Ghettogangz – Die Hölle vor Paris

Französische Zukunftsfantasie, Luc Besson als Produzent. Bisher keine Überraschung und kein Grund für gehobene Erwartungen. Ghettogangz – Die Hölle vor Paris oder Banlieue 13 – Anschlag auf Paris hat mit seiner satten Action aber etwas, das sich vom Durchschnitt scheidet.

Dann gehen wir mal auf Safari.

Story

Als die Kriminalitätsrate in dem verruchten Pariser Vorort nicht mehr zu senken war, schnappte sich die Stadt ein paar Steine und zog eine Mauer um den Brennpunkt. Banden führen dort nun ihr eigenes Regime und wer das Pech hat, im abgestoßenen Slum geboren zu werden, der, nun ja, hat Pech. Der fidele Leito ist Kind dieser Gegend, wird aber im Grenzbereich inhaftiert, als er sich gerade einen Kleinkrieg mit dem Anführer der schlimmsten aller Banden liefert. Leito landet im Kitchen und seine Schwester in den Fängen des grundbösen Anführers Taha. Als einige Jahre später eine Massenvernichtungswaffe in Tahas Besitz kommt, wird der alleskönnende Supercop Damien an die vorderste Front beordert. Und damit er sich da zurechtfindet, muss er sich mit Leito zusammentun.

Kritik

Eine Kamerafahrt mit einer Million versteckter Schnitte, ein zurrender Beat und Zeitlupenhagel. So wird das Paris der Zukunft vorgestellt und so stellt sich der Film selbst noch während seiner ersten Sekunden repräsentativ und ausreichend vor. Die graffitibeschmierten Stahlbetonwände, Obdachlosenstapel in den Gassen und finstere Gesichter eingefallener Kerle, die das gebrochene Paris einer sozial ausgebrannten Zeit präsentieren, tun dies in Hochglanz und mit adrenalintreibendem Schnitt.

Aber der Film ist nicht nur Oberfläche. Es ist eine düstere, dichte  Milieustudie, die in der alles deutlich überzogen ist, sich dabei aber selbst konsequent sehr ernst nimmt, was dem Film recht gut zu Gesicht steht. Parkour-Erfinder David Belle gibt einen charismatischen, aber undurchsichtigen Helden ab und bekommt mit dem wuchtigen K2 einem Feind ins Visier, der von Tony D’Amario mit wunderbarer Widerwärtigkeit, aber auch imponierender physischer Präsenz gespielt wird. Die Figuren sind markant, räudig, überzeichnet und bekommen zum Glück so zahl- wie einfallsreiche Dialoge in den Mund gelegt. Die glaubwürdige Sprache ist tatsächlich eines der Herzstücke des flinken Actionfilmes und trägt eine Menge zur Intensität seiner Welt bei. Das heißt freilich nicht, dass hier irgendwas plausibel wäre. So comichaft wie die Figuren sind, so verläuft auch die Geschichte und Logik muss hinter Geschwindigkeit zurückbleiben. In einer Welt, wo Straßenkampf wie Synchrontanzen funktioniert und hünenhafte Fettwanste mit Endboss-Charakter balroggleich in die Kamera grunzen, ist das vollkommen legitim. Ghettogangz will Spaß machen und das gelingt ihm. Das ist der einzige Anspruch des Filmes und er wird ihm mit Bravour gerecht, auch wenn das Ende sich mit seinen erzwungenen Bonus-Konflikten dann doch etwas zu viel rausnimmt.
Außerdem gilt hier in besonderem Maße: Finger weg von der Übersetzung. Auch wer kein Wort Französisch beherrscht, ist mit dem originalen Ton und Untertiteln besser aufgehoben. Die eingedeutschte Fassung ist eine Tortur für sich. Wer das nicht glaubt, der soll sich nur mal zum Vergleich den deutschen Trailer ansehen. Kern von Ghettogangz sind fraglos die atemberaubenden, aber etwas zu selten vorkommenden Parkour-Einlagen und die darin eingeflochtenen martialischen Prügeleien. Die Kämpfe sind so bretthart wie athletisch inszeniert, alles stets getrieben vom drückend-klaren Beat. Schläge, Tritte, Würfe, Sprünge, gefilmt in einer Musikvideoästhetik, die trotz allem nie glatt, sondern angenehm rau und dreckig ist.

