Die Skepsis war durchaus vorhanden, als 2011 der als Prequel vermarktete Planet der Affen – Prevolution in die Kinos kam. Es handelte sich schließlich um den siebten Film (zuzüglich zwei Serien), der auf dem Klassiker von Pierre Boulle basiert und drängt sich in den Kanon einer lange schon für Tod gehaltenen Reihe. Umso wohlwollender reagierten Kritik und Publikum, als sie das Ergebnis von Rupert Wyatt sahen.
Drei Jahre später folgt nun das Sequel zum Prequel mit anderem Regisseur und anderem menschlichen Hauptdarsteller.
If we go to war, we could lose all we’ve built.
Story
Seit das Retrovirus ALZ-113 – einstmals erfolgreich zur Bekämpfung von Alzheimer entwickelt – einen Großteil der Menschheit dahingerafft hat und den Affen unter der Führung des ersten Probanden Caesars einen gewaltigen evolutionären Sprung verschafft, sind einige Jahre vergangen. Während sich die überschaubaren Reste des Teils der Menschheit, der immun gegen die Pandemie war, in notdürftigen Lagern mit dem Nötigsten selbstversorgt, zogen sich die Affen in die Wälder zurück, um dort nach eigenen Regeln und weiterhin unter der Herrschaft Caesars ihre Kultur zu entwickeln.
Als sich ein Erkundungstrupp der Menschen, die auf der Suche nach einem Damm zur Stromerzeugung sind, in das Gebiet der Affen wagt, stoßen die Fronten zischend aufeinander. Die Gruppe der Menschen wird angeleitet vom energischen Dreyfus, während sich unter den Affen erste Rivalitäten hinsichtlich der Position des Alphatieres bemerkbar machen.
Zwar gelingt es dem offenen Malcom, das Vertrauen einiger Affen zu gewinnen, als ein Trupp von Dreyfus eine große Ladung Waffen aus einem ehemaligen Armeedepot holen, scheint die Situation endgültig zu eskalieren.
Kritik
Das erstes Bild sind die Augen Cäsars in Großaufnahme. Es sind Augen, die eine Seele haben und das in doppeltem Sinne. Zum einen, weil er tatsächlich aussieht wie ein kluger Affe. Die Animationen sind nicht merkbar besser, aber eben immer noch genauso fantastisch, wie im ersten Teil der Prequel-Reihe. Zum anderen, weil wir einen ehrfurchtgebietenden, in seiner angedeuteten Weisheit irgendwie mürbe wirkenden Affen mit angedeuteter Kriegsbemalung sehen, bei dem nicht allein das Gesicht trägt, sondern der ganze Körper mit seinem vor Feuchtigkeit eng anliegenden Haarkleid.
Planet der Affen – Revolution beginnt mit einer Treibjagd auf panisches Damwild. Mit kühler Systematik, auf Pferden reitend und sich durch eine komplexe Zeichensprache koordinierend, scheuchen die Affen die Tiere in die Enge.
Der Film führt vor Augen, was mit Seele einhergeht, wohin Selbsterkenntnis führen kann: Zu Krieg. Nicht nur mit den vormaligen Unterdrückern, die automatisch zum Feindbild wurden, sondern mit so ziemlich allem. Kultur bedeutet, sein Zeichen in der Welt zu hinterlassen, um über sich selbst hinaus fortzubestehen. Das Hinterlassen von Zeichen heißt aber zwangsläufig auch, dass etwas gezeichnet wird, dem man sich damit aufdrängt, dem man Gewalt antut. Die erste Detailaufnahme der Augen ist ein Italian shot, der entwickelt wurde, um auf eindringliche Weise die Entschlossenheit staubiger Antihelden im Italowestern zu zeigen. Wir sehen nicht nur einen beseelten Blick, es ist auch der Blick eines beharrlichen Mannes, der auf seine Feinde wartet.
Die erste halbe Stunde von Planet der Affen – Revolution ist ergreifend, tief, mutig und voller Potenzial. Mit seiner Wortkargheit bezieht sich der Film geschickt auf 2001 – Odyssee im Weltraum, ohne ihn dabei lediglich zu zitieren, sondern stellungnehmend. Dann rückt Garry Oldmans hitziger Dreyfus ins Zentrum, der leider immer noch so grobmaschig gestrickt ist, wie im ersten Teil. Obwohl Oldman selbst beteuert, es überdrüssig zu sein, zu schlichte Gemüter zu spielen, passiert genau dies hier ein weiteres Mal. Das ist immer wieder schade, denn der Charakterkopf wirkt stets deplatziert in so einer vereinfachten Rolle. Würde Dreyfus nicht sofort nach Krieg schreien und den Griff zu den Waffen heraufbeschwören, könnte der Film die anfangs aufgebaute Dramatik aufrechterhalten und weiter ausbauen. So aber wird das intensive Stück kinetischer Vorbildhaftigkeit zur Geschichte eines traurigen Diktators, der genau das ist, wonach der tumbe Pöbel schreit. Der Anspruch des Filmes, zwei gleichermaßen komplexe Kulturen zu kontrastieren, droht damit zu scheitern, weil die Menschen noch simpler portraitiert werden, als die archaischere, aber auch authentischere Zivilisation der Affen. Die schönsten Momente hat Planet der Affen – Revolution folglich auch dann, wenn die erblühende Affenzivilisation gezeigt wird, das einhellige Zusammenleben von Wesen, die sich gerade erst erforschen; eine Zivilisation, die ihren Sündenfall noch vor sich hat und keinen Gott besitzt. Beim lakonischen Durchstreifen der rudimentären Affenbehausungen werden deutliche Erinnerungen an die alten Planet der Affen-Teile wachgerüttelt.
Alles Weitere ist inhaltlich zwar nicht unvorhersehbar, weil recht archetypisch, dafür aber in Bildern erzählt, an denen man sich die vollen 2 Stunden lang nicht satt sehen kann. Das frische Szenario der postzivilisatorischen Baukastenwelt der Restmenschen und dem surrealen Aufmarsch der Affen, die in ihrem neuartigen Gebaren so selbstverständlich, manchmal fast schon selig versunken wirken, hat etwas Magisches mit Sogwirkung, so überzeugend sind die Bilder von Kameramann Michael Seresin, in denen das tragische Spektakel erzählt wird. Und wenn auch die Gesamterzählung keine große Überraschung darstellt, so sind doch viele einzelne Sequenzen von überzeugender Kraft – nicht nur aufgrund des visuellen Konzepts, sondern auch durch einen routinierten, durchdachten Schnitt, den treibenden Score und den vorbildhaften szenischen Aufbau. Im Vergleich zu seinem direkten Vorgänger Planet der Affen: Prevolution fehlt es dafür an einem starken menschlichen Protagonisten. Malcom wirkt im Vergleich zu Will Rodman blass und etwas formlos, was aber weniger an Jason Clarke und mehr an der Tatsache liegt, dass seine Figur kaum Leinwandzeit besitzt.
Fazit
Planet der Affen – Revolution ist einer der Filme, bei dem das was an sich nicht übermäßig aufregend, das wie dafür aber umso imposanter ist. Die eindringlichen Bilder und die höchst spannenden Impressionen der sich entwickelnden Affenkultur bieten viel Stoff – auch für kommende Filme. Dass die Charakterisierung der menschlichen Zivilisation ebenso wie der Aufbau des Konflikts zwischen beiden höchst formelhaft geraten sind, ist bedauerlich, macht den Film aber nicht kaputt.