Falling Skies – Staffel 2

Robert Rodats Military-SciFi-Serie geht in die zweite Runde, nachdem die erste Staffel den erhofften Erfolg bei Zuschauern und Publikum hatte. Auch Produzent Steven Spielberg ist wieder mit von der Partie.

And no matter how each of us survive, maybe we owe it to those who didn’t to become the best of mankind.

Story

Drei Monate ist es her, dass der ehemalige College-Professor Tom Mason an Bord des Skitter-Rauschiffes ging. Unterdessen geht der Widerstand weiter, auch wenn die Entwicklungen nur langsamer Natur sind.
Als Mason plötzlich wiederkommt, herrscht nicht nur Freude, sondern auch skeptisch, schließlich weiß man nicht, ob er nicht – ähnlich den versklavten Kindern – ein Instrument der Invasoren ist, ob bewusst oder nicht.
Zusätzlich spitzt sich die Lage an der Front zu, Zwischenmenschliches verkompliziert sich und nicht zuletzt scheint auch die Fraktion der Alien nicht so eindeutig eins, wie bisher angenommen.

Kritik

Der Grundton von Season 2 ist ernster als der bisherige, weil auch die Figuren es sind. Die ganze Serie scheint erwachsener; das ist teils gelungen, weil etwa der Einsatz kitschiger Musik deutlich runtergeschraubt wurde, an einigen Stellen aber auch weniger gut geglückt, wie zum Beispiel an den erzwungen wirkend herangereiften Söhnen, die von den Jugendschauspielern nun einfach mit grimmigerer Mine dargestellt werden. Die machen das nicht schlecht, haben aber natürlicherweise mit der Diskrepanz zwischen ihrem kindlichen Äußeren und dem erwachsenen Inneren ihrer Figuren zu kämpfen.
Dass die Serie gesteigerten Anspruch an die eigene Ernsthaftigkeit hat, zeigt exemplarisch für alles eine ausgesprochen unangenehme Operationsszene in Folge 2, was so in der klar familientauglicheren ersten Staffel nicht vorgekommen wäre. Gut so, denn Falling Skies erlangt damit einen neuen Grad an Eigenständigkeit und Persönlichkeit, der der Science-Fiction-Serie anfangs nicht vollkommen abging, aber doch weit weniger deutlich präsent war. Dazu gibt es weitaus mehr Nachtszenen
Die finsterere Stimmung tut der Serie aber fraglos viel Gutes, eliminiert sie doch einige der vorherigen Schwachstellen. Auch die Dialoge haben qualitativ merklich zugelegt. Die Figuren wirken insgesamt nicht nur reifer, sondern haben auch an Profil zugelegt und bereichern ihren doch etwas klischeehaften Grundstock – der in der Vorgängersstaffel nicht schlecht funktionierte, die Geschichte aber nicht über weitere Seasons hätte tragen können – um ein paar individuellere und vor allem ausbaufähige Facetten.
Es sind da aber auch diese Folgen, in denen Figuren plötzlich irrationale Entscheidungen treffen, nur damit der Plot irgendwie in Gang kommt, und in denen nur pure Kontingenz ein paar Mal zu oft Entscheidendes herbeiführt. Besonders Ersteres ist jedes Mal ein Verlust für die Serie, denn so werden die Figuren doch wieder entmündigt und verkommen zu bloßen Werkzeugen, was der ehrenhaften Bestrebung, ihnen komplexere Hintergründe zu verleihen, entgegenwirkt. Natürlich, irgendwie sind Figuren ja auch immer zu gewissen Teilen Werkzeuge der Geschichte – doch ein gutes Drehbuch sollte sich bemühen, dies zu verbergen. Und ein sehr gutes Drehbuch ist sich dessen selbst nicht mal bewusst, so ernst nimmt es die eigenen Charaktere.

Logiklöcher gibt es in Hülle und Fülle. Da werden die wichtigsten 5 Menschen der ganzen Gruppe auf eine Mission geschickt, die wahrscheinlich mit dem Tod endet – ganz offensichtlich nur deshalb, damit der Zuschauer sich um sie sorgt und nicht, weil irgendein klar denkender Kommandant ein Himmelfahrtskommando mit den besten und wichtigsten Entscheidungsträgern der verbliebenen Menschheit tatsächlich anordnen und sich selbst sogar anschließen würden. Der rechtfertigende Vorteil ist wie schon in Staffel 1, dass mit derlei Überstürztheit ein halbwegs hurtiges Tempo ohne viel Leerlauf gewährleistet wird.
Erzählerisch wählt die Serie aber einen sehr seltsamen Weg. Grundsätzlich ist man bemüht, noch mehr Zusammenhang zu stiften. Waren die einzelnen Episoden schon in Staffel 1 streng miteinander verbunden, ist man nun noch stärker bestrebt, die Folgen zwar thematisch zu ordnen, sie aber trotzdem so wirken zu lassen, als seien sie ein langer Film. Leider ist die Relevanz von vielen Ereignissen, auch wenn sie allesamt mit großem Ernst inszeniert werden, bei nur leicht genauerer Betrachtung höchst gering. Das überwiegende Geschehen ist verhältnismäßiger Kleinkram, der so wirkt, als habe man ihn eingefügt, um die Geschichte zu dehnen. Falling Skies macht in der zweiten Staffel einige Schritte, aber die meisten davon führen kaum voran.
Die Effekte sind immer noch etwas ungeschlacht, aber doch professioneller, weniger aus dem Gesamtbild herausragend, als noch in Staffel 1. Der Schritt von der ersten zur zweiten Staffel ist auch hier ein merkbarer gewesen. Sieht die ganze Serie im Prinzip gut aus und ist zumeist auch ordentlich fotografiert, fallen gerade die Kampfszenen aus der Glaubwürdigkeit heraus. Nicht nur dass die Aliens und ihr Geschütz weiterhin zu unecht aussehen, auch Kamera und Drehbuch fallen bei den Scharmützeln immer wieder überraschend ab. Weil es nicht gut aussieht, wird gewackelt und weil gewackelt wird, sieht es noch schlechter aus.
Das Staffelfinale beginnt mit ungewohnt viel und schlimmem Pathos und nimmt direkt im Anschluss einen Umweg voller Unnötigkeiten. So geht es weiter, als hätte der Plot sich sein plumpestes Element für den Schluss aufgespart. Dazu ist der aus dem Nichts kommende Plotfaden, der dieses Ende einläuten soll, einer unsauber in den Rest gewobener, der sich nur notdürftig in die ebenfalls schwammigen Neuerungen der letzten Folgen einfügt.

