KW 20 – Blade Runner-Sequel, Planet der Affen: Prevolution 2, Beyond Apollo/Das Venus-Trauma, Revolution, Hulk

Gäbe es eine News der Woche, so wäre dies sicher der personelle Zuwachs zum Blade Runner-Sequel. Neben Ridley Scott auf dem Regiestuhl ist nämlich auch  Hampton Fancher, der Verfasser des damaligen Drehbuchs,  dazu gestoßen, um seine Arbeit fortzuführen.
Der Protagonist des ersten Teiles, gespielt von Harrison Ford, wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auftauchen und von einer noch namenlosen weiblichen Figur ersetzt. Ansonsten ist von der Story bislang nicht mehr bekannt, als dass sie ein paar Jahre nach Blade Runner ansetzen wird.

Eine weitere Drehbuch-News verdanken wir Planet der Affen: Prevolution 2, der nun von Scott Z. Burns verschriftlicht werden soll. Als letztes ist der Mann durch den Seuchen-Thriller Contagion aufgefallen. Er wird sich nun der vorläufigen Drehbuchfassungen annehmen, die von den Schreibern des ersten Teiles entworfen wurden.

Beyond Apollo (im Deutschen Das Venus-Trauma), die hochdekorierte Science-Fiction Novelle, die die widersprüchlichen Berichte des einzigen Überlebenden der ersten Venus-Expedition wiedergibt, soll 40 Jahre nach Erscheinen filmisch umgesetzt werden. Für Drehbuch und Regie wird sich ein gewisser Aaron Ockman verantwortlich zeigen. Zwar ist der Herr bis dato lediglich als Produzent in der Branche aufgefallen, der Name des Schauspielers Bill Pullman lässt aber zumindest aufhorchen.

Außerdem lief die Werbemaschinerie für die neuste von LOST und Cloverfield-Schöpfer J.J. Abram produzierte Serie Revolution mit nicht weniger als einem Trailer von 4:20 Minuten Dauer an. Erzählt wird von unserer Welt, nachdem die gesamte Elektrik aus mysteriösen Gründen zu funktionieren aufhörte. Neben beeindruckenden Bildern zugewucherter Städten antizipiert die ausführliche Vorschau jede Menge Standard-Drama und hübsche Menschen, sodass ein kurzer Vergleich mit der gescheiterten Serie Jericho nur schwer zu unterdrücken ist.

Und wurde vorletzte Woche erst bekanntgegeben, dass Solo-Abenteuer für den Hulk nun doch nicht mehr ganz so abwegig seien, wie man vor dem Erfolg von The Avengers noch behauptete, findet diese vage Ankündigung nun ihre Bestätigung. 2013/2014 wird eine TV-Serie die Geschichte von Dr. Bruce Banner und seinem Alter Ego erzählen. Mark Ruffalos Beteiligung ist noch nicht bestätigt, aber durchaus wahrscheinlich, da sein Vertrag neben einer gewissen Anzahl von Filmen auch die Option auf eine Serie beinhaltet.
Wirklich interessant wird die Meldung in erster Linie dadurch, dass Guillermo del Toro, der in Sachen Comic schon die beiden Filme über Hellboy erfolgreich auf die Leinwand bringen konnte, für ihre Entwicklung gewonnen werden konnte. Das letzte Mal beehrte der grüne Wüterich 1978 – 1982 die heimischen Mattscheiben im Serienformat. Die pikante Performance von Lou Ferrigno ist auch heute noch fest im Kollektivgedächtnis  verankert.

Vampire Nation

Inmitten von im Sonnenlicht glitzernden Grazien und melancholischen Aristokraten tauchten in den letzten Jahren entgegen aller Wahrscheinlichkeit immer mal wieder Vertreter der Blutsaugerzunft auf, die weniger durch romantische Veranlagungen auffielen als der moderne Spitzzahn dies zu tun pflegt. Stephenie Meyer zum Trotz gelangten achtbare Werke wie 30 Days of Night und Tomas Alfredsons So Finster die Nacht in den letzten Jahren auf die Leinwand, ernteten Erfolge und erinnerten daran, wie die eigentliche Etikette eines Vampirs auszusehen hat.

Mit Vampire Nation (im Original den ungleich besseren Titel Stake Land führend) liegt ein Genrefilm vor, dem diese Aufmerksamkeit bisher weitestgehend verwehrt geblieben ist.

Story

Ein jugendlicher Neuwaise und ein bärbeißiger Revolverheld namens Mister streifen durchs verheerte Amerika der Zukunft. Ihr Ziel ist ein sicheres Gebiet, irgendwo im fernen Osten, das nur gerüchteweise existiert. Der Weg zwischen ihnen und dem erhofften Paradies ist besetzt von furchtbar hässlichen Vampiren, einer christlich-fanatischen Sekte im Amok-Modus, ein wenig Restzivilisation, sehr viel rauer Natur und weiteren Gerüchten, deren Inhalt zeitweise auch das tapfere Duo selbst ist. Zum Glück bleibt es nicht bei diesem Zweiergespann, denn auf der langen Reise stoßen weitere wackere Überlebende und Hilfesuchende zu dem Grüppchen.
Und dieses mal größere, mal kleinere Grüppchen bewegt sich zusammen mit dem Zuschauer durch ein einzigartiges Roadmovie. In den Überbleibseln der Städte haben sich die Menschen zusammengerafft, Konflikte niedergelegt und fristen ein Dasein wie im Wilden Westen, mit all den Unannehmlichkeiten dieser romantisierten Epoche, aber auch mit den kleinen Alltagsereignissen, die jäh große Ausgelassenheit auslösen können. Zum Beispiel die Begegnung mit freundlichen Reisenden nach Zeiten langer Einsamkeit und Isolation.

Kritik

Die Welt von Vampire Nation ist glaubwürdig, doch im Gegensatz zum ebenfalls liebevoll erdachten Szenario in Daybreakers, sind all die netten Details lebendig und involviert.
Auch, wenn die einzelnen Charaktere sich auf dem Papier wie wandelnde Klischees lesen, die brav ihre markante Hauptfunktion erfüllen und sich sonst im Hintergrund halten, blüht der zusammengewürfelte Haufen auf der Leinwand mit unerwarteter Stärke auf. Protagonist ist die Gruppe, jeder ist wichtig, geschickt eingebunden und niemand wirkt überflüssig. Dass Mister und sein Schützling mehr Leinwandzeit haben als der Rest, liegt in der Natur der Sache – entbehrlich werden die Übrigen dadurch keineswegs. So wachsen Sympathien und so stockt der Atem, wenn jemand die Gemeinschaft verlässt – dies geschieht nämlich auf stets nüchterne, unaufgeregte und doch schmerzlich überraschende Weise.
Die Vampire sind nicht edel, nicht Äonen alt und auch nicht clever. Es sind wilde und fremde Tiere, die kaum koordiniert in der Gruppe agieren, dafür aber auch einzeln eine durchaus ernstzunehmende Gefahr darstellen. Viel Schimpf musste Vampire Nation erdulden, weil die Vampire sich nicht standesgemäß verhalten und im Grunde kaum bessere Zombies mit scharfen Eckzähnen sind. Davon abgesehen, dass der bereits erwähnte 30 Days of Night ähnlich animalische Vampire ins Feld führt, kommt es doch einfach nicht darauf an, ob deren Verhalten sich irgendeinem allgemeingültigen Regelwerk beugt oder nicht. Die Kreaturen müssen ihren Zweck als ernstzunehmende Bedrohung erfüllen, die den Helden überlegen, mindestens aber gewachsen sind. Und dies ist der Fall in Jim Mickles Mär vom postapokalyptischen Vampirismus.
Eine noch viel größere Gefahr stellen die erwähnten Fanatiker dar, die den Untergang der Menschheit als großes Fest begreifen, das mit Inbrunst gefeiert werden muss. Nicht nur Mister und sein Gefolge fürchten sich vor der klerikalfaschistischen Sekte, auch der Zuschauer empfindet die religiösen Eiferer als die größte aller Bedrohungen. Die irregeleitete Intelligenz wirkt weitaus bösartiger als die nur unwesentlich harmloseren, aber eben rein instinktgelenkten Attacken der Vampire.

