Gastkritik: Stargate Atlantis

Als man im Hause Showtime noch, die originäre Stargate-Serie nach Staffel 5 zu Grabe zu tragen, war ein abschließender Film angedacht, in dem das Expeditionsteam auf das legendäre Atlantis stoßen soll. Nach dem Wechsel zu Sci Fi erholten sich die Quoten aber, Stargate wurde fortgesetzt und aus der Atlantis-Idee sogar eine ganz eigene Serie geschaffen.

Story

Die Handlung führt (aufbauend auf die finale Folge der Staffel 7 von SG1) ein großes Expeditionsteam der Erde erstmalig in eine neue Galaxie. Die Wissenschaftler und Soldaten benutzen für ihre lange Reise ein sogenanntes Stargate, ein Tor, das mit Wurmlochtechnologie Menschen und andere Dinge über große Distanzen transportieren kann. Am anderen Ende des Sternentores liegt die geheimnisvolle und sagenumwobene Stadt Atlantis, die von den Antikern, einer extrem hochentwickelten Rasse, erbaut wurde. Zwar findet das Expeditionsteam in ihrer neuen Basis diese Spezies, welche das Stargate einst errichteten, nicht, aber dafür gibt es allerhand andere Dinge zu entdecken. Und gleich am Anfang müssen sie sich ohne mögliche Unterstützung von außen einem, nun ja, „Wasserschaden“ stellen.

Kritik

Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich Stargate Atlantis damals wirklich fast hasste und das, obwohl ich es gar nicht gesehen habe. Warum kann man eine Sci-Fi-Serie hassen? Nun ja, die Serie war damals scheinbar so überaus reizvoll, dass der ein oder andere potentielle Partner sich lieber für den Fernseher statt für Dates mit mir entschied.
Fast 9 Jahre nach der deutschen Erstausstrahlung auf RTL2 habe ich diese deprimierende Ablehnung verarbeitet und Stargate Atlantis eine Chance gegeben. Und ich muss sagen, mich zu versetzen, um die Serie zu sehen, war eine ausgezeichnete Wahl (und ist es wohl immer noch).
Da SGA auf der Vorgänger-Serie Stargate SG-1 aufbaut, ist es natürlich überaus sinnvoll, diese auch zu kennen. Besonders spaßig ist es außerdem, dass die beiden Serien damals zeitgleich liefen und Ereignisse sich überschneiden bzw. gegenseitig bedingen und die Charaktere teils zwischen den Serien wechseln.

Neben der riesigen Stadt erkunden die Expeditionsteams aber auch andere Welten, die sie per Sternentor schnell erreichen können. Und wie das eben so ist, sorgen sie (natürlich ausversehen) für das Erwachen einer Rasse, die nicht nur die Erde, sondern auch alle Menschen der Pegasus-Galaxie in große Gefahren bringt. Die intelligenten Wraith können Menschen das Leben aussaugen und gewinnen dadurch wahnsinnige Heilkräfte, was sie umso gefährlicher macht.
Um sich und ihre neu gefundene Basis zu schützen, müssen die Expeditionsteams sich mit den anderen Völkern verbünden und außerdem sogenannte ZPMs, unglaublich starke Energiequellen, finden. Diese sind es auch, die ihnen überhaupt erst wieder erlauben, die Rückreise zur Erde anzutreten. Natürlich sind nicht alle Völker den Erdlingen wohlgesonnen und neben den Wraith bergen auch andere Rassen so einige Überraschungen.

