Alien: Covenant


Am Ende der Produktion von Prometheus, wohl irgendwie auch am Anfang der Marketingkampagne, hieß es, der Film stünde in keiner direkten Verbindung zu Alien – eine Fährte, die falscher nicht hätte sein können. Vor dem Erscheinen von Alien: Covenant versprach ein Stimmenheer einhellig, der Film stünde nicht nur im direkten Bezug zu Alien, sondern verfüge auch über die schauerliche Stimmung, den Geist des Originals. Und wieder war die Fährte falsch.

They’ve made a few upgrades since your time.

Story

Knapp ein Jahrzehnt nach dem Verschwinden der Prometheus befindet sich das USCSS Covenant auf einer Besiedelungsmission, der Androide Walter wartet das Schiff und überwacht die Geschehnisse, während sich die Crew in einem mehrjährigen Kälteschlaf befindet, der just unterbrochen wird, als eine unvorhergesehene Neutrinoexplosion das Schiff in Mitleidenschaft zieht und unter anderem dem Captain Jake Branson das Leben kostet.
Kurz nach den Ereignissen wird ein seltsames Signal empfangen, das eindeutig von einem Menschen kommen muss – inmitten einer unbekannten Zone und offenbar von einem sich in nächster Nähe befindlichen Planeten, der allem Anschein nach habitabler ist als das ursprüngliche Ziel der Kolonialisten. Unter der Leitung des so neuen wie unsicheren Captains Christopher Oram ändert di Covenant ihren vorgeschriebenen Kurs und hält auf den Herkunftsort des Signals zu.
Dort angekommen, bestätigt sich der Verdacht auf lebensfreundliche Zustände, doch trifft die strohdumme Mannschaft auch auf ganz andere Dinge.

Kritik

Tatsächlich beginnt der Film haargenau wie der große Serienstart von 1979 – eine Crew samt Androiden im heimeligen Raumschiff mit einem Zentralcomputer namens Mother, deren Beziehungen vom Film ausgespielt werden, für deren Alltag sich Zeit gelassen wird. Das ist im Prinzip stark – wenn auch ein Nachgeschmack bleibt, da es eben auch haargenau dieselbe Routine wie in Alien ist, inklusive sich selbst feiernder Zitate. Nur dass es eben nicht so gerissen geschrieben ist, die Figuren nie so natürlich-schroff und glaubhaft sind wie damals.
Und dann, mit einem Mal, ist der Film wieder Prometheus. Nach ein paar höchst fragwürdigen Entscheidungen landet die Crew auf einem Planeten, der deprimierend uninteressant wirkt, und verhält sich so, als wären ihr die Konzepte von Wissenschaftlichkeit und gesundem Menschenverstand völlig unvertraut. Man spaziert unbescholten mit der gesamten Crew und ohne Schutzanzug über einen fremden Planeten, trampelt auf alles, was gefährlich sein könnte und hält dIE nASE wie ein neugieriges Frettchen in alles, was irgendwie so aussieht, als könnte es giftige Sporen enthalten. Alle Sachen, die irgendwie merkwürdig erscheinen, werden von den Protagonisten bestenfalls kurz registriert, aber nie hinterfragt, sondern einfach hingenommen. Überhaupt agiert man verblüffend gleichgültig gegenüber der Tatsache, dass man sich hier auf völlig fremdem Terrain bewegt. Und so geht es weiter: Eine dämliche Entscheidung jagt die nächste und jede Spannung wird vermieden, weil das Drehbuch unverständlich schlecht geschrieben ist. Die an sich zahlreich vorhandenen Möglichkeiten, in interessante Richtungen abzubiegen, ignoriert der Film konsequent – und die titelgebende Kreatur des Alien – denn an ihrer Kreatürlichkeit besteht mittlerweile kein Zweifel mehr – spielt einerseits nur eine recht untergeordnete Rolle und hat andererseits alles von ihrer höllischen Schauerlichkeit verloren, wird reduziert auf die Bedrohlichkeit eines tollwütigen Bernhardiners.
An der Form des Films gibt es selbstverständlich nicht zu viel auszusetzen – höchstens, dass die Plumpheit und Einfallsarmut auf inhaltlicher Ebene auch hier dann und wann ihre Entsprechung findet. Davon abgesehen findet der Film fraglos schöne, stimmungsvolle, manchmal auch beeindruckende Bilder und hat in der Hinterhand einen Moment, der ungeachtet der Tatsache, dass er auf der Dekonstruktion des gesamten Alien-Mythos fußt, das Potential hat, eine anhaltende Gänsehaut mitsamt beunruhigt-gerührtem Gefühl in der Magengegend zu verursachen. Auch ist es – das sei hier erwähnt, weil es allerorts als größtes Verkaufsargument gepriesen wird – freilich nett, Michael Fassbender in einer Doppelrolle zu sehen, doch hier die beste Performance in der Karriere des Mimen attestieren zu wollen, wird vor allem Fassbender selbst nicht gerecht.

Am vielleicht Ärgerlichsten ist der Umstand, dass Alien: Covenant der Saga überhaupt nichts hinzufügt, sondern inhaltlich völlig auf der Stelle tritt. Abgesehen davon, dass das Mysterium um das Alien noch etwas weiter zertrampelt wird, verweigert sich der Film stur jeder Erforschung des eigentlich Interessanten Gebietes des Planeten – der Beleuchtung der Konstrukteure. Angesichts des kurzen Blickes, den der Film in diese Richtung gestattet, ist das aber wahrscheinlich auch gar nicht so schlecht.

Fazit

Der neue Alien-Ableger von Ridley Scott ist das nicht, was alle regulären Sequels der Drittregisseure für sich beanspruchen wollen: Eine sinnvolle Ergänzung zum Alien-Universum, sondern eher ein nervöses Auf-Der-Stelle-Treten; eine Stelle, die gut aussieht und anfangs sehr in ihren Ursprung verliebt ist, unterm Strich aber bleibt primär hängen, dass der Alien: Covenant unnachvollziehbar nachlässig geschrieben und schrecklich arm an relevanten Ideen ist.