In Anbetracht dieser nihilistischen Ausgangssituation mag es überraschen, dass die Grundstimmung des Filmes weit entfernt davon ist, düster zu sein. Ständig bricht die Sonne durch das Blätterdach, streichelt Bergrücken oder wärmt die Häuser. Der Fokus liegt nicht auf intensiven Situationen – die es zweifelsohne gibt – sondern auf der Reise, die immer wieder von der Erzählstimme des Jungen unterlegt ist. Und wie es vielen guten Roadmovies eigen ist, ist Vampire Nation auch nicht trist, karg und schlimm. Vielmehr ist er wunderschön, hoffnungsfroh und rührt das Fernweh. Und dies wiederum ist natürlich den Werkzeugen des Films anzurechnen.
Soll heißen: Man nehme die Landschaftsaufnahmen aus Into the Wild und die Musik aus 28 Days Later sowie, ja!, Firefly und plötzlich ergibt sich ein Feel Good-Horrorfilm, der so unverblümt locker und frisch daherkommt, als sei er der erste Vampirfilm der Filmgeschichte. In seinen stärksten Momenten kann es gut vorkommen, dass man sich trotz der objektiven Hoffnungslosigkeit von einer eigentümlichen Euphorie mitgerissen fühlt, wenn man erlebt, wie die Figuren einander besser kennenlernen, das Beste aus ihrer Situation machen und neuen Mut daraus schöpfen, einfach ihrem Weg zu folgen.
Angenehm ist auch, dass vieles unverkennbare Handarbeit ist. Die Masken der Vampire, die Zeichen der Zerstörung und die Kämpfe sind von CGI beinahe gänzlich unberührt und sehen nicht trotzdem, sondern deswegen wunderbar aus. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass letztere hin und wieder recht martialisch ausfallen. Vampire Nation ist beileibe kein Splatterfilm, nimmt sich in den Auseinandersetzungen aber auch nicht zwanghaft zurück.

Ankreiden könnte man theoretisch natürlich so einiges. Zum Beispiel, dass das musikalische Thema absolut überstrapaziert wird, klingt es doch gefühlt in jeder zweiten Szene von Neuem an. Dem entgegenzusetzen wäre das Totschlagargument, dass das überhaupt nichts macht – die Musik verträgt sich derart gut mit Bild und Handlung, dass man sie sich insgeheim auch in den anderen Szenen herbeiwünscht.
Das typische Charakterproblem, dass einige Figuren viel zu sehr auf wenige Grundeigenschaften reduziert sind und sich jenseits von diesen als nicht überlebensfähig erweisen, wurde bereits angesprochen, kommt hier aber schlichtweg nicht zum Tragen. Sie passen einfach in die portraitierte Welt, eine Welt, die sich weitergedreht hat. Man nimmt den Figuren ihre Beweggründe ab, weil sie aufrichtig von ihnen vorgetragen und mit Nachdruck von der Welt bestätigt werden.
Gefallen lassen muss sich der Film den Vorwurf, dass er wenigstens strukturell nur neu zusammengewürfeltes Diebesgut ist. Westernstädte in der Endzeit, bösartige Sekten, Vampire und nicht zuletzt die Konstellation vermeintlicher Stereotypen: Der stoische Krieger, das reifende Kind, die tapfere Nonne… etwas feinfühliger hätte man bei der Auswahl der Charaktere schon vorgehen können. Doch das sind Oberflächlichkeiten, die nie verhindern können, dass einem die Reisenden ans Herz wachsen, man über die Welt staunt und sich ständig fragt, was wohl hinter dem nächsten Autowrack verborgen sein könnte. So altbekannt die Zutaten auch sein mögen – ihre Kombination erfolgt hier in reiner Vorbildhaftigkeit.
Überflüssig ist nur eine einzige Sache, welche – wie so oft – am Ende zu finden ist. Die abschließende Konfrontation ist fürchterlich typisch, entsprechend unbeholfen und somit der einzige Moment, in dem der Film tatsächlich Richtung Genredurchschnitt fällt. Es handelt sich zwar nur um wenige Minuten, doch sticht diese finale Inkonsequenz so sehr aus dem ansonsten quasi makellosen Film hervor, dass es schon ein wenig schmerzt.

Fazit:

Vampire Nation aka Stake Land nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise, die trotz des Elends der Welt, trotz immerwährender Lebensgefahr in erster Linie wunderschön ist.
Hervorragende handwerkliche Arbeit, eine mutige Regie, gute Schauspieler und nicht zuletzt die ungewöhnliche Herangehensweise machen den Film zu einer wirklichen Perle, die bisher jedoch kaum jemandem ein Begriff ist. Ob die Rezeption in Deutschland anders ausgefallen wäre, wenn man den Film mit weniger unrühmlichem deutschen Titel und nicht ganz so trashigem Cover auf den Markt gebracht hätte, muss jeder für sich entscheiden.

Eine gewagte (und natürlich schwer subjektive) These zum Schluss: Vampire Nation der beste Vampirfilm seit Interview mit einem Vampir.

KW 19 – Kick-Ass 2, The Avengers, Under the Skin, About Time

Neuigkeiten von einem alten Freund: Danny DeVito führt Regie bei einem noch namenlosen Projekt mit postapokalyptischem Setting, das von einem ungleichem Trio handelt, das sich in einem verlassenen Krankenhaus verschanzt. Mit von der Partie sind u.a. William Fichtner (Prison Break, The Dark Knight Rises) und Lance Reddick (Lost).
Auch Scarlett Johansson begibt sich ins SciFi-Gerne. In ihrem aktuellen Projekt Under the Skin verkörpert sie ein Alien, das sich auf ganz ähnliche Mittel verlässt, wie einst schon Natasha Henstridge in Species.

Zeitreiseromanze About Time bekommt mit Rachel McAdams ebenfalls weiblichen Zuwachs. Sie nimmt den Platz der ursprünglich vorgesehenen Zooey Deschanel ein und gesellt sich damit zu Tom Hollander, Domhnall Gleeson, Vanessa Kirby  und dem großartigen Bill Nighy.

Der Regel „Keine News ohne Sequels“ folgend, gibt es wieder mal etwas aus der Superheldenecke zu vermelden. Kick-Ass 2: Balls tot he Wall wird von Jeff Wadlow gedreht werden. Da dieser bisher wenig mehr als The Fighters zu verantworten hatte, ist ein gesundes Maß an Skepsis nicht ganz unangebracht – nicht zuletzt deshalb, weil Kick-Ass nicht unbedingt nach einer Fortsetzung schreit, bezieht er doch einen Großteil  seines Charmes aus seiner Einzigartigkeit.

Und da die Zeit ebenfalls gebietet „Keine News ohne The Avengers“, wird diese Wochenrückschau mit der feierlichen Neuigkeit abgeschlossen, dass das Einspielergebnis von Whedons Spektakel mittlerweile die magische Milliarden-Grenze überschritten hat.

Dante 01

Die Kannibalismusgroteske Delicatessen machte die Werbefilmer Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro vor über 20 Jahren über Nacht zu Weltstars. Nach ihrem zweiten gemeinsamen Langfilm Die Stadt der verlorenen Kinder gingen die Franzosen dann weitestehend getrennte Wege. Jeunet begann mit der Arbeit an Alien – Die Wiedergeburt und brachte damit eine ganze Generation gegen sich auf. Mit seinem Nachfolgefilm Die fabelhafte Welt der Amélie erreichte er dann aber Unsterblichkeit und Mathilde – Eine große Liebe sowie Micmacs – Uns gehört Paris! bestätigten seine Führungsposition im Bereich des schrägen und doch wunderschönen Films.
Um seinen ehemaligen Kollegen Marc Caro blieb es hingegen lange Zeit sehr still. Bis er sich 2008 unerwartet mit der Science-Fiction-Parabel Dante 01 zurückmeldete.