Fazit

Insgesamt ist Staffel 2 von Fallin Skies eine zwiespältige Angelegenheit. Auf den ersten Blick scheint es so, als habe sie mehr Sicherheit und einen selbstständigeren Stil gefunden, der sich durch größeren Ernst und geringere Kompromissbereitschaft auszeichnet. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf, dass die Geschichte nur scheinbar vorankommt, während viele Ereignisse tatsächlich nur Stillstand bedeuten und höchstens den Figuren dienlich sind. Das ist beileibe kein Makel, doch wirken eben jene dann doch noch etwas zu unausgereift und manchmal auch zu zweckdienlich, um der angepeilten Eigenständigkeit gerecht zu werden.
Der angedeutete Wandel und auch die wachsend Sicherheit in technischer Umsetzung stehen der Serie aber gut zu Gesicht und rechtfertigen eine Weiterführung allemal. Freunde der ersten Staffel werden nicht enttäuscht werden.

Edge of Tomorrow

Doug Liman hat sich mit Filmen wie Mrs. & Mr. Smith und Jumper nur wenige Freunde unter Kinogängern mit einer gewissen Erwartung an Quaität gemacht.
Dass Edge of Tomorrow sich keinewegs als Abbruch der Reihe guter Science-Fiction-Filme mit Tom Cruise herausstellt, sondern, ganz im Gegenteil, eine drastische Bereichung für den Durchschnitt darstellt, ist eine ziemliche Überraschung.

We should just reset.

Story

Die Mimics, eine aggressive Alienspezies, überrennen die Erdstreitkräfte mit einer Überlegenheit in allen Disziplinen.
Major William Cage ist ein Soldat, der in diesen Zeiten denkbar schlecht aufgehoben ist. Seine kämpferische Ausbildung ist ebenso mangelhaft wie sein dahingehendes Engagement. Stattdessen berät er das Militär in PR-Angelegenheiten und präsentiert sein gewinnendes Lächeln. Als er Fotos des anstehenden Gefechts liefern soll, weigert er sich, sich dieser Gefahr auszusetzen. In Folge wird er als Deserteur behandelt und von seinem Vorgesetzten inmitten eines Trupps aus Raubeinen gesteckt, der an vorderster Front die Invasoren aufmischen soll.
Der großangelegte Vergeltungsschlag scheitert jedoch kläglich – der Feind ist informiert, vorbereitet und zerschlägt die gesamte Armee. Auch Cage findet einen schnellen Tod.
Dessen ungeachtet erwacht er jedoch wieder am Anfang des Tages und erlebt die unsanfte Integrierung wider Willen in seinen Kampftrupp erneut. Alles spielt sich zum zweiten Mal exakt so ab, wie vor seinem Tod. Wieder stirbt er und wieder erwacht er am Vortag der Schlacht. Und wieder und wieder. Die hochdekorierte Kämpferin Rita Vrataski, die er auf dem Schlachtfeld trifft und wenig später sterben sieht, scheint etwas über dieses Rätsel zu wissen und fordert ihn auf, nach dem Erwachen zu ihr zu kommen.

Kritik

Gleich zu Beginn instrumentalisiert Tom Cruise sein Saubermann-Image in – für seine Verhältnisse eigentlich längst mehr überraschend – angenehmer Weise. William Cage ist ein aalglatter Tunichtgut, mehr Winkeladvokat als Soldat. Cage ist schlimmer als die Kriegstreiber, die in weichem Licht auf weichen Polstern Flaggen in Landkarten pinnen, die so abstrahiert sind, dass auch nur noch einer abstrahierten Vorstellung von Wirklichkeit entsprechen. Cage hingegen ist einzig darauf bedacht, eine möglichst sichere Position zu haben und von dort aus breit zu lächeln, während er Geld dafür bekommt, dass die Todeskämpfe anderer sich auf Hochglanzpapier gut machen und er selbst nie auch nur einen Fuß in ein Kriegsgebiet setzen würde. Er ist eine Made, die auch vor Erpressung nicht zurückschreckt, wenn es um die Sicherung des persönlichen Status quo geht.

Edge of Tomorrow beginnt mit einem launigen und dennoch beunruhigenden Einstieg. Auch deshalb, weil Cruise einen wahnsinnig unsympathischer Anti-Helden spielt. Und irgendwie steht er damit auch für die ganze Menschheit. Der Film bietet zu Beginn viele Figuren, von denen keine die Liebe des Zuschauers verdient. Auch wenn Cage, der von seiner Arroganz auf fatalistische Weise in immer größere Fettnäpfchen getrieben wird, nicht zuletzt aufgrund seiner zentralen Position im Film, natürlich schon etwas Empathie einheimst.
Zugleich fungiert der Start als formidabler Countdown für eine Art futuristischen D-Day, der audiovisuell und ohne Zurückhaltung aus den Vollen schöpft.
Die Schlachtensequenzen, die gerade im ersten Drittel durch die ständigen Wiederholungen des Tages eine eminente Rolle einnehmen, überzeugen durch stimmige Musik einen durchdachten Schnitt und nicht zuletzt eine beachtenswerte Technikkonzeption auf Seiten menschlicher wie auch außerirdischer Fronten. Das Ganze streift mehrmals und sicher nicht ganz zufällig das Gebiet, in dem auch Starship Troopers zuhause ist.
Hinzu kommen Aliens, die vom Charakterdesign her direkt aus der Hölle zu kommen scheinen, dabei aber nicht maßlos von der Kamera begafft werden, sondern effektiv ins Bild preschen und als wirbelnder Tot nie die Hoffnung aufkommen lassen, dieser Gefahr Herr werden zu können. Die martialischen Kämpfe tun ihren Rest, wobei dankenswerterweise niemals die Übersicht verloren geht, denn die Kamera ist stets beherrscht und liefert gestochen scharfe Bilder.
Bemerkenswert ist außerdem die Verzahnung von dramatischen, durchaus schmerzhaft-tragischen Bildern in Verbindung mit humorvollen Spitzen. Ein Gleichgewicht, das nur schwer zu konstruieren ist. Umso stärker ist zu würdigen, dass Edge of Tomorrow diese Herausforderung mit Bravour besteht.
Das Murmeltier-Schema wird konsequent ausgeschöpft, es gibt keine einzige Phase, die sich nach Leerlauf anfühlt, und die Story bleibt auf unentwegt spannendem Niveau. Dass der große Umschwung dann durch einen halbstarken Deus ex machina vollzogen wird, trübt das Sehvergnügen marginal, tut dem Spaß im Gesamten aber keinerlei Abbruch. Einzig der Umstand, dass man das Dilemma mit Zeitschleife und Weltenrettung eigentlich auf eine lachhaft pragmatische Weise hätte lösen können, steht dem ansonsten feinen Drehbuch nicht übermäßig gut zu Gesicht. Mit einem einzigen Satz wäre dies auszuhebeln gewesen. Doch auch hier handelt es sich letztlich nur um ein schiefes Detail in einem ansonsten tadellosen sehvergnügen.
Zum Ende hin ergibt sich der Film zudem ein wenig zu sehr seiner Actionseite, da man sich wohl den Erwartungen an ein Blockbusterfinale verpflichtet fühlte. In den letzten Minuten der Auseinandersetzung schleicht sich dann doch noch das schmerzhafte Gefühl von Beliebigkeit ein, das der Science-Fiction-Film bis dahin so kunstvoll vermieden hat.
Aber das ist Gejammer auf hohem Niveau. Edge of Tomorrow ist nichtsdestotrotz eine durchgängige, erstaunlich kompromisslose Freude.

