Europa Report – DVDs zu gewinnen

Am 22. Oktober erscheint Europa Report auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D. Bereits jetzt kann man hier zwei Exemplare des Filmes auf DVD gewinnen.

Warum? Weil der Film ziemlich gut ist.
Wie? Recht einfach.
Schreibt hier in den Kommentaren und unter dem entsprechenden Facebook-Eintrag Folgendes: Welches ist euer persönlicher Favorit unter allen Science-Fiction-Filmen und was macht ihn besser als alle anderen seiner Art? Und das in einem Satz.

Die schönsten, aufrichtigsten, bezauberndsten oder einzigen Beiträge gewinnen.

Zeit habt ihr dafür 2 Wochen. Am 26.10. endet das Gewinnspiel und die Scheiben kommen zur Post.

Viel Spaß und Erfolg.

Europa Report

Es werden zwei DVDs zum Film verlost beim SciFiFilme.net-Gewinnspiel.

Der ecuadorianische Festival-Günstling Sebastián Cordero drehte mit Europa Report seinen fünften und erfolgreichsten Film. Trotzdem darf das Werk nur die Leinwände einiger Festivals besuchen, während ihm eine reguläre Kinoauswertung verwehrt bleibt. Völlig zu Unrecht.

So little space in here. And so much space out there.

Story

Im Jahr 2061 macht sich die Europa One, besetzt mit einer sechsköpfigen internationalen Crew, auf den langen Weg zum Jupitermond Europa, um endlich die Frage zu klären, ob das Wasser, welches unter der Oberfläche des Mondes vermutet wird, vielleicht Leben in sich trägt.
Die Pioniere um den Piloten Willam Xu sind aufgeregt und voller Erwartung. Noch nie hat ein Mensch den Weltraum jenseits des Mondumfeldes bereist.
Weder der monatelange Flug noch die anschließende Landung auf dem Jupiter-Trabanten verlaufen ohne Turbulenzen. Der Funkkontakt zur Erde bricht ab und die Landezone wird  um knapp 100 Meter verpasst.
Um die Mission durchführen zu können muss das Schiff außerplanmäßig verlassen werden. Hinzu kommt, dass seit der Landung einiges nicht mit rechen Dingen zuzugehen scheint.

Kritik

Die von Europa Report gewählte Erzählform ist ein ungewöhnlicher Hybrid. Man hat sich auf das (mittlerweile muss man wohl sagen ‚klassische‘) Found-Footage-Verfahren eingelassen, zeigt das Material aber nicht in chronologischer Reihenfolge, verzichtet weder auf musikalische Untermalung noch auf stimmungsgebende Schnitte und fährt sogar Kommentatoren auf. Zu sehen gibt es nicht das rohe Filmmaterial direkt von der Kamera, sondern eine im Nachhinein aufbereitete Version im Stile eines Doku-Dramas.
Das wirkt erst einmal inkonsequent, entpuppt sich im Fall von Europa Report aber als kleiner Geniestreich, denn der Film profitiert von den Vorzügen der ‚Echte-Aufnahmen-Prämisse‘ und umschifft durch den Nachbearbeitungskniff gleichzeitig einige ihrer Probleme.
Dass der Zuschauer das Geschehen nur über die (zahlreichen) Kameras im und am Schiff sowie über die Helme zu sehen bekommt, drückt die Intensität des Gezeigten gewaltig nach oben, während man auf der anderen Seite aber nie das Gefühl hat, Entscheidendes zu versäumen.

Zirka in der Mitte gibt es einen plötzlichen Rückblick ausgerechnet dann, wenn es auf der Mondoberfläche richtig spannend wird. Erste Befürchtungen, der Film nähme damit eine falsche Richtung und drossele die Anspannung im falschen Moment, stellen sich aber bald als verkehrt heraus. Stattdessen gibt es eine der intensivsten und tragischsten Szenen der jungen Sci-Fi-Geschichte. Wegen ihr allein lohnt sich Europa Report schon.

Die Spielzeit beläuft sich auf 87 Minuten, was für einen Film, der sich mit dem Aufspüren außerirdischen Lebens beschäftigt und seinen zudem Figuren viel Platz einräumt, wenig Zeit ist. Dementsprechend hält sich der Science-Fiction-Film nicht mit einer langen Einführung auf und startet direkt mit dem Verbindungsabbruch zur Erde, um dann in ähnlichem schnellem Tempo fortzufahren. Der durchdachten Regie Sebastián Corderos ist es zu verdanken, dass der Film nie gehetzt wirkt und jede Szene schlüssig aus der  vorangegangen hervorgeht.
Trotzdem wünscht man sich, dass der Regisseur sich im ersten Drittel doch noch ein paar weitere Minuten genommen hätte, um das Gefühl der Isolation und Ungewissheit der Crew, die ohne Kontakt zur Erde im schwarzen Nichts ins Ungewisse reist, noch stärker wirken zu lassen. Diese Momente kommen wunderbar zur Geltung und hätten gerne vertiert werden dürfen. Opressiv, wie man es vielleicht 2001: Odyssee im Weltraum wohlwollen dunterstellen könnte, wird Europa Report jedoch nie. Von Beginn an kreiert er eine mustergütige Spannung, in der man sich ohne Umschweife tief verliert. Diese wird bis zum intensiven Ende gehalten ist in erster Linie der großartigen Sounduntermalung zu verdanken, die omnipräsent ist, dabei aber kaum auffällt, so harmonisch und natürlich fügt sie sich ins Gesamterlebnis, während sie es eigentlich streng diktiert.