Assassination Classroom

Yûsei Matsuis Manga mit dem herrlich schrillen Titel Assassination Classroom wurde 2012 erstveröffentlicht und bekam dank zunehmendem Erfolg bereits ein Jahr später mit einem 30-minütigen Anime-Kurzfilm erweitert, eh er dann 2015 nicht nur eine ganze Anime-Serie mit bisher 44 Episoden, sondern auch zwei Filme spendiert bekam. Assassination Classroom ist der erste davon von Eiichirô Hasumi, der bisher primär mit kleineren Comicverfilmungen gewesen ist.


Story

Es sind seltsame Zeiten. Etwas hat zwecks Machtdemonstration ein riesiges Loch in den Mond gerissen und kündigt an, nach einer selbstgesetzten Frist, die gesamte Erde zu zerstören. Dieses Etwas ist ein menschgroßer gelber Oktopus mit einem smileygleichen Dauergrinsen auf dem kugelrunden Kopf. Um sich selbst eine Herausforderung zu stellen, gewährt das Wesen dem Blauen Planeten eine Chance: Ein Jahr lang wird es der neue Klassenlehrer der 3-E der Kunugigaoka-Mittelschule sein – jener Klasse, die gemeinhin als Gruppe der zum Scheitern verurteilten Außenseiter bekannt ist. Neben den normalen Fächern unterrichtet er die Jugendlichen außerdem in der Kunst des Tötens. Gelingt es ihnen, innerhalb der Frist einen Erfolgreichen Anschlag auf ihn zu verüben, bleibt die Erde verschont.
Die Überschallgeschwindigkeit, die außergewöhnlichen Reaktions- und Regenerationsfähigkeiten und nicht zuletzt die zahlreichen unbekannten Eigenschaften des wirbellosen Lehrkörpers erschweren dieses Vorhaben ebenso wie sein exzentrischer und irgendwie charismatischer Charakter.
Während das Fortbestehen der Erdenbevölkerung somit von den Fähigkeiten eines Haufens stark unterdurchschnittlicher Schüler abhängt, bleibt auch die Regierung nicht untätig und arbeitet ständig an neuen Kniffen, um die Chancen gegen das übermächtige Wesen zu vergrößern.

Kritik

Was für eine Geschichte! Und was für eine Optik. Der erfolgreiche Manga wurde mit viel Geld umgesetzt und lässt die reale Welt mit der comichaften Oktopuskreatur verschmelzen. Und das nicht ganz risikolose Experiment gelingt. Assassination Classroom ist die symbiotische Kombination von beiden Stilen mit Bravour gelungen und erschafft so eine recht individuelle Grundlage für diese nicht minder individuelle Geschichte.
Als gleichsam geglückt kann das Beisammensein der völlig überdrehten Ausgangslage mit der von den Figuren als durch und durch realen Gefahrensituation betrachtet werden. Und auch die Chemie zwischen dem alienhaften Aushilfslehrer und seinen Schülern stimmt durchweg. Eiichirô Hasumis Adaption fußt demnach auf einer starken Ausgangssituation und hat damit ob der irren Prämisse eigentlich auch schon die größte Hürde genommen.
Doch leider erschöpft sich das sehr bizarre Setting im Laufe des Filmes zusehends. Auch nach der hurtigen Einführung legt Assassination Classroom zwar erst einmal ein forsches Tempo vor, wird aber von Minute zu Minute langsamer und hat irgendwann all seine Trümpfe ausgespielt und überreizt. Natürlich wird der Oktopus sympathischer, natürlich gilt es, Eliminierungsversuche von dritten, eigenmächtig handelnden Parteien zu vereiteln oder zu überstehen – und natürlich geht es im Grunde darum, wie die 3-E zusammenwächst und -arbeitet.
Das eigentliche Mysterium und der vorgebliche Hauptkonflikt spielen in dem Film dafür nur eine sehr untergeordnete Rolle. Dass die Gefahr nie global sichtbar ist, sondern sich so gut wie alles auf das Schulgelände beschränkt, ist durchaus sympathisch. Dass die Identität des Kraken ebenso wie die Gründe für sein Handeln entweder nur sehr vage angedeutet oder aber gar nicht erst thematisiert werden, nimmt dem größten Pluspunkt des Filmes – nämlich der Absurdität der Situation und insbesondere des grinsenden Tentakellehrers – zugleich auch sukzessive seine Einschlagskraft.
Nachdem die ersten großen Ideen abgefeuert wurden, wird Assassination Classroom dann leider Stück für Stück gewöhnlicher und stellt sich schließlich als im Herzen erzkonservativer Film heraus.
Zu einem schlechten Film wird Assassination Classroom dadurch noch lange nicht. Nicht nur die wunderliche Prämisse, auch in regelmäßigen, wenn auch zu langen, Abständen eingeworfene schräge Ideen füllen den Spaß immer wieder etwas auf.

Fazit

Unterm Strich verlässt sich  Assassination Classroom zu sehr auf die Attraktivität seiner irren Ausgangssituation und bietet im weiteren Verlauf zu wenig Außergewöhnliches. Optisch beeindruckt der Film vor allem durch die gelungene Eingliederung des animierten Comickraken, inhaltlich läuft sich die Grundidee aber ein wenig müde und enttäuscht gerade auch angesichts der hohen Erwartungen an das Szenario.
Die Entscheidung, die Geschichte auf zwei Filme aufzuteilen (der zweite erscheint dieses Jahr), hat sich letztlich vielleicht nicht monetär, gewiss aber künstlerisch als eine falsche herausgestellt.

