Teenage Mutant Ninja Turtles (2014)

Am 11. August startet das Sequel Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows in den Lichtspielhäusern. Höchste Zeit, den ersten Teil, der unter der Regie des wenig geschätzten Jonathan Liebesmann entstanden ist, unter die Lupe zu nehmen.

Have you seen that video where the cat is playing Chopsticks with chopsticks?

Story

Die Schläger des Foot Clans machen seit Jahren schon die Straßen von New York unsicher und werden in letzter Zeit wachsend aggressiver. Die Reporterin April O’Neil, die genug davon hat, unwichtige Boulevard-Sendungen zu moderieren, startet auf eigene Faust eine Recherche und kreuzt prompt den Weg vierer mysteriöser Rächer, die der Verbrecherbande das Handwerk legen wollen.
Bei ihren Nachforschungen stellt sie nicht nur fest, dass diese ominösen Helden mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun haben, sondern auch, dass es sich um jugendliche Schildkröten-Ninjas handelt, die von einer Kampfsportratte aufgezogen wurden.

Kritik

Zugegeben, der Anfang hat was. Wie da in die Kamera durch nette, abstrakte Bilder fährt, die klassischen Ninja-Turtles-Waffen ihre Schatten auf Kanalwände werfen und Geräusche machen, wie Splinter mit bedeutungsschwangerem Tonfall prophezeit, dass die vier Schildkröten Außergewöhnliches erleben werden. Das ist eine Verbeugung vor den Ursprüngen, das ist… nett. Und dann, dann endet der Ausflug durchs gezeichnete Kanalisationssystem und wir starten mit einer Verbeugung vor dem Produzenten Michael Bay. Ein Stadtpanorama dieser speziellen Art, wie man es von seinem Stil kennt. Glatt, zugekleistert, aus einem Helikopter gefilmt und von hymnischer Musik unterlegt, als wolle man tatsächlich sagen: Diese trostlose Ansammlung trister Stahlbaracken dort unten, die ist doch wunder-, wunderschön, nicht wahr?
Direkt danach wähnt man sich in einem Found-Footage-Film der wirklich schlimmsten Sorte, während wir einer April O’Neil in gelber Jacke einem Arbeiter an den Docks hinterherlaufen sehen. Für einen unschuldigen Moment glaubt man noch, man sähe hier einfach das Bild des hinterherhechtenden Co-Reporters, der das Interview filmt. Die nächste Einstellung belehrt uns eines Besseren. Auch ansonsten schreit hier alles „Dies ist ein Film von Michael Bay!“, obwohl es keiner ist. Alles ist seltsam grün ausgeleuchtet und wirkt deshalb wie ein Traum von G.I. Joe, die Kamerafahrten sind ausnahmslos gelangweilt und kaum eine Einstellung dauert länger als 5 Sekunden. Und wir reden hier von normalen, handlungstragenden Szenen. In Action-Momenten werden diese Zahlen auf einen viel kleineren Zeitraum gepresst und in dieser stark komprimierten Form wirkt es so, als liefe der Film in einem schrecklich öden Zeitraffer ab.
Das ist kein Problem von Teenage Mutant Ninja Turtles alleine, das ist kein Problem von Filmen á la Michael Bay alleine, das ist nicht mal ein Problem des Actionkinos der Gegenwart alleine, sondern eines, das zunehmend auf die gesamte Filmlandschaft übergewandert ist. Sorgfältig geplante Einstellungen, „cineastische Gemälde“, montiert mit bedachten Schnitten, das macht Kino aus. Durch den inflationären Einsatz von Handkameras wird Planung aber obsolet, stattdessen kann eine Szene aus unzähligen Perspektiven gefilmt und im Schneideraum zusammengestückelt werden, ohne dass zuvor ein wirkliches Konzept existieren muss. Das Ergebnis ist ein Flickenteppich aus Einzeleinstellungen, die zwar eine Geschichte, mitnichten aber ein stimmiges ästhetisches Erlebnis garantieren. Film mutiert zum chaotischen  Daumenkino. Sich darüber ausgerechnet bei Teenage Mutant Ninja Turtles auszulassen, ist etwas ungerecht, da es wahrlich schlimmere Vertreter dieser Gattung gibt, aber der Film ist auf der anderen Seite auch kein sonderlich schlechtes  Beispiel, um den geplatzten Kragen mal ein bisschen in der Öffentlichkeit auszuschütteln.

Alles andere ist eine höchst zwiespältige Sache. Dass das alles stumpf, von hanebüchenen Zufällen beherrscht und teils sehr platt inszeniert ist, erkauft sich der Film natürlich damit, auf einer Comicserie für Teenager basieren. Und man darf dabei auch wirklich nicht aus den Augen verlieren, dass auch der Originalstoff kein Shakespeare ist, wenn auch man sich nicht mal dort die Blöße gab, den alten Hut vom seinen Plan offenbarenden Bösewicht vom Haken zu nehmen. Aber die drei Filme der frühen 90er waren charmant, und das nicht nur aufgrund der rein handgemachten Effekte. Die animierten Panzerninjas von 2014 sind das manchmal auch, wenn auch auf eine tölpelhaft-nervige Halbstarkenweise, die sich primär durch Herumalbern definiert, aber eben auch dann und wann passable Slapstick-Momente bietet. Bei den menschlichen Figuren sieht es ganz ähnlich aus. Manche Kabbeleien zwischen April und den New Yorkern, die ihre Schildkröten-Rächer-Story nicht glauben wollen, entbehren nicht einer gewissen Schnittigkeit, andere wiederum überschreiten die Grenze zur Albernheit mit weiten Schritten. Grundsätzlich ist der Film aber geprägt von einer Geschwätzigkeit, die so redundant und einfallslos sind wie die Schnitte zwischen den Sekundeneinstellungen. Schön ist hingegen, dass man sich mit der Einführung des Szenarios Zeit lässt, sich dabei aber nicht in einer Origin-Story verstrickt, sondern diese in wenigen Minuten retrospektive nachliefert.
Interessant ist, dass sich die gesamte Geschichte um die säbelrasselnden Rennaissance-Kröten einer ganz anderen Herausforderung stellen muss. Denn dadurch, dass sie nun einen ernsten Look bekommt und die Protagonisten dank moderner Tricktechnik halbwegs realistisch aussehen, muss der Film irgendwann auch thematisieren, was sie da mit ihren scharfen Klingen eigentlich anstellen. Denn während die Nunchakus  Michelangelos und der Bo Donatellos keine zwingend letalen Waffen sind, sieht es bei Leonardos Katanas und Raffaels Sai ganz anders aus. Von  Shuriken, Tekagi-Shuko und so fort ganz zu schweigen. Der Film stiehlt sich allerdings davon, indem er einfach nicht zeigt, was die Konsequenzen der direkten Auseinandersetzungen mit Waffengewalt sind.