Die beiden Protagonisten zusammen sind testosterongeschwängerte Coolness, natürlich. Aber das ist es eben, was diese Welt braucht und womit diese dekadenten, diabolisch-engstirnigen Unterweltbosse mit ihrer Heerschar an böse geschminkten und zerbrechlichen Leibwächtern bekämpft werden müssen.  Ja, es ist ein Machofilm. Aber im Vergleich zu uninspirierten Kaffeekränzchen á la Lockout, welcher sich ja ebenso ins Klapperschlangen-Subgenre einordnen lässt, ist dies ein Machofilm, der eine ordentliche Portion Energie und eine weitere Portion Ideen mitbringt.
Mit Moral darf man hier selbstverständlich nicht kommen. Menschenleben werden gegeneinander abgewogen und die ungezählten Kriminellen, die Gliedmaßen und Leben lassen, bleiben unkommentierte Bauernopfer. Und das, obwohl Ghetto-Junge Leito selbst uns mit vor Überzeugung bebender Brust  berichtet, wie scheinheilig es doch sei, Personen zu verurteilen, die nichts dafür können, unter welchen Umständen sie wo auf die Welt gekommen sind. Aber dann kommt auch schon der nächste sich über mehrere Stockwerke ziehende Kampf und der Wunsch, pingelig nach Fehlern zu suchen, wird von Adrenalin fortgespült.

Fazit

Der Film strahlt ein gehöriges Maß an Selbstverliebtheit aus, hat sich das mit seiner schweißtreibenden Inszenierung, den aufregend choreographierten Kämpfen und kernigen Dialogen aber auch verdient. Natürlich spielt Ghettogangz – Die Hölle vor Paris nie in einer Liga mit Filmen wie The Raid, fühlt sich in seinen besten Momenten aber ganz ähnlich an.

2009 erhielt der Film die Fortsetzung und Regisseur Pierre Morel empfahl sich mit Ghettogangz für Hollywood. Er drehte als nächstes 96 Hours mit  Liam Neeson.


Slum-Polis – Neuer Trailer

Slum-Polis, ein Film von Ken Ninomiya, hat einen vierten Trailer. Wer das leider sehr vergessene, aber hochgradig sehenswerte Meisterwerk Yentown – Swallowtail Butterfly kennt, fühlt sich vielleicht an die dort heraufbeschworene Stimmung erinnert. Dem Autor dieser Zeilen geht es jedenfalls so. Wer Ken Ninomiya ist, das weiß er allerdings nicht, auch wenn der Trailer so tut, als hätte die Welt nichts sehnlicher erwartet, als einen neuen Film von genau diesem Herren.

Wenn der erste Eindruck stimmt, könnte der Trailer mit seiner Behauptung allerdings rechtbehalten.

Die namensgebende Slum-Polis ist übrigens ein japanischer Stadtdistrikt, in dem im Jahre 2041 Anarchie herrscht.

Paul – Ein Alien auf der Flucht

Paul – Ein Alien auf der Flucht (im Original kürzer und charmanter einfach nur Paul) ist zwar vom kindsköpfigen Komödien-Dou Simon Pegg und Nick Frost zusammengenäht, aber kein offizieller Teil der eigentlich inoffiziellen Blood-and-Ice-Cream-Trilogie.


What is this, nerd porn?

Story

Clive und Graeme sind Nerds aus dem Bilderbuch. Durch und durch Kind, dabei um die 40 herumschwirrend und gefangen in einer Parallelrealität, in der ein Autogramm von Anthony Daniels mehr wert ist als der Weltfrieden. Unsere Realität, könnte man sagen.
Die beiden Briten machen nach einem gelungenen Abstecher zur Comic-Con noch eine Art touristische Rundreise zu all den Plätzen, an denen UFO-Sichtungen sich häuften. Trotzdem trifft es sie nicht ganz vorbereitet, als sie plötzlich den hüfttiefen Außerirdischen namens Paul treffen, der kifft, trinkt, flucht und flieht. Letzteres tut er – wie könnte es anders sein – vor einer finsteren Regierungsbehörde namens FBI, die ihn wieder einfangen und gar nicht gut behandeln will.
Wie es sich für echte Nerds ziemt, greifen Clive und Graeme dem kleinen Kerl unter die grauen Arme, sobald sie den ersten Schock überwunden haben. Und wie es sich für ein echtes Road-Movie gehört, gabelt das Trio unterwegs noch Ruth auf, die Tochter eines fundamentalen Christen, die gerade ihre ganz eigenen Erfahrungen mit der gar nicht so christlichen Welt macht.