Daneben lebt der Film vor allem von seiner Bodenständigkeit. Europa Report ist Sci-Fi mit hohem Authentizitätsanspruch. Geerdete Charaktere, Technik auf heutigem Stand und eine Geschichte, die auf aktuellen Daten basiert – nämlich der Vermutung von Ozeanen unter der eisigen Kruste auf Europa. Zwei oder drei wissenschaftliche Ungenauigkeiten gibt es trotzdem, doch fallen die erstens nur auf, wenn man mir pedantischen Argusaugen hinsieht, und zweitens nicht ins Gewicht. Weil die Geschehnisse so gekonnt realitätstreu aufgezogen sind, gerät der Moment, in dem die Kapsel auf Europa landet und sich der Brocken erstmalig direkt menschlichen Augen zeigt, fast schon magisch. Auch und weil der Film auf pompöse Inszenierung gänzlich verzichtet.
Es sind viele Andeutungen, die zu Spekulationen einladen, und die guten Schauspieler, die diese Spekulationen aufregend werden lassen. So werden kleine Bilder plötzlich zu etwas viel Größerem. Mehr als einmal erwischt man sich selbst dabei, offenen Mundes zu staunen und gleichzeitig auf ein Anhalten der aktuellen wie auf das rasche Zustandekommen der nachfolgenden Szene zu hoffen. Mit sehr reduzierten Mitteln gelingt es Europa Report, das Gefühl zu transportieren, auf einer gänzlich unbekannten Welt zu sein, die so wundervoll wie unheimlich ist. Tatsächlich stellt sich der Eindruck ein, gemeinsam mit den Astronauten diesen fernen Ort zu erforschen, der plötzlich nicht nur ein wissenschaftlich interessanter Mond in der direkten Nachbarschaft ist, sondern gleichzeitig auch Unvorstellbares und Märchenhaftes, ja schlicht und ergreifend alles bereithalten könnte.

Fazit

Europa Report ist nicht nur ein Film über Mut, Einsamkeit und Verhältnismäßigkeit, sondern auch einer über Träume, Sinn und die Kraft des menschlichen Pioniergeistes. Kleines Spannungskino mit kleiner Geschichte, aber groß erzählt.
Wie so oft ist die Erfahrung umso wirksamer, je weniger der Zuschauer am Anfang weiß. Wer ohne Ahnung und Erwartung an das Sci-Fi-Abenteuer herangeht, dem schenkt es eine der kräftigsten Filmerfahrungen jüngerer Genregeschichte.

Star Wars Rebels – Erster Teaser

Ein erster Teaser zum neuen Star Wars-Animations-Output. Die merkwürdig jugendliche Stimme und auch das „Disney“ am Ende lassen die Sache etwas kindlich wirken. Doch abgesehen davon, dass das ja nichts schlimmes ist, ist es auch viel zu früh, um zu urteilen.
Die Optik soll sich stark an den Filmen orientieren. Wie das gemeint ist, darauf lässt der Teaser Schlüsse zu, wenn auch auf nichts anderes.
Viel Spaß.

Rabid

Wenn in den 70ern etwas entschieden besser war als heute, dann waren es… dieser Satz ist gar nicht so einfach zu beenden. Vielleicht waren es die deutschen Zusatztitel von Filmen, die damals genauso albern und freiheraus erfunden waren wie heute, dereinst aber von deutlich mehr Kreativität zeugten. 1977 legte David Cronenberg im Anschluss an Shivers – Parasiten-Mörder prompt nach mit  Rabid – Der brüllende Tod,oder, um es mit den damals in Deutschland so beliebten Alternativtiteln zu sagen, Überfall der teuflischen Bestien beziehungsweise Rabid – Bete, dass es dir nicht passiert. Damit war der Mittelpart seiner Venereal Horror-Trilogie geschaffen.

Potato man loves ketchup man.

Story

Rose und Hart tragen nicht nur klangvolle Namen, sondern haben auch Probleme mit ihrem Van. Als sie mit diesem gerade quer auf einer Landstraße stehen und die Zündung streikt, knattert ein Motorrad in sie hinein. Da Rose beträchtlich verletzt wurde, wird sie in das naheliegende Klinikum für plastische Chirurgie eingeliefert, dessen Chefarzt sich angesichts der Dringlichkeit ihrer Lage dazu gezwungen sieht, ein bislang unerprobtes, aber äußerst vielversprechendes Verfahren an ihr auszuprobieren. Er entnimmt einer unversehrten Stelle ihres Körpers Gewebe, neutralisiert den Zellkern und ersetzt das zerstörte Fleisch ihrer Wunden mit ihm. Das morphogenetisch neutralisierte Material fügt sich nahtlos in seine neue Umgebung ein. Was vormals Oberschenkel war, ist nun Gesicht. Die Wundermethode bringt nur eine ungewollte Nebenwirkung mit sich. Als Rose aus ihrem Koma erwacht, kann sie ihren Hunger nicht mehr durch gewohnte Nahrungsaufnahme stillen, sondern muss sich durch einen neu entstandenen Rüssel, der aus ihrer Achselhöhle ragt, vom Blut anderer Menschen ernähren. Irgendwas ist ja immer. Ihre Opfer werden zu Ungeheuern, die wahllos andere anfallen und diese ebenfalls infizieren. Während Rose, die trotz Blutdurst bei Verstand ist, den in Montreal wartenden Hart zu finden versucht und dabei nicht so recht versteht, was um sie herum geschieht, verbreitet sich die Krankheit bald schon mit epidemieartigen Ausmaßen im ganzen Land.

