Ron Silver ist einer dieser Regisseure, die insgesamt deutlich mehr, aber auch deutlich weniger hochwertige Filme gemacht haben, als man annehmen würde.
Die Terrorkapsel – der deutsche Titel soll nach dieser pflichtbewussten ersten Nennung nie wieder erwähnt und durch den beinahe schon antonymischen Oritinalnamen Lifepod ersetzt sein – ist ein loses Remake von Alfred Hitchcocks Lifeboat.
I believe the term is ‚explicit‘, Director.
Story
Es ist Heiligabend des Jahres 2168 an Bord eines großen Raumschiffes, als plötzlich eine mysteriöse Fehlfunktion zu dessen Explosion und dem Ableben unzähliger Passagiere führt – nur 8 von ihnen konnten in letzter Sekunde in einer Rettungskapsel entwischen und treiben nun, auf Rettung hoffend und den gegenseitigen Verdächtigungen und Anfeindungen ausgesetzt, durch den lebensfeindlichen Raum. Nach und nach wir die Stimmung toxischer, Luft und Rationen werden knapper und die Aussichten auf Rettung geringer. Und ein roboterarmiger kleinwüchsiger Cheftechniker sowie die von allen anderen abgeschottete Pilotin haben es zunehmend schwerer, die explosive Gruppe unter Kontrolle zu halten und Hoffnung zu vermitteln.
Kritik
Die Konzeption lässt wenig erwarten – Anfang der 90er, ein SF-Film mit TV-Budget und einer Prämisse, die allem voran uninspirierte Stangenware anzukündigen scheint. Doch Lifepod vermag zu überraschen, liefert er doch mehr und besser als man anfangs zu hoffen wagt.
Nach einem etwas holprig-zähem Einstieg beginnt ein Kammerspiel, das sich inszenatorisch wie inhaltlich nie vom B-Bereich lösen kann, im Rahmen seiner Möglichkeiten aber eine kohärente Stimmung der Bedrohung und des Verlorenseins heraufbeschwört und im Laufe der Handlung konstant anzuziehen weiß. Die Figuren gewinnen die Art von Profil, die man im Fernsehen der 90er schätzen gelernt hat – das Profil einer Welt, die ganz anders, meist schlicht, in ihrer Eigenlogik aber auch auf naiv-schöne Weise funktional und letztlich mitnehmend ist. Nach und nach öffnen sich die einzelnen Charaktere, offenbaren weitaus interessantere Fähigkeiten als zu erwarten war und erfreuen mit einer Dynamik, die zum unheilschwangeren Setting bestens passt.
Dabei wird Lifepod besser und interessanter, je weiter er sich vom Originalstoff entfernt, den Weltraum mehr als nur ein schwarzes Meer mit weißen Punkten sein lässt und Einblicke in eine dystopische, aber auch angedeutet-fantasievolle Zukunft gewährt.
Schön ist zudem, hier Schauspielschwergewichte wie Stan Shaw (Scarface, Independence Day, Lost Highway), vor allem aber C. C. H. Pounder (Avatar, Face/Off, RoboCop 3) als abgekapselte Pilotin anzutreffen. Auch ist es interessant, die – überwiegend visuellen – Metaphern, auszumachen, weil sich so tatsächlich weitreichende Vorausdeutungen hervortun, die dem Film um eine weitere Facette ergänzen, wenn auch Ron Silver hier am Anfang mit der doppelten Geburt am Weihnachtstag doch eine Spur zu dick aufträgt.
Mit seinen knapp 89 Minuten ist der Film nicht wirklich zu lang, eine Straffung runter auf 80 hätte ihm aber sicher gut getan, denn einige der finalen Konflikte bereichern nur die Laufzeit, während das eigentliche Finale überhastet und holprig hereinbricht und dann auch schon wieder vorbei ist.
Fazit
Auch wenn vieles unbestritten käsig ist, kann Lifepod über weite Strecken unterhalten und in den richtigen Abständen neue Konflikte und Offenbarungen liefern. Das Ganze geschieht zwar routiniert und auf TV-Niveau, aber eben auch mit unbestreitbarem Charme.
Michael Ironside als orkischer Weltraumvampir mit Hang zu Lüsternheit und Wahnsinn? Braucht man mehr? Spacehunter: Abenteuer im All beweist: Nein, nicht viel.
I’m made of substances you never dreamed of, Earther.
Story
Ein Raumschiff geht in Flammen auf und in einer Rettungskapsel können sich drei ansehnliche Damen auf die nächstbeste Planetenoberfläche retten. Kaum angekommen, werden sie erst von Wüstenpiraten (samt Piratenkahn auf Schienen) gekidnappt, nur um im Anschluss von den Schergen des hungrigen und bösen Overlord geschnappt zu werden. Doch der verwegene Tunichtgut Wolff ist mit seiner Weltraum-Schaluppe ganz in der Nähe, hört den Notruf, wird von der Belohnung über 3.000 Mega-Credits überzeugt und landet schließlich auf dem Wüstenplaneten.