M.A.R.K. 13 – Hardware

Richard Stanley war nicht mal 25 Jahre alt, als er 1990 M.A.R.K. 13 – Hardware und drei Jahre später das staubige Horror-Road-Movie Dust Devil drehte. Danach war es, abgesehen von ein paar exzentrischen Dokumentationen über Gralsodyssen der SS, fantastische Orte und Voodoo-Erbe, ruhig um den Britten. Warum das mehr als schade ist, darum geht es in den folgenden Zeilen.
Außerdem hat der kürzlich verstorbene Motörhead-Frontmann Lemmy Kilmister einen Auftritt. Und die Stimme Iggy Pops.

It’s horrible. I love it.

Story

Verstrahlt, giftig, ganz schön angedellt und viel zu heiß ist es nach der nuklearen Katastrophe. Das Leben konzentriert sich auf bescheidene Weise in gewaltigen urbanen Zentren und aufgrund der Nahrungsmittelknappheit ordnet die Regierung eine umfassende Sterilisatio der Bevölkerung an.
Der ehemalige Soldat Moses Baxter, kurz Mo, haut mit seinem Begleiter Shades an Heiligabend einen Sammler übers Ohr und kommt so in den Besitz zweier merkwürdiger Teile eines unbekannten Roboters. Da ihm sein Stammhändler keinen angemessenen Preis dafür zahlen will, nimmt er seine Errungenschaft kurzerhand mit und schenkt sie seiner Freundin Jill, die in ihrer Stadtwohnung Skulpturen aus Schrott bastelt und dem unzuverlässigen Mo einen kühlen Empfang bereitet.
Das Beziehungsproblem wird in den daran anschließenden Stunden aber schnell davon überschattet, dass das Roboterfragment sich selbst einen neuen Körper konstruiert und aggressiv gegen alles Lebendige vorzugehen beginnt.

Kritik

Der anfänglich durch die flirrende Wüstenluft streichende Sammler wirkt mit seiner Kombination aus Mantel und Maske inmitten des rotstichtigen Bildes wir direkt vom Wave-Gothik-Treffens kommend. Auch dort gibt es beeindruckende Lumpen – und beeindruckende Lumpen ist überhaupt eine erfreulich passende Bezeichnung für dieses Sci-Fi-Kleinod namens M.A.R.K. 13 – Hardware, und das durchaus im besten Sinne.
Der Anfang ist noch unverhohlen inspiriert vom Mad-Max-Rausch. Mühe gab man sich bei der Ausgestaltung des Szenarios. Nicht nur gibt es auf den Straßen, Basaren und Wüsten-Vorposten allerhand staubiges Endzeitvolk zu bewundern, die Figuren erzählen auch mit Freuden immer wieder detailliert, wie es an anderen Orten der Welt aussieht, wie die Lebensumstände sich entwickelten und was sonst Wichtiges vorgeht. Das sorgt für eine lebendige, außerordentlich interessante Welt, die nichtg einfach nur kaputt und dysfunktional ist, sondern auch lebendig und voller Überlebenswillen. Diese Ambivalenz aus Pessimismus und Hoffnung ist der Stoff, aus dem diese ganz bestimmte Sorte Märchen gestrickt ist, zu der auch Hardware gern gehören möchte.
Recht bald wird klar, dass Mad Max keinesfalls als einziger Film Pate stehen musste, sondern das Szenario ebenso von Terminator speist, während die Ästhetische Gestaltung mit ihrer Neo-Noir-Haften chiaroscuro-Ausleuchtung und der unheilvollen Stadtarchitektur deutlich an Blade Runner angelehnt ist und der Film inszenatorisch immer mal wieder Alien-Erinnerungen wachrüttelt.

Einzigartig an Hardware ist die Genre- und Stimmungsverwirbelung Abefuckt, verrückt, augenzwinkernd, lakonisch, manchmal trashig, manchmal mit Kunstfilm-Allüren und zugleich lustig ist der Mix aus Gefühlen, der evoziert und dann seiner ganz eigenen Dynamik überlassen wird. Untermalt wird das spleenige Krisengebiet-Abenteuer mal mit Western-Gitarren, mal mit leiser Keyboard-Nostalgie und genaugenommen auch mit Musik aus so ziemlich jedem anderen Genre. Während viel über die Welt erzählt wird und auch so manches gezeigt wird, spielt sich doch ein beträchtlicher Teil der Geschichte innerhalb eines einzigen, in seiner Größe gar nicht so leicht einschätzbaren Appartements ab, das sich auf bemerkenswerte Weise im Laufe des Filmes immer weiter verwandelt. Vom persönlichen Stock hin zu einem Festplatz des Märtyrertums der Figuren, in dem jeder Zentimeter fast schon infernalisch aufgeladen ist.

Richard Stanleys Hommage an so ziemlich alles, was 1990 in Sachen Science-Fiction beeindruckend war, will sehr viel auf einmal sein, Und schafft es. Zieht man in Betracht, dass sich der Film teilweise auf ziemlich exotische Ausflüge begibt, ist das eine definitiv achtbare Leistung.
Stop-Motion-Effekte werden verfolgt von einer fast schon surrealen Szenencollage, während sich die Kamera mütterlich ums immer wiederkehrende Zentrum dreht und dabei im Vorbeigehen ein kleines feministisches Manifest abliefert.
Hardware ist schon reichlich sonderbar und scheint vor allem keine große Rücksicht darauf zu nehmen, ob dadurch ein gewisses Publikum ausgeschlossen werden könnte. Das Finale ist an Seltsamkeit kaum zu toppen, die ganze Zeit vibriert der Fokus nervös durch das Narrativ. Es gibt sowohl sexuell äußerst explizite Sprache als auch ein paar Splattermomente, die für offene Münder sorgen, und immer wieder ein epilepsiefreundliches Flackern der Beleuchtung, die die Seherfahrung manchmal an die Grenzen des Psychedelischen treiben. Aber, noch einmal: All das funktioniert, so konfus die Auflistung auch klingen mag.
Die stimmungsvolle Ausleuchtung und unübliche, teils erfreulich experimentierfreudige Kamera bauen an dieser Welt und der eigenständigen Erfahrung von ihr ebenso mit wie das hakenschlagende Drehbuch, das voller Überraschungen steckt und nicht einmal die basale Sicherheit bietet, zu wissen, wer gerade die Hauptperson ist.
Die Summe aus den zahlreichen Bausteinen ergibt einen stark unterhaltsamen Film, der seine eigene, eigenständige Message hat, der stilistisch eigenständig ist, furchtbar mutig inszeniert wurde, nie anstrengend wirkt und zugleich keinen Hehl aus seinen Vorbildern macht.
Denn zum Schluss ist Hardware nicht einfach nur die Summe seiner Zitate und Inspirationen, sondern meistert elegant den notwendigen Schritt, daraus etwas zu kompilieren, das weitaus mehr und sehr anderes ist.

