessanten Hauptfigur zu machen. Was bleibt, ist der zynische Grundton der Figur Tony Stark. Ergänzend hinzu kommt noch mehr gut dosierter Humor als in den Vorgängerfilmen, der manchmal zwar etwas über das Ziel hinausschießt, sich unterm Strich aber nicht krampfhaft und lustlos anfühlt und damit die größten Gefahren schon einmal umschifft.
Sowohl bei den Figuren als auch bei der Geschichte wird sich Zeit gelassen. Die substanzlose Hyperaktivität aus Iron Man 2 gehört der Vergangenheit an. Die Einführung ist angenehm ausführlich geraten, langweilt aber zu keiner Sekunde und wenn die Geschichte ins Rollen kommt, geschieht dies ebenfalls in einer anfangs sanften Kurve, die aber von Minuten zu Minute schärfer wird. Ebenfalls von störender Hektik befreit sind die Kämpfe. Shane Black inszeniert die Reibereien wie eh und je mit ruhiger Hand und ein guter Schnitt sorgt für die notwendige Dynamik, die auf künstliche Unruhe ganz verzichtet.
Neben einem von langer Hand inszenierten Plot Twist, der den Unmut von so manchem Comic-Gläubigen auf sich ziehen dürfte, ist es vor allem eine Kleinigkeit, die dem Science-Fiction-Film eine Sonderstellung in der Reihe verschafft. Das Nervenbündel Iron Man bekommt einen Sidekick an die Seite gestellt. Ein kleiner Junge, der gleichzeitig darauf angelegt ist, süß und witzig zu sein und damit eigentlich alle Voraussetzungen erfüllt, den Film in ganz großem Stil abzuwerten. Die akzentuierte Regie und passende Dialoge sorgen aber dafür, dass dies wundersamer Weise nicht stattfindet und der Kleine sich tatsächlich als große Bereicherung herausstellt.
Kaum eine Figur ist bloße Staffage und alle haben ihre großen und kleinen Momente, die ihr Dasein rechtfertigen. Doch ausgerechnet in der Königsdisziplin der Superheldenfilme, wo die meisten Marvelfilme ihre Schwachstelle haben, macht auch Iron Man 3 keine gute Figur: Der Gegenspieler. Ben Kingsley als diabolischer Mandarin spielt charismatisch fies, hier lässt sich kaum ein Haar in der Suppe finden. Doch Schurke Nummer 2, der im Verlauf gehörig an Wichtigkeit gewinnt, ist blass, glatt, austauschbar und wurde zu deutlich am Antagonisten-Reißbrett entworfen. Dazu kommen die Handlanger, deren Kräfte zwar durch Comicvorlagen verbürgt werden, dadurch aber nicht minder einfallslos und leer wirken. Schade, denn hier verfeuert der Film viel Potenzial, sodass unterm Strich doch „nur“ ein guter, ungemein unterhaltsamer Blockbuster entsteht, dessen größtes Alleinstellungsmerkmal ein Kind und der vielleicht schönste Abspann der Mavel-Geschichte sind. Aber das reicht ja auch.

Fazit

Bessere Figurenzeichnung, bessere Musik, bessere Geschichte, bessere Witze und bessere Technik, bessere Geschichte = Bessere Fortsetzung. Iron Man 3 macht alles besser als der enttäuschende Iron Man 2 und läutet Phase 2 des allumfassenden Marvelplans damit ausgesprochen würdig ein. Damit findet die (mit diesem Teil vermutlich abgeschlossene) Serie von Einzelausflügen des egozentrischen Playboys in High-Tech-Rüstung zu alter Stärke zurück und empfiehlt sich als optimaler Film, den überfälligen Sommer in Empfang zu nehmen.

Sieben Filme im Marvel Cinematic Universe und immer noch ist die Luft nicht raus. Gratulation und Vorhang auf für Thor: The Dark World und Captain America: The Winter Soldier. Beide Filme haben ebenso einen verhältnismäßigen laschen Vorgänger zu übertrumpfen. Und Iron Man 3 hat die Messlatte ziemlich hoch angelegt.

