The Avengers

Die letzten Jahre waren in vielerlei Hinsicht die Jahre von Marvel. Zahlreiche Helden des Comicuniversums wurden auf die große Leinwand übersetzt und die meisten Adaptionen erwiesen sich als kurzweiliges Späßchen. Spätestens seit dem ersten Iron Man ist außerdem klar, dass Marvel auf etwas Großes zusteuert. Die wichtigsten Helden sollen zusammengeführt werden und als The Avengers einen eigenen Ensemble-Film bekommen.
Und der stets nur stiefmütterlich behandelte Joss Whedon darf als Regisseur und Drehbuchschreiber das Ruder übernehmen.

Story

Der Tesserakt, ein Würfel in babyblau, der in Thor und Captain America schon kleine Auftritte hatte, befindet sich im Besitz von S.H.I.E.L.D., jedenfalls zu Beginn. Loki, der nach seiner Pleite in Thor nichts von seinen Weltherrschaftsambitionen eingebüßt hat, teleportiert sich flugs in das streng geheime Labor, bemächtigt sich des kosmischen Artefakts und macht die S.H.I.E.L.D.-Basis samt Umland dem Erdboden gleich. Nick Fury, der nur knapp mit dem Leben davonkommt, trommelt nun die Helden zusammen, deren Vereinigung von Marvel in fünf Einzelfilmen vorbereitet wurde. Erwartungsgemäß sind diese sich anfänglich nicht grün, raufen sich angesichts des übermächtigen Feindes jedoch zusammen. Loki ist nämlich nicht alleine, sondern hat eine gewaltige Armee im Rücken, die er dank Tesserakt und einem weiteren Schurken des Marvel-Universums Richtung Erde aussendet. Punkt. Aus. Ende.
Würfel weg, die Rächer hinterher – das ist der Plot, der The Avengers über 142 Minuten trägt.

Kritik

Trotz vermeintlich mauer Story triumphiert das Herzensprojekt von Marvel Studios auf sämtlichen Ebenen. Die letzten Jahre der Kinowelt waren sicher von erwartungsvoller Vorfreude, aber auch von Zweifeln geprägt. Wie in Gottes Namen soll ein Film funktionieren, in dem vier Charakterköpfe von solchem Format aufeinandertreffen, ohne dass man sich permanent gegenseitig die Show stiehlt? Wo soll Platz für Story, Entwicklungen und Überraschungen sein, wenn man die übermenschlichen Querköpfe erst finden, dann überzeugen, dann zusammenbringen und ihnen schließlich auch noch genügend Raum lassen muss für die unausweichlichen Kabbeleien und Gruppenkonflikte?
Whedon hat das einzig Richtige getan, als er Zak Penns Entwurf 2007 in Drehbuchform brachte. The Avengers konnte nicht dieselbe Struktur wie ein ordinärer Superheldenfilm haben, er muss nach anderen Regeln funktionieren.

Wenig überraschend also, dass der Tesserakt kaum mehr als ein MacGuffin ist. Als potentielle Quelle endloser Energie, interdimensionaler Portalöffner und Objekt finsterer Begierden taugt der Würfel in erster Linie dazu, Nick Fury endlich einen handfesten Grund zu liefern, die Avengers-Initiative aus der Taufe zu haben.
So unwesentlich wie die ausschlaggebende Schulhofrauferei in Der Gott des Gemetzels für diesen ist, so wenig trägt die Jagd auf den Tesserakt zum Gelingen von The Avengers bei. Beiden Filmen, so verschieden sie auf den ersten Blick auch sein mögen, dient die Story nur als Initialzündung für einen großen Gruppenkonflikt, der im Verlauf immer mehr Energie anstaut, um diese am Ende mit großem Radau freizusetzen.
Sobald die Helden erstmals einen Raum teilen, offenbart sich das Kernelement des Filmes. Die Exzentrik aller Mitglieder des ungleichen Grüppchens ist Auslöser diverser kleiner wie großer Konflikte, die meist mit pointierten Dialogen anfangen und mit ideenreichen Handgreiflichkeiten entschieden werden. Dabei strotz das Drehbuch vor zynischen One-Linern und ein bissiger Schlagabtausch folgt dem anderen. Die Hauptfiguren foppen und necken einander, dass es eine helle Freude ist. Jede Absonderlichkeit, jede Schwäche wird unter Garantie das Ziel einer schnippischen Provokation. Damit verhalten sich die Weltenretter zwar häufig wie ein paar zänkische Kinder und nicht wie die letzte Hoffnung der Menschheit, aber gerade dies macht ja den Reiz aus.
Bemerkenswert ist dabei, dass es Whedon nicht nur gelingt, jedem der vier Haupthelden nahezu gleichviel Raum zu bieten, sondern dass er es zudem auch noch meistert, die wichtigen Figuren hinter Nick Fury – namentlich Hawkeye, Black Widdow und Phil Coulson – denen bisher immer nur ein paar Auftritte am Rande zugekommen sind, mit beinahe ebenso viel Aufmerksamkeit zu beschenken. Die vormals eher gesichtslosen Sidekicks des einäugigen S.H.I.E.L.D-Agenten erfahren so eine erstaunliche Aufwertung und wachsen dem Zuschauer fast ebenso rasch ans Herz wie die Heroen aus Reihe eins.
Wirklich jeder erhält seine notwendigen Charaktermomente. Captain America, dessen Kinoauftritt 2011 eher bescheiden ausfiel, funktioniert in der Gruppe viel problemloser als in der Rolle des patriotischen Einzelkämpfers. Auch der Hulk fügt sich so homogen in das Geschehen ein, dass man die beiden gescheiterten Versuche, dem Wutmonster ein eigenes Franchise zu spendieren, binnen Sekunden vergessen hat. Zu verdanken ist dies Mark Ruffalo, der dem Hulk nicht nur glaubhaft seine Gesichtszüge leiht, sondern auch in menschlicher Form als getriebener Wissenschaftler überzeugt, die Tragik, die die Figur in sich trägt, brillant rüberbringt und damit seine Vorgänger Eric Bana und Edward Norton mehr als würdig beerbt.