Kritik

Wieder ein paar übereifrige Wissenschaftler, die nur das Beste wollen und das Schlimmste fördern. Wieder die meiste Zeit über eine Klinik mit Kurortcharakter als limitierter Handlungsort. Dazu Monotone Instrumentalisierung à la Carpenter mit melancholischem Touch. Rabid kam zwei Jahre nach Cronenbergs Debut-Meisterstück Shivers und wirkt ein wenig wie dessen B-Seite. Hier wird Ähnliches mit kühlerer Temperatur serviert. Trotzdem lässt es nicht kalt, denn obwohl alles ein paar Nummern weniger intensiv ist als der Vorgängerfilm, ist Rabid immer noch packend inszeniert und wartet mit genug kauzigen Figuren auf, um durchweg unterhaltsam zu sein. Trotzdem, wenn man Shivers noch halbwegs gut in Erinnerung hat, wirkt Rabid irgendwie mau. Dabei hat sich der junge Cronenberg, der auch hier schrieb und inszenierte (und aufgrund der Kontoverse, die es wegen Shivers in Kanada gab, massive Probleme mit der Finanzierung hatte) sichtlich bemüht, Neues einzubringen, auch wenn der fast identische Handlungsort, die fast identische Ausgangssituation und eine sehr ähnliche Personenkonstellation auf den ersten Blick Ernüchterung walten lassen. Rabid ist so manches. Zum Beispiel eine fatalistische Sexmetapher mit umgekehrten Vorzeichen. Die Frau ist umgeben von grobschlächtigen Lüstlingen und fast jeder Mann auf ihrem Weg ein potenzieller Vergewaltiger. Doch sie hat den Stachel, der ausfährt und tief in die Männerkörper dringt, um Fleisch und Wesen zu annektieren. Geschlechter-Machtverhältnisse tauschen ihre Vorzeichen und die Maskulinität sieht sich mit steigendem Machogebaren mit proportional wachsender Ausgeliefertheit konfrontiert. Denn je aufdringlicher die Herren werden, desto prädestinierter sind sie als Opfer. Was der Körper der Frau verlangt, holt er sich einfach, während insbesondere das andere Geschlecht einzig für die Befriedigung der Triebe nützlich ist. Anders noch als in Shivers, wo Mann und Frau gleichermaßen auf die Paarung und Fressen reduziert wurden und so in animalischem Einklang wüteten.
Außerdem ist Rabid recht offensichtlich nicht nur eine Zombiefilm-Variante, sondern bedient ebenso die Merkmale von Vampirgeschichten. Eine verführerische Dame mit enormem Blutdurst saugt ihre Opfer aus und verwandelt sie in willenlose Ghule. Das alles ist auch in Hinblick auf die Aufregung um Shivers bemerkenswert. Kritisiert wurde David Cronenbergs erster Langfilm, weil er pervers, geschmacklos, abstoßend sie. Das Zweitwerk wirkt nunt – vor allem wegen seines Endes und des Endes seiner Protagonistin – wie ein ausgestreckter Mittelfinger in Richtung all der prüden und kleinkarierten Moralapostel, die den jungen Regisseur am liebsten beim Scheitern betrachtet hätten. Rabid ist weniger explizit, der schon direkt zur Anfangszeit für den Regisseur charakteristische Body Horror-Anteil verschwand hier wieder so gut wie völlig. Die Geschichte ist aber kühler, nihilistischer und hoffnungsloser als noch der zynische und verquer-märchenhafte Shivers es gewesen ist. Obwohl Cronenberg sich gegen seinen Willen mit der Wahl der Schauspielerin arrangieren musste, trug sicher auch Sissy Spacek in ihrer Hauptrolle zu diesem Eindruck bei. Bis dato war sie eine erfolgreiche Pornodarstellerin und erhielt hiermit ihre erste bekleidete Hauptrolle.
Ein diesbezüglich witziges Detail wird ausgerechnet in der US-Version zum Kuriosum: In einer Szene begibt sich Rose Pornokino. In der deutschen Version ist dies auch der Fall, wie die ziemlich eindeutige Tonspur des Films im Film bezeugt. In der englischen Version spricht der Filmtitel, der kurz an der Kinofront zu sehen ist, zwar Bände, doch wurde der Streifen fürs englischsprachige Publikum völlig neu synchronisiert, sodass statt eines Pornos ein regulärer Film läuft. Vermutlich, um den Film fürs US-Kino tauglich zu machen und auf Nummer sicher zu gehen, damit Rabid nicht auf jedem Millimeter Zelluloid als Skandalschinken abgestempelt wird. Hier ist die Synchro tatsächlich einmal näher am Original als das Original selbst. Vor allem deshalb, da die betreffende Szene nur dann zur Gänze Sinn macht, wenn die Art des Filmes klar ist.