Stargate Atlantis ist überaus unterhaltsam, wird selten langweilig und das, obwohl sich die Handlungen in gewisser Weise wiederholen (nicht zuletzt durch ähnliche Ereignisse in SG1). Die Charaktere bleiben zwar eher eindimensional und scheinen Klischees zu entsprechen, sind für sich genommen aber dennoch überzeugend.
Da haben wir den überaus selbstverliebten Wissenschaftler und meinen Favoriten Dr. Rodney McKay. Er ist brillant, genial und immer hungrig. Der ewig mutige John Sheppard und Anführer des Hauptteams hat einen Hang dazu, sich selbst zu opfern, und die sexy Kämpferin Teyla Emmagan, sorgt für ein wenig Exotik. Dr. Elizabeth Weir ist die Leiterin der Expedition und hat die Aufgabe, die schwierigen Entscheidungen zu treffen. Sie bleibt sich bis zum Schluss treu. Dr. Carson Beckett ist ein warmherziger Arzt, der vor allem seine eigene Mutter über alles liebt und immer darauf bedacht ist, den Ärztekodex zu wahren. In späteren Folgen gewinnt die Serie mit Ronnon Dex einen sprachfaulen Frauenhelden dazu und mit Dr. Jennifer Keller das Lächeln der schon aus Firefly bekannten Jewel Staite.
Aber wirklich gut wird die Serie vor allem durch die Wraith. Nicht nur, weil diese toll geschminkt und kostümiert sind, sondern auch, weil ein spezieller Wraith namens Todd die Grenzen zwischen Feind und Freund verschwimmen lässt und immer mal wieder einen Witz parat hat.
Zusätzliche Pluspunkte sammelt die Serie außerdem durch wirklich lustige Folgen wie „Vegas“, die wohl eine Hommage an CSI darstellt, und die Tatsache, dass sie sich selbst immer mal wieder auf die Schippe und nicht so ernst nimmt.

Fazit

Wer also eine Serie sucht, in der Charaktere sich durch ihre Entscheidungen immer weiter entwickeln und vielleicht auch unerwartet verändern, wird durch SGA vermutlich eher enttäuscht. Richtig große Überraschungen erwarten den Zuschauer, bis auf Einzelfälle, nicht. Dafür bietet Stargate Atlantis aber wirklich viele mögliche Sci-Fi Szenarien (Paralleluniversen, technische Wunderbarkeiten, Zeitreisen, moralisch verwerfliche Experimente, Auferstehung zu neuen Lebensformen, und, und, und…). Das ist es vermutlich, was die Serie in 100 Episoden nur so dahin rauschen lässt.

Autor: iuahd67

Fantasy-Filmfest-Special: Haunter

Wenn man ganz ehrlich ist, sollte man Vincenzo Natali eigentlich als tragisch-klassisches One-Hit-Wonder abtun. 1997 ging Dank Cube ein Raunen durch die Kinowelt. Dann geschah Übliches: Hohe Erwartungen und keine praktische Entsprechung. Cypher war da noch das ambitionierteste Projekt, aber viel zu unausgereift, Splice – Das Genexperiment generisch und ebenfalls nur Durchschnitt, Nothing ein definitiver Tiefpunkt und sein Paris, je t’aime-Beitrag nicht schlecht, aber eben auch nur kurz. Und dann geht’s plötzlich wieder zurück zum Horror – wenn auch ohne Sci-Fi-Elemente und auf völlig anderer Ebene als sein Würfel-Durchbruch, allerdings wieder auf engstem Raum.

Story

Lisa ist ein ganz normales Mädchen in den 80ern. Ihre Familie nervt, ist aber in Ordnung und Musikgeschmack und Kleidung haben die Tendenz zu Dunkel. Außerdem wird sie in einem Tag 16 – und das seit gut einer Woche. Denn derselbe Tag scheint sich wieder und wieder zu wiederholen, was aber nur sie merkt. Im Haus läuft die gleiche Routine immer aufs Neue ab und kann nicht gebrochen werden, und drinnen wogt dicker Nebel mit der Konsistenz von Sahne, der Lisas Handlungsspielraum weiter einschränkt. Als wäre das nicht genug, entdeckt der Teenager immer größere Seltsamkeiten im Haus – und des nachts schleicht etwas Grausiges durch die Flure, während unheimliche Stimmen aus dem Dachboden hallen.
Als Lisa versucht, den Merkwürdigkeiten auf eigene Faust auf den Grund zu gehen, sucht sie ein furchteinflößender Herr heim, der ihr unmissverständlich klarmacht, dass ihr und ihrer Familie schreckliches Leid wiederführe, wenn sie die Dinge nicht sofort auf sich beruhen ließe.
Aber welches 15-jährige Mädchen lässt schon Dinge auf sich beruhen?