Story

Hoch über dem Planeten Dante, irgendwo in den Weiten des Alls, schwebt die Raumstation Dante 01. Wahnsinnige Schwerverbrecher können sich freiwillig dafür melden, in diese Anstalt verlegt zu werden, um so ihrer Hinrichtung zu entgehen. Dort können sie sich in einem Netzwerk aus kahlen Räumlichkeiten frei bewegen, ihren Alltag selbstständig strukturieren und eine eigene Hierarchie aufbauen. Der hohe Preis für diese relative Freiheit ist, dass ein Team von Wissenschaftlern nach Lust und Laune Versuche mit ihnen durchführen darf.
Eines Tages betritt eine neue Wissenschaftlerin die Bildfläche und sät mit ihren moralisch fragwürdigen Prinzipien Zwietracht im Team. Auch der Alltag der Gefangenen gerät durcheinander, als sie ebenfalls einen Neuzugang verzeichnen. Es ist ein schweigsamer Namenloser, der ihre Reihen erweitert und mit seinen mysteriösen Taten alsbald schwerwiegende Veränderungen provoziert. Obwohl er oberflächlich lethargisch und lammfromm zu sein scheint, schlummert doch ein rätselhaftes Geheimnis in ihm. Das vormals schon sehr angespannte Verhältnis zwischen und in den Gruppen verschlechtert sich zusehends, während die Merkwürdigkeiten sich häufen.

Kritik

Als erstes ins Auge fällt Caros unverwechselbarer Stil. Ihm ist es zu verdanken, dass die Optik von Delicatessen einst so ästhetisch und doch gleichermaßen bedrohlich ausfiel und genau das ist auch bei Dante 01 der Fall. Die Welt der Gefangenen ist in ein schummriges Dunkelgrün getaucht, die Räumlichkeiten der Forscher präsentieren sich in kühlem Blau. Sämtlichen Bildern gemein ist eine aufsässig unruhige Kamera und viel finsterer Schatten. Dass alle Gefangenen kahlköpfig und uniformiert sind, erleichtert die Orientierung keinen Deut. Während die wenigen Außenaufnahmen der über dem kochenden Planeten Dante schwebenden Station durchaus gelungen sind, lassen sich die andauernden Kamerafahrten durch die Blutbahnen der Inhaftierten, an denen wieder mal ein neues Mittel getestet wird, nur als hässlich bezeichnen. Es sind optische Sperenzchen, so hektisch wie der Rest des Films, die zum reinen Selbstzweck verkommen und letztlich nicht mehr als eine weitere unnötige Tempovariation zum Gesamtwerk beisteuern.
Die ganze Filmhülle gibt sich sehr hip, sehr europäisch und befindet sich stets an der Grenze zum Experimentellen.
Wirft man einen Blick auf das Innere, wird einem rasch gewahr, dass all die Bemühungen, Aufmerksamkeit zu erheischen, all die Ambitionen, etwas enorm Wichtiges mitzuteilen, ausnahmslos im Sande verlaufen. Dante 01 ist vollgepumpt mit Symbolen, derer sich eines plumper und aufdringlicher gibt als das andere. Sämtliche Charaktere sind mit bedeutungsschwangeren Namen betitelt. So bewegen sich unter anderem Moloch, Lazarus, Buddha und Persephone über die Station, den unheimlichen Neuankömmling schmückt eine bedeutungsschwangere Tätowierung vom Heiligen Georg und die titelgebende Station hat die Gestalt eines gigantischen Kreuzes.
All dieser Bemühungen zum Trotz bleibt der Film jedoch ernüchternd hohl – die dürre Geschichte, die er erzählen möchte, wird durch die Hast der Kamera und die wirre Erzählweise unnötig verkompliziert, kommt im Kern aber nie über den einschläfernden Grundkonflikt hinaus. Inhaltlich speziell möchte Dante 01 durch seine esoterische Linie sein. Schnell wird klar, dass die ganze Mogelpackung auf eine ungelenke Erlösergeschichte hinausläuft, die sich am Ende erwartungsgemäß auch redlich Mühe gibt, möglichst viele Assoziationen mit 2001 – Odyssee im Weltraum zu wecken, dabei aber niemals eine eigene Klasse erreicht. Dass alle Charaktere sich auf eine einzige Eigenschaft reduzieren lassen, während sie in allen anderen Punkten vollends austauschbar sind, macht die Sache nicht interessanter.
Es fehlt dem Science Fiction-Film zudem eine taugliche Identifikationsfigur. Keiner der Reißbrettcharaktere ist sympathisch, alle wirken sie schräg und handeln vor allem furchtbar irrational. Ihr Tun bleibt durchgängig wenig nachvollziehbar und unverständlich aggressiv, die Dialoge beeindrucken mit erschreckend konsequenter Ideenlosigkeit.
Auch der gesamte soziale Mikrokosmos wirkt inkonsistent und wenig durchdacht – dem anarchischen Status quo, in dem alle gegeneinander intrigieren, mangelt es allseits an Überzeugungskraft.

Fazit

Marc Caros heißersehntes Revival ist eine herbe Enttäuschung. Sein erstes eigenes Werk ist ein exzentrisches B-Movie in leidlich interessanten Bildern, das genauso skurril wie anstrengend ist. Was bleibt, ist ein phasenweise schmuckes Setting, das weitestgehend überflüssig bleibt. Dante 01 hätte nämlich ebenso gut unter der Erde oder auf dem Meeresboden spielen können, seine Verortung im Weltraum ist genauso Augenwischerei wie die übrigen Bestandteile.

Farscape – Staffel 1

Ende der 90er stehen Science Fiction-Serien wie Akte X und Babylon 5 in voller Blüte. Sie sind symptomatisch für eine Zeit des Umschwungs, in der die digitale Tricktechnik Tag für Tag potenter wird und man auch mit schmalerem Geldbeutel in der Lage ist, fantastische Elemente glaubhaft darzustellen.
1999 entsteht mit Farscape eine Serie, die diesen Trend ganz bewusst missachtet. Die meisten Ereignisse spielen sich auf engstem Raum in einer beinahe neutral anmutenden Umgebung ab, statt futuristischem Bombast gibt’s zeitlose Schlichtheit und anstelle von aalglatten CGI-Figuren geben sich klassische Puppen die Ehre.

Story

John Chrichton ist ein verhältnismäßig junger und talentierter Astronaut. Während einer Erdumrundung wird sein Shuttle unvermittelt von einem Schwarzen Loch eingesogen und in einem unbekannten Bereich des Universums wieder ausgespuckt. Prompt kollidiert er einem fremden Transporter und zerstört diesen so. Direkt danach verschlägt es ihn an Bord eines seltsam aussehenden Raumschiffes.
Chrichton erfährt im Laufe der Pilotfolge, dass dieses Schiff eigentlich eine biomechanoide Kreatur ist, ein sogenannter Leviathan. An Bord befinden sich außerdem noch der kriegerische Luxaner Ka D’Argo, der Hynerianer Rygel XVI und die delvianische Priesterin Pa’u Zhoto Zhaan. Die Navigation und Kommunikation mit dem weltraumtauglichen Lebewesen übernimmt Pilot, Abkömmling einer Rasse, die nur für diesen einen Zweck existiert. Ein Pilot verwächst auf Lebzeiten mit einem Leviathan, um mit ihm zu existieren und unterzugehen, während er primär als Mittler zwischen Schiff und Crew fungiert.
Diese spezielle Crew hat gerade einen Gefängnisausbruch hinter sich und befindet sich auf der Flucht vor den Peacekeepern. Eine Rasse, die mit eiserner Hand eine intergalaktische Diktatur betreibt.
Wie der Zufall es will, beherbergte der von Chichton unabsichtlich zerstörte Transporter eine hochrangige Führungsperson der Peacekeeper. Drum gerät der verirrte Erdling nicht nur ebenfalls auf die Fahndungsliste der Verfolger, sondern steigt auch automatisch zum persönlichen Erzfeind des Bruders des Verstorbenen auf: Peacekeeper-Captain Bialar Crais.
Kurz nachdem Chrichton mehr oder weniger freiwillig auf Moya Asyl gewährt wurde, stößt während der hektischen Flucht noch die verstoßene Peacekeeperin Aeryn Sun zur Besatzung.