Den angesprochenen Deutungsmöglichkeiten zum Trotz ist der Film emotional trotzdem viel oberflächlicher als Shivers, was nicht nur an der angesprochenen kühleren Art der Inszenierung liegt, sondern auch an den merkwürdigen Figuren, die auf den Zuschauer immer sehr fremd wirken und damit kaum Mitgefühl entwickeln lassen. Dadurch wird Rabid auf eine spezielle Weise sehr sonderbar, büßt aber auch an klassischem Sehvergnügen ein. Dass die Story zum Ende hin sehr fahrig wird, macht den Film dann fast ein wenig zäh. Ebenso kühl, gleichzeitig aber auch ausladend schön sind die eingefangenen Schauplätze des ländlichen Kanadas. Letztlich wohnt auch Rabid dieser unverkennbare und gleichzeitig unterschwellige Humor inne, der den frühen Cronenberg auszeichnet, aber er ist nicht nur deutlich zurückgeschraubt, sondern – so wie alles – einfach nicht ganz so bissig, perfekt und einfallsreich wie noch in Shivers. Dass sich der Film all die Vergleiche mit dem formidablen Vorgänger gefallen lassen muss, der formal zwar sehr gleichartig ist, sonst aber nichts mit ihm zu tun hat, ist sicher nicht ganz koscher. Für sich betrachtet ist auch Rabid ein sehr gelungener Film, der sich recht früh vom bloßen Metapherdasein löst und zum beklemmenden Seuchenthriller weiterentwickelt. Während in der Stadt der Ausnahmezustand immer weiter voranschreitet, verfolgt man das Geschehen über die Schultern der verschiedenen Protagonisten. Hier offenbart sich allerdings auch wieder einmal, dass Cronenberg das Kammerspielartige einfach mehr liegt als Anwandlungen epischer Breite.

Fazit

Den Vergleich mit Shivers muss Rabid einfach mit sich geschehen lassen. Zu überdeutlich sind die strukturellen Gemeinsamkeiten der beiden Werke. Und da hat Ersterer die Nase eindeutig vorn, weil er schlichtweg mehr Biss besitzt. Dennoch hat auch Rabid unverkennbare Cronenberg-Stärken, vor allem in der Inszenierung, der abwechslungsreichen Geschichte und nicht zuletzt den verschiedenen Lesarten, die der Sci-Fi-Thriller anbietet. Wie oft findet man Zombies, Vampire, Infragestellung sexueller Identität, Wissenschaftskritik und Seuchenthriller in 87 Minuten vereint – und das alles als ausgestreckter Mittelfinger in die rechts-konservative Ecke? Eben.

Death Trance

Irgendwann scheint jeder Stuntkoordinator und Stuntman genug davon zu haben, immer nur so aussehen zu müssen, als wäre er jemand anderes. In Folge hört diese Berufsgruppe häufig die Stunde dafür läuten, höchstselbst als Regisseur tätig zu werden. So auch Yuji Shimomura, der mit Death Trance so tut, als wäre es die Fortsetzung von Versus. Das ist Unfug. Schlecht macht das den Film nicht.

He must be stopped at any cost.

Story

Seit Urzeiten lagert ein Sarg im Tougan-Tempel und wird von den dortigen Mönchen bewacht. Als der geheimnisvolle Grave die Anlage stürmt und die Relique dem Tempeloberhaupt einfach unter der Nase weg klaut, erreicht er prompt Legendenstatus. Unbezwingbar und ein Monster, zumindest aber groß wie eines soll er sein. Während sein Ruf eine Eigendynamik annimmt, schleift der Dieb den Sarg quer durch das unbenannte Land einem fernen Ziel entgegen. Ein kleines Mädchen trabt der klobigen Beute dabei unablässig hinterher.
Es heißt, wer den Sarg öffne, dem würde jeder geäußerte Wunsch erfüllt. Somit wird Grave nicht nur von einem reichlich schlecht vorbereiteten Novizen der beraubten Tougan-Stätte verfolgt, sondern auch anderen Parteien haben ein Auge auf das mystische Relikt geworfen haben. Und im zu durchquerenden Wald soll ein gewaltiges Ungetüm hausen, dessen Begegnung noch kein Mensch überlebt hat.

Kritik

Death Trance gibt vor, eine Art Fortsetzung von Versus zu sein und beruht auch auf der entsprechenden Mangavorlage. Zu verstehen ist der Film auch ohne Kenntnis des inoffiziellen Vorgängers, mit der er sowieso absolut gar nichts zu tun hat, weswegen die Betitelung „Versus II“ auch eher marketingtechnische Gründe haben dürfte. ‚Verstehen‘ ist hier aber vielleicht eh der falsche Ausdruck. Weder die Motive aller Figuren werden klar, noch erfährt man erschöpfend, wer oder was diese Figuren eigentlich sind. Sie handeln inkonsequent und oftmals recht merkwürdig und sind ganz grundsätzlich ziemlich verwirrte Gesellen. Verkürzt gesagt: Unterm Strich sind doch alles Tölpel und das Werk zieht seiner eigenen Mythenbildung damit eine lange Nase.

Ja, nicht einmal die Geschichte selbst ist kohärent und entweder nonexistent oder reichlich doppelbödig, vermutlich aber ersteres mit der steifen Hoffnung, wie letzteres zu wirken. Viele Details werden gar nicht erst geklärt und der Twist am Ende ist nicht bloß latent wunderlich, sondern bringt Figuren wie Zuschauer zudem um das erhoffte Finale, von dem man sich eigentlich viel Zunder und Radau versprach.
Doch das soll nicht abschrecken, denn Death Trance ist so unterhaltsam, dass man die meisten dieser Problemchen, gar nicht bemerkt. Und wenn man es doch spitzkriegt, ist es einem aus demselben Grund bestenfalls einfach egal.
Ebenso scheitern muss eine konkrete Genrezuordnung. Irgendwie hat sich der Film zwischen Martial Arts, Fantasy, Persiflage auf beide Genres, Anime-Hommage, Komödie, Horror, Trash und Endzeit gelümmelt und ist doch einfach sitzengeblieben.

