Maggie

Henry Hobson, zu dessen bisherigen Beiträge zur Landschaft Hollywood man durchaus berechtigt schweigen kann, lieferte 2015 mit Maggie sein Spielfilmdebüt ab, dessen primärer Aufmerksamkeitsmagnet sein Hauptdarsteller ist: Arnold Schwarzenegger.
Wem das Konzept, dass Arnold Schwarzenegger in einem Zombiedrama mitspielt, bereits Sensation genug ist, bei dem kann der Film sowieso nur wenig falsch machen. Doch Arnie ist hier nicht nur werbewirksamer Schmuck, sondern eine echte Bereicherung für einen sehr guten Film, der die kleine Sparte des „intellektuellen Zombiefilms“ sinnvoll bereichert.

Dad, I’ve gone to the city. Please don’t come for me.

Story

Durch hartes Durchgreifen konnte die USA von der Zombie-Epidemie weitestgehend gesäubert werden. Hier und dort streifen noch ein paar Untote umher, doch die tatsächliche Gefahr scheint gebannt. Und langsam beginnt man mit der Wiederaufnahme des Alltags. Die infizierte Schülerin Maggie Vogel wird von ihrem Vater aus der Klinik abgeholt. Der weitere Verlauf ist klar: In den nächsten Wochen wird sich ihr Zustand verschlimmern. Dann muss sie zusammen mit den anderen Opfern in Quarantäne gebracht werden und Sterben. Die Zeit dazwischen darf sie noch im Kreis der Familie bleiben. Ihr Farmer-Dad Wade Vogel muss sich nicht nur mit Nachbarn rumschlagen, die der Gefahrenquelle in ihrer ländlichen Gemeinde wütende Blicke zuwerfen, sondern vor allem mit der Tatsache selbst, dass nun Abschied von seiner einzigen Tochter genommen werden muss.

Kritik

Das Setting selbst ist angenehm unaufgeregt, wenn auch die Ausgangsituation mehr als hanebüchen daherkommt – die große Plage scheint überstanden, Amerika schüttelt sich nur noch ein wenig unter ihren Nachwirkungen. Letztlich scheint es aber so, als wäre die Epidemie nur ein weiteres großes Übel gewesen, das es gemeinsam zu überwinden galt. So gibt sich die gezeigte Welt einigermaßen ruhig, zur Hälfte, weil sie hilflos und müde ist, zur Hälfte aber auch, weil sie unbeirrt weiterbesteht. Sie gewinnt vor allem durch die tristen Farben und die perfekte Ausleuchtung der Szenerien viel an Profil und Stimmung. Mürbe ist alles, grau, alt und durchzogen von Schatten verschiedener Stärke. Am Horizont rauchen Trümmer, die vorherige Grenzenlosigkeit der Highways wird nun strukturiert von Leuchtfeuern der ausklingenden Katastrophe – aber es gibt sie noch, die Highways, die Autos auf ihnen, die Supermärkte und das Geld. Es ist nur eben alles etwas leerer, grauer. Manchmal ist es sehr viel grauer, fast schon an der Grenze zum Schwarzweiß, so entsättigt ist die Welt. Und Entsättigung ist es wohl auch, was den Zustand des Landes am besten beschreibt. Das Haus der Familie Vogel aber ist getaucht in warme Farben, Familie ist der sichere Nukleus in dieser Zeit und wohl schon immer. Sie ist das Zentrum, das über allem steht. Ist sie sicher, gibt es auch Hoffnung.
Das selbstverliebte Klavier, das etwas zu oft etwas zu verträumte Melodien klimpert, ist das Element des Films, das am meisten stört. Ein weniger plattes, dafür aber durchdachteres musikalisches Konzept hätte dem Film ebenso wie totales Fehlen von Musik sehr viel besser zu Gesicht gestanden. Dafür aber stimmt der Rest. Die Geschichte wird mit Gemach erzählt, ohne eine Minute langweilig zu sein. Einige Aufnahmen sind vielleicht zu sehr auf kunstvollen Kleinfilm getrimmt, manche Montagen in all ihrer gekonnten Realisierung im Kern zu altbacken, doch was am Ende zählt ist die grundsätzliche Stimmung – und die stimmt. Maggie ist durchgehend düster, aber nie trist, nie ohne Hoffnung, nie hässlich. Angesichts der schweren Thematik ist das viel mehr als nur ein Achtungserfolg. Zu wissen, dass ein naher Mensch bald gehen wird, dass die Zeit mit ihm befristet ist, das ist die eigentliche Geschichte des Filmes. Und der zurückhaltende Schwarzenegger spielt seine Rolle des verzweifelten Vaters mit gebundenen Händen ebenso überzeugend wie gut. Schwarzeneggers Figur dient als perfekter Spiegel dieser Hoffnung und ihrer Qualität. Ein rüstiger, mürrischer Dickkopf von einem Farmer, Vater und Ehemann. Der Österreichische Dialekt passt zu der Figur vom Land, die eisernen Züge zu dem, was das Leben von ihm abverlangt. Aus seinem Gesicht lässt sich lesen. Die Augen werden feucht, ein kaum merkliches Zittern, Ohnmacht und Ausweglosigkeit in den Bewegungen. Nie war der gebürtige Österreicher mehr Schauspieler als in Maggie.
Auch die anderen zentralen Figuren des reduzierten Ensembles wissen zu überzeugen. Joely Richardson als seine Frau und Stiefmutter von Maggie bietet den logischen Gegenpart zum Farmer. Auch in ihr umspinnen sich Rauheit, sich beißende Gefühle, Schmerz und Beharrlichkeit. Das Ehepaar Vogel ist in seiner Darstellung intensiv und glaubhaft. Die Namensgebende Maggie wird gespielt von Abigail Breslin (Little Miss Sunshine, Zombieland, Signs), die eine überzeugende Darsellung eines pubertierenden Mädchens gibt, das verunsichert, vom eigenen Körper betrogen und irgendwie schon halb erwachsen ist. Wie jede in ihrem Alter und doch anders. Überhaupt lässt sich der gesamte Film auch hervorragend auf Parabel auf das Erwachsenwerden lesen.
Obschon Maggie hie und da besser sein könnte, heißt das mitnichten, dass der Film an irgendeiner Stelle schlecht sei. Im Gegenteil: Die kleinen Pannen spielen letztlich keine zu bedeutende Rolle, weil das Drama sowohl inhaltlich als auch ästhetisch mitnimmt und fesselt.