Der wild zusammengewürfelte Trupp muss schnell lernen, als Team zu funktionieren, um den in jeder Beziehung überlegenen Häschern wenigstens vorerst entrinnen zu können. Gemeinsam bereist dieser doch sehr heterogene Haufen die „Unbekannten Territorien“ des Alls, die allerhand Überraschung und Abenteuer bereithalten, aber auch neue Feinde und Verbündete. Jeder der vielen Charaktere  arrangiert sich nur zögernd mit der improvisierten Zweckgemeinschaft, während die Peacekeeper wie ein finsterer Schatten in jedem Winkel zu warten scheinen.

Kritik

Am Anfang ist Farscape ein Ärgernis. Nicht etwa, weil das Gezeigte durchgehend miserabel ist, sondern weil es scheinbar alles daran setzt, nicht geliebt zu werden. Wie ein dummes, stures Kind provoziert die Serie den Zuschauer mit vielen kleinen Unzulänglichkeiten und strapaziert seine Geduld in unmöglichem Ausmaß, gibt sich spröde und sperrig. Für den Einstieg in diese Welt muss man in erster Linie also Geduld und Toleranz mitführen. Und den Glauben daran, dass es sich lohnt, die pubertäre Phase auszusitzen.
Zum Glück purzelt aber immer dann, wenn man gerade die Segel streichen will, ein wenig von dem besonderen Charme hervor, der später leuchtendes Merkmal von Farscape werden soll. Es sind Kleinigkeiten, die den Zuschauer bei der Stange halten: Ein ganz besonders gelungenes Geschöpf, ein paar markige One-Liner oder wirklich unerwartete Wendungen sind es, die aus dem Sumpf der anfänglichen Mediokrität hervorstechen und einen immer wieder dazu veranlassen, der Serie eine weitere letzte Chance zu geben.
Ja, Farscape braucht Zeit, um in die Gänge zu kommen. Doch spätestens ab Episode 10 zeichnet sich ab, dass das australische Filmteam mehr und mehr sein eigenes Tempo findet. Die Geschichten werden kontrastreicher, die Episoden stehen immer seltener nur für sich alleine und auch die Witze, anfangs noch sehr unbeholfen, treffen immer häufiger sicher ins Schwarze. Auch technisch gewinnt die Serie ab diesem Punkt an Anziehungskraft. Stille Aufnahmen des Weltraums betören mit pittoresker Farbgebung, Schnitte und Kamerawinkel werden experimenteller und selbst die Schauspieler scheinen sich mehr und mehr in ihre Rollen einzuleben.
Ab der Mitte erklimmt die Serie dann urplötzlich ein hohes Niveau, das ab dort fast ungebrochen gehalten wird.

Farscape gehört definitiv zum Kauzigsten, was die SciFi-Welt zu bieten hat. Alle Charaktere, deren Statur nicht humanoid ist, sind entweder (leider recht selten) vollständig animatronische Kreationen, deren verblüffende Gestaltung nur erahnen lässt, wie viel Arbeit in ihnen steckt, oder Puppen aus dem Fundus  von Jim Henson’s Creature Shop, den Künstlern hinter den Muppets. Jene Puppen zeichnen sich durch ein so ausgeprägtes Minenspiel aus, dass der Zuschauer nach höchstens 15 Sekunden vergessen hat, dass es sich überhaupt um solche handelt. Rygel und Pilot können mit ihren Puppenkörpern auf eine derart facettenreiche Palette von Emotionen zurückgreifen, dass man sie ohne Mühe als vollwertige Hauptcharaktere akzeptiert. Zudem leisteten die Sprecher, die den beiden ihre charakteristischen Stimmen liehen, hervorragende Arbeit. Wenn z.B. der so gierige wie liebenswerte Rygel, ein krötenartiger grüner Pfropfen mit narzisstischer Grundhaltung und von einem knappen Meter Größe, mit wehleidigem Brummen und unverkennbarer Gesichtsarbeit Reue zeigt, nimmt man ihm diese Gefühlsregung nicht weniger ab als einem Schauspieler aus Fleisch und Blut.
Bemerkenswert ist auch der Umstand, dass jedes Besatzungsmitglied ähnlich viel Raum zur Charakterentwicklung bekommt – dem heimatfernen Menschen wird nur wenig mehr Aufmerksamkeit geschenkt als dem insektoiden Pilot oder gar dem Leviathan selbst. Es sind Charaktere, die eine gewisse Loyalität zueinander pflegen, im Zweifelsfall aber ihre eigenen, durchaus sehr egoistischen Ziele verfolgen. Dass sich schon früh herausstellt, dass jeder einzelne Charakter dieses unsolidarische Potenzial in sich trägt, macht einen Großteil des Reizes aus. So gut die Crew auch zusammen funktionieren mag, strebt doch jeder einem anderen Ziel entgegen. Die Frage ist nur, wie groß die Opfer sind, die die Figuren dafür zu erbringen bereit sind.
Den vielschichtigen und durchweg interessanten Charakteren ist es zu verdanken, dass gerade jene Folgen die intensivsten sind, die überwiegend auf dem Schiff spielen – die beinahe kammerspielartigen Geschichten, die die sich wandelnden Beziehungen zwischen den Besatzungsmitgliedern thematisieren oder deren bewegte Vergangenheiten durchleuchten.
Auffällig ist insbesondere die Wandlung, die Chrichton durchmacht – vom fast schon exemplarischen Helden der Marke „US-Soldat“ reift er zum launenhaften Zyniker heran, durch dessen dünne Oberfläche immer wieder eine verstörende Manie platzt.

Trotz all der schrägen Einfälle, auf denen die Serie fußt, ist man stets darauf bedacht, Glaubwürdigkeit zu wahren. So wird gleich zu Anfang geklärt, wieso die völlig verschiedenen Spezies überhaupt in der Lage sind, problemlos miteinander zu kommunizieren. Und bereits vor Firefly und Battlestar Galactica hat man herkömmliche Schimpfwörter durch Neologismen ersetzt, um die Charaktere im Free-TV nach Lust und Laune fluchen zu lassen.
Auch ist Farscape die Serie der unvermittelten Einstiege. Häufig setzt eine Episode nicht nur direkt am Kernproblem der Folge, sondern gerne auch inmitten eines Gesprächs ein. Nicht selten drückt man auf Play und wird sofort von einem schweißnassen Alien angebrüllt. Trödelei ist wahrlich keines der Laster dieser Serie.
Und abschließend sei noch anzumerken: Keine Folge vergeht, in der Crichton nicht ein paar Anspielungen auf die Film- und Fernsehwelt der 70er und 80er Jahre – seiner eigenen Kindheit – einstreut. Dies verspricht gerade für Cineasten den einen oder anderen goldenen Moment.

Fazit

Die erste Staffel Farscape verlangt vom Zuschauer nicht nur den Mut, sich auf Ungewohntes einzulassen, sondern kann in der ersten Hälfte auch als wahre Geduldsprobe erscheinen. Es sei euch jedoch gesagt: Es lohnt sich. Wirklich.
Hat sich die Serie erst einmal gefangen, ist jede Folge eine Freude – man lacht und leidet und mit der liebenswerten Crew der Moya. Und spätestens wenn in den letzten Folgen ein ganz bestimmter Antagonist die Bildfläche betritt und die Serie in ein intensives Finale mündet, kommt man unmöglich umhin, der 2. Staffel entgegenzufiebern.