Kritik

Man mag es gar nicht glauben, aber Herrn Natali ist doch tatsächlich wieder ein patentes Filmchen gelungen. Kein Überflieger, aber ein solider Genrebeitrag mit großer Freude am Hakenschlagen und bodenständigem Budenzauber.
Anfangs scheint Haunter das Und täglich grüßt das Murmeltier-Rezept um ein paar Haunted House-Zutaten zu bereichern und der aus Little Miss Sunshine bekannten Abigail Breslin ein neues Image verpassen zu wollen. Leider halten sich die Inhaltsangaben dieser Welt nicht zurück und geben unverblümt den ersten großen Twist preis, was das anfängliche Viertel des Filmes ein wenig seines Reizes beraubt. Ganz sicher kann man Haunter attestieren, dass er genau das schafft, was er erreichen will. Es schauert wohlig, man rätselt, wie die Sache wohl aufgelöst wird (und hofft dabei, dass jene Auflösung nicht allzu platt daherkommt) und schaut das ein oder andere Mal vielleicht sogar ein bisschen gespannt aus der Wäsche, weil der Film sich bemüht, stets etwas freaky und unberechenbar zu sein. Auch wenn eigentlich nur altbekannte Spuk-Elemente neu arrangiert werden: Gruselige Kinder, knarrende Dielen und unheilvolle Männer mit grinsender Fratze – Natali scheint in den letzten Jahren recht viel Zeit in diesem Genre verbracht zu haben.
Eine gesonderte Erwähnung verdient Stephen McHattie (Lexx) als ‚Pale Man‘, dessen böse Erscheinung mit starrem Grienen einem tatsächlich Schauer über den Rücken jagt. Aber auch der Rest des Casts glänzt mit überdurchschnittlicher Performance.
Wenn die Katze kurz nach der Mitte dann endgültig aus dem Sack ist, ist der Film aber noch nicht zu Ende, sondern bemüht sich, seine Geschichte schlüssig bis zum Schluss zu erzählen. Und eigentlich ist diese Geschichte natürlich gar nichts Dolles. Was den Film so angenehm spannend und schauderhaft macht, das ist das gute Drehbuch und die Regie, welche viel Fingerspitzengefühl in Gruselszenen beweist und den Alltag umgekehrt sehr beunruhigend darzustellen weiß.

Fazit

Eine schöne Schauermär, die ohne viel Krach und Aufwand eine wohlige Atmosphäre generiert und bis zum Ende gut unterhält. Dass der Plot an sich eine typische B-Movie-Idee ist, macht überhaupt nichts, weil die Sache so geschickt zusammengebaut wurde, dass der Film dort sympathisch wirkt, wo andere des Genres einfältig sind.

Nothing

Vincenzo Natali ist einer dieser Menschen, die mit etwas Unerwartetem aus dem Nichts kommen und alle überraschen. In seinem Fall war das Unerwartete das Horror-Kammerspiel Cube. Als er fünf Jahre später sein Cypher vorstellte, wurde die Vorfreude schnell durch Desinteresse ersetzt. Zu erzwungen seltsam und zerstückelt wirkte der Sci-Fi-Film.
Mit Nothing  versuchte er 2003 dann etwas ganz anderes. Die Kritik beleuchtet, wieso den Wenigsten bekannt ist, dass dieser Film überhaupt existiert.



We can’t be dead, we have cable.

Story

Andrew ist ängstlich und noch ängstlicher, seit seine Mutter verschieden ist. Er  ist ein sogenannter Hikikomori – ein Mensch, der soziale Kontakte auf ein Minimum reduziert hält und sich nicht vor die Tür wagt. Die Sache verbessert sich keineswegs, als sein Kindheitsfreund Dave ausziehen will und Andrew zu Unrecht von einer Pfadfinderin der Belästigung bezichtigt  wird. Dave hingegen ist egoistisch, aber ein kompletter Verlierer, der von seiner Freundin übers Ohr gehauen wird und deshalb mit einem Prozess wegen Veruntreuung von Firmengeldern sitzenbleibt. Gemeinsam beschließen die beiden Soziopaten, ihr zwischen zwei Autobahnbrücken gelegenes Heim zu verkaufen und einfach die Koffer zu packen und das Weite zu suchen. Doch prompt steht eine Behörde vor der Tür  und verkündet, das Haus in den nächsten Stunden abreißen zu müssen – Verstoß gegen Paragraph 23, zu nah an der Autobahn errichtet..
Im Nu sammeln sich so Demonstranten, Abrissunternehmen, Sondereinsatzkommandos und empörte Mütter vor der Tür des unbescholtenen Dous.
Doch dann wird es hell, ein grelles Licht flutet das Haus – und im nächsten Augenblick scheint die Welt verschwunden zu sein. Nur noch das Haus und ein Teil des Grundstücks existieren und sind umgeben von einer offenbar endlos weißen Fläche. Nach kurzem Zögern entscheiden Andrew und Dave sich, vom Hunger getrieben, das weite Nichts zu erkunden.