Fazit

Maggie ist eine tragische Indieperle, die ohne Schwarzenegger in der Hauptrolle viel weniger Aufmerksamkeit bekommen hätte – und mit ihm viel mehr als nur ein Aushängeschild bekam. Der rüstige Farmer ist das ernergetische Zentrum eines intensiven, hochatmosphärischen Zombie-Dramas mit Mut zur Andersheit.

Lost in Space

Ein Jahr vor den Serien Raumpatrouille Orion, The New Adventures of Superman und Star Trek, ganz kurz nach dem Start von Outer Limits, Mein Onkel vom Mars und Doctor Who. Inmitten dieser goldenen Zeit serieller SF kam die Science-Fiction-Serie Lost in Space bzw. Verschollen zwischen fremden Welten in die heimischen Wohnzimmer. Die Geschichte basierte ihrerseits auf einer Comicheft-Reihe und einem Kinderbuch, um in drei Staffeln nicht nur indirekt, sondern ganz geradeheraus eine klassische Familiengeschichte erzählen. Im Weltraum. Versteht sich.
Mehr als 30 Jahre später fand eine Auferstehung der Geschichte um Familie Robinson statt.

Never love anything, kiddo, you will just end up losing it.

Story

Oberflächlich hat die Erdbevölkerung ihre Konflikte beigelegt und in gemeinsamer Arbeit die bemannte Raumfahrt revolutioniert. Inoffiziell aber steht der Blaue Planet kurz vor dem Tode, es herrscht Krieg gegen eine dubiose Untergrundbewegung und die Notwendigkeit, so schnell wie möglich einen neuen Planeten mit irdischen Zuständen aufzuspüren, ist dringender denn je.
Professor John Robinson ist die Speerspitze der dahingehenden Forschung und soll gemeinsam mit seiner Familie als erster Mensch durch ein Hypergate geschickt werden, um den Planeten Alpha Prime zur Kolonisierung vorzubereiten. Die pubertierende Tochter verfällt in offensives Schmollen, der so vernachlässigte wie hochbegabte Sohnemann hat im Kampf um die Aufmerksamkeit seines Vaters längst kapituliert und Ehefrau und Mitforscherin Maureen versucht erfolglos die Wogen zu glätten.
Das Schiff startet ohne Komplikationen seine Schnellreise und die zerstrittene Familie Robinson liegt gemeinsam mit dem Maulhelden Major West und ihren Konflikten im Kälteschlaf. Doch nicht alles verläuft nach Plan: Saboteur Dr. Smith befindet sich an Bord, so ziemlich alles geht schief und plötzlich befinden sich die Reisenden gemeinsam mit dem Übeltäter fernab von Ziel- und Ursprungsort in den weiten des unbekannten Raumes.

Kritik

Regiesseur Stephen Hopkins und Autor Akiva Goldsman haben sich einer Aufgabe angenommen, die auf den ersten Blick zwar wenig spektakulär wirkt, in Wahrheit aber eine sehr komplizierte ist.
Wie so manche Serien der 60er lebte Lost in Space von dem Geist dieser Zeit. Noch vor der ersten Mondlandung wird eine Familie in Falten werfenden, kunterbunten Anzügen durch eine kindliche Vorstellung vom Weltall geschickt, um schrille Abenteuer zu erleben und nebenbei zu lernen, (wieder) miteinander auszukommen sowie natürlich allerhand Abenteuer durch die Kombination ihrer jeweiligen Stärken zu bestreiten. Besonders die erste Staffel ist eine nach wie vor sehenswerte Abenteuerfahrt, deren Charme sich ob der vergilbten Effektlandschaft zwar ein wenig verschoben hat, aber ohne Frage vorhanden ist.