Kritik


Paul – Ein Alien auf der Flucht ist im Kern ein angenehmer, ungefährlicher Film, der sich gut nebenbei und zwischendurch einschieben lässt. Eine beschwingte Stimmung, harmlose Kalauer und die betuliche Chemie zwischen am animierten Grauling und seinen drei Reisebegleitern schaffen ein Seherlebnis, das man nicht unbedingt braucht, aber auch keinesfalls bereuen wird. Simon Pegg und Nick Frost liefern mit dem Drehbuch gewohnt gute Kost ab, die sich aus vielen spontan wirkenden Einfällen zusammensetzt und dabei auf leichtfüßige Weise die alte Geschichte von den beiden Verlierern erzählt, denen plötzlich, unerwartet und nicht ganz so angenehm wie erhofft, ein Lebenstraum erfüllt wird. Greg Mottola, der sich durch Filme wie Superbad und Adventureland in erster Linie als Indie-Komödien-Filmer einen Namen machte, verpackt das Ganze routiniert, aber erfreulich spritzig in einen inszenatorischen Rahmen.
Doch leider ist sich der Film nicht zu schade, hie und da ein paar zu plumpe und zotige Gags einzubauen. In die Kamera schreiende Gesichter von Autofahrern, die zu lange in die falsche Richtung geblickt und deswegen das witzige Hindernis übersehen haben, sind ebenso nervig wie die frivolen Witzeleien, die den gefährlich schmalen Grat zwischen ‚gelungen frech‘ und ‚albern platt‘ ein paar mal zu häufig überstolpern. An den Nerven zerren auch die übertrieben tölpelhaften Helfershelfer des windigen Oberagenten, aus dessen Jagd auf die Hauptpersonen sich der rote Faden der Story spinnt. In Summe ist alles im grünen Bereich, doch hätte der Film ohne Ausrutscher der Marke Holzhammer eine deutlich bessere Figur abgegeben. So aber erweckt er den Eindruck, sich immer mal wieder zwischen die Stühle zu setzen, wenn er bemüht ist, sämtliche Humor-Lager zu bedienen und dabei keines richtig zufriedenstellt.

Gelungen sind dafür sehr nette Anspielungen auf die Nerdkultur, Augenzwinkerei in Richtung Alien-Mythen und ein paar mehr oder wenige filigrane Bezüge zu einschlägigen Filmen und Serien. Insbesondere Star Wars-Fans bekommen eine reiche Palette an liebevollen Zitaten geliefert, die von adaptierten Dialogen bis hin zu aufgegriffener Kameraarbeit reicht.
Wirklich schön geschrieben ist die Figur des Paul, der mit seiner dominierenden Lässigkeit nie nervt, dessen Anzüglichkeit immer angemessen dreist wirkt und der an den richtigen Stellen notwendige Zerbrechlichkeit durchschimmern lässt. So mausert sich der hübsch animierte Knirps schnell zur Figur, der man das herzliche Kumpel-Dasein sofort abnimmt.
Bei einer Produktion, die sich selbst nicht für voll nimmt und in erster Linie nur Schabernack sein will, ist das keineswegs eine Selbstverständlichkeit.

Fazit

Wie erwartet, ist Paul – Ein Alien auf der Flucht keine komödiantische Großleistung, sondern eine Fingerübung der britischen Schelme Pegg und Frost. Dafür ist die Angelegenheit aber ein grundsolides und sehr sympathisches Road-Movie geworden, das dem Faible der Sci-Fi-Nerds mit großen Zitatereichtum gebührend Rechnung trägt, in Sachen Humor letztlich aber eine zu große Bandbreite abdecken möchte, was nicht immer gelingt.

Gagarin – Wettlauf ins All

Amerika hat seine Sternstunde der Raumfahrt bereits mehrere Male in Szene gesetzt, Russland soll dies erst recht vergönnt sein. Schließlich war Juri Alexejewitsch Gagarin der erste Mensch überhaupt, der den Dunst der Erde hinter sich ließ und in den Weltraum vorstieß.
Das Dachte sich wohl auch der hierzulande relativ unbekannte Filmemacher Pavel Parkhomenko, der die Geschichte von Gagarin mit den Autoren  Andrei Dmitriyev und  Oleg Kapanets filmisch aufarbeitete.