Die Kämpfe sind sichtlich gelernt und nicht gekonnt. Die Choreographien gehen so weit, wie die Fähigkeiten der Akteure es erlauben. Und das ist nicht übermäßig weit. Aber es genügt, um das Auge nicht zu langweiligen. Die willkürliche Kombination von Schwertern und Schusswaffen aller Epochen sorgt für ausreichend Abwechslung. Und die ist auch nötig, denn das Gekloppe findet alle paar Minuten statt und ist sowieso nur im absoluten Ausnahmefall irgendwie vom Plot abhängig. Meistens stürzen aus dem Nichts Kämpfergruppen auf den Sargdieb und treten nach maximal 5 Sekunden kreischend zu E-Gitarren die unkoordinierte Flucht an, um dann Stück um Stück vom Reisenden erlegt zu werden. Sobald jemand ein Schwert berührt, pöbelt der Metalsoundtrack Dir en Grey los. Manchmal klappt das, passt sehr gut und macht Spaß, manchmal wirkt das Stilmittel aber auch billig und störend. Mit etwas mehr Einsatz hätte man von Samurai Fiction die tolle Idee abkupfern können, die Kämpfe als Tanz zum Soundtrack zu inszenieren. So ist es dann leider doch „nur“ Gezoffe  zu Geschrammel angereichert mit viel zu lauten Soundeffekten.
Geboten werden freche Ideen, eine Schubkarre mit skurrilen Momenten und ganz, ganz viel Comicstimmung. Allerdings auch viele kleine, dafür aber billige Scherzchen. Daz ein paar überraschend schöne Landschaftsaufnahmen und Perspektiven und ansonsten fühlbarer Spaß der Macher. Dass der Hauptpart des Filmes wie so viele Low Budget-Produktionen in einem Wald abläuft, stört kaum. Vor allem der wohlig hohe Fantasyanteil, der durch jede Menge bunte Mythologie ständig erweitert wird, lässt das Geschehen stets frisch daherkommen.
Nicht selten ist der Film auch einfach nur wunderbarer Quatsch, wenn wie aus dem Nichts Angreifer inmitten eines dichten Waldes auf Motorrädern anbrausen, Stop-Motion-Puppen aufkreuzen oder mal eben im Eifer des Gefechts eine Bazooka gebastelt wird.

Wer aufpasst, der stößt zudem auf allerhand liebevoll eingebettete Filmzitate. Offensichtliche wie zum Beispiel Django durch den sargziehenden Protagonisten/Antagonisten oder subtilere kleine Verbeugungen vor Kurosawa. Einmal gibt es gar ein Objekt, welches unverkennbar nach der verdammten Tardis aussieht! Auch wenn die Absichtlichkeit dieser Referenz in Zweifel gezogen werden sollte.

Fazit

Eine verwirrende Mischung aus Trash und professionellen Ansätzen, die mit viel Schminke,  Haarspray, Maskenbildnermatsch und Liebe zum Detail überzogen wurden. Ein Forst-Ragnarök-Road-Movie zum Grinsen, das im Geiste an Stormriders erinnert, welcher seinerzeit ja immerhin die Titanic in den Kinos zum Kentern brachte.

Das Mädchen, das durch die Zeit sprang

Ein modernes Zeitreisedrama, das auf dem schon vielfältig adaptierten 67er-Kultroman mit gleichem Namen stammt, der vom bis heute tätigen Sci-Fi-Urgestein Yasutaka Tsutsui (Paprika) verfasst wurde. Inszeniert wurde das Zauberwerk von Mamoru Hosoda, der einerseits Projekte wie Digimon-Filme verwirklichte, andererseits aber auch schon als Regisseur für das Meisterwerk Das wandelnde Schloss vorgesehen war. Er heimste dreimal in Folge den Preis für den besten Anime ein beim Sitges Festival Internacional de Cinema Fantàstic de Catalunya – das erste Mal für Das Mädchen, das durch die Zeit sprang, welcher von einem vielfältigen wie namenhaftem Künstlerteam realisiert wurde.
Und dazu deutlich vielschichtiger ist als man beim ersten Hinschauen vermutet.

Time Waits For No One.

Story

Die 17-jährige Makoto ist ein ganz gewöhnliches Mädchen, das verspätet in den Unterricht platzt und mit ihren besten Freunden von Herzen gerne Baseball spielt. Außerordentlich an ihr ist lediglich die Menge an Missgeschicken, die sie durch ihr tapsiges Verhalten magnetisch anzuziehen scheint.
Eine entscheidende Wendung bekommt ihr Leben, als sie über ein walnussförmiges Objekt stolpert, das ihr die Fähigkeit verleiht, über eine begrenzte Distanz in der Zeit zurückzureisen. Etwas, das nicht durch Willensstärke, sondern durch Stürze beziehungsweise große Sprünge vonstattengeht. Ein Umstand, der ihr frühzeitig das Leben retten wird.
Nach und nach lernt sie, diese Funktion bewusst einzusetzen und für die Revidierung kleinerer Alltagsfehler zu nutzen. Alsbald muss sie feststellen, wie unberechenbar Kausalität ist und dass ein vermeintlich vermiedener Fehler nicht selten viel größeres Unglück nach sich zieht.

Kritik

Das Mädchen, das durch die Zeit sprang gibt sich eingangs unverkennbar als beschwingtes Jugenddrama, das mit warmem Humor eine fantastische Komponente einführt und ein ganz normales Mädchen dadurch kleine Abenteuer durchleben lässt, die eine klassische, aber ungezwungen dargebotene Moral mit sich bringen.