Trotzdem lässt sich nicht verleugnen, dass Iron Man der eigentliche Star des Filmes ist. Aus dem Munde des narzisstischen Playboys kommen nicht nur die markigsten Spitzfindigkeiten, der Eisenmann ist zudem auch derjenige, der die Story in fast allen Punkten vorantreibt, während seine Mitstreiter manchmal ein wenig wie bessere Handlanger daherkommen.
Doch dieses Merkmal als Manko zu anzurechnen, wäre ein wenig zu streng, passt das Verhalten doch bestens zur Figur des Iron Man und  fügt es sich zudem reibungslos in den Verlauf der Story ein. Außerdem ist es ausgerechnet Hulk, auf dessen Konto die Lacher gehen, die nach dem Kinobesuch am hartnäckigsten in Erinnerung bleiben.
Die einzig wirkliche Kritik kann daher auch nur an Streithahn Loki geübt werden. Schon in Thor waren seine Ambitionen nur auf blanken, niederen Neid zurückzuführen, weswegen die Figur trotz ihres Potenzials wenig mehr war als ein missgünstiger kleiner Bruder, der in kindlicher Rage versucht, seinen verletzten Stolz zu flicken. Seither hat sich daran wenig geändert. Immer noch wirkt Loki mehr eingeschnappt denn wirklich boshaft und bedrohlich. Im Alleinkampf gegen den Donnergott mag dieses Hauptattribut seinen Zweck erfüllt haben, wenn sich jedoch die Helden aus verschiedenen Zeiten und Welten vereinen und ihre Macht damit potenzieren, wirkt der störrische wie kurzsichtige Neidhammel mit seiner aufbrausenden Art doch ein klein wenig unwürdig. Nur die Andeutung, dass im Hintergrund eine ganz andere, weit beunruhigendere Macht die Fäden zieht, verhindert, dass dieses Ungleichgewicht zu stark ins Auge sticht.
Doch auch diese Schwäche verkommt zur Nichtigkeit, geht unter in dem Spaß, den dieser Film bereitet. The Avengers birgt derart viele Unterhaltungswerte, dass man sich kaum dagegen wehren kann, einfach mitgerissen zu werden.

Wirklich trüben kann den Genuss höchstens die oktroyierte 3D-Fassung, die man schwerlich umgehen kann, wenn man den Film dieser Tage im Kino genießen möchte. Dass der Effekt selbst vernachlässigbar ausfällt, ist so absehbar gewesen wie verkraftbar. Die Tatsache, dass das das Bild durch die Brille so dunkel wird, dass man ununterbrochen das Gefühl hat, man würde einen normalen Film durch eine Sonnenbrille betrachten, schmälert die Qualität hingegen merklich. Die ganze Präsentation büßt einen beachtlichen Teil ihrer optischen Attraktivität ein, was insbesondere dann auffällt, wenn man sich kurzzeitig entschließt, die Brille abzusetzen und bestürzt wahrnimmt, wie der Film eigentlich aussehen sollte.