Mehr kann man eigentlich nicht sagen. Irgendwo ist da noch Whoopi Goldberg, die ihre Hochzeit zur gleichen Zeit wie die originalen Teenage Mutant Ninja Turtles hatte, William Fichtner hingegen wurde wie so oft verschenkt und sorgt nur indirekt für so etwas wie markante Momente, weil die von ihm verkörperte Figur Eric Sacks ausgesprochen genau wie „Sex“ klingt, was für die denkwürdigsten Momente des ganzen Filmes sorgt.
Teenage Mutant Ninja Turtles als kurzweilig zu bezeichnen, könnte falsche Signale aussenden. Langweilig ist der Streifen aber nicht wirklich. Sondern auf eine gar nicht so grauenhafte Weise belanglos. Die fünffache Nominierung für die Goldene Himbeere darf dabei aber trotzdem als maßlose Übertreibung gesehen werden. Denn in der unterirdischen Liga eines Transformers-Filmes spielt das Schildkrötenabenteuer in keiner Minute. Vergessen werden darf auch nicht, dass die vier Liebhaber italienischen Traditionsessens bereits ganz andere Tiefpunkte wegstecken mussten. Man denke da nur an eine gewisse Fünfte im Bunde namens Venus de Milo in der „Power Ranger“-Ausführung 1997/98. Gleiches gilt übrigens auch für die häufigen Schmähworte über das Design der Turtles. Ja, sie sehen monströser und nicht mehr so lieblich aus wie einst. Doch das Aussehen ist mehr als angemessen und passt absolut zum Setting.
Andererseits erzählt der Film aber auch so wenig, dass seine Dauer von 100 Minuten einfach viel zu lang ist. 30 davon weniger und die Sache wäre deutlich runder und damit zum Ende hin weniger zäh geworden.

Fazit

Man mag es nicht glauben, aber das Reboot der Teenage Mutant Ninja Turtles gehört zu dem eindeutig Besseren, was Jonathan Liebesmann in seiner Karriere so verbrochen hat. Auch wenn das nichts zu bedeuten hat. Und auch wenn man die Fingerabdrücke des Seelenverschlingers Michael Bays ständig zu spüren meint, ist das hier kein Transformers-Debakel. Wäre das Spektakel nicht nach hinten hinaus zu lang geworden, wäre durchaus noch mehr drin gewesen. So werden ein paar sympathische Gags der Anarcho-Kröten, halbwegs gelungene Actioneinfälle und fast verbrämte Bezugnahmen zur eigenen Serienvergangenheit zwar von einer Menge an tumbem Geschnatter, erschütternd liebloser Charakterzeichnung und einer bemitleidenswert hilflosen Kamera in den Schatten gedrängt, aber trotzdem kann man sagen: Es hätte viel schlimmer kommen können.

Und mit dem Nachfolger Out of the Shadows wechselt nicht nur Newcomer Dave Green (Earth to Echo) auf den Regiestuhl, auch werden allerhand coole Turtles-Schergen  die New Yorker Bühne betreten und mit etwas Glück den Comic-Charme entfesseln, der in diesem Film nur sehr unterdrückt zum Tragen kam.

 

Stuff – Ein tödlicher Leckerbissen


Schon deutlich länger al sein halbes Jahrhundert treibt Larry Cohen sein Unwesen in der Filmlandschaft und schert sich weitestgehend kaum darum, eine gewisse Konstanz in Qualität und Thematik seines Gesamtwerks zu bringen. Irgendwo zwischen Maniac Cop und Nicht Auflegen! befindet sich The Stuff.  

I don’t think you’re quiet as dumb as you’re appear to be.

Story

Durch Zufall stößt ein Arbeiter auf eine merkwürdige Substanz auf dem Boden und, ein weiterer Zufall, kostet sie. Das Ergebnis ist umwerfend: Der joghurtartige Schleim schmeckt auf eine süßliche Art wie nichts anderes. Prompt wird der Fund als Speise auf den Markt gebracht und ein durchschlagender Erfolg. Überall schießt die Nachfrage nach dem „Stoff“ durch die Decke, jeder, der einmal davon kostete, ist hingerissen und will mehr.
Nur der Junge Jason ahnt, dass mit dem Fabrikat etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist, nachdem er beobachtete, wie es sich selbstständig im Kühlschrank bewegte, und schließt folgerichtig, es würde von langer Hand planen, allen Leckermäulern den Hals umzudrehen. Der ehemalige FBI-Agent und nun als Industriespion tätige David „Mo“ Rutherford wird auf seiner Suche nach den Ursprüngen der Substanz ebenfalls schnell skeptisch.

Kritik

Filme, die die damit beginnen, dass verwirrte Männer in den Schnee greifen und essen, was sie darin finden, beginnen ehrlich. Der Mensch ist Tier und es wird keine Motivation gesucht, es wird einfach genascht. Ein Film, der sich selbst The Stuff nennt, trägt diese Ehrlichkeit bereits im Titel, denn selten stand ein Film so schamlos dazu, sich um einen bloßen McGuffin zu drehen, wie es hier der Fall ist.
Wer mit der Arbeit von Larry Cohen vertraut ist, weiß aber sowieso schon grob, was ihn erwartet. Als Drehbuchautor verdanken wir ihm kleine Genre-Meilensteine wie Maniac Cop und It’s Alive. Seine Regiearbeiten hingegen werden immer wieder auffällig durch eine seltsame Nachlässigkeiten, als wäre das Buch für ihn viel wichtiger als dessen lästige  filmische Umsetzung.