Fazit

M.A.R.K. 13 – Hardware ist ein schwer zu beschreibender Film, weil ihm das Kunststück gelingt, eine riesige Menge gewaltiger Einflüsse aufzugreifen, ungeschminkt weiterzuverwenden und doch etwas durch und durch Eigenständiges zu erschaffen. Effektvoll, inszenatorisch völlig ausgelassen und von einer großen Menge Mut beseelt, bündelt der Sci-Fi-Film eine gewaltige Ideenfülle zu einem vielfältig deutbarem Kuriosum, das immer wieder kontrolliert eskaliert, hochgradig seltsam ist, aber großen Spaß bereitet und keinen Tag gealtert zu sein scheint.

2007 wurde das 15 Jahre alte Drehbuch eines angedachten Teiles verworfen und durch ein neues ersetzt. Doch bis auf ein Poster gab es von dem Sequel Hardware II: Ground Zero nichts zu sehen.

Under the Skin

Jonathan Glazer ist ein Phänomen, das wächst und wächst. 2000 kam quasi aus dem Nichts sein Regiedebut Sexy Beast – unangenehm, sonderbar, bizarr und Ben Kingsley in einer Paraderolle. Vier Jahre später folgte Birth, der einen handfesten Eklat auslöste und eine 9-Jährige Pause Glazers einläutete. Ihr Ende findet sie mit Under the Skin, ein Film, der bestätigt, was sich bereits ahnen ließ: Zwischen den langen Pausen reiften das ästhetische Bewusstsein und die handwerkliche Versiertheit des Briten ungehindert weiter und weiter.

I’m dreamng.
Yes, we are.

Story


Etwas bildet sich. Im Anschluss trägt ein maskierter Motorradfahrer einen leblosen Frauenkörper in das Innere eines Lieferwagens, das ganz und gar nicht wie das Innere eines Lieferwagens aussieht. Eine andere Frau, nackt, eignet sich die Kleidung der Frau an. Dann steigt sie in einen Wagen, fährt nach Glasgow und überredet Männer, sie nach Hause zu begleiten. Doch in dem Heim der Namenlosen erwartet die Verführten kein Sex, sondern ein spiegelglatter schwarzer See, umgeben von Nichts. Sie tauchen ein und es ist das letzte, was sie sehen.

Kritik

Schwarz, dann ein Punkt und wunde Geräusche. Eine Übergangscollage von Bilderfolgen mit hypnotischen Anleihen, meist Kreise, die zu Halbmondformen zusammengleiten. Stammeln, abgehackte Töne, die immer mehr Struktur entwickeln. Wir sehen ein Auge, es blickt zurück. Dann ein kalter, klarer Strom, der einen Berg hinabrauscht. Ist Under the Skind angenehm, optimistisch? Ist Under the Skin beunruhigend, furchteinflößend? Ja. Ja zu beidem. Vor allem aber ist Jonathan Glazers Werk ein psychedelischer Reigen ungenormter, aber streng durchdachter Bilder. Aufgesetzt oder unerträglich verkünstelt wirkt das Geschehen trotzdem nie. Das Gegenteil ist der Fall – viele Aufnahmen fanden mit versteckter Kamera statt, manche Gespräche sind improvisiert. Dieser naturalistische Anstrich stellt ein passendes Gegengewicht zum durchkomponierten Montagemeisterwerk dar, das der Film formal ist. So fühlt er sich nie kühl und künstlich an, sondern wabert stattdessen in der Mitte vieler Extreme, die er allesamt simultan beinhaltet.
Das klingt anstrengend, tatsächlich ist es das aber nicht. Dafür ist es zu sehr aus einem Guss, stilistisch viel zu sehr fesselnd, als Gesamterfahrung zu faszinierend, um durch die strenge Verschwiegenheit abzustoßen, die Under the Skin an den Tag legt. Denn erzählt wird hier nur indirekt, was wieder einmal vor Augen führt, wie sehr klassisches Kino darauf geeicht ist, alles ausführlich und direkt zu erzählen, anstatt darauf zu vertrauen, dass ein Zeigen und Andeuten ebenso funktionell sein kann. Gerade deswegen kann man Under the Skin natürlich anstrengend finden, das zu entscheiden liegt wie immer in letzter Instanz bei jedem Zuschauer selbst. Unorthodox ist der Science-Fiction-Film auf jeden Fall.
Die Idee, das Alien als erstes direkt in ein Shopingcenter zu schicken, welches nicht minder fremdartig wirkt als die bisherigen Schauplätze, lässt der Ahnung Raum, dass wir der Protagonistin nicht nur zuschauen, sondern die Welt durch ihre Augen wahrnehmen. Ein entlarvender Blick, (unabhängig davon, dass Filme über Frauen, die ihre Verführungskünste gegen Männer einsetzen grundsätzlich entlarvend sind) vermittelt durch eine Kamera, der man vielleicht nicht immer trauen kann, deren Bilder kühl, aber schön sind. Das völlig unverständliche Englisch mit dem kruden schottischen Dialekt trägt sein Übriges zum Eindruck völliger Fremde bei. Nicht nur die Geschichte wird indirekt vermittelt, auch unsere alltägliche Welt ist eine, die automatengleich abläuft, von Außen betrachtet aber gewiss nicht durchweg schlüssig wirkt.