Das Gewinnspiel, mit dem ihr eine DVD und BluRay des Filmes ergattern könnt, läuft noch wenige Tage.
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Und jetzt ein Hurra.

Story

Der Weg in den Weltraum ist ein steiniger. Aus mehr als 3000 Piloten, die allesamt in Frage kommen, als erstes Erdenwesen die Heimat hinter sich zu lassen, hat Genosse Alexejewitsch Gagarin es geschafft, in die Auswahl der letzten 20 Anwärter zu kommen. Der wahre Konkurrenzkampf – auch mit den eigenen Zweifeln –  beginnt erst jetzt. Und während sich Gagarin immer weiter an die Spitze kämpft, erzählen Rückblenden, wie der werdende Nationalheld aufwuchs und zu dem außergewöhnlichen Mann wurde, der er ist.

Kritik

Es sei auch hier der Form halber noch mal erwähnt: Ja, so richtige Science-Fiction ist Gagarin – Wettlauf ins All natürlich nicht. Eher Science-Fiction-Geschichte. Eine Erzählung über eine Zeit, in der das heute Mögliche noch Spinnerei war, und über ein Ereignis, das Science-Fiction, wie wir sie heute kennen, entscheidend beeinflusst hat.
Doch nun zum Film. Wenn ein amerikanischer Volksheld, der durch außerordentliche Taten zur Legende wurde, nach dem Straßen, Plätze, Krater, Akademien, Träume und Boulevards benannt werden und der als häufige Antwort auf die Frage nach großen Vorbildern fällt, durch einen Film geadelt wird, geschieht das nur selten frei von Pathos und Patriotismus.
Gagarin bietet verhältnismäßig wenig Patriotismus, hat von Pathos aber jede Menge. Ständige Musik legt schwülstige Teppiche unter den Szenen aus. Dazu gibt es paar nette, aber überwiegend sehr einfache Perspektiven, die einen Alexejewitsch Gagarin zeigen, der kein Wässerchen trüben könnte, wenn er vom väterlichen Vorgesetzten lernt oder die zuckrige Freundin aufrichtig liebt.
Alles in allem hätte der Film  noch deutlich prätentiöser werden können. Man merkt der Produktion schon an, dass sie eine nicht allzu theatralische Darstellung der legendären Vorgänge anstrebt. Wie gesagt, die Inszenierung trägt dick auf und einige Dialoge sind fernab von nüchtern, andererseits wurde Ähnliches aber auch schon weitaus schlimmer gesehen.

Dramaturgisch kurios hingegen ist der Wahl des Erzählweges, der gewissermaßen doppelt durch bereits bekanntes Gebiet führt. Zum einen, weil man mit dem notwendigen historischen Vorwissen schließlich schon weiß, zu was für einem Ende die Sache kommen wird. Zum anderen, weil mit allerhand Rückblicken gearbeitet wird, deren Ausgänge aufgrund des eigentlichen Erzählstranges aber ebenfalls durchweg bekannt sind. Klassisches Mitfiebern um den Ausgang der Geschichte gibt es also kaum. Stattdessen muss sich Gagarin – Wettlauf ins All auf seine Inszenierung verlassen. Und diese ist ein zweischneidiges Schwert. Die ständigen Ausschweifungen in die Jugend des Kosmonauten sind manchmal ganz atmosphärisch, fügen erzählerisch aber nur wenig hinzu. In den Dialogen tut sich der Film schwer, was treffsicheren Humor angeht, während er ansonsten durchaus beschwingt durch die Geschichte führt, die besonders dadurch nett anzusehen ist, dass die Inszenierung der 60er Jahre mit liebe zum Detail besticht und den Mikrokosmos des damals alle sandere als fantastischen Astronautenalltags in unaufgeregten, aber herzlichen Bildern einfängt.
Eine nette Kleinigkeit am Rande: Die Laufzeit beträgt eine Stunde und 48 Minuten – exakt so lange, wie auch der Flug des russischen Nationalhelden andauerte.

Fazit

Nett gefilmte Geschichtsstunde, die den ersten Kosmonauten der Welt mit viel Pathos die Erde umrunden lässt. Nicht immer so zurückhaltend, wie nötig, nie so aufdringlich, wie möglich. Dafür aber mit sympathischen Darstellern und einem angenehm gemütlichen Tempo.