Fazit

Edge of Tomorrow ist ein dynamischer Reißer mit außergewöhnlichem Szenario, intensiver Perspektive und einer angenehmen Kompromisslosigkeit geworden, die einzig zum Schluss kurz einbricht. Damit ist der Film nicht nur ein weiterer Achtungserfolg in den Reihen der Science-Fiction-Produktionen mit Tom Cruise an der Spitze (Minoroty Report, Krieg der Welten, Oblivion) seit Anbeginn des Jahrtausends, sondern zweifelsohne auch der bisher beste Film von Regisseur Doug Liman geworden.

Falling Skies – Staffel 1

DreamWorks Televisions Falling Skies wirkt auf den ersten Blick wie eine der unzähligen öden ‚Mystery-Montag‘-Serien im Stile von 4400 – Die Rückkehrer, V – Die Besucher oder Jericho – Der Anschlag. Es fehlt aber nicht nur der obligatorische Beititel, der die Handlung mit einem zusätzlichen Subjekt andeutet. Dass Stephen Spielberg Produzent ist, scheint in diesem Fall mehr zu sein als reines Werbemittel.


Maybe we owe it to those who didn’t, to become the best of mankind.

Story

Ein halbes Jahr liegt die plötzliche Invasion der Außerirdischen zurück. Riesige Schiffe hängen starr über Städten, die Menschen sind weitestgehend vernichtet, Siedlungen leer und zerbombt. Die wenigen Überlebenden schlagen sich alleine oder in Banden durch die Trümmer der Zivilisation, fliehen vor den Besatzern und bekämpfen sich gegenseitig.
Die Zweite Massachusetts, eine von wenigen koordinierten Widerstandszellen, hat es entsprechend schwer. Der Feind ist nicht zu verstehen, seine Motive sind – neben der aggressiven Ausrottung – unklar und Schwachstellen nicht bekannt. Riesige Mechs und schleimige Skitters räuchern die Nester der Flüchtlinge aus, töten die Erwachsenen und verschleppen Kinder, um sie mit einer organischen Steuereinheit an der Wirbelsäule zu Sklaven zu machen.
Thomas Mason, ehemaliger Geschichtsprofessor, ist Vater von drei Söhnen und nun Stellvertreter von Captain Daniel Weavers, dem verbissenen Anführer der mager ausgestatteten Streitkräfte. Gemeinsam mit anderen Anhängern des Widerstands müssen sie sich neu organisieren, Gefahren von Innen eindämmen, den Feind verstehen und am Leben bleiben.

Kritik

Wirbt ein Elaborat aus Film und Fernsehen mit großem Produzentennamen, hat das für gewöhnlich nichts zu bedeuten. Bei Falling Skies liegt die Sache überraschenderweise etwas anders, denn sowohl die guten wie auch die weniger guten Seiten, die man aus den Werken Stephen Spielbergs schätzen und erleiden gelernt hat, sind in der Sci-Fi-Serie erkennbar. Beginnen wir beim weniger erfreulichen Part.

Der flächendeckende Einsatz penetrant süßlicher Musik ist wohl das repräsentativste Stilmittel für das, was schiefläuft. Immer noch glauben große Teile des US-TVs, der Zuschauer würde den Grundton einer Szene nicht ohne einen tatsächlichen Ton, der das zu generierende Gefühl transportiert, verstehen. In Wirklichkeit nimmt es den Bildern wichtigen Wind aus den Segeln, wenn all das, was der Zuschauer aus sich heraus in das Gesehene legen könnte, bereits künstlich oktroyiert wird. Die Erfassung von Kunstwerken wird immer in erster Linie Konstruktions- und Kombinationsarbeit des Rezipienten sein. Je mehr davon stattfindet, desto intensiver, authentischer und tiefer wird die dargestellte Welt. Je mehr ihm aber davon mit billigen Gängelungsinstrumenten aus der Hand genommen wird, desto platter wird sie; die Diegese kastriert sich selber. Ohne die pathetisch geschwungenen Reden zu sirupartiger Musik wäre schon die erste Staffel weitaus besser.

Dies fügt sich nahtlos in das Gesamtbild. Es sind wieder mal die Schönen, die als einzige die rauen Zeiten des Alienterrors überstanden haben. Es sind die armen unschuldigen und natürlich ebenfalls hübschen Kinder, die von den Aliens zu zombiehaften Marionetten gemacht werden. Schutzlosigkeit und Unschuld werd ins Maßlose gesteigert. Der Makel ist eine Schande am Reinen, die nach Vergeltung brüllt. Die Figuren scheinen sämtlich Variationen aus der Kiste für Standardbausteine von Standardserien. Und die außerirdische Streitmacht? Wirbeltierartige Standardviecher, in Szene gesetzt wie die Bedrohung in einem Slasherstreifen.
Das alles nimmt man aus der ersten Episode mit. Die Effekte sind dazu gereade so noch Fernseh-Niveau, eigentlich aber 10 Jahre ihrer Zeit hinterher. Das Schauspiel ist überwiegend in Ordnung, aber nicht bemerkenswert. Die Stimmung passabel, aber zerkratzt von atmosphärischen Fehlgriffen wie die oben beschriebenen. Ummantelt von einem Plot von der Stange.