Capeträger – Die kommenden Superheldenfilme der Jahre 2013 – 2016

Eine kleine Auflistung der Superheldenfilme, die in den nächsten Jahren ihren Weg auf die Leinwand finden sollen. Vieles davon basiert auf Gerüchten, einiges nur auf zweideutigen Aussagen und Andeutungen und nichts davon ist in Stein gemeißelt.
Sollte irgendetwas vergessen worden oder einfach untragbar falsch beschrieben sein – platziert einen Kommentar, damit ich mich schäme.


2013

Iron Man 3 Statt Jon Favreau ist nun Shane Black für den nächsten Ausflug des Playboys zuständig. Erfahrung mit Robert Downey Jr. Konnte er schon in seinem letzten Film Kiss Kiss, Bang Bang sammeln. Gerüchten zufolge wird Iron Man 3 den Hauptplot im Marvel-Universum am stärksten vorantreiben und bereits erste Schritte Richtung The Avengers 2 gehen.

Man of Steel Im Juni kommt Zack Snyders Version (300, Watchmen) von Superman in die Kinos. Ein weiteres Reboot, dessen Trailer aber Lust auf mehr macht. Nach dem desaströsen Sucker Punch hat Snyder aber erst einmal seinen Vertrauensbonus aufgebraucht. Neben dem Trailer machen aber auch die Namen Amy Adams, Kevin Costner und Russel Crowe neugierig.

The Wolverine 1982 brachte Frank Miller ein neues Kapitel im Leben von Wolverine zu Papier. Der im Juli nächsten Jahres anlaufende The Wolverine wird sich diese Geschichte zum Vorbild nehmen und den klingenbewährten Hugh Jackman nach Japan schicken. Obwohl X-Men Origins: Wolverine bei Fans und Kritikern durchwachsen ankam, sind die Erwartungen nach den ersten Bildern bereits ungeheuer hoch.

Kick-Ass 2 Der zweite Teil des Überraschungserfolgs aus dem Jahre 2010 will sich wieder nah an der Comicvorlage Mark Millars orientieren und lockt mit Neuzugang Jim Carrey. Angepeilter Kinostart ist der September 2013.

Thor 2 – The Dark World Anfang November tritt der Donnergott wieder in Aktion und wird, wenn man der seit ein paar Tagen brodelnden Gerüchteküche im Internet Glauben schenken will, alle neun Welten als Schauplatz haben. Im Vorgängerfilm gab es nur drei Welten zu sehen: Midgard (die Heimat der Menschen), Asgard (Die Heimat der Götter) und Jotunheim (Die Heimat der Eisriesen).

Hulk (Serie) Während Hulk sich im Kino gleich zweimal mehr schlecht als recht behaupten musste, soll es dank Mark Ruffalos angenehmer Neuinterpretation gleich eine ganze TV-Serie für den grünen Wutberg geben. Zwar ist das Jahr 2013 mal als Datum genannt worden, doch gehen wir eigentlich von einem deutlich späteren Start aus.


2014

Justice League 2013, 2014 – vielleicht auch gar nicht. Noch hält sich DC sehr bedeckt und auch sind die meisten Superhelden des DC-Universums verhältnismäßig unbekannt, doch das Internet ist fleißig am Spekulieren. Ein Drehbuch ist wohl fertig, inszenieren soll das Wachowski-Bruderpaar (Matrix). Was auch immer da kommt, es wird zumindest interessant.

Captain America 2: The Winter Soldier Nach dem Erfolg von The Avengers bekommt natürlich auch der recht mäßige Captain America: The First Avenger eine eigene Fortsetzung spendiert. Dieses Mal geht’s allerdings in der Gegenwart zusammen mit Bucky Barnes, Falcon und Dum Dum Dugan zur Sache.

X-Men: Days of Future Past Nach Logans zweitem Soloausflug dürfen die jungen X-Men wieder ran. Im Juli 2014 wird mit Michael Fassbender und Patrick Stewart die Brücke zur originalen Trilogie geschlagen.