Kritik
Es gab eine Zeit, da hatten amerikanische Rip-Offs gegenüber ihren europäischen – sprich: primär italienischen – Pendants die Nase vorn, auch dann nicht immer, aber doch mit einer halbwegs zuverlässigen Regelmäßigkeit; eine Zeit, in der alle mehr Star Wars und mehr Mad Max wollten, sowohl auf der Produzenten wie auch auf der Konsumentenseite. Es war auch eine Zeit, in der diese beiden Seiten sich zunehmend zu vermischen begannen. In dieser Zeit also hatten die amerikanischen Produktionen aufgrund gutgläubiger Studios mehr Geld zur Verfügung, mehr Disziplin bei der Arbeit und beizeiten auch genügend Stolz und Reflexionsvermögen, um ihren schamlosen Plagiatismus sehr wohl zu wissen und die Filme daher mit entsprechend viel Selbstironie auszustatten.
Einer dieser Filme ist Spacehunter: Jäger im All und hier verspricht der schillernde Name bereits eine ganze Menge. So abgedreht wie der Titel verhoffen oder befürchten lässt, wird es zwar nie, trotzdem bemüht sich der Film aber, einiges an Schauwerten zu liefern. Auf dem Mad-Max-Planeten scheppert es immer wieder ordentlich, Dinge fliegen in die Luft, mal mehr mal weniger aufwendig kostümierte Freaks tummeln sich im Bild und einige wirklich beeindruckende Fahrzeugkonstrukte gibt es auch zu bestaunen. Am Ende macht sogar die Architektur großen Spaß und ein Herr-Der-Ringe-Ork-Oberschurke sowie ein an Takeshi’s Castle erinnernder Todesparcours bringen immer wieder frische Luft in den Film. All die optischen Spielereien erklären sich wohl vor allem dadurch, dass Spacehunter: Jäger im All zu der Welle an Früh-80er-Filme gehörte, die in und eben auch für 3D gedreht wurden, was den Streifen noch in einer weiteren Kategorie zum Trend-Schmarotzer macht.
Konterkariert werden die Schauwerte nicht nur durch die erwartbar maue Story, vor allem aber durch den Helden, der als unglaubwürdig auf „schmutzig“ getrimmter Saubermann, wie ihn etwas später Kevin Sorbo (Herkules, Andromeda) mit hölzerner Freude gemimt hat, über den Planeten stapft und die moralische Überlegenheit gepachtet hat, in seiner arroganten Überheblichkeit aber immer wieder sehr fragwürdige Seiten aufblitzen lässt, ohne dass der Film dies kommentiert oder überhaupt bemerkt. Somit ist er das Gegenteil des Han-Solo-Verschnitts, der die Figur gerne wäre. Ihre etwas kohärenter erscheinenden Begleiter verblassen angesichts dieser aufdringlichen Überpräsenz ein ums andere mal. Da der meiste Humor in Form von Witzen aus seinem Mundwerk kommt, lässt sich auch darüber leider nur wenig Gutes sagen: In ganz seltenen Fällen frisch, überwiegend uninspiriert und schal, manchmal richtiggehend ärgerlich.
Immerhin aber wechseln die Schauplätze sich so schnell ab, dass das Auge sich nicht am ewigen Sand der extraterrestrischen Postapokalypse sattsieht und man, selbiges zur Hälfte geschlossen und vielleicht ein Bier in der Hand, mit Spacehunter Adventures in the Forbidden Zone halb so viel Spaß haben kann wie mit seinem Namen – und das ist letztlich doch einiges.
Fazit
Inhaltlich karg, weiß Spacehunter: Jäger im All doch ästhetisch zu überzeuge – schmissige „nur ein paar Töne neben Star Wars“-Musik, viel Feuerwerk und sehr beschauliche Konstruktionen wissen die maue Story und vor allem den schier unerträglichen Protagonisten namens Wolff tatsächlich immer wieder verschmerzen.
Auch wenn der Film nie so zackig und vergnüglich ist, wie er gerne wäre – aber da, wie auch in anderen Belangen, nimmt er ironischerweise dann Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel vorwegnimmt.
Erinnert sich noch jemand an Skyline von 2010? Die Antwort dürfte relativ einhellig NEIN lauten – wurde der Film doch gemeinhin als absolute Gurke wahrgenommen und sofort dem kollektiven Vergessen übergeben.
Und dennoch und zu aller Überraschung rollt ein Sequel zu dem Film heran, das es offenbar ziemlich ernst meint. Und so albern die Figuren, die sich im Nahkampf gegen riesige Roboter behaupten wollen, auch wirken, so hat das Design der Alien-Maschinerie doch fraglos etwas für sich.