Fazit

Das gewagte Projekt ist rundum gelungen; nicht trotz, sondern wegen der Vernachlässigung von Story und Prolog. Der Fokus liegt eindeutig auf den Figuren und den Wechselwirkungen zwischen ihnen. Eigentlicher Held des Filmes ist die hervorragende Gruppendynamik, in die letztlich mehr Feinarbeit geflossen sein dürfte als in die Geschichte von beinahe jedem anderen Blockbuster vergangener Jahre. Den Vorwurf, es handele sich lediglich um effektreiches Eventkino, das mit dem Schaulaufen etlicher Stars lockt, muss sich der Film folglich auch nicht gefallen lassen.
Dass sich eine Sichtung nur dann vollständig auszahlt, wenn man Kenntnis der vorangegangenen Einzelfilme besitzt, bedarf vermutlich keiner Erwähnung – ohne das Wissen um die vielen Eigenheiten der einzelnen Charaktere zündet nur die Hälfte der Witze und erschließt sich nur die Hälfte der Beweggründe, die die vielen Figuren auf ihre jeweilige Art agieren lassen.
The Avengers ist wie eine enorme Torte, die mit viel Liebe zu Detail geschaffen wurde, fantastisch aussieht und am Ende explodiert. Hat man sie zur Gänze verschlungen, hat man höchstwahrscheinlich Diabetes, ist aber so satt und glücklich, wie schon lange nicht mehr.

Eine latente Sorge entsteht hingegen, wenn man an die unvermeidliche Fortsetzung denkt. Der Rezensent jedenfalls kann sich nicht vorstellen, wie ein Nachfolger es schaffen soll, das von The Avengers gesetzte Niveau irgendwie zu erreichen, geschweige denn zu überbieten. Spätestens nach der finalen Schlacht, in der ganz Manhatten einer pompösen Zerstörungsorgie zum Opfer fällt, lässt sich die Frage nach einer möglichen Steigerung eigentlich nur mit verstörtem Schulterzucken beantworten.
Die einzig denkbare Lösung wäre, dass Joss Whedon erneut das Kommando und die Narrenfreiheit erhält, seine Vision umzusetzen. Der langjährige Außenseiter Hollywoods, der sich spätestens mit Firefly seine Sporen mehr als verdient hat, hatte endlich die längst überfällige Möglichkeit, allen auf die Nase zu binden, was in ihm steckt.
Harren wir also der Dinge, die da kommen werden, denn womöglich wird schon Iron Man 3 die Weichen legen.

Battlestar Galactica – Staffel 1

Die Neuauflage der einflussreichen Serie Battlestar Galactica aus dem Jahre 1978 beginnt mit einem Knall. Der Einstand, der 2003 zweigeteilt im amerikanischen Kabelfernsehen ausgestrahlt wurde, toppte jedwede Erwartungshaltung um Längen. Mit einem Piloten, der sämtliche Hoffnungen in den Schatten stellt, über geschlagene drei Stunden hervorragend unterhält und neben der temporeichen Handlung auch noch genug Puste besitzt, eine Vielzahl an Haupt- und Nebenfiguren einzuführen, hat die dieses Science Fiction-Epos eine Hürde genommen, an der das Gros sämtlicher Serien schon während des Anlaufs scheitert.
Und selbst, wenn all dies nicht zuträfe, bezöge der Serienstart seine Daseinsberechtigung allein aus der Tatsache, dass die Serenity aus Firefly einen kleinen Cameo spendiert bekommt.

Story

Die Menschheit lebt auf 12 Kolonien verteilt. Der Krieg mit den Zylonen, von den Menschen erschaffene humanoide Roboter, welche ein Eigenleben entwickelten und gegen ihre Schöpfer rebellierten, liegt 40 Jahre in der Vergangenheit. Doch der Frieden, der vielmehr ein ausgedehnter Waffenstillstand ist, steht auf wackeligen Beinen. Das neutrale Schiff, auf dem Vertreter beider Parteien sich regelmäßig zu Gesprächen zusammenfinden sollen, hat schon viele Jahre lang keinen zylonischen Gesandten mehr gesehen. Die Menschheit lebt zwar ohne Krieg, aber eben auch ohne die Gewissheit, dass dieser Zustand die laufende Woche noch überdauern wird.
Während man sich in trügerischer Sicherheit wiegt, sind die Zylonen nicht untätig gewesen. Waren sie einst nur metallene Zweibeiner mit roten Scanner-Augen und jeder Menge Feuerkraft, von den Menschen abfällig mit „Toaster“ tituliert, hat sich in den vergangenen 40 Dekaden eine neue Reihe gebildet. Es existieren 12 Zylonenmodelle, deren synthetische Natur nicht mehr offensichtlich ist. 12 Modelle, die ihren Schöpfern bis aufs Haar gleichen und jedes menschliche Merkmal tadellos nachahmen. Schmerz, Trauer, Gerissenheit, Dummheit und Sarkasmus; die ganze Palette menschlicher Charakteristika gehört zu ihrem Repertoire,  das es ihnen de facto erlaubt, vollständig unerkannt unter ihnen zu leben.  Und dies nicht nur bewusst, sondern auch als Schläfer, der bis zu seiner Aktivierung in der totalen Überzeugung lebt, ein Mensch zu sein – mit Freunden, Familie, Liebeskummer und natürlich zylonischem Feindbild. Der Unterschied ist im Detail zu finden: Sie sind stärker und, sofern ein Wiederauferstehungsschiff in der Nähe ist, auch noch unsterblich: Verendet der Körper, wird das Bewusstsein ins Schiff übertragen und einfach einem neuen Leib übergeben.

