Sukeban Deka

Sieben Jahre lang erschien Shinji Wadas Manga-Reihe Sukeban Deka, um in insgesamt 22 Bänden über ein vorbestraftes Schulmädchen zu erzählen, das von einer Behörde dazu gezwungen wird, mit einem Jo-Jo bewaffnet als Spionin in Schulen Verbrechen aufzudecken.
Sukeban Deka – Der Film erschien dann 1987 und zog ein knappes Jahr später einen zweiten Teil namens Sukeban Deka – Die Kazama-Schwestern schlagen zurück nach sich. Dem Doppel voran ging eine Fernsehserie mit teils gleicher Hauptdarstellerin. 1991 wurde der Stoff zu einem Anime verarbeitet und 2008 gab es die eine Neuverfilmung – diesmal wieder als Realfilm – unter dem Namen Yo-Yo Girl Cop, welcher im Westen mittlerweile die größte Bekanntheit genießt.

Ich wurde gefoltert.
Das ist kein Beweis!

Story

Yōko Godai ist zarte 18 Jahre alt und wertvolle Undercover-Ermittlerin für die japanische Regierung, die mit ihrem High-Tech-Jo-Jo Verbrecher stellt, denen die normale Polizei nicht gewachsen ist.
Eines Tages quittiert sie ihren Dienst in der Hoffnung, ein normales Leben führen zu können.
Doch Agentin bleibt Agentin und sie gelangt durch puren Zufall in den Besitz brisanter Dokumente. Nur einen Busunfall später befindet sie sich schon in den Händen eines finsteren Schurken, der ihr mit Folter und unablässigem Starren ordentlich zusetzt.
Sie befindet sich in einer Privatschule für schwer erziehbare Jugendliche, die ihre Schüler jedoch im Geheimen zu kaltblütigen Killern ausbildet, anstatt sie zu friedfertigen Bürgern zu erziehen. Der diabolische Hattori plant mithilfe seiner Kinderarmee einen Staatsstreich und will ganz Japan umkrempeln.
Saki muss aus ihrem Verlies entkommen und ihrer Berufung als Jo-Jo schleudernde Superagentin folgen. Es gilt, das alte Team wieder zusammenzuführen und mit vereinten Kräften das bestens verteidigte Ausbildungslager namens „Höllenburg“ zu infiltrieren und dort einen zähen Cyborg niederzuringen, um so die nationale Katastrophe zu verhindern.
Ein schwieriger Fall für die Girl Cops.

Kritik

Nicht nur strukturell geht Sukeban Deka als typischer Agentenfilm durch. Ein Einsatzteam wird zusammengestellt, um in die geheime Basis eines grausamen Fieslings einzudringen, diesen zu bezwingen und damit die Welt in Ordnung zu bringen.
Nur dass das Einsatzteam nicht aus hartgesottenen Superspionen besteht, sondern aus hartgesottenen Mädchen, die eigentlich noch die Schulbank drücken, in diesem Fall aber die strenggeheime und selbstverständlich hoch über dem Gesetz stehende Polizeieinheit namens „Girl Cops“ bilden. Ihre Agenten-Gadgets sind keine explodierenden Kugelschreiber, waffenstarrende Sportwagen oder Raketenrollschuhe (okay, das ist eigentlich schon ziemlich nah dran), sondern Murmeln, Yo-Yos und – man wird es schon erraten haben –  Morgensterne. Was sie mit den vergleichsweise spröden Standardagenten des Westens gemein haben, sind neben der exquisiten Nahkampfausbildung auch Beharrlichkeit und Scharfblick. Zumindest so viel, wie von Achtzehnjährigen zu erwarten ist.
Wer einen trashigen Splatterfilm mit viel Yo-Yo-Akrobatik-Action erwartet, dürfte enttäuscht werden.
Trashig ist es natürlich, allerdings auf deutlich gesetztem Niveau. Auf den Splatter wurde dafür gänzlich allerdings verzichtet. Zwar kommen allerlei Statisten zu Schaden und die meisten davon auch zu Tode, doch hält Sukeban Deka es nicht für nötig, dies explizit zu zeigen. In vertrauter Manier fallen die finsteren Schergen reihenweise von Dächern, in oder aus Explosionen oder kriegen den Yo-Yo mit zielsicherem und mechanisch verstärktem Powerwurf ins Genick gedroschen, ohne dass sichtbare Verletzungen entstehen. Vom Tod abgesehen.
Aber auch das geht ja weitestehend konform mit der polierten Darstellungsweise zu Hochzeiten der seligen Spionagefilm-Ära.
Schlagkräftigstes Argument des Filmes ist die wunderbare Musik, die eigentlich doppelt so oft ertönt, wie sie dürfte, mit ihren herrlich ironischen Agentenmelodien aber immer wieder zum Mitpfeifen einlädt. Der Film nimmt sich nicht zu ernst, vermeidet aber auch den Fehler, sich zu Schenkelklopfern hinreißen zu lassen. Slapstick gibt es quasi keinen und auch nur wenige Witze finden direkt auf der Darstellungsebene statt. Ein wunderbar skurriler Uhrenabgleich ist die wohl denkwürdigste der wenigen Ausnahmen. Ansonsten wird der Humor hauptsächlich durch das verrückte Szenario gefüttert und entfaltet sich völlig unaufdringlich im ironischen Blick auf das eigene Genre.
Schauspiel und Geschichte sind hierbei natürlich drittrangig. Dem Film kommt es auf Spaß und simple Unterhaltung an.
Wer fürchtetet, die Damen könnten in den Schuluniformen übersexualisiert dargestellt werden, kann beruhigt einschalten, denn Sexualität ist gar kein Thema der Persiflage. Keine zu knappe oder enge Gewandung, keine forschen Kamerawinkel, kein frivoler Fanservice; einzig der Bösewicht strahlt aufgrund seiner respektlosen Distanzlosigkeit etwas aus, das dem nahekommt, nur eben auf gefährliche und unangenehme Weise. Und das ist gut, denn solche Elemente hätten den pseudo-ernsten Fokus des Filmes zerstört und die ganze Stimmung ins Kippen gebracht.
So kann man den Film sogar als Statement lesen, sich gegen die laszive Darstellung von Schulmädchen auszusprechen. Selten spielte es in einer japanischen Produktion eine so untergeordnete Rolle wie in Sukeban Deka, welchen Geschlechts die Protagonisten sind.
Wie so oft wurde das verdrehte Szenario einfach in die Zukunft versetzt, um dem Spektakel die Unglaubwürdigkeit zu nehmen. Der Gipfel des Seltsamen ist zweifelsohne dann erreicht, wenn die Protagonistin sich einem scheußlichen Cyborg stellen muss, mit dem der Sci-Fi-Film augenzwinkernd Terminator zitiert.

Fazit

Subekan Deka ist eine selbstironische Agentenfilm-Persiflage, die das Genre liebevoll aufs Korn nimmt und dabei durchweg gut aufgelegt und harmlos bleibt. Das liegt auch daran, dass viele an sich sehr ernste Probleme durch das abgehobene Szenario entschärft werden.