Das hier ist der gestern erschienen International Trailer:
Und dies hier ein Trailer, der schon ein paar Monate auf dem Buckel hat, mit seiner differierenden Stimmung im Kontrast zum neuen Trailer aber interessant ist. Auch wenn sich hier ein leichter Eindruck von „The Walking Dead mit Aliens“ nicht ganz ausklammern lässt.
Am Ende der Produktion von Prometheus, wohl irgendwie auch am Anfang der Marketingkampagne, hieß es, der Film stünde in keiner direkten Verbindung zu Alien – eine Fährte, die falscher nicht hätte sein können. Vor dem Erscheinen von Alien: Covenant versprach ein Stimmenheer einhellig, der Film stünde nicht nur im direkten Bezug zu Alien, sondern verfüge auch über die schauerliche Stimmung, den Geist des Originals. Und wieder war die Fährte falsch.
They’ve made a few upgrades since your time.
Story
Knapp ein Jahrzehnt nach dem Verschwinden der Prometheus befindet sich das USCSS Covenant auf einer Besiedelungsmission, der Androide Walter wartet das Schiff und überwacht die Geschehnisse, während sich die Crew in einem mehrjährigen Kälteschlaf befindet, der just unterbrochen wird, als eine unvorhergesehene Neutrinoexplosion das Schiff in Mitleidenschaft zieht und unter anderem dem Captain Jake Branson das Leben kostet.
Kurz nach den Ereignissen wird ein seltsames Signal empfangen, das eindeutig von einem Menschen kommen muss – inmitten einer unbekannten Zone und offenbar von einem sich in nächster Nähe befindlichen Planeten, der allem Anschein nach habitabler ist als das ursprüngliche Ziel der Kolonialisten. Unter der Leitung des so neuen wie unsicheren Captains Christopher Oram ändert di Covenant ihren vorgeschriebenen Kurs und hält auf den Herkunftsort des Signals zu.
Dort angekommen, bestätigt sich der Verdacht auf lebensfreundliche Zustände, doch trifft die strohdumme Mannschaft auch auf ganz andere Dinge.
Kritik
Tatsächlich beginnt der Film haargenau wie der große Serienstart von 1979 – eine Crew samt Androiden im heimeligen Raumschiff mit einem Zentralcomputer namens Mother, deren Beziehungen vom Film ausgespielt werden, für deren Alltag sich Zeit gelassen wird. Das ist im Prinzip stark – wenn auch ein Nachgeschmack bleibt, da es eben auch haargenau dieselbe Routine wie in Alien ist, inklusive sich selbst feiernder Zitate. Nur dass es eben nicht so gerissen geschrieben ist, die Figuren nie so natürlich-schroff und glaubhaft sind wie damals.
Und dann, mit einem Mal, ist der Film wieder Prometheus. Nach ein paar höchst fragwürdigen Entscheidungen landet die Crew auf einem Planeten, der deprimierend uninteressant wirkt, und verhält sich so, als wären ihr die Konzepte von Wissenschaftlichkeit und gesundem Menschenverstand völlig unvertraut. Man spaziert unbescholten mit der gesamten Crew und ohne Schutzanzug über einen fremden Planeten, trampelt auf alles, was gefährlich sein könnte und hält dIE nASE wie ein neugieriges Frettchen in alles, was irgendwie so aussieht, als könnte es giftige Sporen enthalten. Alle Sachen, die irgendwie merkwürdig erscheinen, werden von den Protagonisten bestenfalls kurz registriert, aber nie hinterfragt, sondern einfach hingenommen. Überhaupt agiert man verblüffend gleichgültig gegenüber der Tatsache, dass man sich hier auf völlig fremdem Terrain bewegt. Und so geht es weiter: Eine dämliche Entscheidung jagt die nächste und jede Spannung wird vermieden, weil das Drehbuch unverständlich schlecht geschrieben ist. Die an sich zahlreich vorhandenen Möglichkeiten, in interessante Richtungen abzubiegen, ignoriert der Film konsequent – und die titelgebende Kreatur des Alien – denn an ihrer Kreatürlichkeit besteht mittlerweile kein Zweifel mehr – spielt einerseits nur eine recht untergeordnete Rolle und hat andererseits alles von ihrer höllischen Schauerlichkeit verloren, wird reduziert auf die Bedrohlichkeit eines tollwütigen Bernhardiners.