Und natürlich bleibt die Offensive der Toaster nicht aus. Mit einer gewaltigen Armada springen sie vor sämtliche bewohnte Planeten und bringen einen erbarmungslosen Genozid, der den Menschen aus dem Universum tilgen soll.
Die Battlestar Galactica, ein Kampfstern, der eigentlich längst ausgedient hat und mehr Museum denn Kriegsgerät ist, befindet sich zum Zeitpunkt des Angriffs ein wenig außerhalb und entscheidet sich in letzter Sekunde, einen Sprung ins Unbekannte zu wagen.
Dies ist der Beginn einer der spektakulärsten Odysseen in der modernen Seriengeschichte.

Dem Zuschauer wird gleich ein ganzer Strauß von Protagonisten anvertraut. So zum Beispiel der (anfangs noch) Captain des Schiffes, William „Bill“ Adama, ein erfahrener, väterlicher Pol der Ruhe, der nicht immer weiß, was zu tun ist, stets aber den Eindruck vermittelt, den erforderlichen Überblick und diverse Notfallpläne zu besitzen. Außerdem dessen Sohn, der disziplinierte Lee Adama, Rufname Appollo, dessen Figur nur in der ersten Folge etwas stereotyp scheint, in Wirklichkeit aber hervorragend geschrieben ist. Zudem Kathara Thrace, Rufname Starbuck, die aufmüpfige, stürmische Jägerpilotin, die fliegt und taktiert wie kein Zweiter und sich früh schon zum heimlichen Star mausert. Oder Laura Roslin, die nach einer Ad hoc-Wahl an Bord eines Transportshuttles zur Nachfolgerin des toten Präsidenten ernannt wird und fortan nicht nur an einer tödlichen Krebserkrankung leidet, sondern auch unter der Bürde ihres neuen Amtes. Oder Dr. Gaius Baltar, der unwillentlich als Triebfeder der fatalen Attacke fungierte und seitdem permanent eine zylonische Begleiterin hat, die allerdings nur er wahrnehmen kann.
Und das ist wirklich nur ein Auszug der Truppe, deren Schicksal für kommende 75 Episoden untrennbar mit dem der Battlestar Galactica verzahnt sein wird.