Kritik

Toronto ist eine schief und krumm gewachsene urbane Schändlichkeit, die direkt aus den Gehirnwindungen eines Jean-Pierre Jeunet entsprungen sein könnte. Man verstehe, wieso die beiden Antihelden die Ferne suchen. Zudem ihr Heim, eingepfercht zwischen röhrenden Autobahnen, ein wirklich jämmerliches Bild abgibt. Und hier endet das, was man an Nothing als gelungen bezeichnen könnte.
Die Grausamkeit der Welt mit ihren kleinen grausamen Menschen wird auf albern-überdrehte Weise gezeigt. Erwachsene spielen ihrem armem Kollegen Jungenstreiche und lachen dabei manisch, während der Betroffene wiederholt in Hundekot trampelt und leidend dreinblickt.
Das ist das Niveau, auf dem sich der Humor des Filmes so gut wie ständig bewegt. Denn entgegen den Erwartungen, die der Trailer wecken könnte, handelt es sich hierbei nicht um einen Thriller, sondern um einen Klamauk-Streifen der ganz überspannten Sorte.
Das soll nicht heißen, dass der humoristische Aspekt von Nothing gänzlich für die Füße sei, denn die ein oder andere Idee zündet dann doch. Zum Beispiel, dass als erstes eine Buddha-Statue  ins weiße Nichts geworfen wird, um dessen Stofflichkeit auszutesten, oder die Protagonisten darauf kommen, dass das Nichts aussehe wie Tofu – „der ironischerweise nach Nichts schmeckt.“
Dann aber ist der Film plötzlich wieder dermaßen geschmacklos albern, dass sogar Dumm und Dummer-Anhänger ins Schämen verfallen könnten. Die Weise, wie sich die Hauptpersonen sich im Sekundentakt zum Deppen machen, ist der im kultigen Film der Farrelly-Brüder ziemlich ähnlich. Vermutlich erhoffte sich Vincenzo Natali , einen ähnlich verrückten Spaß wie das Tim Burton-Debüt Pee-Wee’s irre Abenteuer abzuliefern , doch fehlt dem Film überdeutlich das grandiose Timing.
Wirklich unterhaltsam sind eigentlich nur die Spekulationen der beiden Vorzeige-Versager, die sich unablässig fragen, was der Grund für die bizarre Situation sein könnte. Von Alienentführungen über Zeitschleifen bis hin zur Vermutung, dass sie eigentlich Videospielcharaktere seien,  wird ein bunter Strauß an  Möglichkeit in Betracht gezogen und sogleich wieder verworfen.-

Zusammen mit den Figuren erhofft der Zuschauer sich vom Spaziergang die Aufklärung des Rätsels. Doch der Film denkt zu keiner Sekunde daran, Antworten zu liefern, und nutzt die volle Laufzeit dafür, stupide Blödeleien aneinanderzureihen, und das durchgehend bis zur unbefriedigenden Schlusseinstellung.

Das ganze Werk erweckt den Anschein, als hätte Regisseur Natali die Absicht verfolgt, eine Persiflage auf seinen bis dato größten Erfolg Cube zu drehen. Hier wie dort finden sich Menschen in einem mysteriösen neuen Umfeld wieder, das sie dazu zwingt, nicht nur mit den neuen Umständen, sondern vor allem miteinander zurechtzukommen. Doch wo das eine ein klaustrophobisches Spiel mit Urängsten ist, ist das andere einfach nur ermüdend.

Fazit

Nothing ist Natalis kolossal gescheiterter Versuch, nach seinen Mystery-Erfolgen ins Komödienfach zu wechseln. Geschichte, Schauspiel und Humor sind schrecklich überdreht und das interessant klingende Szenario wird einzig dafür genutzt, tumbe Kindereien aufeinanderzustapeln, die zu allem Überfluss oftmals auch noch hochgradig ideenarm wirken. Trotz allem kann man dem Film nicht ganz absprechen, auf eine wenig bekömmliche Weise kurzweilig zu sein, was zuvorderst aber daran liegt, dass man etwas erwartet, was nie geliefert wird.
Hier wurde eine gute Idee nicht für einen guten Film, sondern als Ausrede für schlechte Witze benutzt.