Und so wirkt auch The Stuff, als wäre der Film nicht immer ganz vollständig, als hätte man hier und da Szenen rausgenommen oder verkürzt und auch die beizeiten recht wackelige Kamera wirkt manchmal äußerst verwirrt.
Es handelt sich um einen sehr sonderbaren Film, in dem vieles nicht so recht stimmen will, der aber einfach im Kleine so rund ist und so launig gut funktioniert, dass die großen Probleme zur Nebensächlichkeit verkommen. Michael Moriarty (der 2006 in der Masters-of-Horror-Episode Pick Me Up wieder mit Cohen zusammenarbeitete) spielt einen Rotschopf mit Südstaatenakzent, der eher durch die Handlung irrt als dass er einen Plan zu verfolgen scheint und dabei fast schon wahllos das restliche, nicht minder wunderliche Figurenset mit einbezieht, das gerne mal knapp an der Karikatur entlangschrammt und sich auch nichts daraus macht, unterwegs einfach mal eine Nebenfigur zu verlieren. Überhaupt: Was wann warum passiert, ist manchmal etwas wahllos. Auch hier wirkt das Drehbuch so, als hätte man viele tolle Ideen zu einem Thema gehabt, aber nicht die eine Idee, das alles auch kohärent zu verbinden.
Es gibt frisch wirkende, impulsive Witze und geschmackvolle Dummheiten, aber nie platt oder nervig, sondern immer angenehm verschroben sind. Der Humor ist situativ und bezieht stilvoll die Mise En Scène mit ein. Das Ganze ist die Verpackung für nicht unbedingt  filigrane Kapitalismuskritik. Natürlich. Ein recht bizarrer Auftritt von Coca Cola, bei dem nicht klar ist, ob es sich um Preis oder Hohn handelt, ist außerdem vertreten.
Dazu gibt es seltene, aber rohe Splattereffekte, die gar nicht zum sonstigen fast schon familientauglichen Ton des Filmes passen wollen, dadurch aber einen sehr eigenen Kontrast zu erzeugen wissen. Grundsätzlich, und hier lässt sich dann doch ein sonderbares Konzept erkennen, wird die Schraube des Abgedrehten im Laufe des Filmes immer fester gedreht.
So weit, dass man sich am Ende des Tages einfach eingestehen muss, dass es egal ist, wie viele Fehler eine Sache hat, solange sie Spaß macht.

Fazit

The Stuff ist ein kleines Kuriosum, das wie die meisten seiner Art weitestgehend von der Zeit zurückgelassen wurde. Es ist ein heiterer Film, der sich immer wieder anschickt, den Zuschauer zu überraschen, und dabei darauf pfeift, ganz konventionell einen bleibenden Protagonisten zu haben, sondern wie ein Kind das zeigt, was gerade am Interessantesten scheint. Und das ist schön, auch wenn am Ende beileibe nicht alles aufgeht, toll ist oder Verbeugung einfordert.

The Adventure of Denchu-Kozo

The Adventure of Denchu-Kozo (Oder: The Adventures of Electric Rod Boy; oder: Denchû kozô no bôken; oder: 電柱小僧の冒険) ist der letzte Film, den Shinya Kutusuke drehte, ehe er mit Tetsuo: The Iron Man vollends zurecht auch der Welt außerhalb Japans ein Begriff wurde. Die Berlinale würdigte ihn zusammen mit Sogo Ishiis Isolation of 1/880000 in der neuen Sparte „Hachimiri Madness, in der sich die einmalige Gelegenheit bot, auf Leinwand zu bestaunen, was die 8-mm-Anfänge der prägenden Giganten japanischer Filmlandschaft aus der Punk-Gruft der 80er sind.

Story

Hikari ist ein gewöhnlicher Junge, der sich den Mobbingattacken seiner weniger zimperlichen Mitschüler zu stellen hat. Ihr Umgang mit ihm wird nicht dadurch verbessert, dass ihm ein Elektrizitätsmast aus dem Rücken wächst. Eines Tages schreitet das Mädchen Mome rettend ein und vertreibt die mitleidlosen Rüpel, welche Hikari das Leben schwer machen. Zum Dank zeigt dieser ihr das Ergebnis seines neuesten Bastelexperiments: Eine Zeitmaschine, durcheinander, handlich und  funktionsfähig, wie sich herausstellt, wenn Hikari plötzlich 25 Jahre in die Zukunft springt. Was er dort vorfindet, ist ein Japan, das von einem Vampirclan unterjocht wird, der alles daran setzt, eine Dr. Sariba zu töten. Nun muss Hikari seine besonderen Kräfte zum Einsatz bringen.

Kritik

Wie umschreibt man diesen nicht ganz 50-Minütigen Film über einen Jungen, dessen ihm aus dem Rücken ragender Strommast ganz unverhohlen einfach nur eine behelfsmäßig angebrachte Stange aus Pappmaché, Schaumstoff und etwas Hartmaterial ist? Der kurz sagt „Hey, ich habe da übrigens eine Zeitmaschine“, und damit eine wirre Ansammlung von Elektroschrott meint, den er mit sich rumschleppt? Der nach knapp 3 Minuten in einer Zukunft feststeckt, in der Vampire mit einer Bombe stete Dunkelheit über die Welt gebracht haben und nun eine Eva züchten, die diese Dunkelheit verewigen soll? Da The Adventure of Denchu-Kozo sowieso zwangsläufig jeder Beschreibung nur spotten kann. Und so kann hier eigentlich auch nur geraten werden, diese Explosion von Film zu schauen, denn so einmalig, rasant und altersfrei ist kaum etwas.
Die Ähnlichkeiten zu Tetsuo: The Iron Man sind offenkundig. Die Liebe zum Detail, die Fantasie in den Bildern. Der Film ist voll sind von kreativen Fleisch-Maschine-Vermengungen, Drahtknäulen, aus denen sich Kreatürlichkeit entfaltet, und Kostümen, die nahtlos mit der Umgebung verschmelzen. Dabei koexistiert bewusster Trash mit wahrhaft augenöffnenden Effekten. Wie alles im Film ergibt sich daraus eine Fusion, die in eine Diegese mündet, in der alles möglich erscheint und das meiste trotzdem überrascht.
An vielen Stellen wirkt dieser frühe Ausflug Kutusukes wie ein Musikvideo, an weiteren wie ein Experimentalfilm. Die Wahrheit liegt vielleicht irgendwo in der Mitte. Die mit einem Affenzahn durch Gänge rauschenden Vampire, welche sich ausschlich per Stop-Motion bewegen, geben das Tempo für den gesamten Film vor, der in seinen 50 Minuten Stoff verhandelt, der sich ohne Probleme auf eine zweistündige Erzählung erstrecken hätte könne.
Im Vergleich zu seinen späteren Werken fehlen die Momente der Ruhe, der ernsthaften, schmerzlichen Intensität, in denen die Mühlen kurz innehalten und Raum für Reflexion lassen. Der Film schleudert voran und heftet Irrsinn an Irrsinn, ohne Platz für Ernst zu lassen. Dieser Fehlende Ernst ist in gewisser Hinsicht aber auch das Bemerkenswerteste, weil Überraschendste Moment – an Shinya Kutusuke ist nämlich ein wahrer Komiker verlorengegangen, was man bei seinen späteren Werken allerdings nie wieder in dieser Form erahnen kann. Die zahlreichen Witze sind voller überraschender Pointen, garniert mit dreisten Wendungen und in keiner Weise an die Zeit gebunden. Hier beweist sich wieder einmal, was sich nur allzu selten beweist: Guter Humor ist nicht an Zeit gebunden. Er basiert auf dem Moment der Verblüffung, der Abkehr vom Erwartbaren. Und das ändert sich nicht mal eben in 30, 40 Jahren. Dass wir es hier mit einem Film aus (immer noch) völlig fremdem Kulturkreis zu tun haben, verstärkt diesen Effekt für den westlichen Zuschauer nur noch.
Fazit