Autor Akiva Goldsman hat häufig bewiesen, dass er a) ein Saboteur ist, der Hollywood mit seinen Filmen zu stürzen gedenkt, und b) einen Ghostwriter für den sich qualitativ von seiner restlichen Arbeit verdächtig stark abhebenden A beautiful Mind angeheuert und anschließend getötet haben muss. Batman Forever, Batman & Robin (immerhin zusammen der Grund, weshalb das Filmfranchise bis Christoper Nolan tot war) und I, Robot sind beispielhafte Bürgen dieser Thesen.
Lost in Space kann in dieser Hinsicht als sein Opus magnum bezeichnet werden. Und dann auch wieder nicht.

Aus der ikonischen Familie Robinson wurden ständig brabbelnde Figuren, die aber nie irgendwas irgendwie Wichtiges oder Berührendes, geschweige denn sinnvolles mitzuteilen haben. Es sind überwiegend schreckliche Dialoge, die auf zum Schreien schreckliche Weise dem Zuschauer mitteilen sollen, was der Stand der Dinge ist, dabei aber beinahe für Kopfschmerzen sorgt. Die unentwegte Produktion leerer Sätze unterstreicht ihr unsinniges Agieren und die ebenso unsinnigen Motivationen hinter den Taten. Die offenkundigsten Sachverhalte sind ihnen Rätsel, Begegnungen mit dem Tod, Außerirdischen oder anderen fantastischen Begebenheiten ringen ihnen nicht einmal ein müdes Lächeln ab.
Die Hauptfiguren sind seltsam laut, überzeichnet und scheinen im großen und ganzen direkt aus den 80ern zu kommen. Und damit sind sie in guter Begleitung
Denn auch der Humor der müden Sprüche scheint diesem Jahrzehnt ebenso entnommen zu sein wie die Mode.
Dazu bekleidet mit Matt LeBlanc ein bekanntes Gesicht aus Friends eine Hauptrolle und darf unerbittlich neben William Hurt verblassen, der quasi alle guten Eigenschaften des Filmes auf sein Konto nehmen kann.
Es ist also schon seltsam, was da für ein Brei kreiert wurde: Ein Film kurz vor der Jahrtausendwende erzählt eine Geschichte aus den 50ern über das Jahr 2058 in dem Stil der 80er, während er sich auf die Starpower der 90er verlässt.
Diese sonderbare Form der Entscheidungsschwierigkeit zeichnet sich auch an anderen Stellen ab. So kann sich der Film anfangs nicht entscheiden, ob er zu geringen oder hohem Maße Comic sein will und weist daher immer wieder Inkonsistenzen in seinem Tonfall auf. Dies lässt sich vor allem an Garry Oldmans Bösewicht aufzeigen – ein halb hysterisch brüllender Übeltäter ohne Motivation. Die ihn begleitende Musik – und Musik begleitet ihn quasi bei jeder seiner Szene – ist entweder diabolisch, quatschig oder irritierend unpassend, weil sie im letzten Fall versucht, John Williams Star-Wars-Soundtrack zu kopieren, und sich in allen andere nicht entscheiden kann.
Zurückzuführen ist diese wilde Unentschlossenheit wohl darauf, dass man versuchte, die ganze Serie in 2 Stunden Film zu pfropfen und dabei möglichst allem gerecht werden wollte. Das Ergebnis ist die Summe von nahezu sämtlichen Sci-Fi-Klischees und denkbar ungeschickter Ausführung: Ein vor sich hin plappernder Roboter, außerirdische Insektenstahlmonster, eine Weltraumodyssee, Kämpfe gegen Gegner aus der eigenen Reihe, Zeitreiseverirrungen und Cartoonfiguren. Und diese Summe ist krumm. Auf der Strecke bleibt dabei jede Art von Logik – bis hin zu der Tatsache, dass nie ganz klar ist, was Garry Oldmans Bösewicht eigentlich vorhat und wie es nach dem Ende weitergehen soll.

Immerhin: Bis zu diesem Ende wird versucht, dieses Durcheinander aufrechtzuerhalten, weshalb der Film von Minute zu Minute absurder und alberner wird. Durch diese mitnichten souveräne, auf seine unlogische Weise aber zumindest konsequent scheiternde wie unausgegorene Kombination von allerhand Bekanntem schafft es Lost in Space dann irgendwie doch noch, alles andere als Durchschnitt zu sein. Auf eine Weise, bei der man sich schon mal die Augen reibend fragen kann, in welcher Form die Pferde denn da mit dem Drehbuchautor durchgegangen sein müssen. So sehr, dass er fast als ein kleines Guilty Pleasure durchgehen könnte. Fast.
Denn irgendwann ist klar: Lost in Space will und kann nicht anders wahrgenommen werden als eine Art filmischer Jahrmarkt. Die Geschichte spaziert bei leichtem Nieselregen von einer konstruierten Attraktion zur nächsten, steigt unbeeindruckt in zuckelnde Miniaturfeuerwehrautos, wartet ab und wechselt dann zum nächsten Fahrgeschäft. Die Effekte die Zuckerwatte, der Humor die Erinnerung daran, dass diese Art der Vergnügung sich an Kinder richtet.
Trotzdem sind sie nicht alleine, sondern mit der Familie da. Und so schließt sich der Kreis, denn bei all der Ansammlung von SF-Klischees bemüht sich der Film immerhin um das eine Alleinstellungsmerkmal, auch eine durch und durch klassische Familiengeschichte zu beherbergen. Dass das Familienelement nicht funktioniert sei dahingestellt, über solche Qualitätsansprüche sind wir sowieso schon hinweg.

