Photographed in Eastman Color
Forbidden Planet, um wenigstens ein einziges Mal den Originaltitel des Filmes zu nennen, hat in einem solch enormen Maße dazu beigetragen, die Science-Fiction-Welt der letzten 60 Jahre zu konstituieren, dass ein paar diesbezügliche Randbemerkungen am Fuße der Kritik einfach nicht ausreichend wären.
Deshalb folgt der Versuch, ein paar der wichtigsten geschichtlichen Details zu komprimieren und ihre Wirkweise nachzuvollziehen, um dem Film auf diese Weise den Dank dafür auszusprechen, dem Science-Fiction-Genre so viele fantastische Neuerungen gebracht zu haben.
Bekanntlich waren die 50er die Zeit der UFO-Hysterie und bekanntlich kann es für Film nichts Schöneres geben, eine solche Hysterie möglichst intensiv zu bedienen. Jahre vor der bemannten Raumfahrt galt die allgemeine Annahme, dass interstellares Reisen in einer geräumigen Kapsel mit erdähnlichen Zuständen an Bord vonstattengehen würde. So auch hier. Neu war hingegen, dass nicht die grünen Männchen in ihren Fliegenden Untertassen invadieren, sondern dass die Menschen selbst in einer solchen Untertasse durchs All schwirren und fremde Planeten besiedeln. Auch, wenn das, was damals unter zum Staunen einladenden Ausstattung eines Raumschiffes verstanden wurde, für heutige Augen aussieht, wie die Innereien eines ausrangierten U-Boots.
Maßgeblich waren vor allem die erzählerischen Details (zum Beispiel gibt es genau genommen keinen wirklichen Antagonisten), die Innovation in die Vorstellung von der Zukunft brachten und die futuristische Vision von Alarm im Weltall gleichermaßen fantastisch und glaubwürdig gestalteten.
Robby der Roboter
Allem voran natürlich Robby der Roboter. Obwohl der Blechkamerad auf dem offiziellen Filmposter wie ein bösartiger, Jungfrauen entführender Unhold aussieht, handelt es sich eigentlich um einen servilen und treuen Kumpanen mit Gentlemen-Attitüde. Aus hunderten von Entwürfen wurde schließlich dieser eine gewählt. Für seine Herstellung wurde extra eine neue Art von Plastik entwickelt und Material, Technik und sogar Erbauer wurden modernster Luftfahrttechnik entliehen. Das Ergebnis war die perfekte Illusion eines Roboters, die auch heute noch funktioniert. Dass eigentlich ein Mensch in seinem Inneren sitzt und sich abmüht, das Konstrukt nicht zu Fall zu bringen, kommt einem auch über ein halbes Jahrhundert später nicht in den Sinn. Wenn seine mechanischen Funktionen am Rattern waren, verursachte er durch die unzähligen sich bewegenden Teile ein solches Getöse, dass die Filmcrew sich nur durch Brüllen und Gestikulieren verständigen konnte und sämtliche Szenen, in denen er auftauchte, anschließend nachsynchronisiert werden mussten. Seine Fähigkeit, Dinge in seiner Analyseschublade zu untersuchen und daraufhin zu reproduzieren (in Alarm im Weltall in erster Linie Schnaps), war eine gänzlich neuartige Idee und wurde danach unzählige Male aufgegriffen. Die bekanntesten Nachfahren dieser Technik dürften sicherlich die Replikatoren aus Star Trek sein.
Sogar Isaac Asimovs Robotergesetze, die 14 Jahre vor Filmentstehen niedergeschireben wurden und seitdem die Etikette eines jeden braven Roboters definieren, fanden ganz offensichtlich Beachtung, denn Robby ist es nicht erlaubt, menschlichen Wesen zu schaden und hat ein ernstliches Problem, wenn ein Befehl seines Meisters und Gesetz Nummer 1 nicht miteinander in Einklang zu bringen sind.
- Ein Roboter darf kein menschliches Wesen (wissentlich) verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen (wissentlich) Schaden zugefügt wird.
- Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel eins kollidieren.
- Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, so lange dieser Schutz nicht mit Regel eins oder zwei kollidiert.
Mit seinen Produktionskosten von 125.000 Dollar handelte es sich bei Robby um den kostspieligsten Spezialeffekt seiner Zeit. In der Zeit nach dem Kinostart wuchs der freundliche Roboter zum Kultstar heran und erhielt bereits ein Jahr nach Alarm im Weltall seinen eigenen Film namens The Invisible Boy (Kritik folgt). Auch wenn es sich hier vermutlich nicht im erster Linie um Fanservice handelte, sondern um den Versuch von Metro-Goldwyn-Mayer Pictures, mit dem Dollar verschlingenden Blechungeheuer wieder möglichst viel Geld reinzubekommen. In den darauffolgenden Jahrzehnten hatte er unzählige Gastauftritte in Shows, Filmen und Episoden namenhafter Serien. Heute kann man ihn nicht nur in einem Atemzug mit R2D2 und C3PO nennen, sondern muss im Bezug auf die beiden auch seine Vaterrolle anerkennen. Auch gewisse Ähnlichkeiten zu den Dalek aus Dr. Who sind nicht von der Hand zu weisen. Übrigens ist Alarm im Weltall außerdem der allererste Film, in dem ein Computer namentlich Erwähnung findet – es ist der geheimnisvolle Rechner der Krell.
Heute genießt Robby seinen Ruhestand in der Robot Hall of Fame an der Seite von weiteren Sci-Fi-Ikonen wie HAL 9000, Maria und dem T-800.
Direkter Einfluss auf die Großen: Star Trek und Star Wars
Und wenn schon von Vaterschaft, Star Trek und Star Wars die Rede ist. In Star Wars finden sich neben dem Androiden-Duo einige weitere Referenzen auf den Sci-Fi-Klassiker. Insbesondere das Innere Todessterns gleicht der atemberaubenden Maschinenhalle im Bauche des Planeten Altair 4 in bestimmten Details bis aufs Haar. Auch diese Dimensionen waren es, die damals für offene Münder sorgten. Die kilometertiefen Schächte in den Eingeweiden des Planeten, in denen sich Maschinen seit Jahrtausenden selbst warten und ununterbrochen am Laufen waren, während Generationen und Zivilisationen aus dem Staub erwuchsen und wieder zu Staub zerfielen, wurden dank gewiefter Tricktechnik simuliert, sodass die Illusion auch heute noch makellos funktioniert. Die Staubwolke am Horizont, die den ersten Auftritt von Robby ankündigt, gibt Aufschluss darüber, wie unfassbar groß das Set damals gewesen ist.
Außerdem nahm Alarm im Weltall bereits einen ganzen Kübel klassischer Star Trek-Elemente vorweg. Nicht nur die Analyse- und Reproduktionsfähigkeit Robbys, auch die Struktur der klassischen Enterprise-Außenbordmission, die Konstellation des Erkundungstrupps, die überlegene, aber verblichene außerirdische Zivilisation, die internationale Zusammenstellung der Crew (ein russischer Arzt!), die kurze Erwähnung der „vereinten Planeten“, welcher die Erde angehört, die unverwechselbaren Phaserwaffen und so weiter. Gerüchten zu Folge soll Gene Roddenberry anfangs sogar Pläne gehabt haben, eine Serie zu Alarm im Weltall zu entwerfen, als deren Pilot eben dieser Film fungieren sollte. Und genaugenommen hat er dies getan. Nur dass die Serie Star Trek/Raumschiff Enterprise genannt wurde.
Die Filmmusik
Schaut man heute Alarm im Weltall sorgen all die aufgezählten Elemente natürlich kaum für Erstaunen, weil das ehemals Neue nach und nach zu dem Standard wurde, der als Fundament für einige der bekanntesten Geschichten des vergangenen Jahrhunderts diente. Was nach wie vor auch ganz ohne diachronisch geschärften Blick beeindruckt, ist die phänomenale Musik.