Android Insurrection

Andrew Bellwares hat sich auf Mockbuster spezialisiert. Earthkiller hat hier einen gewissen Ruf, da ihn der deutsche Verleih frech mit dem Untertitel Blade Runner 2 auf den Markt warf. Dem Rest der Welt ist der Film mehr wegen seiner Qualität bekannt. Noch besser (Imdb-Wert 1,9) ist nur sein Vorgänger-Film Battle: New York, Day 2. Sein letztes Werk war Prometheus Trap, der in kleinen Kreisen sogar einen verhältnismäßig (auf diesem Wort liegt die Betonung) moderaten Ruf hat.
Doch hier geht es um sein erstes Werk aus dem Jahre 2012, namentlich Android Insurrection.


Das zweite Gesetz der Roboter: Suchen Sie keinen Streit.

Story

Wir schreiben das 26. Jahrhundert und gewisse Schnurrbärte werden endlich nicht mehr mit deutschen Diktatoren in Verbindung gebracht. Außerdem hat sich eine Armee aus bösartigen Roboter gebildet, die von Mensch und Android bekämpft werden will.
Eine Gruppe des Widerstands bekommt den heiklen Spezialauftrag, eine Gruppe ganz besonderer Roboter aus dem Einsatzgebiet in Sicherheit zu bringen.

Kritik

Kurze Richtigstellung am Anfang:

„Einsatzgebiet“ =  Lagerhallen, Heizungskeller, eventuell so etwas wie eine Werkstatt
„Widerstand“ = Gruppe verwirrter Laiendarsteller
„Roboterarmee“ = mäßig animierte Schrottspinne

Die Effekte sind überraschenderweise eine zweischneidige Angelegenheit. Wobei die eine Schneide merklich schartiger ist als die andere. Einige CGI-Konstrukte sehen anständig aus. Das große Kugelmonster aus der ersten Sequenz macht Spaß, die Außenaufnahmen einiger pseudo-futuristischer Fluggefährte gehen ebenso in Ordnung, so lange nicht zeitglich ein Mensch mit im Bild ist und darauf aufmerksam macht, wie armselig die Animationen eben doch sind.
Das ist auch der schmerzende Druckpunkt vieler Szenen: Die CGI-Kulissen sind schlimm und ungeheuer störend, da der Kontrast von Computerhintergrund und schlecht ausgestatteten Laiendarstellern immens ist. Das fällt aber kaum ins Gewicht, da der Hauptteil der Handlung sich schließlich in einem Keller abspielt.
Bewundernswert ist, dass die Darstellung von ausgerechnet kleinen und verhältnismäßig simplen, für die Glaubwürdigkeit aber enorm wichtigen Details, wie beispielsweise eines halbwegs authentisch wirkenden Mündungsfeuers, kolossal scheitert.
Das, was dann manchmal moderat aussieht oder aussehen könnte, weiß der Film aber mit verunglücktem Geschick zu verbergen. Bedrohliche Roboterspinnen und ähnliche Hindernisse, die sich dem unkoordinierten Heldentrüppchen in den Weg stellen, agieren in aller Regel außerhalb der Kamera und lassen häufig nur ab und an mal ein Beinchen von sich ins Bild ragen, damit der Zuschauer auch glaubt, dass da was sitzt und gefährlich ist. Stattdessen sieht man dann Menschen, die ballern. Und ballern. Und ballern. Und ballern. Bis das Gefecht beendet ist. Da man wohl ahnte, dass man in Spielfilmlänge nicht nur ballernde Witzfiguren zeigen kann, besteht der Hauptteil des Filmes aus Dialogen.
An sich keine verkehrte Idee. Wenn man kein Geld für teures Spektakel hat, besinnt man sich auf Dinge, die auch mit geringen Mitteln zu realisieren sind und lässt ein paar Nervenbündel, die im Herzen der Finsternis um ihr Leben fürchten, nervöse Gespräche über Loyalität, Maschinenethik und Hoffnungslosigkeit führen. Leider werden aber die meiste Zeit über platte Phrasen und transparente Lässigkeiten ausgetauscht. Dass die ganze Sache nie sehenswert, aber auch nie zermürbend furchtbar ist, liegt einzig am halbwegs gelungenen Schnitt und der Kamera, die sichtlich bemüht ist, Dynamik in das eigentlich hochgradig träge Geschehen zu bringen.