Fazit

Wäre Lost in Space eine Suppe, dann wäre ihr Koch ein ahnungsloser Schuster, der alle Zutaten, die er findet, hineinkippt und zum Ausgleich sämtliche Gewürze vergisst. Das Ergebnis wurde durch die ganzen Farben braun, weil sich die meisten Zutaten nicht miteinander vertragen und in seinem Geschmack auf eine ungeheuerliche Weise interessant. Lost in Space ist aber keine Suppe. Die Geschichte ist ein konfuses Durcheinander, der Film sich seiner angestrebten Zielgruppe wohl lange Zeit nicht sicher und jede Form von Gespräch ist, gelinde gesagt, kein Gewinn. Dass sich Lost in Space in seiner naiven Comicwelt um so etwas wie Logik und Charakterentwicklung überhaupt nicht schert, sondern ganz einfach seinen kunterbunten Quatsch abzieht, hat aber eine Art von exzentrische Reiz, der in seiner seltsamen Form verlockend wirkt.

Robot & Frank – Zwei diebische Komplizen

Die Idee für Robot & Frank begann schon 2002 ihre Entwicklung. 10 Jahre später kam der Film als erster Langfilm von Jake Schreier und Christopher D. Ford als eine Mixtur aus Buddy-Movie, Heist-Movie, Science-Fiction und Tragikomödie.

You two are funny.

Story

Frank ist ein älterer Herr, der zunehmend dementer wird, sich aber weigert, diese Entwicklung zur Kenntnis zu nehmen. Er lebt alleine in einem etwas abgeschiedenem Haus in ländlicher Gegend, geht seine täglichen Wege ab, flirtet mit der Bibliothekarin und vergisst regelmäßig, dass sein Lieblingsrestaurant seit Jahren geschlossen ist.
Sohnemann Hunter fährt einmal die Woche hunderte Kilometer, um nach seinem alten Herren zu sehen, und wird angesichts der verwahrlosten Bleibe von Franks verzweifelter und ungeduldiger. Eines Tages platzt ihm der Kragen – gegen die Willen seiner technophoben Schwester und Franks stellt er letzterem einen Altenpflegeroboter zur Seite.
Nach der anfänglich zu erwartenden mürrischen Reaktion auf seinen aufgezwungenen neuen Alltagsbegleiter fängt Frank jedoch an, einen Freund in dem überambitionierten Robotergefährten zu sehen. Und die Freundschaft geht so weit, dass Frank, der außerdem erfolgreicher Juwelendieb im Ruhestand ist, mit seinem neuen Begleiter Raubzüge zu planen beginnt, was gleich mehrere Verwicklungen mit sich bringt.

Kritik

Science-Fiction, wenn – was für gewöhnlich der Fall ist – in der Zukunft spielend, ist zwangsläufig eine Hochrechnung der Gegenwart. Die Welt von  Robot & Frank unterscheidet sich nur in Details von der unsrigen. Die Autos sind schmaler, Kommunikation noch etwas hipper und es existieren eben die etwas schlichten und klobigen Roboter, die nach und nach den Menschen einfache Arbeiten aus der Hand nehmen. Eine dieser „einfachen Arbeiten“ ist Altenpflege. die einfachen Arbeiten von Robotern übernommen wurden. Allein das sorgt natürlich schon für ausreichend Zunder, um einen Film zu tragen. Robot & Frank ist ein glaubhafter Ausblick nicht nur, weil er sehr zögerliche SF-Elemente bei ansonsten unveränderter Gesellschaft hat, sondern vor allem, weil er geschickt mit ihnen und seinen sensiblen Themen umgeht.
Frank ist ein Mann, der durchmacht, was viele durchmachen. Er sieht, wie er sich verändert, wie ganz ohne sein Zutun seine Persönlichkeit in eine Richtung entwickelt, die er nicht bestimmen, sondern nur akzeptieren oder beklagen kann. Auch das kann als Kommentar auf subtile Veränderungen im Leben und Umgang mit diesem angesichts einschneidender technischer Veränderungen gesehen werden: Die zunehmende Technisierung des Alltags ist da, weder gut noch böse, aber eklatant in ihrer Auswirkung. Was uns bleibt, ist darauf zu reagieren, während wir immer schon von ihr beeinflusst sind. Wächst man mit ihr auf, existiert kein Unterschied zur Natur oder gesellschaftlichen Konventionen – sie bildet uns zwangsläufig mit und wenn wir sie hinterfragen, dann immer schon implizit unter ihrem Einfluss.
Unter allem räkelt sich ein trockener Humor, der dem Thema nicht den Ernst, durchaus aber das bedrückende Moment nimmt. Es sind fast ausschließlich Franks Kommentare, die für Heiterkeit sorgen – gerade diese Sprüche sind es aber, die ausnahmslos geschickt erdacht und vom vom begnadeten Charakterdarsteller Frank Langella perfekt vorgetragen werden, der die perfekte Besetzung für die tragisch-komische Hauptfigur darstellt und für einige hinreißende Momente sorgt. Frank ist ein liebenswerter, angenehm selbstironischer Griesgram, der das Spiel liebt. Mit dem Bild, das andere von ihm haben, dem Bild, das er von sich hat, und der Gefahr.