The Adventure of Denchu-Kozo ist tatsächlich  ein Abenteuer. Eines der absolut aberwitzigen Sorte, das heute noch genauso überraschend, schockierend, energetisch und überwalzend wirkt wie vor 30 Jahren. Es braucht nur ein paar Sekunden, bis es seine metallenen Klauen um den Nacken des Zuschauers gelegt hat und ihn durchschüttelt, bis die Geschichte  in einen Abspann mündet, der dem Film in keiner Weise nachsteht.

Rogue One: A Star Wars Story – Der offizielle Trailer ist da

Und hier ist er… ein Trailer zu dem Anfang der Lawine, die Star Wars: Das Erwachen der Macht losgetreten hat.
Felicity Jones ist die Spitze eines illustren und spannenden Casts, welchen Gareth Edwards (Godzilla, Monsters) durch Rogue One: A Star Wars Story leiten wird.
Nicht John Williams, sondern Alesandre Desplat steuert den Score dazu bei (man kennt ihn wohl vor allem aus The King’s Speech und Grand Budapest Hotel). Und der Trailer bestätigt, dass man sich bei Disney vorerst wohl nicht lumpen lassen wird, sondern bemüht ist, gute, facettenreiche Filme abzuliefern, die sich an der Gratwanderung zwischen Innovation und Altem versuchen. J.J. Abrams‘ Star Wars-Film war der zarte und vorsichtige Beginn davon. Rogue One wird zeigen müssen, was sich daraus machen lässt.

Spam Attack – The Movie – Komödiantischer Retro-SciFi-Kurzfilm

7 Jahre hat’s gedauert, bis der ehrenwerte Daniel Raboldt es fertigbrachte, diesem Magnum Opus von einer Herzensangelegenheit Spam Attack (zuvor angekündigt unter THE HORRIFIC FUTURE TALE OF THE GOTHIC WHO FELL IN LOVE WITH THE WEIRD BEARDED MONSTER ALIEN FROM OUTER SPACE) den letzten Schliff zu verpassen und ihm nachträglich die Farben zu nehmen.

Ein schönes Motiv in Postermaßen gibt es leider nicht, deswegen wird ihm nun das finale Bild geklaut, um es als Artikelverschönerung zweckzuentfremden.

Science-Fiction-Filme 2016 – Der Rest des Jahres

Batman vs Superman ist angelaufen und gerade dabei, die Hoffnungen von DC-Jüngern ein weiteres Mal zu beflecken. Damit ist einer der am stärksten erwarteten Filme 2016 in die Kinos gerollt und hinterlässt eine gewisse Leere. Star Wars liegt hinter uns, der Streit der DC-Flaggschiffe liegt hinter uns.
Aber steht liegt im Jahre 2016 noch in Sachen Science-Fiction an?
Hier eine kurze Auflistung nach Monaten (nicht nach Tagen, da sich erfahrungsgemäß sowieso das Meiste verschiebt) mitsamt schüchterner Synopsis und, wenn vorhanden, Trailer oder Teaser.


März

The Lobster
Klein und interessant genug, um ihn hier noch mal zu nennen: Ein skurriles Sci-Fi-Filmchen vom Alpen– und Dogtooth-Regisseur Yorgos Lanthimos.
Ein kaum zu erkennender Colin Farrel muss sich verlieben, sonst verwandelt er sich, wie schon sein Bruder, in ein Tier. Warum? So funktioniert das kommerzialisierte Daten in der Zukunft.


10 Cloverfield Lane
Eine der wohl größten Überraschungen in den letzten Monaten war die kurzfristige Ankündigung des Sequels zu J.J. Abrams Cloverfield. So etwas hatte niemand auf dem Radar. Dass sich der Film darüber hinaus auf sehr ungewohntem Terrain zu bewegen scheint, mit John Goodman einen prächtigen Lead-Actor vorzuweisen hat und von allen, die ihn bisher sehen konnten, helle Begeisterung als Quittung bekam, schmälert die Vorfreude auch nicht unbedingt.


April

Midnight Special (Korrektur: Der Starttermin lag bereits im Februar)
Einer der Filme, die dieses Jahr auf der Berlinale liefen, von mir leider verpasst wurden und viel Wohlwollen einheimsten. Es geht um die Beziehung des Vaters Roy zu seinem Sohn, der paranormale Fähigkeiten entwickelt hat. Das Duo muss sich in einer besonderen Art von Road-Movie gegen Behörden und andere Gefahren behaupten.
Familien-SciFi von Jeff Nichols, der bereits mit Mud, Take Shelter und Shotgun Stories überzeugen konnte.

Ratchet & Clank
Das Videospiel-Franchise kommt in die Kinos. Der agile Lombax Ratchet und sein hilfreicher Roboterfreund Clank müssen die Galaxie vor einer Bedrohung retten und bringen gewohnt viel Chaos, Erfindergeist und Familientauglichkeit mit sich. Allzu toll sieht das bisher zu Sehende allerdings nicht aus. Ein Besuch mit Tochter oder Sohn wird sich vermutlich dennoch lohnen.