Das alles in minimal gewöhnungsbedürftigen, aber passenden Zeichnungen, flüssig animiert und mit genau der richtigen Menge an Details, um einen ganz eigenen Stil zu ergeben. Die Figuren sind schön geschrieben, die Musik setzt mit einer Mischung aus Eigenkompositionen und Bach genau die richtigen Akzente und alles hält ein angenehm unaufgeregtes Tempo, ohne sich jemals auch nur im Ansatz zu ziehen. Ein Frühlingsfilm. Und etwas, das gehörig durchgeschüttelt wird, wenn man es mit wachem und analytischem Blick zu wenden beginnt. Dann stellt sich heraus, dass die oberflächlich süße Geschichte von einer gar nicht so süßen Über-Story ummantelt ist.

Der Anime provoziert Sehgewohnheiten in starkem Maßen, tut dies aber derart geschickt, dass es dem Zuschauer womöglich gar nicht auffällt, er die Provokation übersieht und den ganzen Film über nicht drauf eingeht. Es ist überraschend, wie schnell man der trickreichen Inszenierung auf den Leim geht. Der Madhouse-Anime funktioniert nämlich wie ein Zaubertrick, der derart gut ist, dass man nicht nur nicht sieht, wie er funktioniert, sondern im besten Fall übersieht, dass er überhaupt funktioniert, weil die Ablenkung so außerordentlich geraten ist, dass man nicht nur die im Ärmel versteckten Karten, sondern gleich den ganzen Magier übersieht.
Was ist gemeint und woran liegt das?
Inszeniert und aufgezogen ist Das Mädchen, das durch die Zeit sprang wie ein klassischer Chick Flick. Eine tollpatschige, aber ungemein liebenswerte Schülerin bekommt ein kleines, ganz persönliches Geheimnis und nutzt es, um im Auftrag von Kurzweil und Herzschmerz ein wenig Chaos anzurichten. Harmlos, süß und kindgerecht. Das sagen die Bilder, das sagen die Dialoge und das sagt auch die Musik. Deshalb achtet der Zuschauer ganz automatisch auf bestimmte Dinge mehr und auf andere weniger. Wir sind so trainiert, dass wir in einem bestimmten Genre nur Bestimmtes erwarten und anderes wiederum einfach hinnehmen, ohne es zu großartig hinterfragen. Das schließlich ist die Aufgabe von Genreunterteilungen – die Erschaffung und Erfüllung von Erwartungshaltungen, sodass bestimmte Kost zu bestimmtem Appetit gereicht wird. Wenn diese Erwartungen durchbrochen werden und doch eine Überraschung hinter der ersten Ebene lauert, muss diese entsprechend in Szene gesetzt werden, damit ihre Wirkung nicht verpufft und der Zuschauer in ausreichendem Maße verblüfft ist, anstatt mit Fragezeichen und Schulterzucken zurückzubleiben. Schwebt die Variation im Gewöhnlichen hingegen nur unscheinbar am Rande vorbei, trickst sie unseren Aufmerksamkeitsfokus allzu schnell aus und wird von unserer Wahrnehmung ganz einfach aussortiert. Da der Film auch funktioniert, wenn man ihn lediglich als unbeschwerte Zeitreiseromanze betrachtet, ist das nicht schlimm. Wer den Film so sehen möchte, kann ihn so sehen, wird eine gute Zeit haben und kaum etwas vermissen. Das ist die phänomenale Leistung von Das Mädchen, das durch die Zeit sprang: Es ist mehr Filme als nur einer.

Wenn man sich öffnet und zwingt, einmal die Genregrenzen auszublenden, wenn man versucht, alle Details von ihrer Inszenierung unabhängig zu betrachten und den Film in möglichst großer Distanz zu schauen, dann wird es interessant. Plötzlich tauchen Fragen auf, die dem Ganzen eine unheimliche, sehr unangenehme Note verleihen und den leichtfüßigen Gang ins Stolpern bringen. Manche Dinge, die nur am Rande Erwähnung bekommen, entpuppen sich als zentrale Motivierungen und andere wiederum verwandeln sich von einer guten Fee in eine verbitterte Hexe. Plötzlich erlaubt Das Mädchen, das durch die Zeit sprang nicht nur viele Lesarten – es fordert sie sogar ein. Auf einmal spielt die Romanvorlage von Yasutaka Tsutsui eine entscheidende Rolle, da sie vielleicht mehr als bloße Vorlage war. Denn es ist sicherlich kein Zufall, dass die dort geschilderten Geschehnisse sich 20 Jahre früher ereignen als die im Film.
Bestimmte Personen erscheinen in anderem Licht und allen voran die Perspektivierung der ganzen 100 Minuten sollte gründlich in Frage gestellt werden. Ist der Film etwa nur so naiv-heiter, weil er von der naiv-heiteren Makoto erzählt wird, die gar nicht so recht versteht, was ihr widerfährt? Es ist auf jeden Fall kein schlechter Rat, die angebotene Fokalisierung grundlegend zu problematisieren und darüber hinaus nicht jedes Wort aus einem scheinbar vertrauenswürdigen Mund für bare Münze zu nehmen, sondern alles Angebotene gründlich auf Plausibilität abzuklopfen.
Dies sollen Hilfestellungen und vage Hinweise, keineswegs aber Erklärungen sein. Man muss selbst hinter die Kulissen gelangen und das Gesehene aus eigener Motivation mit eigenen Mitteln verstehen. Die Beschäftigung mit dem Stoff bereitet dann die größte Freude, wenn man sich ohne fremde Hilfe in seinen Irrgarten wagt. Und wer weiß, vielleicht wartet in seinem Herzen ja ein Mindfuck hoher Güte.