An der Form des Films gibt es selbstverständlich nicht zu viel auszusetzen – höchstens, dass die Plumpheit und Einfallsarmut auf inhaltlicher Ebene auch hier dann und wann ihre Entsprechung findet. Davon abgesehen findet der Film fraglos schöne, stimmungsvolle, manchmal auch beeindruckende Bilder und hat in der Hinterhand einen Moment, der ungeachtet der Tatsache, dass er auf der Dekonstruktion des gesamten Alien-Mythos fußt, das Potential hat, eine anhaltende Gänsehaut mitsamt beunruhigt-gerührtem Gefühl in der Magengegend zu verursachen. Auch ist es – das sei hier erwähnt, weil es allerorts als größtes Verkaufsargument gepriesen wird – freilich nett, Michael Fassbender in einer Doppelrolle zu sehen, doch hier die beste Performance in der Karriere des Mimen attestieren zu wollen, wird vor allem Fassbender selbst nicht gerecht.
Am vielleicht Ärgerlichsten ist der Umstand, dass Alien: Covenant der Saga überhaupt nichts hinzufügt, sondern inhaltlich völlig auf der Stelle tritt. Abgesehen davon, dass das Mysterium um das Alien noch etwas weiter zertrampelt wird, verweigert sich der Film stur jeder Erforschung des eigentlich Interessanten Gebietes des Planeten – der Beleuchtung der Konstrukteure. Angesichts des kurzen Blickes, den der Film in diese Richtung gestattet, ist das aber wahrscheinlich auch gar nicht so schlecht.
Fazit
Der neue Alien-Ableger von Ridley Scott ist das nicht, was alle regulären Sequels der Drittregisseure für sich beanspruchen wollen: Eine sinnvolle Ergänzung zum Alien-Universum, sondern eher ein nervöses Auf-Der-Stelle-Treten; eine Stelle, die gut aussieht und anfangs sehr in ihren Ursprung verliebt ist, unterm Strich aber bleibt primär hängen, dass der Alien: Covenant unnachvollziehbar nachlässig geschrieben und schrecklich arm an relevanten Ideen ist.
…ist da, berauschend geschnitten und hypnotisch vertont. Gezeigt wird manches, verraten wird nichts. Ein guter Trailer. Hoffentlich zu einem guten Film.
Vor zwei Monaten gab es den durchmischt aufgenommenen „Vorfilm“ The Last Supper als sprichwörtliche Vorspeise (siehe zweites Video), gestern zum offiziellen Alientag am 26.04. kam dann ein weiteres Prologfilmchen zum Vorschein, das – zum Glück! – eine neue Perspektive auf den anstehenden Film Alien: Covenant gestattet, der nach den bisherigen Trailern sehr nach einer Wiederholung des Prometheus-Konzepts aussah.
Langer Titel mit zu vielen Bindestrichen für eine kleine, aber feine News: Der Trailer zur SyFy-Serie Krypton ist geleaked. Und unabhängig davon, wie und warum es das Ding ins Netz geschafft hat, gilt es, ihn zu schauen, ehe er eventuell weder offline geht und man sich auf für eine verbotene Vorschau auf dubiose Seiten wagen muss.
Während sich die reguläre Filmreihe der X-Men nach einem mutigen Ausflug unter der Regie von Matthew Vaughn sowohl qualitativ als auch erzählerisch wieder nach ihrem eigenen Durchschnitt ausrichtet, der 2006 durch X-Men: Der letzte Widerstand gehörig massiv zu leiden hatte, vollführt die Spin-Off-Reihe um Säbelknabe
Wolverine etwas Erstaunliches: Sie endet mit Ansage und darüber hinaus mit dem vis dato vielleicht besten X-Men-Film überhaupt.
The world is not the same as it was, Charles. Mutants… they’re gone now.
Story
Logan aka Wolverine ist morsch und mürbe geworden. Er ist alt, verbittert und ohne Kraft, weiter nach Lösungen und Hoffnung zu suchen. Er erträgt das Leben als versteckter Flüchtling auf dem Lande, der den einstigen Mutanten-Allvater Charles Xavier pflegt, beschützt und zugleich ängstlich isoliert – in einer Mischung aus Unterschlupf und Gefängnis für den gealterten und gutherzigen Patriarchen. Sie stellen die letzten bekannten noch lebenden Mutanten auf der Welt dar, Ikonen einer verwirrenden, aber auch beendeten Ära in der Menschheitsgeschichte.
Doch die Vergangenheit holt sie ein, gleich mehrfach: Ein Trupp technisch modifizierter Söldner spürt Logan auf und fordert Informationen zum Verbleib von X-23 – einem Mädchen, das die gleiche Misshandlung erfahren haben soll wie einst Logan und nun Adamantium im Körper hat. Wie der Zufall es will, klopft quasi zeitgleich eine Frau an Logans Tür; in ihrem Schlepptau das Mädchen namens Laura.