Aber dann, bevor die erste Folge endet, ein Lichtblick. Beim so unbekannten wie uninteressanten Aggressor wird eine Ahnung von Tiefe antizipiert. Es ist nicht viel, was die ersten 40 Minuten als Köder hinhalten, aber es ist etwas. Wer ihn daraufhin nimmt, darf feststellen, dass sich dieser Vertrauensvorschuss auszahlen wird. Außerdem kommt man schwer drumherum, sich einzugestehen, dass trotz der stilistischen Plattitüden eben auch die positiven Einflüsse von Produzent Spielberg und Autor Robert Rodat in Erscheinung treten.
Die auf Episodengröße zurechtgehackten Geschichten sind nicht herausragend, werden aber in ordentlicher Geschwindigkeit erzählt – und allein das macht eine Menge aus. Dank den ökonomisch kurzen 40 Minuten pro Episode und 10 Episoden pro Staffel hat die Serie quasi nie mit Längenproblemen zu hadern. Zudem darauf verzichtet wurde, einen bedeutungsschweren Vorspann einzubauen, der die Laufzeit künstlich aufbläht. Alles geschieht angenehm kurzzeitig aufeinanderfolgend und der pausenlose Marsch durch die Etappen der Handlung wird so diszipliniert durchgehalten, dass die kleinen Unzulänglichkeiten, die am Anfang noch Schlimmes befürchten lassen, gar nicht so stark ins Gewicht fallen. Tatsächlich werden die Figuren trotz stereotyper Veranlagung rasch sympathisch.
Während der Plot grundsätzlich interessante Aspekte aufweist und im richtigen Tempo voran gepeitscht wird, sodass der Zuschauer stets mit genügend viel Zucker in die nächste Folge gelockt wird, hapert es manchmal an den Wegen, die das Drehbuch einschlägt. Es ist schon etwas arg konstruiert, wenn die Widerständler gedankenverloren ihren ersten Kriegsgefangenen, einen gefährlichen wie unbekannten Parasiten sowie einen potenziellen Wirt unbewacht im selben Raum einquartieren. Solche Kleinigkeiten sind es, die immer wieder fragen lassen, wie so etwas passieren kann. Ungereimtheiten dieser Art gibt es auch in anderen Bereichen, aber nirgends stoßen sie so bitter auf wie mitten in der Story.

Lob verdient sich die Geschichte aufgrund ihrer cleveren Struktur. Wie gesagt, inhaltlich darf keine Revolution erwartet werden, der formelle Aufbau aber ist richtungsweisend. Die einzelnen Glieder gehen sinnig ineinander auf und sind, so wie sie portioniert wurden, optimal im angebotenen Serienformat aufgehoben. So erzählen alle Folgen ihre eigenen Geschichten, von denen aber jede aus der vorherigen hervorgeht. Kein Subplot erweckt den Eindruck, nur isoliertes Füllwerk zu sein, während die Episoden sämtlich eine gewisse Abgeschlossenheit aufweisen können. Dabei befindet sich der Spannungsbogen auf konstantem Niveau, das fernab von nervenzerreißend ist, die Allgegenwärtigkeit der Bedrohung aber ebenso gut rüberzubringen vermag wie ihre Undurchschaubarkeit. ‚Konstantes Niveau‘ bedeutet auch, dass die letzte Folge keine Ausnahme bildet. Sie wirkt wie eine der 9 vorherigen und endet mit einem Cliffhanger, der bemüht dramatisch, genaugenommen aber gar nicht so aufregend ist, zudem auch die vermeientlich große Tat der Widerständlicher im letzten Akt eigentlich kaum der Rede wert ist.
Es ist vor allem Noah Wyle (bekannt vornehmlich aus Emergency Room), der alles zusammenhält. Zwar ist sein Tom Mason auf einem denkbar durchschnittlichen Grundgerüst errichtet, doch seine Darstellung des Vaters und Arztes, der zum Anführer der Rebellen avanciert, ist erfrischend natürlich und menschlich, nie überzogen und bemerkenswert sympathisch.

Fazit

Falling Skies bemüht sich sichtlich, es dem Zuschauer nicht immer leicht zu machen, die Serie zu mögen. Die Effekte sind unterdurchschnittlich, das wirklich Bedauerliche ist aber, dass die Serie, wäre sie nüchterner und mit ein wenig Dezenz erzählt, die Chance hätte, zu den Größeren zu gehören. Dank der wenig feinfühligen weil plump steuernden Inszenierung erfüllt sie aber nur selten das volle Potenzial, das sie im Kern trägt.
Dessen ungeachtet: Die Dramaturgie gibt es her, das Szenario sowieso. Erzählerisches Fingerspitzengefühl, ein tauglicher Protagonist und vor allem das forsche Tempo machen Staffel 1 zu einem nichtsdestotrotz sehenswerten und allemal kurzweiligen Auftakt, der geschickt die Weichen für Größeres stellt.

Ender’s Game

Orson Scott Cards Roman, der 1985 aus einer deutlich älteren Kurzgeschichte entstand und bisher vier (je nach Auffassung auch 5) Fortsetzungen nach sich zog und weitere folgen lassen wird, galt lange Zeit als unverfilmbar. Gavin Hood (Wolverine: Weg des Kriegers) nahm das Ruder an sich, das mehrmals schon fast von anderen bedient worden wäre.


No. The way you win matters.

Story

Der Angriff der Formics, fiese insektoide Unholde aus dem Weltraum, konnte vor einem halben Jahrhundert nur mit großen Anstrengungen und dem unverschämten Glück eines Einzigen, der im richtigen Augenblick die richtige Entscheidung traf, zurückgeschlagen werden.
Die Menschheit hat sich wieder aufgerappelt, die Furcht vor einem erneuten Invasionsversuch ist aber allgegenwärtig.
Die Streitkräfte rekrutieren und trainieren Kinder, um besondere strategische Talente so früh wie möglich zu erkennen und zu fördern. Auf diesem Weg will man einen außergewöhnlichen Flottenkommandanten finden, um der außerirdischen Bedrohung Herr zu werden.
Colonel Hyrum Graff meint im Jungen Ender Wiggin das erhoffte Potenzial zu erkennen und schickt ihn von der Rekrutenschule direkt eine Raumstation, wo die Besten der Besten gegen- und miteinander trainieren.