Fazit

Oberflächlich ein vergnüglicher Film über Mädchen, Mädchenprobleme und ein bisschen Fantastik. Und so funktioniert der Sci-Fi-Anime durchgehend und durchgehend gut. Daher wird er auch gerne als Kinderfilm begriffen und kann Kindern auch gefahrlos vorgesetzt werden. Gibt man sich aber Mühe, ein paar Vorhänge beiseite zu ziehen und das Gezeigte nicht nur hinzunehmen, sondern unablässig zu drehen und zu wenden, offenbart sich, dass der Würfel weit mehr als nur die einem zugewandte Seite besitzt.
Ein schönes, toll inszeniertes und clever aufgezogenes Spiel mit nicht nur doppeltem Boden, das gleich als mehrere Filme funktioniert. Selten hat sich hinter scheinbar ungefährlichem Charme eine solche Tragik aufgehalten.

A Sound of Thunder

80 Millionen Dollar versickerten in A Sound of Thunder und doch wurde der Film zu einer der größten künstlerischen Niederlagen überhaupt. Schmähworte von Kritikern und Kinogängern, ein lachhaftes Einspiel und eine klammheimliche DVD-Premiere in Deutschland sind der Dank. Mit gutem Grund.

Today you stood shoulder to shoulder with Columbus discovering America.

Story

Die Firma Time Safari Inc. bietet gelangweilten Reichen die Möglichkeit, rückwärts durch die Zeit zu reisen und Dinosaurier zu erleben. „Rückwärts durch die Zeit zu reisen“ heißt Kreidezeit und „erleben“ heißt töten. Alles, um den Wunsch des Adels nach Exklusivität zu stillen. Weil man nicht einfach so wild in der Vergangenheit rumschießen sollte, werden nur Echsen erlegt, deren Ableben sowieso wenige Augenblicke später stattfinden würde, damit die feste Kausalität der Zeit möglichst unangetastet bleibt.
Aufgrund von technischem Versagens macht ein Safari-Teilnehmer einen falschen Schritt und die Vergangenheit ist hinüber. Monströse Zeitwellen rollen über die gegenwärtige Erde und bringen nach und nach beängstigende Veränderung. Die Städte sind mit aggressivem Gestrüpp überwuchert und in den Straßen regieren wütende Urzeitgeschöpfe.
Vom schlechten Gewissen getrieben, macht sich nun ein Team aus Wissenschaftlern auf den Weg, den Fehler irgendwie zu korrigieren.

Kritik

Was war da los? Regisseur Peter Hyams hat davor immerhin achtbare Sci-Fi-Filme wie Outland und 2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen verwirklicht. Sicher, es befinden sich auch Sachen wie End of Days auf seinem Kerbholz, aber nichts vom Kaliber eines A Sound of Thunder. Gerade die erbärmlichen Effekte scheinen erst einmal unerklärbar. Die Zukunftsstraßen sehen aus wie eingelaufenes Plastik und die Dinos sind derart miserabel animiert, dass Michael Crichton unter Garantie im Grabe rotiert.

Nicht das prager Jahrhunderthochwasser, weswegen sich die Veröffentlichung des Trauerspiels um 3 Jahre verzögerte, war Schuld, sondern simpler Größenwahn. Die Erkenntnis, dass die fürs Drehbuch erdachten Szenen vom vorhandenen Budget niemals getragen werden könnten, führte nicht dazu, kleine Brötchen backen zu wollen, sondern verursachte Trotzreaktionen bei den Verantwortlichen. Man wollte sich das Herzensprojekt nicht von fehlenden Dollarbündeln kaputtmachen lassen. Stattdessen nahm man es lieber in Kauf, jede gewollt pompöse Dino- und Großstadtuntergangsszene auf Teufel komm raus umzusetzen und sie im Gegenzug einfach grauenhaft aussehen zu lassen. Bei vielen verschiedenen Special-Effects-Firmen ging man hausieren, um das günstigste Angebot rauszuschlagen. Für jeden Effekt gab es einen festgelegten Finanzrahmen, der nicht verlassen werden durfte. Und entsprechend sieht das Unglück von einer Science-Fiction-Geschichte dann auch aus.
Aber schlechte Effekte und Kalkulationsverweigerung allein reichen vielleicht für einen gesunden Flop, aber nicht, um einen Film derart scheitern zu lassen. Es hakt auch an allen anderen Stellen im Getriebe.

Es ist schwer zu sagen, was schlimmer ist. Die Hampelmänner, die man dank ihren zotigen und völlig unmotiviert vorgetragenen Sprüchen schon ab Minute zwei nie-, nie-, niemals in die heiligen Hallen der Identifikation einladen wird, die unfassbar minderwertigen Dialoge oder die doch Tatsache, dass man mit Plastikgewehren auf furchtbar schlechte Spezialeffekte feuert.
Irgendwer hatte die blendende Idee, dass man nur einen renommierten Kopf wie den von Ben Kingsley auf dem Kinoplakat bräuchte, um automatisiert Einnahmen zu generieren. Wenn man ihm allerdings eine traurige Perücke mit Sean Connery-Frisur über den markanten Schädel stülpt und ihn wie einen wütenden Kobold immer das Gleiche sagen lässt, bis er in der Filmmitte dann einfach von der Bildfläche verschwindet, sabotiert man die eigene Idee doch beträchtlich. Zu seinem Glück werden auch die restlichen Charaktere mit einer außerordentlichen Schlechtigkeit dargestellt werden, für die sich sogar ein Schultheater schämen würde. Andere Ideen, wie eine ‚furchtbar lustige‘, rotzfreche Künstliche Intelligenz, erleiden dasselbe Schicksal. Nicht zu Ende gedacht, nicht vernünftig eingesetzt und noch weniger vernünftig umgesetzt.