Das alles wäre nicht weiter schlimm. Die hatten wenig Geld und wollten gerne trotzdem ein bisschen Sci-Fi produzieren. Genaugenommen ist das ja was Gutes. Doch verhindern die Amateurdarsteller, dass man irgendeine Szene ernstnehmen kann, erwecken sie doch sämtlich den Anschein, man hätte sie direkt vom benachbarten Set eines drittklassigen Pornos wegrekrutiert. Wer diesen Eindruck festigen möchte, dem sei der Genuss der deutschen Synchronisation wärmstens empfohlen. Der Versuch, die Talentfreiheit mit Sonnenbrillen, enger Lederkluft, Nasenpiercings und hinter die Ohren geklemmten Zigaretten zu kaschieren, ist bestürzender weise nicht erfolgreich. Die hölzernen, unbeholfenen und bemüht pomadigen Dialoge machen auch genau das, was man beim lesen dieser Zeilen bereits vermutet.

Die Handlung besteht daraus, dass man fast die volle Laufzeit über durch einen Keller watschelt, sehr viel schwafelt und ab und zu von schlecht animiertem Mündungsfeuer verdeckt wird. Was woanders Warnschilder wären, sind hier handgeschriebene Buchstaben, die mit Kuli auf ein weißes Stück Papier gekritzelt wurden, das mit Paketklebeband an einer Tür befestigt ist. Android Insurrection ist nicht der langweiligste Film, den es gibt, aber es fehlt auch nicht sehr viel, um diese Trophäe einzuheimsen. Dass die taffe Protagonistin eigentlich ein Android ist, soll die große Überraschung am Ende sein, wird aber bereits von Anfang an so oft und vollmundig angedeutet, dass die Enthüllung zum Schluss so notwendig ist, wie ein Kronleuchter an einem Mittag in der Wüste.
Die kantige Dame mit dem The fifth Element-Gedächtnishaarschnitt, die einen anderen Roboter mimt, verdient aber durchaus eine Trophäe. Dass sie einen Androiden spielt, macht sie Kenntlich, indem sie genauso stockend und emotionslos spricht, wie die anderen, hierzu neckisch mit dem Kopf hin und her ruckelt und sich bemüht, in einem Rhythmus zu wandeln, den man auf dem Schulhof wohl als „robotisch“ empfunden hätte. Manchmal sind dabei surrende Geräusche zu hören, meistens aber nicht.

Fazit

Günstig produzierte Low-Budget-Science-Fiction mit viel Geschwafel, unansehnlichem Geballer und bemüht scheiternden Darstellern, die unentwegt so tut, als erzähle sie eine Geschichte. Nur dank der beherrschten Kamera verkommt der Film nicht zur Tortur.
Trotzdem: Ganz so hundsmiserabel, wie zum Beispiel der Sternedurchschnitt bei Amazon befürchten lässt, ist Android Insurrection nicht. Er ist nur einfach schlecht.

Eine ebenso große Mogelpackung wie das Postermotiv ist die angegebene Laufzeit von einer Stunde und 23 Minuten. Der Abspann nimmt einen bemerkenswert großen Teil des Filmes ein – und ist bemerkenswert lange einfach nur schwarz.
Warum so etwas synchronisiert auf den deutschen Markt geschleudert wird, Streifen wie Upstream Color aber nicht, weiß nur der Teufel.

Transformers 4: Ära des Untergangs – Der erste Trailer ist da

Shia LaBeouf ist vom Tisch, genau wie Megan Fox. Stattdessen gibt’s Mark Wahlberg, eine muffige Garage, schwirrende Schiffe und röhrende Dino-Roboter. Was bleibt, ist Regisseur Michael Bay, der es sich wohl nicht nehmen lassen wird, ein weiteres Mal nach der totalen Zerstörungsorgie des Vorgängerfilmes das Wort „total“ für den neusten Serienableger umzudefinieren.

„The rules have changed.“
Wer’s glaubt.

News: Star Wars, Neue Matrix-Trilogie, Jupiter Ascending – Und Meta-News über das Format der News!

Die wöchentlichen News sind aus unbekannten, aber leicht zu erratenden Gründen ja schon längere Zeit nicht mehr wöchentlich. Das passiert gar nicht mal, weil in den Wochen so wenig Berichtenswertes passieren würde, ganz im Gegenteil. Der tatsächliche Grund hierfür ist weitaus banaler: Neben den wirklich relevanten und interessanten Neuigkeiten gab es so viel vergleichsweise Uninteressantes, das immer mitberichtet werden wollte, dass ich irgendwann die Muße verloren habe.
Filme zu schauen und über sie zu schreiben macht einfach mehr Spaß, als sprödes Rezitieren von Neuigkeiten, die vermutlich nur einen Bruchteil der Leserschaft interessieren.
Deswegen wird die Sektion der wöchentlichen News eine Generalkur erfahren – die News sind nicht mehr wöchentlich, sondern direkt aktuell, dafür wird aber nur noch über das Berichtet, was tatsächlich auch bewegend ist.