Guardians of the Galaxy Eine zweite Heldentruppe des vielfältigen Marvel-Universums kriegt ihren eigenen Film spendiert. Während die Avengers sich vornehmlich dem Schutz unseres liebgewonnen Heimatplaneten widmen, kümmern sich die Guardians oft the Galaxy um den ganzen Rest der Milchstraße. Mit von der Partie sind ein mutierter Astronaut, ein ehemaliger Saxophonist, ein Adoptivkind von Thanos, ein vormals schurkischer Baum und ein Waschbär. Ja, ein Waschbär.
Bei einer solch seriösen Truppe scheint der verpflichtete Regisseur James Gunn fast die einzig logische Wahl. Schließlich konnte er mit Slither erste Sci-Fi-Erfahrung sammeln und schnupperte mit Super die wohl speziellste Superheldenluft des Filmbusiness.
Fortan muss sich Thanos also nicht nur den Avengers, sondern auch diesem bunten Grüppchen stellen. Böse haben’s schwer.

Ant-Man Nach gescheitertem Anlauf soll Ant-Man nun doch seinen Kinoauftritt spendiert bekommen. Regisseur Edgar Wright ist dafür zuständig, dass der mit Insekten palavernde Superheld, der seine Größe variieren kann, der breiten Öffentlichkeit vorgestellt wird. Da er in der Comicwelt Gründungsmitglied der Avengers ist, dürfen wir uns womöglich sogar auf eine Beteiligung in The Avengers 2 freuen.

The Amazing Spider-Man 2 Nach dem Erfolg des Serienneustarts werden Andrew Garfield, Emma Stone und Embeth Davidtz erneut unter der Direktion von Marc Webb das Spidey-Universum mit Leben bevölkern. Am 17. April 2014 sollen die Netze gesponnen werden.


2015

S.H.I.E.L.D. Ein Termin steht eigentlich noch nicht fest, doch scheint das Jahr der Avengers-Fortsetzung plausibel. Josh Whedon wird parallel zum Superhelden-Ensemble ein paar S.H.I.E.L.D.-Agenten ins Feld schicken. Umgesetzt wird das Konzept als TV-Serie. Die Idee, eine Serie in einem Universum voller Superhelden spielen zu lassen, deren Protagonisten aber ganz ordinäre Menschlein sind, klingt jedenfalls ganz nett.

The Avengers 2 Wenn alle Superhelden ihre neuen Einzelabenteuer bestritten haben, geht’s wieder ans Gruppenerlebnis. The Avengers 2 wird am 1. Mai 2015 in die Kinosäle rufen und neben den bereits bekannten Capeträgern wohl noch einen ganzen Schwung neuer Figuren im Heldenkosmos willkommen heißen. Wie stark die Erlebnisse von den Guardians of the Galaxy Einfluss nehmen werden, ist nicht bekannt. Da die beiden Heldentruppen sich aber den Bösewicht Thanos teilen, darf man zumindest mit ein paar dicken Parallelen rechnen. Neben Ant-Man wären ansonsten noch The Wasp und Falcon mögliche Kandidaten. Außerdem könnten Galactus, der Silver Surfer und War Machine eine Rolle spielen. Allerdings ist im Augenblick schwer vorstellbar, dass Marvel seine noch halbwegs geerdete Heldentruppe durch zu viele abstruse Zusatzfiguren dem Publikum entfremden möchte. Andererseits kann und wird in den nächsten 2 ½ Jahren vermutlich einiges geschehen.
Sollte das Konzept auch dieses Mal so gut funktionieren, erwartet uns in den Jahren 2017 – 2020 jedenfalls ein ganzes Bündel neuer Filme.

Hulk (Film)  Neben der bereits erwähnten Serie soll auch der dritte Kinoanlauf für den wütenden Wissenschaftler gewagt werden. Der Film soll (natürlich) auf der Serie basieren, mehr als das ist allerdings noch nicht bekannt.