Aber vielleicht ist auch gar nichts davon schlimm. Vielleicht ist es okay, weil es ein paar Minuten lang einen Heidenspaß bereitet, A Sound of Thunder beim Scheitern zuzusehen.
An jeder Ecke bemüht sich der Film, eine glaubwürdige Illusion von Zukünftigkeit zu errichten, um damit kolossal auf die Nase zu fallen. Nicht nur die Effekte digitaler Natur, sogar die normalsten Sets sehen unglaublich ramschig aus.
Ganz zu schweigen davon, dass die gesamte Diegese Murks ist, weil kein Mensch diese offenkundig idiotische Geschäftsidee von Time Safari Inc. ernstlich in Frage stellt und auf die Idee kommt, dass man sich damit in Höchstgeschwindigkeit selbst ein Grab schaufelt. Okay, ein paar protestieren schon. Die stürmen dann auf Galas, lachen irre und spritzen mit Blut herum, das eigentlich viel zu hell ist, um Blut zu sein. Tatsächlich funktioniert die ganze Geschichte von vorne bis hinten nicht. Überhaupt nicht. Informationen laufen in die falsche Richtung, an jeder Ecke wartet geduldig eine Wissenschaftslüge und in einer normalen Geschichte wäre keine der hier dargestellten Figuren auch nur überlebensfähig.

Über all dem Dilettantismus thront ein beschämendes, höchst kurioses Faktum. Die ganze Zeitreisekiste haut nicht hin, weil niemand der an diesem Machwerk Beteiligten sich je Gedanken über das Thema des Filmes gemacht hat. So wie in A Sound of Thunder funktionieren Zeitsprünge nämlich einfach nicht. Auch wenn es noch nie einen gab und geben wird: Nein.
Wenn man von Punkt Z1 ausgehend nach Punkt A1 reist und dort etwas variiert, sodass die gesamte Linie von A1 – Z1 beeinflusst wird, um schließlich in ein daraus resultierendes Z2 zu münden, dann existiert Z1 entweder gar nicht oder aber Z1 und Z2 bestehen beide als alternative Zeitlinien.
Die Idee, stattdessen Zeitwellen einzuführen, die nach und nach die Welt, nicht aber die Menschen verändern, ist derart fern von ‚naheliegend‘ und ‚leicht abzukaufen‘, dass ihr ein Ehrenplatz in den Annalen der Filmgeschichte sicher ist. Da kann die Musik noch so theatralisch-dumm durch die lahmen Szenen tröten. Und selbst WENN man diesen Unfug versuchsweise akzeptiert, macht es keinen Sinn, dass moderne Natur von prähistorischer ausgewechselt wird, alle Kulturgegenstände aber ungeschoren erhalten bleiben. In A Sound of Thunder kann die Zeit denken, das ist die einzige, alles andere als glücklich machende Erklärung für dieses hohle Brimborium. Die ganze innere Logik dieser Idee ist völlig plemplem. Und WIESO schleudern diese ominösen Zeitwellen bei Eintreffen die Menschen meterweit weg, während alles andere unberührt bleibt? Welchen Sinn hat das? So geht das einfach nicht, werte Drehbuchschreiber. Liebe Leute, selbst unaufmerksamste Zuschauer kriegt spitz, dass hier absolut gar nichts in sich schlüssig ist.

Was bleibt, ist die wunderbare Chance, die Fantasie mal so richtig am Rad drehen zu lassen und einen ganzen Zoo mit fantastischen Kreaturen zu entwerfen und auf die Menschheit loszulassen. Schließlich ist das Eiland Erde plötzlich bevölkert mit unbekannten Biestern, die sich in 65 Millionen Jahren aus allem Möglichen entwickelt haben können. Und was ist das Beste, auf das die Herren von der Kreativabteilung kommen? Muskulöse Paviane.
Nicht mal einen simplen Sturz aus einem simplen Fenster kriegt der Film inszeniert. Nichts, absolut gar nichts ist so, wie es sein sollte. Jeder Schritt ein furioses Stolpern.
Und genau deswegen ist der Film zwar durch und durch schlecht, aber nicht langweilig. Jeder mit einem Kügelchen Sadismus in sich wird seine Freude an den mangelnden Qualitäten dieses Zeitreisewunders haben.

Fazit

Schauspieler im Leerlauf, das vielleicht lumpigste Drehbuch aller Zeiten und Effekte aus einer Zeit, in der die meisten Leser vermutlich noch nicht geboren waren. A Sound of Thunder zeigt mit sichtlichem Stolz, was beim Filmemachen alles schieflaufen kann. Das soll aber nicht heißen, der Film würde keinen Spaß machen. Er ist dreist, schlecht und müffelt, doch das Langweilen hält sich trotzdem in Grenzen. Und bei allem, was der Film so falsch macht, begeht er doch nicht den größten aller Fehler: Gar nicht zu unterhalten.

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Querbeet durch Filme, Serien, Tabletop und Computerspiele legt diese spezielle Grafik ihr Maßband und legt wild Schiffe aus Farscape, Star Wars, Lexx, Warhammer 40.000, Freespace, Star Trek, Eve, Battlestar Galactica, Stargate, StarCraft, The Black Hole, Wing Commander, Firefly, Avatar, Mass Effect, Galaxy Quest, Titan A.E., Aliens, noch mehr Eve und Warhammer 40.000, Halo, Babylon 5, Dead Space, Starship Troopers, Andromeda, 2001, 2010, District 9, Red Dwarf, Homeworld, Independence Day und vielen anderen Sci-Fi-Geschichten aneinander, um… nun  ja, um ihr Ausmaße zu vergleichen.

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