Kritik

Die erste Staffel widmet sich vornehmlich den Problemen, die entstehen, wenn plötzlich eine neue Gesellschaft aus den Trümmern entstehen muss und die vertrauten moralischen Maßstäbe auf währende Gültigkeit geprüft werden müssen. Wie wird regiert? Wie lassen sich die Ziele von Präsidentin und Kommandobrücke unter einen Hut bringen? Wie wird für genügend Wasser und Nahrung gesorgt? Wie wird man den Quartierproblemen Herr? Fragen, deren Relevanz erst dann in aller Deutlichkeit hervortritt, wenn die Eskalation bereits unausweichlich scheint. Irgendwie muss für die Bevölkerung Normalität entstehen, während das Wissen um die omnipräsente Bedrohung in jedem Einzelnen nistet. Zu jeder Zeit könnte ein zylonisches Geschwader direkt vor die Nase des Kampfsterns und seiner zahlreichen zivilen Begleitschiffe springen und die jämmerlichen Reste der menschlichen Spezies auf ewig ausmerzen.
Die stärksten Folgen sind jene, die sich direkt der Politik und den Problemen widmen, welchen sich das unvollkommene, absolut isolierte Gesellschaftssystem stellen muss. Es sind die kleinen Geschichten, die den Grundstein für all das legen, was später noch folgen wird. Die zylonische Bedrohung wirkt trotz ständiger Erwähnung gewollt diffus, die Angreifer sind ein gesichtsloser Schrecken, dem nichts entgegenzusetzen ist. Die Galactica treibt ziellos durch den Raum und klammert sich verzweifelt an die Hoffnung, dass irgendwo eine dreizehnte Zivilisation mit dem Namen „Erde“ existiert.
Natürlich gibt es auch Lückenfüllerfolgen, wirkliche Tiefpunkte, die ihre 45 Minuten Dauer zu einer kleinen Ewigkeit stretchen. „Der Zwölferrat“, eine der wenigen Fehlgriffe in Sachen politische Brisanz, und das so unstimmige wie unglaubwürdige Doppelfolgen-Finale „Ellen“ seien hier exemplarisch genannt. Und auch die grundsätzlich interessanten Charaktere sind nicht ausnahmslos fabelhaft geschrieben. Gaius Baltar wird so zum Beispiel als klügster noch lebender Mensch, als legendäres Genie eingeführt – ein Attribut, dem der Absprung von der reinen Behauptungsebene niemals gelingen will, da sich die Figur in wahrhaft jeder Beziehung unsagbar dämlich und tölpelhaft gibt. Zusammen mit dem doch recht gewöhnungsbedürftigen Spiel James Callis‘ birgt Baltar das Potenzial, den Zuschauer gehörig auf die Probe zu stellen. Ein Versprechen, das aber glücklicherweise erst in späteren Staffeln eingelöst werden soll.
Derlei Probleme schrumpfen jedoch sofort zu Marginalien zusammen, weil die Chemie der Serie einfach stimmt. Die an sich schon starken Figuren funktionieren in Kombination schlicht hervorragend, die sozialen Bande, die ständig im Wandel begriffen sind, sind so glaubwürdig wie speziell und sämtliche Probleme von und zwischen den Protagonisten werden somit auch für den Zuschauer greifbar. Und schließlich ist das bei diesem Format die halbe Miete.
Die Serie profitiert insbesondere von den hervorragenden Charakterzeichnungen, da weder die Besatzung noch der Zuschauer wissen, ob nicht doch einer der engsten Freunde, der treusten Vertrauten in Wirklichkeit ein Zylon ist, dessen wahres Wesen früher oder später erwacht und Katastrophen auf mehreren Ebenen und von unschätzbarem Ausmaß verursacht. Jene Problematik ist das Herz der gesamten SciFi-Serie. Und eben diese Prämisse, dass grundsätzlich niemandem vertraut werden dürfte, aber jeder Einzelne ein unersetzliches Teil des Gesamtgefüges darstellt, führt dazu, dass Battlestar Galactica weniger eine klassische Science Fiction-Serie ist, sondern eine Space Soap allererster Güte, die schlichtweg keine Aliens nötig hat.

Fazit

Zusammen mit den bemerkenswerten Effekten, dem herrlichen Spiel der Kontraste zwischen modernster Technologie und der Retro-Ausstattung der Galactica, den schick choreographierten Raumkämpfen und den überraschenden Wendungen ist Staffel eins von vier ein Serienauftakt, der kaum Wünsche offenlässt. Viele Dinge, die später primär von der Serie in Erinnerung bleiben werden, finden im ersten Viertel nur andeutungsweise Erwähnung. Doch gerade die Tatsache, dass man nach dem explosiven Piloten ein paar Gänge zurückschaltet, ohne aber je ins Belanglose abzurutschen, führt dazu, dass man der Besatzung auch in turbulenteren Serienzeiten, die unweigerlich kommen werden, gerne treu bleiben wird.

SciFiFilme.net steht

Zugegeben, noch befindet sich das ganze Projekt im stillen Aufbau, ist eine aufgeräumte Baustelle. Vieles ist noch im Kommen, anderes besteht vorerst nur übergangsweise, aber das Grundgerüst ist intakt und wartet darauf, mit Content gefüttert zu werden. Ab sofort werdet ihr auf dieser Seite Besprechungen von Filmen und Serien aus dem Bereich Science Fiction finden.
Speziell in dieser Kategorie wird es in essayistischer Form wöchentlich eine Retrospektive der wichtigsten Ankündigungen, Geschehnisse und Entwicklungen geben.

Sollten Wünsche, Anregungen, Kritik oder sonstwie geartete Mitteilungsbedürfnisse bestehen, ist der geneigte Gast selbstredend dazu angehalten, sich auf dieser Seite zu Wort zu melden. Seinem Anliegen wird unter Garantie Gehör geschenkt werden.