Kritik

Auch nach starker Verkrümmung der Geschichte, um sie zu einem standardisierten Drehbuch zu verbiegen, bleibt der ambitionierte und interessante Grundgedanke der Story erhalten, liefert der Film doch eine recht ungewohnte Sicht auf die Führung eines martialischen Sternenkrieges. Der Feind ist eigentlich völlig unbekannt. Seine Flottenstärke, seine Motive, seine Strategien. Einfach alles von ihm. Was man tut, fühlt sich genaugenommen nicht richtig an, da man nur die eigene Seite kennt und genaugenommen im Dunkeln stochert. Da aber der Mensch seine elementaren Handlungsmuster nie verlieren wird, wird er  zur vor Angst um sich beißenden Bestie, sobald er bedrohlich in die Ecke gedrängt wird.
Es bleibt unklar, wer und was gut und böse ist. Einfach deswegen, weil Gut und Böse in dieser einfachen Form nicht existieren.
Während die Moral angenehm diffus und – egal, wie man sich entscheidet –  unangenehm klebrig bleibt, trifft das auf viele Charaktere leider nicht zu. Während Ender und Fords störrischer Colonel Hyrum spannende Figuren sind, lassen sich alle anderen allesamt auf eine einzige maßgebliche Eigenschaft reduzieren, die darüber hinaus lediglich dafür da ist, die klare Bahn zu definieren, die Ender zu nehmen hat. Das in Verbindung mit ein paar irritierend nachlässig geschriebenen Dialogen führt dazu, dass einige Figuren fast schon zu Witzen verkommen. Das lächerliche Harter-Ausbilder-Klischee mit peinlich provokanten Schreiphrasen oder der dämliche Schulrowdy, der neben seiner kindlichen Aggressivität keinerlei Qualifikation hat, die sein Dasein in der Ausbildungsstätte rechtfertigt, sind da nur die schlimmsten Beispiele.
Etwas kurios sind außerdem einige Handlungen, die von Grund auf nicht nachvollziehbar sind – zum Beispiel wenn die Kinder zum ersten Mal in einem Raum ohne Schwerkraft trudeln und anfangen, aus purem Spaß am Experiment, die noch unbekannten Waffen aneinander auszuprobieren. Nach dem Motto: „Was mag wohl passiere, wenn ich mir diese Gabel ins Auge drücke?“.
Ja, was mag da wohl passieren. Gut so Jungs, und dann rettet ihr die Menschheit. Sicher, das soll verdeutlichen, wie ahnungslos und verspielt die Rasselbande ist. Aber mal ernsthaft, ist das der beste Weg, dies zu tun?
Im Laufe des Filmes mit anzusehen, wie der  schmächtige Ender nach und nach zur emotionsarmen, kühl kalkulierenden Kampfmaschine wird, die Gegner und Situationen automatisiert auf Schwachstellen abscannt, ist dann aber wieder durchaus ergreifend.
Das liegt vor allem daran, dass gelungen vermittelt wird, wie unbeholfen, unschuldig und hilflos die Kinder in ihrem Umfeld tatsächlich sind. Die Umstände zwingen sie, sich als Erwachsene zu fühlen und aufzuführen, was ihnen aber unmöglich gelingen kann. Die ungewöhnlich engen, graugelben Anzüge führen dazu, dass die völlig überforderten Nachwuchs-Helden unsicher und verloren wirken. Ganz wie ein normaler Teenager also.

Interessante Kameraperspektiven (Predator-Kameramann Donald M. McAlpine, immerhin 80 Jahre alt, läuft noch mal zu Hochtouren auf) und ein sphärisch-melancholischer Soundtrack schaffen es glücklicherweise häufig, auch eigentlich platten Szenen eine Ahnung von Bedeutsamkeit zu verleihen. Die Inszenierung ist hier definitiv dem sehr ungeschmeidigen Drehbuch überlegen. So gelingen dem Film Akzente, die er allein durch seine Geschichte kaum hätte setzen können. Wobei es zu kurz gegriffen wäre, es so zu sagen. Die Geschichte an sich ist dank der klugen Romanvorlage natürlich keine schlechte, wenn auch der Film sich viele eklatante Änderungen erlaubte, um den Stoff publikumsverträglich auf die Leinwand zu befördern.
Nur die Darstellung der Figuren ist der große Schwachpunkt, der den Film immer wieder zum bluten bringt.
Ab der zweiten Hälfte endet die klassische Ausbildungsphase und mit ihr die Dominanz der Stereotypen, Tausendsassa Sie Ben Kingsley taucht auf und der Film gewinnt gehörig an Faszination dazu.

Fazit

Man merkt Ender’s Game natürlich überall an, dass der Stoff auf Hollywoodtauglichkeit heruntergebrochen werden musste, doch bleibt die Story im Kern aufregend und ungewöhnlich genug. Plumpe Nebenfiguren und ebenso plumpe Dialogausfälle machen aber leider auch vieles kaputt. Trotzdem entwickelt der Sci-Fi-Film seinen ganz eigenen Sog und fasziniert durch die ungewohnte Betrachtungsweise der Geschehnisse in besonderem Maße.
Ender’s Game könnte der Auftakt zu einer sehr ambitionierten Serie sein, sofern das definitiv vorhandene Potenzial der erkannt und genutzt wird. Es bleibt also zu hoffen, dass sich das Studio trotz des mauen Einspielergebnisses zu diesem Wagnis entschließt.

Space Prey

Vor 10 Jahren gab es diesen kleinen Fan-Film über einen Mann im Fledermauskostüm, der sehr viel Aufmerksamkeit und Lob erfuhr. Sandy Collora hieß der Mensch hinter dem Projekt, dem nicht viel später der Trailer zum nonexistenten Batman/Superman-Treffen folgte. (Und nun kommt ein gewisser Zack Snyder und macht genau das). Und dann, 5 Jahre später, erscheint Herr Collhora wieder auf der Bühne und zwar mit einem abendfüllenden Spielfilm, der sich nicht explizit auf eine (Comic)vorlage stützt, aber gespickt ist mit Querverweisen.


I thought it was my charming personality.

Story

Ein Transporter stürzt auf einem lebensfeindlichen Wüstenplaneten ab. Die Fracht war ein gefährlicher Sträfling, der die Gunst der Stunde für seine Flucht nutzt. Das kleine Team von mürrischen Soldaten, welches sich zwecks seiner Bewachung ebenfalls an Bord befindet, kann nur mit Mühe vom Ranghöchsten zusammengehalten werden. Weder wurde man für eine solche Jagd bezahlt noch scheinen die Erfolgsaussichten sonderlich hoch, da der Planet weitläufig ist und der Gefangene nicht nur enorm gefährlich ist, sondern sich  zudem die Anzeichen verstärken, dass es sich bei ihm keineswegs um einen normalen Sträfling handelt. Rasch rollen Köpfe und die Verfolgung spitzt sich auf eine Duellsituation zu, in der plötzlich viel mehr in Frage gestellt werden muss, als den Feinden lieb ist.

Kritik

Alles beginnt mit einem Darwin-Zitat, bedrohlicher Musik und flirrenden Farben. Der leiderprobte Filmgourmet möchte gerade schon das Schlimmste befürchten, da taucht plötzlich Boba Fett auf. Nein, mehrere Boba Fetts, die dazu auch noch mit dem Raumschiff namens Prometheus bruchlandeten, um sich in einer Situation zu verfangen, die stark an Enemy Mine erinnert.
Ja, wir nennen das mal wohlwollend Verbeugung vor den Großen und nicht plumpen Diebstahl, schließlich ist bekannt, dass der Macher allem voran Vollblutfan ist.
An dieser Stelle lässt sich auch schon ganz gut voraussagen, was der Film richtig und was er weniger richtig machen wird. Fans haben Ideen, sie sind Feuer und Flamme für ihre Sache, noch nicht in Routine verklebt und möchten in erster Linie ihrer Leidenschaft Ausdruck verschaffen. Fans haben aber in aller Regel auch einen schmalen Geldbeutel, kaum Erfahrung und in Konsequenz Erwartungen, denen sie selbst nur im seltensten Fall genügen können.