Das ist das absolut Bemerkenswerte an dem Film – wie das Fremdartige dargestellt und vermittelt wird. Alles ist mysteriös, auf eine bescheidene, unaufdringliche und doch unleugbare Weise, die das Zentrum des Filmes darstellt, fremd. Und als Fremde erst einmal potenziell alles zwischen hinreißend und furchtbar. Scarlett Johanssons (Lucy, Her) undurchschaubare Figur ist ein stahlharter, eisdünner Stachel im alltäglichen Trott Glasgows. Was ihre direkten Beweggründe sind, das bleibt vorerst unerklärt und ist nur anhand von Andeutungen schätzbar.

Zu sehen ist eine Welt, in der die Männer einsam und die meisten Menschen unerträglich sind, Straßen ausnahmslos ins Verderben führen und die Welt ein grauer Fehler ist. Raumsemantisch ist Under the Skin, nebenbei gesagt, ein ergiebiges Untersuchungsobjekt. Welche Orte Sicherheit versprechen, welche sie versagen, was sich vor und was sich hinter Türen befindet, das sind Fragen, die sich gewinnbringend an den Film richten lassen. Hinzu kommen die zahlreichen Momente im Innenraum eines Autos, das Verhältnis von Stadt und Land. Betrachtet man, nach welchen Regeln diese Orte funktionieren, wird die Entwicklung der Hauptfigur nachvollziehbarer und tragischer.

Als Gegengewicht zur versteckten Kamera ist Under the Skind kreativ geschnitten und ein bösartiges Spiel mit starken Licht- und Schattenkontrasten hält Händchen mit der durchkomponierten Szenenausleuchtung. Dazu liegt fast ständige Musikuntermalung auf den Bildern, die sich immer am Rand zur Dissonanz bewegt. Setzt dies aus, ist die Stille so auffällig, dass man als Zuschauer kurzzeitig leiser und langsamer atmet, bevor er registriert, dass er bereits stärker vom Sog des Filmes erfasst wurde, als er es gewahr haben wollte. Es dauert, bis die Struktur der Musik deutlich wird und analog verhält es sich mit der Geschichte. Aber es macht Spaß, diesem Prozess beizuwohnen, sich von Under the Skin täuschen, verwirren, bezirzen und auch etwas würgen zu lassen.

Fazt

Die außerirdische Venusfliegenfalle ist bekannt aus Species – die Kombination formal ausgeklügelter Töne und Bilder, die hinreißende Verknüpfung einander eigentlich antagonistisch gesonnener Punkte und die daraus resultierenden Bilder, mit denen Under the Skin seine Geschichte erzählt, entwickeln in ihrem Zusammenfall eine zur Gänze eigenständige Gravitation auf jeden Zuschauer, der offen ist für die viel zu ungewöhnliche Form indirekten Erzählens.

Paul – Ein Alien auf der Flucht

Paul – Ein Alien auf der Flucht (im Original kürzer und charmanter einfach nur Paul) ist zwar vom kindsköpfigen Komödien-Dou Simon Pegg und Nick Frost zusammengenäht, aber kein offizieller Teil der eigentlich inoffiziellen Blood-and-Ice-Cream-Trilogie.


What is this, nerd porn?

Story

Clive und Graeme sind Nerds aus dem Bilderbuch. Durch und durch Kind, dabei um die 40 herumschwirrend und gefangen in einer Parallelrealität, in der ein Autogramm von Anthony Daniels mehr wert ist als der Weltfrieden. Unsere Realität, könnte man sagen.
Die beiden Briten machen nach einem gelungenen Abstecher zur Comic-Con noch eine Art touristische Rundreise zu all den Plätzen, an denen UFO-Sichtungen sich häuften. Trotzdem trifft es sie nicht ganz vorbereitet, als sie plötzlich den hüfttiefen Außerirdischen namens Paul treffen, der kifft, trinkt, flucht und flieht. Letzteres tut er – wie könnte es anders sein – vor einer finsteren Regierungsbehörde namens FBI, die ihn wieder einfangen und gar nicht gut behandeln will.
Wie es sich für echte Nerds ziemt, greifen Clive und Graeme dem kleinen Kerl unter die grauen Arme, sobald sie den ersten Schock überwunden haben. Und wie es sich für ein echtes Road-Movie gehört, gabelt das Trio unterwegs noch Ruth auf, die Tochter eines fundamentalen Christen, die gerade ihre ganz eigenen Erfahrungen mit der gar nicht so christlichen Welt macht.