Ein Appell am Rande: Schaut’s auf Englisch.
Nicht nur deshalb, weil dem O-Ton grundsätzlich der Vorzug gewährt werden sollte, sondern weil Farscape dieser Erwähnung ganz besonders bedarf. Zum einen fällt die Synchronisation durchwachsen aus und viele gezielt eingesetzte Dialekte gehen verloren, zum anderen haben lediglich die ersten drei Staffeln überhaupt eine Übersetzung ins Deutsche erfahren. Spätestens bei Staffel 4 muss man sich an den englischen Ton halten, wenn man die Serie nicht aufgeben will.

KW 18 – The Dark Knight Rises, Spider-Man, Daredevil, Hulk, The Avengers, Avatar 2 – 4, Battle Angel, Riddick: Dead Man Stalking

Als The Avengers am Freitag nun auch in Nordamerika die Leinwände erstürmte, wurde ihm gleich noch eine weitere Szene verpasst. Nichts, was die Welt bewegt, verraten soll der Inhalt an dieser Stelle aber trotzdem nicht werden. Auch sonst dominiert Whedons Marvelparty die Filmwelt und zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Dieser Zustand ist natürlich kein überraschender und so nutzt man die Gunst der Stunde und streut allerhand Superhelden-News in die Weiten des Webs.

The Dark Knight Rises wartet beispielsweise mit einem frischen Trailer auf, der im direkten Vergleich mit dem alten Vorschaufilmchen fast schon besinnlich daherkommt.

Auch der fragwürdige Spider-Man Reboot zieht mit und schickt einen neuen Trailer ins Rennen, der Peter Parker als einen kessen und vorlauten Schönling vorstellt, der er in den Comics niemals war.
Um beim ungeliebten Thema Reboot zu bleiben: Der nächste Versuch, mit Daredevil auf den Comic-Zug aufzuspringen, der schon seit Jahren in Hollywood hält, scheint langsam Gestalt anzunehmen. Brad Caleb wurde die Position des Drehbuchschreiberlings entzogen, an seine Stelle ist nun David James Kelly getreten. David Slade (30 Days of Night, aber auch Eclipse – Bis(s) zum Abendrot) bekleidet den Posten des Regisseurs. Aller Voraussicht nach wird man sich an der Interpretation Born Again aus der Feder von Frank Miller orientieren.
Auch der Hulk wird womöglich eine dritte Chance in Sachen Soloabenteuer spendiert bekommen. Entgegen vorheriger Aussagen des Marvel-Studios, der Grünling werde außerhalb der Avenger-Unternehmungen keine eigenen Auftritte mehr haben, scheint nun wieder alles offen zu sein. Nach dem berauschenden Erfolg von The Avengers und den ausnehmend positiven Reaktionen auf Mark Ruffalos Hulk-Interpretation ist dies eigentlich keine allzu verblüffende Meldung.

Abseits von Marvel und DC ließ James Cameron in einem Interview anklingen, dass er nicht nur an Avatar 2 und Avatar 3 arbeite, sondern sich offensichtlich auch über einen möglichen vierten Teil bereits Gedanken mache. Im gleichen Atemzug deutete er aber auch an, dass die im 26. Jahrhundert spielende Manga-Adaption Battle Angel für ihn entgegen vorheriger Statements wohl kein Thema mehr sei.
Eine wirklich erfreuliche Nachricht am Rande: Vin Diesel verlor auf seiner Facebook-Seite wieder mal ein paar Worte über den aktuellen Stand der Riddick-Fortsetzung Riddick: Dead Man Stalking. Das Sequel, so Diesel, sei mittlerweile abgedreht und warte auf den Kinostart. Bis zu diesem werden wir uns aber leider noch bis Anfang 2013 gedulden müssen. Auch das Thema eines dritten Riddick-Films, der – wie ursprünglich schon für den 2. Teil (respektive 3. Teil, wenn man Pitch Black dazuzählt) angedacht – im Underverse spielen wird, scheint noch nicht ganz vom Tisch zu sein.

Enemy Mine – Geliebter Feind

Vier Jahre nach Das Boot und ein Jahr nach Die unendliche Geschichte wagte sich Wolfgang Petersen wieder an ein neues Genre. Enemy Mine beruht auf der 1979 erschienen Kurzgeschichte gleichen Namens und strengt sich an, als universelles Plädoyer für hehre Werte im Allgemeinen und für Völkerverständigung im Besonderen zu funktionieren.

Story

Die Menschheit frönt der interstellaren Raumfahrt und ist auf ständiger Suche nach ressourcenreichen Exoplaneten. Als ihre Schiffe in das Gebiet der Dracs – humanoide Echsenwesen, die das All schon lange Zeit bereisen – eindringen und ihrem Protest zum Trotz damit beginnen, Raubbau zu betreiben, entbrennt ein gnadenloser Krieg zwischen den beiden Spezies.
Der erfahrene Jägerpilot Willis Davidge befindet sich in einem plötzlichen Luftgefecht und verfolgt einen feindlichen Drac-Jäger verbissen bis in die Atmosphäre eines unbekannten Planeten hinein. Zwar kann er das gegnerische Vehikel mit ein paar gezielten Schüssen um seine Funktion bringen, doch führt ein geschicktes Manöver des Dracs dazu, dass Willis ebenfalls eine Bruchlandung auf der Planetenoberfläche erleidet. Wenig später stoßen die beiden Kontrahenten aufeinander, der Erdling unterliegt im Zweikampf und ist fürs Erste Kriegsgefangener des Echsenwesens, das auf den Namen Jeriba Shigan hört (sehr eigen dargestellt von Louis Gossett junior, der später insbesondere durch Stargate – Kommando SG-1 Bekanntheit erlangte).

Der Planet scheint wüst und überwiegend aus schroffen Felslandschaften zu bestehen, der eigentliche Krieg tobt in weiter Ferne. Keine der beiden Parteien schickt sich an, die Gestrandeten aufzusammeln und schnell lernen die Piloten, dass sowohl der Boden als auch der Himmel ihres neuen Aufenthaltsortes erhebliche Gefahren bergen. Trotz gravierender Vorurteile, unterschiedlicher Sprachen und der festen Überzeugung, dass der Gegenüber ein beispiellos hässliches Geschöpf sei, müssen Willis und Jeriba kooperieren, wenn sie unter den neuen Bedingungen bestehen wollen. Aus der eingangs grimmen Wut aufeinander entsteht eine funktionelle Zweckgemeinschaft, die sich schleichend zu einer tiefen Freundschaft entwickelt.

Und ja, es verläuft exakt so, wie es klingt: Enemy Mine ist unterm Striche eine filmische Plattitüde in Reinform. Jedenfalls auf den ersten Blick.

Kritik:

Anfangs ist die Angelegenheit auch noch nicht sehr vielversprechend. Die Dialoge wirken hölzern und verkrampft, jede Entwicklung kündigt sich bereits von Weitem an und nie sah ein fremdes Gestirn deutlicher nach Studiopappe aus. Doch gerade der letzte Punkt gibt preis, wieso Enemy Mine bei Weitem kein Rohrkrepierer ist.
Obwohl – oder vielmehr weil – die Bilder des unwirtlichen Planeten oftmals Assoziationen mit den Außenmissionen eines Trupps der USS Enterprise ganz früher Tage wecken, entbehrt der Film nicht einer gewissen Sogwirkung. Der Charme der Künstlichkeit, die liebevoll von Hand geschaffenen Kulissen, die spärliche aber durchdachte Flora und Fauna, die Raumschiffe, die ihre Modelnatur nie verheimlichen können. Dass der Film aufgrund des damaligen Dollarkurses in den Bavaria Studios in München entstanden ist, sieht man ihm von der ersten Minuten an.
Wenn der vormals geschniegelte Pilot nach einer Weile in Lumpen gehüllt, grunzend und von Bart bedeckt durch die Felswüste hopst, wähnt man sich kurz sogar im Steinzeit-Klassiker „Am Anfang war das Feuer“. All das wirkt fraglos nicht zeitgemäß, ist auf seine ehrlich-naive Art aber allemal sympathisch.
Wie bereits angedeutet, fällt auch die Charakterzeichnung nicht fehlerfrei aus. Das Verhältnis der beiden ist genretypisch ein ständiger Wechsel zwischen Zank und Harmonie. Von Beginn an verhalten sich die Schiffbrüchigen nicht wie zwei rachsüchtige Feinde, sondern erinnern eher an sture Schuljungen, die sich wegen Kleinigkeiten in die Haare kriegen, dann eine Weile beleidigt sind und schließlich einander um den Hals fallen, sobald einer von beiden um Entschuldigung bittet.