Doch der Reihe n ach. Beim richtigen Boba Fett im richtigen Star Wars wusste man, er ist Boba Fett, denn er ist der eine Mann mit der pikanten Weltraumrüstung. Space Prey (oder Hunter Prey, wie der Film im Original heißt, was die Frage aufwirft, wieso zum Marder man wieder mal ein englisches Wort durch ein anderes ersetzte) gibt uns gleich mehrere dieser behelmten Herren, was ein gewisses Verwechslungspotenzial birgt, denn bei einer Handvoll Leute in solchen Anzügen ist es eine Kunst für sich,, auszumachen, wer wer ist und wie dieser wer wiederum zu den anderen wers steht. Da die durch den Helm verfälschen Stimmen darüber hinaus alle sehr ähnlich klingen, ist davon auszugehen, dass man auch gar nicht wissen muss, welcher Soldat da gerade seine schlechte Dialogzeile runterbetet. Und siehe da, mit dieser Prognose liegt man goldrichtig, denn schon recht früh hat sich die Anzahl der Verfolger auf 1 reduziert und alles ist wieder so, wie es sein sollte: Der Mann im Boba Fett-Anzug ist ein einzelner.
Die Sache mit den dürftigen Dialogen verdient es, ausgeführt zu werden. Der Rezensent ist nicht informiert, was Nick Damon gemacht hat, bevor er an der Seite des Regisseurs das Drehbuch zu Space Prey geschrieben hat, er wagt aber die Vermutung, dass es nicht Drehbuchschreiben gewesen ist. Der Aufbau, ganz besonders aber die Dialoge erwecken den Anschein eines Erstlingswerks. Es fallen viel zu viele Sätze, die nur da sind, damit die Figuren nicht schweigen, und die doch besser ungesagt geblieben wären. Ob nun die schwer zu ertragenden Macho-Sticheleien der Soldaten untereinander oder eine klischeehafte Computerstimme, die kompetente Informationen wie „Atmosphäre dünn“ oder „Ihr Linker Arm ist ernsthaft verletzt“ leiert, ihrer Mikrochipnatur zum Trotz anfängt, Gefühle zu entwickeln, die diese schlussendlich dazu nutzt, sich von zwielichtigen Soldaten umschmeicheln zu lassen, um dann den Rest des Filmes spitzfindig mit diesem zu flirten.

Dann die audiovisuelle Seite: Vom eingangs erwähnten Kostümklau bzw. von der eingangs erwähnten Hommage abgesehen, beschränkt sich die Ausstattung auf einen großen Mondeffekt am Himmel, blass-blaue Alien-Echsen-Masken und ein „Scan-Brillen“-Effekt, den es in der Form auch schon vor 60 Jahren gegeben hat. Spielort ist die vollen 90 Minuten eine Wüste mit spärlichem Grasbewuchs und so schroffen wie langweiligen Felsen, in der sich seltsamerweise alles so anhört, als würde man in sich in einer Garage bemühen, Töne zu erzeugen, die nach Wüstenplaneten-Duell klingen sollen.
Merkwürdigkeiten wie ein Raumschiff, aus dem sich mit einem Schweißbrenner Stücke entfernen lassen, fallen gar nicht weiter ins Gewicht.
Als wäre dies der Unbill nicht genug, wird mit dem inszenatorischen Hackebeil gearbeitet. Furchtbar laute Musik und wiederkehrende Aufnahmen in heroisch-tragischer Pose auf einem Berghang im Sonnenuntergang, während man sich eine Szene zuvor noch kauernd darum sorgte, vom Feind entdeckt zu werden, sind die Regel. Auch abseits davon verhalten sich die Figuren keineswegs so, wie man es von Wesen erwarten würde, die eine gewisse Entscheidungs- und Lebenskompetenz für sich beanspruchen.

Wie man sieht, das volle Potenzial für eine Waschechte Niete. Und doch schlägt sich Space Prey angesichts der ihm nicht sehr gewogenen Ausgangssituation mehr als wacker. Sandy Collora möchte in dem spärlichen Drumherum in erster Line eine Geschichte erzählen und das tut er mit einer Konsequenz, der es manch anderen Filmen entschieden ermangelt. Irgendwie entsteht trotz seiner strunzdummen Dialoge, die fraglos den hässlichsten Makel darstellen, niemals Langeweile und es warten ein paar wirklich anständigen Wendungen, auch wenn diese auf dem krummen Rücken der Logik ausgeführt werden werden.
Space Prey ist sympathisch. In seiner Mängelumgebung entsteht entgegen aller Widrigkeiten so etwas wie Atmosphäre, die Figuren werden mit jeder Szene etwas interessanter und die gesamte Dynamik reift mit der Laufzeit beträchtlich. All das täuscht nicht über zahlreiche Fehler und Holprigkeiten hinweg, bürgt dafür aber mit einem sympathischen Indie-Charme, der tatsächlich für vieles entschuldigt und nach dem Abschluss das Gefühl vermittelt, einen netten Film gesehen zu haben, in dem sogar Aliens vorkommen.
Was den Sci-Fi-Streifen letztlich von vielen passablen B-Movies abhebt, ist das gar nicht so blöde Spiel mit der Fokalisierung, das es verdient hätte, an dieser Stelle viel weiter ausgeführt zu werden, worauf aber verzichtet wird, um dem geneigten Zuschauer nichts vorwegzunehmen.

Fazit

Space Prey ist eine sonderbare B-Movie-Mischung aus Psychothriller und Enemy Mine, der es gelingt, am Ende weit mehr zu sein als die Summe ihrer Teile. Wirkt es anfangs noch recht holprig und ausgesprochen billig, muss man unterm Strich doch anerkennend sagen, dass hier aus sehr wenig relativ viel gemacht wurde.

Ihr großen Studios da draußen, gebt dem Mann ein bisschen Zeit zum Üben und das Geld für eine Produktion jenseits der 420.000 Dollar. Er hat es nämlich. Wirklich.

Grabbers

Ein Jahr nach der erfolgreichen Sci-Fi-Horror-Komödie-Milieustudie (oder so) Attack the Block von Joe Cornish fallen die Außerirdischen schon wieder über ein paar Underdogs in Europa her. Das große Zerstören von Großem kommt aus der Mode.
Jon Wright, Regisseur von Grabbers, konnte mit seinem Debutfilm Tormented den nötigen Zaster für die Produktion zusammenkratzen – und macht damit offensichtlich exakt das, worauf er Lust hat.