Kritik


Paul – Ein Alien auf der Flucht ist im Kern ein angenehmer, ungefährlicher Film, der sich gut nebenbei und zwischendurch einschieben lässt. Eine beschwingte Stimmung, harmlose Kalauer und die betuliche Chemie zwischen am animierten Grauling und seinen drei Reisebegleitern schaffen ein Seherlebnis, das man nicht unbedingt braucht, aber auch keinesfalls bereuen wird. Simon Pegg und Nick Frost liefern mit dem Drehbuch gewohnt gute Kost ab, die sich aus vielen spontan wirkenden Einfällen zusammensetzt und dabei auf leichtfüßige Weise die alte Geschichte von den beiden Verlierern erzählt, denen plötzlich, unerwartet und nicht ganz so angenehm wie erhofft, ein Lebenstraum erfüllt wird. Greg Mottola, der sich durch Filme wie Superbad und Adventureland in erster Linie als Indie-Komödien-Filmer einen Namen machte, verpackt das Ganze routiniert, aber erfreulich spritzig in einen inszenatorischen Rahmen.
Doch leider ist sich der Film nicht zu schade, hie und da ein paar zu plumpe und zotige Gags einzubauen. In die Kamera schreiende Gesichter von Autofahrern, die zu lange in die falsche Richtung geblickt und deswegen das witzige Hindernis übersehen haben, sind ebenso nervig wie die frivolen Witzeleien, die den gefährlich schmalen Grat zwischen ‚gelungen frech‘ und ‚albern platt‘ ein paar mal zu häufig überstolpern. An den Nerven zerren auch die übertrieben tölpelhaften Helfershelfer des windigen Oberagenten, aus dessen Jagd auf die Hauptpersonen sich der rote Faden der Story spinnt. In Summe ist alles im grünen Bereich, doch hätte der Film ohne Ausrutscher der Marke Holzhammer eine deutlich bessere Figur abgegeben. So aber erweckt er den Eindruck, sich immer mal wieder zwischen die Stühle zu setzen, wenn er bemüht ist, sämtliche Humor-Lager zu bedienen und dabei keines richtig zufriedenstellt.

Gelungen sind dafür sehr nette Anspielungen auf die Nerdkultur, Augenzwinkerei in Richtung Alien-Mythen und ein paar mehr oder wenige filigrane Bezüge zu einschlägigen Filmen und Serien. Insbesondere Star Wars-Fans bekommen eine reiche Palette an liebevollen Zitaten geliefert, die von adaptierten Dialogen bis hin zu aufgegriffener Kameraarbeit reicht.
Wirklich schön geschrieben ist die Figur des Paul, der mit seiner dominierenden Lässigkeit nie nervt, dessen Anzüglichkeit immer angemessen dreist wirkt und der an den richtigen Stellen notwendige Zerbrechlichkeit durchschimmern lässt. So mausert sich der hübsch animierte Knirps schnell zur Figur, der man das herzliche Kumpel-Dasein sofort abnimmt.
Bei einer Produktion, die sich selbst nicht für voll nimmt und in erster Linie nur Schabernack sein will, ist das keineswegs eine Selbstverständlichkeit.

Fazit

Wie erwartet, ist Paul – Ein Alien auf der Flucht keine komödiantische Großleistung, sondern eine Fingerübung der britischen Schelme Pegg und Frost. Dafür ist die Angelegenheit aber ein grundsolides und sehr sympathisches Road-Movie geworden, das dem Faible der Sci-Fi-Nerds mit großen Zitatereichtum gebührend Rechnung trägt, in Sachen Humor letztlich aber eine zu große Bandbreite abdecken möchte, was nicht immer gelingt.

Starman

Starman ist für sich nichts Besonderes und doch in mancherlei Hinsicht außergewöhnlich. Die familientaugliche Sci-Fi-Romanze wurde von dem Guru des Horros John Carpenter gedreht, von Michael Douglas produziert und führte den wundervollen Jeff Bridges nur 2 Jahre nach Disneys Tron wieder zurück ins Science-Fiction-Reich. Fast 30 Jahre später mutet es immer noch leicht unwirklich an, dass Genre-Rowdy (man tue sich den Gefallen und spreche dieses Wort mehrmals schnell hintereinander aus) Carpenter einen Film drehte, der um Längen weichgespülter und puderzuckriger ist, als zuvor genannter Disney-Klassiker.

Weird you want, weird you get.

Story

Die Voyager-Raumsonde zieht ihre Bahnen durchs All. Auf ihr gespeichert sind vergnügt lachende Kinderstimmen und offenherzige Grußworte von wichtigen Persönlichkeiten wie etwa Kurt Waldheim; eine wohlwollende Einladungen an fremde Spezies, dem Planeten Erde doch mal einen Besuch abzustatten.
Und tatsächlich, die Nachricht bleibt nicht ungehört. Ein schimmerndes Kügelchen mit Bewusstsein und recht verzerrter Wahrnehmung purzelt auf die Erde und direkt in das Wohnzimmer von der verwitweten Jenny Hayden. Während sie schläft, schaut das Alien-Ding Videos von Jenny und ihrem noch lebendigen Gatten Scott aus besseren Tagen, stöbert in Fotoalben und klont den Verblichenen schließlich mittels einer zur Erinnerung eingeklebten Haarsträhne.
Unbeholfen steht er nun da, der extraterrestrische Besucher. Und als die Besitzerin des Hauses von seinem Lärm geweckt wird, ist sie wenig begeistert, einen Außerirdischen in Gestalt ihres toten Mannes im Wohnzimmer zu finden. Doch das Ding hat ein Ziel und außerdem nur wenig Zeit, es zu erreichen. Ehe Jenny sich versieht, hockt sie gegen ihren Willen am Steuer ihres Autos und kutschiert das fremde Wesen quer durchs Land, um nach anfänglichem Misstrauen festzustellen, dass es gar kein so übler Kerl ist.
Zeitgleich kriegt auch die Regierung Wind von dem außergewöhnlichen Besucher. Und wie die Regierung nun einmal so ist, bläst sie sofort zur Jagd.