Paradox
Low-Budget, ABER: Zeitreisen. Eine Handvoll Wissenschaftler schafft es während eines Experiments, einen aus ihren Reihen genau eine Stunde in die Zukunft zu schicken. Was er zu erzählen hat, wenn er zurückkommt, ist alles andere als beruhigend. Zugegeben, es sieht alles andere als toll aus, aber… Zeitreisen!


Mai

Captain America: Civil War
Da das Internet voll ist mit TeamIronMan- und TeamCap-Hashtags ist, kann man sich große Reden hier eigentlich sparen. Stattdessen einfach noch einmal einer der vielen Trailer. Und immerhin darf man schon alleine deshalb gespannt sein, weil der letzte Captain-America-Film einer der besten Produktionen des Marvel-Universums gewesen ist.

X-Men Apocalypse

Selbiges gilt eigentlich auch für die Helden von X-Men. Bryan Singer schickt James McAvoy und seine Mutanten-Zöglinge ins Feld gegen den ältesten, gottähnlichen Mutanten überhaupt. Nach den letzten beiden Filmen X-Men: Erste Entscheidung und X-Men: Zukunft ist Vergangenheit darf man auch ruhig ein bisschen Vorfreude springen lassen.


Juni

High-Rise
Eine J.G.-Ballard-Verfilmung, auf die der Schreiber, der sich in den letzten Monaten noch einmal ausführlich mit David Cronenbergs Crash auseinandersetzen durfte, ganz besonders gespannt ist. Die Geschichte erinnert dabei stark an Snowpiercer, nur eben in vertikal und stationär. Denn der Handlungsort ist ein riesiges Hochhaus in der Zukunft, in dem der Pöbel unten wohnt und die Elite oben residiert. Bis es einen Aufstand gibt.
Das, was es bisher zu sehen gibt, wirkt schlicht atemberaubend und der Cast ist mit Tom Hiddleston und Jeremy Irons an der Spitze reizvoll.

Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows
Die 2014er-Verfilmung von Jonathan Liebesman schrieb die Geschichte der vier wehrhaften Schildkröten so um, dass sie eine Laborzüchtung mittels Mutagen sind. Und damit ja irgendwie Science-Fiction. Nun, im neuen Film geht es gegen Shredder und seine Mutantenschergen, Dieses Mal unter der Regie von Dave Green (Earth to Echo) und immer noch mit Michael Bay als Produzenten. Und nach Letzterem sieht das Ganze auch aus.


`Juli

Star Trek Beyond
Zum ersten Mal nach Star Trek und Star Trek: Into Darkness ist J.J. Abrams nicht mehr auf dem Regiehocker, sondern delegierte diese Aufgabe an Jusin Lin weiter, der bisher vor allem durch die letzten Fast & Furious-Filme aufgefallen ist.
Und bisher, so die einhellige Meinung von so ziemlich allen, sieht man das dem Trailer unzweifelhaft an.

Independence Day 2
Da ist er nun bzw. wird kommen. Und die Prämisse ist gar nicht mal so übel, wie man fürchten könnte. Die Idee, dass sich seit dem ersten Angriff eine alternative Zeitlinie entwickelt hat und die Gesellschaft in Indepencence Day 2 sich mit ihrer Beinahe-Auslöschung im Rücken stark gewandelt hat, ist eine interessante. Auch sind große Teile des ehemaligen Casts wieder mit von der Partie.

Ghostbusters
Erst vor kurzem kam der erste Trailer des Geisterjäger-Sequels raus und hat die Internetgemeinde so sehr in radikale Lager gespalten, wie schon lange keine Filmvorschau mehr. Paul Feig führt vier weibliche Jäger ins Feld, die sich durch ein offenbar  klassisches Ghostbusters-Spektakel schleimen müssen.

Godzilla Resurgence
Zum 31. Mal wird sich Godzilla durch Japan bewegen. Nach dem Erfolg der erfolgreichen US-Version wird sich hier wieder auf klassische Handarbeit verlassen, wie es zum letzten Mal bei Godzilla: Final Wars der Fall gewesen ist.
Und man darf durchaus gespannt sein, denn mit Hideaki Anno ist jemand mit von der Partie, der bereits Neon Genesis Evangelion auf der Liste seiner Erfolge stehen hat.

The Purge: Election Year
Was mit Saw einst klappte, klappt wohl immer, denkt man sich und produziert The Purge-Sequels am Fließband, bis die geringen Kosten irgendwann nicht mehr gedeckt werden. Nach The Purge und The Purge: Anarchy geht’s in The Purge: Election Year nun also um die Präsidentschaftswahlen und das gleiche wie immer.


 

August

The Space Between Us
Nach Der Marsianer geht es noch einmal auf den Roten Planeten. Asa Butterfield spielt den ersten Marsgeborenen, der sehr darunter leidet, sich via Fernkommunikation in einen Erdenmenschen verliebt zu haben. Neben der Entfernung und logistischen Unmöglichkeiten ist außerdem ein Problem, dass er aufgrund seiner außergewöhnlichen Lebensumgebung nicht in der Erdatmosphäre überleben könnte.

Spectral
Emily Mortimer, Max Martini, James Badge Dale spielen in Spectral den Teil eines Special-Ops-Teams, das sich gegen übernatürliche Wesen zu Wehr setzt, die New York überrant haben. Der Regisseur Nic Mathieu ist noch ein recht leeres Blatt, aber wer weiß, vielleicht steht uns hier ein Geheimtipp ins Haus.

Three Body Problem
Ob wirklich August ist Spekulation, im Juli jedenfalls erscheint dieser Science-Fiction-Film in China und ist völlig zu Unrecht hier im Westen unter dem Radar. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Liu Cixin, das als erstes Genrebuch Chinas überhaupt den Hugo-Award gewinnen konnte. Die Filmadaption hat ein ziemlich hohes Budget vorzuweisen und behandelt das Leben des Jungen Physikers Ye Wenjie, der überraschend Kontakt zu einer Alien-Zivilisation aufnimmt.
Dass es biseher noch überhaupt kein bewegtes Material zu sehen gibt, ist schade, muss aber kein schlechtes Zeichen sein.