It’s the quiet places where all the mad shit happens.
Story

Ein Komet, strahlend schön wie ein Engel, plumpst in schräger Linie ins Meer. Direkt vor den Augen eines deckschrubbenden Fischers. Ehe man sich versieht, ist ein struppiger Komparse namens Roy nach den Worten „Ja!“, „Warte mal!“ und „Neeeein!“ auch schon vom Bord verschwunden und der Rest der dreiköpfigen Crew folgt ihm eilig.
Aliens suchen die Erde heim. Genauer gesagt das irische Fischerdörfchen Erin Island, offizielles Hauptquartier der Schnapsdrosseln und des Schmuddelwetters.
Gerade jetzt haben O’Shea und Lisa ihren ersten gemeinsamen Tag auf Streife und können sich nicht natürlich überhaupt nicht ausstehen. Er ein Schluckspecht, sie ein Workaholic.
Nach und nach kommen sie zusammen mit den anderen windschiefen Figuren des Eilands der extraterrestrischen Wahrheit auf die Spur, während sich die glibbrige Bedrohung immer weiter ausdehnt und sich durstig am Blut der Einheimischen gütlich tut.
Als der Abend der Entscheidung naht, sind die Bewohner von Erin Island auf sich allein gestellt, weil ein Sturm alle Wege zum Festland abschneidet.
Es muss ein Rettungsplan her, der eines Iren würdig ist.

Kritik

Grundidee und Ausgangslage gewinnen keine Innovationspreise. Sei’s drum. Dafür sieht man dem Film bereits in den ersten Szenen an, dass hier mit viel Liebe zum Film und Filmemachen zu Werk gegangen wurde. Grabbers besticht mit schönen, aber unaufdringlichen Landschaftsaufnahmen der urigen Schauplätze in überraschend satten Bildern. Kaum eine Kameraeinstellung erweckt den Anschein von Beliebigkeit. Die Schauspieler passen in ihre Rollen und das Zusammenspiel zwischen ihnen funktioniert gut. Das Drehbuch gibt genug kleine und große Reibungspunkte, an denen die beiden sich zanken und kennenlernen können, um dann irgendwann für den großen Kampf gerüstet zu sein. Zu allem gibt es eine latent zynisch übertriebene Musikuntermalung, die das Gesamtbild abrundet. Grabbers langweilt in keiner Minute, weil man ganz fraglos mit großer Überzeugung an dem Film gearbeitet hat.
Lange gibt es von den Aliens nichts zu sehen, obwohl der Berg der Opfer stetig wächst. Gestorben wird eine ganze Weile auf typische Slasher-Manier. Der Verdammte schreit, zappelt und wird von etwas, das außerhalb des Bildes ist, zermatscht, gemampft oder verschleppt – letztendlich aber alles drei. Und wenn man ein solches Ungeheuer dann zu Gesicht bekommt, darf man positiv überrascht sein, weil es sich von üblichen Creature-Designs abhebt, ohne dabei gleich zu abgehoben zu wirken. Man hält sich einfach an die älteste Regel der Menschheit: Je mehr Tentakeln, desto toller. Ganz besonders erfreulich ist, dass gezeigt wird, wie sich Tentakeldinger eigentlich am effizientesten bewegen. So naheliegend! Und doch ist noch niemand zuvor drauf gekommen. Cudos an die geniale Person mit diesem Einfall.

Der Humor ist unaufdringlich und trocken. Über weite Strecken ist der Film genaugenommen so gemütlich wie die Mentalität des verschlafenen Nests, das nicht ahnt, was ihm schwant. Grabbers könnte sich problemlos über seine Figuren lustig machen, haben sie doch allesamt mehr als genug Fehler hierfür, vermeidet dies aber von Anfang an. Stattdessen behandelt der Film sie mit Respekt und erzählt sogar ihre Ausrutscher mit zurückhaltender Sensibilität.
Selbst das Sterben ist nicht bedrohlich sondern vielmehr – und das mag womöglich das falsche Wort sein – nett, als würden die Unglücklichen ihr eigenes Ableben auch mit einem Augenzwinkern sehen.
Mit fortlaufender Dauer nimmt der Humor etwas an Tempo auf und wird ein wenig vorlauter, bleibt aber trotzdem meilenweit entfernt von aufdringlicher Albernheit, wie man sie in vielen anderen Horror- und Sci-Fi-Komödien erdulden muss. Im Gegenteil, Grabbers legt gerne mal falsche Fährten, lässt Befürchtungen aufkommen, wie sich in wenigen Momenten ein vorhersehbarer Witz aufbauen könnte, und lässt der Szene dann an ganz anderer Stelle den Druck ab.
Abgesehen davon zollt man der provinziellen Mentalität Tribut. Dabei zuzusehen, wie unprofessionell und sorglos mit den brandgefährlichen und außerirdischen Proben umgegangen wird, ringt mehr als nur einmal ein Schmunzeln ab und trotz ihrer abgeschiedenen Lage sind die Bewohner eigentlich allesamt sehr ausgeglichen und zufrieden mit ihrem Leben.
Eigentlich können nur zwei Sachen die Schaufreude ein wenig und auch nur kurzzeitig drosseln: Die Erkenntnis, dass auf einer so großen europäischen Insel keine 50 Leute zu wohnen scheinen. Und eine sich deutlich zu abnhängig an Genreklischees lehnende Hürde am Schluss, die beweist, dass alle Horrorfilm-Figuren letzten Endes doch eine ähnliche IQ-Stufe haben.
Das gesamte letzte Drittel ist dann eigentlich schon fast Finale. Und zwar eines, das sich sehen lassen kann. Evan Goldbergs und Seth Rogens kommende Apokalypsen-Party This is The End hat da eine gar nicht so niedrige Hürde zu nehmen.

Fazit

Ein durch und durch sympathisches und bodenständiges Plädoyer für Gelassenheit, das sich tarnt als Monsterfilmchen über blutsaugende, mit Tentakeln versehene Weltraumviecher.
Grabbers führt anschaulich vor, dass viele gute kleine Ideen besser sind als nur eine große und ist damit optimale Abendunterhaltung, ob alleine oder in der Gruppe.
Unbeschwert, very british und eine Ode an den Suff.

Man darf gespannt sein auf Jon Wrights dritten Film, der den vielsagenden Titel Our Robot Overlords tragen wird.