Kritik

Eines vorweg: Bridges erhielt eine Oscar Nominierung. Ob gerechtfertigt oder nicht, ist doch eines klar: Seine Performance ist toll und mach den Film zu einer One-Man-Show, die sich einzig wegen ihrem Hauptdarsteller lohnt. Nachdem die Transformation zum Erdenmann, wie wirklich nur Carpenter sie inszenieren kann, vollzogen ist, tappst die Scott-Imitation umher und fängt an, die Welt und Reisegefährtin Jenny zu beschnüffeln. Der sich ungelenk bewegende, robotisch wirkende Bridges erinnert dabei nicht selten von einen staksigen Vogel. Dabei nimmt seine Darstellung sogar relativ deutlich Arnis Terminator vorweg, in Sachen Schauspiel und in Sachen Komik. Einige Parallelen zu Terminator 2 sind ebenfalls mehr als augenfällig.
Auch sonst hat der Außerirdische hat einiges auf dem Kasten und kann zum Beispiel alle möglichen Dinge explodieren lassen.
So ist am Anfang auch noch alles gut und scheint noch besser zu werden, als das Drehbuch sich entschließt, das außergewöhnliche Paar in einen Wagen zu quetschen und durchs Land zu schicken. Schließlich wissen, wir, dass alles besser wird, wenn man nur ein Road Movie draus macht. Hier stimmen auch noch die Dialoge zwischen den beiden, währen die sich parallel entwickelnde Nebenhandlung, um den idealistischen Forscher Mark Shermin, der – anders als das rabiate Militär – auf Kommunikation mit der fremden Lebensform aus ist, schon recht holprig wirkt.
Relativ schnell hat sich dann jedoch die Spannung zwischen Jenny und Alien-Scott gelegt und an dieser noch recht frühen Stelle macht sich überdeutlich bemerkbar, dass dem Film einfach der Zündstoff fehlt. Zwar befindet man sich weiter auf der Flucht und hält weiter auf Scotts Treffpunkt zu, doch passiert dabei fast gar nichts und auch die wenigen Stationen auf der Reise sind nicht nennenswer. Die Notwendigkeit, das Ziel in kurzer Zeit zu erreichen, wird zwar genannt, spürbar ist sie aber in keiner Minute.
Je menschlicher Scott wird, desto uninteressanter wird er auch, bis dann schlussendlich selbst die anfänglich noch sympathischen Tölpeleien nicht nur deutlich seltener, sondern auch deutlich vorhersehbarer werden.  Das ist umso bedauerlicher, weil der Film immer dann am einnehmendsten ist, wenn er das Außerirdische zum Vorschein kommen lässt. Besonders visuell überzeugt Starman, immer dann, wenn Scott ein wenig Alien-Budenzauber vorführt. Das, was dann zu sehen ist, ist auch heutzutage noch spannend, fantasievoll und mitreißend gestaltet. Und wie viele Special Effects können schon von sich behaupten, spannend zu sein?
Leider haben diese gelungenen Bilder nur an Anfang und Ende ihren Auftritt.
Ansonsten wird vieles vom typischen, abgespaceten Carpenter-Syntheziserteppich gepolstert und mit fortschreitender Handlung ist es natürlich unvermeidbar, dass Jenny und Scott sich näherkommen. Dies passiert aber so erzwungen und ideenlos, dass selbst Bridges Schauspielkünste nichts mehr retten können. Auch sonst verliert der Film nach und nach die anfängliche Eleganz und wird leerer und austauschbarer.
Wenn Carpenter dann seine Hauptfigur nutzt, um dem  Zuschauer einen Spiegel vorzuhalten, indem er menschliches Fehlverhalten an den Pranger stellt, geschieht das so platt, dass man sich fast schon verschaukelt fühlt.

Fazit

Der Sci-Fi-Film Fängt stark an, leidet später aber an einem großen Mangel an Ideen und wirklich griffigen Ereignissen. Starman ist immer nett, häufig aber zu beliebig und ohne richtigen Kompass. Der Trip verläuft zu reibungs- und gefahrenlos und die Chancen, aus der netten Sci-Fi-Romanze ein erinnerungswürdiges Roadmovie zu machen, bleiben letztlich ungenutzt.
Mehr elegante Verwicklungen und weniger 80er-Hollywood-Schmalz, der gewaltsam ins Herz dringen will, hätten dem Film gut getan. Trotzdem lohnt sich ein Blick allein schon wegen der fantastischen Effekte und dem liebenswerten Schauspiel Jeff Bridges‘.

Auf den Geschehnissen des Filmes basierend startete 1986 die gleichnamige Serie, welche bei uns unter dem Titel Der Mann vom anderen Stern lief und ebenfalls Michael Douglas als Produzenten gewinnen konnte. Sie erzählt davon, wie der Protagonist auf die Erde zurückkommt, um sich natürlich in anderem Körper mit seinem Sohn auf die Suche nach Jenny zu machen. Ein Jahr lang verlief sie nach dem üblichen 80er-Schema, das die Hauptperson durch die Gegend schickt, damit sie Leuten in Not hilft. Nach 22 Folgen endete die Geschichte mit einem Cliffhanger.

Prometheus – Dunkle Zeichen

1979: Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt. Science-Fiction und Horror finden in einmaliger Symbiose zueinander. H. R. Giger erlangte Unsterblichkeit, mehr durch Zufall wurde Ripley die erste Actionheldin der Filmgeschichte und Ridley Scott erlebte endgültig seinen Durchbruch, der es ihm erlaubte, nur drei Jahre später mit Blade Runner ein für alle Mal zur Legende des Sci-Fi-Genres zu werden.
Drei Fortsetzungen unter anderer Regie folgten, auf die vierte wird immer noch gewartet. Dann erstarrte die Hauptader des Franchises, während die namensgebende Kreatur für Scharmützel gegen den Predator und diverse Comicausflüge entliehen wurde.
Und schließlich paralysierte Ridley Scott mit der Nachricht, er werde ein Prequel drehen. Prometheus sollte kommen und die Welt schmückte sich, um ein Meisterwerk in Empfang zu nehmen.

Ein König regiert und dann stirbt er. Das ist unvermeidlich.