2016

The Batman Keine Justice League ohne den Dunklen Ritter. Dieser Logik folgend, wäre das früh angesetzte Datum für Justice League jedoch reichlich unwahrscheinlich. Wie dem auch sei, Warners Goldmine Batman wird natürlich nicht einfach geschlossen, nur weil Herr Nolan seine Geschichte erzählt hat. Jedenfalls ist 2016 für ein Reboot im Gespräch und wir sind skeptisch. Aber vielleicht entpuppt sich die Schrecknachricht auch bald schon als Ente.

 

The Avengers

Die letzten Jahre waren in vielerlei Hinsicht die Jahre von Marvel. Zahlreiche Helden des Comicuniversums wurden auf die große Leinwand übersetzt und die meisten Adaptionen erwiesen sich als kurzweiliges Späßchen. Spätestens seit dem ersten Iron Man ist außerdem klar, dass Marvel auf etwas Großes zusteuert. Die wichtigsten Helden sollen zusammengeführt werden und als The Avengers einen eigenen Ensemble-Film bekommen.
Und der stets nur stiefmütterlich behandelte Joss Whedon darf als Regisseur und Drehbuchschreiber das Ruder übernehmen.

Story

Der Tesserakt, ein Würfel in babyblau, der in Thor und Captain America schon kleine Auftritte hatte, befindet sich im Besitz von S.H.I.E.L.D., jedenfalls zu Beginn. Loki, der nach seiner Pleite in Thor nichts von seinen Weltherrschaftsambitionen eingebüßt hat, teleportiert sich flugs in das streng geheime Labor, bemächtigt sich des kosmischen Artefakts und macht die S.H.I.E.L.D.-Basis samt Umland dem Erdboden gleich. Nick Fury, der nur knapp mit dem Leben davonkommt, trommelt nun die Helden zusammen, deren Vereinigung von Marvel in fünf Einzelfilmen vorbereitet wurde. Erwartungsgemäß sind diese sich anfänglich nicht grün, raufen sich angesichts des übermächtigen Feindes jedoch zusammen. Loki ist nämlich nicht alleine, sondern hat eine gewaltige Armee im Rücken, die er dank Tesserakt und einem weiteren Schurken des Marvel-Universums Richtung Erde aussendet. Punkt. Aus. Ende.
Würfel weg, die Rächer hinterher – das ist der Plot, der The Avengers über 142 Minuten trägt.

Kritik

Trotz vermeintlich mauer Story triumphiert das Herzensprojekt von Marvel Studios auf sämtlichen Ebenen. Die letzten Jahre der Kinowelt waren sicher von erwartungsvoller Vorfreude, aber auch von Zweifeln geprägt. Wie in Gottes Namen soll ein Film funktionieren, in dem vier Charakterköpfe von solchem Format aufeinandertreffen, ohne dass man sich permanent gegenseitig die Show stiehlt? Wo soll Platz für Story, Entwicklungen und Überraschungen sein, wenn man die übermenschlichen Querköpfe erst finden, dann überzeugen, dann zusammenbringen und ihnen schließlich auch noch genügend Raum lassen muss für die unausweichlichen Kabbeleien und Gruppenkonflikte?
Whedon hat das einzig Richtige getan, als er Zak Penns Entwurf 2007 in Drehbuchform brachte. The Avengers konnte nicht dieselbe Struktur wie ein ordinärer Superheldenfilm haben, er muss nach anderen Regeln funktionieren.