Suicide Squad
Die Bösen des DC-Universums werden zusammengeschnürt, um ein noch größeres Übel zu bekämpfen – auf ihre Art. Vor allem nach Batman vs Superman ruht nun nicht nur auf Wonder Womans schmalen Schultern, sondern auch auf diesem Film die Hoffnung, dem DC-Universum eine cineastische Frischzellenkurz zu verpassen.


September

Replicas
Keanu Reeves scheint in seiner Phase der Midlife-Crisis-Genreproduktionen nun endlich auch mal wieder in die Science-Fiction einzuscheren. Er mimt einen Wissenschaftler, der davon besessen ist, seine bei einem Unfall verstorbene Familie ins Leben zurückzuholen. Was genau bei dieser Frankenstein-Version herumkommen wird, ist unklar. Der Name des Filmes deutet da sowieso eher auf ein Androiden- oder Klon-Drama hin.


Oktober

Gambit
Man darf sich zurecht fragen, ob es wirklich noch Oktober wird. Aber eigentlich war das Soloabenteuer des populären X-Men-Mitglieds Gambit für diesen Monat angesetzt. Niemand Geringeres als Doug Liman führt Regie und konnte mit Edge of Tomorrow ja schon eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass er kluge und knallige Sci-Fi bestens beherrscht.


November

Doctor Strange
Und hier schlüpft Benedict Cumberbatch schließlich in die Rolle einer weiteren ikonischen Marvel-Figur – und knüpft damit auf die ein oder andere Weise gewiss an die schrägen Ausflüge von Deadpool, Ant-Man oder den Guardians of the Galaxy an. Nach dem massiven Clash, den Captain America: Civil War bedeutet, wird hier noch mal das ganze Marveluniversum durchgeschüttelt. Und Tilda Swinton, Chiwetel Ejiofor und Rachel McAdams schütteln mit.


Dezember

Star Wars: Rogue One
Genaugenommen liegt Star Wars natürlich nicht hinter, sondern vor uns. Star Wars: Rogue One ist zwischen Episode III und IV anzusiedeln, der erste Anthology-Film aus dem Star Wars-Universum  und hat mit Gareth Edwards einen Regisseur an Bord, der bis dato noch nie enttäuscht hat (mit Monsters und Godzilla allerdings auch noch nicht wahnsinnig viele gedreht hat). Dass es um eine Gruppe von Söldnern geht, die dem Auftrag nachgehen, die Pläne des Todessterns zu mopsen, klingt ebenfalls spannend – gerade weil es eine für Star Wars-Verhältnisse eine Geschichte zu sein scheint, die sich in ungewöhnlich kleinem Rahmen abspielt.
Neben Felicity Jones sind Diego Luna, Ben Mendelsohn, Riz Ahmed, Donnie Yen, Forest Whitaker, Mads Mikkelsen und Alan Tudyk dem Film verpflichtet.

Passengers
Chris Pratt und Jennifer Lawrence spielen in Passengers Jim Preston und Aurora, die mit vielen anderen zusammen auf einer Reise zwischen den Sternen im Kälteschlaf liegen. Doch bei Jim wird der Schlummer durch einen Fehler zu früh beendet – und ihm steht nun bevor 90 Jahre alleine auf dem durch die Schwärze reisenden Transporter zu warten. Also weckt er Aurora und zwingt sie damit, sein Schicksal zu teilen. Ein Sci-Fi-Kammerspiel an Bord eines Raumschiffes, auf dem sonst alle im Dornröschenschlaf liegen. Man darf gespannt sein.

Assassin’s Creed
Bereits bei den Spielen gerät es schnell in Vergessenheit: Im Kern ist Assassin’s Creed Science-Fiction. Immerhin kann die Turnerei vor Präteritum-Kulisse nur stattfinden, weil Callum Lynch (Michael Fassbender) sich mittels Futur-Technologie die Erlebnisse seiner Vorfahren einklinken kann, um sich so einer Verschwörung auf allen Zeitebenen zu stellen.

Eolomea

Erstaunlich ist es, was unter der Schirmherrschaft der DEFA alles entstanden ist. Neben famosen Dokumentationen wie Rangierer, Bergmänner oder Wer fürchtet sich vor’m schwarzen Mann gab es auch immer wieder Spielfilme aus dem Filmland DDR, die so überraschend, frisch, wagemutig und schlicht gut waren, dass man meinen könnte, all die Probleme dieses diktatorisch regierten realsozialistischen Staates irgendwo in Mitteleuropa hätten, wenn die Möglichkeit zum künstlerischen Ausgleich gegeben war, die Energien für großes künstlerisches Schaffen freisetzen können.
Unter diesen bemerkenswerten Filmen gibt es (gottseidank) auch Science-Fiction. Einer dieser Handvoll an Genreausflügen ist der poetische Eolomea von Regisseur Herrmann Zschoche.

Anmerkung: Es existiert im Augenblick leider kein angemessener Trailer im Internet, sondern nur eine mäßige Schwarzweiß-Version. Stattdessen gibt es hier die Anfangsszene zu bestaunen.
Er hat noch nie die Flüsse gesehen. Und die Wälder.

Story

Im direkten Umfeld der Raumstation Margot gehen Raumschiffe verschollen. Wieder und wieder. Als das achte Schiff in kürzester Zeit seinen Kontakt zur Erde abbricht, tritt ein Rat zusammen und erteilt ein Startverbot für sämtlichen interstellaren Verkehr. Interessengemeinschaften beharken sich gegenseitig, Theorien werden geboren und direkt wieder verworfen. Niemand hat eine Idee, was hinter dem mysteriösen Abhandenkommen der Schiffe samt Crew stecken könnte.
Dann bricht auch noch der Funkkontakt zur selbst Margot ab. Die Wissenschaftlerin Maria Scholl versucht, das intrigante Durcheinander zu durchschauen und macht sich auf die Suche nach Wahrheit.
Unterdessen, weit entfernt, schlagen sich Kapitän Danial Lagny und sein Lotse Olo Tal auf ihrem Raumschiff in der Nähe eines mit persönlichen Quälereien, Dienst nach Vorschrift und Regelverstößen rum.