Und doch, es sei hier noch einmal explizit betont, funktioniert Enemy Mine.
Er startet ein wenig unbeholfen und präsentiert ohne Scham all seine Mängel auf einmal, hat er sich aber erst einmal warmgelaufen, marschiert der Zuschauer bereitwillig in die Richtung, die der Scifi-Film ihm weist. So klischeetreu und rührselig insbesondere die ersten zwei Drittel des Streifens auch sind, das klassische Konzept geht einfach auf. Irgendwann akzeptiert man die ungewöhnliche Freundschaft, so hanebüchen ihr Auslöser sich letztlich gestaltet, und wünscht den beiden Streithähnen ein gutes Ende. Gerade der Drac gewinnt mit fortschreitender Laufzeit an Tiefe, da er kein austauschbarer Außerirdischer und damit plumpes Symbol für das Fremde bleibt und man reichlich über die Kultur und Mythologie des reptilienartigen Volks erfährt.
Umso überraschender fällt eine Wendung aus, die man in einem Buddy-Movie nach altbewährtem Muster so nicht kommen sieht. Das Finale ist in Anbetracht der Peripetie sicher konsequent und nachvollziehbar, dürfte so manchem aber nicht nur moralisch fragwürdig, sondern auch ein wenig deplatziert erscheinen. Tatsächlich mutet der Schluss ein wenig an, als habe man auf den letzten Metern registriert, dass bereits alles an Zeit, Mitteln und Ideen für den langen Anlauf aufgebraucht wurde und man nun einfach noch schnell irgendwie ans Ziel zu kommen hat.

Fazit:

Trotz des holprigen ersten und des übereilten letzten Aktes geht die Rechnung auf. Wenngleich sich Enemy Mine über weite Strecken und in den besten Momenten sklavisch an Schema F hält, weiß der Film die richtigen Knöpfe zur richtigen Zeit zu drücken und beweist letztendlich, dass Schema F sich nicht ganz grundlos etablieren konnte.

THX 1138

23 Jahre alt ist George Lucas, als er seinen fünften Studentenfilm dreht. Er hat eine Dauer von 15 Minuten, die hauptsächlich einfangen, wie ein Mann mit der Nummer 1138 durch eine technokratische Welt hetzt, um dem System zu entrinnen. Der Name des Filmes lautet Electronic Labyrinth THX 1138 4EB und ist ein Nachfolger seines Filmes Freiheit.
Kurz darauf wurde er durch Zufall erst ein wertvoller Assistent Francis Ford Coppolas und wenig später dessen engster Freund. Angewidert vom hierarchischen System Hollywoods und dessen versteinerten Strukturen, gründeten beide das unabhängige Studio American Zoetrope. Zusammen mit vielen kreativen Köpfen arbeiteten sie an der Umsetzung von Filmen, die freier, gewagter und unkonventioneller werden sollten als das, was die Graue Eminenz der Traumfabrik wiederkäute.
Das erste Projekt war eine Langfassung von Lucas‘ dystopischem Kurzfilm.

Story:

Der Film fängt an mit dem Ende der zweiten Episode des 1939er Buck Rogers. „Tragedy on Saturn“ flimmert über die Mattscheibe, dann erst ist es dem Zuschauer vergönnt, einen Blick auf die wirkliche Welt von THX 1138 zu werfen. Er wird feststellen, dass sich nominell erst einmal wenig seit dem Kurzfilm getan hat, Setting und Handlung sind weitestgehend identisch, beides wurde aber um entscheidende Elemente erweitert.

THX 1138, so die Bezeichnung der Hauptfigur, wurde hineingeboren in eine Welt der Totalitäten – totale Effizienz, totaler Konsum, totale Nivellierung, totale Überwachung. Menschen werden vom System einem Wohnpartner und einer Arbeit zugeteilt. Sie sind nicht mehr als Masse, die dazu dient, Lücken in der Produktionskette zu schließen. Das gesamte Dasein steht im Dienst der permanenten Erzeugung zur permanenten Konsumtion. „Work hard, increase production, prevent accidents, and be happy.“ Das Individuum ist nur eine Nummer und so austauschbar wie eine Schraubenmutter. Triebe, die dieser Gesellschaft nicht direkt von Nutzen sind, werden durch Drogen einfach unterdrückt. Die Verweigerung der vorgeschriebenen Ration ist ebenso eine verbrecherische Handlung wie der Geschlechtsakt, beides wird mit umgehender Eliminierung sanktioniert. Um jene zähen Bedürfnisse, die sich nicht rückstandslos durch Medikamente betäuben lassen, kümmern sich in letzter Instanz ein primitives Fernsehprogramm und reizende Fahrstuhlmusik. Sollten sich trotz allem Zweifel oder Unzufriedenheit bilden, wird einem verständnisvollen Terminal alles gebeichtet. Gott wurde nicht ersetzt von einem Computer, der Computer wurde zu Gott. Die Bewohner sind derart entmenschlicht, dass sie mechanischer agieren als die allgegenwärtigen Wachroboter, deren Tonlage und Kleidung variabler ist als die uniforme Existenz ihrer Erschaffer.
Während THX seine Aufgaben anstandslos erfüllt, macht seine Mitbewohnerin Anstalten, aus dem ewigen Kreislauf auszubrechen. Sie verweigert heimlich die tägliche Dosis Drogen und tauscht später auch THX‘ Psychopharmaka aus. In Folge wachsen Sorge und Verwirrung in ihm heran, aber auch eine sonderbare Zuneigung für seine Zimmergenossin.

Und wieder flieht der Mann mit der Nummer 1138 durch die kalten Räume vor seinen Häschern.

Kritik:

Lucas‘ Weiterspinnen gegenwärtiger Situationen ist vielleicht nicht überall kohärent, dafür aber absolut stimmig. Jede Kameraeinstellung sitzt, jeder Ton trifft ins Schwarze, die Bildkompositionen sind ausgeklügelt und strotzen vor Eleganz. Die Welt in den engen Räumen vermittelt eine beispiellose Klaustrophobie und jeder Schnitt trägt seinen Teil zur Stimmung bei. Dies ist umso verwunderlicher, wenn man sich vor Augen führt, mit welcher Eile das junge Team den Film geschaffen hat. Immer die Zeit im Nacken, an zufälligen Orten drehend und nur im Ausnahmefall mit einer Genehmigung, fing man THX 1138 im Sauseschritt mit der Kamera ein. In erster Linie kam dabei ein wahnsinnig guter, bewundernswert zeitloser Film heraus, der keinen Deut von seiner imponierenden Sogwirkung eingebüßt hat. In zweiter Linie handelt es sich um das erste unzweideutige Zeugnis von dem wahnsinnigen Talent des Filmemachers, der später mit Indiana Jones und Star Wars zwei Marken ins Leben rufen sollte, die nicht nur die Filmkultur für immer veränderten. So ehrlich, eindringlich und intensiv wie sein Langfilmdebut sollte aber keine seiner späteren Produktionen mehr ausfallen.
Verdaulicher, unbeschwerter und epischer wurden seine Filme. Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn THX 1138 nicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Warner Bros reagierte aufs Höchste irritiert, als Coppola ihnen den Film vorstellte. Lucas‘ Erstling wurde nicht angenommen und American Zoetrope hatte das im Voraus gezahlte Geld, das lange schon ausgegeben war, zurückzuzahlen. Vielleicht dachte man sich auch dort, dass THX 1138 mit ein wenig Fantasie als Parabel auf das seelenlose Treiben im schwerfälligen Studiosystem lesbar war.
Dieses Desaster trieb das ambitionierte Team an den Rande des Ruins, dem es nur knapp durch Coppolas Überraschungserfolg Apocalypse Now entrinnen konnte.
Nach einem weiteren Versuch nahm sich Warner Bros THX 1138 zwar an, doch wurde der Science Fiction-Film gegen den Willen des Regisseurs umgeschnitten und um 5 Minuten gekürzt. Er kam schließlich quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit in die amerikanischen Lichtspielhäuser und blieb – einzelner wohlwollender Kritiken zum Trotz – nahezu unbeachtet. Die idealistische Künstlerkommune war danach nie wieder dieselbe. Wie die Zusammenarbeit der kreativen Köpfe, in deren Wirkkreis auch weitere namenhafte Personen ihrer Generation wie z.B. Martin Scorsese flanierten, sich ohne diesen Rückschlag weiterentwickelt hätte, kann nur gemutmaßt werden. Was stattdessen geschah, ist Geschichte.