Wenig überraschend also, dass der Tesserakt kaum mehr als ein MacGuffin ist. Als potentielle Quelle endloser Energie, interdimensionaler Portalöffner und Objekt finsterer Begierden taugt der Würfel in erster Linie dazu, Nick Fury endlich einen handfesten Grund zu liefern, die Avengers-Initiative aus der Taufe zu haben.
So unwesentlich wie die ausschlaggebende Schulhofrauferei in Der Gott des Gemetzels für diesen ist, so wenig trägt die Jagd auf den Tesserakt zum Gelingen von The Avengers bei. Beiden Filmen, so verschieden sie auf den ersten Blick auch sein mögen, dient die Story nur als Initialzündung für einen großen Gruppenkonflikt, der im Verlauf immer mehr Energie anstaut, um diese am Ende mit großem Radau freizusetzen.
Sobald die Helden erstmals einen Raum teilen, offenbart sich das Kernelement des Filmes. Die Exzentrik aller Mitglieder des ungleichen Grüppchens ist Auslöser diverser kleiner wie großer Konflikte, die meist mit pointierten Dialogen anfangen und mit ideenreichen Handgreiflichkeiten entschieden werden. Dabei strotz das Drehbuch vor zynischen One-Linern und ein bissiger Schlagabtausch folgt dem anderen. Die Hauptfiguren foppen und necken einander, dass es eine helle Freude ist. Jede Absonderlichkeit, jede Schwäche wird unter Garantie das Ziel einer schnippischen Provokation. Damit verhalten sich die Weltenretter zwar häufig wie ein paar zänkische Kinder und nicht wie die letzte Hoffnung der Menschheit, aber gerade dies macht ja den Reiz aus.
Bemerkenswert ist dabei, dass es Whedon nicht nur gelingt, jedem der vier Haupthelden nahezu gleichviel Raum zu bieten, sondern dass er es zudem auch noch meistert, die wichtigen Figuren hinter Nick Fury – namentlich Hawkeye, Black Widdow und Phil Coulson – denen bisher immer nur ein paar Auftritte am Rande zugekommen sind, mit beinahe ebenso viel Aufmerksamkeit zu beschenken. Die vormals eher gesichtslosen Sidekicks des einäugigen S.H.I.E.L.D-Agenten erfahren so eine erstaunliche Aufwertung und wachsen dem Zuschauer fast ebenso rasch ans Herz wie die Heroen aus Reihe eins.
Wirklich jeder erhält seine notwendigen Charaktermomente. Captain America, dessen Kinoauftritt 2011 eher bescheiden ausfiel, funktioniert in der Gruppe viel problemloser als in der Rolle des patriotischen Einzelkämpfers. Auch der Hulk fügt sich so homogen in das Geschehen ein, dass man die beiden gescheiterten Versuche, dem Wutmonster ein eigenes Franchise zu spendieren, binnen Sekunden vergessen hat. Zu verdanken ist dies Mark Ruffalo, der dem Hulk nicht nur glaubhaft seine Gesichtszüge leiht, sondern auch in menschlicher Form als getriebener Wissenschaftler überzeugt, die Tragik, die die Figur in sich trägt, brillant rüberbringt und damit seine Vorgänger Eric Bana und Edward Norton mehr als würdig beerbt.

Trotzdem lässt sich nicht verleugnen, dass Iron Man der eigentliche Star des Filmes ist. Aus dem Munde des narzisstischen Playboys kommen nicht nur die markigsten Spitzfindigkeiten, der Eisenmann ist zudem auch derjenige, der die Story in fast allen Punkten vorantreibt, während seine Mitstreiter manchmal ein wenig wie bessere Handlanger daherkommen.
Doch dieses Merkmal als Manko zu anzurechnen, wäre ein wenig zu streng, passt das Verhalten doch bestens zur Figur des Iron Man und  fügt es sich zudem reibungslos in den Verlauf der Story ein. Außerdem ist es ausgerechnet Hulk, auf dessen Konto die Lacher gehen, die nach dem Kinobesuch am hartnäckigsten in Erinnerung bleiben.
Die einzig wirkliche Kritik kann daher auch nur an Streithahn Loki geübt werden. Schon in Thor waren seine Ambitionen nur auf blanken, niederen Neid zurückzuführen, weswegen die Figur trotz ihres Potenzials wenig mehr war als ein missgünstiger kleiner Bruder, der in kindlicher Rage versucht, seinen verletzten Stolz zu flicken. Seither hat sich daran wenig geändert. Immer noch wirkt Loki mehr eingeschnappt denn wirklich boshaft und bedrohlich. Im Alleinkampf gegen den Donnergott mag dieses Hauptattribut seinen Zweck erfüllt haben, wenn sich jedoch die Helden aus verschiedenen Zeiten und Welten vereinen und ihre Macht damit potenzieren, wirkt der störrische wie kurzsichtige Neidhammel mit seiner aufbrausenden Art doch ein klein wenig unwürdig. Nur die Andeutung, dass im Hintergrund eine ganz andere, weit beunruhigendere Macht die Fäden zieht, verhindert, dass dieses Ungleichgewicht zu stark ins Auge sticht.
Doch auch diese Schwäche verkommt zur Nichtigkeit, geht unter in dem Spaß, den dieser Film bereitet. The Avengers birgt derart viele Unterhaltungswerte, dass man sich kaum dagegen wehren kann, einfach mitgerissen zu werden.