Kritik

„Und nie wieder Kosmos! Nie wieder!“, johlt ein Mann und lässt sich rückwärts in die Wellen des Meeres fallen. Schnitt in den Vorspann: Sternennebel und ein Soundgewand, das sich irgendwo zwischen träumerischer Lounge.-Musik, Free Jazz und ein wenig Synthiegedudel austobt.
Was geschieht da? Die DEFA geschieht.

Eolomea fällt, abseits des zu lallenden und trotzdem schlecht einprägsamen Namens, weniger durch Einzeldinge auf als vielmehr durch deren geschickte Kombination. Weltraumfahrt ist an der Tagesordnung, fast täglich scheinen Schiffe jeder Art in die weite, aber auch schrecklich leere Schwärze des Alls aufzubrechen. Die Erde hat einfach nur den Bereich ausweiten können, in dem repetitive Arbeit unter fragwürdigen Bedingungen ausgeführt wird. Wecker stehen auf den Tischen dieser Schiffe und misslingender Funkverkehr quittiert sein eigenes Scheitern mit einem analogen Besetztzeichen. Die Szenenbilder sind teils putzig, die Ausstattung immer überzeugend, bisweilen aber nur gerade so noch glaubwürdig. Dass man nicht aus einem endlosen Geldfüllhorn schöpfen konnte, um den Film zu verwirklichen, ist ohne größere Mühe zu erkennen, aber keinesfalls ein Problem. Denn die Geschichte entspinnt sich nicht in üppigen Prachtbildern, sondern ganz natürlich aus vielen Gesprächen, die in tollen langen Einstellungen fotografiert sind und in erster Linie fantastisch geschrieben sind. Man hängt den Figuren schon in kürzester Zeit gebannt an den Lippen, wenn sie allesamt auf ihre charakteristische Weise Zynismus, Grübelei und Alltagsgeplänkel verbinden und mit philosophischen Exkursen versehen. Auf diese Weise vermittelt Eolomea immer mehr Details über den Zustand der Welt dieser Zukunft, sodass sich nach und nach ein erstaunlich klares Bild von Gesellschaft und politischer Situation ergibt, obwohl man von beidem nur Bruchstücke zu sehen bekam. Das mag trocken oder sogar aufgesetzt klingen, ist aber nichts davon, sondern einfach nur unaufdringliches, sehr angenehmes Konversationskino, das einen nach den ersten Sätzen mitzunehmen weiß.
Dabei springt die Erzählung hin und her zwischen den beiden Freunden Daniel und Olo an Bord ihres Raumschiffs, die eine sehr milde Form von Obrigkeitszweifel praktizieren, und der Erdprotagonistin Professor Maria Scholl, die dem Geheimnis auf den Grund zu gehen versucht. Aber nicht nur räumlich wird ein Spagat vollzogen, auch zwischen Gegenwart und Vergangenheit springt der Film immer wieder hin und her. Damit wird neben weiteren Einblicken in den Alltag und Zustand der Zukunft außerdem auch etwas Urlaubs- und sogar Agentenatmosphäre geliefert, die sich ebenso harmonisch ins Ganze fügt wie der Rest.

Sowohl an der Soundkulisse als auch an der Kameraführung von Günter Jaeuthes entzünden sich hie und da fantastische Ideen und immer wieder blitzen feine inszenatorische Einfälle durch, die das sowieso schon lockere Geschehen mit ästhetischem Fingerspitzengefühl noch weiter auflockern und manchmal sogar ein andächtiges Schaudern hervorrufen.
Das heimliche Highlight des Filmes ist aber ein Kurzauftritt des Roboters Nr. 0560, der nicht nur ein hinreißend provisorisches Aussehen vorzuweisen hat, sondern vor allem auch den insgeheimen Gipfel der sowieso schon alles andere als ironiebefreiten Dialoge erklimmt und darüber hinaus wohlig an Robby aus Alarm im Weltall erinnert.

Fazit

Stimmungsvolle Bilder, spannende Charaktere mit Profil, eine sich schlüssig entfaltende Geschichte und vor allem fantastisch geschriebene Gespräche, die all das zusammenhalte, sorgen auch heute noch für großes Sehvergnügen. . Eolomea ist also  dialoglastiger, aber nicht geschwätziger Science-Fiction-Film mit mutigen Ansätzen in einer gewieft erdachter Welt spielend – das ist tatsächlich etwas, das heute nur schwer vorstellbar ist.

Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI – Staffel 10

14 Jahre sind vergangen. Für manche auch 15, je nach Verbundenheit zu Mulder. In der Zwischenzeit gab es weniger als Nichts in Form des zweiten Akte X-Kinofilmes namens Jenseits der Wahrheit. Der Film war nicht, wie oft gescholten wurde, eine normale Episode nur länger, sondern wie eine entschieden unterdurchschnittliche Episode in viel zu lang.
14 Jahre sind vergangen. Nun sind die X-Akten wieder geöffnet, zumindest vorerst.

I know it’s hard to believe, but surprisingly I’m great in the sac.

Story

Viel ist geschehen, vor und nach Schließung der X-Akten. Und viele Dinge geschehen immer noch. Deswegen nimmt Fox Mulder sein Telefon ab und hat Direktor Skinner am Apparat. Grund ist ein auffälliger, prätentiöser Webcaster namens Tad O’Malley, an dessen provokanten Thesen über Alien-DNA vielleicht ein Fünkchen Wahrheit sein könnte.
So macht sich das Gespann Mulder und Scully in alter Dynamik irgendwo dort draußen auf die Suche nach der Wahrheit. Über Regierungsverschwörungen, Entführungen durch Außerirdische und die kleinen Wunderlichkeiten des Alltags. Alles ist wie immer. Endlich wieder.