Fazit:

Erst im Zuge der DVD-Veröffentlichung im Jahre 2004 unterzog man den Film einem aufwändigen Restaurationsprozess. Die ursprüngliche Schnittfassung wurde rekonstruiert und Bild und Ton erhielten eine achtbare Frischzellenkur.
Das Ergebnis ist ein Film, der (insbesondere auf BluRay) aussieht, als wäre er irgendwann nach der Jahrtausendwende entstanden anstatt 1971. Tricktechnisch wirkt THX 1138 so taufrisch, dass Machwerke wie Michael Bays Die Insel gleich in mehrfacher Hinsicht drittklassig und überholt erscheinen.
Wirklich wichtig ist jedoch, dass der Transfer in die Moderne diesem Klassiker zwar ohne Frage fantastisch zu Gesicht steht, ihn aber natürlich nicht besser gemacht hat. THX 1138 ist heute ebenso großartig wie er es damals schon gewesen ist und auch in der Zukunft noch sein wird, wie dystopisch diese auch ausfallen mag.

Avalon – Spiel um dein Leben

Eine wirklich seltsame Welt ist es, in der Avalon spielt. Es scheint den Menschen nicht sonderlich gutzugehen. Ob die Armut in dieser nur vage definierten Zukunft auf der ganzen Welt mit gleicher Heftigkeit regiert wie in dem Gebiet, das der Zuschauer zu Gesicht bekommt, bleibt ebenso im Verborgenen wie der Grund für ihre Dominanz. Wir sehen Menschen lethargisch an Bahngleisen stehen, gierig das pampige Essen runter schlingen, in Räumen, die an Suppenküchen erinnern. Überall hängen Plakate an den schäbigen Backsteinmauern der namenlosen Stadt, „Stoppt Avalon“ verkünden sie.

Story:

Ash lebt in dieser Welt. Mit dem geräumigen Wohnraum, der ihr zur Verfügung steht, gehört sie vermutlich schon zur Oberschicht. Auf jeden Fall besitzt sie mit Zigaretten und Schnaps rare Güter und hat dennoch ausreichend Mittel zur Verfügung, einen Hund zu halten und diesen mit frischerem Essen zu versorgen, als sie sich selbst gönnt und der Durchschnittsmensch sich leisten könnte.
Ihr relativer Wohlstand rührt nicht von ungefähr. Avalon ist ein verbotenes Spiel und Ash ist die wohl erfolgreichste Spielerin.
Ein Online-Spiel um genau zu sein, MMORPG. Und dieser Streifen von 2001 hat diesbezüglich einen erstaunlich prophetischen Blick in die Zukunft geworfen.
Anders als der Name vermuten lässt, werden die Teilnehmer dieses Spieles nicht in ein mittelalterliches Szenario geworfen, wo sie in schlecht sitzenden Ritterkostümen die Klingen kreuzen. Vielmehr dient eine zerbombte Industrielandschaft als Schlachtfeld, wo sich die Spieler mit zeitgenössischem Kriegswerkzeug gegenseitig zu Leibe rücken. In Avalon befehligt man nicht eine Figur via Anweisungsinventar, sondern befindet sich selbst mit vollem Körpergefühl am Schauplatz, bis man siegt oder von einem Gegner ausgeknockt und in Folge aus dem Spiel befördert wird. Damit der Zuschauer den virtuellen Kampfplatz vom Offline-Geschehen unterscheiden kann, hat man ersichtlich Mühe mit dem Design der Spielwelt gegeben. Explosionen sind aufeinanderliegende zweidimensionale Schichten, die Personen stecken in schnittigen Steampunk-Rüstungen und Getroffene zersplittern unblutig in ihre Einzelteile. Es wird viel Wert auf taktisches Zusammenspiel gelegt und die Teams setzen sich aus altbekannten Klassen zusammen: Krieger, Bischöfe, Diebe, Zauberer.
Avalon ist jedoch nicht nur wegen des brutalen Spielprinzips verboten. Während sich die Aufstrebenden Mammon und Prestige verdienen, nehmen andere für den virtuellen Erfolg die reale Selbstaufgabe in Kauf – Avalon hat den Status einer Volksdroge inne. Zudem scheinen immer mehr Spieler Opfer eines plötzlichen Hirntods zu werden. Es sind die sogenannten Verschollenen.
Auch ein ehemaliges Teammitglied der Protagonistin vegetiert geifernd in einem Krankenhausbett vor sich hin. Während sie den Grund dafür herauszufinden versucht, wird ein unbekannter Mann zum ernsthaften Rivalen für die zuvor außer Konkurrenz spielende Spitzenkandidatin. Im Zuge ihrer Recherchearbeiten trifft Ash auf ihn im richtigen Leben und erhält immer wieder entscheidende Hinweise von einem alten Freund. Bei all dem verliert sie aber nie ihr eigentliches Ziel aus den Augen: Das Erreichen der sagenumwitterten Ebene „Special A“, quasi das finale Level.

Kritik:

Für sein Alter und das vergleichsweise begrenzte Budget sind die künstlichen Welten durchaus noch ansehnlich. Die ein oder andere optische Grobschlächtigkeit sticht zwar ins Auge, doch wird recht geschickt die Glaubwürdigkeit aufrechterhalten – Menschen haben volle Bewegungsfreiheit in einer Welt die ihren grundsätzlich synthetischen Charakter nicht verbergen kann. Das ein oder andere Detail wirkt aus heutiger Sicht natürlich antiquiert, doch das ist wohl das zwangsläufige Schicksal eines jeden Filmes, der es sich zur Aufgabe macht, die Entwicklung bereits bestehender Techniken weiterzuspinnen. Es hat aber auch seinen Reiz, z.B. die (auch zum Produktionszeitpunkt schon) alles andere als zeitgemäße Bedienoberfläche der Computer und die beinahe perfekten Kunstwelt als Einheit zu erleben. Dieses beinahe widernatürlich anmutende Aufeinandertreffen zweier Technikgenerationen versprüht schließlich seit jeher einen merkwürdigen Charme und führt dazu, dass die Diegese nicht allzu geleckt daherkommt.
Auch der extreme Farbfilter, der sich als Sepia-Schleier über das Geschehen legt und in manchen Szenen fast an Schwarzweiß grenzt, trägt zur rauen Gesamtoptik bei. Überhaupt setzt Avalon in erster Linie auf Atmosphäre und degradiert die kriegerischen Konflikte fast schon zur Randnotiz.
Dies ist das entscheidende Spezifikum Avalons. Es herrschen lange Einstellungen vor, die uns triste aber auch ästhetische Bilder bringen. Untermalt werden sie von sphärischen Klängen, hin und wieder aber auch bombastischen Operngesängen, die – natürlich – von der Insel Avalon und den Abenteuern der Tafelrunde erzählen. Selbst über Scharmützeln liegt ein wogender Klangteppich aus ruhiger Musik, der dem Schlachtengetümmel eine fast schon meditative Grundstimmung verleiht.
Bezeichnenderweise offenbart Avalaon immer dann inszenatorische Schwächen, wenn von diesem Konzept abgewichen und die Action in den Vordergrund gerückt wird.