Wirklich trüben kann den Genuss höchstens die oktroyierte 3D-Fassung, die man schwerlich umgehen kann, wenn man den Film dieser Tage im Kino genießen möchte. Dass der Effekt selbst vernachlässigbar ausfällt, ist so absehbar gewesen wie verkraftbar. Die Tatsache, dass das das Bild durch die Brille so dunkel wird, dass man ununterbrochen das Gefühl hat, man würde einen normalen Film durch eine Sonnenbrille betrachten, schmälert die Qualität hingegen merklich. Die ganze Präsentation büßt einen beachtlichen Teil ihrer optischen Attraktivität ein, was insbesondere dann auffällt, wenn man sich kurzzeitig entschließt, die Brille abzusetzen und bestürzt wahrnimmt, wie der Film eigentlich aussehen sollte.

Fazit

Das gewagte Projekt ist rundum gelungen; nicht trotz, sondern wegen der Vernachlässigung von Story und Prolog. Der Fokus liegt eindeutig auf den Figuren und den Wechselwirkungen zwischen ihnen. Eigentlicher Held des Filmes ist die hervorragende Gruppendynamik, in die letztlich mehr Feinarbeit geflossen sein dürfte als in die Geschichte von beinahe jedem anderen Blockbuster vergangener Jahre. Den Vorwurf, es handele sich lediglich um effektreiches Eventkino, das mit dem Schaulaufen etlicher Stars lockt, muss sich der Film folglich auch nicht gefallen lassen.
Dass sich eine Sichtung nur dann vollständig auszahlt, wenn man Kenntnis der vorangegangenen Einzelfilme besitzt, bedarf vermutlich keiner Erwähnung – ohne das Wissen um die vielen Eigenheiten der einzelnen Charaktere zündet nur die Hälfte der Witze und erschließt sich nur die Hälfte der Beweggründe, die die vielen Figuren auf ihre jeweilige Art agieren lassen.
The Avengers ist wie eine enorme Torte, die mit viel Liebe zu Detail geschaffen wurde, fantastisch aussieht und am Ende explodiert. Hat man sie zur Gänze verschlungen, hat man höchstwahrscheinlich Diabetes, ist aber so satt und glücklich, wie schon lange nicht mehr.

Eine latente Sorge entsteht hingegen, wenn man an die unvermeidliche Fortsetzung denkt. Der Rezensent jedenfalls kann sich nicht vorstellen, wie ein Nachfolger es schaffen soll, das von The Avengers gesetzte Niveau irgendwie zu erreichen, geschweige denn zu überbieten. Spätestens nach der finalen Schlacht, in der ganz Manhatten einer pompösen Zerstörungsorgie zum Opfer fällt, lässt sich die Frage nach einer möglichen Steigerung eigentlich nur mit verstörtem Schulterzucken beantworten.
Die einzig denkbare Lösung wäre, dass Joss Whedon erneut das Kommando und die Narrenfreiheit erhält, seine Vision umzusetzen. Der langjährige Außenseiter Hollywoods, der sich spätestens mit Firefly seine Sporen mehr als verdient hat, hatte endlich die längst überfällige Möglichkeit, allen auf die Nase zu binden, was in ihm steckt.
Harren wir also der Dinge, die da kommen werden, denn womöglich wird schon Iron Man 3 die Weichen legen.