Kritik

Endlich wieder.
Das Wiedersehen von Mulder und Scully ist keineswegs überschwänglich. Es ist von vorsichtiger, aber auch aufrichtiger Freude. Es strömt untilgbar aus: Wir kennen uns. Wir hatten unsere Differenzen, große Differenzen. Und wir wissen viel. Vieles, was wir weiterhin oder nicht mehr aussprechen. Aber wir kennen uns gut, sehr gut.
Wie es zwischen den beiden Galionsfiguren des modernen Serien-Fernsehens zugeht, so erlebt auch der Zuschauer das Wiedersehen mit Akte X. Sicher, man ist gealtert. Aber Innen ist immer noch alles so wie immer. Die Optik, das Schauspiel der anderen Darsteller, das Musik von Marc Snow, der Aufbau der Fälle. Akte X knüpft nicht nur narrativ mit seinen 6 Episoden an den Stil der Serienhochzeit an, sondern auch in jeder anderen Hinsicht. Die Charaktere sind überzeichnet, die Dramaturgie häufig bewusst ungehobelt. Es dröhnt und schillert derselbe, unveränderte Vorspann vor jeder Folge. Ja sogar die Effekte scheinen auf dem Niveau der späten Neunziger hängengeblieben zu sein. Manche nennen es treue, manche Stagnation oder das Schmücken mit alten Federn. Diese Taktik muss nicht zwangsläufig und immer gefallen, löst im Grunde aber genau das ein, was man sich wünschte, als Jenseits der Wahrheit in die Kinos kam. Und was man sich bis heute wünschte. Mehr vom Bekannten, mehr von dem, was man damals, in der Regel die ganze Woche bis und dann wieder von Montag, nervös herbeisehnte.

Es ist schon bezeichnend, dass die Pilotfolge ohne irgendeine Actioneinlage auskommt. Keine Verfolgung, keine Schießerei, nur Gespräche. Und es macht einfach nur großen Spaß, die beiden Veteranen miteinander reden zu sehen. Die Chemie stimmt allen etwaigen Differenzen zwischen Duchovny und Anderson zum Trotz.
Die Geschichten zwischen der erste und der sechsten und letzten Folge sind mehr oder weniger in sich geschlossen. Zwar bleiben die größeren und kleineren, feineren und dramatischeren Verweise auf bisher Erlebtes nie aus, die zu lösenden Fälle sind aber nicht in die die große Verschwörung eingebettet.
Was einem geboten wird, ist ein kunterbuntes Best of von dem, was Akte X in seinem vollen Spektrum zu bieten hatte. Da gibt es die etwas drastischere Splatter-Folge und Anlehnungen zu politischer relevanter Aktualität ebenso wie aus dem heiteren Himmel stürzende Comedy-Folgen, die in gewohnter Manier bis in die Knochen selbstironisch und mit kolibriartigem Augenzwinkern ablaufen. Erst die letzte Episode knüpft dann wieder an die „Hauptverschwörung“ an und macht auch dann alles genau so, wie man es von Akte X kennt und erwartet. Sie endet mit einem Cliffhanger, der sowohl dreist groß als auch liebevoll klischeegeflutet ist.

Natürlich ist nicht alles gut. Gleich Folge 2 ist etwas zu konfus und wirr erzählt, als wäre das Drehbuch obschon der 14 Jahre Pause in letzter Sekunde geschrieben worden. Nicht alle Witze erreichen das Niveau der besten Zeiten unserer Lieblingsermittler und auch die Rahmengeschichte wirkt ein wenig krampfhaft zusammengesteckt. Das dürfte auch am abgespeckten Team hinter den Kulissen liegen. Marc Snows Musik geht einem direkt ins Herz, doch die Gruppe von Autoren und Regisseuren lässt vor allem Vince Gilligan, aber auch den verstorbenen Kim Manners schmerzlich vermissen. Und über kurz oder lang, sollte die Miniserie fortgeführt werden, was im Augenblick noch völlig offen ist, wäre es auch wünschenswert, wenn die Hauptdarsteller in alter Tradition wieder folgen schreiben und inszenieren.
Ungeachtet dessen: Das ganze Verschwörungsgeseier macht immer noch Spaß, der Humbug ist immer noch spannend und hat eine Sogwirkung, wie man sie in dieser bestimmten Ausprägung und mit dieser Aura nur noch selten sah seit 2002.

Mulders Haut ist etwas schlaffer, Scullys Züge sind strenger und schärfer geworden. Sie kämpften gegen die Regierung, gegen das halbe Weltall, gegen vermeintliche Freunde und Verbündete, gegen Lügen und nur allzu oft gegen sich selbst. Und auch gegen die Zeit. Wir erinnern uns an eine Folge, in der wir das Agentenpaar vergreist sehen. Soweit ist es noch lange nicht. Es bleibt also noch viel Zeit für Abenteuer, Händchenhalten, Augenzwinkern, schweißtreibende Ritte und vielleicht ja sogar mal wieder für eine Fernsehrevolution.

Kritik

Vielleicht ließ es sich nicht zur Gänze aus diesem Text raushalten: Der Rezensent ist ein großer Fan von Akte X und konnte sogar Staffel 8 und 9 noch so Manches abgewinnen. Die Vorzeichen waren keine allzu guten. Nach dem Armutszeugnis, das der zweite Film war, waren die Befürchtungen groß. Nach den ersten Insider-Rezensionen noch größer.
Doch man kann aufatmen. Mulder und Scully sind wieder da. Nicht besser, nicht schlechter, sondern genauso wie damals. In Fällen, die sich auf die Qualitäten des Ursprungs besinnen und einem Erzählton, der sich auf eine herrlich unverkrampfte Weise kaum gewandelt hat.

X-Men: Apocalypse – Ein neuer Trailer

Der mich etwas unschlüssig macht. Teils abschreckend grelle Effekte, teils abschreckend grelle Dramatik, die aber vor allem dem Schnitt und der musikalischen Untermalung des Trailermaterials geschuldet ist.
Andererseits konnte Singer sich mit X-Men: Days of the Future Past ja wieder ganz gut in sein Mutantenuniversum einfinden. Und der böse Oberriese ist hoffentich annährend so reif, wie man es nach tausenden von Jahren erwarten sollte. Und nicht einfach nur groß und ägyptisch.

The Lobster – Der offizielle Trailer zur Sci-Fi-Groteske

Zuallererst: Ja, das ist Colin Farrel, der Kerl, der uns in Total Recall so langweilte, aber besser ist, je kleiner der Film ist. Und ja, da sind auch noch Rachel Weisz und John C. Reilly.In einem Film von Yorgos Lanthimos, der vor allem mit dem Familienkuriosum Dogtooth leute verstörte und dieselben Personen 2011 mit Alpen gehörig irritierte.
Um was es geht? Leute werden eingesperrt und in ein Tier verwandelt, wenn sie in einem vorgegebenen Zeitraum nicht einen Partner gefunden haben.