Prometheus – Dunkle Zeichen

1979: Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt. Science-Fiction und Horror finden in einmaliger Symbiose zueinander. H. R. Giger erlangte Unsterblichkeit, mehr durch Zufall wurde Ripley die erste Actionheldin der Filmgeschichte und Ridley Scott erlebte endgültig seinen Durchbruch, der es ihm erlaubte, nur drei Jahre später mit Blade Runner ein für alle Mal zur Legende des Sci-Fi-Genres zu werden.
Drei Fortsetzungen unter anderer Regie folgten, auf die vierte wird immer noch gewartet. Dann erstarrte die Hauptader des Franchises, während die namensgebende Kreatur für Scharmützel gegen den Predator und diverse Comicausflüge entliehen wurde.
Und schließlich paralysierte Ridley Scott mit der Nachricht, er werde ein Prequel drehen. Prometheus sollte kommen und die Welt schmückte sich, um ein Meisterwerk in Empfang zu nehmen.

Ein König regiert und dann stirbt er. Das ist unvermeidlich.

Story

Auf dem ganzen Erdball verstreute Höhlenmalereien bilden unabhängig voneinander eine bestimmte Planetenkonstellation ab. Die beiden Anthropologen Elizabeth Shaw und Charlie Holloway sind sich sicher, damit die Karte zur Wiege der Menschheit vor sich zu haben, die zugleich auch als Einladung gedacht ist.
Die Weyland-Corporation finanziert einen Trip in das weit entfernte System. Nach mehrjähriger Reise erreicht das Raumschiff Prometheus mit seiner schlummernden Besatzung das Ziel.
Es dauert nicht lange, da entdeckt man tatsächlich alte Architektur. Die Konstrukteure, wie sie von den Forschern genannt werden, waren tatsächlich hier, vielleicht sind sie es immer noch. Also schnell den Schlaf aus den Augen gerieben, in den Raumanzug geschlüpft und hinein in die Ruinen.
Tatsächlich findet man den uralten Leichnam eines Konstrukteurs. Als draußen ein tödlicher Sturm auszubrechen droht, die Gruppe getrennt wird, seltsame Biomasse auftaucht und auch die zwischenmenschlichen Spannungen ein kritisches Niveau erreichen, geht auf einen Schlag alles schief.

Kritik

Selbst nach Abzug aller Erwartungen, die das tonnenschwere Alien-Erbe mit sich bringt, ist Prometheus leider kein wirklich guter Film.
Ein großes Problem ist die Überraschungsarmut des ganzen Werkes. Die pompösen Trailer haben die Geschichte nicht angedeutet, sondern nahezu vollständig erzählt – und zwar deutlich besser als der Film selbst dies tut. Die gesamte erste Hälfte ist fraglos stimmungsvoll aufgebaut, vermittelt aber unentwegt das Gefühl, einem außerordentlich langen Prolog beizuwohnen. Nicht zuletzt wegen der Prequel-Natur ist von Beginn an nicht nur absolut klar, dass etwas schiefgehen wird, sondern im Grunde auch schon, in welcher Form dies zu passieren hat. Und Prometheus denkt nicht eine Sekunde daran, diesen vorgezeichneten Weg durch überraschende Abzweigungen aufzuwerten.
Hier müssten nun eigentlich die Charaktere einspringen und den Film auf anderer Ebene interessant machen. Markante Figuren waren immerhin seit jeher ein Markenzeichen der Alien-Saga. Doch hier wird auf ganzer Linie gepatzt. Charlize Theron als Wickers ist in keinem Augenblick mehr als eine engstirnige Ignorantin und bleibt trotz relativ viel Leinwandzeit eine unverständlich eindimensionale Persönlichkeit, der man nie die Kompetenz zutraut, die ihr Posten von ihr verlangt. Das Forscherpärchen wird nur wenig besser vom Drehbuch behandelt und der gesamte Rest der Crew besteht komplett aus austauschbaren Stereotypen, die im besten Fall als Stichwortgeber fungieren. Das gebündelte Schauspieltalent wird einfach so verheizt.
Es ist bezeichnend, dass die Mannschaft, die im Begriff ist, zum ersten Mal in Kontakt zu außerirdischen, vielleicht gottgleichen Wesen zu treten, mit einer Gefasstheit, die bisweilen an Teilnahmslosigkeit grenzt, ihr Abenteuer beginnt und dabei konstant unmenschlicher wirkt als der obligatorische Androide in ihren Reihen. Dieser von Michael Fassbender verkörperte David hat tatsächlich als einziger Charakter eine angemessene Plastizität verpasst bekommen – durch punktgenaues Mienenspiel und gute Dialogzeilen wird er für eine Weile zum doppelbödigen Fragezeichen in der ansonsten transparenten Schilderung. Die Ambivalenz von David rettet den Film in mancherlei Hinsicht.
Optisch ist Prometheus natürlich voll und ganz Ridley Scott. Schon die einleitenden Panoramen, die kurzzeitig geschickt der Frage ausweichen, ob die Erde oder ein anderer Planet gezeigt wird, lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, wer auf dem Regiestuhl hockte. Dies zieht sich in milderer Form auch durch den Rest des Filmes, doch immer dann, wenn die Weitläufigkeit verlassen und das Geschehen in Innenräume verlagert wird, kommt der Inszenierung die Souveränität ein wenig abhanden. Über die Effekte lässt sich kaum ein schlechtes Wort verlieren – menschliche Technologie der Zukunft, Mysterien der Konstrukteure und Alien-Glibber sehen tadellos aus. Gewürzt wird die fade Geschichte mit ein paar deftigen Schockeffekten, die es durchaus in sich haben und in einem Fall die Grenze des guten Geschmacks für so manchen Zuschauer überdeutlich hinter sich lassen dürften.
Der 3D-Effekt funktioniert in einigen Szenen gut, ist in den meisten vollkommen überflüssig und wirkt manchmal richtig störend und willkürlich eingesetzt.
Während die erste Halbzeit nur aus hübschem Vorgeplänkel besteht, bietet die zweite nur Action. Die Möglichkeit, das „nur“ aus beiden Teilen zu streichen und etwas Großes aus der Grundidee zu machen, bleibt über die volle Laufzeit ungenutzt.

Fazit

„Sind wir das Produkt von Außerirdischen?“ ist eine vielversprechende Prämisse, die Prometheus als Aufhänger nutzt und kaum weiterverfolgt. Der fast schon freche Verweis auf einen zweiten Teil, der vom Studio mittlerweile bestätigt wurde, lässt hoffen, dass es irgendwann interessanter wird.
Die lang erwartet Vorgeschichte zu Alien klärt zwar über die Herkunft des legendären Space Jockeys auf, hinterlässt ansonsten aber einen enttäuschenden Eindruck und erinnert daran, dass Ridley Scotts letzte bemerkenswerte Arbeit schon wieder einige Jahre zurückliegt.

Ein kleiner Sicherheitshinweis: Während die Kritik versucht, Spoiler zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Kommentare erst in Kenntnis des Filmes zu lesen.