Kritik
Während, und nur wenige mögen da zustimmen, der erste Wolverine-Film zwar kaum ambitioniert war, dafür aber auch an seinen geringen Ansprüchen an sich selbst kaum scheiterte, ging sein Nachfolger Wolverine: Der Weg des Kriegers an dem Wunsch, mehr zu sein und der zentralen Figur gerechter zu werde, kläglich zugrunde. Da die letzten X-Men-Filme nun auch nicht gerade das Gelbe vom Ei waren, durfte man angesichts des Heranrücken des nunmehr dritten und finalen Soloabenteuers des backenbärtigen Klingenwüterichs mit gutem Recht und Gewissen Zweifel hegen – denn Regisseur James Mangold verbockte schließlich schon den zweiten Teile und verärgerte zuvor mit dem Tom-Cruise-Vehikel Knight and Day – auch wenn auf der anderen Seite (das ehrlich gesagt gar nicht mal so gute) Western-Remake Todeszug nach Yuma und das (siehe vorherigen Klammerinhalt) Oscar-Biopic Walk The Line sowie Copland – „der einzige Film, in dem Silvester Stallone ein Schauspieler ist“ – stehen.
Tatsächlich aber ist Logan das Beste aus all diesen Welten geworden.
Zuerst gilt aber eines zu klären: Ist Logan, immerhin der mittlerweile zehnte Film der vor 17 Jahren gestarteten X-Men-Reihe, fest in dieser verankert oder auch ganz unabhängig zu schauen? Und die Antwort liegt relativ klar auf letzterem Fall – mit leichten Einschränkungen. Um die Funktion von Professor Charles Xavier, dem Vater der X-Men, sollte man schon wissen, um die Traurigkeit und Tiefe des Verhältnisses, das die beiden Männern zueinander pflegen, zu verstehen – aber die Kenntnis dieser quasi-ikonischen Figur darf eigentlich vorausgesetzt werden. Und dann wäre da noch Caliban, der sich, wenn auch von einem anderen Schauspieler verkörpert, aus X-Men: Apocalypse rüber gerettet hat. Doch letztlich ist diese Figur selbsterklärend – zudem sich Logan sowieso nicht als Teil des Kanons versteht. Grundsätzlich ist es aber nicht wichtig, dass es sich hier um einen X-Men-Film handelt. Es reicht das Wissen, dass es mit den Mutanten einmal eine wichtige, aber auch gefürchtete und verachtete Gruppe von Menschen gab, die von den „normalen Menschen“ nie so recht angenommen werden konnten. Vor diesem Hintergrund entfaltet sich Logan als sehr elegische, düstere, enorm stimmungsvolle Dystopie, die auch jedem Comic-Muffel ans Herz zu legen ist.
Was Logan mehr als je zuvor verkörpert, auszeichnet und an ihm zehrt, ist sein Einzelgängertum. Die Einsamkeit eines langsam alternden Helden, der sich verstecken und die letzten Tage nur noch irgendwie in einer Höhle überstehen will. Der nicht mehr Pflicht ertragen kann, als die, die unmöglich abzustreifen ist – und auch diese nur mit ganz viel Ach, Krach und Fusel in der Blutbahn. Wenn es Action gibt, ist sie grob, heftig, beeindruckend und intensiv, schrecklich intensiv. Ihr Stattfinden richtet sich zum Glück nicht nach dem Rezept notwendiger Verteilung, das vorsieht, dass auf jede ruhige eine laute Szene folgen muss, sondern nach der der Geschichte inhärenten Logik. So wirken die sehr körperlichen, manchmal gnadenlos effizienten und nicht selten grausam-brutalen Kampfsequenzen nie selbstzweckhaft, sondern haben die Dramatik der Narration immer als Puls auf ihrer Seite.
Der alte Mann hat aller Verbitterung zum Trotz nicht seinen Humor verloren, ihn mit der Zeit aber noch etwas trockener und brummiger werden lassen. Erwartungsgemäß gut funktioniert daher auch die Dynamik zwischen dem bärbeißigen Logan und dem schweigsamen, trotzigen, liebenswerten Zögling Laura, brillant gespielt von der zwölfjährigen Dafne Keen. Die beiden geben ein Team ab, das ganz nach klassischen US-Buddy-Komödien-Schema funktioniert, statt funkelndem Witz aber tiefe Tragik dominieren lässt: Beide Figuren sind gebrochen und in beiden ist darüber hinaus der Bruch i der Existenz angelegt – mit sich selbst und mit der Gesellschaft. Logan am Ende des Lebens, Laura am Beginn des ihrigen. Die Chemie zwischen den beiden ist das Herz des Filmes, und dieses Herz ist kräftig.
Es ist also vieles sehr, sehr gut an Logan, gemeckert werden kann folglich nur an wenigen Stellen. Doch auch diese gibt es: Man würde sich wünschen, der Film hätte sich an manchen Stellen noch etwas mehr zurückgehalten, denn so ganz und absolut mag man dann doch nicht auf die Gunst des durchschnittlichen Zuschauers und Comicfans pfeifen. Außerdem ist der Film zum Ende hin eine Spur zu lang geworden. Dies fällt besonders deshalb auf, weil die Erzählung bis zu diesem Punkt so ungezwungen dynamisch und fesselnd ausfällt, ehe sie am Ende etwas ins Stottern gerät und dann eben doch in ein etwas zu klassisches Finale mündet.