Unterm Strich ist Robot & Frank ein durch und durch typisches Buddy-Movie mit allem, was dazugehört. Der etwas verbitterte Alte, der sich nichts und vor allem bloß keinen Partner wünscht, der Junge, der überambitioniert in sein starres System kommt und es zu verändern versucht. Und die goldene Mitte, die beide letztlich erreichen müssen, indem sie sich gegenseitig bereichern. Der Clou, dass es sich beim „jungen Partner“ nicht um einen Menschen, sondern um eine Maschine handelt, beschert der Geschichte eine weitere Ebene, die sie angenehm unprätentiös zu nutzen weiß.
Das Verhalten des Roboters ist zwar nicht sonderlich glaubwürdig, so spart sich der Film aber auch Leerlauf und hangelt sich recht elegant von einem Plotpoint zum nächsten. Dazu gehören auch die obligatorischen Fragen über künstliche Existenz, Bewusstsein und Willensfreiheit, die keinesfalls Neues zum Thema beitragen können, aber wenigstens im selben charmanten Tonfall vorgetragen werden wie der Rest des Filmes.
Zum Ende hin überraschen dann gleich zwei kleine Wendungen, die beide alles andere als hieb- und stichfest sind, aber dafür unerwartet starke Effekte erzielen.

Fazit

Ein Spielfilmdebut, das auch nicht einen Hauch von Unerfahrenheit an sich hat. Zwar werden hier einige der sympathischen Genres kombiniert, im Grunde ist Robot & Frank aber ein klassisches Buddy-Movie mit kleinem Twist. Das Besondere, neben dem offensichtlichen Sci-Fi-Einschlag, ist jedoch die immer wieder thematisierte Demenz, das Damoklesschwert, das über allem baumelt, dessen Bedrohung durch Witz und Leichtfüßigkeit aber so weit abgeschwächt werden, dass Robot & Frank stets lebensfroh und heiter daherkommt.
Im Grunde ist der Film nicht übermäßig besonders – durch seinen sympathischen Tonfall und den Mut, richtige Entscheidungen auf Drehbuchebene zu treffen und dafür auch ein paar Schwächen in Kauf zu nehmen, machen ihn jedoch zu einem frühlingshaften Sehvergnügen.

Critters

Knappe zwei Jahre nach Joe Dantes Gremlins – Kleine Monster fallen die nächsten ungezogenen Taschenmonster über die Erde her. Dieses Mal kommen sie aus dem All und müssen sich für ihre zerstörerische Form nicht erst verwandeln.

You have an seriuous attitude problem.

Story

Die Critters sind kindskopfgroße, fellige, gut bezahnte Kreaturen (hier schließt sich der Kreis, nuschelt man ‚Creatures‘ in betrunkenem Zustand, erhält man sowas wie ‚Critters‘) mit chronischem Heißhunger auf alles, die mit einem Gefängnisasteroiden (Eine Weiter- oder Rückentwicklung des Gefängnisplaneten, bei der nicht klar zu entscheiden ist, ob sie cool oder dusselig) ist getade durchs All transportiert werden. Bevor die Überschiffung dem Protokoll gemäß ablaufen kann, brechen die gefürchteten Biester aus, Kapern ein Raumschiff und nehmen Kurs auf die Erde.
Die Verantwortlichen, schlucken besorgt, fackeln dann aber nicht lange und rekrutieren zwei Kopfgeldjäger, die die Gefahr möglichst ohne Kollateralschäden eliminieren sollen.
Nur ein paar Kilometer vom Hof der Familie Brown landet das erbeutete Schiff und die Besatzung strömt aus.