Louis und Bebe Barron wurden eigentlich lediglich engagiert, um als Tontechniker ein paar ausgefallenen Soundeffekte beizusteuern. Nach den ersten Ergebnissen war man aber so begeistert, dass das Ehepaar prompt für die gesamte Musik des Filmes angeheuert wurde. Das Ergebnis ist eine der schrägsten und mitreißendsten Untermalungen, die einem Film – egal welchen Genres – je beschert wurden. Schon der Vorspann weiß dank der speziellen Musik sofort zu fesseln.
Es handelte sich um den ersten elektronischen Score in der Geschichte des Films. Und das in einer Zeit, in der Synthesizer in ihrer bekannten Form noch nicht existierten. Daher mussten alle Instrumente, um die einmaligen Soundlandschaften des Filmes zu kreieren, eigens entworfen und gebaut werden. In durchwachten Nächten wurde getüftelt und improvisiert, bis das Ergebnis stand, was gewissermaßen die Geburtsstunde elektronischer Musik darstellte.
Die Gewerkschaft der amerikanischen Filmmusiker sah das jedoch etwas anders. Da keine konventionellen Instrumente Verwendung fanden, wurde es dem Ehepaar gerichtlich verboten, ihr Werk mit „Filmmusik“ zu betiteln. Nicht Musik hätten die beiden geschaffen, sondern lediglich „elektronische Töne“.
In Folge wirkten die Künstler im Abspann des Filmes wie eine Randbemerkung und zu allem Übel blieb ihnen auch die wohlverdiente Oscar Nominierung verwehrt, weil sie sich nicht Komponisten nennen durften. Das Publik honorierte die Pionierarbeit von Louis und Bebe Barron dennoch mit einer Woge der Begeisterung.
Kosten und Erfolg
Ironischerweise sollte der Film trotz seines enormen Einflusses lange Zeit als Sargnagel für das Genre fungieren.
Das Studio wurde von der Preiswertigkeit des Filmes überzeugt, weil das außerirdische Ungetüm unsichtbar sein sollte. Als man sich dann dazu entschloss, es zumindest kurzzeitig doch zusätzlich zu animieren, wurde das Animationsstudio der Walt Disney Company konsultiert, woraufhin die Produktionskosten des Filmes in die Höhe schossen. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Vielleicht zum ersten Mal überhaupt war ein Monster in der Fantasie nicht beeindruckender und furchteinflößender als das Gezeigte. Obwohl die Konturen des Biests nur für einige Sekunden vage zu erkennen sind, bleibt der schauderhafte Eindruck, den die unförmige Masse hinterlässt, für den Rest des Filmes bestehen.
Die aufwändigen Sets wurden nicht nacheinander, sondern simultan aufgebaut. Dabei nahmen die begeisterten Filmemacher absichtlich keine Rücksicht auf das zur Verfügung gestellte Budget. Der finanzielle Rahmen war schon lange gesprengt und die Vorbereitungen waren noch lange nicht abgeschlossen. Angesichts der vielen halbfertigen Kulissen blieb dem Studio jedoch keine andere Wahl, als die Finanzen aufzustocken, weil die Arbeiten bis zu diesem Zeitpunkt schlicht zu viele Geldbündel verschlungen hatten, um dem Projekt nun einfach so einen Riegel vorzuschieben zu können.
Alarm im Weltall kam bei seinem Kinopublikum nicht schlecht an, war aber weit entfernt von dem Kassenschlager, der nicht nur erhofft, sondern auch gebraucht wurde, um die Kosten über 4.900.000 US-Dollar wieder einzuspielen. Erst über die Jahre sollte der Film die Achtung erfahren, die ihm gebührt, und nicht nur eine ganze Generation begeistern, sondern auch deren Ideen und Vorstellungen maßgeblich prägen.
Trotzdem sollte viel Zeit verstreichen, ehe man es erneut wagte, einen A-Science-Fiction-Film zu drehen.