Fazit
Logan ist elegisch und tragisch, düster, grimmig und ungewohnt erbarmungslos – in mehrfacher Hinsicht. Hugh Jackman liefert hier eine seiner größten Performances ab, steht mit seiner Leistung aber Schulter an Schulter mit Jungstar Dafne Keen, die die Kinder-Mutantin mit deutlichem Knacks und einem verhängnisvollen Hang zum Kindeszorn mit ehrfurchtgebietender Eindringlichkeit spielt. Auch Patrick Stewart als dritter Hauptdarsteller überzeugt mit einer rührenden Darbietung des ergreisten, langsam der Demenz verfallenden Mentor in entwürdigender Lage. Logan ist nur in zweiter Hinsicht ein X-Men-Film – in erster ist er ein schaurig-schönes Road-Movie, ein tiefes Charakterdrama und eine stilvoll gezeichnete Dystopie erster Güte.
Dass der Film dann letztlich doch ein paar Eingeständnisse zu viel an den Massengeschmack macht und zum Ende hin ein paar Mal fast ins Stolpern gerät, ist zwar etwas schade, unterm Strich und angesichts der geballten Qualität dieses stimmungsvollen Heldenabgesanges aber nicht weiter tragisch.
So richtig prominent ist William Sachs‘ Galaxina höchstens für eine Sache – dafür, dass die Protagonistin Dorothy Stratten, die hier mit zarten 20 Jahren einen sexualisierten Androiden verkörpert, ein Jahr zuvor zum Playmate des Jahres gekürt wurde und noch im selben Jahr, in dem Galaxina gedreht wurde, von einem Zuhälter und ihrem ehemaligen Ehemann aus Eifersucht niedergeschossen wurde, bevor er sich selbst richtete. Sieht man vom post mortem veröffentlichten They all Laughed ab, ist die Sci-Fi-Parodie das letzte richtige Zeugnis des jungen Sexsymbols gewesen – welches zuvor primär durch zwei einzelne Auftritte in den Serien Buck Rogers und Fantasy Island Schauspielerfahrung sammeln konnte.
Robot woman like clock: pretty face, pretty hands, pretty movement, but hard to regulate when she get out of order.
Story
Die Infinity ist ein Patrouillenschiff der menschlichen Weltraumpolizei. An Bord: eine Handvoll gelangweilter Typen und der hochmoderne und so weibliche wie aufreizende Androide Galaxina, der für die Steuerung des Schiffes verantwortlich ist.
Im Anschluss an einen turbulenten Tag bekommt die Infinty die Mission, zum weit entfernten Altair 1 zu reisen, wo Gerüchten zufolge der sagenumwobene Blaue Stern gesichtet sein soll. Das Problem: Die Gegend ist eine üble und die Reise dorthin dauert 56 Jahre.
Kritik
Galaxina tut – wie jede Parodie – gut daran, sich nicht zu stark auf die Verballhornung bekannter Klischees oder direkter Vorbildwerke zu fokussieren, sondern erst einmal eine eigene Geschichte erzählen zu wollen; mit Augenzwinkern, mit Seitenhieben auf die großen Science-Fiction-Trends, aber mit dem Wunsch nach erzählerischer Selbstständigkeit. Das richtige Vorgehen, um kein Scary Movie zu sein – auch, wenn natürlich klar ist, dass der Film gerne eine Art Barbarella wäre, was er – ebenso klar – für keine Sekunde ist.
Aber auch sonst ist der Film alles andere als anstrengend, vielmehr gestaltet er sich wie eine recht durchschnittliche Folge einer Serie. Ohne große Höhepunkte, ohne große Schauwerte, gemächlich, unaufgeregt und seltsam vertraut. Ja, Galaxina gibt sich derart unaufgeregt, das man schnell das Gefühl hat, schon einige betuliche Abenteuer mit der Crew erlebt zu haben. Auch mag es daran liegen, dass die Erzählung des Filmes ziemlich zerfahren präsentiert wird. Es passiert hier eine Kleinigkeit, dann da, alle speisen sie lustig, dann passiert wieder etwas, von dem man irrigerweise annimmt, es hätte Folgen und zwischendurch verliebt sich einer aus der Crew – natürlich – in den sexy Roboter. Die Seiten hiebe auf SF-Stereotypen sind bestenfalls charmant, in der Regel aber ebenso unaufgeregt und gemütlich wie der ganze Rest. Ähnlich verhält es sich auf dem generellen komödiantischen Sektor: Der Humor ist locker und unbeschwert, aber auch seicht – nicht unangenehm, aber auch nicht auffällig. Nur sehr vereinzelnd sorgen kuriose Spitzen für einprägsame Szenen.