Kritik

Nach einem kurzen Blick auf ein paar bürokratische und englischsprechende Außerirdische mit schicken Designs, von denen man eigentlich gerne viel mehr sähe, geht es prompt in die intakteste Kleinfamilienidylle des Amerikanischen Provinztraums, die an sich nur vorstellen kann. Der fleißige Handwerkermann in Latzhose erzieht seine Kinder auf altmodische aber herzliche Art, die nicht minder fleißige Hausfrau in Schürze arbeitet eifrig in ihrer mintfarbenen Küche, die sich kabbelnden, aber liebenswerten und gewieften Geschwister kratzen an den beiden Seiten der Pubertät und die Familienpackung Orangensaft steht in der Mitte von allem, während es draußen grünt.
So unerträglich das sein könnt, es funktioniert und bereitet absolut Freude, für eine Weile in diesem Mikrokosmos zu weilen. Dabei liegt im Grunde eine durch und durch klassische Struktur mit durch und durch klassischen Spannungsfeldern vor. Was die für Freude sorgt, ist die enorm liebevolle Ausstattung, eine große Liebe zu Details und die rassige Regie von Stephen Herek, der neben etlichen Disney-Hits auch für Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit verantwortlich war. Und so ist diese Einführung der Figuren ohne eine Länge.
Ausgerechnet Billy Zane als schüchterner Lustobjekt von April ist etwas zu kurz gekommen – auch wenn das der Rolle vollkommen angemessen ist. Lediglich die Figur des Ug ist zu verwaschen in der unverortbaren Mitte zwischen Trinker, Schussel, Paranoia, Medium und geistig Zurückgebliebenem. Die Darstellung von Terrence Mann, dessen denkwürdigste Rolle er ausfüllt, sorgt aber dafür, dass dieses ziellose Mäandern nicht weiter stört. Und so vergeht ziemlich genau ein Drittel der Laufzeit, ehe die außerirdischen Hedonisten ins Bild zotteln – und man vermisst bis dahin nichts. Den häufigsten vorwurf, den man Horrorfilmen macht, muss sich Critters also nicht gefallen lassen.
Und auch dann geht es weiter ohne Längen, ohne Unterhaltungsstopp. Die Invasion erfolgt mit der erwartbaren Steigerung, verteilt aber ausreichend viele Leckerbissen, um den Zuschauer nie vor den Kopf zu stoßen. Auch Ernsthaftigkeit und Witz geben sich stilvoll die Hand, ohne dass das eines das andere zu schlucken versucht, womit der Film auch diese brenzlige Linie ohne Blessuren hinter sich lässt. Inhaltlich hebt sich Critters von ähnlichen Werken durch die Science-Fiction-Elemente ab. Durch die wenig unauffälligen Formwandler gesellt sich zum Puppenhorror eine weitere Ebene, die sich in den meisten anderen Filmen niemals mit dem ersten Handlungsstrang vertragen hätte, sich hier aber nahtlos einfügt.
Bei alledem ist Critters in höchstem Maße 80er – dass die außerirdischen Kopfgeldjäger im Weltraum nietenbesetzte Lederjacken tragen, erübrigt sämtliche weiteren Ausführungen.

Lästern lässt sich somit nur über Kleinigkeiten.
Zum Beispiel gehen die anfangs noch häufigen Point-of-View-Einstellungen der lauernden Critter nicht auf. Denn während die Kamera in klassischen, gemächlichen Kamerabewegungen und ihrer Größe entsprechend über den Grund „schwebt“, sind die trippelnden oder rollenden Viecher, deren blick sie eigentlich wiedergeben soll, wendig und geschwind, weshalb die Plausibilität der dargestellten Welt an dieser Stelle ein paar Sprünge in Kauf nehmen muss. Das ist aber nur ein kleines Detail, das im Gesamtbild nicht weiter stört. Was etwas schwerer ins Gewicht fällt, ist das recht unglaubwürdige Verhalten so mancher Charaktere in Gefahrensituationen. So schreiten Familienmitglieder nicht ein, wen der Vater in Gefahr schwebt, einfach nur, damit die Kamera mehr Zeit hat, Spannendes einzufangen.
Ebenfalls nicht ganz korrekt sind die zeitlichen Abläufe. Denn dass ein Akt zwischen Teenagern einen ganzen Abend andauert, ist naturgemäß alles andere als der Normalfall.

Ziemlich erheiternd hingegen ist das Bild der Behörden, die viel zu leiden haben und nur in sehr beschränktem Ausmaß in der Lage sind, zu agieren. Das trifft auf die gesamte Galaxie zu, auf die irdischen Cops und die extraterrestrischen Kopfgeldjäger. Heiter ist auch der Rest. Critters gelingt es hervorragend, Witz und Schauer zu vereinen, ohne jemals plump einfallslos oder albern zu werden. Da auch die Detailfülle ihr Niveau konstant beibehält, sind all die kleinen und mittelgroßen Fehler im Grunde kaum von Bedeutung, denn der Sehgenuss wird davon nie beeinträchtigt geschmälert. Viel zu spleenig und naiv gestaltet sind die – ebenso naiven und spleenigen – Kopfgeldjäger aus dem All, viel zu dynamisch die Erzählung. Und so gelingt es dem Film tatsächlich, einem Genre gerecht zu werden, das sich Familien-Sci-Fi-Horror nennen darf, weil das Gezeigte trotz teils nicht von der Hand zu weisender Brutalität immer auch klassisch 80er-Jahre-Charmant bleibt.

Darüber hinaus spielt der Film, so konventionell er in seiner eigenen Struktur ist, mit althergebrachten Systemtraditionen, lässt sowohl John Wayne verenden als auch den Jungen das Zepter in die Hand nehmen und seinen Mann stehen, während Paps akzeptieren muss, handlungsuntauglich zu sein. Die Initiative des Kleinen geht sogar so weit, dass Critters sich problemlos auch als Appell auffassen lässt: Das Fremde dringt in unsere Welt, die etablierten Ordnungshüter versagen vollends, die heranwachsende Generation aber obsiegt auch ohne hütende Instanz. Sie betätigt sogar das Licht am Fahrrad, wenn es um Leben und Tod gibt. In gewisser Weise wird die Menschheit hier mündig.
Und damit ist Critters um Längen besser als der sehr ähnlich gestrickte Invasion vom Mars von Tobe Hooper.