Mamoru Oshii ist der Mastermind hinter diesem Projekt – es ist sein erster Film, der ohne gezeichnete Figuren auskommt. Mit Assault Girls von 2009 wagte er ein ähnliches Experiment. Bekannt wurde er als Schöpfer von Jin-Roh und der Ghost in the Shell-Filme. Die Stärke in den besinnlichen Momenten, in denen die Charaktere sich demaskiert dem Alltag stellen müssen, ist stets seine unverkennbare Handschrift gewesen.
Kenner seiner Filme wird es freuen, dass auch ein ganz bestimmtes Motiv der Marke Basset Hound seinen Weg in das Werk gefunden hat. Außerdem zeigt die Szene, in der Ash ihre einsame Wohnung betritt und für sich und ihren Hund mit routinierten Handgriffen das Essen zubereitet, unverkennbare Parallelen zur Heimkehr Batous im zweiten Ghost in the Shell. Zudem ist eine grundsätzliche Ähnlichkeit zwischen Ash und dem bekannten Major nicht ganz von der Hand zu weisen – wenn auch die lilafarbenen Haare fehlen.
Bemerkenswert ist, dass des Regisseurs Ausflug in den Realfilm auf polnischem Boden stattfand und mit ausschließlich polnischer Crew und in polnischer Sprache gedreht wurde. Trotz dessen funkelt der japanische Stil immer deutlich unter der osteuropäischen Szenerie hervor. Spätestens der Kampf gegen einen Riesenroboter gibt die asiatischen Wurzeln preis. Leider fällt gerade diese Szene unbeholfen und erschreckend einfallslos aus, was umso unverständlicher wirkt, wenn man sich das großartige Maschinendesign aus Oshiis anderen Werken ins Gedächtnis ruft.

Es ist somit längst nicht alles eitel Sonnenschein in Avalon. Der Spiele-Fachjargon driftet an einigen Stellen ins Lächerliche ab, wenn sich die Figuren etwa über Experience Points austauschen. Auch muten wenige Dialoge wie das Finale eines Phrasenwettbewerbs an. Außerdem dürfte die konsequent überstilisierte Optik, die bisweilen gar die Grenze zur Unerkennbarkeit überschreitet, bei dem ein oder anderen Zuschauer deutliche Ermüdungserscheinungen hervorrufen, denen auch die etwas schwülstige Dramatik nicht viel entgegenzusetzen hat. Insbesondere am Ende ist nichts mehr subtil oder nur angedeutet – von einem ganzen Orchester begleitet findet das finale Duell statt, das an Pathos jede Bühneninszenierung tief in den Schatten stellt.
Gerade in den etwas rasanteren Sequenzen gerät der prinzipiell stilsichere Film an die Grenzen seiner Möglichkeiten, sodass er sein Alter und die fehlenden Finanzen trotz inflationär eingesetzter Verfremdungseffekte und Zeitlupen nicht zur Gänze verbergen kann und mit seinem Lagerhallen-Look gar ein wenig billig wirkt. Auch wurden viele der Nebenfiguren mit leicht überfordert wirkenden Darstellern besetzt, die zu bestechendem Overacting neigen. Doch sollte man einem Film keinen allzu großen Vorwurf daraus machen, dass er mit kleinen Mitteln große Ambitionen verfolgt. Schön hingegen spielt der Gamemaster, welcher Ash immer wieder an den Terminals über einen Bildschirm ins Spiel geleitet und ihr hin und wieder widerwillig auch mit spärlichen Informationen dienlich ist. Seine Auftritte sind kurz, seine Erscheinung aber ist gleichsam autoritär wie väterlich.

All der aufgezählten Makel zum Trotz gelingt es Oshii fast immer, die goldene Mitte zu finden, sodass der Film trotz hohen Lächerlichkeits- und Kitschpotenzials meist glaubwürdig und kohärent bleibt. Insbesondere in Anbetracht des gewählten Themas ist das ein Verdienst, den man kaum hoch genug anrechnen kann.
Die hohen Ansprüche an sich selbst merkt man ihm auch an jeder Ecke an. Bezüge zur Artussage finden sich an allen Ecken, ob es das erwähnte Opernstück ist oder die Interpretation der Herrin vom See ist. Es sind Elemente, die nichts aktiv zur Geschichte beitragen, wohl aber einen gewichtigen Teil zur Stimmung. Ständig werden kleine Fetzen zur Filmmythologie eingestreut, die niemals wieder aufgegriffen werden. Das schafft eine gewisse Glaubwürdigkeit, kann den Zuschauer aber auch unbefriedigt zurücklassen, da die wirklkich interessantesten Ansätze immer bloß am Wegesrand stehen, während die eigentliche Geschichte häufig ins Straucheln gerät.

Fazit:

Avalon ist eine krude Mixtur aus Gamer-Drama, Dystopie und Sagenräuberei mit einigen
lohnenden Bildern und einigen deutlichen Mängeln. Zurecht avancierte er nicht zum Kultfilm, wie es die Manga-Adaptionen Mamoru Oshiis taten, doch ist er trotzdem eine unterhaltsame Fingerübung, die vor allem durch die richtigen Dosierungen besticht.

KW 17 – The Avengers, Chronicle, Planet der Affen: Prevolution 2, Prometheus

The Avengers startete und läutet damit ungewohnt frühzeitig den Kinosommer ein. Andere Großproduktionen halten vorerst den Atem an und lassen Marvels Ensemblestreifen Vortritt – zurecht, wie sich allerorts und auch hier nachlesen lässt.

Wie zum Trotz ist Chronicle kurz zuvor angelaufen und scheint als kleiner Kontrastfilm mit grundsätzlich gleicher Thematik mit The Avengers koexistieren zu können.
Der ungewöhnliche Superheldenfilm spielte bis dato stolze 123 Millionen Dollar ein und hat sein Budget damit schon zehnfach wieder rausgeholt. Wenig verwunderlich also, dass Drehbuchautor Max Landis gestern ankündigte, dass bereits ein Sequel in Planung sei. Ganz den Genreregeln treu bleibend, wird der Fokus vom Entstehen und Ausloten der eigenen Fähigkeiten nun auf die Gestaltung eines adäquaten Gegenspielers verlegt.
Der Regisseur des Überraschungshits wird aller Voraussicht nach allerdings nicht mit an Bord sein. Ob mit ähnlicher Qualität aufgewartet werden kann, bleibt daher abzuwarten. Als konkurrierende Hollywood-Produktion ist zwar auch Battleship im Rennen, doch soll diese seelenlose Materialschlacht an dieser Stelle keine weiterführende Behandlung erfahren.

Am Nachfolger zu Planet der Affen: Prevolution scheint nun ebenfalls offiziell gewerkelt zu werden. Dieser soll den Mittelteil einer geplanten Trilogie darstellen. Die wichtigen Funktionen werden nach jetzigem Stand wieder von den Beteiligten des ersten Teils erfüllt, weshalb einer angemessenes Fortführung bis auf Weiteres nichts im Wege zu stehen scheint. Bereits in zwei Jahren soll es das Sequel zum Prequel auf die Leinwände schaffen.

Abgesehen davon sorgt die virale Marketing-Kampagne zu Prometheus, der indirekten Alien-Vorgeschichte, für Furore im Netz. Auf der offiziellen Website der Firma Weyland Industries lässt sich unter anderem ein Video zu David 8 bestaunen.