Lifepod

Ron Silver ist einer dieser Regisseure, die insgesamt deutlich mehr, aber auch deutlich weniger hochwertige Filme gemacht haben, als man annehmen würde.
Die Terrorkapsel – der deutsche Titel soll nach dieser pflichtbewussten ersten Nennung nie wieder erwähnt und durch den beinahe schon antonymischen Oritinalnamen Lifepod ersetzt sein – ist ein loses Remake von Alfred Hitchcocks Lifeboat.

I believe the term is ‚explicit‘, Director.

Story

Es ist Heiligabend des Jahres 2168 an Bord eines großen Raumschiffes, als plötzlich eine mysteriöse Fehlfunktion zu dessen Explosion und dem Ableben unzähliger Passagiere führt – nur 8 von ihnen konnten in letzter Sekunde in einer Rettungskapsel entwischen und treiben nun, auf Rettung hoffend und den gegenseitigen Verdächtigungen und Anfeindungen ausgesetzt, durch den lebensfeindlichen Raum. Nach und nach wir die Stimmung toxischer, Luft und Rationen werden knapper und die Aussichten auf Rettung geringer. Und ein roboterarmiger kleinwüchsiger Cheftechniker sowie die von allen anderen abgeschottete Pilotin haben es zunehmend schwerer, die explosive Gruppe unter Kontrolle zu halten und Hoffnung zu vermitteln.

Kritik

Die Konzeption lässt wenig erwarten – Anfang der 90er, ein SF-Film mit TV-Budget und einer Prämisse, die allem voran uninspirierte Stangenware anzukündigen scheint. Doch Lifepod vermag zu überraschen, liefert er doch mehr und besser als man anfangs zu hoffen wagt.
Nach einem etwas holprig-zähem Einstieg beginnt ein Kammerspiel, das sich inszenatorisch wie inhaltlich nie vom B-Bereich lösen kann, im Rahmen seiner Möglichkeiten aber eine kohärente Stimmung der Bedrohung und des Verlorenseins heraufbeschwört und im Laufe der Handlung konstant anzuziehen weiß. Die Figuren gewinnen die Art von Profil, die man im Fernsehen der 90er schätzen gelernt hat – das Profil einer Welt, die ganz anders, meist schlicht, in ihrer Eigenlogik aber auch auf naiv-schöne Weise funktional und letztlich mitnehmend ist. Nach und nach öffnen sich die einzelnen Charaktere, offenbaren weitaus interessantere Fähigkeiten als zu erwarten war und erfreuen mit einer Dynamik, die zum unheilschwangeren Setting bestens passt.
Dabei wird Lifepod besser und interessanter, je weiter er sich vom Originalstoff entfernt, den Weltraum mehr als nur ein schwarzes Meer mit weißen Punkten sein lässt und Einblicke in eine dystopische, aber auch angedeutet-fantasievolle Zukunft gewährt.
Schön ist zudem, hier Schauspielschwergewichte wie Stan Shaw (Scarface, Independence Day, Lost Highway), vor allem aber C. C. H. Pounder (Avatar, Face/Off, RoboCop 3) als abgekapselte Pilotin anzutreffen. Auch ist es interessant, die – überwiegend visuellen – Metaphern, auszumachen, weil sich so tatsächlich weitreichende Vorausdeutungen hervortun, die dem Film um eine weitere Facette ergänzen, wenn auch Ron Silver hier am Anfang mit der doppelten Geburt am Weihnachtstag doch eine Spur zu dick aufträgt.
Mit seinen knapp 89 Minuten ist der Film nicht wirklich zu lang, eine Straffung runter auf 80 hätte ihm aber sicher gut getan, denn einige der finalen Konflikte bereichern nur die Laufzeit, während das eigentliche Finale überhastet und holprig hereinbricht und dann auch schon wieder vorbei ist.

Fazit

Auch wenn vieles unbestritten käsig ist, kann Lifepod über weite Strecken unterhalten und in den richtigen Abständen neue Konflikte und Offenbarungen liefern.  Das Ganze geschieht zwar routiniert und auf TV-Niveau, aber eben auch mit unbestreitbarem Charme.

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