Fazit

Auch heute ist Critters noch der gut aufgelegte Film mit seinen gut aufgelegten Darstellten, der mit im richtigen Maß überzeichneten Charakteren und sympathischem Witz eine formschöne Verbindung mit seinen bereichernden Science-Fiction-Elementen eingeht und jede kleinere Schwäche unwichtig erscheinen lässt, weil die Gesamterscheinung durch und durch angenehm ist.

Und dass sich ein brennender Critter ins Wasser rettet und dort später doch seinen Tod findet, darf gewiss auch als Anspielung auf die Gremlins-Vorbilder gesehen werden.
Trivia: Während die Herkunft der Gremlins im Film nicht geklärt wird, ist das Buch auskunftsfreudiger. Auch sie kommen aus dem All – ein blauäugiger Wissenschaftler schuf dort die Mogwais. Ihre Verwandlung ist ein unerwünschter Nebeneffekt.

Falling Skies – Staffel 1

DreamWorks Televisions Falling Skies wirkt auf den ersten Blick wie eine der unzähligen öden ‚Mystery-Montag‘-Serien im Stile von 4400 – Die Rückkehrer, V – Die Besucher oder Jericho – Der Anschlag. Es fehlt aber nicht nur der obligatorische Beititel, der die Handlung mit einem zusätzlichen Subjekt andeutet. Dass Stephen Spielberg Produzent ist, scheint in diesem Fall mehr zu sein als reines Werbemittel.


Maybe we owe it to those who didn’t, to become the best of mankind.

Story

Ein halbes Jahr liegt die plötzliche Invasion der Außerirdischen zurück. Riesige Schiffe hängen starr über Städten, die Menschen sind weitestgehend vernichtet, Siedlungen leer und zerbombt. Die wenigen Überlebenden schlagen sich alleine oder in Banden durch die Trümmer der Zivilisation, fliehen vor den Besatzern und bekämpfen sich gegenseitig.
Die Zweite Massachusetts, eine von wenigen koordinierten Widerstandszellen, hat es entsprechend schwer. Der Feind ist nicht zu verstehen, seine Motive sind – neben der aggressiven Ausrottung – unklar und Schwachstellen nicht bekannt. Riesige Mechs und schleimige Skitters räuchern die Nester der Flüchtlinge aus, töten die Erwachsenen und verschleppen Kinder, um sie mit einer organischen Steuereinheit an der Wirbelsäule zu Sklaven zu machen.
Thomas Mason, ehemaliger Geschichtsprofessor, ist Vater von drei Söhnen und nun Stellvertreter von Captain Daniel Weavers, dem verbissenen Anführer der mager ausgestatteten Streitkräfte. Gemeinsam mit anderen Anhängern des Widerstands müssen sie sich neu organisieren, Gefahren von Innen eindämmen, den Feind verstehen und am Leben bleiben.

Kritik

Wirbt ein Elaborat aus Film und Fernsehen mit großem Produzentennamen, hat das für gewöhnlich nichts zu bedeuten. Bei Falling Skies liegt die Sache überraschenderweise etwas anders, denn sowohl die guten wie auch die weniger guten Seiten, die man aus den Werken Stephen Spielbergs schätzen und erleiden gelernt hat, sind in der Sci-Fi-Serie erkennbar. Beginnen wir beim weniger erfreulichen Part.

Der flächendeckende Einsatz penetrant süßlicher Musik ist wohl das repräsentativste Stilmittel für das, was schiefläuft. Immer noch glauben große Teile des US-TVs, der Zuschauer würde den Grundton einer Szene nicht ohne einen tatsächlichen Ton, der das zu generierende Gefühl transportiert, verstehen. In Wirklichkeit nimmt es den Bildern wichtigen Wind aus den Segeln, wenn all das, was der Zuschauer aus sich heraus in das Gesehene legen könnte, bereits künstlich oktroyiert wird. Die Erfassung von Kunstwerken wird immer in erster Linie Konstruktions- und Kombinationsarbeit des Rezipienten sein. Je mehr davon stattfindet, desto intensiver, authentischer und tiefer wird die dargestellte Welt. Je mehr ihm aber davon mit billigen Gängelungsinstrumenten aus der Hand genommen wird, desto platter wird sie; die Diegese kastriert sich selber. Ohne die pathetisch geschwungenen Reden zu sirupartiger Musik wäre schon die erste Staffel weitaus besser.

Dies fügt sich nahtlos in das Gesamtbild. Es sind wieder mal die Schönen, die als einzige die rauen Zeiten des Alienterrors überstanden haben. Es sind die armen unschuldigen und natürlich ebenfalls hübschen Kinder, die von den Aliens zu zombiehaften Marionetten gemacht werden. Schutzlosigkeit und Unschuld werd ins Maßlose gesteigert. Der Makel ist eine Schande am Reinen, die nach Vergeltung brüllt. Die Figuren scheinen sämtlich Variationen aus der Kiste für Standardbausteine von Standardserien. Und die außerirdische Streitmacht? Wirbeltierartige Standardviecher, in Szene gesetzt wie die Bedrohung in einem Slasherstreifen.
Das alles nimmt man aus der ersten Episode mit. Die Effekte sind dazu gereade so noch Fernseh-Niveau, eigentlich aber 10 Jahre ihrer Zeit hinterher. Das Schauspiel ist überwiegend in Ordnung, aber nicht bemerkenswert. Die Stimmung passabel, aber zerkratzt von atmosphärischen Fehlgriffen wie die oben beschriebenen. Ummantelt von einem Plot von der Stange.