Star Wars

In diesem Sinne geht es weiter mit etwas, das schon viel älter ist als der heutige Tag oder die zurückliegende Woche, aber trotzdem nicht verschwiegen werden sollte. Denn es geht um  Star Wars.
Denn J.J. Abrams hat für die heiß erwartete und zugleich gewaltig gefürchtete Episode VII nun ein finales Script.
2017 geht es für die Fortsetzung in die Kinos. 2016 rollt vermutlich das erste Spin-off heran – aktuellen Gerüchten nach mit Boba Fett in der Hauptrolle.

Neue Matrix-Trilogie

Die wirklich große Neuigkeit der letzten Tage ist aber ohne Frage ein ziemlich hartnäckiges Gerücht, das besagt, dass die Wachowskis (Cloud Atlas), die mit dem ersten Matrix-Film einen Sci-Fi-Meilenstein schufen, den sie mit Matrix Revolutions von 2003 beinahe zu Klump gehauen haben, eine neue Trilogie im Matrix-Universum planen.
Angeblich befinden sich die Geschwister bereits mitten im Schreibprozess und auch schon in Kontakt mit dem Studio.
Obwohl die Nachricht nun schon 5 Tage alt ist, bleiben Dementi genauso aus wie Bestätigungen. Aber eines von beiden wird wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Jupiter Ascending

Und weil wir schon bei den Wachowskis und Matrix-artigen Geschichten sind – es gibt einen neuen Trailer zu Jupiter Ascending. Auf englisch, aber mit japanischen Untertiteln, von denen man sich nicht stören lassen sollte.

Ender’s Game

Orson Scott Cards Roman, der 1985 aus einer deutlich älteren Kurzgeschichte entstand und bisher vier (je nach Auffassung auch 5) Fortsetzungen nach sich zog und weitere folgen lassen wird, galt lange Zeit als unverfilmbar. Gavin Hood (Wolverine: Weg des Kriegers) nahm das Ruder an sich, das mehrmals schon fast von anderen bedient worden wäre.


No. The way you win matters.

Story

Der Angriff der Formics, fiese insektoide Unholde aus dem Weltraum, konnte vor einem halben Jahrhundert nur mit großen Anstrengungen und dem unverschämten Glück eines Einzigen, der im richtigen Augenblick die richtige Entscheidung traf, zurückgeschlagen werden.
Die Menschheit hat sich wieder aufgerappelt, die Furcht vor einem erneuten Invasionsversuch ist aber allgegenwärtig.
Die Streitkräfte rekrutieren und trainieren Kinder, um besondere strategische Talente so früh wie möglich zu erkennen und zu fördern. Auf diesem Weg will man einen außergewöhnlichen Flottenkommandanten finden, um der außerirdischen Bedrohung Herr zu werden.
Colonel Hyrum Graff meint im Jungen Ender Wiggin das erhoffte Potenzial zu erkennen und schickt ihn von der Rekrutenschule direkt eine Raumstation, wo die Besten der Besten gegen- und miteinander trainieren.