Und so tuckert Galaxina für eine gute Stunde dahin, während sich der Film als Feierabendwunder entpuppt. Bis es auf einen Planeten gibt, wo sich nicht nur das niedrige Budgets der Produktion deutlich hervortut, sondern auch die zu offensichtlichen Anstrengungen, zumindest gen Ende noch etwas Spannung und Geschichte bieten zu wollen. Hätte man diese Ambitionen nur unterdrückt. Galaxina hüpft endlose Minuten über Screens, während ein völlig überdrehter Rotfilter das Bild gründlich verhunzt, teils sehr lieblose Puppen sollen als Aliens eine ideenarme Space-Cantina-Kopie bevölkern und nun ist sie doch da, die Selbstzweckhaftigkeit der Zitate. Ein sinnleerer Spock-Klon mit Ohren, die nach unten deuten und ein lieblos gebastelter Facehugger-Lappen, der gar nichts tut, stehen im optischen Zentrum, ehe Galaxina ohne viel Federlesens auf den Oberbösewicht trifft (immerhin: in dem faden Schlafzimmer einer Herberge, bewusst unspektakulärer lässt sich derartiges kaum in Szene setzen). Hier agiert sie plötzlich, als hätte sie nicht einen Streifzug durch rotes Licht und einen unangenehmen Barbesuch hinter sich, sondern eine komplette Heldenreise, denn auf einmal ist der vormals noch unselbstständige Roboter eine vorlaute, listige Gaunerin und Meisterin der Manipulation. Gerade dieses Treffen ist in seiner antiklimatischen Ausgestaltung überraschend witzig und zudem der Höhepunkt eines vorher kurz etablierten Running-Gags – welcher auch der einzig nennenswerte Witz des gesamten Filmes ist.
Leider läuft die Geschichte nun noch 25 Minuten lang fort und beginnt dann einschläfernd Langeweileproblem auszubrüten.
Fazit
Dass Galaxina nur langsam in Fahrt kommt, ist nicht das Problem des Filmes, sondern sorgt, im Gegenteil, für eine nette Leichtfüßigkeit. Im letzten Drittel vergaloppiert sich der Film dafür plötzlich in episodischen Belanglosigkeiten, trifft immer seltener den richtigen Ton und verzettelt sich gehörig mit seinen Figuren. In Sachen Humor hat Galaxina nicht allzu viel zu bieten – und lässt sich genaugenommen auf einen pfiffigen Running-Gag reduzieren.
Mittlerweile verkommt es schon fast zur selbstzweckhaften Fleißarbeit, aufzuzählen, wie viele Filme das florierende Marvel Cinematic Universe bereits hervorgebracht hat, seit Tony Stark das erste Mal die Rüstung des Iron Mans schmiedete. Das liegt unter anderem eben auch daran, dass es zwischen den großen Glanzlichtern auch schon eine ganze Menge an relativ durchschnittlichen Filmen unter dem Schirm von Disneys Marvel in die Lichtspielhäuser kam, deren Existenz weniger für sich selbst stand denn der Notwendigkeit diente, das Ensemble des Gesamtuniversums und damit dessen Marko-Narration zu vergrößern. Und leider fällt auch Doctor Strange in diese Kategorie.
I’m not ready.
Story
Erfolg bringt Arroganz, Arroganz ist häufig funktionales Zusatzmittel, um zu Erfolg zu kommen. Der außergewöhnlich begabte Neurochirurg Stephen Strange ist: erfolgreich und arrogant.
Eines Abends überschlägt sich sein Auto selbstverschuldet und er kann durch späte Bergung nur knapp dem Tod entkommen. Es ist ein Einschnitt in seinem Leben, der seine Hände unbrauchbar macht – und damit indirekt auch ihn, da er seiner Profession mit dieser Einschränkung nicht länger nachgehen kann. Als alle Optionen versagen und (schnelle) Heilung unerreichbar scheint, klammert sich Strange an den letzten verbleibenden Strohhalm und begibt sich nach Katmandu in eine Art Kloster, wo er sich nach anfänglichen Reibereien von der Ältesten in den geheimen Lehren über das Gewebe der Realität und die Vielheit der Dimensionen unterrichten lässt, um kraft seines Geistes, großen Fleißes und störrischer Hartnäckigkeit schließlich zu einem der vielversprechendsten Advokaten in der Anwendung von uralter Magie wird – Realitätsmodifizierung durch die Energie, die der Dimensionsmultiplizität entnommen wird. Das Ziel, so die eigene Verletzung ausgleichen bzw. rückgängig machen zu können, tritt jedoch in den Hintergrund, als Anhänger der antagonistischen schwarzen Magie wichtige Knotenpunkte der Welt attackieren, um diese zugänglich für den Herrscherdämonen Dormammu zu machen und somit ewiger Verdammnis zu überantworten.