Aber dann, bevor die erste Folge endet, ein Lichtblick. Beim so unbekannten wie uninteressanten Aggressor wird eine Ahnung von Tiefe antizipiert. Es ist nicht viel, was die ersten 40 Minuten als Köder hinhalten, aber es ist etwas. Wer ihn daraufhin nimmt, darf feststellen, dass sich dieser Vertrauensvorschuss auszahlen wird. Außerdem kommt man schwer drumherum, sich einzugestehen, dass trotz der stilistischen Plattitüden eben auch die positiven Einflüsse von Produzent Spielberg und Autor Robert Rodat in Erscheinung treten.
Die auf Episodengröße zurechtgehackten Geschichten sind nicht herausragend, werden aber in ordentlicher Geschwindigkeit erzählt – und allein das macht eine Menge aus. Dank den ökonomisch kurzen 40 Minuten pro Episode und 10 Episoden pro Staffel hat die Serie quasi nie mit Längenproblemen zu hadern. Zudem darauf verzichtet wurde, einen bedeutungsschweren Vorspann einzubauen, der die Laufzeit künstlich aufbläht. Alles geschieht angenehm kurzzeitig aufeinanderfolgend und der pausenlose Marsch durch die Etappen der Handlung wird so diszipliniert durchgehalten, dass die kleinen Unzulänglichkeiten, die am Anfang noch Schlimmes befürchten lassen, gar nicht so stark ins Gewicht fallen. Tatsächlich werden die Figuren trotz stereotyper Veranlagung rasch sympathisch.
Während der Plot grundsätzlich interessante Aspekte aufweist und im richtigen Tempo voran gepeitscht wird, sodass der Zuschauer stets mit genügend viel Zucker in die nächste Folge gelockt wird, hapert es manchmal an den Wegen, die das Drehbuch einschlägt. Es ist schon etwas arg konstruiert, wenn die Widerständler gedankenverloren ihren ersten Kriegsgefangenen, einen gefährlichen wie unbekannten Parasiten sowie einen potenziellen Wirt unbewacht im selben Raum einquartieren. Solche Kleinigkeiten sind es, die immer wieder fragen lassen, wie so etwas passieren kann. Ungereimtheiten dieser Art gibt es auch in anderen Bereichen, aber nirgends stoßen sie so bitter auf wie mitten in der Story.

Lob verdient sich die Geschichte aufgrund ihrer cleveren Struktur. Wie gesagt, inhaltlich darf keine Revolution erwartet werden, der formelle Aufbau aber ist richtungsweisend. Die einzelnen Glieder gehen sinnig ineinander auf und sind, so wie sie portioniert wurden, optimal im angebotenen Serienformat aufgehoben. So erzählen alle Folgen ihre eigenen Geschichten, von denen aber jede aus der vorherigen hervorgeht. Kein Subplot erweckt den Eindruck, nur isoliertes Füllwerk zu sein, während die Episoden sämtlich eine gewisse Abgeschlossenheit aufweisen können. Dabei befindet sich der Spannungsbogen auf konstantem Niveau, das fernab von nervenzerreißend ist, die Allgegenwärtigkeit der Bedrohung aber ebenso gut rüberzubringen vermag wie ihre Undurchschaubarkeit. ‚Konstantes Niveau‘ bedeutet auch, dass die letzte Folge keine Ausnahme bildet. Sie wirkt wie eine der 9 vorherigen und endet mit einem Cliffhanger, der bemüht dramatisch, genaugenommen aber gar nicht so aufregend ist, zudem auch die vermeientlich große Tat der Widerständlicher im letzten Akt eigentlich kaum der Rede wert ist.
Es ist vor allem Noah Wyle (bekannt vornehmlich aus Emergency Room), der alles zusammenhält. Zwar ist sein Tom Mason auf einem denkbar durchschnittlichen Grundgerüst errichtet, doch seine Darstellung des Vaters und Arztes, der zum Anführer der Rebellen avanciert, ist erfrischend natürlich und menschlich, nie überzogen und bemerkenswert sympathisch.

Fazit

Falling Skies bemüht sich sichtlich, es dem Zuschauer nicht immer leicht zu machen, die Serie zu mögen. Die Effekte sind unterdurchschnittlich, das wirklich Bedauerliche ist aber, dass die Serie, wäre sie nüchterner und mit ein wenig Dezenz erzählt, die Chance hätte, zu den Größeren zu gehören. Dank der wenig feinfühligen weil plump steuernden Inszenierung erfüllt sie aber nur selten das volle Potenzial, das sie im Kern trägt.
Dessen ungeachtet: Die Dramaturgie gibt es her, das Szenario sowieso. Erzählerisches Fingerspitzengefühl, ein tauglicher Protagonist und vor allem das forsche Tempo machen Staffel 1 zu einem nichtsdestotrotz sehenswerten und allemal kurzweiligen Auftakt, der geschickt die Weichen für Größeres stellt.