Kritik

Auch nach starker Verkrümmung der Geschichte, um sie zu einem standardisierten Drehbuch zu verbiegen, bleibt der ambitionierte und interessante Grundgedanke der Story erhalten, liefert der Film doch eine recht ungewohnte Sicht auf die Führung eines martialischen Sternenkrieges. Der Feind ist eigentlich völlig unbekannt. Seine Flottenstärke, seine Motive, seine Strategien. Einfach alles von ihm. Was man tut, fühlt sich genaugenommen nicht richtig an, da man nur die eigene Seite kennt und genaugenommen im Dunkeln stochert. Da aber der Mensch seine elementaren Handlungsmuster nie verlieren wird, wird er  zur vor Angst um sich beißenden Bestie, sobald er bedrohlich in die Ecke gedrängt wird.
Es bleibt unklar, wer und was gut und böse ist. Einfach deswegen, weil Gut und Böse in dieser einfachen Form nicht existieren.
Während die Moral angenehm diffus und – egal, wie man sich entscheidet –  unangenehm klebrig bleibt, trifft das auf viele Charaktere leider nicht zu. Während Ender und Fords störrischer Colonel Hyrum spannende Figuren sind, lassen sich alle anderen allesamt auf eine einzige maßgebliche Eigenschaft reduzieren, die darüber hinaus lediglich dafür da ist, die klare Bahn zu definieren, die Ender zu nehmen hat. Das in Verbindung mit ein paar irritierend nachlässig geschriebenen Dialogen führt dazu, dass einige Figuren fast schon zu Witzen verkommen. Das lächerliche Harter-Ausbilder-Klischee mit peinlich provokanten Schreiphrasen oder der dämliche Schulrowdy, der neben seiner kindlichen Aggressivität keinerlei Qualifikation hat, die sein Dasein in der Ausbildungsstätte rechtfertigt, sind da nur die schlimmsten Beispiele.
Etwas kurios sind außerdem einige Handlungen, die von Grund auf nicht nachvollziehbar sind – zum Beispiel wenn die Kinder zum ersten Mal in einem Raum ohne Schwerkraft trudeln und anfangen, aus purem Spaß am Experiment, die noch unbekannten Waffen aneinander auszuprobieren. Nach dem Motto: „Was mag wohl passiere, wenn ich mir diese Gabel ins Auge drücke?“.
Ja, was mag da wohl passieren. Gut so Jungs, und dann rettet ihr die Menschheit. Sicher, das soll verdeutlichen, wie ahnungslos und verspielt die Rasselbande ist. Aber mal ernsthaft, ist das der beste Weg, dies zu tun?
Im Laufe des Filmes mit anzusehen, wie der  schmächtige Ender nach und nach zur emotionsarmen, kühl kalkulierenden Kampfmaschine wird, die Gegner und Situationen automatisiert auf Schwachstellen abscannt, ist dann aber wieder durchaus ergreifend.
Das liegt vor allem daran, dass gelungen vermittelt wird, wie unbeholfen, unschuldig und hilflos die Kinder in ihrem Umfeld tatsächlich sind. Die Umstände zwingen sie, sich als Erwachsene zu fühlen und aufzuführen, was ihnen aber unmöglich gelingen kann. Die ungewöhnlich engen, graugelben Anzüge führen dazu, dass die völlig überforderten Nachwuchs-Helden unsicher und verloren wirken. Ganz wie ein normaler Teenager also.

Interessante Kameraperspektiven (Predator-Kameramann Donald M. McAlpine, immerhin 80 Jahre alt, läuft noch mal zu Hochtouren auf) und ein sphärisch-melancholischer Soundtrack schaffen es glücklicherweise häufig, auch eigentlich platten Szenen eine Ahnung von Bedeutsamkeit zu verleihen. Die Inszenierung ist hier definitiv dem sehr ungeschmeidigen Drehbuch überlegen. So gelingen dem Film Akzente, die er allein durch seine Geschichte kaum hätte setzen können. Wobei es zu kurz gegriffen wäre, es so zu sagen. Die Geschichte an sich ist dank der klugen Romanvorlage natürlich keine schlechte, wenn auch der Film sich viele eklatante Änderungen erlaubte, um den Stoff publikumsverträglich auf die Leinwand zu befördern.
Nur die Darstellung der Figuren ist der große Schwachpunkt, der den Film immer wieder zum bluten bringt.
Ab der zweiten Hälfte endet die klassische Ausbildungsphase und mit ihr die Dominanz der Stereotypen, Tausendsassa Sie Ben Kingsley taucht auf und der Film gewinnt gehörig an Faszination dazu.

Fazit

Man merkt Ender’s Game natürlich überall an, dass der Stoff auf Hollywoodtauglichkeit heruntergebrochen werden musste, doch bleibt die Story im Kern aufregend und ungewöhnlich genug. Plumpe Nebenfiguren und ebenso plumpe Dialogausfälle machen aber leider auch vieles kaputt. Trotzdem entwickelt der Sci-Fi-Film seinen ganz eigenen Sog und fasziniert durch die ungewohnte Betrachtungsweise der Geschehnisse in besonderem Maße.
Ender’s Game könnte der Auftakt zu einer sehr ambitionierten Serie sein, sofern das definitiv vorhandene Potenzial der erkannt und genutzt wird. Es bleibt also zu hoffen, dass sich das Studio trotz des mauen Einspielergebnisses zu diesem Wagnis entschließt.