Story

Auf dem ganzen Erdball verstreute Höhlenmalereien bilden unabhängig voneinander eine bestimmte Planetenkonstellation ab. Die beiden Anthropologen Elizabeth Shaw und Charlie Holloway sind sich sicher, damit die Karte zur Wiege der Menschheit vor sich zu haben, die zugleich auch als Einladung gedacht ist.
Die Weyland-Corporation finanziert einen Trip in das weit entfernte System. Nach mehrjähriger Reise erreicht das Raumschiff Prometheus mit seiner schlummernden Besatzung das Ziel.
Es dauert nicht lange, da entdeckt man tatsächlich alte Architektur. Die Konstrukteure, wie sie von den Forschern genannt werden, waren tatsächlich hier, vielleicht sind sie es immer noch. Also schnell den Schlaf aus den Augen gerieben, in den Raumanzug geschlüpft und hinein in die Ruinen.
Tatsächlich findet man den uralten Leichnam eines Konstrukteurs. Als draußen ein tödlicher Sturm auszubrechen droht, die Gruppe getrennt wird, seltsame Biomasse auftaucht und auch die zwischenmenschlichen Spannungen ein kritisches Niveau erreichen, geht auf einen Schlag alles schief.

Kritik

Selbst nach Abzug aller Erwartungen, die das tonnenschwere Alien-Erbe mit sich bringt, ist Prometheus leider kein wirklich guter Film.
Ein großes Problem ist die Überraschungsarmut des ganzen Werkes. Die pompösen Trailer haben die Geschichte nicht angedeutet, sondern nahezu vollständig erzählt – und zwar deutlich besser als der Film selbst dies tut. Die gesamte erste Hälfte ist fraglos stimmungsvoll aufgebaut, vermittelt aber unentwegt das Gefühl, einem außerordentlich langen Prolog beizuwohnen. Nicht zuletzt wegen der Prequel-Natur ist von Beginn an nicht nur absolut klar, dass etwas schiefgehen wird, sondern im Grunde auch schon, in welcher Form dies zu passieren hat. Und Prometheus denkt nicht eine Sekunde daran, diesen vorgezeichneten Weg durch überraschende Abzweigungen aufzuwerten.
Hier müssten nun eigentlich die Charaktere einspringen und den Film auf anderer Ebene interessant machen. Markante Figuren waren immerhin seit jeher ein Markenzeichen der Alien-Saga. Doch hier wird auf ganzer Linie gepatzt. Charlize Theron als Wickers ist in keinem Augenblick mehr als eine engstirnige Ignorantin und bleibt trotz relativ viel Leinwandzeit eine unverständlich eindimensionale Persönlichkeit, der man nie die Kompetenz zutraut, die ihr Posten von ihr verlangt. Das Forscherpärchen wird nur wenig besser vom Drehbuch behandelt und der gesamte Rest der Crew besteht komplett aus austauschbaren Stereotypen, die im besten Fall als Stichwortgeber fungieren. Das gebündelte Schauspieltalent wird einfach so verheizt.
Es ist bezeichnend, dass die Mannschaft, die im Begriff ist, zum ersten Mal in Kontakt zu außerirdischen, vielleicht gottgleichen Wesen zu treten, mit einer Gefasstheit, die bisweilen an Teilnahmslosigkeit grenzt, ihr Abenteuer beginnt und dabei konstant unmenschlicher wirkt als der obligatorische Androide in ihren Reihen. Dieser von Michael Fassbender verkörperte David hat tatsächlich als einziger Charakter eine angemessene Plastizität verpasst bekommen – durch punktgenaues Mienenspiel und gute Dialogzeilen wird er für eine Weile zum doppelbödigen Fragezeichen in der ansonsten transparenten Schilderung. Die Ambivalenz von David rettet den Film in mancherlei Hinsicht.
Optisch ist Prometheus natürlich voll und ganz Ridley Scott. Schon die einleitenden Panoramen, die kurzzeitig geschickt der Frage ausweichen, ob die Erde oder ein anderer Planet gezeigt wird, lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, wer auf dem Regiestuhl hockte. Dies zieht sich in milderer Form auch durch den Rest des Filmes, doch immer dann, wenn die Weitläufigkeit verlassen und das Geschehen in Innenräume verlagert wird, kommt der Inszenierung die Souveränität ein wenig abhanden. Über die Effekte lässt sich kaum ein schlechtes Wort verlieren – menschliche Technologie der Zukunft, Mysterien der Konstrukteure und Alien-Glibber sehen tadellos aus. Gewürzt wird die fade Geschichte mit ein paar deftigen Schockeffekten, die es durchaus in sich haben und in einem Fall die Grenze des guten Geschmacks für so manchen Zuschauer überdeutlich hinter sich lassen dürften.
Der 3D-Effekt funktioniert in einigen Szenen gut, ist in den meisten vollkommen überflüssig und wirkt manchmal richtig störend und willkürlich eingesetzt.
Während die erste Halbzeit nur aus hübschem Vorgeplänkel besteht, bietet die zweite nur Action. Die Möglichkeit, das „nur“ aus beiden Teilen zu streichen und etwas Großes aus der Grundidee zu machen, bleibt über die volle Laufzeit ungenutzt.

Fazit

„Sind wir das Produkt von Außerirdischen?“ ist eine vielversprechende Prämisse, die Prometheus als Aufhänger nutzt und kaum weiterverfolgt. Der fast schon freche Verweis auf einen zweiten Teil, der vom Studio mittlerweile bestätigt wurde, lässt hoffen, dass es irgendwann interessanter wird.
Die lang erwartet Vorgeschichte zu Alien klärt zwar über die Herkunft des legendären Space Jockeys auf, hinterlässt ansonsten aber einen enttäuschenden Eindruck und erinnert daran, dass Ridley Scotts letzte bemerkenswerte Arbeit schon wieder einige Jahre zurückliegt.

Ein kleiner Sicherheitshinweis: Während die Kritik versucht, Spoiler zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Kommentare erst in Kenntnis des Filmes zu lesen.