Kritik
Gerade bei einem so weit ausformulierten und etablierten Universum wie dem Marvel Cinematic Universe ist es nicht mehr einfach, neue Figuren mittels extensiver Einzelgeschichten einzugliedern, die zwar wichtige neue Elemente mit sich bringen, aber selbst auch keine besonders herausragende Hintergrundgeschichte besitzen. Und so muss Doctor Strange abermals die klassische Heldenwerdung eines eingebildeten, verblendeten Mannes runterbete, der während seiner Prüfungen geläutert wird, Versuchungen zu widerstehen lernt und schlussendlich die Welt rettet.
Der Anfang soll so schnell wie möglich erzählen, wie es dazu kommt, dass ein eingebildeter, hochrationaler Arzt sich voller Vertrauen in ein Kloster in die Hände einer Magierin begibt – und tut sich denkbar schwer damit. Zur Hilfe wird ein unglaubwürdiger wie unwichtiger Basketballspieler eingebaut, der auf fadenscheinigem Weg herbeigeschrieben wurde und ohne rechten Grund eine der sensibelsten Informationen der Welt preisgibt. Nur damit am Zielort sofort alle Eingeweihten mit Weisheit auf ihn feuern, als handele es sich um Verkaufsstrategien für den Aktienmarkt und nicht um die fundamentale Information, dass Magie eigentlich existiert, spielerisch ausgeführt werden kann und zugleich permanent die Welt bedroht.
Benedict Cumberbatch erweist sich zwar als erwartbar gute Besetzung für den Protagonisten, der quasi zur Speerspitze der „zweiten Heldengeneration“ der Marvel-Kinogeschichte gehört, kann am müden Aufbau und einigen lauwarmen Ideen und Umsetzungen aber auch nichts ändern. Fällt die Charakterentwicklung noch gerade so glaubwürdig aus, tut sich der Film bei der Einbindung des typischen Marvel-Humors schon deutlich weniger gut hervor: Die bisweilen bemüht konstruiert wirkenden Sprüche wirken seltsam unpassend in dem nepalesischen Mikrokosmos, wo das Hantieren mit Magie ernst und grimmig praktiziert wird. So durchkreuzt das – immerhin nicht ausurfernde – Geblödel manchmal die eigene Veranlagung zu intensiverer Stimmung und katapultiert den Film immer wieder in ein unentschlossenes Mittelfeld zwischen zwei Atmosphären.
Visuell hat der Film hingegen einiges zu bieten. Optisch ist es, wie die Figur Strange selbst erst vermutet, wie ein Psilocybin-Rausch auf Leinwand, der technisch aufgrund seiner Abstraktheit manchmal wie eine Rückkehr in die späten 80er/frühen 90er erinnert, gerade deswegen aber auch aus dem einheitlichen Matsch der üblichen Effektgewitter des vermeintlichen Blockbusterkinos positiv heraussticht. Gerade die Befürchtung, der Film würde zu offensichtlich Christopher Nolans Inception plagiieren stellt sich als recht unbegründet heraus – zwar verwendet der Film Motive und sogar ganze Aktionsketten von Inception, ist dabei in der Eigenlogik seiner Welt so individuell, dass dieser Umstand überhaupt nicht ins Gewicht fällt.
Fazit
Die Magie hier ist noch einmal eine ganz andere Nummer als die fast schon technokratische Version von Thors-Mythenheimat; hier findet wirkliches Zaubern Einlass in die Marvel-Diegese, die bis dato zumindest behauptete, Wert auf Rationalität zu legen. Insofern ist Doctor Strange ein durchaus wichtiger Baustein im großen Ganzen, der weitreichende Folgen haben kann, für sich gesehen aber kein Film, den man unbedingt gesehen haben muss, weil die Figur nicht interessant genug ist, es ihrer Geschichte an Alleinstellungsmerkmalen fehlt und sich Humor und Setting nicht immer gut vertragen.
Langweilig ist der Film deswegen noch lange nicht, auch und wegen der optischen Extravaganzen, die er sich in der Magiedarstellung erlaubt, aber eben auch nicht der große Wurf, wie es einst Iron Man, The Return of the First Avenger oder Guardians of the Galaxy gewesen sind. Das muss der Film natürlich auch nicht sein, doch letztlich verkauft sich Marvel hier mal wieder unterhalb der eigenen Möglichkeiten.
This brings us to the fourth entry of this list. The follow-up to the "Zenith rolex swiss replica watches" introduced Rolex's first in-house-produced chronograph movement. Consequently, it is a monumental release in the Daytona lineage.